der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Marktplatz Bildung haben wir Serviceeinrichtungen geschaffen, die unter der .... 6 Verstärkung von „Community-Education“-Ansätzen mittels kommunaler ...... Formate zu haben, denn das Publikum sucht Sicherheit in einer unsicheren Welt.
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Lebensbegleitendes Lernen 2020

LLL STRATEGIE

der Erwachsenenbildung Niederösterreich

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

VORWORT

Lernen für die Zukunft Bildung und Weiterbildung sind heute unverzichtbar geworden um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und am Arbeitsmarkt der Zukunft bestehen zu können. Die ständige Fortbildung und Weiterentwicklung sind auch wesentlich für die eigene Persönlichkeit und die Arbeitgeber, die von den neuen Fertigkeiten ihrer Angestellten profitieren. Sich neue Kompetenzen, Handlungs- und Sichtweisen anzueignen bedeutet daher, das persönliche Wissen zu vermehren, die Gemeinschaft vor Ort zu bereichern und fit für den eigenen Job zu bleiben. Das Land Niederösterreich ist sich der Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens bewusst. Wir setzen daher auch ganz gezielt Akzente in der Erwachsenenbildung, um so unseren Status als Bildungsland weiter zu festigen und auszubauen. Eine fundierte Ausbildung und das stete Weiterbilden sind die wichtigsten Werkzeuge für den Zusammenhalt in den Gemeinden und für das eigene Berufsleben. Geänderte Voraussetzungen in der Arbeitswelt, die neuen Möglichkeiten zu kommunizieren und die große Heterogenität der Gesellschaft sind nur einige Herausforderungen, die wir zum Wohle aller in diesem Land meistern müssen. Die Entwicklung und die Qualität für die Zukunft sicher zu stellen sind für uns ein großes Anliegen. Diese zu erhalten und in Zukunft noch weiter zu verbessern ist eine der größten Herausforderungen für alle, die in der Erwachsenenbildung tätig sind. Ich danke allen, die sich diesen Herausforderungen stellen und unser Land mit vereinter Kraft und einer gemeinsamen Strategie vorwärtsbringen.

Mag. Karl Wilfing Landesrat für Erwachsenenbildung

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VORWORT

Bildung und Kulturvermittlung ausbauen Mit der vorliegenden Strategie des Landes Niederösterreich, Visionen und Strategien für lebensbegleitendes Lernen zu entwickeln und umzusetzen, stellen wir uns der gesellschaftspolitisch unverzichtbaren Aufgabe, den Bürgerinnen und Bürgern jene Rahmenbedingungen anbieten zu können, die sie für den sich stetig verändernden Arbeitsmarkt rüsten. Sich lebenslang Wissen anzueignen ist nicht nur die Voraussetzung für den fortlaufenden Erwerb fachlicher Kompetenzen, sondern auch unverzichtbare Basis für individuelle Persönlichkeitsentwicklung. Die vorliegende Strategie basiert auf der neu entwickelten Strategie für Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich und setzt deren Ziele im Bereich Erwachsenenbildung um. Die Weiterentwicklung des Landes Niederösterreich als beispielhaftes Kulturland beinhaltet auch das Angebot für Bildung und Kulturvermittlung auszubauen und daher außer- und nachschulische Bildungsangebote weiter zu entwickeln. Mit den beiden Institutionen Treffpunkt Bibliothek und Marktplatz Bildung haben wir Serviceeinrichtungen geschaffen, die unter der Trägerschaft des Forum Erwachsenenbildung Niederösterreich (FEN) eine tragfähige Vernetzung von Kultur- und Bildungseinrichtungen sowohl im Bibliotheks- als auch im Erwachsenenbildungsbereich gewährleisten und damit letztlich Kultur und Bildung für jeden auch regional erreichbar machen.

Mag. Hermann Dikowitsch Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

VORWORT

Partnerschaftlich die Zukunft gestalten Wozu eine LLL Strategie für NÖ und warum gerade von der Erwachsenenbildung (EB)? Man könnte einerseits sagen, weil von der EU über den Bund nun auch die Länder gefordert sind eine Strategie auf den Tisch zu legen oder andererseits, weil für eine zukünftige Entwicklung der Erwachsenenbildung eine strategische Ausrichtung unbedingt erforderlich ist. Aus letzterem Grund haben wir - das Forum Erwachsenenbildung NÖ – uns mit unseren Partnern ausgetauscht und das nun vorliegendes Papier entwickelt. Nicht um auch etwas zu diesem Thema zu publizieren, sondern um damit eine Richtung, von der wir meinen, dass sie sinnvoll und vor allem notwendig ist, aufzuzeigen. Gerade NÖ zeichnet sich im Bereich der EB durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und den Akteuren der EB aus. Das zeigt sich schon alleine darin, dass das FEN vom Land NÖ mit einem Geschäftsbesorgungsvertrag mit den wesentlichen Aufgaben zur Weiterentwicklung der EB Landschaft in NÖ beauftragt wurde. Das ist einerseits ein Vertrauensvorschuss und andererseits auch eine Herausforderung für die EB-Einrichtungen die Zukunft der Erwachsenenbildung noch besser mitgestalten zu können. Und natürlich ist die EB gefordert, wenn es um LLL geht. Obwohl der übermächtige Großteil aller „Bildungsbudgets der öffentlichen Hand“ in die Erstausbildung geht, ist es gerade die EB, der im Sinne des lebensbegleitenden Lernens eine Schlüsselrolle zukommt. Und hier sind im FEN die maßgeblichen Akteure vereinigt, die in der Unterschiedlichkeit der Aufgaben und Zugehörigkeit zu ihren Trägern wiederum die Vielfalt der Gesellschaft repräsentieren aber als Gemeinsamkeit die Weiterentwicklung der Gesellschaft durch Bildung für Erwachsene sehen. Wir haben daher die Vorarbeiten für die nun vorliegende Strategie erarbeitet, in der trotz der Vielfalt der Aufgaben, Angebote und Projekte das Wesentliche, von dem wir glauben, dass es für LLL maßgeblich ist, mit zukunftsweisenden Gedanken versehen und in möglichst konkrete Formen gebracht wurde. Es finden sich darin Entwicklungslinien für die allgemeine und die berufliche EB mit ihren sowohl räumlich als auch thematisch weit verzweigten Angeboten. Die in den letzten Jahren maßgeblich ausgebaute Bildungsberatung erhält genauso ihre Impulse wie das Bibliothekswesen, mit ihren Begegnungszonen für informelle Bildung. Mit der Umsetzung dieser Strategie wird es der Erwachsenenbildung und ihren Organisationen gelingen bei den zukünftigen Herausforderungen für Mensch und Gesellschaft einen wesentlichen Beitrag zu leisten.

Mag. Andreas Hartl FEN-Vorsitzender

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Gerald Danner FEN-Vorsitzender-Stv.

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VORWORT

Danke! Ausgangspunkt unserer Anstrengungen war die Idee mit einer wohlüberlegten, gereiften Strategie die Erwachsenenbildung in den Fokus einer generellen Landesentwicklung zu stellen. Außerdem wollen wir aufzeigen, dass mit diesen Maßnahmen einige Herausforderungen, die alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in Zukunft betreffen werden, auf eine neue Weise gelöst werden können. Vorher mussten aber noch wesentliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im Forum Erwachsenenbildung sind mit den Leiterinnen und Leitern der großen Einrichtungen ausgewiesene Experten Mitglieder. Jeder und Jede steuert ein großes Schiff auf dem Meer der Weiterbildungen und alle haben ihre eigenen Strategien, Abläufe, Leitbilder, Ausrichtungen und Arbeitsweisen. Nicht einmal die Themen, die sie beschäftigen, sind gleich, ebenso wenig die Menschen und Gruppen, denen ihre Arbeit zugute kommt. Ein genaueres Kennenlernen und Verstehen der jeweils anderen Organisationen und eine Abstimmung über die zukünftigen Entwicklungen, die ein ganzes Land betreffen, war notwendig. In diesen Prozess waren alle eingebunden und alle haben in Klausuren mitgedacht und in Interviews ihre Expertise kundgetan. Für das nun vorliegende Werk möchte ich mich bei allen, die mitgewirkt und den Prozess mitgetragen haben, herzlich bedanken. Insbesondere bei meinem Team, das die Organisation des Prozesses professionell, immer freundlich und mit einer scheinbaren Leichtigkeit durchgeführt hat. Mit der LLL-Strategie für Niederösterreich haben wir bis 2020 viel zu tun. Packen wir es an!

Mag.a Manuela Gsell FEN-Geschäftsführerin

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Danksagung an alle Mitwirkenden Die Vollversammlung: wHR Mag. Hans-Joachim Alscher; wHR Mag.a Gabriele Ecker; Gerlinde Falkensteiner; Eva Gaspar; Christoph Haderer, BSc; Mag.a Elisabeth Halej; Georg Hagl; Ing. Mag. Thomas Hrastnik; Mag. Norbert Koch; Mag.a Simone Kragora; Bakk.phil. Thomas Lechner; Univ.-Prof. Dr. Günter Lipold; Mag. Georg Radlmair; Ing. Hans Rupp; Mag. Gerhard Sarman; Mag. Klaus Thien Der Vorstand: LAbg. Karl Bader; Gerald Danner; Dipl.-HLFL-Ing. Karl Friewald, MA; Mag. Andreas Hartl; Direktor Franz Knittelfelder; DI Johann Schlögelhofer Die Geschäftsführung und das Team: Mag.a Manuela Gsell; Ursula Liebmann, BA; Mag. Christian Schobel; Birgit Hinterhofer; DI Rosemarie Pichler; Rosemarie Winkler Die wissenschaftliche Begleitung: MinRat Prof.Hon.-Prof. DDr. Heinrich Badura; Ehrhardt F. Heinold, MA; Mag. Ingolf Erler; Univ. Prof. Dr.in phil. Habil. Monika Kil; Prof. Adalbert Melichar

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwörter ............................................................................................................................. 3 Erwachsenenbildung NÖ – Aufgaben und Strukturen .................................................... 10 Die vier Säulen der Erwachsenenbildung NÖ...................................................................... 10 Initiativen des Landes NÖ in der Erwachsenenbildung NÖ ................................................. 11 FEN - Partner des Landes NÖ in der Erwachsenenbildung .................................................. 11 Theoretische Grundlagen für zukünftige Entwicklungen ..................................................... 12 Ursachen für Entwicklungserfordernisse einer LLL-Strategie ................................................ 12 Fünf Leitlinien der nationalen LLL-Strategie ....................................................................... 12 Aktionslinien der LLL-Strategie .......................................................................................... 13 8 von 10 Aktionslinien ..................................................................................................... 13 3 Kostenloses Nachholen von grundlegenden Abschlüssen und Sicherstellung der Grundkompetenzen im Erwachsenenalter ........................................................... 13 4 Ausbau von alternativen Übergangssystemen ins Berufsleben für Jugendliche............. 14 5 Maßnahmen zur besseren Neuorientierung in Bildung und Beruf und Berücksichtigung von Work-Life-Balance................................................................... 14 6 Verstärkung von „Community-Education“-Ansätzen mittels kommunaler Einrichtungen und in der organisierten Zivilgesellschaft ............................................ 14 7 Förderung lernfreundlicher Arbeitsumgebungen & 8 Weiterbildung zur Sicherung der Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit.............. 15 9 Bereicherung der Lebensqualität durch Bildung in der nachberuflichen Lebensphase ........................................................................................................... 16 10 Verfahren zur Anerkennung non-formell und informell erworbener Kenntnisse und Kompetenzen in allen Bildungssektoren ............................................ 16 LLL für die EB kurzgefasst ................................................................................................. 17

Keine Angst vor Nebenwirkungen – Benefits of lifelong-learning Univ. Prof. Dr.in phil. Habil. Monika Kil............................................................................... 18



Den Wandel gestalten – Herausforderungen meistern MinRat Prof.Hon.-Prof. DDr. Heinrich Badura .................................................................... 19

Die Leitgedanken der EB-Einrichtungen zur Strategie.......................................................... 21 Anforderungen betreffend LLL-Strategie aus den Interviews und aus LLL-Dokumenten ........................................................................................................ 21 LLL-Strategie für Niederösterreich ............................................................................... 23 Potentiale ............................................................................................................ 23 Herausforderungen .............................................................................................. 24 Gründe ................................................................................................................ 24 Entwicklungsbedürfnisse....................................................................................... 25

