Digitale Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung - Buch.de

der heutigen Kinder und Jugendlichen sind sie bereits nicht mehr aus ihrer ... Die Studie der Bertelsmann Stiftung »Jugend und die Zukunft der Welt« aus dem ...
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U. Michel, A. Siegmund, M. Ehlers, M. Jahn, A. Bittner (Hrsg.)

Digitale Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung Potenziale und Grenzen





    

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© 2014 oekom, München oekom verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH Waltherstraße 29, 80337 München Umschlaggestaltung: Elisabeth Fürnstein, oekom verlag Umschlagabbildung: Christian Plass Fotomontagen Cover und Kapiteltitel: Gunilla Breutmann Druck: AZ Druck und Medientechnik, Kempten Dieses Buch wurde auf 100%igem Recyclingpapier gedruckt. Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-86581-429-6 e-ISBN 978-3-86581-556-9

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U. Michel / A. Siegmund / M. Ehlers / M. Jahn / A. Bittner

Digitale Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung Potenziale und Grenzen

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Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ................................................................................. 4 Vorwort, Ulrich Michel, Alexander Siegmund, Manfred Ehlers ................... 7 Das Potenzial von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung – Perspektiven aus Sicht der DBU, Fritz Brickwedde, Alexander Bittner ......................................................................................... 8 Keynote-Vorträge ...................................................................................... 14 Digitale Medien in der BNE aus Sicht der Geographie, Alexander Siegmund, Ulrich Michel, Jürgen Forkel-Schubert, Markus Jahn ............................................................................................... 16 Bildung durch digitale Medien?, Heike Molitor ......................................... 25 Vorträge ..................................................................................................... 34 Der Einsatz von Geoinformationssystemen im Naturwissenschaftlich-technischen Unterricht (NwT), Ralf Kirchner-Heßler, Natascha Bäuerle .................................................... 36 Partizipation mit digitalen Medien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule, Frank Corleis ................................................... 47 »GLOKAL Change«: Mit Satellitenbildern nicht nachhaltige Entwicklungen bewerten lernen, Michelle Haspel, Markus Jahn.............. 59 Schülervorstellungen zur Artansprache als Basis für ein neues Bestimmungsinstrument, Jorge Groß ............................................. 68 Mobile elektronische Endgeräte in der Umweltbildung und BNE erste Ergebnisse einer Studie, Sebastian Bleck, Marcel Bullinger, Armin Lude, Steffen Schaal ........................................................................ 77

Gruppendiskussionen................................................................................ 86 Was macht »gute« BNE aus? – Auf der Suche nach zentralen Kriterien von Gestaltungskompetenz, Markus Jahn, Michelle Haspel ...... 88 Potenziale und Grenzen digitaler Medien im Kontext der zentralen Kriterien von Gestaltungskompetenz, Markus Jahn, Alexander Siegmund, Ulrich Michel ........................................................... 95 »NaviNatur«: Partizipation mit digitalen Medien einer BNE in der Schule, Alexander Siegmund, Frank Corleis ............................. 97 Grüne Städte – eine Erlebnisausstellung mit interkulturellen Jugendgruppen erstellen, Ulrich Michel, Thomas Meiseberg ................. 102 NAJU Jugendkampagne »nature´s12«, Armin Lude, Veronika Burgmayer ................................................................................ 107 »GLOKAL Change«: Mit Satellitenbildern nicht nachhaltige Entwicklungen bewerten lernen, Heike Molitor, Markus Jahn ............... 111 Ergebnisse und Konsequenzen der Gruppendiskussionen zum Einsatz digitaler Medien in der BNE, Alexander Siegmund, Ulrich Michel, Markus Jahn ...................................................................... 116 Markt der Möglichkeiten ........................................................................ 118 NAJU Jugendkampagne »nature´s12«, Veronika Burgmayer .................. 120 GIS-Station fördert BNE durch Nutzung digitaler Geomedien, Raimo Becker-Haumann, Alexander Siegmund ....................................... 123 Neu bei Lehrer-Online: Themenportal Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung, Gabi Netz, Maike Hiepko........................... 130 Masterarbeit: GPS-Bildungsrouten ̶ Ansätze und Instrumente zur Integration einer BNE, Hannah Heinevetter ...................................... 135

