Die Tempelherren einst und heute

und Sachspenden unterstützen. Am 24. Mai 1136 fiel der Ordensgründer mit vielen. Templern im Kampf gegen Sultan Zenki. Nur achtzehn Templer überlebten ...
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Die Tempelherren einst und heute

Nicolaus Heutger

Die Tempelherren einst und heute Zum 50. Jubiläum der Reaktivierung des Tempelherren-Ordens in Deutschland Herausgegeben von der Ordensregierung des Deutschen Tempelherren-Ordens (OMCT)

Lukas Verlag

Abbildung auf dem Umschlag: Kreuzritter verfolgen Sarazenen, Darstellung auf einer Jerusalemkarte (um 1170), Den Haag, Koninklijke Bibliotheek

© by Lukas Verlag Erstausgabe, 1. Auflage 2007 Alle Rechte vorbehalten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte Kollwitzstraße 57 D–10405 Berlin www.lukasverlag.com Lektorat und Satz: Susanne Werner Reprographie und Umschlag: Lukas Verlag Druck: Art Druk, Szczecin Printed in EU ISBN 10    3–86732–017–9 ISBN 13 978–3–86732–017–7

Inhalt

Geleitwort

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Einleitung

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Die Geschichte des Templerordens

Die Gründung St. Bernhard, Protektor des Templerordens Die Entwicklung des Ordens Die Bewaffnung der Templer Die Versorgung der Templer im Heiligen Land Die Templerregel Beziehungen von Templern zu Muslimen Templerburgen im Heiligen Land Templerburgen in Syrien Sachüberreste der Templer in Frankreich Sachüberreste der Templer in anderen Ländern Europas Schriften von Templern Die innere Ordnung des Templerordens Die Aufnahme in den Orden Die Ordenshierarchie Die Siegel der Templer Die elitäre Ausnahmestellung der Tempelherren in der Gesamtkirche Die Templer als Pioniere des Geldwesens Die christliche Liebestätigkeit der Templer Die echten Templerkommenden in Deutschland Die Tempelherren in Niedersachsen Der Orden auf der iberischen Halbinsel Der Schlusskampf der Templer im Heiligen Land Die Templer auf Zypern Um die Vereinigung der Ritterorden Jacques de Molay und die Verfolgung der Templer Der Freispruch der hohen Würdenträger des Templerordens durch die päpstlichen Legaten Das Ende des mittelalterlichen Templerordens Der Templerprozess in Deutschland

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Rezeption des Templerordens

Stimmen des Nachruhmes der Templer aus dem 14. Jahrhundert Die wissenschaftliche Erörterung der Schuldfrage Die Tempelherren in der neueren Kunst Die Templer als Film Die Tempelherren in pseudowissenschaftlicher Sicht

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Der Templerorden in Neuzeit und Gegenwart

Das Nachleben des Tempelherren-Ordens Die Reaktivierung des Tempelherren-Ordens in Deutschland Herausragende deutsche Templer Der Tempelherren-Prozess 1964 Die neueste Entwicklung der Templer Die Ordenskleidung der heutigen Templer

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Zusammenfassung

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Anhang

Die Großmeister der Templer in Geschichte und Gegenwart Das Ordensgebet Annotierte Bibliographie ABC des Ordenswesens Generalkapitel-Ansprachen N. Heutgers Der Autor Register

