Berlin - Wir haben es satt!

16.01.2014 - vor, das der Bundestag in Berlin im letzten April ..... werden für die größte Freihandels- zone der Welt. ... Unternehmen des Agribusiness den.
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»Wir haben es satt!« Demo-Zeitung 2014 | Beilage der Unabhängigen Bauernstimme

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Potsdamer platz 1100 Uhr

Widerstand wirkt! Eine starke Bewegung für gute Landwirtschaft und gutes Essen Tanja Busse , Autorin und freie Journalistin

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s gibt gute Nachrichten! In Ahlhorn, im Landkreis Oldenburg, haben Bürgerinnen und Bürger einen neuen Großschlachthof verhindert. Die Firma Kreienkamp wollte dort ihre Schlachtkapazitäten erweitern, auf 120.000 Hühner pro Tag, doch das lokale Bündnis „MUT - Mensch, Umwelt, Tier“ protestierte so ausdauernd und hartnäckig, dass sich der Gemeinderat für eine verbindliche Bürgerbefragung entschied. 56 Prozent stimmten gegen den Schlachthof!

Naturschützern entschieden hatten. Doch ihre Argumente überzeugten. Anfang Dezember hat der Eigentümer den Antrag auf vorzeitigen Baubeginn zurückgezogen - nun muss er den langen Weg durch die Gerichtsinstanzen gehen. „Wir machen den Investor mürbe“, sagt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund. „Er verliert eine Menge Geld durch unsere Einsprüche.“

Überzeugende Argumente

Ein kleiner Etappensieg für Haßleben, aber ein großer Schritt für die „Wir haben es satt“-Bewegung! Wer in Zukunft Mega-Ställe bauen will, muss einen nahezu unkalkulierbaren Etat für Gerichtsverfahren einplanen. Denn auch das neue Baurecht erschwert Investitionen in die Agrarindustrie: Gemeinden

In Haßleben, in der Uckermark, darf nicht mit dem Bau der geplanten Mastanlage für 37.000 Schweine begonnen werden. Eigentlich wollte der Eigentümer vorzeitig losbauen, noch bevor die Gerichte über den Widerspruch von Umwelt- und

Neues Baurecht erschwert Agrarindustrie

können zukünftig widersprechen, wenn in ihrer Gemarkung gewerbliche Großmastställe geplant werden. Das sieht die Novelle des neuen Bundesbaugesetzbuches vor, das der Bundestag in Berlin im letzten April beschlossen hat. Der zähe Widerstand der inzwischen 250 Bürgerinitiativen und Verbände, die im Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ organisiert sind, dürfte diese Entscheidung beschleunigt haben. Und es gibt noch mehr gute Nachrichten: Ausnahmen sollen nicht länger die Regel sein! Das grüne Landwirtschaftsministerium in Hannover macht ernst mit der Umsetzung des Tierschutzplans und will die Amputation von Hühner- und Putenschnäbeln und Schweineschwänzen nicht länger dulden. Das ist EU-weit längst verboten, aber die deutschen Behörden haben „Ausnahmegenehmigungen“ erteilt - für bis zu 90 Prozent der Tiere. Mit dieser Quälerei soll es nun ein Ende haben, die Ministerien in Niedersachsen, SchleswigHolstein und NRW arbeiten daran. Eine kleine verwaltungstechnische Änderung, aber ein großer Schritt in Richtung Tierschutz: Denn Geflügel mit unversehrten Schnäbeln und Schweine mit Ringelschwän-

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Agrarexporte gefährden Ernährungs­ souveränität Deutschland und die EU dürfen die Umsetzung des Rechts auf Nahrung nicht weiter behindern! Stig Tanzmann, Brot für die Welt

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eltweit hungern mehr als 842 Millionen Menschen. Damit ist das Recht auf Nahrung eines der am häufigsten verletzten Rechte der Welt. Die Bedeutung des Rechts auf Nahrung ist unumstritten. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist es prominent verankert und auch die EU bekennt sich zum Recht auf Nahrung. Doch wenn es um die Umsetzung und die Politikkohärenz geht, dann hat das Recht auf Nahrung zu warten, dann haben die Wirtschaftsinteressen Deutschlands und der EU Vorrang. Die aktuellsten Beispiele für dieses widersprüchliche und untragbare Verhalten sind mit Blick auf Deutschland der Koalitionsvertrag, mit Blick auf die EU die gescheiterte europäische Agrar-

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Berlin

reform (GAP) und mit Blick auf die globale Ebene die WTO Beschlüsse von Bali. Im Koalitionsvertrag wird im entwicklungspolitischen Teil die Bedeutung des Rechts auf Nahrung betont, gleichzeitig soll aber die Exportkompetenz des Landwirtschaftsministeriums weiter ausgebaut werden. Dies obwohl schon heute die Umsetzung des Rechts auf Nahrung, basierend auf einer eigenen bäuerlichen Agrarproduktion, in vielen Ländern des Südens durch die deutschen Agrarexporte behindert wird. Verschärfend wirkt, dass viele veredelte tierische Produkte exportiert werden, für die erst Futtermittel, importiert werden müssen, die in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen.

Industriestaaten verhindern regionale Ansätze Nicht besser sieht es bei der entwicklungspolitisch völlig gescheiterten Reform der europäischen Agrarpolitik aus. Hier wurde komplett unterschlagen, dass die EU Agrarpolitik die Umsetzung des Rechts auf Nahrung in anderen Ländern gefährden kann. Es scheint als wurde diese Ebene in Brüssel

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Gesundes und bezahlbares Essen für alle! „Asta“ Das Demo-Schwein Die neugierige Schweinenase gehört Asta, einem Schwäbisch-Hällischen Landschwein. Asta lebt gemeinsam mit ihrer Schwester, weiteren Muttersauen, zwei Ebern und vielen Ferkeln auf dem 15 ha großen Nebenerwerbs-Biohof von Ludwig Scherm im Herzen des Bayrischen Walds. Die große Schweinefamilie (50-120 Tiere) bewohnt einen Außenklimastall mit einem 1 ha großen WeideAuslauf. Zu jeder Jahreszeit haben die Schweine freien Zugang nach draußen. Asta wurde im November 2012 geboren und wird kurz nach der „Wir haben es satt!“-Demonstration ihre ersten Ferkel werfen. Etwa 2 Tage wird Asta mit ihren Ferkeln in der Abferkelbox bleiben, danach geht es in eine Kleingruppe mit anderen Muttersauen und ihren Ferkeln. Nach etwa 1-2 Wochen kehren die Muttersauen mit ihren Ferkeln zurück zum Familienverband in den großen Auslauf. Ein Teil der Ferkel wird zur Mast abgegeben, die anderen Ferkel werden auf

Das Preisdumping bei Lebensmittel findet auf dem Rücken der Erzeuger statt Michael Bättig, Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg (ALSO)

Lebensmittel – nicht nur Mittel zum Leben Die enormen Produktivitätsfortschritte der Landwirtschaft in den letzten zweihundert Jahren haben großen Anteil daran, dass die Kosten der Arbeitskraft gering bleiben konnten. Wenn Lebensmittel billig sind, brauchen die Löhne nicht hoch zu sein, und trotzdem steigen die Profite. Trotz zunehmender Industrialisierung der landwirtschaftlichen Produktion stoßen die Produktivitätszuwächse aktuell an Grenzen: Immer mehr Input (Energie) ist notwendig, um den gleichen Zuwachs an Output zu erreichen. Probleme bereiten Massentierhaltung, Monokulturen und resistente Schädlinge, Bioenergieproduktion,

zen müssen in Zukunft so gehalten werden, dass sie sich nicht aus Langeweile, Stress oder Platzangst gegenseitig attackieren können.

