Herbert Seitz Brief von Dr. Robert Bandorf, Westfront ...

die Ehefrau mit den beiden kleinen Kindern bei der „Oma“ in Erfurt auf. Feldpost .... er sprach oft von ihnen und seinen Kindern. ..... In Afrika wird Karl zum Ober-.
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Herbert Seitz Mitarbeit: Annegret Dickel

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Brief von Dr. Robert Bandorf, Westfront Datum: 04. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918080402_Bandorf

Im Feld, 4.8.18 Sehr verehrte, gnädige Frau! Tieferschüttert erfülle ich die harte Pflicht Ihnen den Heldentod Ihres Mannes mitzuteilen. h

Am 1. August Morgends zwischen 6 und 7 als ein schwerer Angriff der Franzosen und Engländer bei Beugneux im Gange war, traf ein Granatsplitter unseren tapferen Hauptmann direkt ins Herz, so daß der Tod augenblicklich eintrat. Gnädige Frau, Herr Hauptmann Seitz, der seit Jahren das 1. Bataillon führte, seinen Offizieren und Mannschaften als leuchtende Beispiel der Soldatentugenden war, ist wie er lebte auch gestorben, treu bis zum Tod. Das ganze Bataillon trauert mit Ihnen um den herben Verlust. Hochachtungsvollst Bandorf Oblt d. Res. Stellv. Batlführer (Oberleutnant der Reserve stellvertretender Bataillonsführer)

Hauptmann Karl Seitz 1

Herbert Seitz

Brief von Bandorf, Westfront Datum: 16. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918081601_Bandorf Mitarbeit: Annegret Dickel Hochverehrte, gnädige Frau

16.8.1918

Eben erhalte ich Ihre Zuschrift vom 9.8.18. Ich will ihre Anfragen, so gut es mir möglich, beantworten. Die Verspätung der Nachricht erklärt sich aus den uns Feldsoldaten allein verständlichen Feldverhältnissen. Wir lagen am 1.8.1918 seit 16 Tagen ununterbrochen in h schwersten Kampf. Gegen 8 Morgends hieß es, Hauptmann Seitz ist gefallen. Es brachten diese Trauerbotschaft Verwundete zurück, die mit knapper Not dem nachdrängenden Engländer entgangen waren. h Die Schlacht dauerte bis 1.8.18 Nachts 12 . Ich selbst war bei (1024) III/18 . Am 2. – 3.8.18 mussten wir buchstäblich Tag und Nacht marschieren. Wir schlossen kein Auge in den beiden Nächten, daß h wir, als wir am 3.8. Nachts 2 endlich in Ruhe kamen, wie tot h umfielen, werden sie verstehen. Ich hatte am 3.8.18 Mittags 11 (1025) das I/18 übernommen. Meine 1. Frage war, ist der Tod der Offiziere – es fielen 3 – bereits heimgeschrieben, Als es verneint wurde, schrieb ich sofort am 4.8.18 nach dem ersten Schlaf seit 3 Tagen u. Nächten. Der Adjutant des Herrn Hptm. Seitz war nicht bei ihm, auch keiner seiner Burschen, Völk war bei den Pferden beim Gefechtstroß. Das eine wundert mich, dass Herr Oberarzt Dr. Pornitz, der die letzten Augenblicke bei Herrn Hauptm. Seitz war, Ihnen noch keine Mitteilung gab. Er ist aber auch verwundet und liegt (Ende Seite 1) in einem Lazarett. Ich werde ihm, sobald ich seine Adresse erfahre, schreiben, daß er ihnen berichtet. Gnädige Frau, man macht sich zuhause keine Vorstellung, wie sich alles bei solchen Kämpfen abspielt. Die Briefe des Herrn Hauptmann Seitz konnten in dem entsetzlichen Trommelfeuer zurückgeschafft werden. Er fiel, muss man sagen mit seinem ganzen Bataillon. Sämtliche Offiziere, ohne (1026) eine Ausnahme, sind oder verwundet oder gefangen. Die Engländer nehmen die ganze Stellung ein u. haben wie bestimmt anzunehmen ist, Herrn Hptm. Seitz beerdigt. Den Ort kann ich nur allgemein angeben. Ich werde ihnen eine Skizze anfertigen, damit sie ihn auf der Karte suchen können. Augenblicklich kann ich dies wegen Zeitmangel nicht machen. Ungefähre Todesstelle. Die beiden Orte liegen nördlich Oulchy le Chateau u. südlich Braisne.

(1027)

1024: Die Bezeichnung „III/18“ steht für Reserve Infanterie Regiment No. 18, 3. Bataillons, 1025: Die Bezeichnung „I/18“ steht für Reserve Infanterie Regiment No. 18, 1. Bataillons, Oblt. d. Res. Bandorf hatte nach dem Tod von Hauptmann Seitz (1.8.1918) das 1. Bataillon am 3.8.1918 übernommen. 1026: Dieses Zeichen wurde im damaligen Schriftwechsel als Kurzzeichen für gefallene Soldaten verwendet. 1027: Skizze der Sterbestelle, Karl Seitz fand seine letzte Ruhe auf dem Soldatenfriedhof Parcy-Tigny, etwa 3,5 km nördl. von Beugneux.

Soweit ich ihnen, verehrte, gnädige Frau behilflich sein kann, tue ich es schon aus tiefster Verehrung für unseren unvergesslichen Hauptmann Seitz mit Freuden. Nehmen sie bitte den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung entgegen. Ergebens

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Bandorf Oblt. d. Res.

Herbert Seitz 16. 08.1918, Briefumschlag

Umschlagvorderseite, Brief an die Ehefrau. Wohnort der Familie war Augsburg, während des Krieges, wenn Karl Seitz „im Feld“ war, hielt sich die Ehefrau mit den beiden kleinen Kindern bei der „Oma“ in Erfurt auf. Feldpost Frau Verwaltungsgerichtsdirektor Schack Erfurt, Herderstr. 31/I

Umschlagrückseite, Brief an die Ehefrau, Absender Bandorf.