173 175 176 184 205 222 223

Geleitwort

Bei dem Vorhaben, die fünfzigjährige Reaktivierung des Deutschen TempelherrenOrdens OMCT nach dem Zweiten Weltkrieg auch publizistisch zu würdigen, hat sich nach intensiven Vorgesprächen unser Ordenspropst Univ.Prof.Dr.Dr.theol. Nicolaus Heutger dieser Aufgabe trotz seiner vielfältigen Forschungs- und Lehraufgaben im In- und Ausland gestellt. Der Kanonikus h.c. des tausendjährigen Stiftes Bassum und Kapitulare des Klosters Amelungsborn, beide in Niedersachsen, hat in langjährigem wissenschaftlichen Wirken für den Deutschen Tempelherren-Orden nicht nur heimische Quellen ausgiebig studieren können, sondern ihm wurde auch nach längerem Aufenthalt im Heiligen Land, in Frankreich und in Rom reichliche Unterstützung zuteil. Dafür auch von dieser Stelle meinen herzlichen Dank. Es ist mit diesem Buch die Absicht des Verfassers gelungen, sich von der heute leider allgemein um sich greifenden, fragwürdigen Berichterstattung über den Templer­orden in den öffentlichen und privaten Medien zu distanzieren. Hier aber haben wir eine echte Geschichtsdarstellung. Das vorliegende Werk stellt auch eine kritische Betrachtung des »Mythos der Templer« dar. Weiter wird die teilweise nebulöse Nachgeschichte der Templer aufgearbeitet. So hebt sich dieses Werk wohltuend von den Arbeiten ab, die ein tiefergehendes Studium der Materie vermissen lassen. Es wird auf schönrednerische Phrasen und wohlklingende Epitheta ebenso verzichtet wie auf jeden Anspruch auf Vollkommenheit und Einzigartigkeit der Templer. Einen breiten Raum nehmen in diesem Werk die heutigen Erben der klassischen Templer ein, was der ritterlichen Gemeinschaft einen Herzensangelegenheit ist. Gerade in diesen Kapiteln stellt sich die pluralistische Entwicklung der Templer in unserem zusammenwachsenden Europa dar. Damit wird an den klassischen Templer-Orden angeknüpft, allerdings mit etwas anderen Zielsetzungen. So ist dieses Buch für die Leser gelungen, die an der Entwicklung des einzigen ökumenischen Ritterordens in Europa nicht nur interessiert sind, sondern auch die künftige Arbeit mit Aufmerksamkeit verfolgen oder gar praktisch begleiten wollen. Möge dieser Ariadnefaden verfehlten Vorstellungen vom Templertum in der Öffentlichkeit entgegenwirken und Interesse an der heutigen Arbeit des Ordens wecken. Hans-Dieter Köhler Ordensmeister des Deutschen Tempelherren-Ordens (OMCT)

Geleitwort



Einleitung

Die vorliegende Arbeit ist aus langjähriger Beschäftigung mit dem Tempelherren-Orden im Dienst des »Deutschen Tempelherren-Ordens« (OMCT) hervorgewachsen. Die einzelnen Kapitel wurden zum Teil bei Templertreffen vorgetragen. Einige Kapitel sind vorab in der Ordenszeitschrift Nova Militia veröffentlicht worden. Die größte Schwierigkeit bei der Erforschung des Templerordens besteht darin, dass die ordenseigene Quellenüberlieferung, also das Ordensarchiv, schon früh verlorengegangen ist. So sind die wichtigsten Quellen Berichte über den Orden. Die an verschiedenen Orten erhaltenen Prozessakten von etwa neunhundert Templern aber vermitteln kein objektives Bild, da die dort festgehaltenen Geständnisse durch die Folter erzwungen wurden und dadurch auch historisch wertlos sind. Dagegen lassen sich durch die Sachüberreste hin und wieder neue Erkenntnisse gewinnen. Die folgende Darstellung der Geschichte des Tempelherren-Ordens soll vor allem der Information neu eintretender, heutiger Templer dienen, zugleich aber auch verfehlten Vorstellungen vom Templerorden in der Öffentlichkeit entgegenwirken. Das Werk enthält Informationen aus erster Hand über die in der Öffentlichkeit kaum bekannte neueste Geschichte der Templer-Erben. Natürlich darf eine kritische Betrachtung des »Mythos der Templer« nicht fehlen, wie man die nebulösen Teile der Nachgeschichte der Templer genannt hat. Achim Alexander Sahin, Rechtsritter des Deutschen Tempelherrenordens, hat sich für das Werk besonders eingesetzt. Herzlicher Dank gilt auch meiner Sekretärin Beate Halbig und meiner Lektorin Susanne Werner. Der übernationale Tempelherren-Orden stellte schon ein Stück vereintes Europa dar. So ist in unseren Tagen, in denen in Europa mühsam zusammenwächst, was zusammengehört, das Templertum auch in politischer Hinsicht wieder aktuell. Die Templer sind ein europäischer und ökumenischer Orden! Nicolaus Heutger