Junge Leute wollen aufs Land

Matthias Stührwoldt Autor und Bio-Milchbauer

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Extremwetterereignisse und Über- gen billiger und für alle bezahlbar werden, müsste weiter rationalisiert düngung und die Löhne gesenkt werden. Lebensmittel – Druck- Ökoindustrialisierung mit Einsatz Mittel für Löhne osteuropäischer Subunternehmen 300.000 BäuerInnen ernähren in ist der marktwirtschaftlich nahe Deutschland 80 Millionen Men- liegende Weg. schen. Ihre Produkte werden zu über 90 Prozent von fünf Ketten aus der Zwickmühle – vermarktet: Edeka, Rewe, Aldi, mit neuen Bündnissen Ohne Veränderungen in der Lidl und Metro. Sie diktieren Preise, Qualität, Arbeitsbedingungen und Einkommensverteilung und ohne Löhne bei der Erzeugung, Verar- Eingriffe in den „freien Markt“ ist beitung und Vermarktung der Le- gesundes und bezahlbares Essen für alle kaum vorstellbar. Erwerbsbensmittel. Rund ein Drittel aller Haushal- loseninitiativen fordern seit langem te in Deutschland hat für Lebens- einen Regelsatz von mindestens 500 mittel ungefähr soviel von seinem Euro im Monat. Im „Bündnis für ein menschenEinkommen zur Verfügung, wie im Hartz-IV-Regelsatz dafür vor- würdiges Existenzminimum“ (www. gesehen ist: rund 135 Euro für ei- menschenwuerdiges-existenzmininen alleinstehenden Erwachsenen mum.org) haben sich BäuerInnen, im Monat. Das reicht für eine eini- Tier- und UmweltschützerInnen, germaßen ausgewogene Ernährung GewerkschafterInnen, Verbrau(nicht Bio!) nur dann, wenn aus- cherInnen, Flüchtlingsinitiativen, schließlich die billigsten Angebote Sozial- und Wohlfahrtsverbände und Erwerbslose zusammengetan, wahrgenommen werden. um ein gesellschaftliches Bündnis Eine strukturelle voranzutreiben für deutlich höZwickmühle here Regelsätze, einen existenzsiDie ökologische und kritische chernden gesetzlichen MindestLandwirtschaftsbewegung befindet lohn, eine gesunde Ernährung für sich in einer Zwickmühle: Wenn alle auf Basis einer regionalen und für die Produktion und Vermark- ökologischen Landwirtschaft, den tung gesunder Lebensmittel auch Ausbau einer kostenlosen sozialen faire Löhne gezahlt werden sollen, Infrastruktur für alle. dann werden die Lebensmittel teurer. Sollen die Lebensmittel dage-

Fortsetzung Seite 1: gibt, die als Gründer aufs ostdeut- monstrierten, haben sich zu Hau- technisch veränderte Lebensmittel Widerstand wirkt! sche Land ziehen und in den verlas- se nicht resigniert aufs Sofa fallen auf den Teller bringen könnte.

dem Hof weitergemästet.

Die Demo in Berlin ist bei mir inzwischen ein fester Termin im Kalender. Dicke Socken an Trecker getankt und los für bäuerliche Landwirtschaft.

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esundes Essen, regional und in Bioqualität, ist erheblich teurer als „normales“ Essen – und kann trotzdem nicht gewährleisten, dass die Erzeuger ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften oder ihren Angestellten ein ausreichendes Gehalt zahlen können. Kostenlos mithelfende Familienangehörige, Arbeitszeiten weit über 40 Stunden in der Woche und Stundenlöhne weit unter 8,50 Euro sind keine Ausnahme in der Biobranche. Gesund, regional und biologisch heißt noch lange nicht sozial.

Sogar im Kampf gegen das Land Grabbing im Osten gibt es kleine Erfolge: Die Bodenverwertungsund -verwaltungs GmbH (BVVG), die im Auftrag des Bundes die staatseigenen Äcker und Felder privatisiert, hat ihre maximale Losgröße von 50 auf 25 Hektar reduziert. Auch das ist nur eine kleine Änderung in einem Vergabeverfahren, das bislang Großinvestoren bevorzugt hat, doch ein großer Schritt für das „Bündnis Junge Landwirtschaft“: Die jungen Landwirte und Existenzgründer haben erreicht, dass BVVG und Politik endlich bemerkt haben, dass es junge Leute

senen Gegenden neue Strukturen aufbauen wollen. Hanna Stiehler und Johannes Erz vom Bündnis Junge Landwirtschaft zum Beispiel, die mit weniger als zwei Hektar Land begonnen haben und in Berlin mehr Abnehmer für ihre BioEier haben, als sie überhaupt liefern können. Denn auch die Großstädter haben es satt: Wenn der SlowFood-Aktivist Hendrik Haase zur Sauerkrautdisko in der Kreuzberger Markthalle Neun einlädt und Sauerkraut bei 120 Beats pro Minute ertanzen lässt, kommen nicht nur viele junge Berlinerinnen und Berliner, sondern gleich eine ganze Reihe Journalisten und berichten über Sauercrowden als „hedonistische Antwort auf eine un­kon­trollierte Lebensmittelindustrie“ (taz).