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Grundsätze für Förderungsrichtlinien.................................................................................. 27 Der Beitrag der Erwachsenenbildung zum Erreichen von politischen Zielen ............ 27 Ziele der Politik ................................................................................................... 27 Förderungen ........................................................................................................ 28 Fazit .................................................................................................................... 29 Fünf Herausforderungen - fünf Ziele ................................................................................. 29 Maßnahmen für die Erwachsenenbildung ........................................................................... 30 Herausforderung Stadt-Land – Regionalisierung von Bildung .............................................. 30 Servicestelle „Marktplatz Bildung“, Weiterentwicklung – Ursula Liebmann, BA.............. 30 Herausforderung Generationen – Alternde Gesellschaft ...................................................... 30 Bildung im Alter – Mag. Georg Radlmair, MA............................................................... 30 Elternbildung neu – Gerald Danner und Arbeitskreis Elternbildung neu ........................ 31 Herausforderung – neue Kommunikationsmittel und -kanäle ............................................. 32 Der Bildungsbedarf und das Bildungsangebot des Landes NÖ – Ehrhardt F. Heinold, MA; Mag.a Manuela Gsell............................................................. 32 Bildungsangebote online – Mag. Christian Schobel ...................................................... 33 Bildungsplattform für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher – Mag.a Manuela Gsell ............................................................................................... 33 Herausforderung – Wandelnder Arbeitsmarkt .................................................................... 34 Iniatitive Erwachsenenbildung – Basisbildung und Nachholen des Pflichtschulabschlusses – Mag. Christian Schobel ......................................................... 34 Umsteigerstipendium – Mag. Andreas Hartl ................................................................ 36 Bildungs- und Berufsberatung – Rosemarie Winkler ..................................................... 36 Validierungsstellen von Kompetenzen und Abschlüssen – Mag.a Manuela Gsell ............. 38 Herausforderung – Integration........................................................................................... 38 Integration – FEN-Vorstand (Mag. Andreas Hartl, Gerald Danner, Karl Bader, Franz Knittelfelder, Dipl.-HLFL-Ing. Karl Friewald) ........................................................ 38 Maßnahmen für öffentliche Bibliotheken Mag. Josef Fürst, Prof. Adalbert Melichar, Eva Gaspar, Ernst Oppenauer (alle Vorstand komm.bib), Ursula Liebmann, BA (komm.bib Geschäftsführung), Gerlinde Falkensteiner (Diözese St. Pölten), Mag. Gerhard Sarman (Erzdiözese Wien), Mag.a Gabriele Ecker (Kulturabteilung NÖ), Mag.a Manuela Gsell (FEN Geschäftsführung) .......................................................................... 39 Servicestelle „Treffpunkt Bibliothek“ .................................................................................. 39 Herausforderung – Richtlinien und Kriterien für Bibliotheken und ihre Träger ..................... 40 Herausforderung – Flächendeckung in quantitativer und qualitativer Hinsicht ..................... 40 Herausforderung – Lese- und Sprachförderung für alle Ziel- und Altersgruppen................... 41 Graphical Recording - Den Wandel gestalten - Herausforderungen meistern (Ing. Paul Tontur) ...... 42

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ERWACHSENENBILDUNG NÖ AUFGABENGEBIETE UND STRUKTUREN Die vier Säulen der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Die vier Säulen der Erwachsenenbildung Niederösterreich sind im Wesentlichen die „Berufliche Erwachsenenbildung“, die „Allgemeine Erwachsenenbildung“, die Bildungs- und Berufsberatung und die öffentlichen Bibliotheken. Die Hauptthemen der Beruflichen EB sind Beschäftigung und Qualifizierung. Dazu zählen unter anderem auch die Basisbildung und das Nachholen von Abschlüssen. Die Hauptthemen der Allgemeinen EB sind Lebensqualität und Ehrenamt. Die Bildungs- und Berufsberatung erschließt Informationen über Bildungsmöglichkeiten und über den Arbeitsmarkt, indem sie diese organisiert, systematisiert und verfügbar macht, wann und wo Menschen sie benötigen. Die öffentlichen Bibliotheken sind wesentliche Bildungs- und Kulturdrehscheiben in den Gemeinden und Pfarren. Sie versorgen alle Generationen mit Medien aller Art. Sie bieten Information und Beratung und sind sozial-integrative Zentren.

BIN neu

Servicestelle Marktplatz Bildung Initiative Erwachsenenbildung

Öffentliche Bibliotheken

Allgemeine Erwachsenenbildung

Berufliche Erwachsenenbildung

Bildungsberatung

Erwachsenenbildung NÖ

Servicestelle Treffpunkt Bibliothek

Bildungsangebote-online LLL-Strategie

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Initiativen des Landes NÖ in der Erwachsenenbildung

Im Bereich der Erwachsenenbildung gibt es seit 2012 eine gemeinsame Strategie aller Erwachsenenbildungseinrichtungen, lebensbegleitendes Lernen und Bildung im Erwachsenenalter zu fördern. Ziel ist es, in Niederösterreich Erwachsenenbildung koordiniert und bedarfsorientiert zu den Menschen vor Ort zu bringen.

FEN – Partner des Landes NÖ in der Erwachsenenbildung

Das Forum Erwachsenenbildung NÖ als Interessenvertretung der Erwachsenenbildungseinrichtungen in NÖ ist das Kompetenzzentrum zum Thema Bildung von Erwachsenen in NÖ. Als Zusammenschluss der maßgeblichen Akteure in diesem Feld, sowohl als Anbieter als auch als begleitende Experten, wird die Vielfalt der Erwachsenenbildungsträger und der Bibliotheken repräsentiert und daraus Impulse für die Entwicklung der Erwachsenenbildung im Land NÖ geliefert. Strategische Aufgaben des FEN sind die Mitgestaltung der Zukunft der Erwachsenenbildung in NÖ und die Umsetzung bedeutender landesweiter Vorhaben. Das FEN sieht sich in diesem Sinne als Partner des Landes NÖ für die Umsetzung konkreter Maßnahmen. Insbesondere trifft dies neben den Vereinsaufgaben die Hauptbereiche

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Abwicklung der „Förderung Erwachsenenbildung“ Umsetzung der „Initiative Erwachsenenbildung“ (Art. 15a B-VG-Vereinbarung) Abwicklung der Projekte „Treffpunkt Bibliotheken“ und „Marktplatz Bildung“ Koordinierung einer landesweiten „Bildungsberatung“ Sichtbarmachung, Vernetzung und Koordinierung niederösterreichischer Bildungsangebote

Mitglieder: • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Kunst und Kultur ARGE Bildungshäuser NÖ Berufsförderungsinstitut NÖ Bibliotheksfachstelle der Diözese St. Pölten Bildungs- und Heimatwerk NÖ Evangelisches Bildungswerk der Diözese Niederösterreich Katholisches Bildungswerk der Diözese St. Pölten Katholisches Bildungswerk der Erzdiözese Wien Kirchliches Bibliothekswerk der Erzdiözese Wien komm.bib - NÖ Fachverband Kommunale Bibliotheken Land-Impulse NÖ Ländliches Fortbildungsinstitut NÖ NÖ Landesakademie NÖ Landesbibliothek Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Verband NÖ Volkshochschulen Volkswirtschaftliche Gesellschaft NÖ Wirtschaftsförderungsinstitut NÖ

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THEORETISCHE GRUNDLAGEN FÜR ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN Strategische Dokumente zur Erwachsenenbildung bzw. solche, die jedenfalls auf Erwachsenenbildung Bezug nehmen, existieren auf europäischer, nationaler und föderaler (Bundesländer) Ebene. Im Wesentlichen ergibt sich daraus einen Zusammenhang, da die Grundgedanken der jeweils darüber liegenden Ebene von der darunter liegenden Ebene übernommen und auf die jeweiligen Verhältnisse hin adaptiert werden. Die LLL-Strategie im Land NÖ basiert auf der neu entwickelten Strategie für Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich und setzt deren Ziele im Bereich der Erwachsenenbildung um.

Ursachen für Entwicklungserfordernisse einer LLL-Strategie



• Wandel in der Qualifikationsstruktur hin zu höher qualifizierten Tätigkeiten und Dienstleistungen • damit verbunden die fortschreitende Marginalisierung Bildungsferner aufgrund zunehmender Unvermittelbarkeit am Arbeitsmarkt • demografischer Wandel • Individualisierung und Flexibilisierung der Erwerbsbiografien • Steigerung des ökonomischen Wachstums • Bewältigung neuer Herausforderungen wie Migration, Klimawandel etc. • Entwicklung einer Zivilgesellschaft mit den bei den BürgerInnen notwendigen Kompetenzen

Neben den unabdingbaren spezifischen fachlichen Qualifikationen sind es die allgemeinen Schlüsselkompetenzen, die für die Beteiligung an Arbeitsmarkt und Gesellschaft zunehmend unerlässlich sind.

Fünf Leitlinien der nationalen LLL-Strategie

Die nationale LLL-Strategie kondensiert die bildungspolitischen Erfordernisse in 5 Leitlinien, die als Grundlage der Entwicklung bildungspolitischer Programmatiken dienen: • Lebensphasenorientierung: Bildungsprozesse altersunabhängig und altersadäquat ermöglichen • Lernende in den Mittelpunkt zu stellen: Verschränkung von Lernorten, Entwicklung neuer Lernarchitekturen und neuer Lehr- und Lernformen, Flexibilisierung von Lernen, Weiterentwicklung der Rolle der Lehrenden • Life Long Guidance: umfassende Unterstützung der Lernenden, Verbesserung und Ausbau der Beratung, Professionalisierung der BeraterInnen • Kompetenzorientierung: Transparenz und Vergleichbarkeit von Qualifikationen, Weiterentwicklung von Kompetenzportfolioinstrumenten, Anerkennung von informellem Wissen und Kompetenzen • Förderung der Teilnahme an LLL: Stärkung von Bildungsmotivation und Freude am Lernen, Anreiz- und Fördermaßnahmen

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

AKTIONSLINIEN DER LLL-STRATEGIE

Im Folgenden werden acht von zehn Aktionslinien der nationalen Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich anhand der durchgeführten Interviews mit den ExpertInnen der Erwachsenenbildung Niederösterreichs beschrieben. Die ersten zwei Aktionslinien, „Stärkung der vorschulischen Bildung und Erziehung als längerfristige Grundvoraussetzung“ und „Grundbildung und Chancengleichheit im Schul- und Erstausbildungswesen“, wurden bei den ExpertInneninterviews nicht behandelt, da sie in der niederösterreichischen Erwachsenenbildung kaum eine Rolle spielen. Lebensbegleitendes Lernen im Sinne von Erwachsenenbildung ist ein maßgeblicher Schlüsselfaktor für die Menschen in Niederösterreich, um sie auf zukünftige Herausforderungen erfolgreich vorzubereiten. Es trägt auch zur positiven persönlichen Entwicklung eines jeden Einzelnen bei. Vor allem der ganzheitliche Ansatz, bei dem die Erwachsenenbildung als strategischer Eckpfeiler einer lebensphasenorientierten Bildungspolitik fungiert, ist für eine LLL-Strategie Niederösterreichs von Bedeutung. Basierend auf den ExpertInneninterviews wird die Umsetzung der befragten Aktionslinien nachstehend dargestellt.

8 von 10 Aktionslinien Ergebnisse aus den Interviews 3 Kostenloses Nachholen von grundlegenden Abschlüssen und Sicherstellung der Grundkompetenzen im Erwachsenenalter Alle befragten ExpertInnen der Erwachsenenbildung in NÖ betonten, dass Bildungsberatung sehr wichtig ist. Genannt werden vor allem die Beratung zu ihrem eigenen Angebot bzw. für ihre Zielgruppen und für Personen, die Bildungsbarrieren aufweisen. Die vorrangige Rolle in der Bildungsberatung NÖ nimmt laut den ExpertInnen das FEN ein. Dabei lässt sich die Reichweite, aber auch die Unterscheidung zwischen anbieterunabhängigen und anbietereigenen Angeboten unterscheiden. Die Aktionslinie drei greift die Vision auf, dass mit einem konsequenten Perspektivenwechsel, weg von der Angebotsorientierung hin zur Bedarfsorientierung, Einfluss auf die unterschiedlichen Lebens- und Bildungsverläufe der Menschen erfolgen kann, und der Erwerb von grundlegenden Qualifikationen altersunabhängig ermöglicht wird. Basisbildung ist die Grundvoraussetzung um eine Arbeitsstelle zu bekommen. Auf der Basisbildung baut die Weiterbildung hauptsächlich auf. Angebote für gering qualifizierte oder bildungsferne Personen im Sinne einer Basisbildung werden in Niederösterreich unter anderem vom Berufsförderungsinstitut Niederösterreich und dem niederösterreichischen Bildungs- und Heimatswerk erstellt. Es gibt dazu aber auch Angebote in den Volkshochschulen sowie in den katholischen Bildungswerken. Sprachkurse, Auffrischung der Grundkenntnisse, Berufs- und Reifeprüfungen sowie Einstufungen bei Sprachkursen werden in den Volkshochschulen angeboten. Im katholischen Bildungswerk Wien wird Sprach- und Leseförderung als Thema innovativer Elternbildung angeboten. Es muss eine gesellschaftliche Pflicht sein, sich Grundkompetenzen anzueignen. Es sollten hier auch die sozialen Kompetenzen eingebunden werden. Die Bildungsberatung soll vor Ort in regionalen Bildungszentren stattfinden. Vorraussetzung sind gut ausgebildete BildungsberaterInnen.

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4 Ausbau von alternativen Übergangssystemen ins Berufsleben für Jugendliche Die Aktionslinie vier betrifft Menschen bis zum 25. Lebensjahr. Anhand neuer Formen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung sollen Übergangssysteme geschaffen werden, die durch eine professionalisierte Bildungs- und Berufsberatung ergänzt werden. Potenzialentwicklung der Jugendlichen sowie die Kompetenzbasierung stehen im Vordergrund um vorhandene Stärken zu fördern. Für die Zielgruppe der Jugendlichen gibt es unterschiedliche Angebote vom Jugendkompetenzportfolio, Berufskompass, Begabungskompass bis hin zum Nachholen von Bildungsabschlüssen. Verschiedene Einrichtungen decken ein breites Angebot ab: Es wird Jugendcoaching angeboten, dazu gibt es ein Jugendkompetenzportfolio. Bereits zur Vorbereitung auf die richtige Ausbildung bzw. Berufswahl wird der NÖ Begabungskompass, der aus dem Talente-Check der NÖ Landesakademie und der Potenzialanalyse des WIFI-Berufsinformationszentrums mit anschließender Beratung durch PsychologInnen besteht, durchgeführt. Die ExpertInnen sind sich des Potenzials und der Bedeutung dieser Zielgruppe bewusst – da sie zukünftige KundInnen sind. Entwicklungsbedarf wird vor allem beim Einstieg in den Arbeitsmarkt gesehen: Im Bereich für benachteiligte Jugendliche wird noch ein sehr hoher Entwicklungs- und Nachholbedarf seitens des Landes und des AMS gesehen. Arbeitsbezogene Berufsinformationen müssen rechtzeitig angesetzt werden. Es sollte für alle Berufe einen Berufskompass geben und nicht nur für Lehrberufe. In diesem Feld sind in den letzten Jahren die beruflichen Erwachsenenbildungseinrichtungen maßgeblich aktiv. Im Auftrag des AMS werden im Rahmen der Überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) jährlich weit über1.000 Jugendliche aus- und weitergebildet. Ein weiteres Projekt sind die Jobwerkstätten.

