Der tut nix!

konkreten Gefahrenabwehr beschrie ben. Das A und O hierbei ist das rich tige Reagieren in Konfliktsituationen, um eine Eskalation zu vermeiden. Teil III gibt ...
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Jung | Döring | Falbesaner

Der tut nix! Vorbereitung zum Hundeführerschein

Herausgegeben von der Bayerischen Landestierärztekammer und dem Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München



Hildegard Jung | Dorothea Döring | Ulrike Falbesaner

Der tut nix ! Vorbereitung zum Hundeführerschein

3. Auflage 45 Farbfotos 59 Zeichnungen von Dorothea Döring

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Inhaltsverzeichnis Wegweiser durch das Buch

Mit dem in diesem Buch vermittelten Wissen können Sie die meisten gefähr­ lichen Situationen vermeiden. In Teil I erfahren Sie, wie man Gefahren allge­ mein vorbeugen kann – von der Aus­ wahl des Welpen bis hin zum Führen des Hundes in der Öffentlichkeit. In Teil II werden die Möglichkeiten zur konkreten Gefahrenabwehr beschrie­ ben. Das A und O hierbei ist das rich­ tige Reagieren in Konfliktsituationen, um eine Eskalation zu vermeiden. Teil III gibt eine ­Übersicht über die wichtigsten Rechts­vorschriften.

Teil I Grundlagenwissen Welpenherkunft und Entwicklung 6 (Dorothea Döring) Je mehr Gedanken man sich vor dem Kauf eines Welpen macht, desto besser wird der Kleine hinterher in die Fami­ lie passen. Lesen Sie hier, warum es so wichtig ist, einen guten Züchter zu finden, und worauf Sie achten müssen, damit aus Ihrem Welpen später kein gefährlicher Hund wird.

Hund ist nicht gleich Hund 16 (Hildegard Jung) Rassen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aussehen. Was viel wesentlicher ist, sind ihre angezüchteten Eigen­ schaften. Häufige Ursache von Verhal­

tensproblemen sind falsche Haltung oder mangelnde Beschäftigung.

Spielen, aber richtig ! 23 (Hildegard Jung) Im Spiel und in der Ausbildung lernen Hunde, wie sie sich anderen Hunden, anderen Tieren sowie dem Menschen gegenüber richtig benehmen müssen. Lernt ein Hund dies nicht von klein auf, kann er zur Gefahr für Hund, Tier und Mensch werden.

Lernen und Erziehung 30 (Dorothea Döring) Wie erziehe ich meinen Hund mit ­tiergerechten Methoden ? Hier lernen Sie die Grundvoraussetzungen, damit Ihr Hund das tut, was Sie wünschen.

Woran erkennt man eine gut geführte Welpenspielstunde ? 37 (Hildegard Jung) In der Welpenspielstunde und der Hundeschule sollen Hunde nicht nur Gehorsam, sondern auch Sozialverhal­ ten lernen. Wählt man eine schlechte Schule, kann der eigene Hund zum Raufer erzogen werden.

Wer bestimmt im Alltag ? 45 (Dorothea Döring) Vergessen Sie Ihr demokratisches Weltbild. Hunde brauchen liebevolle Führung, Regeln und Rituale. Lesen Sie hier, wie Sie in Ihrem MenschHund-Rudel die Chefposition einneh­ men – und zwar mit Intelligenz, nicht mit körperlicher Kraft. Das ist deshalb

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so wichtig, da Unklarheiten darüber, wer bestimmt, zu gravierenden Pro­ blemen führen können.

Hund und Familie 56 (Hildegard Jung) Ein großer Teil der Bissverletzungen durch Hunde erfolgt in der eigenen ­Familie des Hundes. Kinder sind be­ sonders häufig das Opfer. Deshalb soll­ te man von Anfang an darauf achten, dass das Zusammenleben zwischen Hund und Mensch in geregelten Bah­ nen verläuft.

Wie verhalte ich mich bei drohenden Konflikten ? 100 (Hildegard Jung) Wenn Sie von einem Hund bedroht werden, gilt es geistesgegenwärtig zu sein. Lesen Sie hier, was Sie tun soll­ ten, wenn Sie oder Ihr Hund auf einem Spaziergang in die Klemme geraten.

