Ewige Profess von Thilo Saft Meppen, 12. September ... - Marist Europe

12.09.2013 - gewählte Evangelium ist das gleiche, das bei deiner ersten ... Ja, das ist ein Versprechen auf Zukunft hin, dass auch ein bisschen was.
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Ewige Profess von Thilo Saft Meppen, 12. September 2013 Isaia 61, 9-11, Psalm : 1Sam2, 1bcde, 4-5b, 6-7, 8abcd, Lk 1,26-38 Lieber Thilo ! Die von dir ausgesuchten Lesungen versetzen uns zum einen in eine freudige, gleichzeitig aber auch in eine ernste Stimmung. Die Texte aus dem Propheten Jesaia und die Auszüge aus dem Samuelbuch klingen zusammen mit dem Wort des Lukas-Evangeliums, dass du für die Feier deiner Ewigen Profess gewünscht hast. Jesaia und Samuel sind zwei große Gestalten des Ersten Bundes, ihre Lieder künden das Lied Marias an, ihr Magnifikat: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter!“ Welch freudige Stimmung! In dieser Stimmung schwingt auch ein ernster Moment mit. Das von dir für heute gewählte Evangelium ist das gleiche, das bei deiner ersten Gelübdeablegung in Davao, Philippinen, am 25. März 2010, dem Fest der Verkündigung, verlesen wurde. Es ist der Bericht von dem Werden einer Berufung, der Bericht über jemanden, der das Risiko eingeht, den Herrn in seinem Leben aufzunehmen, der Bericht von einem, der das Wort Gottes hört und der dieses Wort zu seinem Kompass macht, daran sein ganzes Leben auszurichten. Darum sage ich, dass dies auch ein ernster Moment ist – nicht traurig, aber ernst! Es ist dies ein Moment, der viel im Leben eines Menschen bedeutet, ein gewichtiger Moment. Danke, dass du uns bei diesem Schritt deines Marist Werdens mitgehen lässt, wo sich Freude und Ernst begegnen. Deine zeitliche Profess wurde am 25. März, der Verkündigung des Engels an Maria, begangen. Heute feiern wir das Fest Maria Namen, das uns zur Feier deiner endgültigen Entscheidung vereint. Jedes Jahr ist der 12. September ein Festtag für die ganze Gesellschaft Mariens. Dein Lebensprogramm und das aller Maristen ist eingeschrieben in unseren Konstitutionen (Nr. 8): „Da sie den Namen Marias tragen, streben die Maristen danach, wie sie zu sein und wie sie Jesus nachzufolgen.“ Dein Versprechen hat, wie jedes Versprechen, auch ein bisschen was Verrücktes, wenn ich das so sagen darf. Vor allem, wenn es sich um ein ‚definitives‘ Versprechen handelt. Wie kann ich auf eine Zukunft setzen, die doch so unsicher ist? Wie versprechen, dass ich dem Evangelium immer treu sein werde, durch das Leben der drei Gelübde, ehelose Keuschheit, Gehorsam und Armut, und durch das Leben in Gemeinschaft mit den Brüdern, die ich mir nicht gewählt habe? Ja, das ist ein Versprechen auf Zukunft hin, dass auch ein bisschen was Verrücktes hat, besonders in dieser Zeit, wo man zur Vergangenheit viele Fragen und zur Zukunft viele Befürchtungen hat. Alle, die in Schule und Erziehung arbeiten – ein Bereich, den du ja aus eigener Erfahrung kennst – wissen sehr wohl, dass eine der großen Herausforderungen auf diesem Gebiet genau der Bruch in der Vermittlung von der einen Generationen zur nächsten liegt. In der Schule ist das sicher deutlich, aber diese Herausforderung existiert noch mehr in unseren Familien. Deutlich wird das insbesondere durch die Schwierigkeit zu finden, woran man sich halten und wofür man sich engagieren soll, als ob das Vergangene ausgelöscht und die Zukunft nicht sichtbar sei, und als Konsequenz nur dem jetzigen Moment Wert zugemessen wird. Von da ergibt sich die Frage: Wenn das Vergangene wenig Gewicht hat, und wenn die Zukunft Angst macht – wie kann ich mich da auf Lebenszeit binden? Wie entkommen wir dieser Falle, die unsere Generation bedroht? Vielleicht gerade in dem, dass wir den Sinn eines Versprechens wieder entdecken. Denn ein Versprechen

ablegen kann eine Weise sein, die Zukunft vorwegzunehmen, meine Geschichte jetzt zu sehen und mich darin für die Zukunft verpflichte. Unter diesem Aspekt und in diesem Kontext erhält das Versprechen, das du, Thilo, heute ablegst, eine große Bedeutung für jeden Einzelnen von uns, die wir Mitglieder deiner Familie, der Maristen oder deine Freunde sind. Die Gelübde, die du aussprechen wirst, sind weder ein Gefängnis in toter Treue noch radikaler Eigenwille. Nein, dein Versprechen drückt deinen Wunsch aus, einer unsicheren Zukunft auf kreative Weise und in Treue zur Maristengemeinschaft und zu dir selbst zu begegnen. In seiner Enzyklika ‚Licht des Glaubens‘, die Papst Franziskus in enger Zusammenarbeit mit seinem Vorgänger, Benedikt XVI. verfasst hat, sagt Franziskus etwas Ähnliches. Er möchte genau über dieses Licht sprechen, das der Glaube ist, „damit es zunimmt und die Gegenwart erleuchtet, bis es ein Stern wird, der die Horizonte unseres Weges aufzeigt in einer Zeit, in der der Mensch des Lichtes ganz besonders bedarf.“ (§4) All dies beseitigt weder die Fragen noch die Ängste, die wir womöglich haben. Aber, wie Maria und wie all diejenigen, die ihren Namen tragen, glauben wir an das verborgene und diskrete Wirken des Geistes Christi in der Geschichte. Wir glauben, die Gegenwart ist nicht leer, noch weniger die Zukunft. Wir glauben an den Wert eines Versprechens von Menschen, die Zukunft anpacken und in Blick nehmen, ruhig aber bestimmt, die sich vorbereiten für andere da zu sein, die die neue Generation erziehen und ihnen die Schönheit und Größe des Lebens vermitteln. Wie Maria und mit ihr leben wir aus dem Vertrauen und in der Hoffnung, dass die Auferstehung Jesu das letzte Wort in der Geschichte hat. Lieber Thilo! Wir nehmen dich mit Freude auf… und mit Ernst! Möge das Evangelium, gelebt nach dem Beispiel Marias, das Licht auf all deinen Wegen sein. Hubert Bonnet-Eymard sm