5 Maßnahmen zur besseren Neuorientierung in Bildung und Beruf und Berücksichtigung von Work-Life-Balance Familie und Beruf bzw. Familie und Weiterbildung in Einklang zu bringen, stellt für viele Menschen eine Herausforderung dar. Die Aktionslinie fünf besagt, dass Frauen und Männer jeden Alters, insbesondere aber solche mit Betreuungspflichten, durch ein umfassendes Betreuungs- und Bildungsangebot sowie durch flexible Berufsumstiegsmodelle ihre Bildungs- und Berufslaufbahn den Anforderungen entsprechend planen können sollen. Alle Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen unterstützen das mit zielgruppenadäquaten didaktischen Methoden und zeitlich flexiblen Angeboten. Diese reichen von präventiven gesundheitlichen Maßnahmen bis hin zu persönlichkeitsbildenden Maßnahmen. Wichtige Angebote finden sich hier in der allgemeinen Erwachsenenbildung. Dem Thema Work-Life-Balance kommt in Zukunft verstärkte Bedeutung zu. In diesem Bereich werden Themen wie Elternbildung, Lebensgestaltung, Kommunikation und Beziehung, Ernährung-Fasten-Gesundheit, Kreativität, Lebensfreude, Persönlichkeitsentfalten usw. angeboten. Aber auch die beruflichen Einrichtungen bieten ein vielfältiges Angebot, vor allem für die Zielgruppe der Frauen, da diese auch vermehrt angenommen werden.

6 Verstärkung von „Community-Education“-Ansätzen mittels kommunaler Einrichtungen und in der organisierten Zivilgesellschaft Die Aktionslinie sechs wird von den Befragten als Zukunftsthema für Niederösterreich beschrieben. Nach ihrer Ansicht ist es wichtig mit den Menschen (Jung, Alt, Stakeholdern, Lernenden, …) vor Ort zusammenzuarbeiten. Es ist unerlässlich, eine regionale Lernkultur hervorzuheben oder zu schaffen. Dies funktioniert nur über Personen, die sich in der Gemeinde engagieren und die Projekte initiieren.

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Die FEN-Mitglieder betonen, dass die Zusammenarbeit mit den Gemeinden von großer Bedeutung ist und dass es notwendig ist, eine regionale Lernkultur zu etablieren. Die Kooperationen mit den Gemeinden sind sehr wichtig und werden auch immer wichtiger (Bücherbus, Pilgerbewegung‚ Jakobsweg Weinviertel etc.) Die Volkshochschulen, das Bildungs- und Heimatwerk und die Katholischen Bildungswerke sind auch sehr gut in den Gemeinden verankert. Es wurde zudem der Wunsch geäußert, dass es Bildungsangebote für Gemeinden geben soll, wobei sich die Gemeinden ihr eigenes Paket schnüren können. Hier sollten Angebote vorgelegt werden, damit die Gemeinden aus einem Portfolio auswählen können und sich nicht selbst darum kümmern müssen. Es wird auch betont, dass lebensbegleitendes Lernen immer mehr an Bedeutung in der Regionalentwicklung gewinnt. Das ist ein wichtiges Zukunftsthema, welches im Zuge der Regionalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Zusammenarbeit und das Feedback der Bevölkerung sind wichtig.

7 Förderung lernfreundlicher Arbeitsumgebungen & 8 Weiterbildung zur Sicherung der Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit Die Aktionslinie sieben behandelt lernfreundliche Arbeitsumgebungen, in denen ArbeitnehmerInnen kontinuierlich ihr Kompetenzportfolio verbessern können. Die Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten zahlreiche Weiterbildungsangebote für ihre MitarbeiterInnen an und schaffen damit eine lernfreundliche Arbeitsumgebung. Diese Angebote reichen von Kursplanung bis hin zu KundInnenkontakt. Vor allem die katholischen Einrichtungen betonen, dass ihre MitarbeiterInnen sehr gerne die internen Bildungsangebote annehmen. Die Aktionslinie acht besagt, dass berufliche Weiterbildung prinzipiell als erforderlich, selbstverständlich und als eine gemeinsame Verantwortung gesehen wird. Vor allem wird durch den NQR die Transparenz und Vergleichbarkeit der Abschlüsse erhöht. Die Aktionslinien sieben und acht beeinflussen einander wechselseitig, besonders hinsichtlich der niederösterreichischen Angebote. Die Erwachsenenbildungseinrichtungen verstehen sich einerseits als Betrieb, wo sie auch ihre MitarbeiterInnen schulen, und andererseits als eine Stätte der Weiterbildung und -qualifizierung. Berufliche Weiterbildung stellt vor allem bei WIFI, BFI, LFI und Land-Impulse NÖ das Kerngeschäft dar. Bei den Einrichtungen der allgemeinen Erwachsenenbildung kommt berufliche Weiterbildung meistens im Rahmen der MitarbeiterInnen-Weiterbildung vor. Lernen in den Betrieben und berufliche Weiterbildung sind die zentralen Aufgabenstellungen der beruflichen Erwachsenenbildung. Die gute Zusammenarbeit und die Kooperation mit den Firmen sind den Einrichtungen sehr wichtig. Für größere Firmen gibt es eigene Angebote, diese finden auch meistens in den Seminarräumen der AuftraggeberInnen statt. Das LFI und Landimpulse NÖ bieten berufliche Weiterbildung für BetriebsleiterInnen der Land- und Forstwirtschaft und für die AbsolventInnen der Agrarfachschulen an. Die berufliche Spezialisierung der LandwirtInnen ist ihr zentrales Thema. Darüber hinaus werden auch Exkursionen zu Betrieben angeboten. Wie schon bereits erwähnt, bieten die allgemeinen Erwachsenbildungseinrichtungen berufliche Weiterbildung hauptsächlich für ihre eigenen MitarbeiterInnen oder für spezielle Zielgruppen an. Die ARGE der Bildungshäuser bietet ebenfalls berufliche Weiterbildung für MitarbeiterInnen der katholischen Kirche an. Der Verband der NÖ Volkshochschulen hebt hervor, dass zur Zeit Kurse zum Thema der Gesundheitsvorsorge für Firmen der Lebensmittelbranche entwickelt werden.

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9 Bereicherung der Lebensqualität durch Bildung in der nachberuflichen Lebensphase Die Aktionslinie neun greift die demografische Entwicklung und die gestiegene Lebenserwartung auf. Dessen sind sich auch die niederösterreichischen allgemeinen Erwachsenenbildungseinrichtungen bewusst, daher bieten sie zielgruppengerechte Kurse an. SeniorInnenbildung hat ein großes Potential. Durch Kooperationen verschiedenster Einrichtungen soll eine flächendeckende Grundversorgung an qualitätsvollen, niederschwelligen und wohnortnahen Bildungsangeboten gewährleistet werden, um so älteren Menschen persönliche Weiterentwicklung, die Aktualisierung ihrer Alltagskompetenzen, verantwortungsvolle Gesundheitsprävention, soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Angebote zur Steigerung/Bewahrung der Lebensqualität durch Bildung in der nachberuflichen Lebensphase, sprich für SeniorInnen, werden von den allgemeinen Erwachsenenbildungseinrichtungen bereitgestellt. Es liegt auch immer wieder ein Augenmerk auf dem generationsübergreifenden Lernerfolg. Die SeniorInnen sind die treuesten KundInnen der Volkshochschulen. Es gibt Angebote wie etwa Sprach-, Kochkurse und intergenerationelle Kurse. In der SeniorInnenbildung gibt es vom katholischen Bildungswerk ein eigenes Programm LIMA – Lebensqualität im Alter. Unterschiedliche Themen und Veranstaltungen werden angeboten. Die ARGE Bildungshäuser NÖ und das BHW sind dabei Kooperationspartner.

10 Verfahren zur Anerkennung non-formell und informell erworbener Kenntnisse und Kompetenzen in allen Bildungssektoren Die Aktionslinie zehn verfolgt die Vision, dass der Wissenserwerb in den klassischen Bildungsinstitutionen wie Schule und Hochschule, durch non-formales Lernen an alternativen Lernorten erweitert wird. Erworbene Fertigkeiten und Kompetenzen werden unabhängig davon wo sie erworben wurden, anerkannt und als Qualifikation zertifiziert, wodurch non-formale und informelle Bildungsprozesse gleichwertig neben formale Bildungswege treten. Es werden von den unterschiedlichen AnbieterInnen Kompetenzportfolios für Jugendliche und SeniorInnen in Niederösterreich angeboten. Einzelne Lehrgänge sowie einzelne Kurse sind bei den Bildungsanbieter zertifiziert. Die TeilnehmerInnen erhalten eine Teilnahmebestätigung. Im LFI können zertifizierte Lehrgänge absolviert werden. Die Befragten betonen, dass durch die Kompetenzfeststellung die Weiterbildungslandschaft gestärkt wird. Niederösterreichische Firmen nutzen die Kompetenzfeststellung für ihre MitarbeiterInnen. Bei der Kompetenzfeststellung werden Eignung und Neigung getestet. Manche Firmen greifen hier gerne auf das BFI zurück, um die Eignung ihrer MitarbeiterInnen zu prüfen. Das WIFI hat ein eigenes (Didaktik-) Modell namens LENA – lebendig und nachhaltig. Hier wird das klassische Prüfungssystem auf Kompetenzfeststellung(en) umgestellt. Um den TeilnehmerInnen bestmöglich die Inhalte zu vermitteln, wird auch auf das didaktische Design und auf qualifizierte TrainerInnen geachtet.

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

LLL für die EB kurz gefasst Vier Grundprinzipien:

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Gender and Diversity: geschlechtergerechtes Handeln lernen und anwenden; Potenziale der Vielfalt wahrnehmen und nutzen Chancengerechtigkeit und soziale Mobilität: Durchlässigkeit der Bildungssysteme; Förderung der Chancengleichheit Qualität und Nachhaltigkeit: Evidence based policy; Professionalisierung der Lehrenden Leistungsfähigkeit und Innovation: Sicherung von Effektivität, zeitgerechte Erneuerung

Acht der Zehn Strategien des LLL, die für die Erwachsenenbildung wichtig sind:

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Aktionslinie 3: Kostenloses Nachholen von grundlegenden Abschlüssen und Sicherstellung der Grundkompetenzen im Erwachsenenalter Aktionslinie 4: Ausbau von alternativen Übergangssystemen ins Berufsleben für Jugendliche Aktionslinie 5: Maßnahmen zur besseren Neuorientierung in Bildung und Beruf und Berücksichtigung des Work-Life-Balance-Modells Aktionslinie 6: Verstärkung von „Community-Education“-Ansätzen mittels kommunaler Einrichtungen und in der organisierten Zivilgesellschaft Aktionslinie 7: Förderung lernfreundlicher Arbeitsumgebungen Aktionslinie 8: Weiterbildung zur Sicherung der Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit Aktionslinie 9: Bereicherung der Lebensqualität durch Bildung in der nachberuflichen Lebensphase Aktionslinie 10: Verfahren zur Anerkennung non-formal und informell erworbener Kenntnisse und Kompetenzen in allen Bildungssektoren

Fünf Leitlinien:

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Lebensphasenorientierung Ermöglichung von Bildungsprozessen - altersunabhängig und altersadäquat Lernende in den Mittelpunkt stellen Verschränkung von Lernorten, Entwicklung neuer Lernarchitekturen und neuer Lehr- und Lernformen, Flexibilisierung von Lernen, Weiterentwicklung der Rolle der Lehrenden Life Long Guidance umfassende Unterstützung der Lernenden, Verbesserung und Ausbau der Beratung, Professionalisierung der BeraterInnen Kompetenzorientierung Transparenz und Vergleichbarkeit von Qualifikationen, Weiterentwicklung von Kompetenzportfolioinstrumenten, Anerkennung von informellem Wissen und derartigen Kompetenzen Förderung der Teilnahme an LLL Stärkung von Bildungsmotivation und Freude am Lernen, Anreiz- und Fördermaßnahmen

Acht Schlüsselkompetenzen:



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Muttersprachliche Kompetenz Fremdsprachliche Kompetenz Mathematische und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz Computerkompetenz Lernkompetenz Interpersonelle, interkulturelle und soziale Kompetenz, Bürgerkompetenz Unternehmerische Kompetenz Kulturelle Kompetenz

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Keine Angst vor Nebenwirkungen - Benefits of lifelong-learning * – Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Monika Kil

Welche positiven Begleiterscheinungen ergeben sich für Person und Gesellschaft nach der Teilnahme an Weiterbildung? Benefits of Lifelong Learning: • Die Teilnahme an Veranstaltungen der EB generiert ‚Überschüsse‘ an positiv erlebten Folgen/Auswirkungen, die weit über den Erwerb von Wissen und bestimmten Fähigkeiten hinausgehen. • Die Entwicklung bestimmter Benefits hängt nicht ursächlich mit bestimmten Kursthemen zusammen. Teilnehmende können bei identischer Kurswahl unterschiedliche Benefits entwickeln. • Mit steigender Teilnahmehäufigkeit werden positive Veränderungen in allen Benefit-Bereichen stärker erlebt. • Teilnehmende mit Bildungsabschlüssen im Bereich ISCED Level 1 und 2 empfinden in unserer Stichprobe positivere Veränderungen als Teilnehmende mit Bildungsabschlüssen im Bereich ISCED Level 5 und 6. Zentral für die Entwicklung der Benefits sind: • die soziale Interaktion und die sozialen Beziehungen von Lernenden in Angeboten der Erwachsenenbildung, • fachlich versierte und professionell handelnde Lehrende, • ein inkludierendes, repressionsfreies Lernklima, • die Anwendung erwachsenengerechter Methoden, • die Themenbreite öffentlicher Weiterbildung, aus denen Lernende entsprechend ihrer persönlichen (Bildungs-) Interessen auswählen können und • die Freiwilligkeit der Teilnahme. Auf Grundlage der BeLL Studie und den Ergebnissen zu Erwartungen und Motiven von Lernenden (OrTE) können wir annehmen: • Lernende, die freiwillig und interessenbasiert an EB teilnehmen, nehmen eine Reihe von positiven Folgen/Auswirkungen (Benefits) an sich wahr, die auch Aspekte von „Lebensqualität“ abdecken. • Professionell ausgestaltete Rahmenbedingungen befördern die Entwicklung dieser positiven Folgen/Auswirkungen (Benefits). • Aber: Die Teilnahme an Erwachsenenbildung ist kein „Selbstläufer“; d.h. selbst unter optimalen didaktischen und methodischen Bedingungen generiert sie nicht per se einen Zugewinn an Lebensqualität. Der ‚Wirkmechanismus‘ scheint eher davon abhängig zu sein, wie Lernende sich das Angebot aneignen.