27. 08.1918, Briefumschlag

Umschlagvorderseite, Brief an die Ehefrau Aufschrift auf dem Umschlag: Hochwohlgeboren Frau Hauptmann Seitz Erfurt Herderstr. 31/I

Umschlagrückseite, Brief an die Ehefrau, Absender Bandorf. Obrlt. Bandorf Oberleutnant d. Res. Stellv. Batlsführer. (Oberleutnant der Reserve stellvertretender Bataillonsführer)

III. Bataillon

Stempel links: K.B. Reserve-Inf.-Rgt. Nr. 18, III Bataillon Königlich Bayrisches-Infanterie-Regiment Nummer 18, …

Rechts: Hochzeitsreise 1913 nach Venedig.

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Herbert Seitz

Brief von Bandorf, Westfront Datum: 25. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918082501_Bandorf Mitarbeit: Annegret Dickel

Hochgeehrte, gnädige Frau.

25.8.1918

Aus Ihrem Schreiben vom 20.8.1918 ersehe ich, mit welch tiefer Sorge Sie der Gedanke quält, ob Ihr Herr Gemahl beerdigt ist. Ich glaube, mit gutem Gewissen Ihnen diese bange Sorge nehmen zu können. Wir haben gesehen, wie die Engländer am 30.7.18, wo wir gleichfalls Tote in ihrer Hand lassen mussten, diese bestatteten. Wie schwer Sie, verehrte gnädige Frau der Tod ihres Herrn Gemahl treffen musste, kann jeder verstehen, der Herrn Hauptmann kannte. Ein ehrlicher getreuer unerschrockener Soldat, dessen persönliches Beispiel glänzend auf seine Leute wirkte. Ich habe das auch in der Todesanzeige, die am 8. - 10. August in der Augsburger Abendzeitung u. in den Münchener Neuesten Nachrichten abgedruckt war, zum Ausdruck gebracht. Die gewünschte Skizze lege ich bei. Die Skizze I zeigt die nächste Umgebung in etwas größerem Maßstab, während Skizze II ihnen die Auffindung der Orte erleichtern soll. Der neue Bataillonskommandeur, Hauptmann Semmelmann, ist gestern gekommen und habe ich ihm das ruhm gekrönte I. Bataillon unseres unvergesslichen Hauptmann Seitz übergeben. Die Koffer ihres Herrn Gemahl sind bereits an sie abgegangen, (Ende Seite 1)

Weihnachten 1915 mit Weihnachtsbaum, sitzend, Oberst Mayer, Hauptmann Seitz, Lt. August Semmelmann, Hauptmann Semmelmann, stehend: Dr. Welker, Oberstleutnant Danner(wurde später General), Lt. Kors, Hofbauer und Lt. Holzhey.

und werden wohl schon in Ihrem Besitz sein. – Verehrte, gnädige Frau, Ihre Zeilen ahnen einen so wahren Schmerz, daß ich Ihnen den Brief einer Mutter an ihren toten Sohn, dem ich den Brief abnahm, schreiben möchte. Er lautete „Mein lieber Sohn! Du bist am Feind. Meine Gebete, mein Segen begleiten Dich in allen meinen Gedanken. Mögen sie Dich schützen, wenn du tapfer Deine Pflicht erfüllst. Musst Du sterben – oh wie hart – dann denke an Deine treue Mutter und wisse, Du stirbst als ein Held für Dein Vaterland“. Gnädige Frau, solche heroische Seelengröße besitzt nur eine Frau, eine Mutter. Sagen Sie Ihren beiden Söhnen, wie stolz sie auf ihren toten Vater sein können und müssen. Für unsere Heimat, unser Deutschland hat er 4 volle Jahre gekämpft, gelitten und sein Leben hingegeben. Mit dem Ausdruck tiefster Verehrung verbleibe ich Ihr ergebenster Bandorf Oblt. d. Res. stellv. Batlführer III/18. Weihnachten, evtl. 1916, Hpt. Seitz, Dr. Welker, Lt. John und Lt. Semmelmann

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Herbert Seitz

Brief von Bandorf, Westfront Datum: 6. September 1918 Inhalt: Kondolenz

1918090602_Bandorf Mitarbeit: Annegret Dickel

München , 6.9.18 Maximiliansplatz 23/3

Sehr verehrte, gnädige Frau! In Beantwortung Ihres Briefes vom 26.8.1918 der mir hierher nachgeschickt wurde, bedaure ich Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich die Adressen der gefangenen Offiziere bzw. ihrer Angehörigen nicht weiß. Die Namen sind: Obrlt. Schmölder, Lt. Senf, Schmitt, Ott. Ich muss aber Ihre Hoffnungen durch diese (Ende Seite 1)

Herren etwas über das Begräbnis zu erfahren, sehr in Zweifel ziehen. Die Engländer ließen sofort alle Gefangenen zurückführen und muss es als ganz ausgeschlossen bezeichnet werden, dass unsere Gefangenen von dem sicher stattgefundenen Begräbnis etwas erfuhren. Ich bedauere so tief, daß ich Ihnen, verehrte gnädige Frau den letzten Hoffnungsschimmer verdunkeln muß. Allein meine feste Überzeugung geht dahin, daß die Engländer Ihren Herrn Gemahl an dem Ort seines Heldentodes begruben. Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich. Ihr ergebenster Bandorf.