Runter vom Sofa Das alles zeigt: Der Widerstand wirkt! Die 25.000 Menschen, die im letzten Jahr in der Berliner Januarkälte vor dem Kanzleramt für eine andere Agrarpolitik de-

lassen. Sie haben sich weiter gewehrt: Gegen die Agrarindustrie, die Profite auf Kosten von Bauern, Tieren und Konsumenten macht, die Agrarkultur in HightechNaturzerstörung verwandelt und die Esskulturen dieser Welt zum Fastfood-Verschlingen degradiert. Gegen den unwürdigen Hunger von 842 Millionen Menschen und die gigantischen Lebensmittelimporte von einer Fläche von 18 Millionen Hektar nach Deutschland. Gegen die überflüssigen 40 Millionen Hühnermastplätze in Planung, gegen die ebenso überflüssigen 2,5 Millionen neu geplanten Mastplätze für Schweine. Gegen den leichtfertigen Umgang mit Antibiotika in der Tiermast. Gegen das Bienensterben und den Verlust der Artenvielfalt durch Monokulturen. Gegen das Höfesterben und gegen Verarmung und Vereinsamung des ländlichen Raums. Gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA, das europäische Standards gefährdet - und uns gen-

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ungerechte Förderpraxis beenden Tausende von Menschen haben das alles satt - und tun etwas dagegen, täglich, auf dem Land und in der Stadt, in Ratssitzungen, beim Einkaufen, bei der SchlachthofUmzingelung und beim Flashmob, beim Gründen und Protestieren. Das ist großartig. Leider hat es nicht verhindert, dass die neue europäische Agrarpolitik ab 2014 keine Agrarwende bringen wird. Wenn überhaupt, dann wird es nur ein winzig kleines bisschen Begrünung in der herrschenden ungerechten Förderpraxis.geben. Und leider hat es auch nicht gereicht, um im Koalitionsvertrag der neuen Regierung eine andere Landwirtschaft festzuschreiben. Deshalb muss weiter demonstriert werden, bis aus den vielen kleinen Schritten der „Wirhaben-es-satt“-Bewegung ein großer Schritt zur Agrarwende wird. Zum guten Essen. Und zur guten Landwirtschaft. Für alle, endlich!

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Unbegrenzter Handel statt Verbraucher­ schutz?

Europas Standards unterwandern

Mit dem TTIP soll eine regulatorische Harmonisierung erreicht werden. In der Folge könnte das europäische Vorsorgeprinzip umgangen werden. Dieses schützt die InteresDas Freihandels­ sen und die Sicherheit von Verbrauabkommen könnte cherInnen und Umwelt. Wenn nun Gentechnik- aber die USA und Europa gegenseiLebensmittel, tig ihre Standards anerkennen oder Hormonfleisch und angleichen, dann würden die oftChlorhühnchen die mals schwächeren amerikanischen Türen öffnen Standards im Umwelt-, Lebensmittel- und Agrarbereich in Europa Alessa Hartmann anerkannt werden. Dies könnte zum Koordinatorin von TTIP-UnfairHandelbar Beispiel bedeuten, dass der Weg für im Forum Umwelt & Entwcklung Gentechnik-Lebensmittel, für hormonbehandeltes Fleisch und Chlorhühnchen aus den USA frei wäre. Eine umfassende Kennzeichnungseit Juli 2013 verhandeln pflicht, wie sie in der EU eigentlich die EU und die USA die Regel ist, würde ebenfalls aufgehinter verschlossenen weicht werden. Türen das EU-USAHandels- und Investi- Hinter tionsabkommen, das so genannte verschlossenen Türen TTIP. Damit soll der Weg geebnet Die EU hat natürlich ein Interesse werden für die größte Freihandels- daran, dass diese Agenda geheim zone der Welt. Auch wenn dieses bleibt. Die offizielle Website der Abkommen weit weg in Brüssel und EU-Kommission bleibt oberflächWashington verhandelt wird, hat es lich und sehr lückenhaft. Nur wenidoch Einfluss auf das Leben aller ge Positionspapiere wurden online Menschen in Europa und den USA. gestellt, viele strittige Aspekte und Es betrifft alle Bereiche unseres vor allem die genauen Entwürfe von täglichen Lebens, unsere Umwelt, späteren Vertragstexten bleiben im Lebensmittel, Medikamente, Kos- Dunkeln. VertreterInnen der Indusmetik, Kultur, Datenschutz, Roh- trie, mit denen die EU-Kommission stoffe, Energie, die Liste ließe sich im Vorfeld des Verhandlungsauftakts 119 Gespräche führte (und beliebig fortsetzen.

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Fortsetzung Seite 1: Agrarexporte zerstören Ernährungs­ souvernität >

nur elf mit Verbrauchergruppen), haben ihre Forderungen und Wünsche aber klar formuliert und bringen ihre Interessen kontinuierlich in den Verhandlungsprozess ein. Eine zusätzliche Gefahr droht durch das im TTIP vorgesehene Investitionsschutzkapitel. Wenn der Gewinn einer Investition gefährdet ist – zum Beispiel durch geplante Gesetze zum Schutz der Lebensmittel- oder Verbraucherschutzstandards – könnten die großen Unternehmen des Agribusiness den betreffenden Staat vor internationalen Schiedsgerichten auf Entschädigungen in Millardenhöhe verklagen. Es zeigt sich also, dass mit dem TTIP wohl vor allem die Interessen der Agrarindustrie gestärkt werden, und das Abkommen ein Angriff auf die bäuerliche Landwirtschaft, ökologischer Lebensmittelerzeugung und artgerechte Tierhaltung ist. In Deutschland hat sich das zivilgesellschaftliche Bündnis „TTIP-UnfairHandelbar“ gegründet. Umwelt- und VerbraucherschützerInnen, Landwirte und globalisierungskritische Gruppen sind sich einig: Das Abkommen muss gestoppt werden! Zeigen wir jetzt unseren PolitikerInnen, dass wir eine nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft, statt agrarindustrielle Verfahrensweisen – wie sie das TTIP befördert – wollen!

Wir wehren uns! Immer erfolgreicher werden groSSe Ställe und Schlachthöfe verhindert Eckehard Niemann, AbL-Vertreter in der Netzwerk-Koordination

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as Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ mit jetzt 250 Bürgerinitiativen und 6 Landesverbänden hat in den letzten vier Jahren viele Agrarfabriken und sogar einen Masthühner-Großschlachthof, durch Klagen und durch Abschreckung der Investoren, verhindert. Das Netzwerk mit seinen vielen Intitiativen macht auch auf politischer Ebene deutlich, was die Mehrheit der Menschen schon lange will: eine artgerechte Tierhaltung. Ohne systematischen Antibiotika-Einsatz zur Kaschierung von Haltungsstress, mit echter Bindung an betriebliche Futterflächen, in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen.

