Das Mysterium der Wölfe-3

2. Anna Brocks. Das Mysterium der Wölfe. Licht und Schatten. Band 3. Roman .... Wölfe sind Rudeltiere, wie? Dass ich nicht lache... Das viele Nachdenken ...
243KB Größe 4 Downloads 70 Ansichten
Anna Brocks

Das Mysterium der Wölfe Licht und Schatten Band 3 Roman

2

© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia: 53379483, Wolves – crop Bild der Autorin: Andreas Schäfer Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-1948-5 ISBN 978-3-8459-1949-2 ISBN 978-3-8459-1950-8 ISBN 978-3-8459-1951-5 Mini-Buch ohne ISBN

AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

3

Irrwege Die Tage verschwimmen ineinander. Ich habe jegliche Verbindung zu meinen Freunden verloren, was auch gut so ist. Nun ist es mir endlich möglich, über mich und all die Geschehnisse der letzten Wochen nachzudenken. Leider bin ich dabei zu der Erkenntnis gekommen, dass ich so gut wie nichts weiß. Ich weiß nicht, wie lange ich nun schon allein umherstreife, geschweige denn, wo ich bin. Das Portal hat mich in irgendein Waldgebiet transportiert. Je weiter ich nach Norden gehe, desto düsterer wird es, aber irgendeine Richtung muss ich ja einschlagen, oder? Tja, aber ehrlich gesagt macht mir die Tatsache, dass ich nicht einmal weiß, wer ich genau bin, noch viel mehr zu schaffen. Es ist zwar leichter, Entscheidungen zu treffen, da ich nun alleine bin, aber mir ist noch immer nicht klar, wo mein Platz ist. An manchen Tagen vermisse ich meine Freunde so sehr, dass ich 4

kurz davor bin umzukehren und sie zu suchen. Das ist natürlich völlig schwachsinnig, da ich keinen blassen Schimmer habe, wo ich bin oder wo sie sind. Ich könnte am anderen Ende der Welt gelandet sein und meine Freunde vielleicht nie wieder sehen. Diese Ungewissheit hat mir in den ersten Tagen sehr zu schaffen gemacht. All diese Fragen, auf die ich keine Antworten weiß. Wie geht es meinen Freunden? Sind sie überhaupt noch am Leben? Gab es wieder eine Auseinandersetzung mit den Schattenwölfen? Dies sind nur ein paar Fragen, die mich zurzeit beschäftigen, oder besser gesagt beschäftigt haben. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass ich in der Ungewissheit bleiben muss. Vor drei Tagen habe ich mir ein neues Ziel gesetzt. Ich muss einen Anhaltspunkt finden. Irgendwo in dieser gottverlassenen Gegend muss es doch eine Stadt oder zumindest ein kleines Örtchen geben. Bisher waren die einzigen Lebewesen, denen ich begegnet bin, 5

wilde Tiere und diese haben nicht lange in meiner Gegenwart überlebt. Seitdem ich mich den Schatten zugewandt habe, bin ich um einiges stärker. Es fällt mir nicht schwer, allein zu jagen, im Gegenteil. Sobald ich mein Ziel fixiert habe, hat es bereits keine Chance mehr. Diese Fähigkeiten sind natürlich von Vorteil, aber die schwarze Aura, die mich nun schon ständig umhüllt, könnte andere etwas abschrecken, besonders die Menschen. Dazu kommen noch die roten Augen. Über das alles habe ich mir zwar schon mehrmals Gedanken gemacht, aber bisher konnte ich noch keine Lösung für das Problem finden. Ist mir ja eigentlich egal. Ich spaziere einfach wie jeder normale Mensch in die nächste Stadt hinein und falls mich irgendwer komisch anglotzt, oder mich darauf anspricht, werde ich ihm ganz einfach die Leviten lesen. Angst zu haben ist schlecht, aber wenn man selbst diejenige ist, vor der man Angst haben sollte, ist das ganz nützlich. 6

Apropos nützlich, es wäre durchaus von Vorteil, wenn ich wüsste, wie spät es ist. Seit drei Tagen verdeckt eine dicke Wolkendecke den Himmel und ich habe die Sonne schon lange nicht mehr gesehen. Ich vermute mal, dass es später Nachmittag ist. Wird wohl Zeit, eine Pause zu machen. Heute bin ich schon mehrere Stunden gelaufen. Außerdem habe ich schon eine Zeit lang nichts mehr gegessen. Ich werde mich ganz einfach auf die Jagd begeben und mir dann ein schönes Plätzchen zum Schlafen suchen. Es dürfte nicht allzu schwer sein, Beute auszumachen, immerhin liegt schon seit längerem eine markante Duftnote in der Luft. Na gut, dann versuche ich mal mein Glück. Wie erwartet war die Jagd wiedermal ein leichtes für mich. Ehrlich gesagt fehlt mir manchmal die Herausforderung. Das große Wildschwein, das ich erlegt habe, war nicht wirklich ein angemessener Gegner für mich. Die Überreste des ausgewachsenen Keilers 7

