er p- - ur en- ch m o n - ss

ganisationen der Entwicklungshilfe oder in entwicklungspolitischen Konfe- ... die öffentliche Diskussion über den Sinn von Entwicklungshilfe getrieben hat.“.
8MB Größe 4 Downloads 356 Ansichten
Tödliche Hilfe Eine Frau, die als Referentin im Bundeministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und als Bundestagsabgeordnete bis dahin Entwicklungshilfe zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hat, kehrt von einer Dienstreise nach Bangaldesch zurück und kündigt fristlos. Sie behauptet und belegt durch die Beschreibung dessen, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hat, dass wir überall da, wo wir helfen wollen, nur Unheil anrichten. Und sie fordert, Entwicklungshilfe müsse sofort beendet werden. 1985 in erster Auflage erschienen, gehört dieses Buch auch heute noch zur Pflichtlektüre für alle, die sich mit Entwicklungszusammenarbeit beschäftigen und kritisch auseinandersetzen wollen. „Und wenn Brigitte Erler sagt, die Hilfe dient überwiegend den falschen Leuten, halte ich das für übertrieben. Aber ich bin bereit, dem nachzugehen und andere aufzufordern: prüft die These; und prüft, wo man das, was nicht in Ordnung ist, durch etwas Vernünftiges ersetzen kann." Willy Brandt im Interview mit B. Erler in DIE ZEIT „Das Buch sollte alle nachdenklich machen, die sich in Bürokratien und Organisationen der Entwicklungshilfe oder in entwicklungspolitischen Konferenzen und Zirkeln in der Selbstzufriedenheit wiegen, dass sie auf dem richtigen Wege sind.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

Autorin Brigitte Erler, geboren 1943, SPD-Bundestagsabgeordnete von 197680 und 1982/83 sowie Referentin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit 1974-83. Nach einer Dienstreise nach Bagladesch im Herbst 1983 kündigte sie fristlos. Von 1985 bis 1990 war sie Generalsekräterin von amnesty international Deutschland. Heute bekämpft Brigitte Erler in der 1992 von ihr gegründeten Organisation AktionCourage e.V. Rassismus im eigenen Land.

Pressestimmen zu Vorauflagen „Und wenn Brigitte Erler sagt, die Hilfe dient überwiegend den falschen Leuten, halte ich das für übertrieben. Aber ich bin bereit, dem nachzugehen und andere aufzufordern: prüft die These; und prüft, wo man das, was nicht in Ordnung ist, durch etwas Vernünftiges ersetzen kann.“ Willy Brandt im Interview mit Brigitte Erler in DIE ZEIT, 08.11.1985 „Doch noch nie hat ein Eingeweihter der Entwicklungsbürokratie sein eigenes Werk, ein gutes Dutzend Entwicklungsprojekte in Bangladesch, so gnadenlos verrissen wie Brigitte Erler in ihrem soeben erschienenen Buch ‘Tödliche Hilfe’“ Der Spiegel Nr. 12/1985 „Das Buch sollte alle nachdenklich machen, die sich in Bürokratien und Organisationen der Entwicklungshilfe oder in entwicklungspolitischen Konferenzen und Zirkeln in der Selbstzufriedenheit wiegen, daß sie auf dem richtigen Wege sind.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.1985 „Wer eh’ schon Zweifel an der Hilfskräftigkeit seiner Steuergroschen hat, findet hier viele anschauliche Belege“ taz 19.03.1985 „Eine rasch wachsende Anhängerschaft findet dagegen die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Brigitte Erler mit ihrem Buch über die ‘Tödliche Hilfe’ und der darin enthaltenen These, daß jegliche staatliche Entwicklungshilfe grundsätzlich schädlich sei. Eine These, die Gegenstand zahlreicher Diskussionsveranstaltungen im ganzen Bundesgebiet ist.“ Frankfurter Rundschau, 07.02.1985 „Der moralische Stachel konnte nicht beseitigt werden, den Brigitte Erler in die öffentliche Diskussion über den Sinn von Entwicklungshilfe getrieben hat.“ WDR 1, Meldung und Meinung, 18.03.1986 „Das Buch kann auch trotz seines frühen Erscheinungsjahres immer noch all jene provozieren, die meinen, moderne selbstbestimmte und gleichberechtigte Entwicklungszusammenarbeit zu betreiben. Ein wichtiger Diskussionsbeitrag.“ Tafungua e.V., Kölner Forum für Entwicklungszusammenarbeit mit Kenia, www.tafungua.de, 2003

Die 1. Auflage des Buchs „Tödliche Hilfe“ von Brigitte Erler ist 1985 erschienen. Für die vorliegende 15. Auflage wurde die Rechtschreibung an die neue Schreibweise angepasst. Anregungen und Kommentare an die Verlagsadresse oder per E-Mail an [email protected] sind gerne gesehen. www.toedlichehilfe.de

