Der flügellahme Twitter-Vogel

diskurs oder bei politischen Debat- ten.“ Oder anders: Laut Byloff wird sich Twitter im Hauptmarkt USA in. Richtung jener Nische bewegen, die es in Europa seit ...
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Ralf Hillebrand

Drei Tipps, um Twitter effizienter zu nutzen Neue Führung, fallende Aktien, entlassene Mitarbeiter: Twitter hat turbulente Wochen hinter sich. Und weitere könnten folgen. BILD: SN/PICTUREDESK/ISOPIX

Der flügellahme Twitter-Vogel Twitter kämpft mit der größten Krise in der Firmengeschichte. Stürzt der Social-Media-Riese ab? US-Journalisten stimmen bereits Totengesänge an. Aber Armin Wolf hält dagegen.

WIEN. November 2013. Nach langen

Vorbereitungen wagt Twitter den Schritt an die Börse. Die Euphorie sucht ihresgleichen: Die Aktie der Mikroblogging-Plattform startet bei 45 Dollar – und somit um 73 Prozent über dem Ausgabepreis. TwitterChef Dick Costolo gibt sich entsprechend euphorisch. „Die tolle Sache an Twitter ist: Wenn du anfängst, wird es unersetzlich für dich.“ Oktober 2015. Die Twitter-Aktie ist nur mehr 29 Dollar wert. Um dem Negativtrend entgegenzuwirken, entlässt der IT-Riese acht Prozent seiner 4100 Mitarbeiter. USJournalisten wie Ryan Grim von der „Huffington Post“ schreiben, dass „Twitter tot ist“. Und was sagt Firmenboss Dick Costolo zu all dem? Gar nichts mehr. Denn Costolo hat bereits im Sommer seinen Hut genommen. Neuer Geschäftsführer ist Mitgründer Jack Dorsey. Was ist in den zwei Jahren passiert? Auf den ersten Blick relativ wenig – und eben dies könnte das Problem sein. „Twitter hat sich in den vergangenen Jahren kaum weiterentwickelt. Die Nutzer aber schon“, sagt Maximilian Byloff, Online-Marketing-Leiter der Agentur

DigitalWerk. „Zum einen ist das Nutzerverhalten differenzierter geworden. Zum anderen gibt es einen Trend weg von Postingplattformen hin zu 1:1-Diensten wie WhatsApp.“ Twitters härteste Währung, die Zahl der Nutzer, ist noch nicht alarmierend – beruhigt aber auch nicht: Twitter hält nach eigenen Angaben bei 316 Millionen aktiven Usern. Eine beachtliche Zahl, wären da nicht die Wachstumsquoten. Seit rund einem Jahr hat der Dienst keinen merklichen Sprung mehr gemacht – während die Nutzerzahlen von vergleichbaren Plattformen beträchtlich gestiegen sind. Selbst der behäbige Riese Facebook kann immer noch stärker zulegen als Twitter. Treffen die Totengesänge auf Twitter also tatsächlich den richtigen Ton? „Nein, so dramatisch würde ich das nicht sehen. Solche Abgesänge gibt es immer wieder einmal“, sagt Social-Media-Experte Byloff. Vielmehr gehe der Trend in eine bekannte Richtung. „In gewissen Sparten wird Twitter sicher nicht so schnell abgelöst. Etwa bei der Medienkommunikation, im Expertendiskurs oder bei politischen Debatten.“ Oder anders: Laut Byloff wird sich Twitter im Hauptmarkt USA in Richtung jener Nische bewegen, die

es in Europa seit jeher abdeckt. „Twitter hat bei uns nie den Sprung in die Massendiskussion geschafft. Für Bildung, Politik oder Medien ist es aber nicht zu unterschätzen.“ Ähnlicher Meinung ist auch Armin Wolf. „Wenn Ihnen auf Twitter die richtigen Leute folgen, ist ein Tweet sehr viel effizienter als jede Presseaussendung“, sagt der ORFJournalist auf SN-Anfrage. Wolf ist

BILD: SN/APA/HOCHMUTH

RALF HILLEBRAND

„Für mich ist Twitter unverzichtbar.“ Armin Wolf,

ORF-Journalist

laut Social Media Radar die klare Nummer eins in der heimischen Twitter-Szene. Rund 200.000 Menschen folgen dem ZiB-2-Moderator, 35.000 davon kommen aus Österreich. Dass es gesamt hierzulande nur 70.000 aktive Nutzer gibt, stört Wolf nicht. „Für mich ist Twitter in erster Linie eine schnelle, mittlerweile unverzichtbare Nachrichtenagentur. Und in zweiter Linie eine Dialog- und Diskussionsplattform.“ Dabei habe er nicht den Eindruck, „dass zu wenige Leute da sind“.

Auch bei der Frage, für welche Nutzer Twitter überhaupt geeignet ist, sind sich Byloff und Wolf einig. „Ich empfehle Twitter nur großen Unternehmen. Oder Personen, die wirklich etwas zu sagen haben.“ Vor allem der zeitliche Aufwand ist nicht zu vernachlässigen, wie auch Armin Wolf weiß: „Zeitintensiv ist vor allem, die vielen interessanten Texte zu lesen.“ In Summe seien es täglich „zwei bis drei Stunden“, die der Anchorman für die Pflege seines Twitter-Accounts aufwende. Sogar während seiner ORF-Sendungen twittert er. Da es aber offenbar zu wenige Nutzer wie Armin Wolf gibt, will sich Twitter nun wohl doch bewegen. Offenbar wird an einer Möglichkeit gearbeitet, Tweets mit mehr als den üblichen 140 Zeichen zu veröffentlichen. Dass das der richtige Schritt ist, bezweifelt Maximilian Byloff: „Es ist eine Gratwanderung zwischen sich öffnen und beliebig werden. Ich würde meine Stärken weiterentwickeln und nicht versuchen, die eierlegende Wollmilchsau zu werden. Das ist schon bei anderen Plattformen gründlich schiefgegangen.“

Irdischer und himmlischer Schutz fürs Handy Ein ganz persönlicher Ratgeber für den perfekten Schutz eines Smartphones.