Rechts auf Nahrung verfolgen und destruktive hauptsächlich auf die Artgerecht und dabei stark auf die eigenen Produ- eigenen Wirtschaftsinteressen aus- Flächengebunden

zenten setzen. Ein anderes positives Beispiel ist Brasilien, wo die Umsetzung des Rechts auf Nahrung ausgespart, um die Exportausrich- sehr gut mit den kleinbäuerlichen tung der EU Agrarwirtschaft nicht Produzenten und dem Konzept hinterfragen zu müssen. der Agrarökologie verknüpft wird. Zusätzlich haben Deutschland, die EU und andere Industriestaaten Die EU macht Druck mit dem WTO Beschluss von Bali Aber anstatt die Ansätze aus Brasiligezeigt, dass Entwicklungsländer, en oder Indien aufzugreifen oder zu die das Recht auf Nahrung durch fördern, blockieren und torpedieren Nahrungsmittelreserven umset- die EU und Deutschland diese Anzen wollen, die durch den Aufkauf sätze. Auf der Handelsebene gekleinbäuerlicher Agrarprodukte mit schieht dies neben der WTO, auch Festpreisen gebildet wurden, kein bei den von der EU verhandelten Gehör finden. Derartige Maßnah- EPAs (Economical Partnership Agmen werden als verbotene Subven- reements) Zwar wurden Ausnahtionen gebrandmarkt und Indien men für viele Agrarprodukte zugedarf nur unter Restriktionen und lassen, aber gleichzeitig ein ErhöBeschränkungen ausnahmsweise hung des Außenschutzes verboten. sein Programm weiterführen. Neu- Den entwickelteren afrikanischen en Staaten wird dieses Recht nicht Länder droht die EU, wenn sie dies nicht akzeptieren, ab Herbst 2014, mehr zugestanden. Das Beispiel aus Indien zeigt, ihnen ihre Zollpräferenzen zu nehdass einige Schwellen- und Ent- men und sie damit vom EU Markt wicklungsländer inzwischen positi- zu drängen. Zusätzliche Beispiele für diese ve Ansätze bei der Umsetzung des

gerichtete Politik sind das Engagement Deutschlands und der EU für die G8 New Alliance for Food Security and Nutrition (G8NA), sowie der Einsatz des deutschen Entwicklungsministeriums für das German Food Partnership (GFP). Beide Initiativen zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Agrobusinesskonzernen wie Monsanto, Bayer und BASF dominiert werden und das Agrarmodel von „Wachse oder Weiche“ in den globalen Süden exportieren. Dies gilt insbesondere für den Saatgutsektor. Von den afrikanischen Staaten verlangen die G8 Reformen im Saatgutsektor, die extrem an den Interessen der Saatgutkonzerne ausgerichtet sind. Somit sind der freie Zugang zu Saatgut und die Vielfalt massiv bedroht. Mit ihren Export- und Industrialisierungsansätzen stehen EU und Deutschland letztlich der Umsetzung des Rechts auf Nahrung in der Welt massiv im Wege. Diese Politik muss umgehend verändert werden.

Der Niedersächsische Tierschutzplan benennt wesentliche Misstände mit klaren Termine für deren Beendigung. Es ist bezeichnend für die Stärke der Bewegung, dass dieser Tierschutzplan zunächst von einer CDU-FDP-Regierung verabschiedet wurde. Wie bei den Geflügelschnäbeln ist auch bei den Schweine-Ringelschwänzen das Kupieren seit vielen Jahren durch entsprechende EU-Richtlinien verboten. Tierhalter in Skandinavien, im Baltikum oder in England halten sich längst daran. Die EUKommission droht angesichts der nahezu flächendeckenden „Ausnahmeregelungen“ Deutschlands mit hohen Strafen. Höchste Zeit für ein massives und zeitlich angemessenes Umbau- und Förderprogramm, damit die Hanltungsbedingungen es auch zulassen Schwänze und Schnäbel dran zu lassen. Erzeugerpreise müssen steigen Ebenso wie das Baurecht begrenzt ein solcher Tierschutz das ruinöse „Wachsen oder Weichen“ und schafft – wegen der damit verbundenen Mengenbegrenzung – einen neuen Rahmen für höhere Erzeugerpreise und für „Preiswachstum statt Mengenwachstum“. Durch das EU-weite Verbot bestimmter Haltungsbedingungen (wie zuvor der Käfighaltung) gibt es dann in den Läden auch keine konkurrierenden Billig-Angebote aus Stresshaltung und auch keine schädlichen Drittlandsexporte mehr.

Viele Erfolge

Das Netzwerk hat weitere Themen mit vorangebracht: die Diskussion um die Qualzucht, die Bedrohung von Bauernhof-Bio durch Agrarindustrie-„Bio“, die Debatte um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und um die dadurch geförderten resistenten Keime, Filtrererlasse, Schutz der Tiere bei Stallbränden oder Ausfall der Lüftungsanlagen, die irrwitzige Erzeugung von Fleisch-Überschüssen mit Importfuttermitteln, Abschaffung der EU-Exportsubventionen, Beendigung der WerkvertragsAusbeutung in Schlachtbetrieben, Programme zur Förderung des heimischen Anbaus von Leguminosen und anderen Eiweißfutterpflanzen, Stallbau-Investitionsförderung nur noch für artgerechte Tierhaltung, zuletzt auch die Ankündigung der Agrarministerien von NRW und Niedersachsen zur baldigen BeSchnäbel kupieren endigung der Tötung männlicher ist Verboten Küken von Legehennen-Rassen. Ebenso wichtig sind die Erfolge Diese Erfolgsgeschichte werden wir auf dem Gebiet des Tierschutzes: fortsetzen! Durchgesetzt wurde im neuen Baugesetzbuch ein Vetorecht der Gemeinden gegen gewerbliche Ställe mit mehr als 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 30.000 Masthühner-, 15.000 Legehennen- bzw. Putenund 600 Rinderplätzen. Diese Grenzen, aus dem Bundes-Immissionsschutz-Gesetz zum Schutz von Anwohnern und Umwelt, markieren in jedem Fall auch die Obergrenzen für eine artgerechte und flächengebundene Tierhaltung auf Bauernhöfen. Das Netzwerk strebt an, dass dieses Veto-Recht der Gemeinden nicht nur für „gewerbliche“ Ställe (ohne ausreichende Flächengrundlage) gilt, sondern ebenso für sogenannte „landwirtschaftlich privilegierte“ Megaställe, deren Investoren irgendwo noch Futterflächen angepachtet haben.

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Freiheit für die Vielfalt

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amen in die Erde zu bringen ist seit knapp 10.000 Jahren Grundlage menschlichen Überlebens. Wenige unserer Lebensmittel basieren heute nicht auf kultivierten Pflanzen. Wenn mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes mit Saatgut heute von drei Konzernen gemacht wird, haben wir es wohl mit sehr fundamental systemrelevanten Unternehmen zu tun.

Scheinbar unbemerkt sichern sich wenige Konzerne die Rechte am weltweiten Saatgut Saatgut als Gemeingut Benny Haerlin Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Bunte Kampagne für Saatgutvielfalt. Foto: Haerlin

Blühende Landschaf­ ten nur mit Bienen Die fleiSSigen Helfer sind von Pestiziden, Gentechnik und ausgeräumten Landschaften bedroht Thomas Radetzki Imkermeister mellifera e.V.

