Die "Gelenk - Tour" - (K-)ein Tourenbericht

angenehm, das Auge hat Lust zu schweifen, keine Steige, die Schwindel bereiten, die Sonne strahlt. Für mich: easy going. Nicht so für Marianne, die Sonne ist ...
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Die "Gelenk - Tour" - (K-)ein Tourenbericht Alpenüberquerung ohne Talabstieg Zwischen "durchstehen" und gar nicht gehen gibt es aufwärtsgehen. Wie das - fragt sich das geübte Bergwandervolk. Es weiß doch, wo es hinauf geht, geht es auch wieder hinunter oder wer A sagt, muss auch B sagen. Nicht so bei der "Gelenk - Tour", der Alpenüberquerung ohne Talabstieg, dafür mit Gepäcktransport und mit Unterbrechungsmöglichkeit. Eine Tour für "Weicheier" also, denkt sich das geübte Bergwandervolk. Meinetwegen. Ich entscheide mich für´s Aufwärtsgehen, und zwar wegen des Gepäcktransports und wegen der Möglichkeit nicht zwingend auch B sagen zu müssen ! Siggi, ein Nordlicht, unterbricht schon am ersten Tag; die Beine schmerzen. Nein, nicht weil sie zu Fuß angereist ist, sondern weil sie tags zuvor das Nebelhorn erobert hat. Was zu viel ist, ist zu viel, sie fährt mit dem Gepäck zum ersten Tagesziel, dem Körbersee. Der Weg zu Fuß dorthin ist angenehm, das Auge hat Lust zu schweifen, keine Steige, die Schwindel bereiten, die Sonne strahlt. Für mich: easy going. Nicht so für Marianne, die Sonne ist zu heiß, der Rucksack zu schwer. Wie gut, dass Gerhard dabei ist - "der Uschi ihr Mann". Gerhard hat alles noch im Übermaß, Kraft, Kondition und viel Platz auf der Brust für den Rucksack der Marianne. Und laufen kann der Gerhard wie die Jungen - wen wundert´s - mit zwei (!) neuen Knien. Die physio/psychologische Unterstützung übernimmt die Kathrin, langsam und stetig - Rosine für Rosine geht sie mit der Marianne bergauf. Und wer ist die Kathrin ? Das ist die Kleine, mit den blauen, blitzenden Augen - die Chefin ! Aber das müssen wir noch so manches Mal auf dieser Tour den Unwissenden erklären - warum nur ? Und am nächsten Tag ? Wir begehen den Jägersteig, queren den Auenfeldsattel, kehren irgendwo im Nirgendwo zum Essen ein und den Rest des Weges gehen die Anderen allein. Beim Gedanken an den Aufstieg zur Valluga wird´s mir schwindelig, ich pausiere und die Marianne macht mit - aus Gesellschaft, versteht sich. Danke Marianne, was hätt´ ich mich gelangweilt ohne Dich ! In St. Anton finden wir tags darauf alle wieder zueinander und weiter geht´s auf der Via Claudia nach Flies. Das Archäologische Museum und der Brandopferplatz sind willkommene kulturelle Bereicherungen. Was an Bildung noch fehlt, ergänzt der Gerhard, unsere wandernde Enzyklopädie. Oder ist er gar ein Bergzyklop ? Nur Christine träumt noch vom Gipfel der Valluga, Begeisterung hat sie erfasst, der Glanz purer Freude erhellt ihr Gesicht. Es ist nicht nur der Kathrin sonnenklar, die Christine kann viel mehr - nicht wahr ?! Und so wäre der Aufstieg über die Braunschweiger Hütte zum Rettenbach Joch ersehnte Erweiterung. Doch - der Konjunktiv macht´s deutlich, das Wetter war nicht freundlich. Die Chefin entscheidet dagegen. Stattdessen geht´s zum

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Riffelsee hinauf und mit der Gondel wieder runter. Wie gut, dass wir nicht oben sind, dort schneit´s und stürmt´s, die Kaltfront hält, was sie verspricht. Dass Braunschweiger Hütte und Rettenbach Joch ausfallen müssen, stört mich sooo sehr nicht. Nicht, weil ich nicht wollte ! Sondern weil ich schon mal oben war, bei bestem Wetter, in bester Stimmung - was will man mehr, man kann nicht alles haben. Der Abend auf der Alm ist richtig lustig und für die Vegetarier (es werden immer mehr) gibt es sogar echt nicht-vegetarische Spagetti - Bolognese. Humor ist, wenn man trotzdem lacht ! Die Kaltfront verzieht sich - gut so - das Timmelsjoch will noch erstiegen werden. Das schaffen wir gemeinsam. Das letzte Stück ist mental mühsam, jedenfalls für mich - nein, Kathrin, das mag ich wirklich nicht ! Ich zähle Schritte, dichte in Gedanken und vertraue mich der Kathrin an. Wie schön, als wir dann oben sind. Schöner noch geht es hinunter: mit Taxi - Sabine auf kurvenreicher, steiler Passstraße ins sonnige Italien - nein, nicht Italien, Südtirol, erklärt uns ein Banner ! Die Straße macht Spaß, mir jedenfalls - schon klar, dass das jetzt nicht jeder versteht. Der letzte Tag ist anspruchsvoll, der Weg am Fluss ist leichter. So teilen wir uns nochmal auf, die einen gehen oben, die and´ren weiter unten. Treffpunkt ist die Gondelbahn. Gemeinsam erreichen wir Meran. Und wer war noch dabei ? Die Uschi und der Ecki ! Der Ecki begleitet die Siggi oder umgekehrt. Mit niedersächsischer Gelassenheit quert Ecki die Alpen und erfrischt uns mit heiteren Geschichten: vom Hasen, vom Igel und von Marion ! Und die Uschi ? Ob aufwärts, abwärts, seitwärts, ran, Uschi braucht uns nicht, den Gepäcktransport schon mal gar nicht und Pausen nur zum Essen, so fit ist die Uschi ! Bergerfahren, trittsicher, schwindelfrei - da kann sich so mancher Alpenüberquerer jüngeren Semesters noch eine Scheibe von abschneiden - oder vielleicht besser nicht, die Uschi ist ´ne Kleine. Und wer war auch noch da ? Drosophila ! Morgens, mittags, abends stochert sie im Essen ´rum und summt uns täglich entgegen: "Ick bün all dor." - Hält sie uns für dumm ? Meran empfängt uns sonnig, die Stimmung passt zum Wetter, Kathrin hält die Abschlussrede und am Ende ziert eine Urkunde unsere Hände: Außergewöhnliche Leistung erbracht ! Oha ! Leistung wollte ich nicht erbringen. Außergewöhnliches hab´ ich gefunden: geduldig, emphatisch, lustig, engagiert, nachdenklich, kompetent - GELENK. Der Name ist Programm - für Kathrin Eberle, unsere Bergführerin !

August 2013 / Birgitt

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