Der Rubin von Dramondia

Kälte umhüllt meine Glieder und lässt meinen ... ner Schwester die Möglichkeit zu geben, ge- nau dies zu tun, „Und .... handelten Schuhen stehen. Es reichte ...
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Till Stramm

Der Rubin von Dramondia Fantasy

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© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Fotolia, 51367118 - Ruby or Rodolite gemstone (high resolution 3D image) © boykung Printed in Germany

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ISBN 978-3-8459-1046-8 ISBN 978-3-8459-1047-5 ISBN 978-3-8459-1048-2 ISBN 978-3-8459-1049-9 Mini-Buch ohne ISBN

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Prolog Ich laufe durch die finsteren Schatten der Nacht. Kälte umhüllt meine Glieder und lässt meinen Atem gefrieren. Der verdammte Nebel wird immer dichter und ich sehe fast gar nichts mehr. Plötzlich springt aus der pechschwarzen Nacht etwas Grausiges und Unheilvolles hervor. Es knurrt mich mit unendlichem Hass an und ich wage es nicht, mich zu bewegen. Dieses Etwas sieht ein bisschen so aus wie ein tollwütiger Wolf, nur dass dieses Ding einen viel finstereren Blick hat. Viel dunkler, als der gruseligste Friedhof bei Nacht. Viel starrer, als der Blick der schwärzesten Krähe in der undurchdringlichen Dunkelheit. Nein, diese Kreatur ist die in ein Bildnis gefasste Form von Finsternis. Über seinen dunkelroten, pupillenlosen Augen und seinen gefletschten Zähnen bleibt mir keine Zeit mehr nachzudenken, denn blitzartig springt mich dieses monströse Etwas an und reißt mich zu Boden. Ich schaffe es gerade noch, sein Maul über 4

meinem Kopf festzuhalten bevor es diesen verschlungen hätte. Doch Moment, was passiert hier? Alles verschwindet plötzlich. Sogar dieses Monstrum löst sich auf…und…und… DER BODEN UNTER MIR!! Ich falle, falle, falle…

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Eine Schreckensnacht Es war noch sehr früh am Morgen, als Jonathan unsanft und schweißgebadet durch einen Alptraum aus dem Schlaf gerissen wurde. Noch völlig unter Schock stehend und nass geschwitzt, schlug er die Augen auf und setzte sich ruckartig auf. Er schaute sich um. Alles war an seinem Platz: Der Schrank mit seiner Wäsche stand in der Ecke des Zimmers, die Kommode am anderen Ende, direkt neben seinem Schreibtisch, darauf sein Computer. Der Rest seiner Einrichtung bestand aus Schränken und Ablagen für diverse Dinge und natürlich seinem Bett, aus dem er gerade aufgeschreckt war. Jonathan blinzelte ein paar Mal verschlafen, um sich klar zu machen, was überhaupt in der letzten Nacht passiert war. Dann stand er auf und trottete noch völlig übermüdet durch den langen Flur ins Bad. Er ging zum Waschbecken und schaute in den darüber liegenden Spiegel. Jonathan sah in ein verschlafenes und 6

von der Nacht gezeichnetes Gesicht. Seine grau-grünen Augen waren noch halb geschlossen, sodass er seine vom Schlaf verwuschelten, kurzen, braunen Haare nur mäßig erkennen konnte. Er wusch sich mehrere Male das Gesicht und bemerkte dann, wie er jetzt ganz allmählich richtig wach wurde. Nach dieser belebenden Erfrischung führte er seinen morgendlichen Rundgang fort. Aus dem Schlafzimmer seiner Eltern hörte er ein lautes Schnarchen. Kopfschüttelnd ging er weiter den Flur entlang in die Küche. Dort angekommen schaute er auf die Uhr. Fünf Uhr morgens, dachte er ungläubig, und bemerkte erst jetzt, dass am Küchentisch bereits seine sechs Jahre jüngere, und damit achtjährige Schwester Violette saß. Diese war nicht gerade eine Langschläferin. Sie trank genüsslich einen Schluck ihres Kakao, welchen sie sich selbst „zusammengestellt“ hatte, wie Jonathans Mutter es immer ausdrückte. Dem entsprechend sah auch der Küchentisch