Noch stammt die Mehrzahl aller gepflanzten Samen nicht von Unternehmen, sondern von Bauern und Gärtnerinnen, die sie selbst vermehrt, verbessert und getauscht haben. Selbst in Deutschland wird die Hälfte des Getreidesaatguts von Bauern nachgebaut statt gekauft. Für Saatgut zahlen sie etwa ein Viertel von dem was sie für Mineraldünger und Pestizide aufwenden. Der Internationale Verband der Saatgutindustrie schätzt den weltweiten Umsatz seiner Mitglieder trotzdem auf 33 Milliarden Euro. Saatgut vermehrt sich von selbst. Das ist natürlich, manche sagen sogar das Geheimnis des Lebens. Mag

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ienen und Landwirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Ohne Bienen gibt es keine nennenswerte Bestäubung, ohne Bestäubung keine Feldfrüchte und kein Obst. Nicht umsonst ist die Biene das wichtigste Nutztier nach Rind und Schwein. Doch diese Beziehung ist keine Einbahnstraße. Denn ohne die Blüten von Obstbäumen, Gemüse oder Blumen gibt es auch keine Bienen, weil sie dann keine Nahrung mehr finden.

Bestäubung schafft Vielfalt

Gute Nahrung für alle! Das brauchen unsere Honigbienen um mit Krankheiten und anderen Umwelteinflüssen zurecht zu kommen, um Imkern eine Existenz zu ermöglichen. Anne-Kathrin Spatz, Imkerin und Mitarbeiterin beim Netzwerk Blühende Landschaft

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Bienen spielen aber nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Landschaft eine entscheidende Rolle. Bunte Blumenwiesen, vor allem aber auch blühende Hecken und Sträucher bieten Bienen und anderen Blütenbestäubern Nahrung, Nistplatz und Rückzugsraum - und im Herbst können sich Wildtiere an den Früchten laben. Außerdem gestalten diese wertvollen Landschaftselemente auch für uns Menschen wichtige Erholungsräume. Bienen leisten durch

sein. Aber es ist k e i n Geschäftsmodell! Seit vor weniger als hundert Jahren die Saatzucht von einer Aufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge zum Privatgeschäft wurde, ist diese kostenlose Selbstvermehrung vom Geschenk Gottes zum Innovationshemmnis, Fortschrittsfeind, Bauerntrick, Gesundheitsrisiko und Trittbrettfahrer, wenn nicht gar zu einer Ursache des Hungers geworden.

rade bei den weniger kommerziell getriebenen Samen-in-die-ErdeBringerInnen der wachsenden Lust an der Vielfalt Einhalt zu gebieten. Der veröffentlichte Vorschlag der EU-Kommssion ist ein unmittelbares Einheitsgesetz für die gesamte EU statt der bisherigen Vielzahl von Richtlinien für 28 nationale Gesetze und macht den Weg frei für direkte Anmeldungen bei einer EU-Zentralbehörde. Sie erfasst alle, die beruflich Samen herstellen oder Nicht verbreiten, als zur Dokumentation Nachbaubar und Information der Behörden Gewiß, es gibt elegante Methoden, verpflichtete „Unternehmer“. Kein der Selbstvermehrung das Hand- Bauer, kein Gartenbaubetrieb entwerk zu legen. Die Hybridzucht geht der totalen Saatgutkontrolle. vermag aus zwei unbrauchbaren Inzuchtlinien für eine einzige Ge- Eine Verordnung neration von Nachkommen schein- für die GroSSen Sie verlangt eine gnadenlose, bar perfekte Eigenschaften zu zaubern. Die Samen, die daraus her- am Hybriden orientierte Uniforvorgehen aber sind wieder genauso mität des Saatgutes. Samenfeste unbrauchbar wie ihre Großeltern. Sorten würden ihrer natürlichen, Darauf konzentriert sich die Züch- zur lokalen Anpassung und Forttung deshalb seit Jahren vor allem entwicklung sinnvollen internen bei Mais, Raps, Sonnenblumen und Unterschiede regelrecht beraubt. immer mehr Gemüsesorten. Wo die Die Saatgutunternehmen, die groß Natur dem bisher Grenzen setze, genug sind, den Aufwand zu behilft – wo sie zugelassen wird – die treiben, sollen sich künftig selbst prüfen dürfen. Ihre Sorten würden, Gentechnik. Technologien alleine reichen wie bereits ihre Gentechnik-Pflanmöglicherweise nicht aus, um ge- zen, von überforderten Beamten

nur noch nach Aktenlage am Bildschirm geprüft. Die Kleinen blieben weiter den Behörden überlassen und dürften mit steigenden Gebühren den Apparat zur Verhinderung ihrer Zulassungen auch noch alleine bezahlen.

GrüSSe aus Absurdistan? Immer mehr EU-Abgeordneten wird dieses Husarenstück kurz vor der Wahl wohl doch zu heiss. Unbehagen herrscht selbst in der PPE (CDU/CSU) Fraktion, deren Berichterstatter, Herr Silvestris vom Berlusconi-Club eben noch die Vorschläge der Europäischen Saatgutindustrie einbrachte, selbst kleine Nischen wieder abzuschaffen, die nach den Protesten im Frühjahr für weniger kommerzielle und biologische Züchter neu eröffnet wurden. Wir wollen mehr als Vertagung auf unbeobachtetere Zeit. Wir wollen freien Austausch und Zusammenarbeit statt totaler Kontrolle, fairen Marktzugang für kleine und besonders ökologische Züchter, Transparenz über Züchtungsmethoden und gerne auch ein wenig Schutz vor Saatgut-Monopolen und -Oligarchen.