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Herbert Seitz

Brief von Dr. Pornitz, Westfront Datum: 02. August 1918 Inhalt: Todesmitteilung, Kondolenz

1918080201_Dr. Rudolf Pornitz Mitarbeit: Annegret Dickel

02.8.1918

02.8.1918

Hochverehrte gnädige Frau! Es ist eine Schmerzliche Aufgabe die ich heute erfülle, in dem ich ihnen diese Zeilen schreibe. Wohl mit recht vermute ich, sie werden schon lange auf Nachrichten und beruhigende Mitteilungen seitens ihres Herrn Gemahls, dessen täglich an sie gerichteten Zeilen in diesen schweren Kampftagen gewiss nur verzögert durchgingen. Ich war in dieser Zeit ständig an ihres hochverehrten Gemahls Seite und er sprach oft von ihnen und seinen Kindern. Vorgestern und bis gestern früh lagen wir zusammen in einem Erdloch während des schwersten Trommelfeuers. Ihr Herr Gemahl blieb dabei unverletzt. Gegen Sonnenaufgang mussten wir versuchen, uns nach der Aufnahmestellung durchzuschlagen, wobei wir das Sperrfeuer passieren mussten. In unserer Begleitung waren nur 2 Diener. Noch hatten wir die schützende Mulde nicht erreicht, als Herr Semmelmann neben mir schwer verwundet wurde. Es war ein furchtbarer Moment, als wir Herrn Hauptmann ein kurzes lautes Stöhnen ausstoßen hörten. Ich zog ihn sofort in einen naheliegenden Trichter und bettete ihn nach Möglichkeit. Die Kontrolle des Pulses vervollständigte leider das Ergebnis des ersten Eindrucks. Herr Hauptmann versuchte noch einen Atemzug, er kannte uns nicht mehr und verfiel in den nächsten Augenblicken. Rechts am Mantel sah man, daß ein Granatsplitter eingedrungen war, Blutverlust nach außen war nicht zu erkennen. Der Splitter hatte wohl das Herz getroffen. Herr Hauptmann war bereits verschieden.- Es war unser selbstverständliches Bestreben, die Leiche zu bergen. Die beiden Diener trugen sie auch eine Stunde weit im schweren Feuer, dann mussten sie aber einen (Ende Seite 1) schwer verwundeten Offizier weiter tragen, dessen Rufe uns nochmals zurück führten. Ich ging noch einmal zu Herrn Hauptmann, ihm die Augen zu schliessen, er lag leblos am Rand eines Granattrichters mit ruhigen Zügen. Das es nicht möglich war die Leiche weiter zu bergen, ist mir besonders um ihretwegen schmerzlich. Uns fehlte dazu jede Möglichkeit. Die Nachricht vom Verlust unseres allverehrten Bataillonskommandeurs erschütterte alle, die davon hörten aufs tiefste. Sein Gleichmut und seine unerschütterliche Ruhe hatten uns in vielen schweren Stunden Stimmung und Zuversicht hochgehalten. Ich bin nicht in der Lage, zu sagen, ob eine Änderung der Lage es späterhin möglich gemacht hat, die Leiche zu bergen; Ich möchte mich noch immer an diese Hoffnung klammern. Meine Verehrung für Herrn Hauptmann wird immer im Gedächtnis verbleiben. Sein Tod ist für das Bataillon ein unersetzlicher Verlust. Sehr verehrte gnädige Frau! Worte des Trostes für ihren Verlust zu finden, bin ich nicht in der Lage. Möge es ihnen wenigsten eine Beruhigung sein, zu wissen das ihr Herr Gemahl ganz schmerzlos und unbewusst den Heldentod gestorben ist. Er war ein deutscher Soldat, ein ganzer Mann, uns allen ein Muster der Pflichttreue. In stillem Mitgefühl Ihr ergebener

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Dr. Pornitz

Herbert Seitz

Brief von Dr. Pornitz, Westfront Datum: 19. Oktober 1918 Inhalt: Kondolenz

1918101901_Dr. Rudolf Pornitz Mitarbeit: Annegret Dickel

19.10.1918 Sehr verehrte gnädige Frau! Es hat mir sehr leid getan, daß meine Absicht, Sie während meines Urlaubs persönlich zu sprechen, sich nicht durchführen ließ. Ich hoffte nachdem ich sie in Augsburg verfehlt hatte, von München nochmals herüberfahren zu können, mußte aber leider meinen Aufenthalt in München verkürzen und über Chemnitz meine Heimatstadt, zur Truppe zurück zufahren ohne sie nochmals aufsuchen zu können. Dort erhielt ich Ihr lange herumgeirrtes Schreiben, das meinen ersten so schmerzlichen Bericht beantworten sollte. Nach sehr beschwerlicher Fahrt zur Front, kam ich dort noch gerade rechtzeitig an, um an den letzten Kämpfen des Regiments teilnehmen zu können. Es waren sehr schwere Tage für das Regiment, das durch die alten und (Ende Seite 1)

neuen Verluste jammervoll zusammen geschmolzen war. Ein paar von den früheren Offizieren waren noch da; sie alle bedauerten einmütig, daß „unseren Vater Seitz“ nicht mehr unter uns weilte und waren überzeugt, das auch der Verlauf der Kämpfe unter seiner Leitung ein viel besserer gewesen wäre. Er fehlte überall.Nach diesen Kampftagen kam unser Regiment zurück und wurde dann ganz überraschend aufgelöst. Die Reste wurden einer neuen Division zugeteilt, die nach wenigen Tagen in die neuen Kämpfe eintrat. Die Heimat weiß ja zur Genüge, wie die derzeitigen Kämpfe verlaufen, wir sind seither immer eingesetzt und in meiner neuen Stelle als Chirurg bei der bayr. San. Komp. 25 habe ich viel zu tun. Meine Stimmung werden sie begreifen; ging uns allen (Ende Seite 2)

schon die Auflösung des Stammregiments schon sehr nahe, so tragen die militärischen politischen Aussichten weiter dazu bei, uns zu bedrücken. Wollen sie in Anbetracht dieser psychischen Umstände sowie der infamen Hemmnisse wegen mir Entschuldigung gewähren, daß ich erst heute dazu komme, Ihren Brief zu beantworten. Arme, verehrte gnädige Frau wie sehr sie immer an dem Verlust ihres treuen Gatten leiden, kann ich mir vorstellen, ihr Brief gibt mir ein weiteres Bild von dem, was ihnen ihr Mann war. Umso mehr bedaure ich, auf eine besorgte Frage ihres Briefes eine Antwort geben zu müssen, die Ihnen doppelt schmerzlich sein muß. Ihr Mann konnte am 1.8. nicht soweit zurück geborgen werden, das eine Bestattung vom Regiment vor-(Ende Seite 3)

genommen werden konnte. Der Platz, wo wir Herrn Hauptmann liegen lassen mussten, ging wohl schon in der nächsten halben Stunde, in Feindeshand über und Feindeshand wird ihm die letzte Ehre haben erweisen müssen.-

