Außerschulische Bildung für nachhaltige Entwicklung

rung der biologischen Vielfalt unserer Biosphäre auch mit Artenschutz einhergehen muss, betont BNE insbesondere die Identifikation von Lösungen für mehr ...
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G. Michelsen, H. Rode, M. Wendler, A. Bittner

Außerschulische Bildung für nachhaltige Entwicklung Methoden, Praxis, Perspektiven DBU-Umweltkommunikation / Band 1

Zugunsten der Lesefreundlichkeit wurde auf eine durchgehend geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet. Die verwendete männliche Form schließt bei Entsprechung die weibliche Form selbstverständlich ein.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Gerd Michelsen, Horst Rode, Maya Wendler, Alexander Bittner

Außerschulische Bildung für nachhaltige Entwicklung Eine Bestandsaufnahme am Beginn des 21. Jahrhunderts

Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG Bildung für nachhaltige Entwicklung in außerschulischen Einrichtungen – Die Bedeutung einer empirischen Erhebung außerschulischer Aktivitäten aus Sicht einer Förderstiftung

9

BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM AUSSERSCHULISCHEN KONTEXT

13

1

Inhaltliche und methodische Vorüberlegungen

15

1.1

Zum Begriff der nachhaltigen Entwicklung

15

1.2

Bildung für nachhaltige Entwicklung

16

1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3

Nachhaltige Entwicklung als Bildungsinhalt Kompetenzen und lebenslanges Lernen Qualitätsentwicklung und Professionalisierung Ganztagsschulen als Kooperationspartner und Herausforderung

19 20 23 29

1.4

Forschungsstand

31

1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3 1.5.4

Fragestellungen und Vorgehensweise Fragestellungen Grundgesamtheit und Befragtengruppen Der Fragebogen Die ergänzenden Interviews (qualitative Studie)

37 37 38 41 43

2

Stand der außerschulischen Bildung für nachhaltige Entwicklung heute

45

2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3

Grunddaten Rücklauf und Verallgemeinerungsfähigkeit Funktionen der Befragten Regionale Verteilung

45 45 47 48

2.2 2.2.1

Grundlagen und Voraussetzungen für BNE Bildungsanbieter und ihre historische Wurzeln

50 50

2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5

2.2.7 ´°´°º

Motivationen der Befragten Beschäftigung mit BNE Umsetzbarkeit der Förderung von Kompetenzen Institutionelle Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung bei den befragten Anbietern Indikator für einen auf Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Bildungsanbieter Umsetzungshürden für Bildung für nachhaltige Entwicklung *7843&1:3):&1.Q0&9.43

2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6 2.3.7

Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung Generalisierte Kernelemente von Bildung für nachhaltige Entwicklung Inhalte Veranstaltungs- und Vermittlungsformen Zielgruppen Kooperation Qualitätssicherung Innovative Themen und Methoden

91 91 93 107 110 111 121 122

2.4

Die Sicht auf die Zukunft

130

2.5

Zur Bedeutung von Bildung für nachhaltige Entwicklung im außerschulischen Bereich – eine Zwischenbilanz

131

Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Praxis – Ergebnisse der qualitativen Ergänzungsstudie

135

3.1

Der Rahmen der qualitativen Untersuchung

135

3.2

Gelingensbedingungen außerschulischer BNE

136

3.3

Hemmfaktoren

160

3.4 3.4.1

Finanzierung, Kooperation mit Ganztagsschulen und UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung mit wenig Geld

165 165

3.5

Charakterisierung von Zugangswegen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung

173

4

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

179

¶°³

25+*-1:3,*3&:+)*7*R*09.438*'*3*

³º³

4.2

Empfehlungen für die Steuerungsebene

186

2.2.6

3

56 58 59 65 77 86 º¹

Inhaltsverzeichnis

7

Literatur

191

Anhang I – Fragebogen der quantitativen Studie

199

Anhang 2 – Interviewleitfaden

213

Einleitung

Bildung für nachhaltige Entwicklung in außerschulischen Einrichtungen – Die Bedeutung einer empirischen Erhebung außerschulischer Aktivitäten aus Sicht einer Förderstiftung

