Tarlot AWS

Kalt. Der Wind der unablässig vom Tresom. Gebirge her wehte ließ die Männer zittern. Aber nicht nur der eisige Wind lässt euch zit- tern, dachte er bei sich. Nein, oft genug hatte er ein Exempel statuiert und die Leute wussten ganz genau, was ihnen blühte, wenn er sie so antreten ließ. Sicher, es gab etliche neue in seiner ...
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Robin Geiß

TARLOT Das Ende Band 4 Fantasy-Thriller

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Robin Geiß Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2314-7 ISBN 978-3-8459-2315-4 ISBN 978-3-8459-2316-1 ISBN 978-3-8459-2317-8 Mini-Buch ohne ISBN

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TEIL I 01 Kalt. Der Wind der unablässig vom Tresom Gebirge her wehte ließ die Männer zittern. Aber nicht nur der eisige Wind lässt euch zittern, dachte er bei sich. Nein, oft genug hatte er ein Exempel statuiert und die Leute wussten ganz genau, was ihnen blühte, wenn er sie so antreten ließ. Sicher, es gab etliche neue in seiner Streitmacht die solch eine Vorführung noch nicht erlebt hatten, aber diese hatten von den erfahrenen Menschen wahrscheinlich schon genug Geschichten gehört um sich auszumalen was hier im Gange war. Und wenn nicht? Genau darum ging es ja hier. Diesen Leuten zu zeigen was Sache war, diesen Menschen beizubringen wer das Sagen hatte, wer hier der Boss war und wer zukünftig ihr Herrscher und der der ganzen 4

Menschheit werden würde. OK, wenn er sich ansah wie er die Bestien beherrschte und wenn man bedachte das sich die Menschheit gerne an die Spitze der Nahrungskette stellte, also als Oberhaupt der gesamten Lebewesen auf Erden betitelte, dann konnte er sich als Herrscher der Welt bezeichnen, wenn es denn einmal soweit war. Doch ihn interessierte das Tierreich weniger. Er fokussierte die Menschheit. Und er selbst zählte sich keineswegs mehr dazu. Er hätte sich auch den Titel Übermensch geben können, doch damit brachte er nur eine Verbindung zwischen deren Spezies und seiner eigenen. Nein, er zählte sich schon lange nicht mehr zu dieser dummen, aussterbenden Rasse, die er es sich zum Ziel gemacht hatte, stark zu dezimieren, zu unterjochen und soweit zu unterdrücken, dass diese ihren Stolz, ihre Eitelkeit, ja ihre sogenannte Menschlichkeit aufgaben. Und wenn die jetzt Lebenden erst mal alle Würde verloren hatten und ihrerseits Nachkommen in diese Welt brachten, so gab es diese Eigenschaften schon mal nicht mehr 5

an einen Nachkommen bewusst und willentlich weiterzugeben. Sicher waren viele dieser Eigenschaften so in den Genen verwurzelt, dass diese einfach weitervererbt wurden und somit nicht innerhalb einer Generation völlig ausradiert werden konnten. Aber mit der Zeit würde dies anders werden. So wie er sich jede einzelne Wunde in Bruchteilen von Sekunden selbst heilen konnte - so schnell, das noch nicht mal der Hauch einer Chance bestand das ein Blutstropfen austreten würde - so gewiss war er sich auch darin, Zellen die alterten bzw. abstarben, zu ersetzen. Und auch wenn er diese Gabe hatte, gebrauchen musste er sie gar nicht, da er einfach nicht Alterte und somit auch nicht starb. Nach Gesetzen der Menschen war er schon längst tot. Aber was waren schon die Gesetze der Menschen? Tote Gesetze, wenn man die Zukunft mit ihm in der Welt betrachtete. Und er war in dieser Welt. Unumstößlich und Unbesiegbar. Am Nordöstlichen Rand des Tresom Gebirges befand sich eine kleine Brücke die über 6

den südlichen Seitenarm des Siekirs führte. Links neben dieser Brücke, befand sich ein kleines Häuschen, das früher vielleicht einmal als Wachhäuschen gedient haben mochte. Er hatte befohlen die morschen vergammelten Bretter der oberen Stockwerke abzureisen damit er eine Plattform hatte. Da er sich unmissverständlich ausgedrückt hatte, war es Mentondar mit zahlreichen Männern innerhalb kürzester Zeit gelungen seinen Auftrag auszuführen und er ließ sein Gefolge antreten. Er hatte nur ungefähr 300 Männer mitgenommen, 50 Harber und 30 der Bestien. Den Rest hatte er weiter auf den Vormarsch nach Süden gen Lantaro geschickt. Bei der Überzahl hatte er nicht die geringsten Zweifel dass die Feste auch ohne seine Anwesenheit fallen würde. Er wäre zwar gerne dabei gewesen, seine erste Feste einzunehmen, doch galt es für ihn, wichtigeres zu unternehmen. Er war auf dem Weg zu den Gefangenen in Isenhort. Nun stand er dort und blickte auf die Versammelten nieder. Die Zahl der Menschen unter seiner Armee mochte auf gut 400 ange7