* Vortrag gehalten im Rahmen der 2. Fachtagung der EB NÖ und der Bildungsberatung NÖ am 28. November 2015 (Auszug)

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Den Wandel gestalten – Herausforderungen meistern * - MinRat Prof.Hon.-Prof. DDr. Heinrich Badura

Ursprünglich - seit Martin Bangemanns Bericht zur Entwicklung einer globalen Informationsgesellschaft für Alle (1994) - setzte man kontinuierlich auf einen raschen strukturellen Aufbau der Wissensgesellschaft. Die Erwartungen waren weitreichend: • Förderung der Demokratie durch Demokratisierung des Wissens und

• der Freiheit der Märkte kraft zunehmender Wettbewerbsfähigkeit, • Grundlegung individueller Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, • befindlichkeitsmäßig: Optimierung menschlichen Strebens nach einer Wohlstandssteigerung und einem erfüllten, glücklichen Daseinsformat.

Gemessen an sozialempirischen, bildungs-, wissens-, gesundheitssoziologischen und erfahrungswissenschaftlichen Diagnosen sieht sich der/die gegenwärtige BürgerIn, nach Jahren unkritischer Entwicklungseuphorie, mit einer Reihe von Risiken konfrontiert, die über weite Strecken einer Lebensqualitätssteigerung zu widersprechen scheint. Dazu gehören, um nur einige wenige zu nennen: • zunehmende Vertrauens-Unsicherheit gegenüber elektronisch gewonnenen Informationen an sich, verbunden mit ansteigendem Risiko des Nichtwissens,

• Infragestellung individueller Intimwelten, • Hinterfragung bisheriger Identitätsphänomene, • problematische Wahrheitsfindung innerhalb der kaum überschaubaren Informationsvielfalt und eine damit verknüpfte Orientierungslosigkeit,

• Auslieferung des gesellschaftlichen Subjekts an Mediologie und Mediokratie und an die damit verbundenen allseitigen Abhängigkeiten,

• Konstruktion von entfremdungsträchtigen weil irrealen Wirklichkeiten, • Konfrontation mit der Entstehung hybrider Welten (Imperien), die das subjektive Bedürfnis nach Beheimatet-Sein und Heimatbewusstsein fraglich erscheinen lassen,

• Progression der Cyber-Kriminalität und deren Vielfalt und, im Bereich ethischer Verbindlichkeiten, • eine weitreichende Infragestellung orientierungsrelevanter Wert- und Normensysteme. Folgt man nun den Erkenntnissen der Trend-, Lebensstilforschung und soziologischen Werteforschung (Luhmann), so will der Mensch von heute sein Leben im Sinne des umfassenden Work-Life-Balance-Prinzips gestalten. In diesem normativen Rahmensystem eines Lifestyles sind der Leistungsbereich, der soziale Raum, die Körper- aber auch die Sinnsphäre mit Philosophie, Religion, Spiritualität, Streben nach Liebe und Erfüllung enthalten (Seiwert/Pereschkian). Ein solcher Zugang zum Leben korreliert auch unmittelbar mit dem gegenwärtigen Verständnis einer gesundheitsfördernden Lebensgestaltung, deren seriöser öffentlicher Kommunikation und einem ganzheitlichen Modell der Gesundheitskompetenz (Sörensen). Diese existentiell verankerten gegenwärtigen Lebensgestaltungskonzepte können jedoch nicht verordnet, nicht erlassen werden. Sie können nur auf dem Weg erworbener Selbstständigkeit, des - wenn Sie es so wollen - Selbstmanagements und der allerorts geforderten Selbstverantwortung erfolgen. Was der/die BürgerIn allerdings dazu notwendig benötigt, das ist verfügbares, vertrauenswürdiges und gelebtes Wissen, auf dessen Vermittlung und Erschließung das paragraphenwütige, verwaltungsversessene Schulwesen kein Monopol hat. Und: wer auf Impulse seitens der übergeordneten Verwaltungsorgane wartet, der wartet sprichwörtlich auf Godot.

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Angesichts des sozialempirisch basierten Faktums der Erosion geschichtlich fundierter gesellschaftlicher Einrichtungen aus Kirche, Staat/Politik, Kultur und Gesellschaft und der unleugbaren Rückläufigkeit der moralischen Attraktivität dieser, schlägt die Stunde für die Erwachsenenbildung. Im gesellschaftlichen Wandel, der bedauerlicherweise zumeist nur aktionistisch respondiert wird, ist die Standortbestimmung der Erwachsenenbildung als Regisseur und Hauptakteur der einschlägigen Handlungskompetenz zu erfassen und zu etablieren. Der Gewinn/Mehrwert für die Politik ist vielschichtig: • Verfügbarkeit über die Kenntnis realer, authentischer Bedürfniswelten der Bürgerinnen und Bürger,

• Erwachsenenbildung als Medium & Maßnahme gegen politische Entfremdung, • zufriedene, gesellschaftspolitisch integrierte, mitgestaltende Zivilgesellschaft, • unmittelbare Integration gesellschaftlicher Erwartungshaltungen in das Spektrum demokratiepolitischer Maßnahmen,

• Vorbeugung gegen missverständnisbasierte Spannungsverhältnisse im Dialog und in der Koexistenz der Generationen,

• Prävention gegen eine Spaltung der Gesellschaft in die 55+ und die darunter, in die Aktiven und die - im Sinne der Arbeitsmarktdiktion - semantisch Passiven. Einen derartigen gesellschaftlichen Dualismus kann sich ein moderner Staat längst weder leisten noch selbst zumuten.

Das Spektrum thematischer Herausforderungen ist zurzeit für die Erwachsenenbildung so groß, wie es seit dem 2. Weltkrieg noch nie war. Das Land NÖ hat erneut die große Chance, Möglichkeit und geistige Kraft, gemeinsam mit allen an dieser Stelle bereits mehrfach genannten Netzwerkpartnern, auch in diesem komplexen Zusammenhang eine Führungsrolle zu übernehmen.

* Vortrag gehalten im Rahmen der 2. Fachtagung der EB NÖ und der Bildungsberatung NÖ am 28. November 2015 (Auszug)

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

Die Leitgedanken der EB-Einrichtungen zur Strategie Anforderungen betreffend LLL-Strategie aus den Interviews und aus LLL-Dokumenten:



Die Erwachsenenbildungslandschaft in NÖ deckt größtenteils die Aktionslinien der nationalen LLL-Strategie ab. Die von den InterviewpartnerInnen am intensivsten angesprochenen Aktionslinien sind berufliche Weiterbildung, SeniorInnenbildung und Kompetenzförderung. Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung setzen selbst ihre Schwerpunkte und orientieren sich an der Nachfrage.





Die LLL-Strategie für Niederösterreich muss klare Begriffsdefinitionen sowie einen klaren Maßnahmenkatalog enthalten. In der Strategie sollen Schwerpunkte gesetzt werden, in denen die Mitglieder ihre Kompetenzen zeigen und der Kooperationsgedanke zwischen den Einrichtungen gestärkt wird.





Die Inklusion bislang benachteiligter und bildungsferner Bevölkerungsgruppen, im Besonderen die Bereitstellung eines flächendeckenden Angebotes von Basisbildung: die Entwicklung von niederschwelligen Lernangeboten und Lernformen, die Weiterentwicklung des Bildungsangebotes für ältere Menschen, der Ausbau von Programmen und Angeboten für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen bzw. Handicaps, die Entwicklung neuer Konzepte und Maßnahmen, die den Dialog der Generationen fördern.





Die generelle Erhöhung des Bildungsniveaus der Bevölkerung: Höherqualifizierung der Arbeitskräfte im Allgemeinen und der gering qualifizierten Personen im Besonderen mit dem Ziel der Eindämmung von Armut und sozialer Ausgrenzung bei benachteiligten Gruppen, der Integration von MigrantInnen und einer erhöhten Beteiligung am Lebenslangen Lernen insgesamt.





Die Erhöhung der Investitionen im Bereich der Erwachsenenbildung: ein ausgewogener „Fördermix“ aus institutioneller Förderung von Personal und Struktur, Projektförderung, Regionalförderung und Individualförderung soll der Sicherung eines qualitativ hochwertigen, vielfältigen und kontinuierlichen Bildungsangebotes in allen Regionen dienen. Förderungen müssen bei den „EndkundInnen“ ankommen, vor allem müssen diese transparent, unbürokratisch und effizient gestalten sein. Es wird zu klären sein, ob es eher Subjekt- oder Objektförderungen geben soll.





Die Fokussierung auf die EU-Schlüsselkompetenzen: diese sind definiert als eine Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen, die Menschen für ihre persönliche Entfaltung, soziale und berufliche Integration und ihren Bürgersinn benötigen. Als Basisqualifikationen werden sprachliche Kompetenzen, IT-Fertigkeiten, soziale und persönliche Fähigkeiten, technologische Kultur, UnternehmerInnengeist und kulturelle Kompetenz genannt.





Die Innovationen von Lehr- und Lernmethoden und -kontexten: die Nutzung neuer Technologien und Kommunikationsformen und eine Verlagerung hin zu nutzerInnenorientierten Lernsystemen mit durchlässigen Grenzen zwischen Sektoren und Ebenen.





Eingehen auf die Anforderungen aufgrund einer multikulturellen Gesellschaft





Die Anrechnung von formalen und informellen Qualifikationen: Transparenz und Durchlässigkeit des Bildungssystems und die Vergleichbarkeit und Anerkennung von Bildungsabschlüssen

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und Zertifikaten innerhalb der einzelnen Säulen, Etablierung eines offenen und modernen Bildungswesens mit überschaubaren Zusammenhängen und Übergängen, in welchem erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse durchgängig berücksichtigt und anerkannt werden.



Die Berücksichtigung eines nationalen Qualifikationsrahmens in der Bildungsplanung mit Bezug auf einen gemeinsamen europäischen Referenzrahmen, um die Qualifikationsniveaus verschiedener Länder sowie unterschiedlicher Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung besser verstehen und miteinander vergleichen zu können, Professionalisierung des Bildungswesens.





Die Kooperation aller Ebenen und Bereiche der Bildungs- und Ausbildungssysteme: eine Osmose von Angebotsstrukturen, die heute noch isoliert nebeneinander bestehen, die Etablierung offener Netzwerke von Lernmöglichkeiten mit gegenseitiger Anerkennung, integrative Partnerschaften als Triebfeder für regionale und lokale Erneuerung.





Das Forum Erwachsenenbildung Niederösterreich (FEN) ist die Schnittstelle zwischen Land und Mitgliedern. Es soll die Mitglieder in ihrer operativen Arbeit unterstützen, da die Mitglieder die Hauptrolle bei der Umsetzung der Strategie spielen.





Die Installation einer zeitgemäßen, leistungsfähigen und professionellen Evaluationskultur im Sinne eines kritisch-reflexiven Prozesses in allen Bereichen des Bildungswesens und in der Qualitätssicherung in der Erwachsenenbildung.





Die Orientierung der Lernenden als zentrale Herausforderung im Bereich der Angebotserstellung, Darstellung des Nutzens, Bildungsberatung und –information, Förderungen, einfacher Zugang, Didaktik. Dazu zählt auch ein Perspektivenwechsel weg von der Angebotsorientierung hin zur Bedarfsorientierung.





Der Ausbau eines umfassenden, trägerneutralen und flächendeckenden Beratungs- und Informationsangebots.





Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für LLL in Niederösterreich als Maßnahme zur Sensibilisierung und Bewusstseinsschaffung bei EndkundInnen, wichtigen Stakeholdern und MultiplikatorInnen. Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Informationskampagnen sollen dabei den Stellenwert der Erwachsenenbildung erhöhen.





Das Eingehen auf regionale Unterschiede im Bereich des Lebenslangen Lernens, speziell um „Bildung den Menschen näher zu bringen…“ (EU-Memorandum), damit die Sicherung des lebensraumnahen Grundangebots in allen Regionen gewährleistet ist.

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LLL-STRATEGIE FÜR NIEDERÖSTERREICH Im Folgenden werden aufgrund der Interviewdaten einige strategische Leitlinien für eine LLL- Strategie in Niederösterreich gelegt: Mit welchen Potentialen und Herausforderungen wird sich die niederösterreichische Erwachsenenbildung auseinandersetzen müssen? Welche Gründe und welche Entwicklungsbedürfnisse liegen einer Strategie zugrunde?