Richtig reagieren 106 (Dorothea Döring) Im Ernstfall müssen Sie schnell und richtig handeln. Lesen Sie hier, wie Sie reagieren sollten, wenn Ihr Hund bei­ spielsweise das Baby anknurrt.

Der Hund in der Öffentlichkeit 70 (Dorothea Döring) Wenn Sie sich mit Ihrem Hund korrekt und rücksichtsvoll benehmen wollen, müssen Sie auf viele Punkte achten. Hunde können Menschen nicht nur durch Bisse verletzen, sondern auch z. B. durch zu wildes Spiel gefährden oder zumindest erschrecken.

Kommunikation: Missverständnisse vermeiden 84 (Hildegard Jung) Mimik und Körpersprache: So erken­ nen Sie, ob ein Hund entspannt ist, Angst hat, spielen will oder droht.



Teil II Konkrete Gefahrenabwehr

Deeskalation ist das Ziel 96

(Dorothea Döring) Hier erfahren Sie, wie es zu Bissen kommt und warum man einen ag­ gressiven Hund nicht bestrafen darf.



Teil III Rechtliche Bestimmungen

Rechtliche Bestimmungen 118 (Ulrike Falbesaner) Jeder Hundehalter muss bestimmte Gesetze kennen und mit seinem Vier­ beiner beachten, um nicht in Schwie­ rigkeiten zu kommen.

Service 125

Empfehlenswerte Bücher 125 Danksagung 125 Register 126

4 Inhaltsverzeichnis

Dieses Buch wird herausgegeben von der Bayerischen Landestierärztekam­ mer und vom Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Universität München. Bayerische Landestierärztekammer Präsident: Dr. Karl Eckart Bavariastr. 7 a 80336 München Telefon: 089/219 908–0 Fax: 089/219 908–33 http://www.bltk.de Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltens­ kunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Tierärztlichen Fakultät der ­Ludwig-Maximilians-Universität ­München Vorstand: Prof. Dr. Michael Erhard Veterinärstr. 13/R 80539 München Tel.: 089/21 80-7 83 00 Fax: 089/21 80-7 83 33 http://www.tierhyg.vetmed. uni-muenchen.de Die Autorinnen Dr. med. vet. Hildegard Jung – Zu­ satzbezeichnung Verhaltenstherapie, ­öffentl. best. Sachverständige für Hunde­verhalten – führt ihre eigene tierärztliche Praxis für Verhaltens­ therapie in München mit Schwer­ punkt Bissprävention, wie den Kin­ derprogrammen „Blue Dog“ und „Beißt der ?“.

Dr. med. vet. Dorothea Döring – Fach­ tierärztin für Verhaltenskunde mit Zusatz­bezeichnung Verhaltentherapie – ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltens­ kunde, Tierhygiene und Tierhaltung der Universität München. Dr. med. vet. Ulrike Falbesaner – Fach­ tierärztin für Verhaltenskunde, Zusatz­ bezeichnung Verhaltenstherapie, öf­ fentl. best. Sachverständige für Hun­ deverhalten – hat eine eigene Praxis mit Schwerpunkt Kleintiermedizin und Verhaltenstherapie. Haftung Die in diesem Buch enthaltenen Emp­ fehlungen und Angaben sind von den Autorinnen mit größter Sorgfalt zu­ sammengestellt und geprüft worden. Eine Garantie für die Richtigkeit der Angaben kann jedoch nicht gegeben werden. Die Autorinnen, die Heraus­ geber und der Verlag übernehmen kei­ nerlei Haftung für Schäden und Unfäl­ le. Der Leser sollte bei der Anwendung der in diesem Buch enthaltenen Emp­ fehlungen sein persönliches Urteilsver­ mögen einsetzen. Titelfoto Hund und Kleinkind müssen immer beaufsichtigt werden, damit der Hund nicht bedrängt wird.