Fortsetzung folgende Seite

Inzwischen erfuhr ich, das der Diener des Herrn Hauptmann, Parzhuber, wegen Verwundung beim Bergen der Wertsachen des Herrn Hauptmann zurück ging und wohl deshalb nicht mehr dort war, als ich zum zweitenmal bei Herrn Hauptmann war. 7

Mein Diener der auch beim Tode des Herrn Hauptmann zugegen war, heißt Sebastion Lautner. Seine Adresse werde ich ihnen zu verschaffen suchen. Z. Zt. Ist er im Urlaub und ich will versuchen, ihn als Diener zur San. Komp. 25 herüberzu nehmen. Sonst kommt er zu irgendeinem Regiment, von dem aus er mir schreiben wird. Vom Diener Völk werden sie inzwischen noch näheres gehört haben. (Ende Seite 4)

Der Ort, wo Herr Hauptmann sein Leben ließ, ist die Höhe 205 nordöstlich von Beugneux. Ich habe leider keine entsprechende Karte bei mir und muß mich daher auf einen Hinweis beschränken. Beugneux liegt nicht weit von Fère en Tardenoes und Soissons. Sollten sie nicht im Besitz einer Karte sein die diese Ortsnamen enthält, so bin ich gerne bereit und stehe ihnen zur Verfügung, um ihnen im nächsten Urlaub eine solche Karte zu beschaffen. Ich kann danach ziemlich genau die Stelle angeben, wo Herr Hauptmann liegen blieb. Für heute, verehrte gnädige Frau, lassen(Ende Seite 5)

sie mich schliessen. Ich hoffe daß es ihnen und ihren Kindern gesundheitlich gut geht und das die kommenden Tage, ihnen Aufregungen ersparen. Ihr seliger Mann sah manches voraus; so schmerzlich wir seinen Verlust empfinden, wir wissen nicht, ob ein gütiges Schicksal war, das ihn davor bewahrte, zu erleben, was uns vielleicht die Zukunft bringt. Ich bitte sie nochmals, mein langes Säumen zu entschuldigen, und danke ihnen noch herzlich für ihre letzten Zeilen. In stiller Teilnahme begrüßt Sie Ihr ergebener Dr. Pornitz.

Ende Brief Pornitz 19.10.1918

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Herbert Seitz

Brief von Dr. Beerel, Westfront Datum: 19. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918081902_Dr. Sigmar Beerel Mitarbeit: Annegret Dickel

Im Felde, 19.8.1918

Sehr geehrter Herr Stabsarzt!

Heut erhielt ich Ihr geehrtes Schreiben 13. D. Mts. Es ist mir eine ehrenvolle Pflicht, Ihnen sofort zu antworten, besonders da ich Herrn Hauptmann so verehrt und geliebt habe, daß es mir unendlich schwer wird, seinen Tod zu verwinden.Mein Chef, Herr Oberarzt Pornitz, zur Zeit im Kriegslaz. Sächs. 19c. Ohrenstation Mont – mignies, hat mir den Heldentod genau geschildert, da ich gerad an einer anderen Stelle beschäftigt war. Er war bis zuletzt bei Herrn Hauptmann und ist von derselben Granate am Kopf verwundet worden

und hat eine Trommelfellruptur davongetragen. Herr Hauptmann war sofort tot und Herr Oberarzt konnte, da er nur noch ganz allein bei ihm war, ihn nicht mehr bergen, die Engländer waren bereits auf 20 m. heran. Sobald ich von einer Verwundung meines Kommandeurs hörte, ich hörte zumindest nur von einer Verwundung zusammen und stürmte gefolgt von dem Adjutanten noch einmal vor, kam bis vor unsere 1. Linie, die noch zu halten versuchte und sah, wie die Engländer schon mit Tanks auf am Gelände anfuhren und bereits die Stelle besetzt hatten, wo Herr Hauptmann lag. Ich wußte nun, daß er bereits in englischen Händen war und konnte nun keine Hilfe mehr bringen. – Uns beiden, Herrn

Oberarzt und mir ist dies ein tief schmerzliches Bewustsein, besonders was alles geschehen ist, ihn doch noch zu bergen und wir die Hoffnungslosigkeit einsehen mußten, obgleich wir bis zuletzt in vorderster Linie waren. Aber auch die Gegenstöße schlugen fehl. Von dem ganzen Btl. Ist ja überhaupt nicht viel übrig geblieben. Das ganze Gelände ist ja nun in Feindeshand, vielleicht konnten unsere gefangenen Offiziere noch etwas für ihren allverehrten Führer tun.- Es ist mir selbst so schwer geworden, Ihnen die tieftraurige Mitteilung geben zu müssen. Mit gehorsam ergebenem Gruß Sigmar. Beerel ( ) Feldhilfs u. stellvertr. Btl. Arzt I/18 1025

1025: Die Bezeichnung „I/18“ steht für Reserve Infanterie Regiment No. 18,

1. Bataillons, Oblt. d. Res. Bandorf hatte nach dem Tod von Hauptmann Seitz (1.8.1918) das 1. Bataillon am 3.8.1918 bis 24.8.1918 übernommen, ab 24.8.1918 dann Hauptmann Semmelmann, der am 26.9.1918 in Kriegsgefangenschaft geriet.