Bachelorarbeit: »Qualität des Einsatzes mobiler Endgeräte in der BNE anhand von Beispielen«, Christiane Hörmeyer........................................ 141 Edunauten, Oliver Krooß .......................................................................... 146 WASsERLEBNIS – Das Geocaching-Projekt rund um Wasser, Abenteuer und Nachhaltigkeit, Martin Malkmus, Larissa Donges ............................ 149 Neue Medien in der Bildungsarbeit des BR Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, Pierre Karrasch, Bodo Plesky ........................................ 154 Expedition Moor: Junge Forscher experimentieren, erkunden und entdecken, Ulrich Michel, Christina Fiene, Christian Plass ...................... 158 Mobile Games im Kontext der Umweltbildung. Ein Pilotprojekt, Markus Lohoff .......................................................................................... 165 Grüne Städte – eine Erlebnisausstellung mit interkulturellen Jugendgruppen erstellen, Thomas Meiseberg ........................................ 170 Quick-Response-Codes in den Nationalen Naturlandschaften Thüringens, Thomas Urban...................................................................... 174 Bildung für nachhaltige Entwicklung durch virtuelle Exkursionen, Alexandra Budke ...................................................................................... 178 Fazit und Ausblick.................................................................................... 182 Die Bedeutung von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung – Perspektiven, Potenziale, Grenzen, Alexander Bittner, Thomas Pyhel ............................................................. 184 Quo vadis digitale Medien in der BNE? Ulrich Michel, Alexander Siegmund, Manfred Ehlers .............................. 192 Autorenverzeichnis ................................................................................ 194

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Ulrich Michel, Alexander Siegmund, Manfred Ehlers

Vorwort Digitale Medien wie Computer und Internet sind inzwischen zu einem elementaren Bestandteil im Berufsleben und in der Freizeit vieler Menschen geworden; für den Großteil der heutigen Kinder und Jugendlichen sind sie bereits nicht mehr aus ihrer Alltagswelt wegzudenken. Das Medium Computer hat darüber hinaus vor längerer Zeit seinen Einzug in das Bildungssystem gehalten. Mit dem technologischen Fortschritt in der Welt der Bits & Bytes drängen seit einigen Jahren weitere digitale Medien wie GPS-Geräte oder Smartphones auf den Markt, deren „didaktisches Potenzial“ für den Bildungsbereich vielversprechend zu sein scheint. Im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) könnten digitale Medien neue, attraktive Zugangswege für Lernende zu den mitunter komplexen Fragestellungen und Themenfeldern einer nachhaltigen Entwicklung eröffnen. Neben dem Erwerb von grundlegender Medienkompetenz könnten dabei auch individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert werden, die die Lernenden im Sinne der BNE zu einer nachhaltigen Lebensweise befähigen. Nach einer anfänglichen Skepsis gegenüber dem Einsatz dieser Medien, die zum Teil auf einer (vermuteten) Diskrepanz zwischen dem für Jugendliche attraktiven Technologieeinsatz einerseits und dem ganzheitlichen Ansatz des Lernens mit allen Sinnen im Rahmen persönlicher Naturerfahrungen andererseits beruht, setzen mittlerweile immer mehr Akteure im Bildungsbereich auf eine Kombination aus digitalen und analogen LehrLernformaten. Inwiefern diese innovativen Formate tatsächlich einen pädagogischdidaktischen Mehrwert für die Anliegen und Ziele der BNE sowie der Umweltbildung gegenüber rein analogen Formen aufweisen, gilt es grundsätzlich kritisch zu hinterfragen. In einem praxisorientierten Diskurs zwischen verschiedenen Bildungsakteuren aus Schule, Hochschule und außerschulischen Bildungseinrichtungen sowie Ministerien und bildungsnahen Unternehmen wurden am 23. und 24. Februar 2012 auf einer Tagung unter dem Titel „Neue Wege in der Bildung für nachhaltige Entwicklung?! Potenziale und Grenzen digitaler Medien“ im Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Vor- und Nachteile des Einsatzes von digitalen Medien in nachhaltigkeitsorientierten Bildungsangeboten erörtert. Die Veranstaltung wurde von der DBU gefördert. Neben der Präsentation aktueller, mediengestützter Bildungsprojekte wurde den Tagungsteilnehmer(inne)n in Gruppendiskussionen die Möglichkeit geboten, sich über die Potenziale und Grenzen des Einsatzes digitaler Medien auszutauschen. Der vorliegende Tagungsband fasst den Diskurs während der Tagung zusammen und enthält neben den einzelnen Projektbeschreibungen eine Zusammenfassung der Tagungsergebnisse, die in einen visionären Ausblick münden.

