Meriti - 1 - PDFDOKUMENT.COM

eBook PDF: ISBN 978-3-8459-1086-4 ... nung nach der Schwerwiegendere. Kurz, ich muss meine Seele .... fühl von Vertrautheit gab. Er war mit sich und.
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Julian Niedermeier

Meriti Der Mörder Band 1

Thriller

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© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: 42436277 - wallpaper texture© mozZz Printed in Germany

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ISBN 978-3-8459-1083-3 ISBN 978-3-8459-1084-0 ISBN 978-3-8459-1085-7 ISBN 978-3-8459-1086-4 Mini-Buch ohne ISBN

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Kapitel 1 Ich grüße Sie, mein Name ist Jack Richard Blackwood, doch eigentlich haben Namen hier nichts verloren. Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Meine Geschichte. Sie besteht aus einem langen Weg, gepflastert mit Leichen, Diebstählen, Erpressungen, Lügen, Intrigen, Täuschungen, Qualen und anderen Dingen, die Sie noch erfahren werden. Ich erzähle Ihnen diese, meine Geschichte aus zwei Gründen: Der erste Grund ist meiner Meinung nach der Schwerwiegendere. Kurz, ich muss meine Seele erleichtern. Natürlich habe ich es mit beten oder beichten versucht. Aber glauben Sie mir, die Kirche ist oftmals kein Deut besser als sämtliche Diebe und Lügner zusammen. Bloß mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass die Kirche mächtiger ist als jeder König. Jeder unterwirft sich ihr und würde sein letztes Hemd dafür hergeben, um in den Himmel zu kommen. Ich verabscheue 4

die Kirche, Gott, Maria und all die anderen lächerlichen Lügengeschichten. Soll ich Ihnen sagen, woher ich weiß, dass es Lügen sind? Sie passen zu gut. Jedes kleine Detail passt exakt in das andere wie die perfekte Naht einer Meisterweberin. Und sobald man glaubt ein Loch entdeckt zu haben, findet man doch nur eine weitere perfekte Naht. Aber so verläuft keine echte Geschichte, das schwöre ich beim Grab meiner Mutter. Oh nein, glauben Sie mir. Jede wirkliche Geschichte hat Wendungen, mit der selbst der klügste Mann nicht gerechnet hätte. Es gibt immer Punkte, die eben gerade nicht passen. An denen sich jeder fragt, warum das jetzt geschehen musste. Doch eine Antwort kann Ihnen keiner geben. Man muss das Ereignis hinnehmen wie es kommt und damit leben, denn sonst verliert man sich selbst in der Vergangenheit und kann sein Leben nicht mehr richtig genießen. Deswegen lehnen Sie sich jetzt zurück und genießen Sie einfach meine Geschichte: Nun, es war… Oh Moment. Ich hatte ganz verges5

sen, Ihnen den zweiten Grund zu nennen der mich veranlasst, Ihnen alles zu erzählen. Ich weiß nur nicht so recht, ob ich Ihnen das jetzt schon verraten soll. Nein, wissen Sie was, ich werde jetzt einfach anfangen zu erzählen und Ihnen den anderen Grund später erklären. Versprochen. Nun, ich möchte dort beginnen, wo jede gute Geschichte beginnt, am Anfang. Und bei mir ist dieser der erste Tag, an den ich mich erinnern kann. Fragen Sie mich bitte nicht welcher Monat, oder welche Woche es war. Ich bin froh, dass ich Ihnen noch das Jahr sagen kann: 1172 n. Chr. Ich war elf Jahre alt und gerade in einen Tagtraum versunken. Ich saß wieder einmal, wie so oft, in der Baumkrone meiner alten, wie ich dank der Interessen meines Bruders wusste, Buche. Es war ein unglaublich schöner, majestätischer Baum, der unzählbar viele Verzweigungen besaß, was mich jedoch nicht davon abhielt, auf jeder einmal sitzen zu wollen. Ich kletterte immer abends darauf herum wenn die Sonne unterging und die Arbeit erledigt war. Je älter ich 6

wurde, umso höher kletterte ich. Im Frühling streichelten mich die frischen Blätterknospen, im Sommer bot mir das dichte Blattwerk Schutz vor der oftmals viel zu warmen Sonne und im Herbst versuchte ich immer dabei zu sein, wenn das letzte Blatt von meinem Baum fiel. Nur im Winter kletterte ich nicht so oft durch sein Geäst, da es einerseits zu gefährlich und andererseits zu kalt war. Ich weiß nicht genau, warum mein erster Gedanke aus der Vergangenheit ausgerechnet mit diesem Bild anfängt, aber Sie kennen das bestimmt, nicht wahr? Man versucht sich zu erinnern und hat auf einmal ein genaues Bild vor Augen, das dem tatsächlichen wahrscheinlich überhaupt nicht mehr ähnelt, weil es einfach viel zu lange her ist. Dennoch sind wir fest davon überzeugt. Aber es ist nicht möglich, da Sie jetzt durch Ihre gesammelten Erfahrungen ein anderes Wesen sind. Durch diese nehmen Sie alles anders wahr und fühlen auch anders. Ich erwähne dies lediglich, damit Ihnen klar ist, dass wohl auch meine Erzäh7