ihre Besäubungstätigkeit einen zum Schutz der Bienen vor Agro- Euro Umsätze jedes Jahr gemacht. wichtigen Beitrag zum Erhalt die- Gentechnik darum, dass Honig Deshalb hat es niemanden gewunser Vielfalt. gentechnikfrei bleibt. dert, dass das vorläufige Verbot im Jahr 2013 von einer massiven LobImker brauchen Für Bienen byschlacht und Medienkampagne bäuerliche tödlich begleitet wurde. Durch den außerLandwirtschaft Ein weiteres großes Problem für ordentlichen Einsatz insbesondeWer sich wie wir für die Bienen Bienen sind die Pestizide. Egal ob als re der deutschen Imkerverbände engagiert, setzt sich damit automa- Spritzmittel oder als Beizmittel für konnte das Verbot auf europäischer tisch auch für die Landwirtschaft das Saatgut angewendet, schädigen Ebene trotzdem durchgesetzt werein. Und zwar für eine bäuerlich sie die Bienen. Nicht immer kommt den. Dabei war Walter Haefeker, geprägte Landwirtschaft, in der die es dabei zum spektakulären Sterben Präsident des Europäischen BerufsBienen – anders als in der indust- ganzer Völker, das unmittelbar auf imkerbundes, federführend. riellen Agrarproduktion – überle- das Ausbringen bestimmter AgrarDas Zusammenspiel zwischen ben können und nicht verhungern, gifte zurückgeführt werden kann. den Bienen und den blühenden durch einseitige Ernährung ge- Mindestens ebenso gefährlich sind Pflanzen unserer Landschaft funktischwächt werden oder an Agrargif- die so genannten sublethalen Effek- oniert seit Millionen Jahren. Bienen ten zugrunde gehen. te, d. h. diejenigen, die nicht ganz – sind in diesem Gefüge durch keine So wertvoll die Bestäubungs- oder nicht sofort – zum Bienentod andere Tierart oder gar Technik arbeit der Bienen ist, so fatal wird führen. Eine in besonderer Weise zu ersetzen. Um die Lebensbedinsie, wenn gentechnisch veränderte bedenkliche Gruppe der Pestizide gungen der Bienen zu verbessern Pflanzen angebaut werden. Denn sind die wasserlöslichen Neonico- und ihre gesellschaftlich wertvolle die Bienen unterscheiden nicht, tinoide. Sie wirken bei den Bienen Funktion als Bestäuber zu stärken, ob sie Nektar und Pollen von na- als Nervengifte und stellen ein be- sind wir Imker an einem deutlitürlichen oder von gentechnisch sonderes Problem dar. So hat bei- chen Ausbau des Ökologischen veränderten Pflanzen sammeln. spielsweise das inzwischen weltweit Landbaus interessiert. Wir freuen So verbreiten sie nicht nur unfrei- am meisten verwendete, systemisch uns, dass immer mehr Menschen willig den Gentechnikpollen in der wirkende Imidacloprid (Bayer) eine die Bedeutung der Bienen und der Pflanzenwelt, sondern er landet Giftigkeit, die mehr als siebentau- Imkerei für den Erhalt vielfältiger, auch im Honig. Und das betrifft sendmal so hoch ist wie die von blühender Landschaften erkennen. den Verbraucher dann unmittel- DDT! Mit diesen Wirkstoffen werbar. Deshalb kämpft das Bündnis den allerdings Hunderte Millionen

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Stoppt Gentechnik Die Konzerne verdienen an ihren neuen Pflanzen, die die Erwartung immer öfter nicht erfüllen! Annemarie Volling Netzwerk gentechnikfreie Landwirtschaft

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eniger Pestizideinsatz, mehr Ertrag auf gleicher Fläche, weniger Aufwand, bodenschonendes Arbeiten, mehr Gewinn. Das sind nur einige der Argumente der Befürworter gentechnisch veränderter Pflanzen. Seit über zwei Jahrzehnten versucht die Gentechnikindustrie ihre Pflanzen im Markt zu etablieren. Was in den USA und in Teilen Südamerikas zum Teil gelungen ist, stößt in Europa auf massive Ablehnung durch große Teile der Bevölkerung sowie der Land- und Lebensmittelwirtschaft.

Mehr Probleme als Lösungen

bäuerliche Landwirtschaft braucht keine Gentechnik! Foto: Weissenberg

Land grabbing Boden als Grundlage der Landwirtschaft und Ernährung ist zum hochbegehrten Spekulationsobjekt geworden Willi Lehnert Bündnis Junge Landwirtschaft e.V.

Bei der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen besteht die erhebliche Gefahr, dass sich diese mit herkömmlichen kreuzen. Gentechnik ist in der Natur nicht rückholbar. In Kombination mit den Eigenschaften selbst Insektengifte produzieren zu können, stellen diese Pflanzen und ihre Nachkommen eine große Bedrohung für das gesamte Ökosystem dar. AnbauErfahrungen aus Nord- und Südamerika zeigen, dass Gentechnik mehr Probleme schafft als Lösungen. Bei den beiden Eigenschaften von Gentechnik-Pflanzen, die zur

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er Kampf um Boden ist in den letzten Jahren härter geworden. Neben bestehenden Betrieben und Neueinsteigern haben auch landwirtschaftsfremde Investoren Boden als renditestarke Anlageform und Spekulationsobjekt entdeckt. Sie mausern sich zu Großgrundbesitzern. „Land Grabbing“ findet sich längst auch in Europa und Deutschland und ist nicht länger nur ein Phänomen südamerikanischer und afrikanischer Länder.

Boden als Anlageobjekt

Bauer sucht Land! Foto: Beleites

„Wachsen oder Weichen“ ist die Formel für den Strukturwandel im ländlichen Raum. Nicht nur Bäuer­ innen und Bauern leben und arbeiten in der Landwirtschaft, sondern nun auch außerlandwirtschaftliche Konzerne und Großinvestoren. Diese „arbeiten“ jedoch vielmehr mit als in der Landwirtschaft. Interessant ist Boden als Anlageobjekt. Hohe Flächensubventionen und Vergütung durch das Erneuerbare-

Zeit angebaut werden, ist die Natur „erfinderischer“ als die Technik. Gegen Glyphosat sind viele Unkräuter resistent geworden. Jetzt müssen diese entweder mit giftigeren Spritzmitteln behandelt oder mechanisch entfernt werden. Der versprochene Fortschritt war also nur vorübergehend. Auch Schädlinge, die eigentlich beim Fressen von Bt-Pflanzen sterben sollten, haben Resistenzen entwickelt oder andere Insekten haben die ökologische Nische besetzt und konnten sich zu Schädlingen entwickeln. Die Gentechniker versuchen in die Natur einzugreifen und zu manipulieren, ohne das Gleichgewicht der Natur im Blick zu haben.

Lukratives Koppelgeschäft Die Gentechnikkonzerne geben sich gerne selbstlos und stellen ihre Arbeit in den Dienst der Ernährung der Menschheit. Dem widerspricht, dass sie jede ihrer „Erfindungen“ patentieren lassen. Patente auf Leben sind eng mit den gentechnisch veränderten Pflanzen verbunden. Durch Patente wächst die Macht der Konzerne wie Monsanto, Syngenta, Pioneer, BASF, Bayer oder KWS Saat AG. Das Geschäftsmodell Nutzpflanzen mit Hilfe der Gentechnik resistent gegen Herbizide zu machen, z.B. Soja oder Mais,

und das dazugehörige Herbizid zur Verwendung vorzuschreiben sind so lukrativ, dass die Unternehmen immer weiter Pflanzenzuchtunternehmen aufkaufen können. Diese ständig voranschreitende Monopolisierung des Saatgutmarktes bedroht die Grundlagen einer eigenständigen Lebensmittelerzeugung und führt zu einer immer stärkeren Abhängigkeit von den Konzernen.