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Herbert Seitz

Brief von Richard Lauterwald, Westfront Datum: 24. November 1918 Inhalt: Kondolenz

1918112401_Gefr. Lauterwald_Richard Adresse: Wilhelm Spähtstrasse 30/III, Nürnberg

Seite 2, Brief Richard Lauterwald Seite 1, Brief Richard Lauterwald

Seite 3, Brief Richard Lauterwald

Seite 4, Brief Richard Lauterwald

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Herbert Seitz

Brief von Parzhuber, Westfront Datum: 23. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918082301_Parzhuber Mitarbeit: Annegret Dickel

Feuerbach den 23.8.1918 Geehrteste Frau Hauptmann! Heute durch den Gefr. Völk Ihre Adresse erfahren. Und erlaube mir Ihnen ein paar Zeilen zusenden, Betreffs Herrn Hauptmann. Ich war beim Herrn Hptm. bis zum letzten Athemzug. Wir mussten zurück gehen weil wir sonst in die Gefangenschaft gekommen wären. Da war der Hauptm. und Oberarzt Dr. Pornitz und ich und der Diener von Herrn Oberarzt, wir mussten durchs Gefr ????? (Teilweise nicht lesbar)

Ich fasste den Herrn gleich um, u. in den nächsten Trichter hineinzuziehen wo auch der Herr Oberarzt quer Der Hauptmann war sofort Tod. Ich und der Diener vom Oberarzt wollten den Herrn Hauptmann zurückschaffen, plötzlich war der Herr Oberarzt und auch der Diener wank jetzt war ich noch ganz allein, ich nahm den Herrn Hauptmann auf die Schulter 1918082301_Parzhuber_Albert_04 Seite

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Seitenwechsel, Ende Seite 1

ging aber kaum 5-6 Mtr. dann hatt ich eine Kugel durch den Arm bekommen, musste den Herrn Hauptmann wieder ablegen u. bin wieder in den alten Trichter mit zurück, von unseren Leuten sah ich keinen mehr, denn die Engländer warend schon auf 150 bis 200 Mtr. hier. Ich musste durch dies den Herrn Hauptmann in die Hände der Engländer kommen lassen. Es tuht mir Heut noch sehr leid, und meine Seitenwechsel, Ende Seite 2

Gedanken führen mich immer wieder zurück. Und noch weiß was mich sehr krängt, das ich an die Wertsachen nicht mehr dachte, Feldstecher, Meldetasche, Revolver und Rucksack mit den Waschsachen und Rasierzeug hat ich noch gedacht, die ich dann einem Mann der 4 Komp. abgegeben hab, aber bis heut noch keine Nachricht als der den Leutl. Abgegeben hatt. Meine Verwunderung war nicht sehr bedenklich seines Inf.R.d.Armee und befinde mich im Reservelazarett IX Feuerbach. Ergebens Grüßt sein Gefr. Parzhuber

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Seite 2

1918082301_Parzhuber_Albert_03 Seite

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Herbert Seitz 11

Brief von Parzhuber, Westfront Datum: 25. August 1918 Inhalt: Kondolenz

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Feuerbach den 25.VIII.18

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Seite 1

1918082501_Parzhuber_02 Seite 2

Seite 3

Geehrteste Frau Hauptmann! Soeben ihren Brief vom 13. d.M. aus dem Felde zugeschickt bekommen. Geehrte Frau Hauptmann Ich kann ihnen Mitteilen das der Hauptmann sofort Tod war, ich hab in meinem letzten Brief schon erwähnt das wir zurück mussten u. durch das englische Sperrfeuer ich hat ja überhaupt nicht Gedacht das durch so ein Feuer ein lebendes Wesen durch kommen (Ende Seite 1) könnt, und noch dazu auch Infantriefeuer. Soweit ich noch feststellen konnte war die Wunde beim Herrn Hauptmann sehr klein, aber es ging auf das Herz. Hab auch geschrieben das ich den Herrn Hauptmann noch zurück schaffen wollte womöglich war es mir auch Geglückt, wenn ich nicht den Schuss in den Ellenbogen bekommen hätt, durch dies war es mir unmöglich und mir ists selbst fast unglaublich in dem (Ende Seite 2) ich 3 Jahr beim Stab des Herrn Hauptmann war, u. kam so in ein Lager das ich den Herrn Hauptmann als Tod den Schweinen überlassen musste. Grab konnte auch keins mehr geschaffen werden, als ein Granattrichter v. mündestens 3 Meter tiefe. Auch das kann ich noch nicht verstehen das unsere so kopflos werden kann und dachte nicht mehr auf die Wertsachen, doch die Uhr wenn ich (Ende Seite 3) doch noch mit hätte, die Sachen Feldstecher Meldetasche u. Revolver hat ich auch mit sowie auch den Rucksack mit den Wasch und Rasier Sachen. Konnte aber keinen mehr h treffen von unserem Regt. um ¾ 6 Morgens hat sich das h Schicksal zugetragen u. Nachmittag 1 war ich noch auf dem Weg mit den Sachen, bis ich einen traf von der 4. Komp. dem ich die Sachen übergab, aber bis heut noch keine Nachricht ob dies(Ende Seite 4) dem Batl. abgegeben hatt. Ich bin z. Zt. Noch im Lazarret aber ich erwarte die nächsten Tage Ernteurlaub, auf meiner rausfahrt, wieder nach Stuttgart wird ich nach Augsburg kommen, dann kann ich ihnen Mündlich darüber noch erzählen. Mein Arm ist soweit gut, nur das Gelenk ist noch nicht in Ordnung. Ergebens grüßt sein Gefr. Parzhuber.

Kleiner Zettel rechts.

