Board!»

ler Waisenhaus statt und war einiges for- meller. Mit der heutigen Informations- tätigkeit soll Basel als urbanes Zentrum gefestigt werden. Der Kanton, dessen.
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Datum: 04.11.2016

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Board!» «Welcome In Basel werden Ausländer mit Cüpli und Häppli begrüsst

Expats empfinden die Schweiz als unfreundlich - die Basler Regierung will per Schiff Gegensteuer geben.

ANNICK RAMP

NZZ

VALERIE ZASLAWSKI, BASEL

Integration geht durch den Magen. Zumindest in Basel. Hier werden Ausländer von Regierungspräsident Morin persönlich begrüsst und auf einer Schifffahrt über ihre neue Heimat informiert. Das nennt sich auch Willkommenskultur. «So etwas haben wir noch nie erlebt», sagt eine ältere Dame, und ihr Ehemann nickt zustimmend. «Wir fühlen uns hier bereits zu Hause.» Die beiden kommen

ursprünglich aus Schaffhausen, haben

viele Jahre im Ausland verbracht, sind Basel nimmt Pionierrolle ein mehrmals umgezogen und nun, aufs Alter hin, zurückgekommen - in die In Basel werden die Neuzugezogenen Schweiz, diesmal nach Basel. Während seit rund 15 Jahren im Rahmen einer ineiner vom Kanton organisierten Schiff- formativen Begrüssungsveranstaltung fahrt sollen sie an diesem Abend zusam- willkommen geheissen. «Die Neuzugemen mit 242 weiteren deutschsprachi- zogenen», das sind all jene, die sich im gen Neuzugezogenen am Rheinknie an- Kanton Basel-Stadt anmelden, egal ob kommen, die Stadt und ihre Verwaltun- aus den benachbarten Kantonen (wie gen, die mit Informationsständen an auch dem Baselbiet) oder aus dem AusBord präsent sind, kennenlernen. Auf land. Eine Ausnahme bilden lediglich dem Deck der «Christoph Merian» wer- die Asylsuchenden: Sie werden über die den Häppli gereicht, Wein und Prosecco Empfangsstelle des Bundes an die kannachgeschenkt. Im Hintergrund spielt tonale Migrationsbehörde Basel-Stadt verwiesen, wo sie am Schalter sachlich Musik. Der Roche-Turm zieht vorbei.

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über das Nötigste informiert werden.

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Steuern, Sozialversicherungen und dem «Es werden alle Ausländer eingeladen,

Bereits 1999 habe sich der Basler Schulwesen, bevor Gastredner Kessler ob hochqualifiziert oder bildungsfern.» Regierungsrat zu einer «offenen Willkommenskultur» bekannt, erklärt Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung, wo auch die Fachstelle Integration angesiedelt ist. Die Willkommenskultur sei im Legislatur-