ISBN Print 978-3-87322-081-6 ISBN PDF 978-3-87322-105-5 ISBN E-Pub 978-3-87322-106-2 15. Auflage 2010 Impressum: Autorin: Brigitte Erler Herausgeber: Ertay Hayit, M.A. Redaktion: Cornelia Auschra, M.A. Produktion: Mundo Marketing GmbH, Köln

© copyright 2010 Mundo Marketing GmbH, Köln Alle Rechte vorbehalten All rights reserved Printed in Germany

Hayit Medien Tel. 02 21 / 92 16 35 - 0, Fax 02 21 / 92 16 35 - 24 E-Mail: [email protected] www.hayit.de

Hayit Diskurs

Brigitte Erler

Tödliche Hilfe Bericht von meiner letzten Dienstreise in Sachen Entwicklungshilfe herausgegeben von Ertay Hayit

Hayit Medien, Köln

Inhalt

4

Inhalt

Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Ein Distrikt wird entwickelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Die List mit den Pumpen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Klein, aber fein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Beglückung mit Biogas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Fischer bleib bei deinen Netzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Schildbürgerstreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Holzwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Freundschaftlicher Händedruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Der Geschmack der Ananas. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Boykott aus Mitleid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Von Lübke zu McDonald. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Herren in Schutzhaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Großes Rind – schwaches Rind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Bonzenmilch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Tatwaffe Telefon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Eine Beschäftigung muss sich doch finden lassen. . . . . . . . . . . . . . . . 38 Eins plus eins macht null . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Auslese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Fremder Reis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Importe, die den Hunger bringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Gift belebt das Geschäft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Die dummen Bauern und ihre fleißigen Berater . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Rattentod. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Verhütung von Menschlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Sterilisieren statt Stillen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Tempel gegen die Fruchtbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Spielwiesen der Emanzipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

5

Inhalt

Banken, die Geld verschenken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Die unheilige Allianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Nichts sehen – nichts hören – nichts sagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Scheuklappen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Objektivität auf Bestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Selbsttäuschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Abkürzungsverzeichnis der Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Ablauf eines Projekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Aktuell: Internet-Adressen zum Thema. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

Vorwort

6

Vorwort des Herausgebers zur 15. Auflage

Heftige, zum Teil essenzielle Kritik an Entwicklungshilfe prägte die dritte Dekade der entwicklungspolitischen Aktivitäten der Industrieländer, die Achtzigerjahre. Ihre Konzepte und Theorien standen auf dem Prüfstand, insbesondere nachdem einer der Väter der internationalen Zusammenarbeit, der schwedische Ökonom Gunnar Myrdal, öffentlich seinen Standpunkt änderte und die bislang geleistete Entwicklungshilfe für gescheitert erklärte. Auf die gängige Praxis hatte dies zunächst wenig Einfluss. 1985 veröffentlichte Brigitte Erler, damalige Referentin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), das Buch „Tödliche Hilfe“. Schockiert über die Folgen staatlicher Entwicklungshilfe vor Ort beschrieb sie die einzelnen Stationen ihrer letzten Dienstreise durch Bangladesch. Während dieser Reise hatte sie feststellen müssen, dass die Ergebnisse aller Bemühungen immer auf dasselbe hinausliefen: Die Reichen wurden immer reicher – und zwar sowohl in den Entwicklungs- als auch in den Industrieländern –, die Armen immer ärmer. Die meisten ihrer ehemaligen Mitarbeiter im Ministerium reagierten auf das Buch ablehnend. Offiziell wurden die Vorwürfe seitens des BMZ rundheraus abgestritten. Gleichwohl zeigen die kurz darauf hausintern in Auftrag gegebenen Studien und die sich anschließenden Korrekturen an den Definitionen und Zielsetzungen von Entwicklungspolitik, dass der Anstoß zur Selbstreflexion endgültig gegeben worden war. Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, funktioniert die Maschinerie Entwicklungshilfe wie eh und je. In der Theorie ist man zwar einige Schritte weiter: Die „Globale Strukturpolitik“, die in der heutigen Entwicklungspolitik den Gedanken der „Entwicklungshilfe“ abgelöst hat, fußt auf der Erkenntnis, dass die internationale Zusammenarbeit Strukturveränderungen in Politik, Wirtschaft und Sozialwesen nicht nur in den Entwicklungs-, sondern auch in den Industrieländern zum Ziel haben muss. Dass die Praxis von der Theorie nur allzu weit entfernt ist, und dass auch nach fast fünfzig Jahren Entwicklungspolitik mitnichten Gleichheit und Gerechtigkeit in der Welt herrschen, führt uns allen die gegenwärtige Situation von schwelender Aggression und terroristischer Gewalt vor Augen.