stiegen sein und diesen neuen 100 Menschen galt es nun zu zeigen, wie weit sein Einfluss reichte. Er blickte stur in die Menge und erfreute sich an dem Anblick der sich ihm erbot: Hunderte von Menschen, darunter sogar einige Frauen, starrten ehrfurchtsvoll und angsterfüllt zu ihm auf, da er noch niemanden zu sich auf die Plattform zitiert hatte. Keiner von ihnen wusste, was genau geschehen würde, noch wer derjenige sein sollte, an dem er beweisen würde, welche Macht er hatte. Dazu kam dieser eisige Wind der für diese Menschen eine Qual sein musste. Er freute sich zwar, doch ließ er seinen Blick ernst auf der Menge ruhen und zeigte keinerlei Regung. Mehrere Minuten blickte er so nach unten bis er schließlich seinen Kopf etwas drehte und auf einen Mann deutete, der ziemlich weit links in der Menge stand. Jeder Blick der Anwesenden ging in diese Richtung und jeder in unmittelbarer Nähe dieses Mannes, ja sogar dieser selbst, blickte sich suchend nach dem Opfer um. 8

„Der mit den roten Haaren“, meinte er zu Mentondar. Mentondar sprang von dem ehemals ersten Stockwerk des von ihm zerstörten Häuschens und die Menge machte ihm freiwillig Platz. Er schritt auf den Rothaarigen zu und packte ihn am Kragen. Dann ging er an ihm vorbei und gab ihm einen Schups, so dass dieser sich in Bewegung setzte und auf die Plattform schritt. Normalerweise wäre sicher ein leises Stimmengemurmel erklungen, doch keiner wagte etwas zu sagen, geschweige denn sich auch nur zu Räuspern. Es herrschte abgesehen von dem pfeifenden Wind eine Totenstille. Der Rothaarige kletterte auf das behelfsmäßige Podest und ging zögernd auf ihn zu. Er hob die Hand und bedeutete ihm stehen zu bleiben. Er war noch ungefähr drei Schritte von ihm entfernt. „Wie lautet dein Name, Rotschopf?“, fragte er ihn. „Dermensil“, antwortete dieser. Er nickte. 9

„Das letzte Dorf das wir durchschritten, aus dem möglicherweise einige von euch stammen, wurde niedergebrannt. Alle, die überlebten, haben sich meiner Armee angeschlossen und meine Macht anerkannt.“ Er wartet kurz. „Alle, bis auf zwei. Zwei Kinder, die Dermensil hier laufen ließ.“ Die letzten Worte kreischte er mit einem aggressiven Unterton heraus und deutete mit dem Finger auf den Rothaarigen. Jetzt auch drehte er den Kopf in dessen Richtung und meinte: „Ist es nicht so?“ Zögernd nickte dieser und brachte ein „Aye“ hervor. „Wie lautet mein Befehl?“ fragte er und deutete auf eine Frau die in der vorderen Reihe stand. „Jeder wird getötet, es sei denn er schließt sich eurer Armee an, mein Herr“. Er nickte nur stumm und zog aus seinem Gürtel einen Dolch hervor. Jetzt drehte er seinen Körper dem Rothaarigen zu und warf ihm den Dolch vor die Füße. 10

„Ein Vergehen das ich nicht dulden werde! Lass dir was einfallen wie du dich selbst für diese Tat bestrafst, aber auf keinen Fall schnell und einfach.“ Er hatte Mentondar vorher Anweisungen gegeben, er möge sich hinter dem Auserwählten positionieren und aufpassen, dass dieser nicht das Messer an seine Kehle anzusetzen versuche oder aber zu fliehen. Doch er war sich sicher, diese Vorsichtsmaßnahmen waren überflüssig. Dennoch stand Mentondar wie geheißen hinter dem Mann, bereit, sofort einzugreifen. Der Rothaarige bückte sich, hob den Dolch auf, schaute in die Augen des Killers und ohne lange zu zögern stach er sich den Dolch selbst in seinen Bauch. Gut so, dachte er sich. Der Rothaarige riss die Augen auf und wahrscheinlich mit letzter Kraft, bevor ihn die Schmerzen total überrumpelten, zog er den Dolch ruckartig nach oben bis die Klinge gegen sein Brustbein stieß. Dann fielen erst seine Hände vom Griff ab, seine Knie sackten ein 11