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Vorwort „Der tut nichts!“ Dieser Standard-Zu­ ruf vieler Hundehalter beruhigt Pas­ santen nicht immer. Wenn ein impo­ santer Vierbeiner des Weges kommt, wäre es bisweilen angenehmer, der Besitzer verkneift sich sein „Der tut nichts!“ und pfeift stattdessen seinen Hund zurück – und führt ihn sicher bei Fuß an uns vorbei. Denn wenn keiner führt, kann der Hund auch nieman­ dem folgen. Dabei lieben Hunde es, zu folgen. Damit möglichst niemand durch Hunde zu Schaden kommt und sich auch Menschen, die Hunde lieber auf Abstand wissen möchten, in der Öf­ fentlichkeit wohl fühlen können, ist es erforderlich, dass Hundeliebhaber auch umsichtige Hundeführer werden. Deshalb haben einige Bundesländer sowie unsere Nachbarländer Schweiz und Österreich einen Hundeführer­ schein oder Sachkundenachweis ein­ geführt. Als Vorbereitung hierfür ist das vor­ liegende Buch unter anderem gedacht. Den interaktiven Kurs zum Buch bie­ ten speziell qualifizierte Tierärzte an – bisher in Bayern, Rheinland-Pfalz, Nie­ dersachsen, Berlin, Schleswig-Holstein sowie in der Steiermark und in Luxem­ burg (Infos unter www.bltk.de). Die­ ser „Hundeführerschein – Grundwis­ sen Gefahrenvermeidung im Umgang mit Hunden“ soll dazu beitragen, dass möglichst viele Hundehalter lernen, Situationen und ihren Hund realistisch einzuschätzen. Sie sollen für heikle Situa­tionen sensibilisiert werden und

daher rechtzeitig und richtig reagieren können. Denn jeder Hund kann Menschen erschrecken, belästigen oder auch ver­ letzen. Eine große Zahl an (Biss-)Ver­ letzungen fügen Hunde – unbeachtet von der Öffentlichkeit – ihrer eigenen Familie zu. Nicht weil diese Tiere böse sind, sondern weil der Mensch Fehler im Umgang mit ihnen macht, weil er gefährliche Situationen nicht rechtzei­ tig erkennt oder weil er im entschei­ denden Moment falsch reagiert. Dabei sind die meisten Probleme vorherseh­ bar und daher durchaus vermeidbar. Auch München setzt daher mit der „neuen Münchner Linie“ auf ein friedliches Miteinander zwischen Menschen und Hunden: Diese moti­ viert Hundehalter zum Absolvieren des Hundeführerscheins, dem Nachweis, mit seinem Hund verantwortungsvoll in der Öffentlichkeit umzugehen. Das Münchner Konzept bezieht aber eben­ so Nicht-Hundehalter mit ein, insbe­ sondere Kinder, die durch evaluierte Präventionsprogramme wie dem „Blue Dog“ lernen, Hunden gefahrlos zu be­ gegnen. Ein Beispiel, das Schule ma­ chen könnte.

Dr. Jung, Initiatorin des Arbeitskreises tierärzt­ licher Hundeführerschein Dr. Eckart, Präsident der Bayerischen Landes­ tierärztekammer Prof. Dr. Erhard, Vorstand des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung, Universität München

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Welpen­herkunft und Entwicklung Die „gute Kinderstube“

Herkunft und Aufzuchtsbedingungen eines Hundes beeinflussen sein spä­ teres Verhalten und seine Zukunft. Schlechte Haltungsbedingungen kön­ nen sogar zu Verhaltensproblemen, z. B. Aggressionsverhalten, führen. Daher ist es sehr wichtig, darüber ­Bescheid zu wissen, worauf man bei der Welpenauswahl achten muss.

„Sensible Phase“

In der Welpenentwicklung gibt es eine Zeitspanne, in der Erfahrungen mit der Umwelt und mit anderen Lebewe­ sen unbedingt notwendig sind. Diese Phase liegt in den ersten drei Lebens­ monaten (3. bis etwa 14. Lebenswo­ che). Man spricht von der „sensiblen Phase“, weil der Hund in diesem Alter besonders aufnahmefähig ist und grundlegende Erfahrungen machen muss. In dieser Zeitspanne erfolgt die Sozialisierung auf andere Hunde und Menschen, d. h. der Welpe lernt ande­ re Lebewesen als Sozialpartner kennen und deren „Sprache“ verstehen. Der Hund ist danach zwar auch noch sehr lernfähig, aber wenn die „sensible Phase“ nicht für die grundlegenden Erfah­rungen genutzt wird, lassen sich diese Lernmängel meist nicht mehr aufholen. Daher ist es unbedingt not­ wendig, dass Welpen besonders im Alter von drei bis etwa 14 Wochen (und natürlich auch später) viele Kon­ taktmöglichkeiten zu anderen Hunden und Menschen – vom Baby bis zum ­Senior – haben. Mit fünf bis sieben