lung etwas verfälscht ist. Allerdings ist nichts gelogen. Ich saß also dort oben und hielt mich an einem Ast fest, da der Wind recht stark wehte. Er hatte genug Kraft um die Äste zum Wippen zu bringen, was mir das Gefühl gab, der König der ganzen Welt zu sein. Ich liebte dieses Gefühl. Ich war der König und der Baum meine Burg. Ich stellte mir vor, wie Ritter versuchen würden, meine Burg mit Schwertern zu erstürmen, doch diese würden lediglich an ihm zersplittern wie ein kleiner, morscher Zweig. Und ich würde in der Krone des Baumes, meinem Burgfried, warten bis alle Ritter komplett kraftlos wären, würde auf den perfekten Augenblick warten und dann hinabklettern, um jeden einzelnen mit nur einem gezielten Schlag zu Fall zu bringen. Ich liebe diese Methode. Und ich liebte meinen Baum. Da hörte ich hinter mir eine Stimme, die mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte: „Ein wunderschöner Baum und ein wunderschöner Sonnenuntergang. Ein Abbild 8

Gottes. Nur du mein Sohn, passt nicht einmal annähernd in diese Utopie.“ Ich wusste, dass mein Vater Richard Greenwood mich damit aufzog. Er war der klügste Mann, den ich kannte. Er war kein Gelehrter sondern einfacher Bauer und dennoch unglaublich schlau, was wohl auch daran lag, dass er viel herumgekommen war und einen guten Draht zu Leuten mit höherer Bildung hatte. Aber auch unter den Bauern war er wohl bekannt und wurde oft als eine Art Botschafter angesehen, da er sie oft von einem Aufstand abhielt und somit eine Menge Blut dort blieb, wo es hingehört: Im Menschen. Außerdem waren Ritter und Gutsherren froh, nicht ein weiteres Blutbad anrichten zu müssen und damit ihren Ruf als sinnlose Schlächter zu vermehren. Mein Vater war ein muskulöser Mann, mit einem Vollbart und langen schwarzen Haaren, der einem, wenn man ihn ansah, immer ein Gefühl von Vertrautheit gab. Er war mit sich und allem zufrieden und nahm das Leben schlicht und einfach so wie es kam. Er wusste, dass er 9

Bauer war und nicht mehr, wusste, wo er hingehörte und nur mit solchen Leuten funktioniert das System, aber das wissen Sie ja. Und genau deshalb war er überall gerne gesehen. Ich drehte mich um, sprang von Ast zu Ast und dann meinem Vater in die Arme. „Wenn es dem Grafen Greenwood jetzt recht wäre, könnte er zum Essen kommen“, sagte er. Damals hieß ich noch Greenwood. „Aber gerne doch Vater. Na was habt Ihr heute auf dem Markt gemacht? Waren wieder irgendwelche Gaukler da? Oder habt Ihr vielleicht sogar bei einem Glücksspiel gewonnen?“ „Nein“, antwortete er schlicht und grinste. „Wie nein? Was meint Ihr denn jetzt genau mit Nein?“ „Nein, ich habe kein Glücksspiel gewonnen, aber auch an keinem teilgenommen. Was du auch nicht tun solltest. Wer hat dir überhaupt so viel über den Markt erzählt? Etwa wieder dein Bruder?“ Er sah mich mit ernster Miene an, wobei die sich kaum von seiner normalen Miene unterschied. Seine Vermutung stimm10

te, wie so oft. Mein Bruder Richard Junior war 13 Jahre alt und schon ein paarmal mit auf dem Markt gewesen, um Gewürze oder Ähnliches zu besorgen oder schwereres Material zu transportieren. Mein Bruder war ein Bursche, der sofort das tat was man ihm auftrug und kein Problem damit hatte, was von riesigem Vorteil unter Bauern ist. Eigentlich war er an Pflanzen, Kräutern und Tieren interessiert, aber wenn Vater sagte, er bräuchte ihn, um Säcke zu transportieren, dann transportierte er eben Säcke. Mein Bruder war etwas dicker als ich aber ziemlich intelligent. Er begriff Dinge, die Vater ihm beibrachte immer wahnsinnig schnell, sodass er schon arbeitete, während ich noch die ein oder andere Rüge kassierte. Genau wie ich hatte er struppiges Haar und komischerweise immer einen Stock bei sich, den Vater einmal für ihn gemacht hatte. Ich erinnere mich nicht mehr wann, oder warum, aber daran, dass der Stab um einen ganzen Kopf größer als mein Bruder war und an das Muster, das er geschnitzt hatte: 11