Europaweiter Widerstand Viele Bäuerinnen und Bauern haben diese Entwicklungen erkannt und wehren sich seit Jahren erfolgreich gegen gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Äckern in Deutschland und Europa. Auch die Mehrheit der Bevölkerung lehnt nach wie vor Gentechnik im Essen ab. Leider sind die nationalen Regierungen sowie die EU-Kommission nur in Ausnahmefällen bereit, die Meinung ihrer Bevölkerung umzusetzen. Es bedarf des gesellschaftlichen Drucks, damit die Landwirtschaft und die Lebensmittel auch in Zukunft gentechnikfrei bleiben können. Die Erfolge der Vergangenheit machen Mut, dass dies auch in Zukunft gelingen kann. Ganz aktuell will die EU-Kommission den Mais der Linie 1507 zum Anbau in Europa zulassen. Bei der anstehenden Abstimmung muss die

Energien-Gesetz sowie das niedrige Zinsniveau bieten ein attraktives Investment mit Aussicht auf Rendite. In Europa, in Deutschland, direkt vor unserer Haustür.

mung degradiert, Dorfgemeinschaften überaltern und das Bild des ländlichen Raums verfestigt sich in Monokulturen. Hier ist die Politik gefordert. Gerade in der Landwirtschaft gibt Nach amerikanischen es Raum zur Gestaltung. Die BoVorbild denpolitik ist eine entscheidende Ostdeutschland zeigt sich beson- Stellschraube, um die Entwicklung ders geeignet, da „gewachsene“ ländlicher Räume zu steuern. großräumig strukturierte IndustrieLandwirtschaft mit großen Maschi- Falsche Land­ nen, Agrar-Chemie und wenig Ar- vergabepraxis beitskräften bewirtschaftet werden Wem wird Land zur Verfügung gekann. Ganze Betriebe mit mehreren stellt? Einer großbetrieblichen, agrar­ Tausend Hektar werden kurzer- industriell ausgerichteten Landhand gekauft und als Filialbetriebe wirtschaft mit wenig Wertschöpfung geführt, der Begriff Farmgrabbing und Arbeitsplätzen? Oder vielmehr ist hier treffender. 32.000 Hektar einer Landwirtschaft, die sich an bewirtschaftet ein Unternehmen bäuerlichen Prinzipien orientiert? mittlerweile in den neuen Ländern. Mit geschlossenen Betriebskreis20 Prozent eines Landkreises in läufen, Umweltschutz und sozialem Brandenburg werden von drei Ge- Engagement in den Dörfern! Der Bund als Verwalter von sellschaften beackert. Sieben Holdings streichen 15 Prozent der Di- Flächen aus Treuhandvermörektzahlungen in Brandenburg ein. gen hat die Möglichkeit zu ent­ Eine „effiziente“ Landwirtschaft scheiden:Veräußert er das Land nach amerikanischem Vorbild ent- meistbietend an zahlungskräftige wickelt sich, Landwirte werden zu Betriebe und Investoren oder verLohnarbeitern ohne Selbstbestim- gibt er es nach gesellschaftlichen

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Der 18.1.2014: Es ist der Tag im Jahr, an dem wir mit geballter Kraft unseren Unmut über die Missstände in der Tier­haltung Luft machen können. Verena Stampe Fachreferentin bei PROVIEH

neue Bundesregierung und andere Mitgliedstaaten mit einem klaren „Nein“ stimmen – damit Europa weiterhin fast gentechnikfrei bleibt. Viele Mitgliedsstaaten haben den Anbau des Mais MON810 seit Jahren verboten. Die Gentechnik-Kartoffel Amflora ist vom Markt nicht angenommen worden. Auch wenn in der Vergangenheit viel erreicht worden ist, muss die kritische Bewegung weiterhin wachsam bleiben. Mit dem aktuell verhandelten Freihandelsabkommen könnten sich für die Gentechnikkonzerne ganz neue Möglichkeiten ergeben, wenn damit europäische Standards ausgehebelt werden. Wir kämpfen weiterhin für eine unabhängige, gentechnikfreie Landwirtschaft.

Bedürfnissen und nutzt die Möglichkeit, gezielt bäuerliche Betriebe, Existenz- und Neugründungen zu unterstützen. So könnten gesteigerter Wertschöpfung, höherem Arbeitsplatzangebot, Steueraufkommen und Diversifizierung Akzente gesetzt werden. Eine aktive Bodenpolitik bietet Möglichkeiten dem demografischen Wandel auf dem Land zu begegnen, junge Leute für die Landwirtschaft zu begeistern und eine regionale kulinarische Kultur wiederzubeleben.

Wir wollen aufs Land Das Interesse von jungen Leuten auf dem Land zu leben und zu arbeiten steigt. Sie sind gut ausgebildet, kreativ und sehen große Potentiale. Wie auch bestehende, in der Region verankerte Betriebe brauchen sie aber eine faire Chance, um sich gründen, etablieren und in ihrer Existenz bestehen zu können. Seitens der Politik wünschen wir uns den Willen, sich gemeinsam für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu engagieren.

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»Wir haben es satt!« Demo-Zeitung 2014 | Beilage der Unabhängigen Bauernstimme

Bioveganer Landbau Die Idee Landwirtschaft ganz ohne Tiere zu machen gibt es schon seit über hundert Jahren Konstantinos Tsilimekis Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

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ls Alternative zum „System Agrarindustrie“ wird gegenwärtig zumeist vor allem die ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft diskutiert. Mit speziellem Blick auf die Tiere, deren fragwürdige agrarwirtschaftliche Behandlung allzu oft Auslöser immer neuer Skandale und Diskussionen ist, wird dabei bisher oft übersehen, dass bereits längst noch eine weitere Alternative realisiert wird, die gerade in tierethischen Belangen noch einen konsequenten Schritt weiter geht: der bio-vegane Landbau.

Beginn und Verbreitung des bio-veganen Landbaus Erste praktische Umsetzungsversuche eines Landbaus ohne »Nutztiere« lassen sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Spätestens aber seit der Begründung des bio-veganen Landbaus durch das Vegan Organic Network (VON) zum Ende desselben Jahr-

Bewegung stark und artgerecht An der gesellschaftlichen Debatte um mehr Tierwohl im Stall kommt niemand mehr vorbei Martin Schulz Bauer im Wendland

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roß geworden auf einem kleinen Bauernhof im Wendland war ich sehr früh konfrontiert mit landwirtschaftlicher Tierhaltung. Ich hatte vor der Ausbildung noch keine genaue Vorstellung wie ich den Hof weiterführen würde, aber eines war mir klar: meine Tiere sollten es gut haben. Und so wählte ich meine Lehrhöfe so aus, das ich in Sachen artgerechter Tierhaltung Erfahrung sammeln konnte.