Einleitung



Die Geschichte des Templerordens

Die Gründung

Gründer des Templerordens war Hugues de Payens, der aus der Champagne stammte. Er war ein Herr aus dem mittleren Adel, verheiratet, Vater eines Theobald, der später Abt von Ste-Colombe in Troyes wurde. 1104 unternahm er im Gefolge des Grafen der Champagne eine Pilgerfahrt ins Land der Heiligkeit, das ihn tief beeindruckte. 1114 kehrte er wieder als Pilger zu den Stätten des Lebens Jesu – und blieb dort. Um 1120 gründete er in Jerusalem mit nur acht weiteren französischen Rittern den neuen Orden, den ersten Geistlichen Ritterorden, dessen Mitglieder die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegten. Sie sollten gewissermaßen bewaffnete Zisterzienser werden. Hauptzweck des Ordens sollte der Schutz der Pilger sein, die

Der TempelherrenOrden im Heiligen Land

Die Geschichte des Templerordens

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Kreuzfahrer­karte von Jerusalem und Umgebung um 1170/80. Templum Salomonis ist das Templer­Hauptquartier.

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Die Geschichte des Templerordens

besonders von der Küste nach Jerusalem und von der Heiligen Stadt nach Jericho und zur Taufstätte Jesu am Jordan zu begleiten waren. Inwieweit bei der Gründung kriegerische Muslim-Bruderschaften einwirkten, ist ungeklärt. König Balduin II. gab ihnen Räume dicht bei der Stätte des 70 n.Chr. von den Römern zerstörten alttestamentlichherodianischen Tempels neben dem Palast des Königs, also im Bereich der heutigen Al Aksa-Moschee. So kam der Orden zu seinem noblen Namen, welcher der neuen Bruderschaft von Anfang an einen Sonderstatus verschaffte. Fortan hießen auch die einzelnen Templer-Ordenshäuser in Europa, gewissermaßen die Nachschubzentren, »Tempel«, wie z.B. in Paris, wo die Anlage an der Seine zum Teil erhalten ist. Den ältesten Nachweis der Templer liefert eine um 1125 ausgestellte Urkunde: »An welch’ hervorragender Liebe und welcher Gnade lobenswerter Ehrbarkeit die frommen Ritter des Jerusalemer Tempels augenscheinlich im Überfluss Anteil haben, erkennen und bezeugen jene, die aus ergebener Frömmigkeit eifrig über die verschiede- Das Hauptportal der Al-Aksa-Moschee auf einem Stich des 19. Jahrhunderts (Wilson) nen Gefahren zu Wasser und zu Lande das heilige Jerusalem und das Grab des Herrn besuchen. Denn die genannten Ritter halten sich bereit, damit sie sicherer zu den geheiligten Stätten aufbrechen können, indem sie sie dorthin und wieder zurück begleiten. Schon ist ihre ruhmreiche Fama allenthalben auf Erden offen an viele gelangt.«1 Schon in der Frühzeit des Ordens der »Armen Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel« erhob sich manchmal grundsätzlicher Zweifel an der neuen Idee der Verbindung von Mönchtum und Ritterschaft. Der hoch angesehene Kartäuserprior Guigo I. schrieb an Hugo, der Kampf gegen die eigenen Laster sei das Wichtigste, nicht der militärische Einsatz. Die geistliche Rüstung sei entscheidend, das Schwert des Geistes, der Schild des Glaubens. Mit der geistlichen Rüstung müssten zunächst 1 Bulst-Thiele, S. 19, Anm. 2.