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat Ende der neunziger Jahre eine erste bundesweite Studie zur Umweltbildung in Deutschland in Auftrag gegeben (Giesel et al. 2002 und Giesel et al. 2001). Ausgangspunkt war damals das Engagement der DBU seit 1991 im Bereich Umweltkommunikation, insbesondere in Umweltzentren, die in erheblichem Maße von der DBU in ihrer Gründung und programmatischen Arbeit unterstützt wurden. Der Studie vorausgegangen war eine Fördertätigkeit der DBU in den Jahren 1991 bis 2000 mit knapp 1 000 Förderprojekten bei einer Fördersumme in Höhe von über 239 Mio. Euro im Bereich Umweltkommunikation und Umweltbildung. Mit einem Teil der Fördermittel wurden bis zum Jahr 2000 34 Umweltzentren und vergleichbare Einrichtungen in ihrer Entstehung unterstützt. Der Aufbau eines Netzwerkes von Umweltbildungseinrichtungen insbesondere in den neuen Bundesländern stellte in den 1990er-Jahren einen Schwerpunkt der Förderaktivitäten der DBU im Bereich Umweltbildung/Umweltkommunikation dar. In den Jahren 2000 bis 2012 hat sich die DBU im Handlungsfeld Umweltkommunikation mit einem Schwerpunkt in der Umweltbildung mit weiteren Fördermitteln in Höhe von über 148 Mio. Euro in knapp 1 200 Projekten engagiert. Bis heute sind somit knapp 387 Mio. Euro von der DBU für innovative und modellhafte Maßnahmen, Bildungsangebote und Bildungseinrichtungen aufgewendet worden, die Umweltkommunikation und Umweltbildung in den Mittelpunkt stellen. Die Zahl der mit Mitteln der DBU bei ihrer Gründung unterstützen Umweltbildungszentren wurde durch ein verstärktes Engagement auch in den alten Bundesländern auf 55 mit einer Fördersumme von knapp 66 Mio. € erhöht. Alleine dieses erhebliche Engagement einer Umweltstiftung von 1991 bis heute würde ein hinreichendes Motiv für eine erneute empirische Untersuchung der Umweltbildungslandschaft in Deutschland begründen können.

10

Einleitung

Doch auch inhaltlich hat diese Bildungslandschaft mit ihren Akteuren, Institutionen, thematischen Schwerpunkten, Zielgruppenorientierungen und Methoden von den 1990erJahren bis heute eine erhebliche Weiterentwicklung erfahren. Von einer Naturerlebnispädagogik der 1980er-Jahre über eine an den Syndromen globalen Wandels orientierte Umweltbildung der 1990er-Jahre gewann das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung insbesondere im Nachgang zur Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 an Bedeutung. Auf der Nachfolgekonferenz im Rahmen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen für die Jahre 2005 bis 2014 eine Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (Education for Sustainable Development) erklärt. Hierüber wurde seitens der Weltgemeinschaft zum Ausdruck gebracht, dass Bildung die notwendige Grundlage für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung ist. Nachfolgend wurde auf die Integration der Werte und der Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung in Bildungsangebote, in Bildungseinrichtungen, in Fortbildungen von Bildungsakteuren, in Medien und Lehrmaterialien u. v. m. besonderes Augenmerk gelegt. Orientiert an dem Modell der Gestaltungskompetenz, welche Menschen befähigen soll, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können, erfolgte eine in Teilen neue Ausrichtung der Umweltbildung der 1990er-Jahre hin zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dieses kurz als »BNE« bezeichnete Bildungsverständnis stellt Schlüsselthemen der nachhaltigen Entwicklung wie Ressourcennutzung, nachhaltiger Konsum, nachhaltige Mobilität, Umweltschutz, Energie(wende), Bewahrung der biologischen Vielfalt, gerechter Vorteilsausgleich, nachhaltige Ökonomie, den eigenen Lebensstil u. v. m. in den Mittelpunkt und bricht in weiten Teilen mit einer »Katastrophenpädagogik der 1980er- und 1990er-Jahre«, welche allzu oft unlösbar scheinende Konflikte, Krisen und »Sterbensszenarien« (z. B. Waldsterben) fokussierten, und das Individuum im Hinblick auf eigene Handlungs- und v. a. individuelle Gestaltungsmöglichkeiten oftmals zu wenig adressierte. Demgegenüber brach die BNE mit alten Traditionen der Umweltbildung und der politischen Bildung insbesondere in der Entwicklungszusammenarbeit, die oft negative Aspekte der Umwelt- und Entwicklungsthemen betonten oder zumeist bewahrende und konservierende (Handlungs-)Strategien, z. B. im Bereich des Natur- und Artenschutzes, präferierten. In Anerkennung, dass auch im Rahmen einer tragfähigen BNE negative Entwicklungen erkannt und klar benannt werden müssen und z. B. die Bewahrung der biologischen Vielfalt unserer Biosphäre auch mit Artenschutz einhergehen muss, betont BNE insbesondere die Identifikation von Lösungen für mehr nachhaltige Entwicklung. Insoweit fördert BNE die Suche nach innovativen Konzepten für das Zusammenleben, für Technologien, für Gesellschaftsmodelle, für ökonomische Rahmenbedingungen, für Landnutzungsstrategien, für Naturschutzstrategien u. v. m., die sämtlich darauf zielen, eine intra- wie intergenerationell gerechte Entwicklung der Menschheit zu ermöglichen und dabei unsere Biosphäre zu bewahren.