BITS & BITES

Thomas Hofbauer

Wenn ein Handy auf den Boden fällt, ist immer das Schlimmste zu befürchten. Bei hochpreisigen Geräten ein Schaden von ein paar Hundert Euro. Handyschutzhüllen sind daher das wichtigste Zubehör überhaupt. Doch Vorsicht: Auch Handykleider machen Leute. Schutzhüllen aus Leder, Hartplastik, Silikon, Filz oder Holz verraten einiges über die Persönlichkeit des Besitzers. Die falsche Handyhülle, egal aus welchem Material, kann einem aber auch die Freude am Smartphone ordentlich vermiesen. Ich habe so eine. Das Erschreckende, sie zählt zu den meistverkauften Handyhüllen: ein Flipcase. Eine Schutzhülle mit Deckel vor dem Bildschirm. Wie kann man eine derartige Fehlkonstruktion nur ungestraft unter die Menschen bringen? Die Klappe vor dem Bildschirm nervt. Immer wenn das Handy klingelt oder eine SMS gelesen werden will, muss ich sie öffnen. Auch beim Telefonieren stört sie und flattert unkontrolliert herum. Daher klappe ich sie zu Beginn des Telefonats nach hinten und halte sie fest. Diese Sprechpause irritiert aber meist das Gegenüber.

Ist ja kein Wunder, wenn ich beim Telefonieren die Klappe halten muss, kann das nicht gut gehen. Mit Wehmut erinnere ich mich an das Case zurück, in das ich das Vorgängermodell gepackt hatte. Das hatte zwar etwas von einem Sturzhelm, aber dafür keine Klappe. Wer macht schon freiwillig einen klobigen Ziegel aus seinem schicken iPhone, wurde ich immer wieder gefragt. Ich! Weil mein Handy ein Arbeitsgerät ist und das muss gut geschützt werden. Einen ganz zarten, überirdischen Schutz hingegen verspricht so mancher vergessene Wallfahrtsort. Beauraing in Belgien zum Beispiel. Dort wurde im September die erste Handysegnung vorgenommen. Dazu ein kleiner Tipp: Schützen Sie Ihr Handy bei diesem Vorgang vor allzu viel segnendem Weihwasser. Elektronik und Wasser, das passt nicht zusammen. Vielleicht verkauft man im Wallfahrtsort Ihres Vertrauens ja auch wasserfeste Handyhüllen. Das wäre ein perfekter Doppelpack. [email protected]

140 Zeichen – nicht mehr, nicht weniger. Falsch. Twitter kann deutlich mehr, als viele denken. Man muss nur wissen, wie man das Potenzial der Plattform nutzt. Die Suchfunktion bietet etwa wesentlich breitere Möglichkeiten, wenn man sie nicht direkt über das Suchfeld startet, sondern über den Link TWITTER.COM/SEARCH-HOME. Ein Klick auf „advanced search“ reicht und schon kann der Nutzer nur noch in bestimmten Accounts suchen oder sich als Fragen formulierte Tweets ausspucken lassen. Wer hingegen die eigenen Postings breiter streuen will, sollte auf der Seite WWW.WHATTHETREND.COM vorbeischauen. Das amerikanische Portal gibt einen Überblick über die meistgenutzten Hashtags. Auch die „New York Times“ soll auf die Plattform setzen. Einen Überblick über seine eigene Anhängerschaft bekommt der Nutzer indes auf FRIENDORFOLLOW.COM. Die Seite reiht übersichtlich auf, welche Freunde einem folgen, obwohl man ihnen nicht folgt – und umgekehrt. Weitere Tipps zu Twitter verrät Expertin Lena Doppel in einem Webinar. Heute ab 11 Uhr auf SALZBURG.COM.

Onlinekonten in Deutschland leer geräumt Mobilfunkkunden der Deutschen Telekom sind Opfer einer Onlinebetrugsserie geworden. Die Telekom bestätigte gestern, Mittwoch, einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Betroffen sind mehrere Dutzend Kunden verschiedener Banken, die sich die Transaktionsnummern für Bankgeschäfte auf ihr Handy haben schicken lassen. Dieses sogenannte Tan-Verfahren ist seit Jahren verbreitet und sollte eigentlich die Sicherheit beim Zahlungsverkehr erhöhen. Der Schaden wird auf mehr als eine Million Euro geschätzt. SN, dpa

BERLIN.

Schrems-Klage: Facebook muss in Wien vor Gericht WIEN. Wieder gute Nachrichten für Datenschutzaktivist Max Schrems: Auch im zweiten Prozess gegen Facebook hat der Salzburger eine Hürde genommen. Das Oberlandesgericht Wien hat die Einwände von Facebook abgewiesen, dass eine von Schrems angeführte Sammelklage in Wien verhandelt werden kann. Die österreichischen Gerichte müssten sich nun „auf jeden Fall mit Facebooks Tätigkeiten (um die Nutzung persönlicher Daten, Anm.) auseinandersetzen“, sagt Schrems. Allerdings könne der 28-Jährige laut Oberlandesgericht keine anderen Facebook-User, sondern nur sich selbst vertreten. Weitere Entscheidungen obliegen nun dem Obersten Gerichtshof. SN, APA