Der Limes von Lima

13.01.2016 - Mitarbeiter am Dienstag in Da- maskus. ... UNO-Mitarbeiter weiter. Der. Preis für ein Kilogramm ... Auf der einen Seite kosten die. Unterkünfte ...
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6 WELTPOLITIK

MIT TW OC H, 13. JÄNNER 2016

BILD: SN/YOUTUBE/VOLANTE Y RASANTE

Der Limes von Lima

In keiner Weltgegend ist das Gefälle zwischen Arm und Reich so krass wie in Lateinamerika. Ein Lokalaugenschein in Perus Hauptstadt Lima zeigt dies besonders drastisch. KLAUS EHRINGFELD

Die einen nennen sie die „Mauer der Schande". Für andere ist sie einfach ein Schutz vor Unsicherheit und Kriminalität. Auf jeden Fall sorgt der drei Meter hohe und zehn Kilometer lange Festungswall in Lima für viel Gesprächsstoff, trennt er doch eines der reichsten Viertel der Metropole von einem der ärmsten Stadtteile der peruanischen Hauptstadt. Wenn man aus der Luft auf den Hügel San Francisco schaut, liegt rechts der Mauer der Nobelvorort Las Casuarinas mit Villen und Apartmenthochhäusern. Links des Trennungswalls liegen Ansammlungen von Holz- und Wellblechhütten ohne befestigte Wege, fließendes Wasser oder Toiletten. Die Siedlungen dort tragen hochtrabende Namen wie „Pamplona Alta“ oder Villa „Nadine Heredia“, Letztgenannte benannt nach der Gattin des amtierenden peruanischen Präsidenten Ollanta Humala.

LIMA.

Auf der einen Seite kosten die Unterkünfte manchmal bis zu drei Millionen Dollar, auf der anderen Seite belaufen sich die Kosen für Wellblech, Holz und Baumaterial selten auf 300 Dollar. Bereits seit den 1980er-Jahren gibt es diese Teilungsmauer aus Beton, aber in den vergangenen Jahren wurde sie immer wieder erweitert, weil der Hügel auf der armen Seite ständig weiter besiedelt wurde – von Vertriebenen aus den Konfliktzonen des Landes oder Menschen, die in der Stadt ein besseres Leben suchen, als sie es auf dem Land hatten. Und die Gutsituierten fühlen sich zunehmend von den Habenichtsen bedroht. Mittlerweile „ziert“ sogar eine Rolle Stacheldraht die Mauer. „Was soll denn an der Mauer diskriminierend sein?“, fragt herausfordernd Elke McDonald, Bewohnerin von Las Casuarinas. „Jeder Mensch hat das Recht, seinen Besitz und sein Eigentum zu schützen.“ Gebaut hat die Mauer übrigens die

Estland will NATO-Truppen

Nach Protesten ist die dänische Regierung bei einem umstrittenen Gesetzesvorschlag zurückgerudert: Asylbewerber sollen ihre Eheringe behalten dürfen. Eine weitere Verschärfung des Ausländerrechts in Dänemark ist geplant. Danach sollen Asylbewerbern Wertgegenstände abgenommen werden, mit denen ihr Aufenthalt in Dänemark mitfinanziert werden kann. Persönliche Gegenstände wie Eheringe sollten von dieser Regel aber ausgenommen sein, hieß es. SN, dpa

KOPENHAGEN.

nen Geld und die anderen Geldsorgen. Die einen haben meist sehr gut bezahlte Arbeit, die anderen sind Tagelöhner. Die Reichen haben Angst vor den Armen, und diese ärgern sich über die Ausgrenzung. „Für uns ist das eine Schandmauer“, sagt eine Bewohnerin von Villa „Nina Heredia“. „Drüben denken sie, dass wir alle Kriminelle sind.“ Aber beide Seiten brauchen einander: Die einen suchen Gärtner, Kindermädchen und Chauffeure; die anderen händeringend einen Job.

Bilder zeigen lachende Buben und Mädchen, die Himmelblau auf die mausgraue Mauer auftragen, Tiere und Landschaften pinseln. Andere wiederum zitieren auf der Mauer Sinnsprüche peruanischer Autoren: „Mi país es tuyo, mi país es mío, mi país es de todos" –„Mein Land ist deines, mein Land ist meins, mein Land ist für alle“ – so der Dramaturg Sebastián Salazar Bondy. Wie sehr dieser Spruch in Peru wie auch in ganz Lateinamerika lediglich dem Wunsch, aber nicht der Realität entspricht, belegen Zahlen von Nichtregierungsorganisationen wie Oxfam. Demnach besitzen in der ungleichsten Region der Welt ein Prozent der Menschen rund 41 Prozent des Wohlstands und Reichtums, wohingegen sich die übrigen 59 Prozent die anderen 99 Prozent des Reichtums aufteilen müssen. Peru oder Mexiko zeigen exemplarisch, dass Lateinamerika jene Weltregion ist, in der Armut und Reichtum besonders ungleich verteilt sind.

400 Menschen sind laut Angaben der Helfer vor Hunger fast tot.

TALLINN.