Einleitung

11

Im internationalen Vergleich ist die UN-Dekade BNE in Deutschland besonders erfolgreich. Nicht zuletzt aufgrund eines aktiven Dialogs von Bildungsexperten in einem hochkarätigen Nationalkomitee und von Bildungspraktikern an einem mit hundert bundesweit ausgewählten Akteuren besetzten Runden Tisch konnte die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung auf der nationalen Ebene eine solch positive Wirkung entfalten. Über 1 600 ausgezeichnete Projekte der Dekade belegen die Durchdringung der schulischen wie außerschulischen Bildungslandschaften und zeigen, dass sich Schulen, Umweltbildungszentren, Wissenschaftsläden, Museen, Schullandheime, Jugendherbergen, NGOs, Großschutzgebiete aber auch Kommunen und Unternehmen u.v.m. in die Umsetzung der Dekade aktiv einbringen. Dabei fokussiert die Dekade nicht alleine auf Kinder und Jugendliche, sondern bezieht Erwachsene, Familien, Unternehmer, Arbeitnehmer, Auszubildende, Fachexperten, Journalisten u. v. a. in die Vorhaben als Zielgruppen ein. Die vorliegende Studie belegt: Seit der ersten umfassenden Erhebung zur Umweltbildung in Deutschland Ende der 1990er- Jahre hat das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung die Bildungslandschaften vielfältig beeinflusst und auch durchdrungen. Die DBU hat an diesem Prozess wesentlichen Anteil, unterstützte sie viele der ausgezeichneten Dekade-Projekte doch auch finanziell, beteiligte sich an der Umsetzung von zentralen Maßnahmen der UN-Dekade und der Deutschen UNESCO-Kommission (DBU 2010, German Commission for UNESCO 2009) oder wurde gar selbst z. B. im Rahmen von Wettbewerben oder Tagungen aktiv (z. B. DBU-Schüler- und Jugendwettbewerb »Entdecke die Vielfalt!« oder der DBU-Jugendgipfel zum Thema Biodiversität »Jugend, Zukunft, Vielfalt« in den Jahren 2008–2011). Seit 2005 hat die DBU 210 Projekte mit einem Bezug zur UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung mit einer Gesamtsumme von über 31 Mio. Euro unterstützt, wobei sich die Gesamtkosten der Vorhaben sogar auf über 71 Mio. Euro beliefen. Vor diesem Hintergrund hat sich die DBU zur Förderung einer zweiten empirischen Untersuchung im Bereich Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung entschieden. Stand Ende der 1990er-Jahre eine Bestandsaufnahme zum Ist-Stand der Umweltbildung, zu ihren Institutionen, den Beschäftigten, den Lehrinhalten und -methoden, zu den Leitbildern und Zukunftsaussichten sowie zur Innovationsfreudigkeit der Akteure und Einrichtungen im Vordergrund, so werden diese Aspekte in der vorliegenden Studie stärker auf Bildung für nachhaltige Entwicklung fokussiert. Nicht nur ist 2012 und somit zwei Jahre vor dem Ende der ersten UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung von Interesse, wer die Anbieter von BNE sind; vor allem interessiert die Frage, wie sehr BNE in Institutionen und Programmen tatsächlich verankert werden konnte, welche inhaltlichen Schwerpunkte zu Schlüsselthemen der nachhaltigen Entwicklung zu erkennen sind, welche Netzwerk- und Kooperationsstrukturen sich abzeichnen und welchen Beitrag die Institutionen und Akteure zu einem Transfer von BNE in die Bildungslandschaften leisten. Einen besonderen Stellenwert nehmen aber auch Detailfragen ein, die z. B. die Relevanz von BNE für den Bereich der Ganztagsschule, die Erschließung neuer Zielgruppen, die