Über den ganzen Stock schlängelten sich verschieden lange, dicke und tiefe Linien. Jede einzelne verband Richard mit einer Erinnerung. Zumindest behauptete er das immer. Er erzählte mir oft Geschichten vom Markt und prahlte immer damit, dass er schon mitdurfte. Mein Vater schaute mich immer noch ernst an und erwartete eine Antwort. „Nein, ich höre Euch nur aufmerksam zu, wenn Ihr vom Markt erzählt, Vater“, log ich ihn eiskalt an, weil ich nicht wollte, dass mein Bruder ausgeschimpft wurde. Eigentlich hatte mein Vater noch nie mit mir über den Markt gesprochen, aber vielleicht konnte ich ihn ja vom Gegenteil überzeugen. „Ach so, gut. Ich habe ihm nämlich schon tausend Mal gesagt, er soll dir nichts vom Markt erzählen.“ Das war einfacher gegangen als ich gedacht hatte, und jetzt hatte ich die Chance, mehr von ihm zu erfahren. „Warum erzählt Ihr mir dann Geschichten, Vater?“, stellte ich mich möglichst dumm. Ich sah wie sein Gehirn arbeitete. Ich konnte seine Gedanken förmlich lesen: ´Habe ich 12

wirklich schon einmal vom Markt erzählt? Ich hab doch immer Wert darauf gelegt, das nicht zu tun. War ich betrunken?´ Ich kannte meinen Vater betrunken. Er war dann zwar genauso besonnen wie sonst, nur eben erzählfreudiger. Und das nutzte ich jetzt aus: „Wisst Ihr es etwa nicht mehr? Letzten Abend, als wir noch zusammensaßen und Ihr Euer Bier getrunken habt“, log ich weiter. Mein Vater schluckte und glaubte mir sofort. Nachfragen und damit gestehen, dass er vor meinen Augen so betrunken gewesen war, dass er sich an nichts erinnern konnte, kam für ihn überhaupt nicht in Frage. „Weißt du, ich erzähle nicht so brutal wie dein Bruder. Er schnappt auf dem Markt Wörter auf wie Nutten, Hurensohn, Halsabschneider und so weiter, was er dir ja sicher schon erzählt hat.“ Nein das hatte er nicht, aber ich brannte jetzt schon darauf, ihn nach der Bedeutung dieser Wörter zu fragen. „Ich hingegen benütze dafür Wörter wie leichte Mädchen, Sohn eines leichten Mädchens, oder aber…“, mein Vater dachte 13

nach: „Doch, Halsabschneider ist in Ordnung. Aber dein Bruder übertreibt eben oft. Lass dir von ihm nichts erzählen. Frage lieber mich, wenn du was wissen willst.“ Er sah mich nachdenklich an. Wahnsinn! Ich hatte nicht nur eine Geschichte von ihm gehört, sondern ab jetzt unbegrenzten Zugang zu seinen Abenteuern. Gerade wollte ich ihn weiter ausfragen, da fing mein Vater auf einmal an zu lachen: „Weißt du James, du bist jetzt alt genug, um manche Dinge von mir zu hören, die dir vielleicht wunderlich erscheinen. Aber du bist eben bald ein richtiger Mann.“ Ich lachte aufgeregt und neugierig mit. Wir befanden uns inzwischen vor unserer kleinen Holzhütte, die für englische Bauern recht anschaulich war. Es gab eine Stube und ein Nebenzimmer, wo wir Kinder schliefen. In der Stube hatten wir ein Bett, eine Feuerstelle, einen Tisch, Stühle und ein Kruzifix über dem Eingang. Außerdem gab es ein paar Säcke, Lebensmittel und Klamottenhaufen, sowie andere Utensilien, die Bauern eben brauchen. Als wir die 14

Stube betraten, sah ich Mutter eine Suppe kochen, Richard Junior gedankenverloren seinen Stock betrachten und meine Schwester Anne Greenwood. Mit ihr verstand ich mich nicht so gut. Sie war zwar meine Schwester und ich liebte sie auf eine gewisse Art, trotzdem hatte ich immer etwas gegen sie gehabt. Sie war ein Jahr jünger als ich, also zehn. Sie hatte wie meine Mutter rote, lange Haare. Während Mutter jedoch eine reine Haut hatte, hatte Anne viele Sommersprossen im Gesicht. Ich selbst hatte damals noch keine schwarzen Haare wie mein Bruder oder Vater, sondern bräunliche, die allerdings im Laufe der Zeit dunkler wurden. „Warum musst du vor dem Essen immer noch draußen spielen?“, schimpfte meine Mutter. Ich hasste es, wenn sie dieses Wort benutzte. „Spielen!“ Ich ging nicht nur spielen! Ich kletterte, ich entdeckte, ich beobachtete, ich lernte, aber ich spielte doch nicht. Ich setzte mich neben meinen Bruder, der weiterhin in Gedanken versunken war und antwortete einfach nicht. Schließlich 15