den Zuhörenden unterhaltsam die Stadt Die Integration sei das Hauptziel, sagt erklärt. So erklärt der Kantons- und Kessler, das Standortmarketing ein posiStadtentwickler, dass «Apdro» zu den tiver Nebeneffekt. Lieblingsbeschäftigungen der Schweizer Wenn er sie auch nicht zum Begrüsgehöre, die Basler Fasnacht dennoch sungsapdro einlädt, will der Kanton zivilisiert und anspruchsvoll sei, eben Basel-Stadt selbstverständlich auch die plan 2013-17 mit der Massnahme «Wel- protestantisch. Dass sie pünktlich be- Integration von Asylsuchenden fördern: come an Board!», die sich der Kanton ginne und pünktlich ende. Und: dass Anfang Woche wurde die Kampagne jährlich rund 100 000 Franken kosten Schweizer sehr reserviert seien und den «Chance 2016» lanciert, ein Projekt des lässt (hinzu kommen private Spenden- «sozialen Minimalabstand» zelebrier- Präsidialdepartements und des Depargelder im Umfang von 30 000 Franken), ten. Während der Schifffahrt sollen also, tements für Wirtschaft, Soziales und gestärkt worden. Die Massnahme ist last, but not least, auch Freunde gefun- Umwelt, das mit Unterstützung des politisch von SP bis SVP unbestritten. den werden. Bundes entwickelt worden ist. Das Ziel: Die Basler SP-Präsidentin Brigitte HolDie Schweiz schneidet in Umfragen, die offene und solidarische Grundlinger sagt: «Ich finde das eine sinnvolle in denen ausländische Fachkräfte ihre haltung der Basler Bevölkerung gegenSache. Vor allem finde ich begrüssens- Zielländer klassifizieren, beim Krite- über den 1250 hier lebenden Flüchtlinwert, dass sich auch NGO präsentieren rium «make friends» nämlich regel- gen und vorläufig Aufgenommenen, von können, damit die Neuzugezogenen wis- mässig schlecht ab. Mittlerweile liegt sie denen 280 arbeiten, aufrechtzuerhalten sen, wo sie allenfalls Hilfe holen kön- gemäss der vom Münchner Netzwerk und weiter zu stärken sowie neue Partnen.» Und der Basler SVP-Präsident Internations durchgeführten Studie nur ner aus Wirtschaft und Gesellschaft für Sebastian Frehner ergänzt: «Ich habe noch auf Platz 31 von insgesamt 67 Län- die berufliche und soziale Integration von Flüchtlingen zu gewinnen. Einer der nichts gegen diese Anlässe. Es ist richtig, dern - hinter Vietnam oder Uganda. Zuzüger zu begrüssen. Dies führt dazu, Expats fühlen sich hierzulande offenbar drei Flüchtlinge, die der Kampagne ein Gesicht geben sollen, ist Ahmed, ein dass diese sich willkommen fühlen, was nicht willkommen. Sie empfinden die eine gute Voraussetzung für eine gute Schweizer als unfreundlich. «Hier haben 33-jähriger Syrer, der seit bald fünf Jahren in der Schweiz lebt. «Ich brauche Integration ist.» wir ein Defizit», räumt Kessler ein. Bei Früher fand die Begrüssung im Bas- der Frage, ob man an einem Ort bleiben kein Mitleid. Ich will eine Chance», steht auf dem Plakat, das seit Montag in Basel ler Waisenhaus statt und war einiges forwolle, spiele das soziale Umfeld aber meller. Mit der heutigen Informations- eine wichtige Rolle. «Findet man Freun- zu sehen ist. Kessler ist überzeugt, dass tätigkeit soll Basel als urbanes Zentrum de und integriert sich, bleibt man.» Die solche Projekte, die auf die zum Teil gefestigt werden. Der Kanton, dessen Schifffahrt biete einen positiven Ein- schwer traumatisierten Menschen einAusländeranteil 35 Prozent ausmacht, stieg, sei eine gute Gelegenheit, um erste gehen, adäquater sind als Cüpli-Annimmt damit schweizweit eine Pionier- Kontakte zu knüpfen. Firmen profitier- lässe. Auch für Asylsuchende gebe es Projekte, die der Vernetzung dienten, rolle ein (siehe Zusatz). ten von den sinkenden FluktuationskosDer Schifffahrt, die neun Mal im Jahr ten und Basel von einer gesellschaft- wie zum Beispiel die «Offene Kirche Elisabethen», wo Asylsuchende, Flüchtstattfindet, geht jeweils eine Begrüssung lichen Verjüngung. linge und Sans-Papiers «fern der Heimat im Rathaus voraus - abwechselnd in Deutsch, Englisch, Französisch, Spa- Flüchtlingen ein Gesicht geben etwas Heimat finden». Während sich die mittlerweile in Vernisch, Italienisch oder Portugiesisch. Wo Ist die Schifffahrt demnach mehr Standsonst das Basler Parlament debattiert, ortmarketing als Integrationsbemü- ruf geratene deutsche Willkommenssitzen dann die Neuzuzüger. Der grüne hung? Oder anders gefragt: Sprechen kultur also explizit auf Flüchtlinge beRegierungspräsident Guy Morin hält wir von einer Willkommenskultur für zieht, spricht Kessler von einer «Willdie Ansprache, es folgt ein Crashkurs zu Reiche? Kessler widerspricht vehement: kommenskultur für alle».

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Gratis-Deutschkurse für Migranten - der SVP sei Dank Der Kanton Basel-Stadt hat seit Region Basel leben, sollten davon aus2008 ein eigenes Integrationsgesetz, in genommen werden. Das Volksbegehren dem steht, dass Migranten verpflichtet sorgte schweizweit für Diskussionen: sind, sich mit den gesellschaftlichen Ver- Darf der Staat seine ausländischen Einhältnissen und Lebensbedingungen aus- wohner zur Anpassung zwingen? Nur einanderzusetzen und sich die dafür not- sehr bedingt, meinte die linke Basler wendigen Sprachkenntnisse anzueig- Regierung. Ein Integrationszwang winen. Der Basler SVP reichte das nicht: derspreche übergeordnetem Recht. Den Mit einem Volksbegehren wollte sie Basler Stimmbürgern wurde ein Gegen2012 die Migranten zu Sprachkursen vorschlag präsentiert, den sie 2014 anzwingen. Es sollten Integrationsverein- nahmen. Dieser sollte dem Prinzip «Förbarungen abgeschlossen werden, die an dern und fordern» sowie «Bildung und die Aufenthaltsbewilligung geknüpft ge- Begegnung» Rechnung tragen. Gemäss wesen wären. Die Expats, die in der diesem werden alle Zuwanderer, die in zas.

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Basel ankommen, persönlich begrüsst. Weiter schenkt der Kanton seinen Neuzuzügern Gutscheine für freiwillige Deutschkurse. Migranten, die ein halbes Jahr nach Ankunft möglicherweise allzu isoliert unter ihren Mitbürgern leben, werden zu einem Integrationsgespräch eingeladen. Eine Integrationsvereinbarung gilt als letzte Massnahme: Nur wer sich nicht integriert, also arbeitslos ist,

sich verschuldet oder Sozialhilfe bezieht, soll den Vertrag unterschreiben. In diesem Jahr wurden bis Mitte Oktober 17 Vereinbarungen abgeschlossen.

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