und er fiel röchelnd zu Boden. Schon konnte man die ersten Blutblasen vor seinem Gesicht sehen und jetzt hörte man ein Raunen durch die Menge gehen. Er sah in die Menge und beobachtete, dass sich einige abwendeten. „SCHAUT HER VERDAMMT NOCHMAL!“ schrie er gellend und diejenigen, die weggeschaut hatten, fuhren erschrocken herum und betrachteten das grausige Schauspiel das sich ihnen dar bot. Der Rothaarige, gekrümmt am Boden, zuckte und röchelte und er schritt an ihm vorbei. Im Vorbeigehen hob er den Dolch auf und reichte ihn Mentondar. Dieser nahm ihn an und putzte die Klinge am Rücken des Sterbenden ab. Er sprang von der Plattform und schritt über die Brücke. Den Sterbenden hatte er schon vergessen, ebenso war ihm die Menge egal. Von ihm aus konnten sie sich jetzt wegdrehen. Er hatte seine Macht aufs Neue bewiesen und jetzt galten seine Gedanken nur noch der Zukunft. 12

02 „Hat das Volk denn wenigstens mit Vorbereitungen begonnen?“, fragte Kimora III an Sterwan gewandt. Jetzt, wo alle seine Söhne und seine größten Feldherren außerhalb der Feste waren, hatte er Sterwan, den Ausbilder der Garde von Lantaro, als Berater zu sich beordert. Ebenso war Ducetor anwesend, der Vater von Parsolta, der seinem Sohn bei den Nachforschungen eine große Hilfe gewesen war und der ihm dadurch zu einem Vertrauten geworden war. Kimora hatte schon immer viel auf die Meinung des Volkes bzw. der Männer des mittleren und unteren Standes gegeben und so war es ihm nur Recht, einen militärischen Berater sowie auch einen Mann mittleren Standes bei sich zu haben, der am ehesten die Bedürfnisse seines Volkes mit einzuschätzen vermochte. Er hatte beide ausgeschickt um nachzuschauen, wie viele Familien von sich aus aufbrachen, aus der Gefahrenzone zu fliehen und 13

wie viele hier blieben. Obwohl er zwar nicht den Befehl zur Evakuierung des Landes gegeben hatte, war er doch erstaunt welch geringe Anzahl nur aufgebrochen war und wie viele doch hiergeblieben und Vertrauen in seine Armee und die Reisenden gesetzt hatten. „Aye, die meisten schon. Aber bei einigen konnte man feststellen, dass diese das Land nicht mal verlassen würden, wenn der Feind vor der Tür stünde. Diese Menschen würden lieber sterben als ihr Heimatland oder euch aufzugeben.“ Kimora schritt durch das Zimmer und stellte sich an das Fenster. Sicher schmeichelte ihn diese Aussage, doch er konnte seine Sorgen ebenfalls weder vor sich, noch vor den hier Anwesenden Männern verbergen. Er hatte seit einigen Tagen keine Kunde mehr von den Schlachtfeldern vernommen, jedoch hatte er davor nur Gutes gehört. Sein Sohn und die anderen Feldherren hatten die Situation im Griff und hatten – zumindest bis zur letzten Meldung – unumstößliche Frontlinien gebildet. 14

„Nun, Ducetor, was habt ihr…“, weiter kam er nicht da er von einem Soldat der Garde, der an der Tür Wache hielt, unterbrochen wurde. Dieser hatte die Tür geöffnet, lugte herein und meinte: „Habt irrat Herr Kimora, aber Torbren, einer unserer Späher wünscht euch zu sprechen.“ Kimora runzelte die Stirn. „Einer unserer Späher? Von hier oder der kämpfenden Einheiten?“ „Der Kämpfenden, Herr!“ „Na dann lasst ihn eintreten, es wird sicher wichtig sein!“ Der Gardensoldat nickte, öffnete die Tür weiter und herein trat ein ziemlich mitgenommener Mann Mitte 20. Wie üblich, wenn die Späher im Einsatz waren, hatten diese keine Rüstung oder Uniform an, sondern unauffällige schlichte Kleidung. „Herr Kimora“, sprach der junge Mann und schaute demütig mit gesenktem Kopf zu ihm herüber. „Sprecht Herr Torbren! Ducetor, gebt dem Mann etwas zu trinken!“ 15