Aschr. Gefr. Albert Parzhuber z.Zt. Res. Lazarett IX Feuerbach bei Stuttgart, Zimmer 9

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, Seite 5

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Herbert Seitz

Brief von Völk, Westfront Datum: 10. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918081001_Völk Mitarbeit: Annegret Dickel

10.8.1918 Werte Frau Hauptmann. Eben geht ein Säckchen weg muss schleunigst Ihnen berichten das ich von Herrn Hauptmann Koffer und Wäschesack schon abgeschickt habe nach Erfurt ob richtig ist weiss ich nicht. Von Ihnen noch keine Zeilen erhalten. Ich weiss nicht was ich jetzt anfange, ich kann es noch gar nicht glauben, Kosakenpferd (Anmerk. Das Pferd von Hptm. Seitz) haben wir sofort abgenommen ist doch gemein, Herr Hauptmann hat noch nicht die Augen zu tun könnens schon so zugefahren.

Hauptmann Karl Seitz auf seinem Pferd „Fritz“.

Wünsche mir gar nichts sollte jetzt nochmals kommen wie bei uns jetzt ausschaut. Bataillon hat mir versprochen darf Gepäck überbringen aber leider nichts, da kann man sehen, wie gerecht gehandelt wird, nur bei Herrn Hauptmann würde so was nicht vorkommen weiss sicher so lange Zeit beisammen ist. Nun ist alles richtig angekommen nächsten Tage von hier weg war GESCHWÄRZT Zur in Ruhe drin geht’s wieder 3 Worte fehlen los. Bei uns geht keine Post ab jetzt. Ich fühle mich immer wohl macht uns noch schwierige Sachen so ein Fall. Schräg geschrieben Empfange besten Gruss von Völk. Grüsse an alles. Gruss sagen Helmut, Herbert. Hoffe bald Antwort. Anmerkung: Helmut und Herbert sind die 4 und 3 Jahre alten Kinder von Hauptmann Karl Seitz.

Etwa 1916 im Unterstand

Hauptmann Karl Seitz

Hpt. Seitz, Lt. August Semmelmann, Lt. Kurt John und Mentfort.

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Herbert Seitz

Brief von Völk, Westfront Datum: 16. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918081601_Völk Mitarbeit: Annegret Dickel

16.8.1918 Werte Frau Hauptmann! Heute Mittags bekam ich ihren werten Trauerbrief, wofür ich vielmals Danke. Nur was würde Herr Hauptmann sagen so was hoffte ich meinem Leben nicht. Ich und Herr Hauptmann waren 5 volle Jahre beisammen, ich weiss Bescheid wen und was ich verloren habe kann noch gar nicht glauben stets geht Herr Hauptmann mir ab. Ob Herr Hauptmann begraben ist weiss niemand, viel sofort in Feindeshände. Parzhuber (Ende Seite 1) ist verwundet, ist heute Brief nach Feuerbach bei Stuttgart oo z.Zt. Res. Laz. N 9 wird sofort Nachricht von Herrn Hauptmann der weiss gar alles, ist beim letzten Moment noch Verwundet worden, war ja entsetzlich. Koffer u. Sack sind auf dem Weg, Schlüssel sind schon angekommen. Ich legte noch die Steppdecke bei von Herrn Hauptmann, denn das ist ein Andenken für die beiden Jungens von ihrem treu besorgten Vater, die musste noch mit, die gab ich nicht ab. Sind die Sachen guten Zustand (Ende Seite 2)

1918081601_Völk_Gefreiter_02

Seite 1

angekommen? Im Sack ist noch eine Hose drin von mir. Gepäck durfte ich leider nichts überbringen der Jahrelang mitsorgte für mich, nun aber kann ich nichts machen, wenn sie mirs zu Stände kommen ich noch auseinander. Einstweilen bin ich bei Herrn Oberleutnant Bandorf ist nicht bestimmtes von heute bis morgen nur wenn ich das verdient habe, keiner vermute ist traurig, 5 volle Jahre bei einem Herrn war, ich weis bei unserem Regiment noch keinen. Allgemein wird gesagt das Herr Hauptmann Semmelmann kommen sollte, Dieser Herr wäre Frau Hauptmann auch bekannt. Was sagen die beiden Jungens die bedaure ich sehr, er lies manches von ihnen hören wenn wir ausritten, kann ich niemals vergessen. Beste Grüße sendet Völk. Beste Grüße an alles.