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Fritz Brickwedde, Alexander Bittner

Das Potenzial von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung – Perspektiven aus Sicht der DBU Geleitwort zum Tagungsband Geo-Medien in der Umweltbildung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung, DBU Projekt AZ 29282, Fachtagung Geo-Medien in der Umweltbildung, Universität Osnabrück und PH Heidelberg Die Studie der Bertelsmann Stiftung »Jugend und die Zukunft der Welt« aus dem Jahre 2009 belegt ein großes Interesse von Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren an Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung. Neben Fragen eines gerechten Vorteilsausgleiches zwischen armen und reichen Staaten zeigen sich Jugendliche an Themen wie dem Klimawandel, an der gerechten Nutzung und der Verknappung von natürlichen Ressourcen interessiert. Dieses Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung der menschlichen Lebensgrundlagen geht mit einer großen Bereitschaft einher, sich selbst in die Gestaltung dieser Zukunftsthemen einbringen zu wollen. Jugendliche wünschen sich eine stärkere Beteiligung an der Gestaltung von Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung (Bertelsmann Stiftung, 2009). Diese Befunde aus dem Jahre 2009 decken sich auffällig mit Erkenntnissen aus der Shell Jugendstudie 2010. Eine nachhaltige und somit zukunftsfähige Entwicklung ist somit ein für Jugendliche bedeutsames Thema und Handlungsfeld, das persönliches Engagement herausfordert (Shell Jugendstudie, 2010). Die empirisch in etlichen Medien-Studien untersuchte und belegte intensive Nutzung neuer Medien hat für Jugendliche zwischenzeitlich erhebliche Alltagsrelevanz erlangt. Diese zu negieren, würde didaktische Fehlschlüsse auch für den Bereich Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung nach sich ziehen. Zeitgleich haben konventionelle Formen der Freizeitgestaltung immer noch Bedeutung. Gemeinsame Aktivitäten in der Peer-Group sind ebenso relevant wie sportliche Aktivitäten (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2010). In dieser Schnittmenge der Freizeitgestaltung mittels neuer Medien und sportlich motivierten Aktivitäten und/oder Unternehmungen mit der Gleichaltrigengruppe können womöglich gar neue Zugänge zur Zielgruppe der Jugendlichen für Natur-, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsthemen begründet liegen. Und diese Zielgruppe wird von Angeboten der Umweltbildung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an schulischen wie außerschulischen Lernorten nur bedingt erreicht.