Potentiale Wo sehen die AnbieterInnen der niederösterreichischen Erwachsenenbildung noch Potential für zukünftige Herausforderungen und Entwicklungen? In den Interviews wurden dazu einerseits spezifische Zielgruppen andererseits Themen genannt. Neben den typischen Adressaten der Erwachsenenbildung wurden einige Zielgruppen angesprochen, die möglicherweise nicht sofort in den Blickpunkt geraten, wenn man von Erwachsenenbildung spricht: Jugendliche und SchülerInnen, Eltern und Familien, SeniorInnen, aber auch Personen mit Basisbildungsbedarf sowie Ehrenamtliche. Entsprechend den Schwerpunkten der einzelnen Einrichtungen werden diese Gruppen als Potentiale genannt. Noch breiter zeigt sich das Themenspektrum. Zum einen steht natürlich, vor allem für die berufliche Erwachsenenbildung, die Nachfrage nach Bildungsangeboten im Vordergrund. Gerade hier werden Potentiale in den Bereichen Basisbildung, Bildungsabschlüsse, Wettbewerbsfähigkeit und Sprachen der Nachbarländer genannt. Im wirtschaftlichen Bereich geht es auch darum, vorhandenes Wissen in den Betrieben umzusetzen. Dazu kommen Themenfelder, in denen sich in den letzten Jahren eine verstärkte Nachfrage gezeigt hat. Es wird festgehalten, dass der sogenannte ‚Krisenbereich‘ sehr wichtig ist. Damit sind vor allem persönliche Krisensituationen gemeint. Soziale Wandlungsprozesse führen darüber hinaus zu zukünftigem Potential. Sei es der demographische Wandel oder Veränderungen in den familiären Strukturen, die zu den Themen Erziehung, Partnerschaft und Ehe, Altersversorgung, aber auch Sterben und Tod oder Fragen der Migration führen. Die Träger sehen im Bereich der Gestaltung der Gesellschaft, die Verantwortung in den gesellschaftlichen Umbrüchen interessante Themenfelder wie etwa: Welches Wirtschaftssystem wollen wir wirklich? Wie wollen wir in Zukunft mit unseren älteren MitbürgerInnen umgehen? Wie werden MigrantInnen im Ortsleben aufgenommen? Das können auch veränderte Prioritätensetzungen, beispielsweise im Bereich der Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Selbstversorgung oder in der Nachfrage von StädterInnen nach Lernen „alter Handwerke“, wie Bäume fällen, sein. Dazu gehört auch die Nachfrage nach Kulturtourismus, zum Beispiel das Thema Pilgern. Zentral bleibt die Frage des ländlichen Raums und vor allem die der Regionalentwicklung. Dass die Einrichtungen für Akteure im ländlichen Raum Bildungsangebote schneidern, ist ein Zukunftsmarkt; ebenso wie gesellschaftsrelevante und politische Themen aufzubereiten und zu Bildungsthemen zu machen.

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Herausforderungen Eine Reihe an Herausforderungen kommt in den kommenden Jahren auf Niederösterreich zu, bei deren Bewältigung die Erwachsenenbildung eine wichtige Rolle zu spielen hat. Zwei wesentliche Faktoren, die in den Interviews genannt wurden, sind die Veränderungen von Zeit und Raum. Zum einen wird die Schnelllebigkeit der Tatsache gegenübergestellt, dass Bildung Zeit benötigt. Andererseits leben wir in einer Phase der Globalisierung und sind konfrontiert mit den Auswirkungen der Internationalisierung, der Integration von MigrantInnen, einer stärkeren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, aber auch mit dem Phänomen der Abwanderung von Infrastruktur und damit Verlängerung alltäglicher Wege. Dabei geht es auch um die Erhaltung und den Ausbau regionaler Angebote der Erwachsenenbildung. Im Bereich Bildung für das Leben und für die Lebensqualität soll und muss die allgemeine Weiterbildung eine Marke werden. Dazu kommt, dass stärker nach der beruflichen Verwertbarkeit und dem unmittelbaren Nutzen für die KundInnen gefragt wird, Ebenso sollen Organisation und Förderstrukturen sollen unbürokratischer und transparenter werden, vor allem die Organisation der Erwachsenenbildung, was Anmeldung, verbindliche Teilnahme und Kursgestaltung betrifft. Die Information soll durch Bildungsinformation, Bildung- und Berufsberatung vor Ort und durch Nutzung von Datenbanken im Internet vereinfacht werden. Die Angebotslandschaft soll dabei eine gewisse Orientierung bieten. Wenn man ständig nur mit dem Trend mitschwimmt, verwirrt man auch die Teilnehmenden. Hier wird versucht, konsequent eine klare Linie zu führen, klare Formate zu haben, denn das Publikum sucht Sicherheit in einer unsicheren Welt. Menschen sollen das ganze Leben lang - nicht erst im Ruhestand - aktiv für Bildung begeistert werden. Menschen lernen, wenn sie ihr ganzes Leben lang gelernt haben. Ein wichtiger Punkt dabei ist auch, die Methodik und Didaktik für die unterschiedlichen Zielgruppen der Erwachsenenbildung weiterzuentwickeln und entsprechend umzusetzen. Es liegt an den Themen und an der Art und Weise, wie man Weiterbildungsangebote gestaltet, ob sie jetzt von Bedeutung sind. Gesellschaftspolitische Themen sollen angeboten werden, aber wichtiger ist es, die Themen der Menschen aufzugreifen.

Gründe Welche Gründe sprechen für eine eigenständige niederösterreichische LLL-Strategie? Die klassischen Fragen: Warum brauche ich das? Was bringt es mir? Hier muss gemeinsam überlegt werden, wie man diesen Nutzen im Rahmen des Lebenslangen Lernen kommuniziert. In einem Interview wurde dabei explizit auf die Rolle der nationalen Strategie verwiesen: Hier wäre es interessant eine erste Bilanz zur bundesweiten LLL-Strategie 2020 zu kennen, was geschah bisher – wo sind noch Lücken? Was wurde umgesetzt? Und wie? Wo liegen wir hier in Niederösterreich und wie können wir die Österreich-Strategie unterstützen bzw. ergänzen? Insgesamt wird die Wichtigkeit des Zusammenwirkens zwischen Bund und Ländern betont. Vor allem soll die Bildungspolitik, besonders auf der Ebene des Landes, dadurch besser abgestimmt werden. Schließlich gilt es, zur Sicherstellung einer hinreichenden Finanzierung der Erwachsenenbildung zu kommen, um ein flächendeckendes Angebot auf der Basis sozial verträglicher Gebühren zu garantieren.

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Für die Stakeholder der niederösterreichischen Erwachsenenbildung ist die Bewusstmachung der Leistungen der Erwachsenenbildung in der Politik und durch die Massenmedien ein wichtiges Element. Bildung bedeutet einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität. Das sollte in der Strategie hervorgehoben werden. Als mögliches Ziel besteht die Idee einer Markenentwicklung im Bereich Bildung für das Leben und die allgemeine Weiterbildung. Für manche ist Bildung sogar die einzige Möglichkeit die soziale Ungleichheit auszugleichen. Insgesamt könnte eine Strategie die Motivation für Weiterbildung wecken. Beispielsweise auch für die nichtberufliche Erwachsenenbildung: Die Wertigkeit der allgemeinen Erwachsenenbildung ist im Laufe der Entwicklung (LLL:2020) positiv gehoben worden. Man geht weg vom reinen wirtschaftlichen Denken. Mit einer solchen Strategie lassen sich lokale Märkte stärken. Wichtig ist es jedoch, klare Ziele zu formulieren und Schwerpunkte zu setzen, denn Erwachsenenbildung soll relevante Themen aufgreifen und bildungsrelevante Themen aufzeigen. Betont wird die Wichtigkeit einer genauen Klärung der Begrifflichkeiten in der Strategie. Im Zuge der Strategieentwicklung können die Förderungsstrukturen überprüft und transparent gestaltet werden, zum Beispiel, ob es zukünftig mehr Objekt- oder Subjektförderung geben soll. Als Resultat können dann auch seitens der Erwachsenenbildung Ansprüche geltend gemacht und und ein zielorientiertes Arbeiten ermöglicht werden. Erwartungsgemäß hilft eine Strategie auch, die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den Bildungsanbietern zu verstärken und weg vom Konkurrenzdenken zu kommen, denn „nur gemeinsam sind wir stark“. Insgesamt könnten allgemeine und berufliche Bildung forciert werden, indem beide als wechselseitige und verschränkte Systeme und nicht als „Parallelsysteme“ etabliert werden.

Entwicklungsbedürfnisse Ein mehrfach genannter zentraler Entwicklungsbedarf ist das Sichtbarmachen der Weiterbildungslandschaft, durchaus auch im Einklang mit der Frage der Bildung einer eigenen Erwachsenenbildungsidentität. Niederösterreich steht vor einer Reihe von Veränderungen. Die Herausforderungen an die Bevölkerung wachsen, die Zeit wird schnelllebiger. Vor allem im EDV-Bereich hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Für die Erwachsenenbildung heißt das: verstärkt korrespondierende Themen in den Mittelpunkt zu stellen, entsprechende Profile zu stärken und kooperativ zu nutzen. Als ein Best Practice Beispiel dafür ist die Integrationspädagogik zu nennen. Es werden jährliche Schwerpunktthemen wie in OÖ vorgeschlagen, wo alle Erwachsenenbildungseinrichtungen mit ihren Kompetenzen und Zugängen mitarbeiten können. Da das Umfeld schnelllebiger wird und die KundInnen immer weniger Zeit haben, gilt es auf die Veränderungen zu reagieren. Weiterbildung ist für BürgerInnen vor allem eine Zeitmanagementfrage. Ein Beispiel dafür sind die Online-Kurse ELFI, in denen blended-learning stärker, und e-Learning als Methode vollständig integriert wird. Insgesamt geht es darum, sich mehr auf die Bildungsbedürfnisse der Menschen zu konzentrieren: Was wollen die BürgerInnen und nicht die Einrichtung. Dazu gehört auch eine Verbesserung der Förderstruktur, da diese für die TeilnehmerInnen, wie Beschwerden zeigen, nicht immer klar nachvollziehbar ist. Dazu gehört auch das Thema niederschwelliger, unkomplizierter Zugänge, z.B. über ONE-STOPSHOP. Teil der Lernerorientierung ist auch der Ausbau der Bildungsberatung.

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Die Mischung aus Globalisierung und regionaler Identität ist gerade in Niederösterreich ein wichtiges Thema: Regionalisierung, Sensibilisierung: Fokussierung auf die Person oder Wirtschaftlichkeit. Soziales Miteinander heißt, die mit Bildung „nichts am Hut haben“ zu integrieren – um die geht es! Dazu bedarf es einer verbesserten Regionalität und einer Grundversorgung und natürlich auch einer entsprechenden Finanzierung. Die Einrichtungen haben die Chance, durch die Erwachsenenbildung eine Breitenwirkung zu entfalten, da sie in den Regionen gut verankert sind. In Niederösterreich gibt es dazu einige Best-Practice-Beispiele. Zum Beispiel im Waldviertel, wo auch Veranstaltungen für kleinere Personengruppen angeboten werden. Zentral bleibt, die Beteiligung zu stärken und Angebote zu dezentralisieren sowie eine flächendeckende Grundversorgung durch Förderungen zu garantieren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die bereits angesprochene Kooperation, in der es durchaus um ein kritisches Miteinander, aber auch um Kooperation und Netzwerke geht. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen zeigt sich, wo die eigenen Kompetenzen liegen und wie man sich gegenseitig stärken kann. Dazu bedarf es einer klugen Bündelung der Angebote und Themen und einer regionalen Abstimmung der Bildungsangebote. Die hohe Bedeutung von Kooperation zeigt sich auch darin, dass dieses Thema von fast allen Interviewten aufgegriffen wurde. Wichtige Hebelpunkte in den Regionen sind dabei die BildungsgemeinderätInnen, vor allem auch deswegen, weil die jeweilige Kommune eine wichtige Quelle von Informationen ist. Die Erwachsenenbildungsanbieter müssen sich stets selbst weiterentwickeln. Dazu gehört die Forderung mehrerer InterviewpartnerInnen nach besserer Qualitätsentwicklung, aber auch eine klare Trennlinie zu Esoterikinstitutionen.