7

Vorwort

„Tödliche Hilfe“ von Brigitte Erler ist nach wie vor ein wichtiges Dokument für alle, die sich kritisch mit Entwicklungshilfe auseinandersetzen. Die Projekt-Wirklichkeit vor Ort mag sich in den letzten 20 Jahren verändert haben, die Interessen der Wohlhabenden und die Wirkungen des Zusammenspiels der internationalen Kräfte, wie sie die Autorin beschreibt, nicht. Der Text samt Anhang wurden für die vorliegende Ausgabe inhaltlich nicht verändert, da beides in historischem Zusammenhang steht. Die Schreibweise wurde der neuen Rechtschreibung angepasst. Wer sich für aktuelle Daten zu Bangladesch und Informationen zu Entwicklungshilfe-Organisationen interessiert, erhält mit Hilfe der neu in den Anhang aufgenommenen Internet-Adressen einen Einstieg in die eigene Recherche. Auch möchte ich auf unsere Internet-Site „www.toedlichehilfe.de“ mit Diskussionsforum und Linksammlung hinweisen. Ertay Hayit, Köln

Vorwort der Autorin zur ersten Auflage 1985 Im Oktober 1983 kehrte ich von einer dreiwöchigen Dienstreise nach Bangladesch zurück und kündigte meine Stellung als Referentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) fristlos. Ich habe während des größten Teils meines Arbeitslebens Entwicklungspolitik betrieben. Nebenbei engagierte ich mich in verschiedenen Gruppen, die sich mit den Beziehungen zu den Ländern der Dritten Welt, besonders zu denen Afrikas, beschäftigten. Auf dienstlichen, politischen und privaten Reisen habe ich die Mehrzahl der Länder Afrikas sowie einige Asiens kennen gelernt. Nach einer kurzen Tätigkeit beim Seminar für Sozialarbeit in Übersee der Caritas und nebenberuflicher Praktikantenbetreuung für die Carl-DuisbergGesellschaft siedelte ich nach Bonn über, um mich Aufgaben in der Zentrale bundesrepublikanischer Entwicklungspolitik, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, zu widmen. Ich begann im Öffentlichkeitsreferat, schrieb Reden für die Minister Eppler und Bahr und übernahm dann die Zusammenarbeit mit Botswana und Sambia.

Vorwort

8

Nach zweieinhalb Jahren BMZ wurde ich für eine Legislaturperiode zum Mitglied des Deutschen Bundestages gewählt. Ich war Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, im Ausschuss für Forschung und Technologie und Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Während dieser Zeit bemühte ich mich weiter eifrig, der Bevölkerung die Notwendigkeit von Entwicklungshilfe klarzumachen. Die verbreitete Grundeinstellung vor allem von Arbeitnehmern, die Neger seien dumm und faul, prangerte ich als Rassismus an und versuchte, diesem Vorurteil entgegenzuwirken. Mit wenig Erfolg. Mir war nämlich nicht bewusst, dass ich mit meiner Helferideologie selber zum Propagandisten des Rassismus wurde: Wenn ganze Völker mit ihren Problemen angeblich nicht allein fertig werden können, dann liegt es eben nahe, dass sie entweder dumm oder faul oder beides sind. Bei meiner Rückkehr in das Ministerium übernahm ich die Zusammenarbeit mit Pakistan. Während des letzten dreiviertel Jahres meiner Dienstzeit übertrug man mir die Technische Zusammenarbeit mit Bangladesch. Wenn in dem vorliegenden Bericht von „meinen“ Entscheidungen die Rede ist, meine ich damit immer nur Vorentscheidungen. Denn ausgabenwirksame Unterschriften dürfen nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung erst vom Referatsleiter an aufwärts geleistet werden. Mein Entschluss, der Entwicklungshilfe den Rücken zu kehren, war das Ergebnis jahrelanger Erfahrungen in der Entwicklungspolitik und zahlreicher Diskussionen innerhalb und außerhalb des BMZ. Den Anlass bildeten die Erlebnisse auf meiner letzten Dienstreise nach Bangladesch. Dort wurde mir die einzige noch verbliebene Illusion geraubt, dass wenigstens „meine„ Projekte zur Beseitigung von Elend und Hunger beitrügen. Ich erfuhr im Gegenteil, wie jede einzelne Komponente der unter meiner Verantwortung durchgeführten Projekte die Reichen reicher und die Armen ärmer machte. In Bangladesch bedeutet das in vielen Fällen den Unterschied zwischen Leben und Tod. Ich konnte die Einsicht nicht mehr verdrängen: Entwicklungshilfe schadet allen, denen sie angeblich nützen soll, ganzen Ländern wie einzelnen Betroffenen. Sie muss deshalb sofort beendet werden. Ohne Entwicklungshilfe ginge es den Menschen in den Ländern der Dritten Welt besser. Ich weiß wohl, dass die Veröffentlichung dieses Textes nicht das Ende der Entwicklungspolitik bewirken kann. Dazu läuft das Zusammenspiel zwischen der am Geschäft beteiligten deutschen Industrie, der