Das Potenzial von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert bereits seit einigen Jahren Vorhaben, in deren Kontext unterschiedliche neue Medien und in den letzten Jahren verstärkt auch mobile, digitale Geo-Medien1 zur Bearbeitung von umwelt-, naturschutz- und nachhaltigkeitsrelevanten Themen durch Jugendliche zur Anwendung gelangen. Diese Projekte reichen von innovativen fehlertoleranten Bestimmungsapplikationen z.B. für Bäume sowie Muscheln und Schnecken auf Smartphones und Tablet-Computern (siehe Abb. 1) über die Erstellung von Geo-Medien basierten Bildungsrouten in Großschutzgebieten unter Mitwirkung von Schüler(inne)n (siehe Abb. 2) bis hin zu in Umweltbildungsangebote eingebundenen Geo-Caching-Anwendungen von Umweltbildungszentren (siehe Abb. 3), Naturschutzjugendverbänden (siehe Abb. 4) und Wissenschaftsläden (siehe Abb. 5) zum Thema Gewässerschutz und nachhaltiger Lebensstil. Darüber hinaus fokussieren DBU-Förderprojekte die Anbahnung von Beruf- und Studieninteressen im Bereich der Geo-Informations-systeme, wenn Schüler(innen) z.B. Satellitenbilder zu Phänomenen einer nachhaltigen (und manchmal auch nicht nachhaltigen) Entwicklung in den Bereichen Rohstoffgewinnung, Landnutzung, Konsum und Warenströme u.v.m. analysieren, die Ergebnisse zu lokalen Entwicklungen in Beziehung setzen und mittels Felderhebungen z.B. über den Einsatz von Flugdrohnen, Luftbildern u.ä. untersuchen (siehe Abb. 6). Etliche dieser Förderprojekte sind auch in diesem Tagungsband dargestellt. Abbildung 1: Mit der App iKosmos Arten erkennen und unterscheiden können. www.iKosmos.org

Abbildung 2: Schülerinnen beim Einsatz des Moorforscherrucksacks »Expedition Moor«, PH Heidelberg

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Digitale Geo-Medien sind »digital codierte raumbezogene Daten über geographisch relevante Sachverhalte und die zugehöri-

gen technischen Geräte zur Erfassung, Speicherung, Analyse und Präsentation dieser Daten« (Michel et al. 2011). Dabei handelt es sich um Geräte, Plattformen oder Systeme wie etwa Tablet-PC, Smartphone, GPS-Gerät oder Computer, mit denen insbesondere auch raumbezogene Aspekte der Nachhaltigkeit visualisiert, raum-zeitlich simuliert und interdisziplinär analysiert werden können.

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Fritz Brickwedde, Alexander Bittner

Abbildung 3: Jugendliche auf einer GPS-Bildungstour »NaviNatur«, SCHUBZ Lüneburg

Abbildung 4: Schüler entdecken die Welt des Wassers mit GPS-Geräten »WASsERERLEBNIS«,www.bundjugend.de

Abbildung 5: Jugendliche mit GPS-Gerät »Grüne Städte«, Wissenschaftsladen Hannover

Abbildung 6: Schülerin bei der Bearbeitung eines interaktiven Lernmoduls »GLOKAL Change«, PH Heidelberg