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Grundsätze für Förderungsrichtlinien Der Beitrag der Erwachsenenbildung zum Erreichen von politischen Zielen Aufgaben der Erwachsenenbildung: • politische, sozial- und wirtschaftskundliche Bildung • berufliche Weiterbildung • Vermittlung der Erkenntnisse der Wissenschaften • Bildung als Hilfe zur Lebensbewältigung • sittliche und religiöse Bildung • musische Bildung • Nachholung, Fortführung und Erweiterung der Schulbildung • Öffentliche Bibliotheken Übergeordnete Aufgaben: • Aus- und Fortbildung von Erwachsenenbildnern und BibliothekarInnen • Betreuung von öffentlichen Bibliotheken • Bildungsberatung • Bildungsinformation und Bildungswerbung • Veröffentlichungen über Erwachsenenbildung und Bibliotheken • Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen • Monitoring und Qualitätssicherung • Durchführung landesweiter Projekte

Ziele der Politik

• Erhöhung der Weiterbildungsteilnahme im ländlichen Raum und Sicherung einer flächendeckenden Bildungsgrundversorgung • Etablierung von Qualitätsstandards für Bildungsangebote und für die Qualifikation der TrainerInnen • Nachholen von grundlegenden Bildungsabschlüssen • Sicherstellung von Grundkompetenzen im Erwachsenenalter • Stärkung von gemeinwesenorientierter Erwachsenenbildung (Community Education) und Erhöhung der Bildungsmotiviation • Verbesserung der Durchlässigkeit der Bildungssysteme • Bereicherung der Lebensqualität in der beruflichen und nachberuflichen Lebensphase • Qualifizierung für den Arbeitsmarkt • Stärkung der Leistungsfähigkeit und der Innovationskompetenz zur Erhaltung und Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit niederösterreichischer Unternehmen • Zugang zu vielfältigen Medienangeboten und bildungskulturellen Aktivitäten (Öffentliche Bibliotheken) • qualitätsgesicherte Bildungsberatung durch Erwachsenenbildungseinrichtungen • Bildungsangebote als gesundheitspräventive und für die Erweiterung der Handelsfähigkeit im Zusammenleben von Menschen, Kulturen und Religionen wesentliche Maßnahmen

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Förderungen Bildungspolitische Förderbegründungen • Steuerung der Erwachsenenbildung durch Förderbedingungen und Richtlinien • Die Möglichkeit einer optimalen Nutzung und Auslastung bereits bestehender Infrastruktur in den Einrichtungen und Kommunen • Sicherstellung und Erhaltung der bereits bestehenden Einrichtungen durch die Basisförderung • Schaffung eines modernen Bibliotheksgesetzes für das Land Niederösterreich • Ermöglichung einer professionellen Unterstützung für ehrenamtliches Engagement in der Erwachsenenbildung • Unterstützung der BildungsgemeinderätInnen und Bildungsbeauftragten durch Förderung der anerkannten EB Einrichtungen Förderungsformen 1. Indirekte Förderung • Zurverfügungsstellung von Infrastruktur • Förderung und Erhalt des Freiwilligenwesens • Erhaltung der Bildungsvielfalt durch freie Wahl von qualifizierten Bildungsanbietern 2. Institutionenförderung Basisförderung zur langfristigen Absicherung von Bildungsangeboten in den Gemeinden und Regionen • sichert die Qualität und Fülle an Angeboten in den Gemeinden und Regionen und die regionale und thematische Grundversorgung von der beruflichen Erwachsenenbildung über die Qualifizierung Freiwilliger bis zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses • unterstützt Bildungsbereiche, in denen der freie Markt nicht wirken kann • wirkt als Bürgerservice durch Leistbarkeit, offenen Zugang und Bürgernähe • unterstützt die Erfüllung sekundärer politischer Ziele durch Vermittlung gesellschaftsrelevanter Themen, Erreichung bildungsferner Schichten und Orientierung am Gemeinwesen • erreicht Kontinuität durch langfristige Absicherung (5-Jahresverträge) 3. Subjektförderung • dient in erster Linie der beruflichen Aus- und Weiterbildung • ermöglicht landes- und regionsspezifische Schwerpunkte Zielgruppen sind: • Arbeitnehmer, Selbstständige, Neueinsteiger in den Arbeitsmarkt, Umzuschulende in neue Berufsfelder • Freiwillige in der Gemeinwesensarbeit • Menschen die eine Bildungs- und Kompetenzberatung in Anspruch nehmen 4.

Projektförderung für zeitlich begrenzte Projekte mit temporärer Wichtigkeit • zur Entwicklung und Bewertung von Pilotprojekten • längerfristige Projekte für spezielle Zielgruppen und Themen, in denen nach Bedarf Adaptierungen und Änderungen gesellschaftsrelevanter Themen bewusst planbar sind • Abdeckung der Overheadkosten bei Projekten, die eine regionale Koordination erfordern

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Fazit Die Förderbedingungen der verschiedenen Förderformen gewährleisten: • leistbare, attraktive und erreichbare Bildungsangebote • die Wettbewerbsorientiertheit im Erwachsenenbildungsbereich • die Förderung der Eigenverantwortung der bildungswilligen Menschen und der Bildungslandschaft • die Etablierung präventiver und unpopulärer Angebote gesellschaftsrelevanter Bildungsthemen Durch einen strategisch ausgewogenen Mix an Förderungsformen können bildungspolitische Ziele punktgenau und flächendeckend erfüllt werden. Maßgeblich sind dafür die Koordinierung durch das Forum Erwachsenenbildung und die qualitative Umsetzung der ausgewiesenen Erwachsenenbildungseinrichtungen.

Fünf Herausforderungen - fünf Ziele Aus dem Prozess der Strategieentwicklung ergeben sich fünf große Herausforderungen, die gleichzeitig fünf Zielformulierungen darstellen. Die von den Experten kreierten Maßnahmen bieten Lösungen, nicht nur für den Bereich der Erwachsenenbildung, sondern darüber hinaus für alle Ressorts der Landespolitik, seien es demografische Problematiken oder Integration, der komplexe Arbeitsmarkt und viele andere mehr. • • • • •

Stadt-Land-Regionalisierung von Bildung Generationen – alternde Gesellschaft Neue Kommunikationsmittel und -kanäle Wandelnder Arbeitsmarkt Integration

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MASSNAHMEN DER ERWACHSENENBILDUNG

Herausforderung Stadt-Land – Regionalisierung von Bildung Servicestelle „Marktplatz Bildung“, Weiterentwicklung – Ursula Liebmann, BA Die Aus- und Weiterbildung der Haupt- und Ehrenamtlichen in den verschiedensten Themenbereichen (Umwelt, Kultur, Energie, Pol.Ak. 2.0, Bibliotheken, Sozialkoordination u.v.m.) soll durch die Servicestelle koordiniert werden. - Darunter fällt auch die Koordination der ehrenamtlichen Bildungsmaßnahmen für Menschen, die integriert werden sollen. - Dieses Service von Marktplatz Bildung soll nicht nur allen GemeindebürgerInnen zugute kommen, sondern auch jenen BürgerInnen, die öffentliche Funktionen innenhaben (z.B. GemeinderätInnen). Die Weiterführung und Vertiefung der Aufgabenstellung und Funktion der BGR/BBA als ein Ziel, das durch Workshops, Kampagnen und Arbeit vor Ort erzielt werden soll. Die Servicestelle Marktplatz Bildung soll zur Bildungsplattform für die NiederösterreicherInnen erweitert werden. Diese Plattform gewährleistet sowohl das Erfassen der Kompetenzen, als auch die Validierung von Kompetenzen und Abschlüssen von Erwachsenen in NÖ durch eine Symbiose der Bildungsberatung, der bildungsangebote.at – Datenbank koordiniert durch Marktplatz Bildung.

Herausforderung Generationen – Alternde Gesellschaft Bildung im Alter – Mag. Georg Radlmair, MA Bildung im Alter reduziert Kosten. Lernen in den verschiedenen Altersstufen ist höchst unterschiedlich. Je älter der Mensch wird, desto häufiger sind Lernthemen, die mit physischen und sozialen Veränderungen verknüpft sind, aktuell. In den letzten Jahren hat sich aufgrund der demographischen Entwicklung ein neues Splitting in der SeniorInnenbildung ergeben und so wird zwischen der Altersgruppe der SeniorInnen 50+ und dem hochaltrigen Altersbereich von 80+ unterschieden. Die „ehemaligen“ SeniorInnen der Altersgruppe 50+ sind hochaktiv, stehen einerseits mitten im Berufsleben, andererseits auch am Beginn des Ruhestandes. Sie sind dank gesellschaftlicher Veränderungen und einer deutlich höheren Lebenserwartung noch nicht mit den typischen Alterserscheinungen konfrontiert. Bildung in der sogenannten „nachberuflichen Lebensphase“ – Aktionslinie 9 der LLL-Strategie 2020 – ist ein geläufiger Begriff geworden. Höhere Bildung und Weiterbildung, auch wenn diese nicht mehr für das Berufsleben benötigt wird, steigert sie, so ist in unzähligen Forschungsberichten nachzulesen, den sozialen Status. Bildung senkt das Demenzrisiko, das Mortalitätsrisiko. Weiterbildung führt zu höherer sozialer Integration, verstärkt ein positives gesellschaftliches Altersbild, steigert das physische und psychische Wohlbefinden. Menschen, die auch im Alter in Bildungsprozessen bleiben, können Lebensereignisse besser mitvollziehen und an diesen teilhaben und sich trotz eines höheren Alters gesellschaftspolitisch engagieren.

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Wichtig ist in Zukunft eine finanzielle Förderung von Bildungsinitiativen für Menschen in der nachberuflichen Lebensphase. Diese gibt es derzeit nicht. Bildungsprozesse kosten Geld, diesen Umstand gilt es besonder zu bedenken, da der Pensionsbezug auf den gesamten Lebensverdienst berechnet wird. Besonders prekär kann das bei den geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschieden werden. Die Bildungsprozesse müssen lernerorientiert sein und wohnortnah, um zu gelingen. Auch das Lehrpersonal muss zielgruppenspezifisch aus- und weitergebildet werden, wissenschaftliche Erkenntnisse müssen einfließen und Forschungen in diesem Altersbereich unterstützt werden.

Elternbildung neu – Gerald Danner und Arbeitskreis Elternbildung neu Lernfeld Familien – Kinder kompetent begleiten Unter dieser neuen Marke sollen flächendeckend – mit unterschiedlichen Formaten – Menschen in ihren persönlichen Lebensrealitäten mit Bildungsangeboten zu Beziehung, Begleitung und Betreuung von Kindern erreicht werden. Zielgruppen sind Familien im weiteren Sinne und nicht professionell mit Kindern arbeitende Personen. Das Land NÖ soll Projekte und Veranstaltungen unter dieser neuen Marke fördern. Ein moderner dialogischer Ansatz fördert die nachhaltige Wirksamkeit der Angebote. Durch die Verankerung in das FEN, sowie durch Marktplatz Bildung in den Gemeinden und durch regionale Netzwerke werden neue Zugänge geschaffen. Qualität: für Förderung ist eine Zertifizierung in der Erwachsenenbildung nötig, Förderentscheidung werden über ein von FEN einzurichtendes Gremium gefällt. Intensive Öffentlichkeitsarbeit Elternbildung • Elternbildungsoffensive NÖ starten • flächendeckende Werbung und Marketing für Elternbildungsveranstaltungen • Zielgruppe AlleinerzieherInnen, Männer ansprechen • gesellschaftliche Relevanz der Elternbildung verdeutlichen Neue Formate/Inhalte Angebote zu „Begabung erkennen und fördern“ und „Medienpädagogik“ Präsenz des Themas Elternbildung in sozialen Medien, Foren neue Onlineformate Elternbildung (Foren, online-Beratung, ...) Information zu Beratung und Coaching Sicherung von Bildungstransfers in den Alltag konkrete Angebotsfolder für BildungsorganisatorenInnen vor Ort Methodenvielfalt und Beteiligungsvielfalt der Angebote

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Kooperationen und neue Zugänge zu anderen Organisationen für das Thema Elternbildung • strategische Partnerschaften eingehen (Hilfswerk, Mütterberatung ...) • Zugänge für EB-Organisationen zu Gemeinden, Elternvereinen, Vereinen vor Ort (z. B. NÖ kids) für Angebote Elternbildung • Kooperationen mit Elternverein, Kindergarten, Gemeinden und anderen Vereinen Mobilisierung von TeilnehmerInnen für die Elternbildung • flächendeckende Elternbildungsangebote für ganz NÖ • finanzielle Unterstützung von Organisation/TeilnehmerInnen • interkulturelle Angebote

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Herausforderung – neue Kommunikationsmittel und –kanäle Der Bildungsbedarf und das Bildungsangebot des Landes NÖ – Ehrhardt F. Heinold, MA; Mag.a Manuela Gsell Der Bildungsbedarf und das Bildungsangebot werden wachsen, sie brauchen Navigationshilfe und Steuerung durch das Land NÖ.

• Inhalte bleiben König -

Durch die Digitalisierung gibt es ein wachsendes Angebot an (oft frei zugänglichen) Inhalten (Internet, Self Publishing, Portale, Apps ...

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...das wird aber keine Krise für die üblichen Formen der EB auslösen.

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Die Produktion von Inhalten wird zwar weiter wachsen, da es noch nie so einfach war, Inhalte (und zwar in allen medialen Formen) aufzubereiten.

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Die Menschen wollen Inhalte in Medienform: Informationen, Unterhaltung, gute Geschichten … und diese werden direkt vor Ort, von realen Menschen vorgetragen, die immer noch bevorzugt werden.

• Also wird die Vermittlung von Inhalten eine Tätigkeit bleiben, die gebraucht wird. • Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen: Angebote vor Ort und digitale Angebote werden gleichzeitig in Anspruch genommen und haben eine gemeinsame Zukunft! -

Als Antwort auf diese wachsende Unübersichtlichkeit werden sich Menschen, die Bildungsangebote koordinieren und initiieren, wie z.B. die BGR und BBA, als Relevanzfilter und Qualitätsmarker positionieren.

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Die Antwort kann nicht sein, dass wir unser Angebot immer mehr ausweiten – wie digitale Plattformen das vermögen – sondern es wird im Gegenteil eine immer stärkere Auswahl getroffen werden müssen.

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Die Arbeit mit einer „kuratierten“ Auswahl bedeutet damit eine bewusste Abgrenzung zu digitalen Bildungsangeboten.

• Bildungsangebote sind sozial -

Beinahe jede Person in Niederösterreich wird in Zukunft eine ständige Internetverbindung zur Hand haben, always online, immer verfügbar.

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Aktive User haben ständig einen mobilen High-EndComputer zur Hand: ihr Smartphone

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Daher gilt es, digitale Inhalte vor Ort direkt bei den Menschen zu nutzen. Sie sollten unsere Weiterbildungsangebote ergänzen.

• Das Verschwinden eines Alleinstellungsmerkmals von Bildungsanbietern, die wachsende Macht

von Plattformen - Die EB hat ihr Informationszugangsmonopol verloren. Die meisten Menschen entscheiden sich nur mehr nach Bequemlichkeits-, Wohlfühl- und Mehrwertkriterien. - Auf welchem Weg erhalte ich am schnellsten, am bequemsten und am günstigsten die gesuchte Information? - Welche Mehrwertdienste werden mir angeboten? - Wie ist die perfekte Nutzungssituation (Ort)? - Die Antwort kann nur eine konsequente Orientierung an den Menschen vor Ort sein. • Dennoch besteht der Wunsch nach realen Orten und Menschen in einer digitalen Welt - Damit Menschen reale Orte aufsuchen, um Bildungsangebote anzunehmen, müssen wir Mehrwerte bieten, die über eine reine Informationsbeschaffung hinausgehen. - Beratung, Wohlfühlen, sich während des Bildungsangebots angeleitet weiterentwickeln können (persönlicher Kontakt).

