Fluegel Oktober – November 11/22/06

... Westfront 1917; leider ist die Seriennummer des Flugzeugs unbekannt. WR ist eine Abkürzung der Namen Werner und Resi. Resi ist die Gattin von Werner.
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„Jasta 1 und 31 in Jarsche unweit von Bled“ Artikel aus der Zeitschrift „Flügel (Nasa Krila) - Bund der Flieger in Slowenien“, Nr. 33, Oktober - November 2006 Autor: Marko Malec, in Abstimmung mit Helge Dittmann Fotos: 6 Fotos von Helge Dittmann, 2 Fremdfotos (nicht abgebildet) Zeichnungen: Sascho Kraschovec Übersetzung aus dem Slowenischen: Anton Schnitter, Velingrad/Bulgarien

Auf dem Hoheitsgebiet des heutigen Slowenien und in den Orten, wo Slowenen leben, gab es immer und gibt es auch heute überraschend viele Flugplätze und Start- und Landebahnen. Die ersten Bahnen wurden im Küstengebiet gebaut, wo die Brüder Rusjan arbeiteten. Die Zahl dieser Start- und Landebahnen wuchs beträchtlich zur Zeit des Ersten Weltkriegs, wieder im Küstengebiet, grundsätzlich bedingt durch die Kämpfe an der SoschFront. Bekannt waren auch die Flugplätze in Mittelslowenien im Gebiet von Korosch, wo die Flugzeuge der österreichisch-ungarischen Streitkräfte wirkten und später die Fluggesellschaften Ljubljana und Maribor. Eine wenig bekannte Tatsache ist, dass es Flugplätze und Bahnen auch im Gebiet von Goren gab. Einer davon war in Jarsche bei Bled, an der Landstraße, die Bled mit Ribno verbindet. Im September 1917 wurden dorthin die deutschen Jagdfliegergruppen Jasta 1 und Jasta 31 verlegt, ausgerüstet mit den Jagdmaschinen Albatros D V. Bis nach Ljubljana bzw. bis zum Sumpf von Ljubljana kamen sie unter strenger Geheimhaltung per Eisenbahn; dann wurden sie zusammengebaut und zum Flugplatz Jarsche bei Bled gebracht. Die Aufgabe beider neu eingesetzten Einheiten war die Überwachung des Luftraums beim Eindringen der österreichisch-ungarischen Armee nach Italien zur Zeit der 12. Offensive von Sosch. Deshalb waren die Piloten der Jasta 1 und Jasta 31 mit üblicher Jagd im Gebiet Bled – Bohin – Ajdovstina – Ljubljana – Celovec – Bled