Wochen sind Welpen neuen Men­ schen und Tieren gegenüber ganz be­ sonders aufgeschlossen. In der „sensib­ len Phase“ kann sogar eine Sozialisie­ rung auf andere Tierarten wie Katzen, Kaninchen usw. erfolgen. Dann wird der Hund später mit diesen Tierarten besser auskommen und ihnen gegen­ über vermutlich weniger Jagdeifer ­zeigen. Wachsen Hunde- und Katzen­ welpen miteinander auf, vertragen sie sich später mit größerer Wahrschein­ lichkeit gut. Auch die Habituation, d. h. das Ge­ wöhnen an Geräusche und Gegen­ stände, ist in dieser frühen Lebens­ phase des Hundes sehr wichtig, wie im Folgenden noch beschrieben wird.

Kein Welpe sollte im Zwinger aufwachsen müssen !

„Sensible Phase“ 7

8 Welpen­herkunft und Entwicklung

„Freunde“ durch gelungene Sozialisierung.

Mit drei bis etwa 14 Wochen ist ein Welpe besonders lernfähig. In dieser „sensiblen“ Lebensphase muss der Hund grundlegende Erfahrungen mit seiner Umwelt und anderen Hunden und Menschen machen, um sich gesund entwickeln zu können.

Welpe und Umweltreize: Was ist ein Staubsauger oder ein Auto ?

Ein schöner Zwinger mit sauberem Be­ tonboden oder eine idyllische Scheune auf einem Bauerhof in entzückender Landschaft: Ist das die richtige Heimat Ihres Traumwelpen ? Vermutlich nicht, denn hier kann er nicht die Erfahrun­ gen sammeln, die er im späteren All­ tagsleben braucht. Soll sich ein Hund später im Straßenverkehr unbeein­ druckt zeigen, muss er bereits als Welpe daran gewöhnt werden und Autos, Straßenbahnen oder Lastwagen kennenlernen. Soll der Hund später mit in Haus oder Wohnung leben, muss er beizeiten an Türglocke, Tele­ fon oder Staubsauger gewöhnt werden und auch an für uns so selbstverständ­ liche Dinge wie Zimmertüren oder Treppen. Da man vorher nie weiß, was einem Hund im Laufe seines Lebens alles begegnen oder passieren kann,

sollte man einen Welpen bereits an so viele verschiedene Dinge wie möglich gewöhnen. Auf alle Fälle muss er die Geräusche und Gegenstände kennen­ lernen, die zu seiner späteren Umge­ bung gehören. Nehmen Sie daher kei­ nen Welpen zu sich, der in einem Zwinger (und sei er noch so gepflegt), in einer Scheune oder einem Keller aufgewachsen ist oder aus dubiosen, Ihnen unbekannten Verhältnissen, z. B. aus dem Ausland, stammt. Kau­ fen Sie keinen Welpen beim Hunde­ händler. Vorsicht insbesondere auch beim Auslandsurlaub: in anderen Län­ dern gibt es Hundewelpen in Zooge­ schäften oder bei Straßenhändlern zu kaufen. Auch wenn das kleine Kerl­ chen Ihr Mitleid erregt, sollten Sie nicht „weich“ werden. Finden sich Abneh­mer für Welpen aus schlechten Aufzuchtbedingungen, geht das Ge­ schäft mit ihnen weiter, und es wird umso mehr bedauernswerte Vierbeiner geben. Das Risiko, dass Sie einen

Viele Welpen haben Angst vor lauten Haus­ haltsgeräten, wenn sie nicht behutsam da­ ran gewöhnt werden.