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LLL-Strategie der Erwachsenenbildung Niederösterreich

• Bildungsanbieter brauchen eine Strategie: Erfolg = Marktpositionierung + TeilnehmerInnennutzen - -

Welches Unterscheidungsmerkmal ist der Vorteil für meine TeilnehmerInnen? („What is the differentiator that is a benefit for your customer“, Steve Jobs) Die NiederösterreicherInnen träumen von einem glücklicheren und besseren Leben. Verändere nicht die Produkte. Bereichere das Leben. („Your customers dream of a happier and better life. Don’t move products. Enrich lives.“, Steve Jobs)

Bildungsangebote online – Mag. Christian Schobel Fortführung und Erweiterung der bisherigen „Bildungsdatenbank: Lernende Gemeinde“ mit neuem Namen und neuem Auftritt. Auf www.bildungsangebote.at sind Angebote der Erwachsenenbildung in Niederösterreich mittels Suchmaske mit mehreren Suchoptionen abrufbar. Die Bildungsdatenbank wird beliefert durch: • die Mitgliedsorganisationen des Forums Erwachsenenbildung NÖ • die Gemeinden Niederösterreichs • weitere überregionale Anbieter können auf Anfrage aufgenommen werden Die Angebote können auf Gemeinde-/Regional-/Bezirks- und Landesebene gefiltert werden. Weiters bietet die Bildungsdatenbank: • eine Datenbank von buchbaren ReferentInnen und BeraterInnen • buchbare Bildungsangebote ohne fixen Termin Druckservice: Automatisch layoutierte Bildungsprogramme und Datenauszüge Die Bildungsdatenbank ist ein wesentliches Serviceangebot für die Bildungsarbeit in den Gemeinden und ein unabdingbares Werkzeug für Bildungsgemeinderäte und Bildungsbeauftragte in den Gemeinden.

Bildungsplattform für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher – Mag.a Manuela Gsell Onlinebasierte Erfassung der relevanten Bildungsdaten von NiederösterreicherInnen. Das Datenbanksystem dient den Menschen zur Orientierung für weiterführende Bildungsmaßnahmen, zur Ablage und Sicherung ihrer Zertifikate und Bestätigungen und ermöglicht, Kompetenzen, Fertigkeiten und Fähigkeiten aufzulisten. Eine anonymisierte Auswertung der Gesamtdaten dient zur Schwerpunktsetzung in der Erwachsenenbildungspolitik. Ein Großteil der erwachsenen Menschen in Niederösterreich verfügt über Berufserfahrung und hat darüber hinaus nicht erfasste Kompetenzen. Besonders nonformalen und informellen Kompetenzen, Erfahrungen, Fertigkeiten und Qualifikationen werden kaum berücksichtigt. Nutzen: • Für Einzelpersonen: handbares Portfolio, Übersicht und Sicherung der eigenen Daten • Für Land/Behörden: statistische Daten zum formalen Bildungsstand, Möglichkeit zur Auswertung von non-formalen und informellen Bildungsstand • Für Beratungsstellen/AMS: Aufbereitung von Beratungsgrundlagen • Für Bildungsanbieter: Unterstützung für Bedarfsplanung durch Statistische Auswertung

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Webbasierte Bildungsplattform: • Gliederung in Bereich für formale Abschlüsse, Bestätigungen, Zeugnisse und andere Dokumente sowie im Bereich der Beschreibung und Anführung von nonformalen und informellen Kompetenzen, Erfahrungen, Fertigkeiten und Qualifikationen. • Möglichkeit zur Erfassung und Auswertung statistischer Daten unter Berücksichtigung des Datenschutzes personenbezogener Daten. • Basis für weitere Anerkennungsverfahren, Kompetenzportfolios und Potentialanalyseverfahren. • Mehrsprachigkeit: Bedienbarkeit und Vermittlung zu Übersetzungsangeboten

Herausforderung – Wandelnder Arbeitsmarkt Iniatitive Erwachsenenbildung – Basisbildung und Nachholen des Pflichtschulabschlusses - Mag. Christian Schobel Die Initiative Erwachsenenbildung steht für die Länder-Bund-Initiative zur Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene. Ihr Ziel ist es, in Österreich lebenden Jugendlichen und Erwachsenen auch nach Beendigung der schulischen Ausbildungsphase den Erwerb grundlegender Kompetenzen und Bildungsabschlüsse unentgeltlich zu ermöglichen. Die Initiative Erwachsenenbildung fördert die Programmbereiche Basisbildung und Pflichtschulabschluss: Basisbildung Zielgruppe: Zur Zielgruppe des Programmbereichs Basisbildung zählen in Österreich wohnhafte Erwachsene mit Basisbildungsbedarf, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Erstsprache und eventuell vorliegender Schulabschlüsse. Die gerade in diesem Programmbereich stark unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Zielgruppen sind bei der Angebotsplanung und bei der Erstellung des pädagogischen Gesamtkonzepts besonders zu berücksichtigen. Inhalte des Bildungsangebots: Zum Bereich der Basisbildung werden der Erwerb bzw. die Förderung folgender Kompetenzen gezählt: a) Lernkompetenz (Autonomes Lernen, Lernen lernen), b) Kompetenz in der deutschen Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), c) grundlegende Kompetenz in einer weiteren Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), d) Rechnen, e) Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Pflichtschulabschluss Zielgruppe: Zielgruppen des Programmbereichs Pflichtschulabschluss sind in Österreich wohnhafte Jugendliche und Erwachsene, welche keinen positiven Abschluss der 8. Schulstufe nach dem Lehrplan der Hauptschule, der Neuen Mittelschule, der Polytechnischen Schule oder der 4. oder einer höheren Klasse der allgemein bildenden höheren Schule haben, oder die 8. Schulstufe in einzelnen Gegenständen negativ abgeschlossen haben und diese Fächer nun absolvieren wollen, um ein positives Gesamtzeugnis zu erhalten oder einen Kurs zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses begonnen, jedoch bisher nicht abgeschlossen haben.

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Aufbau des Bildungsangebots: Eine in das Bildungsangebot integrierte Eingangsphase zur Kompetenzfeststellung sowie die Erarbeitung eines individuellen Entwicklungsplans und die zielgruppenadäquate Erarbeitung des Kerncurriculums; Bedarfsgerechte Vertiefungsangebote zur individuellen Förderung; Kontinuierliche Lernbegleitung (z.B. durch Coaching-Angebote, sozialpädagogische Betreuung usw.) sowie Übergangsberatung und Schnittstellenbetreuung (z.B. Richtung AMS). Inhalt des Bildungsangebots: Entsprechend dem Bundesgesetz über den Erwerb des Pflichtschulabschlusses durch Jugendliche und Erwachsene umfassen die Bildungsangebote folgende Kompetenzfelder: a) Deutsch - Kommunikation und Gesellschaft, b) Englisch - Globalität und Transkulturalität, c) Mathematik, d) Berufsorientierung, e) mindestens zwei der nachstehend genannten Wahlmodule: Kreativität und Gestaltung, Gesundheit und Soziales, eine weitere Sprache, Natur und Technik. Die Initiative Erwachsenenbildung stellt Fördermittel zur Realisierung entsprechender Bildungsangebote zur Verfügung. Darüber hinaus gewährleistet sie durch die Schaffung von österreichweit gültigen qualitativen Rahmenrichtlinien einen hohen Qualitätsstandard für diese Programmbereiche. Teilnehmer/innen profitieren durch: • Kostenfreie Bildungsangebote • Qualitativ hochwertige, erwachsenengerechte, lebensphasenadäquate und bedürfnisorientierte Angebote in professionellen Erwachsenenbildungsinstitutionen Institutionen der Erwachsenenbildung profitieren durch:

• Sicherung grundlegender Angebotsbereiche • Qualitative Rahmenrichtlinien mit erheblichem Gestaltungsspielraum für die Konzipierung zielgruppenspezifischer Bildungsangebote • gleiche Rahmenbedingungen in allen Bundesländern

Die Initiative Erwachsenenbildung ist eine seit dem Jahre 2012 bestehende Kooperation der Länder und mit dem Bund. Im Programmbereich Basisbildung wird eine weitere Spezialisierung auf die Bedürfnisse und Ziele der Teilnehmenden sinnvoll sein. Dies vor allem hinsichtlich so genannter „Brückenkurse“ als Verbindung zwischen klassischer Basisbildung und Vorbereitungskursen auf den Pflichtschulabschluss, aber auch Kursen zur Stärkung von Alltagskompetenz und politischer Basisbildung. Bei vielen Maßnahmen zur Erlangung eines überbetrieblichen Lehrabschlusses hat sich gezeigt, dass der Kenntnisstand des Pflichtschulabschlusses zur Absolvierung der Teilprüfungen Voraussetzung ist, auch wenn der Pflichtschulabschluss formal nicht Voraussetzung eines Lehrabschlusses ist. Dadurch ergibt sich ein viel größerer Bedarf an Kursen, als zur Zeit im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung angeboten werden können. Daraus folgt, dass in beiden Programmbereichen ein weit größerer finanzieller Bedarf besteht, der mit den bisherigen Mitteln nicht abgedeckt werden kann.

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Umsteigerstipendium – Mag. Andreas Hartl Die sich immer rascher wandelnde Arbeitswelt führt zu einem massiven Wechsel an Berufsbildern. Traditionelle Berufe ändern sich oder verschwinden. Neue Berufsbilder entstehen. Sowohl regional aber auch strukturell ist am Arbeitsmarkt mit großen Veränderungen zu rechnen. Das führt auch dazu, dass Arbeitnehmer ihre Jobs im angestammten Berufsfeld verlieren und sich neu orientieren müssen. Für diejenigen, die diese Umorientierung verpassen und damit in die Arbeitslosigkeit rutschen, bietet das AMS eine große Palette an Unterstützungen. Vorausschauende Personen merken vielleicht schon frühzeitig, dass sie in ihrem Beruf, an ihrer Arbeitsstelle, in ihrer Region mit ihrer momentanen Qualifikation langfristig keine gesicherte Existenz haben werden. Diese orientieren sich neu und versuchen auf eigene Initiative neue Qualifikationen zu erwerben, um rechtzeitig eine neue Arbeitsstelle zu finden. Wenn das gelingt, ersparen sie sich und der Allgemeinheit das Schicksal der Arbeitslosigkeit mit Finanzierung des Lebensunterhalts und dem Erwerb neuer beruflicher Qualifikationen auf Kosten der Allgemeinheit. Dies ist jedoch mit einem erheblichen Aufwand für die Betroffenen verbunden. Sie investieren viel Zeit und Geld. Zunächst muss basierend auf den eigenen Potenzialen eine neue berufliche Orientierung gefunden werden. Das bedarf der Einschätzung der eigenen Person, des Arbeitsmarktes und vieler zukünftiger Entwicklungen. Weiters muss der Weg zur neuen beruflichen Qualifikation mit berufsbegleitender Aus- und Weiterbildung definiert werden. Mehrere Monate bis Jahre werden abends, am Wochenende oder geblockt, im Urlaub Kurse besucht und Prüfungen absolviert. Das neben dem bestehenden Job. Eine große Herausforderung an Selbst- und Zeitmanagement und auch für die familiäre Situation. Neben der Zeit, die eingesetzt wird, ist auch mit einem erheblichen finanziellen Aufwand zu rechnen. Gerade berufliche Neuqualifizierungen gehen nicht mit einigen Seminartagen einher sondern verlangen solide und damit auch zeitintensive Bildungsprogramme. Und genau für diese Situation gibt es kaum Unterstützung. Das AMS fördert im Wesentlichen nur arbeitslose Personen. Die NÖ Bildungsförderung konzentriert sich auf Bildungsmaßnahmen, die auf eine Höherqualifizierung im bereits ausgeübten Beruf abzielen. Der Weiterbildungsscheck wiederum richtet sich nur an geringverdienende. Damit ergibt sich eine „Förderlücke“, die geschlossen werden muss. Ziel: Finanzielle Unterstützung für Personen, die sich neben ihrem Beruf auf eine andere berufliche Tätigkeit vorbereiten wollen. Voraussetzung: Absolvieren einer Bildungsberatung.

Bildungs- und Berufsberatung – Rosemarie Winkler Das Land Niederösterreich unterstützt die Ausweitung der Bildungs- und Berufsberatung zum dauerhaften flächendeckenden Dienstleistungsangebot für erwachsene NiederösterreicherInnen. Bildungs- und Berufsberatung • bedeutet Orientierung in Bildungsthemen sowie die Orientierung in den individuellen Bildungswegen,

• bedeutet Erfassen von Kompetenzen, Eignungen und Fähigkeiten – Erhebungen und Testverfahren,

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• bringt Bildungsthemen zu den Menschen, • trägt zur beruflichen Eingliederung durch Klärung der Verwertbarkeit von

Bildungsabschlüssen und nicht-formalen Qualifikationen und Erfahrungen bei,

• motiviert und fördert lebensbegleitendes Lernen – Personen werden mit Veränderungen generell besser zurechtkommen,

• weckt und motiviert zu Eigeninitiative und Umsetzungsgeist, • verkörpert eine Schlüsselrolle in der Bewältigung der Lebensphasen-Übergänge. Mit diesem erweiterten System für die Bildungs- und Berufsberatung in Niederösterreich können jährlich 30.000 Erwachsene erreicht und beraten werden. Beratungsthemen • Berufe und Arbeitsmarkt: Information, Orientierung und Beratung zu Lehrberufen, allgemeine Berufsinformation und regionale Arbeitsmarkt-Gegebenheiten.