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Einleitung

Qualitätssicherung und -entwicklung in den Bildungseinrichtungen oder die regionale Verteilung von Anbietern außerschulischer BNE beleuchten. Die DBU erhofft sich von den Ergebnissen der Studie nicht nur Impulse für die eigene Fördertätigkeit, sondern wünscht sich von den Akteuren im Handlungsfeld Bildung für nachhaltige Entwicklung einen angeregten und intensiven Dialog über die Befunde der Studie in Bildungseinrichtungen, Gremien, Netzwerken und Arbeitsgruppen. Ein solcher Dialog sollte sich auch über das Jahr 2014 hinaus auf eine innovationsfreudige Bildung für nachhaltige Entwicklung richten, denn es ist die Verpflichtung aller Bildungsakteure, angesichts einer aktuellen Weltbevölkerung von rund 7 Mrd. Menschen und von zu erwartenden 9,6 Mrd. Menschen im Jahr 2050 (DSW-Datenreport 2012), weiterhin Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung mit innovativen Methoden an möglichst alle gesellschaftlichen Akteure zu vermitteln.

Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde Dr. Ulrich Witte Dr. Alexander Bittner

Bildung für nachhaltige Entwicklung im außerschulischen Kontext Es ist 20 Jahre her, dass sich über 180 Staaten in Rio de Janeiro auf eine Zujunftsstrategie verständigten, die wegweisend für das 21. Jahrhundert sein soll: die Agenda 21. Dieses Dokument beschreibt globale Probleme und Lösungsvorschläge erstmals in der Verknüpfung zwischen Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftsaspekten – also in ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimension. Hinzu kommt die immer wieder sichtbare Einbeziehung auch einer kulturellen Dimension. Problemlösungen müssen nicht allein technisch oder politisch gedacht werden. Vielmehr sind auch die Interessen der jenigen einzubeziehen, die von dem Problem und seiner Lösung in unterschiedlicher Weise betroffen sind. Gesucht ist eine enge Verzahnung wissenschaftlicher, gesellschaftlicher und pädago gischer Ansätze. Lokale und globale Perspektiven kommen zusammen, Menschen müssen auf dem Weg in die Zukunft nicht nur mitgenommen, sondern auch aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft beteiligt werden. Darüber hinaus sind auch die Interessen derer zu berücksichtigen, die sich noch nicht in Entscheidungen oder Problemlösungen einbringen können, weil sie noch gar nicht geboren sind: die zukünftigen Generationen, also unsere Enkel und Urenkel. Die Agenda 21 formuliert einen Bildungsauftrag, der an alle Teile des Bildungssytems vom Kindergarten bis hin zu Universität, Weiterbildung und Erwachsenenbildung geht. Im schulischen Bereich wurden in Modellversuchen und verschiedenen Kampagnen Erfahrungen mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung gesammelt und systematisch ausgewertet. Im außerschulischen Bereich hat es vergleichbare Aktivitäten bisher nicht gegeben. Für keinen Bildungsbereich ist derzeit genau bekannt, welche Verbreitung und welche Ausformung Bildung für nachhaltige Entwicklung gefunden hat. 20 Jahre öffentlicher Diskurs über nachhaltige Entwicklung müssten aber überall Spuren hinterlassen haben. Vor diesem Hintergrund wurde eine breit angelegte empirische Studie zur außerschulischen Bildung für nachhaltige Entwicklung durchgeführt, deren Ergebnisse in diesem Band vorgestellt werden. Das Design dieser Studie, ihre Fragestellungen und Ergebnisse wurden mit Fachleuten des außerschulischen Bildungsbereiches entwickelt und diskutiert. Aus den Befunden werden Empfehlungen für die zukünftige Bildung für nachhaltige Entwicklung im außerschulischen Bereich abgeleitet. Empirische Forschungsergebnisse, besonders wenn sie wie in unserem Fall zu einem großen Teil aus einer standardisierten Fragebogenerhebung stammen, werden oft als praxisfern angesehen. Sie können nicht die Besonderheiten des Einzelfalles abbilden, sondern liefern immer ein Gesamtbild, eine Bestandsaufnahme. Zudem ist jede empirische Untersuchung eine Momentaufnahme, die im Zeitraum der Datenerhebung stattfindet. Um diese Problematik zu kompensieren, haben wir neben die quantitative Studie eine qualitative