Welpe und Menschen: Lauter nette Leute 9

Hund erwerben, der später Verhaltens­ probleme hat, ist viel zu groß. Am besten sehen Sie sich den Ort an, an dem Ihr Welpe aufwächst. Lebt er mit im Haushalt ? Hat er Zugang zum Garten ? Erlebt er sowohl in der Wohnung als auch draußen unter frei­ em Himmel all die Dinge, die ihn auch später umgeben werden ? Dann scheint es sich um eine gute Welpenhaltung zu handeln. Wenn Sie den Hund über­ nommen haben, ist es dann Ihre Auf­ gabe, ihn behutsam fremde Gegenstän­ ­de kennenlernen zu lassen. Nehmen Sie keinen Welpen zu sich, der in einem Zwinger, in einer Scheune oder einem Keller aufwächst oder aus unbekannten Ver­ hältnissen stammt.

Welpe und Artgenossen: Vom Chihuahua bis zur Dogge

Die Verständigung mit Artgenossen ist einem Hund nur teilweise angebo­ ren. Welpen müssen die „Sprache“ der Hunde durch Kontakt mit anderen Welpen und erwachsenen Hunden erst richtig lernen und verfeinern. Daher ist es für die Entwicklung des Hundes ganz wichtig, dass er nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Hun­ den aufwachsen kann. Der Mensch ­alleine als Sozialpartner reicht nicht aus. Ein Hund, der seine Artgenossen nicht bereits als Welpe kennenlernen und mit ihnen soziales Verhalten – z. B. im Spiel – üben konnte, wird später häufig ängstlich, unsicher oder sogar aggressiv reagieren, wenn er a ­ ndere Hunde trifft. Da es Rassen mit den un­ terschiedlichsten Erscheinungsformen gibt, ist es ratsam, den Welpen mit Artgenossen verschiedener Alters­

stufen und Rassen zusammenzubrin­ gen. Dies ist sowohl die Aufgabe des Züchters als auch die Ihre, wenn Ihr Welpe zu Ihrem Haushalt gehört (siehe S. 37ff). Wählen Sie nur einen Welpen, der mit ­Mutter und Geschwistern gemeinsam ­aufwächst und auch mit anderen Hunden Kontaktmöglichkeiten hat. Gewähren auch Sie nach Übernahme des Kleinen möglichst täglich den freien Kontakt mit anderen ­Hunden.

Welpe und Menschen: Lauter nette Leute

Ebenso wie der Kontakt zu anderen Hunden für den Welpen unbedingt notwendig ist, so ist es auch der Kon­ takt zu Menschen. Man hat festge­ stellt, dass Hunde, die ohne mensch­ lichen Kontakt aufwachsen mussten, später Menschen gegenüber misstrau­ isch und scheu reagieren, nicht selten ihr Leben lang ! Manch ein Aggressi­ onsproblem Fremden, Passanten oder Besuchern gegenüber lässt sich auf Haltungsmängel in der „sensiblen Phase“ zurückführen. Solch ein Hund fühlt sich unsicher, wenn er von einem Fremden angesprochen oder angefasst wird, und versucht, durch Bellen oder Knurren den Menschen auf Abstand zu halten. Lernt ein Welpe Menschen unterschiedlichen Alters und Ausse­ hens kennen, begegnet er Menschen später meist viel sicherer und fried­ licher. So sollten Welpen in den ersten drei bis vier Lebensmonaten die unter­ schiedlichsten netten Leute kennen­ lernen, ohne überfordert zu werden: z. B. schreiende Babys, stürmische Schulkinder, Senioren mit Krückstock,

10 Welpen­herkunft und Entwicklung

Menschen in Uniform oder auffälliger Kleidung (Postbote, Motorradfahrer), Behinderte, Radfahrer, Jogger, Inline­ skater usw. Hat der Welpe mit all die­ sen Menschen gute Erfahrungen ge­ macht, lässt er sich später kaum noch erschüttern.

Wo bekomme ich einen kinder­ freundlichen Hund ?

Die besten Voraussetzungen für einen kinderfreundlichen Hund sind gege­ ben, wenn bereits der Welpe mit Kin­ dern aufwachsen kann und er mit ­diesen nur gute Erfahrungen macht. So lernt der Welpe die Körpersprache der Kinder kennen und verstehen und fühlt sich nicht von ihnen bedroht. Ein Hund, der erst im Erwachsenenalter Kinder kennenlernt, kann deren lau­ tes, stürmisches und unberechenbares Verhalten häufig schlecht einschätzen und reagiert womöglich ängstlich oder aggressiv. Dadurch kann es zu sehr ge­ fährlichen Situationen kommen ! Die beste Vorsorge ist also ein behutsam an Kinder gewöhnter Welpe. Wählen

Welpen sollten Kontakt zu Kindern haben.