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aus. Sie nahm noch einen Schluck und schaute dann in Jonathans verschlafene Augen. „Was ziehst du denn für ein Gesicht? Schließlich wirst du Morgen fünfzehn und da sollte man doch fröhlich sein“, sagte sie zu ihm mit einem deutlich wahrnehmbaren Sarkasmus in der Stimme. „Erstens: Hast du mal auf die Uhr gesehen, wie spät es ist?“, erwiderte Jonathan ein bisschen trotzig und machte eine Pause, um seiner Schwester die Möglichkeit zu geben, genau dies zu tun, „Und Zweitens: Du weißt doch genau, dass ich mich wegen Papa überhaupt nicht freuen kann!“ Jetzt war Violette in ihrem Element, welches hauptsächlich darin bestand, Jonathan zu reizen, und das einen Tag vor seinem Geburtstag. Doch noch bevor sie das für Jonathan nicht gerade erfreuliche Gespräch weiterführen konnte, winkte dieser ab, machte kehrt und verließ die Küche. Schlecht gelaunt ging er den langen Flur entlang zurück in sein Zimmer, warf sich auf sein Bett und schmollte eine Weile. Es kann doch 8

nicht sein, dass diese bescheuerte Geschäftsreise gerade heute Nacht beginnen muss. Solche Zufälle gibt es doch gar nicht! , stellte Jonathan nach langer Überlegung fest. Leider war es aber so. Dies war sein erster Geburtstag, an dem sein Vater nicht dabei wäre. Mit diesem Gedanken konnte er sich nicht anfreunden. Beim Frühstück hatte seine schlechte Laune ihren Höhepunkt erreicht. Er würgte zwei Brötchen in totaler Abwesenheit vom Rest des Geschehens herunter und wollte gerade aufstehen, als seine Mutter ihn mit ernster Miene zurück hielt. „ Du bleibst sitzen Jonathan Jens Weimer, bis wir alle aufgegessen haben!“, keifte sie ihn an. Jonathan hasste es, wenn man ihn mit vollem Namen anredete und seine Mutter wusste das. Sein Vater hingegen versuchte, seine Frau zu beruhigen. „Lass gut sein. Du weißt doch, warum er so aufgebracht ist.“

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„Ja schon,… aber trotzdem“, verteidigte sie sich. Währenddessen hatte niemand bemerkt, dass Jonathan sich vom Griff seiner Mutter gelöst hatte und in seinem Zimmer verschwunden war. Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder auf ihren Platz zurück und sah dabei ein kleines, schelmisches Lächeln über die Lippen ihrer Tochter huschen. „Violette, du hast doch wohl nicht etwa wieder …“, wollte sie fragen, doch weiter kam sie nicht, denn sofort wurde sie von ihrer listigen Tochter unterbrochen. „Nein Mama. Das könnte ich doch nie.“ Doch ihre Mutter überging die Rechtfertigung. „Zwei Mal hast du ihn nun schon darauf angesprochen und hundert Mal habe ich dich ermahnt, aber nein, was machst du, du redest wieder und wieder darüber!“ „Aber Mama, ich hab doch nur zu ihm gesagt, dass …“, versuchte Violette sich zu verteidigen, doch ihre Mutter unterbrach sie erneut. 10

„Du weißt doch ganz genau, wie nah deinem Bruder diese Sache geht. Doch du hast nichts anderes zu tun als ihn damit zu ärgern!“, schnauzte sie, während ihr Kopf rot anlief, „Geh in dein Zimmer, denk darüber nach und lass dich erst zum Mittagessen wieder blicken!“. Von diesen Worten gepackt stand Violette auf, griff sich ihr Frühstück und wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie ihre Mutter am Arm festhielt. „Und das lässt du liegen, junges Fräulein!“ Daraufhin warf Violette ihr Brötchen mit voller Wucht wieder zurück auf den Küchentisch. Empört über das Verhalten ihrer Tochter wollte deren Mutter gerade aufspringen, da mischte sich endlich Violettes Vater ein und hielt sie zurück. „Nun übertreib die Sache doch bitte nicht so sehr. Du machst es nur noch schlimmer.“ Währenddessen verschwand Violette ebenfalls in ihrem Zimmer.