Das Potenzial von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Die Erfahrung aus DBU-geförderten Projekten zeigt, dass der Einsatz von Geo-Medien in der Umweltbildung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung potenziell positive motivationale Bedingungen des Lernens fördert. Eine technikinteressierte Jugend erlebt neue Medien als Werkzeug des Wissenserwerbs und Kompetenzgewinns. Der Einsatz dieser Technologien ist bei der Ansprache der Zielgruppe Jugendliche in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen von der Schule bis zu außerschulischen Umweltbildungszentren durchaus hilfreich. Durch den Einsatz der beschriebenen Medien und Technologien können moderne, offene und individualisierte Lehr-/Lernformen im Rahmen problemund handlungsorientierter Lernarrangements realisiert werden. Die beschriebenen Medien sind auch geeignet, die Komplexität von Umwelt- und Naturschutzthemen zu reduzieren – komplexe Artenbestimmungen lassen sich einfacher bewältigen und die Analyse zeitlich entkoppelter lokaler und auch globaler Entwicklungen mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsrelevanz (z.B. Rohstoffabbau, Nachwachsende Rohstoffe, hiermit verbundene ökologische und soziale Folgen) wird auch für Jugendliche möglich. Dieses Kompetenzerleben fördert eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung, unterstützt die Anbahnung von Bewertungskompetenz und stößt Prozesse informellen aber auch formalen Lernens an. Allerdings bedingen neue technische Entwicklungen im Bereich der neuen Medien und der Geo-Medien alleine noch keine Innovation mit Bildungsrelevanz. Ein Diskurs über die Bedingungen eines gelingenden Einsatzes von Geo-Medien in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung war lange überfällig. Der vorliegende Tagungsband ist das Ergebnis eines solchen Diskurses über Möglichkeiten der Nutzung von mobilen Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Aus Sicht der DBU konnten im Rahmen der Tagung »Neue Wege in der Bildung für nachhaltige Entwicklung?! – Potenziale und Grenzen digitaler Medien« am 23. und 24.Februar 2012 wichtige Erkenntnisse im Dialog der unterschiedlichen Akteure generiert werden. So wurde deutlich, dass Geo-Medien stets als methodisch-didaktisches Werkzeug der Bildung für nachhaltige Entwicklung betrachtet werden sollten und kein Selbstzweck sein dürfen. Ein reines »Geo-Caching« hat in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sicherlich nur eine begrenzte Wirksamkeit – erst durch flankierende inhaltliche Aktivitäten, durch zu bewältigende Aufgaben und eine didaktisch-fachliche Begleitung wird das Potenzial informellen aber auch formalen Lernens mittels Geo-Medien bei Jugendlichen umfänglich entfaltet. Insbesondere eine längerfristige Projektarbeit, in deren Kontext Jugendliche Themen mit Ernstcharakter bearbeiten und mittels Geo-Medien aktiv gestalten können, scheint für Jugendliche geeignet, um sich Themen der nachhaltigen Entwicklung erschließen und individuelle Hürden bei der Erlangung neuen Wissens überwinden zu können. Der vorliegende Tagungsband soll den aktuellen Dialog über Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes mobiler Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung zwischen den relevanten Akteursgruppen aus den Bereichen Schule, Umweltbildungseinrichtungen, Natur- und Umweltschutzorganisationen möglichst umfänglich abbilden. Es sollen Musterlösungen für den Einsatz von Geo-Medien zur Bearbeitung von Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung aufgezeigt und ein konstruktiv-kritischer Diskurs über Qualitätskriterien zur Anwendung von Geo-Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung angestoßen werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt freut sich sehr, dass sich die Universität Osnabrück, Institut für Geo-Informatik und Fernerkundung

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Fritz Brickwedde, Alexander Bittner

sowie die Pädagogische Hochschule Heidelberg, Abteilung Geographie, diesem Thema im Rahmen einer Fachtagung angenommen haben. Mit diesem Tagungsband ist die Hoffnung verbunden, dass schulische wie außerschulische Bildungsakteure und Bildungseinrichtungen, aber auch Fachdidaktiker, Fachwissenschaftler, Verbände, Unternehmer und staatliche Bildungsadministrationen den angestoßenen Dialog mit dem Ziel weiterführen, im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung auch unter Einsatz von Geo-Medien innovative Bildungsangebote zu entwickeln, die Jugendliche wieder stärker für eine nachhaltige Entwicklung unserer Biosphäre und für deren Schutz begeistern.

Literatur Bertelsmann Stiftung. Jugend und die Zukunft der Welt – Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage bei Jugendlichen in Deutschland und Österreich „Jugend und Nachhaltigkeit“. Gütersloh 2009. (Quelle: http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_ 29232_29233_2.pdf) Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. JIM-Studie 2010 – Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-jähriger. Stuttgart, Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK). Ulrich Michel, Alexander Siegmund & Daniel Volz. Digitale Revolution im Klassenzimmer?! – Potenziale digitaler Geomedien für einen zeitgemäßen Unterricht. In: Praxis Geographie. Heft 11. 2011, S. 4–9. Shell Deutschland Holding (Hrsg.). Konzeption & Koordination: Mathias Albert, Klaus Hurrelmann, Gudrun Quenzel & TNS Infratest Sozialforschung: Shell-Jugendstudie 2010. Frankfurt am Main, Fischer.

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