Die Gründung

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die eigenen Verfehlungen ausgelöscht werden, erst dann könne das Heilige Land »von den Barbaren gereinigt« werden.2 Der Ordensgründer nahm niemanden auf, der sich nicht zuvor mit seinen Feinden versöhnt und alles begangene Unrecht gutgemacht hatte.3 In dem Bestreben, Mönchtum und Ritterleben zu vereinigen, bereiste der Ordensgründer 1127 bis 1129 Frankreich, England und Spanien zur Nachwuchswerbung. Bald wurde Graf Fulk von Anjou wenigstens Affiliierter der Templer.4 Auch Graf Hugo von der Champagne wurde Tempelritter. 1128 affiliierte sich der König von Portugal dem Orden, überwies den Templern reiche Güter und räumte ihnen Vorrechte ein.5 Der Ordensgründer nahm an der Regionalsynode von Troyes teil, auf der der Orden nach Vorlage eines ersten Regeltextes6 durch den päpstlichen Legaten Kardinalbischof Matthäus von Albano bestätigt wurde. St. Bernhard, die Zentralgestalt der Zeit, war, von der Verbindung Mönchtum und Rittertum begeistert. Neben dem Abt von Cîteaux, Stephan Harding, nahmen fünf weitere Äbte, zwei Erzbischöfe und zehn Bischöfe an der Kirchenversammlung teil, die für die Zukunft der Templer entscheidend wichtig wurde, »die nicht nur ihr Erbe, sondern auch ihre Seelen der Verteidigung der Christenheit« weihten. 1129 kehrte der Großmeister mit dreihundert Rittern aus den edelsten Familien Frankreichs und gewaltigen Geldmitteln ins Heilige Land zurück. Die Templer, die Mönch und Ritter in einer Person vereinigten, wurden so das erste stehende Heer des Mittelalters. Nach einer Entdeckung des großen Ordensforschers Jean Leclercq OSB ist sogar ein Brief des Ordensgründers mit Ermahnungen an die Templer überkommen.7 1129 zeichneten sich die Ritter beim Kampf um Damaskus aus. Die meisten Templer verloren dabei ihr Leben. Für Hugo war es eine große Anfechtung, dass der erste kriegerische Einsatz seines Ordens ein Fehlschlag war. 1132 wurde betont, »dass alle Gläubigen den Trost und die Hilfe würdigen, die die Templer den Einheimischen, den Pilgern, den Armen und allen anderen zukommen lassen, die das Grab des Herrn besuchen wollen.«8 1135 regte Papst Innozenz II. (1130–35) auf dem Konzil zu Pisa an, zur finanziellen Unterstützung der Templer Brüderschaften zu gründen. Seither gab und gibt es offiziell Affiliierte, heute besonders Damen, Ehrenmitglieder und Institutionen, die den Orden mit Geld und Sachspenden unterstützen. Am 24. Mai 1136 fiel der Ordensgründer mit vielen Templern im Kampf gegen Sultan Zenki. Nur achtzehn Templer überlebten diese Niederlage König Fulkos von Jerusalem. 1139 erfolgte die endgültige päpstliche Bestätigung. Der Orden war nun exemt, also nicht mehr dem Patriarchen von Jerusalem 2 3 4 5 6 7

Dinzelbacher, S. 77. Henne am Rhyn: Kreuzzüge, S. 142. Dinzelbacher, S. 19. Henne am Rhyn: Kreuzzüge, S. 548. Demurger, S. 39. Jean Leclercq: Un document sur les débuts des Templiers (= Revue de histoire ecclésiastique 52, 1957), S. 81–91. 8 Bauer, S. 117.

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