Erinnerungen einer Taxifahrerin 1974-1994

mit dem eigenen PKW nach Hause fährt. Koschnick-Dollar Freifahrten für ... nach dem Motto: die Versicherung zahlt ja. Ich habe dann aber an- gerufen, dass ich ...
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Eine Bremer Taxifahrerin erinnert sich an gute Zeiten Helga Resina war 20 Jahre lang, von 1974 bis 1994 als Taxifahrerin in Bremen unterwegs. In diesen Jahren hat sie viel erlebt: Lustiges, Skurriles, aber auch Trauriges. In ihren Erinnerungen gibt sie interessante Einblicke in die Tätigkeit der Taxifahrer. Auf humorvolle Weise nimmt Resina Sie mit auf ihre erste, letzte und viele andere Touren. Gute Fahrt!

Erinnerungen einer Bremer Taxifahrerin

Helga Resina

1974 - 1994

€ 3,80 ISBN 3-927155-87-X Umschlag_Taxi.indd 1

02.02.2006 17:12:29

Helga Resina

Erinnerungen einer Bremer Taxifahrerin an gute Zeiten 1974 - 1994

Taxi-Jargon Auslandstour

Tour außerhalb Bremens (Verden, Delmenhorst etc.)

Einsacken

Vom Taxiplatz als letzter in der Reihe einenFahrgast mitnehmen

Einsteiger

Fahrgäste, die am Taxenplatz einsteigen, also nicht über Funk anfordern

Engeltour

Taxe mit 2 Fahrern

Ferntour

Hamburg, Hannover etc.

Geyer

Taxenschild

Heimatschuß

Letzte Tour, die nach Möglichkeit nicht zu weit ist, bei der man die Taxe übergibt und mit dem eigenen PKW nach Hause fährt

Koschnick-Dollar

Freifahrten für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer

Quietschertour

sehr kurze Tour

Schnellschnitt

Tour vom Krankenhaus während einer OP mit einer Gewebeprobe auf dem schnellsten Weg zur Pathologie, dort auf das Untersuchungsergebnis warten und zurück fahren

Supertour

weitere Tour in der Stadt

Tip

Trinkgeld

Tour wuppen

Fremden Fahrgast aufnehmen

Wecker

Taxiuhr, Preis

© 2006. Alle Rechte bei Helga Resina, Bremen, Herstellung: SachBuchVerlag Kellner, St.-Pauli-Deich 3, 28199 Bremen, Fon: 0421-77 8 66, Fax: -70 40 58 [email protected] # www.kellner-verlag.de

Vorwort der Autorin 20 Jahre, von 1974 - 1994, bin ich in unserer schönen Hansestadt Taxe gefahren. Bremen zieht sich wie ein Wurm ca. 40 km an der Weser entlang – Von Mahndorf bis Farge. Ich finde Bremen schön und liebe meine Heimatstadt. Der Marktplatz mit Roland, dem alten Rathaus, Dom, Schütting – alles strahlt auch heute noch ein gewisses Flair aus. Viele Fahrgäste von außerhalb haben mir immer wieder gesagt, dass sie gerne nach Bremen kommen. Die Engländer sagen „Bremen is wonderful“. Bremen ist eine Großstadt, die überschaubar ist, noch viele Grünanlagen hat und die alten Bremer Häuser, die es noch heute gibt, mit dem Wintergarten vorne vorgebaut. Helga Resina

Meine erste Ferntour Sicher erinnern sich noch viele Bremer, dass 1974 Herr Stecker von der Ratskonditorei am Markt ermordet wurde. Er wurde mitten auf dem Marktplatz erschossen. Ich bekam den Auftrag, die Bilder zur Bild-Zeitung nach Hamburg zu bringen. Ich fuhr gerade 14 Tage Taxe und hatte überhaupt keine Erfahrung und war daher natürlich etwas aufgeregt. Nachdem ich dreimal über Funk nachgefragt hatte, hieß es von der Zentrale: „Wenn die überhaupt keine Ahnung hat, fährt jemand anderes“. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, ich fuhr nach Hamburg und fragte bei der ersten Polizeistation nach dem ‚Großen Burstah‘. Man erklärte mir den Weg und ich habe es auf Anhieb gefunden. Einmal bekam ich eine Ferntour morgens um 7 Uhr nach Lübeck. Der Fahrgast war ein netter Mann, ca. 35 Jahre alt. Unterwegs erzählte er mir, dass er Urlaub vom Knast hätte von Samstagmorgen bis Montag um 14 Uhr. Er hatte einen Juwelierladen überfallen und musste dafür sitzen. „Stell Dir vor“ sagte er, „die haben viel mehr als Verlust angegeben, nach dem Motto: die Versicherung zahlt ja. Ich habe dann aber angerufen, dass ich gar nicht soviel geklaut habe“. In Bargteheide regte sich meine Blase. Auf dem Parkplatz anhalten wollte ich nicht. Wir fuhren weiter und waren um ca. 9.30 in Lübeck. Er schlug vor, noch einen Kaffee zusammen mit mir zu trinken – leider hatte noch keines offen. „Das ist nicht so schlimm“ sagte ich, „ich hätte bloß eine Toilette gebraucht.“ Der Gast machte mich darauf aufmerksam, dass ein Stück weiter eine Toilette sei. Leider waren die Damentoiletten geschlossen, und die Herrentoiletten ebenfalls, nur Urinbecken waren vorhanden. Da ich eine weiße Hose anhatte, verzichtete ich auf diese „Erleichterung“, habe ihm aber nichts davon gesagt. Nachdem wir am Ziel waren, meinte er, ich sei toll gefahren und nun wolle er mir eine Flasche Sekt kaufen. Während er im Laden war, sah ich 100 m weiter eine Tankstelle – meine Rettung!!!

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Die ersten Jahre bin ich immer auf dem Taxenplatz „Herdentor“ in der Nähe des Hauptbahnhofes angefangen, dort gab es Einsteiger. 4