• Schulen - Bildungssystem: Allgemein- und Berufsbildende Schulen für Erwachsene. • Hochschulen/Universitäten – Bildungssystem: Akademien, FH und Universitäten. • Nachholen von Abschlüssen: 2. Bildungsweg, Hauptschul- und Lehrabschluss, Matura, BRF und StBP.

• Allgemeine Bildung: Sprachen, Persönlichkeitsbildung, IKT, außerberufliche Bildung. • Berufliche Weiterbildung: Orientierung am Bildungsmarkt, Bildung zur Aufrechterhaltung des Arbeitsplatzes.

• • • • • •

Internationales: Lernen und Arbeiten im Ausland, Nostrifikation, Internationale Fragen. Förderungen: individuelle Förderungen für Aus- und Weiterbildung, Stipendium. Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt: Elternkarenz, Krankheit. Individuelle Kompetenzen: Erkennen nichtformaler Bildung. Fragen des Lernens: Lerntechniken, Umgang mit e-learning. Basisbildung: Deutsch als Fremdsprache, Hauptschulabschluss.

Beratungsformate • Orientierungsberatung: Beratung im weiteren Sinn, Face to Face bis 60 min – mit Terminvereinbarung.

• Informations-Kurzberatung: Face to Face bis 15 min – Info-Veranstaltungen ohne Anmeldung seitens der Ratsuchenden (schwerpunktmäßig Zielgruppen erreichen).

• Messe-Kurzberatung: Info-Stände an Bildungs- und Berufs-Fachmessen. • Kompetenzberatung: Gruppen-Workshops ½ Tage oder ganze Tage (z.B. Kompetenzen aus oder für ehrenamtliche Tätigkeit erarbeiten).

• Informationsberatung in Gruppen: BIN in bestehenden Gruppen bringen (AMS-Kurse, Basisbildungen, etc.).

• • • •

Aufsuchende Beratung: Initiative seitens der BeraterInnen - aktive Entwicklungsgespräche führen. Schnupperkurse: Lust auf Bildung machen, Wie erfolgt Lernen in der Erwachsenenbildung. Telefon-Beratung: Informationen, welche am Telefon möglich sind. E-Mail-Beratung: Informationen, welche in Schriftform möglich sind.

• Muttersprachliche Beratung: Zielgruppe MigrantInnen.

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Validierungsstellen von Kompetenzen und Abschlüssen – Mag.a Manuela Gsell Erfassung von Kompetenzen Erfassung non-formal oder informell erworbener Kompetenzen durch Potentialanalysen und Kompetenzfeststellungsverfahren seitens ausgewiesener, zertifizierter Stellen. Verfahren, Methoden und Instrumente zur Feststellung von Kompetenzen sollen flexibel und modular einsetzbar sein. Da die meisten etablierten Verfahren mehrere Stunden Zeit in Anspruch nehmen, braucht man zertifizierte Berater, die belastbare Ergebnisse erzielen, welche anschlussfähig für weitere Beratungen sind. Die Verfahren zielen auf Selbststärkung und Empowerment ab, sie sollen aber auch durch geeignete Dokumentation und Anerkennung persönlicher Kompetenzen am Arbeitsmarkt und für weitere Bildungsmassnahmen nutzbar gemacht werden. Verfahren und Einbindung Sowohl anforderungsorientierte Verfahren als auch subjektorientiere Verfahren sollen eingesetzt werden. Bei anforderungsorientieren Verfahren sind Anforderungen des Arbeitsmarktes und berufliche Anschlussfähigkeit ausschlaggebend. Subjektorientierte Verfahren machen die eigenen Kompetenzen bewusst und sorgen für ein Empowerment der Ratsuchenden. Die Einbindung der Bildungsberatung, der Bildungsplattform und der Online-Bildungsangebote ermöglicht allen Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern konkrete Bildungswege und eine abgestimmte Karriereplanung.

Herausforderung – Integration Integration – FEN-Vorstand (Mag. Andreas Hartl, Gerald Danner, Karl Bader, Franz Knittelfelder, Dipl.-HLFL-Ing. Karl Friewald) Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist im Besonderen durch die Situation der Kriegsflüchtlinge zu einer großen Herausforderung für alle Beteiligten geworden. Dass Bildungsmaßnahmen sowohl im Sprechen, Schreiben und Lesen der deutschen Sprache, als auch die Vermittlung demokratiepolitischer und menschenrechtlicher Werte zentrale Bedeutung haben, steht außer Frage. Aber auch die Vorbereitung der einheimischen Bevölkerung in Richtung einer adäquaten Willkommenskultur ist eine wesentliche Voraussetzung um diese europäische Krise zu meistern. Wichtige bildungspolitische Maßnahmen, die durch das FEN und ihre Mitglieder abgedeckt werden könnten: • Koordination von Bildungsmaßnahmen für Menschen, die integriert werden sollen.

• Einheimische auf Anforderungen vorbereiten. • Unterstützung und Servicierung der EB und anderer Einrichtungen durch die Servicestelle Marktplatz Bildung.

• Web-basierte Bildungsplattform für Menschen mit Migrationsbiografie. • Validierung der Kompetenzen und Fertigkeiten von Personen mit Migrationshintergrund.

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MASSNAHMEN FÜR ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN Servicestelle „Treffpunkt Bibliothek“

• Im Bereich der öffentlichen Bibliotheken sind ehrenamtliche und hauptamtliche BibliothekarInnen tätig, die seit fünf Jahren von der Servicestelle „Treffpunkt Bibliothek“ betreut werden. • Die Aufgabengebiete der NÖ Bibliotheken reichen weit über den Buch- und Medienverleih hinaus. Sie sind Bildungs- und Kulturdrehscheiben, Informations- und Integrationszentren für alle Generationen. Ziel ist es, die hauptamtlichen BibliothekarInnen zu unterstützen und die ehrenamtlichen persönlich anzusprechen, ihnen ein starkes Servicenetzwerk zur Verfügung zu stellen und für eine Weiterentwicklung sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht zu sorgen. Aufgaben der Servicestelle • Weiterbildung und Professionalisierung der Haupt- und ehrenamtlichen BibliothekarInnen durch Ausbildung und Beratungsangebote • Ehrenamt vor den Vorhand durch den NÖ Bibliotheken-Award und Durchführung des Landesbüchereitages • Büchereien als moderne Medienzentren etablieren • Büchereien als LESEzentren präsentieren vor allem für Kinder und Jugendliche • Vernetzung der Büchereien mit anderen Bildungseinrichtungen und Aktionen (Schule, Zeitpunktlesen, Forum Land, Bildungsberatung, Kulturschaffenden,…) • Belebung der Büchereien durch Veranstaltungen • Büchereien in den Gemeinden als Bildungsdrehscheibe zu etablieren oder zu installieren • Weiterentwicklung der Förderungen • Schaffung eines Betreuungsnetzwerkes mit den drei Fachstellen und 21 RegionalbetreuerInnen (je BetreuerIn ca. 15 Bibliotheken) Weiterführung der Servicestelle „Treffpunkt Bibliothek“ • als koordinierende Stelle der drei Fachstellen (Bibliotheksfachstelle der Diözese St.Pölten, Kirchliches Bibliothekswerk der Erzdiözese Wien, Fachverband NÖ kommunale Bibliotheken (komm.bib)) • allg. Beratung und Vernetzungsunterstützung; spez. Beratung bei Neueröffnungen und Revitalisierungen von Bibliotheken • Beratung und Veranstaltungen zu Teamarbeit in den Bibliotheken („Verjüngungskur“ durch generationsübergreifende Teams) • Landesweite Regionaltreffen in den Regionen, gemeinsam mit den Fachstellen Ausbau des landesweiten E-Book-Verleihs „NOE-BOOK“ • Beratung und Veranstaltungen für neu hinzugekommene Bibliotheken • Ankauf neuer E-Books • Detaillierte Statistik über Teilnahme und Nutzung durch Bibliotheken und LeserInnen Bibliotheksmonitoring • Registrierung aller NÖ Bibliotheken in der neuerschaffenen NÖ Bibliothekendatenbank (online), einer elektronisch einseh- und wartungsbaren Datengrundlage (personell, finanziell, medientechnisch, fördertechnisch, Bibliotheksangebot, Leserverhalten, …) • ausschließlich digitale Förderabwicklung

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Homepages für alle Bibliotheken mit web-opac und Rezensionen-online • Schulung zum Homepageprojekt in allen 5 Regionen • Möglichkeit der eigenen Homepage (oder auch integriert in die Gemeindehomepage) in drei verschiedenen Ausbauvarianten. Begleitung bei Auswahl, Umsetzung und Inbetriebnahme, sowie Schulung und telefonische Beratung. • Persönliche Betreuung jeder Bibliothek durch die Bereitstellung einer einschlägigen Fachkraft. Ausbau von Projekten zur Förderung der Lese- und Medienkompetenz („Lesemeister gesucht“, „Gesund lesen“, „Aktion Ohrenklick“, …)

Herausforderung - Richtlinien und Kriterien für Bibliotheken und ihre Träger Arbeitskreis Bibliotheksrichtlinien: Mag.a Gabriele Ecker, Mag.a Manuela Gsell, Ursula Liebmann, BA, Prof. Adalbert Melichar, Mag. Josef Fürst, Eva Gaspar, Gerlinde Falkensteiner, Mag. Gerhard Sarman. Ausgehend von den derzeitigen onlinebasierten und fördertechnisch abgesicherten Daten- & Faktenlage lässt sich erkennen, dass die Bibliothekslandschaft sowohl quantitativ als auch qualitativ sehr heterogen und regional sehr unterschiedlich bestellt ist.

• In NÖ erhalten alle Bibliotheken jährlich eine Basisförderung. Diese ist bis dato nicht von bereits erfüllten Richtlinien wie bei den Bundesförderungen abhängig. Das ist auch keine zielführende Maßnahme, Richtlinien an sich, an denen sich Bibliotheken und ihre Träger orientieren können, wohin sie sich entwickeln können, allerdings sehr wohl.

• Es zeigt sich, dass in Ländern in denen ein Bibliotheksgesetz oder Richtlinien eingeführt wurden,

eine konsequente Steigerung aller maßgeblichen Anforderungen erreicht werden konnte, allerdings unter der Bedingung enger Zusammenarbeit haupt- und ehrenamtlich tätiger BibliothekarInnen.

• Die Betreuung ist durch die neu errichtete Struktur der Fachstellen mit ihren insgesamt 20 RegionalbetreuerInnen in NÖ gewährleistet.

• In NÖ sollen nun maßgeschneiderte Kriterien und Richtlinien entwickelt werden und diese sollten Eingang in das Kulturförderungsgesetz oder als Novelle in das veraltete Erwachsenenbildungsgesetz finden.

• Die Führung einer Bibliothek kann damit in eine moderne Bildungsstrategie der Gemeinden eingebettet werden.

• Die BildungsgemeinderätInnen können die Bibliothek als bildungspolitischen Ort der Begegnung nützen.

Herausforderung - Flächendeckung in quantitativer und qualitativer Hinsicht Als lesende/r NiederösterreicherIn kann ich mich weder darauf verlassen, dass, einem Schild „Bibliothek“ folgend, ein aktuelles, vielfältiges und interessantes Angebot vorzufinden ist, noch, dass die Ausstattung und der Ort, an dem die Medien beheimatet sind, zum Verweilen einladen und meiner Weiterentwicklung dienen. Viele unserer Bibliotheken leisten dennoch genau das, oft auch mit ehrenamtlichem Engagement. Das Ziel unserer Bemühungen ist, dass jedes Kind eine Bibliothek in relativer Nähe, möglichst selbstständig, erreichen kann.

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Neugründungen und Revitalisierungen in quantitativ und qualitativ schwachen Bibliotheksregionen sollen in einem ausgewogenen Stufenplan die nächsten drei Jahre, unterstützt durch gesetzliche Richtlinien, realisiert werden.

Herausforderung - Lese- und Sprachförderung für alle Ziel- und Altersgruppen Im Jahr 2016 wird ein Lese- und Sprachförderungskonzept erarbeitet, in dem die einzelnen bereits vorhandenen Aktivitäten im Bereich öffentlicher NÖ Bibliotheken gemeinsam weiterentwickelt und koordiniert werden. Damit soll ein wichtiger Erfahrungs- und Kompetenzaustausch in Gang gesetzt werden, um breitere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erzielen. Dieses Projekt wird durch das Ländernetzwerk.Weiterbildung, das 2016 unter dem Vorsitz von Niederösterreich steht, unterstützt. Auch in allen anderen Bundesländern (außer Wien) wird eine Befragung durchgeführt und ein dem jeweiligen Bundesland entsprechendes Konzept erstellt. Am Ende des Jahres soll dem Bundeskanzleramt (zuständig für öffentliche Bibliotheken) ein mögliches, länderübergreifendes Förderkonzept vorgestellt werden. Lese- und Sprachförderung Vorraussetzungen: • umsetzbar für Bibliotheken • annehmbar und förderbar für die Politik • bereichernd für die Zielgruppen der Bibliotheken • ergänzendes Fördermodell Ziel: • Lese- und Sprachförderung aller Zielgruppen und Milieus Detailziele: Literaturvermittlung Sozialintegrative Formate Leseförderung Sprachförderung

• • • •

Zielgruppen, unterschiedliche Formen und Modelle ergeben sich durch die bereits ausgesendete Online-Befragung. Die Öffentlichkeitsarbeit und die Bewusstseinsbildung werden festgelegt nach Entscheidung der niederösterreichischen Maßnahmen in Kooperation mit „Zeitpunkt.Lesen“, dem „Schneiderhäusl“ und der NÖ Landesbibliothek.

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