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Seite 2

Seite 3

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Herbert Seitz

Brief von Völk, Westfront Datum: 28. August 1918 Inhalt: Kondolenz

1918082801_Völk Mitarbeit: Annegret Dickel

Seite 4

Seite 1

Seite 2

Seite 3

28.8.1918 Werte Frau Hauptmann! Heute kam Brief vom 23.8. an, wofür ich bestens Danke. Ach wie traurig, dass Herrn Hauptmann dasSchicksal traf nach 4.jährigem Kampf. Welch herber Schlag für Frau Hauptmann u. die beiden Buben. Parzhuber schrieb mir heute über die ganze Sache, wirds schriftlich an Frau Hauptmann selbst den Vorgang zu kommen lassen. Der-Ihr?? Mann war noch dabei war bei Parzhuber ist bei mir, dann der Bursche von Herrn Oberarzt Pornitz hat auch Laib (wohl gemeint, Untersuchung vor Ort) genommen sagt jeder gleiche das Herr Hauptmann sofort tot war. (Ende Seite1) Wie mir Parzhuber sagte kommt Er selbst wie möglich nach Augsburg, bringt dann alles persönlich vor sobald Er geheilt ist. Ich verstehs nicht mir geht Herr Hauptmann so ab, find mich überhaupt nimmer wohl. Nachfolger von Herrn Hauptmann ist Herr Hauptmann Semmelmann, am 25.8. angekommen, bin einstweilen bei Ihm bei der Pferden, sagte war bei Herrn Hauptmann Seitz so lange Zeit. Herr Oberleutnant Bandorf hat auch Schritte getan, ist zur Zeit Kommandant von 3/18. Als Adjutant haben wir Herrn Leutnant Späther. Das Rgt. liegt bis 30.8. noch (Seite Ende 2) in Vuhe ? , da werden wir verbraten, wohins geht ist unbekannt. Liegen so 90 km von St. Quentim weg, nun Aarsome?? Ist heftiger Artilleriekampf, will sehen was das noch wird. Gepäck ist von Herrn Hauptmann auch angekommen, ich mag an die Stunden gar nicht denken wo ichs abtranzportierte, vergesse ich nie so wars traurig. Pferd von Herrn Hauptmann haben sofort abgenommen, über das will ich mich nicht mehr aufregen, das war sein Heiligtum.(Hauptmann Seitz hatte ein eigenes Pferd, Genannt Fritz, kaufte er im August 1913 in München.) Am 18. September macht Frau Hauptmann wieder nach Augsburg, nun jetzt ist (Seite Ende 3) nichts mehr dort. Wass machen die beiden Buben, für die ists arg, was sagen sie denn. Hat so gesorgt immer gar manches davon gesprochen. Kommt Frl. Peppie zu beiden Buben wieder hin. Meine Eltern schrieben mir wollen gar nicht glauben von Herrn Hauptmann. Bitte ist Gepäck in gutem Zustand angekommen? Besten Grüße sendet Völk Grüße an alles was ich kenne. Heute bekam ich Nachrichten von Frl. Schwestern, wollen auch nichts glauben. (Seite Ende 4)

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Herbert Seitz

Brief von Ratt, Zahlmeister, Westfront Datum: 02. September 1918 Inhalt: Kondolenz

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R Frankreich, 2. September 1918.

Sehr geehrte, gnädige Frau!

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I hre werten Zeilen vom 16.August 1918 habe ich erhalten u. bitte ich sie zu diesem gräßlichen Schicksalsschlag mein tiefgefühltes, innigstes Beileid entgegennehmen zu wollen. Wer wie ich 3 Jahre lang mit Herrn Hauptmann zu arbeiten hatte und so Gelegenheit hatte, die vorzüglichen Charakter – Eigenschaften des verblichenen kennenzulernen, weiß den Schmerz über diesen unersetzlichen Verlust, der sie, gnädige Frau, betroffen hat zu würdigen. So tief es zu bedauern ist, dass die sterblichen Überreste von Herrn Hauptmann nicht mehr geborgen werden konnten, so sehr ist es zu begrüßen, daß der Körper des edlen Toten nicht den fanatischen Franzosen, sondern den ritterlicheren Engländern in die Hände fiel. Man kann mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die (Ende Seite 1) letzteren dem Verblichenen ein anständiges Begräbnis zu Teil werden ließen, zumal ja die Personalien durch die Papiere, die Herr Hauptmann bei sich trug, leicht festzustellen waren. Es ist daher die größte Wahrscheinlichkeit gegeben, daß es ihnen, gnädige Frau, nach Beendigung dieses entsetzlichen Krieges wenigstens vergönnt sein wird die letzte Ruhestätte ihres sel. (seligen) Gatten zu besuchen, bezw. eine Überführung zu ermöglichen. Koffer und Wäschesack von Herrn Hauptmann wurden am 9.August 1918 von Laon an die Erfurter Adresse aufgegeben und dürften wohl mittlerweile in ihren Besitz gelangt sein. Gefr. Parzhuber, welcher bis zum letzten Augenblick bei Herrn Hauptmann verweilte, wurde selbst verwundet und wird wohl in absehbarer Zeit zum Ers. Batl. Inf. Leib (Ende Seite 2) Regts. nach München kommen. Von dort ist es ihm leicht möglich sich auf einen oder zwei Tage nach Augsburg beurlauben zu lassen um ihnen, gnädige Frau, die näheren Einzelheiten des tragischen Vorfalls schildern zu können. Die Gnadengehaltsbescheinigung wäre zunächst an die stellv. Intendantur des I. bayr. A.-K. nach München zu senden. Dieselbe weist dann eine Kasse zur Zahlung an u. gnädige Frau erhalten den Betrag zugesandt. Auch mir gegenüber erwähnte Herr Hauptmann das noch auf einem seiner Pferde Geld stehe, - ich glaube ca. 800.- M – und bitte ich sie gnädige Frau wegen dieser Angelegenheit sich mit der Kasse. Vor Ers. Batl. 3. Inf.Regts. Augsburg ins Benehmen setzen zu wollen. Letztere wird dann wohl den Betrag umgehend ausbezahlen. Den Betrag für die beiden Reitausrüstungen (Ende Seite 3) /: 475,M :/werden gnädige Frau mittlerweile erhalten haben. Ferner gestatte ich mir gnädige Frau noch auf eines Aufmerksam zu machen. Herr Hauptmann war, wie jeder aktive bayr. Offizier, Zwangsmitglied des bayr. Unterst. Verein f. Hinterbliebene von Offizieren. Er leistete jedoch, scheinbar infolge eines Versehens bei Ausstellung des Soldatenbuches seit 1914 keine Beiträge mehr. Ich würde nun gnädige Frau raten an den Verw. Rat des Unterstützungsvereins für Hinterbliebene des k. bayr. Heeres, München, zu schreiben mit dem Ersuchen um Angabe wie viele Beiträge noch ausständig sind und daher nachzuzahlen wären. Ich schätze, daß sich die noch zu bezahlenden Beiträge auf etwa 400 M belaufen werden. Dafür beziehen dann gnädige Frau für sich auf Lebensdauer eine monatliche Rente von 30M für jedes Kind (Ende Seite 4) bis zu seiner Versorgung?? monatlich 6,- M im gegenwärtigen Fall also im Ganzen monatlich 42,- M, sodaß sich die Nachzahlung wohl lohnt. Ich bitte Sie nun, gnädige Frau, bei irgend welchen Anfragen c. o sich vertrauenvollst an mich wenden zu wollen, da es mir eine Ehre sein wird auf diese Art einen kleinen Teil des mir von Herrn Hauptmann entgegengebrachten Wohlwollen „erwidern“ zu können und verbleibe für heute Ihr stets ergebener Heinrich Ratt