liegen wenige Meter entfernt von mir, während ich mich neben einem Baum niedergelassen habe und meine Schnauze in mein schwarzes Fell kuschele. Seitdem ich hier angekommen bin, habe ich mich nicht mehr in einen Menschen verwandelt. Warum auch? Ich fühle mich als Wölfin einfach viel wohler, als wenn ich in meiner richtigen Gestalt umherlaufe. Der Menschenkörper ist nur eine Lüge, genauso wie die Lichtwölfin, die sich angeblich noch in mir befinden soll. Alle haben mir nur Lügen aufgetischt. Kyrion, meine Eltern und vor allem Jake. In meinen Augen ist er nichts weiter, als ein Lichtwolf, der mich auf seine Seite ziehen wollte. Meine Gedanken werden immer finsterer und somit kann ich auch mit ihm nichts mehr anfangen. Wenn er mich nur so sehen könnte. Er würde mich nicht wiedererkennen. Um mich ist alles still. Alle Tiere sind geflohen, als sie meine Nähe gespürt haben. Sogar die Vögel sind weggeflogen und haben ihre Nester einfach in den Baumkronen zurückge8

lassen. Wölfe sind Rudeltiere, wie? Dass ich nicht lache... Das viele Nachdenken macht mich irgendwie müde. Doch plötzlich kommt ein starker Wind auf und trägt diesen Geruch mit sich, den ich jederzeit erkennen würde. Eine Stadt. Ich muss näher an der Zivilisation sein, als ich geglaubt habe. Vielleicht habe ich nun doch endlich mal wieder Glück. Also ziehe ich nun doch weiter. Während dem Gehen verwandle ich mich in meine menschliche Gestalt. Es ist merkwürdig, wieder auf zwei Beinen zu laufen. Ich fühle mich bei weitem nicht so sicher, aber es muss leider so sein. Trotz allem vermute ich, dass ich auch als Mensch nicht gerade unauffällig bin. Zu der dunklen Aura kommen nun auch noch die zerrissenen Klamotten hinzu, von den roten Augen mal ganz abgesehen. Ich werde mir wohl neue Sachen besorgen müssen und auch eine dunkle Sonnenbrille wäre nicht schlecht. Außerdem freue ich mich auf eine Dusche. 9

Ich wische mir mit der Hand die frischen Blutspritzer aus dem Gesicht, streife mir meine Haare etwas vor die Augen und lege einen Zahn zu. Bin ja mal gespannt, was mich noch so erwarten wird. Es ist ruhig hier...zu ruhig. Keine Menschenseele ist mir auf dem Weg hierher begegnet und auch jetzt erkenne ich niemanden. Die Stadt scheint verlassen zu sein. Tja, das habe ich mir auf der Strecke schon fast gedacht. Die Straße, auf der ich mich bewege, ist völlig zerstört, nahezu unbefahrbar. Nun stehe ich noch ein paar hundert Meter von der kleinen Stadt entfernt. Die Gegend ist äußerst trostlos. Einzelne Wolkenfetzen verdecken die Sonne. Die Luft ist trocken und der Wind bläst mir wie ein Föhn ins Gesicht. Das Gras ist gelblich bis braun und man sieht kaum Bäume. Kein Vergleich also zu dem Wald, in dem ich mich zuvor noch befunden habe. Na gut, ich sollte mich davon wohl nicht irritieren lassen. Vielleicht leben in der Stadt ja 10

doch irgendwelche Menschen. Mal sehen...was ist das? Dieser Geruch. Es ist lange her, dass ich so etwas gerochen habe. Ganz eindeutig, in dieser Stadt lebt tatsächlich jemand, nur bin ich mir nun nicht mehr sicher, ob es Menschen sind. Egal, nun bin ich schon fast da. Nur noch ein paar kleine Schritte und ich gehe am ersten Gebäude vorbei. Der Geruch wird immer stärker. Wenn ich mich nicht irre, müssen es ziemlich viele sein, mindestens zehn. Ich kann nur nicht genau wahrnehmen, ob sie noch da, oder bereits verschwunden sind. Eines steht zumindest fest, es muss ein ganzes Rudel gewesen sein, sonst würde ich deren Duft nicht so stark bemerken. Aber was zum Teufel macht ein Wolfsrudel in einer verlassenen Stadt wie dieser? Haben sie vielleicht einen Unterschlupf gesucht? Ich würde mich hier jedenfalls nicht niederlassen. Je weiter ich in das Innere der Stadt vordringe, desto schäbiger wird sie. Die meisten Türen sind mit Holzbrettern zugenagelt, 11