beschäftigt, doch auf diesem Gebiet kam es zu keinerlei Zusammenstößen mit italienischen Flugzeugen. Auf dem erwähnten Flugplatz (eher Start-und Landebahn) weilten Jasta 1 und Jasta 31 über drei Monate. Nach dem Durchbruch an der Front von Sosch wurden beide Jagdeinheiten schon am 27. Dezember 1917 nach Italien verlegt, genauer ins Gebiet von Kodrojp, wo heute der bekannte Fliegerhorst Rivolto liegt. Das erste As von Jasta 1 war Kurt Wintgens, der 19 Luftsiege erzielte, bis ihn am 25. Dezember das französische As Alfred Hertaux abschoss. Doch weil Wintgens nicht die ganze Zeit bei Jasta 1 diente, wird Leutnant Hans von Keudell mit 11 Luftsiegen als erfolgreichster Jagdflieger von Jasta 1 betrachtet, die er in der Zeitspanne von August 1916 bis zum 5. Februar 1917 erzielte und an diesem Tag auch abgeschossen wurde. Bei Jasta 1 dienten noch etliche erfolgreiche Jagdpiloten: Paul Bona, Wilhelm Cymera, Hans Kummetz, Herbert Schröder, Hans Bethge und Gustav Leffers. Die Mehrzahl ihrer Siege erzielten sie an der westlichen Schlachtfront. In der Zeit von September 1917 bis Anfang Februar 1918, als Jasta 1 an der italienischen Front war, hatten ihre Piloten nur 10 Siege. Die amtlichen Dokumente schreiben der Jasta 1 insgesamt 107 vernichtete Feindflugzeuge zu. Einer der Piloten bei Jasta 1 von August 1917 bis zum 27. Mai 1918 war Leutnant Werner Dittmann. Am 1. April 1914 ist er in seiner Eigenschaft als Freiwilliger des Hannoveraner Infanterieregiments Nr. 77 beigetreten und kämpfte als Infanterist in Belgien und Frankreich. Vom 26. August bis zum 5. September nahm er an der berühmten MarneSchlacht teil. Im Januar 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert und im Mai erhielt er das EK II. Dann verlegte man ihn nach Polen, wo er bis Ende Juli blieb, später kam er wieder zur Westfront. Vom Juni 1916 bis Mitte Oktober absolvierte er eine Ausbildung als Pilot und wurde der Fliegerabteilung (A) 222 zugeteilt. Als Pilot flog er an der Westfront und wurde im Juni 1917 mit dem EK I ausgezeichnet. Zu Jasta 1 kam er am 7. August 1917 und beteiligte sich mit ihr an den Kämpfen der Front von Sosch. Dann wurde seine Kampfeinheit vorübergehend ebenfalls auf dem Flugplatz von Jarsche bei Bled stationiert. Am 27. Mai 1918 kam er zu Jasta 13 und nahm an den letzten Kämpfen an der Westfront teil. Nach dem Krieg blieb er eine gewisse Zeit bei den Streitkräften und wurde am 30. September 1920 entlassen. Er starb mit 79 Jahren am 20 August 1975 in Bonn. Mit seiner Fotokamera, die er in der ganzen Zeit bei den Kämpfen mitführte, schuf Leutnant Werner Dittmann eine einmalige Chronik der Ereignisse in den Einheiten, in denen er diente. Unter seinen Aufnahmen, gesammelt in 19 Alben, gibt es einige exklusive Fotografien von der Start- und Landebahn in Jarsche und von Bled, wie auch Panoramabilder der Julier Alpen, die er während seiner Flüge machen konnte. Mit der Zustimmung des Sohns von Werner, Herrn Helge Dittmann, stellen wir sie hier zum ersten Mal den slowenischen Lesern vor. Die andere in unserem Artikel erwähnte Einheit, die an der Startbahn von Jarsche weilte, ist die Jasta 31. Sie erlebte allerdings nicht den Ruhm einiger anderer Jastas. Bei ihrem Kampfbeginn im Jahre 1916 bis Ende des Ersten Weltkriegs erzielten ihre Piloten “nur” 31 Luftsiege, wobei sie auch neun Ballons vernichteten.

Auf dem Luftfoto der Landebahn von Jarsche sieht man zwölf Zelte, die Flugzeuge der Jasta 1 und Jasta 31, sowie die “Albatros D V” beherbergten. Die Straße im unteren rechten Winkel führt nach Bled und die im oberen linken Winkel nach Ribno. Gut sichtbar ist auch das weiße T-förmige Zeichen, das den Piloten die Start- und Landerichtung angab.

Leutnant Werner Dittmann vor seiner Albatros D V von Jasta 1 mit Nummer D.2229/17 im Oktober 1917 auf der Bahn in Jarsche bei Bled.

Ein ausführlicheres Foto Leutnant Dittmanns vor seiner Albatros D V. Foto aufgenommen im Spätfrühling 1917.

Noch ein Foto von Leutnant Dittmann mit Albatros D V D.2229/17, im Hintergrund gut sichtbar Stol und Begunstica.

Fremdfoto: Albatros-Wartung von D III in einem der Zelte an der Landebahn in Jarsche. (Quelle: France Primzic) Fremdfoto: Eins der Flugzeuge beider in Jarsche stationierten Jastas, Patrouillenstart. Gut sichtbar das Hilfszeichen auf der Erde, im Hintergrund ist Begunstica. (Quelle: France Primzic)

Leutnant Dittmann am Ende des Flugs; interessant sind seine Kleidung und der Spiegel an der hinteren Tragfläche.

Luftbild von Bled im Herbst 1917.

Albatros D V, Pilot Werner Dittmann, Westfront 1917; leider ist die Seriennummer des Flugzeugs unbekannt. WR ist eine Abkürzung der Namen Werner und Resi. Resi ist die Gattin von Werner Dittmann in einer späteren Ehe. Albatros D III, Seriennummer 2090/16, Jasta 31. Pilot Fritz Jakobson.

Albatros D V, Seriennummer D 2229/17, Jasta 1, Pilot Werner Dittmann, Landebahn in Jarsche bei Bled im Oktober 1917. Den jüdischen Stern mit Schweif auf dem Rumpf übernahm er von einem jüdischen Freund, der tragisch sein Leben verlor. Albatros D III (o.ä.); leider ist die Seriennummer des Flugzeugs unbekannt, Jasta 1, Pilot Franz Rey.