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Jonathan lebte im Randbezirk einer recht beschaulichen Kleinstadt. Er war hier aufgewachsen und führte ein recht normales Leben als großer Bruder, Sohn und Schulkamerad. Immer wieder schlug er sich mit Dingen herum, die, wenn er jetzt so darauf zurück blickte, geradezu lachhaft erschienen. Denn all die Probleme, mit denen er sich gestern noch herumgeärgert hatte, waren Lappalien im Vergleich zu dem, was ihm inzwischen wiederfahren war. Die Umstände sollten sich nämlich schon sehr bald gravierend ändern, was er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wusste, noch gar nicht wissen konnte. Er lebte einfach weiter in den Tag hinein. Doch sehr bald schon sollte sich ihm etwas offenbaren, das über das Schicksal der ganzen Welt entscheiden könnte.

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Geheimnishütung Am Nachmittag war Violettes Hausarrest vorbei und die schlechte Laune der Familie hatte sich etwas gelegt. Jonathans Mutter hatte beschlossen, zusammen mit der ganzen Familie in die Stadt zu gehen, um ein wenig die Anspannung zu nehmen. Sie gingen zu Fuß, da sie nur etwa fünfhundert Meter von der Innenstadt entfernt wohnten, und weil Jonathans Mutter immer betonte, dass sie Laufen für sehr gesund halte. „Was machen wir in der Stadt?“, fragte ihr Sohn sie jetzt mit erhobener Stimme, obwohl er genau wusste, was sie dort wollte. Als sie dann auch noch, „ach, nur mal gucken“, antwortete, bestätigte sich seine Vermutung. Natürlich wollte seine Mutter nur mal gucken, und zwar nach den letzten Geburtstagsgeschenken für ihn. Jonathan fragte nicht mehr weiter nach, sondern ging in sein Zimmer und suchte seine Sachen für den bevorstehenden Stadtbesuch 13

zusammen. Nur seine Schuhe konnte er nicht finden. Er suchte fieberhaft, doch vergebens. Als er dann schließlich das Badezimmer betrat, sah er sie völlig durchnässt, und mit einem komplizierten Knoten an den Schnürsenkeln an einem Nagel an der Wand hängen. Dieser Nagel war eigentlich dafür gedacht, einen Beutel mit kosmetischen Dingen seiner Mutter, welchen Jonathan als völlig unnötig ansah, aufzubewahren. Als er nun jedoch seine teuren Schuhe dort hängen sah, kehrte seine schlechte Laune vom Vormittag blitzartig zurück. „Violette!!“, brüllte er so laut, dass man es im ganzen Haus hören konnte, und die Vögel kreischend von ihren Bäumen flatterten. Jonathan war sauer, stinksauer und außer sich vor Wut auf seine kleine Schwester, die in den letzten Tagen immer wieder eine Grenze bei ihm überschritten hatte. Er hätte sonst etwas tun können, doch er blieb einfach nur regungslos vor seinen, wie er es empfand, misshandelten Schuhen stehen. Es reichte ihm. Er 14

hatte keine Lust mehr, sich von seiner Schwester regelrecht verarschen zu lassen. Jetzt war Schluss. Von seiner Wut gepackt drehte er sich um und wollte gerade in ihr Zimmer stürmen, als plötzlich seine Eltern vor ihm standen, die sein nicht gerade leises Geschrei, genau wie der Rest des Hauses, mitbekommen hatten. Doch bevor seine Mutter auf Jonathan einreden konnte, ergriff sein Vater das Wort, obwohl das sehr schwer erreichbar war, da dieser von Natur aus als ein eigentlich sehr ruhiger Mensch auftrat. Jetzt war er doch ein klein wenig gereizt. „Was soll denn das? Du kannst doch nicht einfach hier laut ´rumschreien! Was ist überhaupt los?“ Unbeeindruckt vom Einschüchterungsversuch seines Vaters, legte Jonathan die Stirn in Falten, nahm den Kopf zur Seite und deutete mit Unterstützung einer schnellen Handbewegung über seine linke Schulter mit dem Daumen auf seine an der Wand hängenden, nassen Schuhe. Im gleichen Augenblick bemerkte er jedoch, wie sich Violette hinter 15