Asylbewerber dürfen Eheringe behalten

Die Reichen haben Angst vor den Armen

Vor knapp fünf Jahren wurde das letzte Stück der Mauer vollendet. Aber erst jüngst hat diese Segregation in Peru und den sozialen Netzwerken für Aufmerksamkeit erregt. Denn im Rahmen mehrerer Kunstprojekte haben Kinder auf dem armen Teil des Hügels angefangen, die Mauer mit Bildern zu bemalen – nach dem Motto: Wie wäre es, wenn wir diese Mauer einfach verschwinden lassen, indem wir einen Himmel auf sie malen? So wird das Grau des Betons nach und nach abgelöst von Kinderzeichnungen, aus denen der Wunsch nach Bäumen, Blumen, Platz zum Spielen spricht. „Die Kinder sind wichtiger Teil dieser Kunstprojekte, denn sie entscheiden, was auf die Mauer gemalt wird“, sagt Antonella Moyano vom Projekt „Acción Poetica Lima“. Ein anderes Projekt, „Volante y rasante“ (rasend und fliegend), hat die Mauer-Malaktion mit einer Drohne gefilmt. (www.youtube.com /watch?v=NEfBZ0OtRRA). Diese

UNO fordert Hilfe für Madaja

KURZ GEMELDET

Der estnische Regierungschef Taavi Roivas will sich für eine langfristige Stationierung von NATO-Truppen im Osten des Bündnisgebiets starkmachen. Die an Russland grenzende Ex-Sowjetrepublik sorgt sich angesichts der russischen Aggression in der UkraineKrise um ihre Sicherheit. SN, dpa

Gemeindeverwaltung – auf Bitten der Bewohner des Reichenviertels. Der Limes von Lima erinnert an Melilla, die spanische Exklave, wo Europa von Nordafrika, oder an die Gegend von Tijuana, wo Mexiko von den USA getrennt wird. Aber hier leben auf beiden Seiten der Mauer Peruaner. Nur haben die ei-

Nach Ankunft der lang ersehnten Hilfslieferung in der von den Truppen des AssadRegimes belagerten Stadt Madaja hat sich das ganze Leid der Hungerkatastrophe offenbart. „Es gibt keinen Vergleich zu dem, was wir in Madaja gesehen haben“, berichtete ein UNHCRMitarbeiter am Dienstag in Damaskus. 400 Menschen sind nach UNO-Angaben fast tot und müssen so schnell wie möglich aus der Stadt gebracht werden. In Madaja selbst gebe es zwar Menschen, aber trotzdem kein wirkliches Leben, erzählte der UNO-Mitarbeiter weiter. Der Preis für ein Kilogramm Reis sei auf bis zu 300 Dollar gestiegen. Kinder, Frauen und ältere Männer auf den Straßen sähen „blass, schwach und dünn“ aus, sagte Pawel Krzysiek, Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Andere

DAMASKUS.

Beata Szydło

BILD: SN/AFP

Regierungschefin in Polen lenkt ein WARSCHAU. Nach kritischen Äußerungen über die Politik ihrer nationalkonservativen Regierung und scharfen Reaktionen hat sich die Warschauer Regierungschefin Beata Szydło zu Wort gemeldet. Ihr sei an einem „guten Verhältnis zu Deutschland“ gelegen, betonte sie am Dienstag in Warschau. „Das ist unser Wirtschaftspartner, das ist vor allem unser Nachbar.“ Sie erwarte aber auch eine Diskussion auf SN, dpa gleicher Augenhöhe.

Augenzeugen berichteten, dass sich einige kaum mehr auf den Beinen halten können. Insgesamt verhungerten in dem seit einem halben Jahr von Regierungstruppen eingeschlossenen Ort seit Dezember der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) zufolge mindestens 28 Menschen – darunter sechs Kinder

Alles erfunden, sagt der syrische UN-Botschafter im Alter unter fünf Jahren. In der Stadt befinden sich noch rund 40.000 Menschen. Daneben gibt es angeblich rund 125 Rebellenkämpfer. Mindestens 300 Hungernde konnten am Dienstag Madaja verlassen. Der syrische UNO-Botschafter Baschar Dschafari betonte dagegen, es gebe gar keine hungerleidenden Menschen in Madaja. Diese Berichte seien „erfunden“. Es gebe aber das Problem, dass Terroristen

Hilfslieferungen stehlen würden. Am Montag war die lang erhoffte Lieferung von 330 Tonnen Nahrung, Medikamenten und Decken angekommen. Unterschiedlichen Angaben zufolge soll die Lieferung 30 bis 40 Tage lang halten. Der erste Hilfskonvoi könne nur ein Anfang sein, sagten UNO-Diplomaten. Ein Sprecher verwies darauf, dass rund 50 Orte in Syrien würden belagert seien – in diesen seien 400.000 Menschen gefangen. In einer gemeinsamen Stellungnahme am Dienstag forderten mehrere Hilfsorganisationen – darunter CARE, Oxfam, Save the Children und World Vision – ein komplettes Ende der Blockade durch die syrischen Regierungstruppen. Zeitgleich mit der Hilfe für Madaja war am Montag auch eine Hilfslieferung in den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kefraja im Nordwesten Syriens eingetroffen. Diese Dörfer werden von Regierungstruppen gehalten. SN, dpa