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Herbert Seitz

Lebenslauf Karl Seitz

wurde am 7. Februar 1875 in Landsberg / Lech im Königreich Bayern geboren und am 14. Februar 1875 in der Stadtpfarrkirche „Unsere Lieben Frauen“ in Landsberg getauft. Vater war Oberlandesgerichtsrat, der wechselte berufsbedingt mehrmals den Wohnort. Somit wuchs Karl Seitz zuerst in Landsberg anschließend in Straubing und Coburg auf. Die ersten Fotos sind aus Straubing von 1878 und 1881 vorhanden. Karl absolvierte das Gymnasium Wunnerstadt in Coburg, 1890 war er Obertertianer, 15½ Jahre alt und 1893 als Unterprimus mit 18 ½ Jahren. Nach dem Abitur begann er in Bamberg die Offizierslaufbahn und ging zum königlich bayerischen Militär. Trat 1896 in das 5. Inf. Reg. in Bamberg als Offiziersadjutant ein. Alle Fotos aus dieser Zeit stammen von Fotografen aus Bamberg. 1896 ist Karl Unteroffizier, 1897 zum Fähnrich und 1898 zum Leutnant befördert. Im August 1907 wohnt er in Bamberg in der Urbanstraße 4. Zu dieser Zeit ist er dort Leutnant im 5ten Infanterieregiment. Etwa 1905 oder 1907 lernte er Lilli Schack, die in Erfurt lebte, kennen, sie war zu dieser Zeit etwa 18 Jahre alt. Karl war Leutnant und hatte sich bereits verpflichtet, von 1909 bis 1913 nach Deutsch Ostafrika zur deutschen Schutztruppe zu gehen. Kurz vor Lillis 20. Geburtstag stirbt ihr Vater in Hannover, die Mutter starb 1932. In den folgenden fünf Jahren gab es dann einen regen Schriftwechsel und ab Weihnachten 1910 tragen beide auf den gemeinsamen Bildern einen Ring, meist am linken Ringfinger. In Afrika wird Karl zum Oberleutnant befördert, aus dieser Zeit sind noch viele Bilder auf Glasplatten vorhanden. Am 25. März 1913 heiraten Karl Seitz und Lilli Schack in der Erfurter Thomaskirche, getraut hat sie Pfarrer Billig. Diese Kirche steht heute noch an der Schillerstraße. Lilli Schack hieß jetzt Seitz und wechselte ihren Wohnsitz von Erfurt, aus der behüteten elterlichen Wohnung, nach Augsburg. Sie bezogen dort eine geräumige 8-Zimmer Wohnung. Diese lag am Kaiserplatz 12II, gegenüber der Ulrichskirche.

Photogr. Gefr. B. Stötter, bayr. Res. Inf.. Regt. 18, Straubing, Passauerstr. 850 1/8, entnommen aus dem Regimentsbuch „Das K. B. Res. Infanterie Regiment No. 18“.

Am 23. August 1913 wurde Karl Seitz Hauptmann, da war Lilli im vierten Monat. Zu diesem Zeitpunkt schrieb er an seinen Onkel, Eugen Ritter nach Erfurt eine Karte, dass er gerade im Manöver in Schäftlarn/Obb ist und sich im Juli in München ein Pferd gekauft hat, dem er den Namen „Fritz“ gab. In Augsburg wird dann am 10.2.1914 sein erster Sohn Helmut Wilhelm und am 28.1.1915 sein zweiter Sohn Herbert Emil geboren. Das Eheglück war kurz, am 1. August 1914 brach der 1. Weltkrieg aus. Seine Kinder sah Karl nur, wenn er Fronturlaub hatte. Als Berufssoldat musste Karl Seitz gleich von Beginn an, in den Krieg ziehen. Er gehörte zur 8. Bayr. Reserve Division und war dort im Res.Inf.Reg.No.19. Ab 1. Oktober 1915 erhielt er das Kommando für das 1. Bataillon des königlich bayrischen ReserveInfanterieregiment No. 18, sein Vorgänger war Major Eduard Freiherr von Falkenhausen. Schon im September 1914 ereilte Karl Seitz eine Verwundung durch ein Schrappnellgeschoß am Arm. Kurz vor der Geburt seines zweiten Sohnes musste er im Januar wieder an die Front zurück. Im Juli 1918 hat Karl Seitz Fronturlaub, am 10. Juli werden bei einem Fotografen in Augsburg die letzten gemeinsamen Fotos mit der Familie hergestellt. Seine letzte Schlacht schlug Karl Seitz etwa 60 km westlich von Paris gegen englische Truppen, als diese begannen, die deutschen Stellungen aufgrund neuerer und besserer Waffentechnik zu überrennen und sich der Stellungskrieg auflöste. Er fand am 1. August 1918, Morgens gegen 6.00 Uhr in Frankreich nordöstlich von Beugneux östlich der Höhe 205, das liegt südlich von Soissons und westlich Reims den Tod. In diesen Tagen wurden die deutschen Truppen unter hohen Verlusten zurückgedrängt, später kam dann die Dolchstoßlegende. Der Tod ereilte ihn drei Monate vor Kriegsende, Deutschland kapitulierte.

Soldatenfriedhof Parcy-Tigny, unweit der Todesstelle. Dieses Foto entstand anlässlich eines Besuches im Sommer 2008 auf diesem Friedhof, - nach 90 Jahren. Hauptmann Seitz ist in einem Kameradengrab rechts vom Gedenkstein bestattet. Skizze der Todesstelle

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