Sie daher einen Welpen, der in einem Haushalt mit Kindern, zumindest je­ doch mit Kontakt­möglichkeiten zu Kindern, aufwächst und bereits viele unterschiedliche Menschen kennen­ gelernt hat. Haben Sie den Hund über­ nommen, sollten Sie verschiedene Begegnun­gen arrangieren, den Hund überallhin mitnehmen und häufig ­Besuch einladen. Der Welpe sollte sowohl beim Züchter als auch bei seinem Besitzer möglichst oft ganz verschiedene nette Leute kennenlernen. Wächst ein Welpe zusammen mit Kindern auf und macht er mit diesen positive Erfah­ rungen, wird er mit größerer Wahrschein­ lichkeit später ein kinderfreundlicher Hund werden.

Wo bekomme ich den richtigen ­Welpen  ?

Zuerst einmal stellt sich die Frage, welche Eigenschaften der „richtige“ Welpe haben sollte. Informieren Sie sich bitte vorab unbedingt genau über die Eigenschaften der von Ihnen ge­ wünschten Rasse. Vorsicht bei „Mo­ derassen“ ! Wird eine Hunderasse auf­ grund einer Fernsehsendung oder wegen ihres Aussehens beliebt, verlei­ tet dies unseriöse Züchter, Elterntiere nur aufgrund ihrer Schönheit zu ver­ paaren, nicht aber auch auf Gesund­ heit und tadellose Charaktereigen­ schaften zu achten. Da sich die Veran­ lagung zu diesen Eigenschaften aber ebenso vererbt, hat der Halter später womöglich mit einem Hund zu kämp­ fen, der aufgrund seiner angeborenen Neigung zu Ängstlichkeit oder Aggres­ sivität Probleme macht. Neben der Auswahl der richtigen Rasse spielt

Wo bekomme ich den richtigen W ­ elpen ? 11

Checkliste zur Welpenauswahl

Folgende Kriterien sollte die „gute Kinder­stube“ des Welpen Ihrer Wahl erfüllen: • Haltung in der Familie in der Woh­ nung, möglichst mit Zugang zum Garten, • keine Zwingerhaltung oder Haltung in Scheunen, Ställen oder ähnlichen Gebäuden, • Kontaktmöglichkeiten mit verschie­ denen Menschen, v. a. mit Kindern, • Kontaktmöglichkeiten zu anderen Hunden, • die Mutterhündin ist freundlich und lässt sich von Ihnen anfassen, • Sie dürfen die Welpen vor der Abga­ be (auch mehrfach) besuchen und anfassen, • beide Elterntiere sind gesund und haben ein friedliches, nicht aggres­ sives Wesen (bei Rassehunden Ge­ sundheitszeugnisse und Wesens­ beurteilung zeigen lassen), • der Züchter gewöhnt die Welpen ­bereits behutsam an die üblichen Dinge des Alltags, z. B. ans Auto­ fahren.

Seien Sie misstrauisch und verzichten Sie auf den Welpen: • wenn der Züchter Welpen unter­ schiedlicher Rassen gleichzeitig ­anbietet, • wenn der Züchter mehrere Würfe zur gleichen Zeit aufzieht, • wenn die Tiere in Zwingern gehal­ ten werden, • wenn Sie sich die Zwinger oder Räume, in denen die Tiere gehalten werden, nicht ansehen dürfen (manchmal dürfen Besucher aus an­ geblich hygienischen Gründen die Haltungsräume nicht betreten und bekommen die Hunde in einem Schauraum vorgeführt. Lehnen Sie dann den Kauf ab !), • wenn die Haltung ungepflegt (ver­ dreckt) ist, • wenn Sie die Elterntiere (zumindest die Mutter) nicht sehen und anfas­ sen können, • wenn die Elterntiere aggressives Verhalten gegenüber Besuchern (z. B. Ihnen gegenüber) zeigen.