viele Fenster zerbrochen und die Straßen aufgerissen. Man sieht keinerlei Lebewesen. Nur die eine oder andere Krähe fliegt krächzend über die Gebäude hinweg. Je mehr ich in das Zentrum der Stadt komme, desto stärker rieche ich meine Artgenossen, dennoch bleibe ich ganz ruhig. Ich denke gar nicht daran, meine Gestalt zu verändern. Wieso denn auch? Sollten sie tatsächlich dumm genug sein, mich anzugreifen, werde ich auch so mit ihnen fertig. Ob sie auch schon gespürt haben, dass ich ihre Stadt betreten habe? Vermutlich haben sie bereits eine Wölfin wahrgenommen, aber sie werden wohl keinen blassen Schimmer haben, mit wem sie es hier zu tun haben. Da ist es, das Stadtzentrum. Ich betrete gerade einen alten Platz, in dessen Mitte sich eine Statue befindet, zumindest das, was von ihr übrig ist. Der Kopf und die Arme des ca. zwei Meter großen Mannes im Anzug fehlen. Was hier wohl geschehen ist? Neugierig gehe ich näher an die Figur heran und erkenne etwas 12

Interessantes. Überall sind Kratzer. Mächtige Klauen haben ihre Spuren im Gestein hinterlassen. Nun besteht absolut kein Zweifel mehr. Ich bin nicht allein. "Na wen haben wir denn da?" Ich drehe mich sofort um. "Es kommt selten vor, dass uns jemand besucht." Wenige Meter vor mir steht ein junger Mann und mustert mich von oben bis unten. Nachdenklich fährt er sich durch den dichten, blonden Vollbart. Er ist eindeutig kein Mensch. Ich bleibe ziemlich gelassen: "Keine Sorge, ich bin nur auf der Durchreise. Eigentlich hatte ich gehofft, hier auf ein paar Menschen zu treffen, aber vielleicht kannst du mir ja auch weiterhelfen." Meine Haare verdecken meine Augen etwas. Noch scheint er nicht bemerkt zu haben, dass ich keine gewöhnliche Wölfin bin. Und auch seine kleinen Freunde ahnen wohl nichts. Obwohl mein Blick nur auf mein Gegenüber gerichtet ist, kann ich genau spüren, wie sich hinter den alten Fassaden der 13

Gebäude, die um den Platz stehen, eine Menge tut. Hier sind überall Wölfe. Der blonde Kerl verschränkt die Arme: "So, so, du bist also nur kurzfristig hier? Suchst du nach etwas?" Schulterzuckend antworte ich ihm: "Kann man so sagen. Ich habe die Orientierung etwas verloren und bräuchte eine Karte oder Informationen, wie ich weiter komme." Nun hat er ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht: "Eine junge Wölfin ohne Orientierung, so etwas sieht man auch selten." Ich möchte mal sehen, wie er seinen Weg wieder findet, wenn er mit einem Portal quer durch die Welt reist. "Wie auch immer, eine Karte wirst du hier nicht finden. Die Menschen haben damals alles mitgenommen, was sie im Eifer des Gefechts noch fassen konnten. Der Rest ist über die Jahre verrottet." Ich muss zugeben, dass ich immer neugieriger werde. Mich würde brennend interessieren, was hier geschehen ist. 14

Dennoch weigere ich mich, irgendein Interesse meinerseits zu zeigen: "Tja, das ist schade. Ich hatte gehofft, hier einen Anhaltspunkt zu finden. Kannst du mir zumindest sagen, wie ich zur nächsten Stadt komme?" Er wirkt etwas überrascht über meine gespielte Teilnahmslosigkeit. Doch dann wandern seine Mundwinkel wieder nach oben: "Kannst du mir sagen, warum ich das tun sollte? Du bist immerhin einfach so in dieses Gebiet eingedrungen. Das zeugt von gewisser Respektlosigkeit. Du musst dir die Informationen schon verdienen." Genervt atme ich einmal tief durch: "Gut, ich sehe schon, wo das hinführt. Können wir die Sache etwas verkürzen? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, noch länger in diesem Drecksloch zu bleiben." Wieder trifft mich sein überraschter Blick. "Damit meine ich, dass du deinen kleinen Freunden sagen kannst, dass sie aus ihren Verstecken rauskommen sollen. Ich weiß sowieso schon längst, dass wir hier nicht alleine sind. Für wie dumm hältst du mich ei15