Die Tierzahlen sind gestiegen

Schweine wollen Stroh und Sonne Foto: Weissenberg

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Das ist jetzt alles 20 – 25 Jahre her, und mittlerweile halte ich seit 18 Jahren Tiere nach Neulandricht­ linien. In dieser Zeit hat sich die konventionelle Tierhaltung stark verändert. Die Anzahl der Tiere auf einem Betrieb sind durch die fast ausschließlich strohlose Haltung stark gestiegen, die Rinder sind mehrheitlich von den Weiden verschwunden und das Geflügel muss sich mit 25 Artgenossen einen Quadratmeter teilen und leidet fast die ganze Lebenszeit an schmerz­ haften Fußballenentzündungen. Aber diese Entwicklung ist an der Gesellschaft nicht vorbeigegangen. Sie nimmt es wahr, wenn sich Landschaften verändern, man nur selten noch Kühe auf der Weide grasen sieht, oder Schweine

hunderts in England, gewann die Idee eines von „Nutztieren“ gänzlich freien Landbaus konkrete, richtungsweisende Gestalt: Angeregt durch die Initiative des VON sind inzwischen auch über die Grenzen Englands hinaus bio-vegane Höfe und Netzwerke, wie das Veganic Agriculture Network (VAN) in Nordamerika und das Bio-Vegane Netzwerk (BVN) in Deutschland, gegründet worden.

Ziele und Grundsätze des bio-veganen Landbaus Die wichtigsten Ziele und Grundsätze des bio-veganen Landbaus fasst das BVN wie folgt zusammen: „In der biologischen Landwirtschaft werden enge Stoffkreisläufe angestrebt und auf synthetische Düngemittel, Pestizide und gentechnisch veränderte Organismen wird verzichtet. Im bio-veganen Landbau werden darüber hinaus keine Tiere gehalten und auch keine Produkte aus Tierhaltung oder

draußen sein können. Es ist eine so kraftvolle Bewegung entstanden, das der Lebensmitteleinzelhandel reagieren muss. Nicht weil sie den Tierschutz plötzlich ganz toll finden, sondern weil sie Angst haben, Marktanteile zu verlieren. Was sie aber nicht wollen, ist eine gezielte Kennzeichnung des Fleisches, welches unter besseren Haltungsbedingungen erzeugt wurde. Vielmehr sollen die etwas besseren Haltungsbedingungen dieses kleinen Segments als PR für die 99% des Fleisches genutzt werden, was weiterhin ganz konventionell erzeugt wird. Dieses Programm ist Anfang September als so genannte Branchenlösung vorgestellt worden. Nach einem Kriterienkatalog für die Schweinehaltung sollen Bauern die mitmachen mehr Geld bekommen. Was auffällt ist, dass Stroheinstreu nur als eine Möglichkeit zur Schaffung einer weichen Liegefläche vorgesehen ist, eine Gummimatte würde es auch tun. Ebenso glaubt man scheinbar nicht, das man mit diesen Maßnahmen auf das Kupieren der Schwänze beim Schwein verzichten kann. Es ist dafür nämlich kein Zuschlag vorgesehen. Denn diese Maßnahme wird man nach bisherigen Erfahrungen nur mit Stroheinstreu hinbekommen. Auch aktuell entstehende Tierwohllabel des Lebensmitteleinzelhandels

-schlachtung verwendet (Mist, Gülle, Knochen-, Blut- oder Hornmehl, Haarpellets etc.). Dezentrale Strukturen, eine möglichst regionale Erzeugung und Vermarktung, Ressourcenschonung und Förderung der Artenvielfalt sind weitere Handlungsmaximen.“

Für eine bio-vegane Landwirtschaft als Alternative

Als Alternativen zu tierlichen Düngemitteln werden vor allem die Gründüngung, Mulch und rein pflanzlicher Kompost zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit verwendet. Zudem werden angemessene Fruchtfolgen geplant. Für den Erhalt von Grünland ergeben sich auch bei diesem Landbau wertvolle Nutzungsmöglichkeiten für Wiesen und Weiden (z. B. Mähen für Kompostmaterial; Obstwiesen). In geeigneten Gebieten könnte aber auch die Entwicklung zu artenreichen Naturwäldern zugelassen sowie die Wiedervernässung von Moorwiesen angestrebt werden.

Dass der bio-vegane Landbau funktioniert, beweisen einige seit vielen Jahren bio-vegan ausgerich­ te­te Betriebe. Dass er notwendig ist, belegt – abgesehen vom derzeit generell inakzeptablen Umgang mit „Nutztieren“ – allein schon die Tatsache, dass der derzeitige Fleischkonsum viel zu hoch ist. Zudem steigt die Zahl der Konsumenten kontinuierlich, die sich über eine vegane Ernährungsweise gegen jegliche Züchtung, Haltung und Verarbeitung von „Nutztieren“ aussprechen. Anzustreben sind daher eine drastische Senkung der Tierbestandszahlen und des Tierkonsums sowie eine stärkere politische Berücksichtigung vor allem auch der bio-veganen Alternative (v. a. als Lieferant tierethisch unbedenklicher Produkte). Die Tiere, die Umwelt und letztlich auch die Menschen können von der Stärkung dieser Alternative letztlich nur profitieren.

sind kritisch zu sehen. Ihre Standards sind häufig so niedrig, dass selbst auf Schwänze kupieren nicht verzichtet werden kann. Dabei zeigt das Neulandprogramm seit nunmehr 25 Jahren wie eine artgerechte Tierhaltung in der Praxis funktioniert, so das man auf das Schwänze kupieren auch wirklich verzichten kann. Die Ökoverbände waren so weitsichtig und haben sich als Standard für ihre Betriebe hieran orientiert.

zu verhindern. So forderte der Bauernverband, Minister Lindemann auf, den Tierschutzplan zurück zu nehmen. Deshalb ist es wichtig, immer wieder Druck zu machen. Es ist wichtig, die guten Beispiele wie sie auf den Neuland und Biohöfen praktiziert werden zu unterstützen. Diese weitestgehend an den Bedürfnissen des Tieres orientierte Tierhaltung muss letztendlich der Standard aller landwirtschaftlichen Tierhaltung werden.

Bodenfruchtbarkeit und Grünlanderhalt

Bundesländer gehen voran Auch die Politik kann sich aufgrund der Bewegung nicht länger aus der Affäre ziehen. Die Koalitionsvereinbarungen der neuen Regierung aus CDU und SPD sind in dem Punkt alles andere als konkret. Auf Länderebene sieht es etwas anders aus. Der niedersächsische Tierschutzplan noch unter CDU Minister Gerd Lindemann ins Leben gerufen, ist dort schon weg­ weisender. Die Länder SchleswigHolstein und Nordrhein-Westfalen wollen ihn kopieren. Also sind zumindest die Bundesländer mit den meisten Schweinen und dem meisten Geflügel auf dem Weg die Tierhaltungen zu verbessern. Aber Bauernverband und Agrarindustrie haben natürlich ein großes Interesse die Umsetzung der Maßnahmen

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Die große Energie, Kreativität und Vielfalt machen diese Demo so inspirierend und zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die Demo ist für mich nicht nur Geistes­nahrung, sie gibt mir neuen Schwung und ist ein „must go“! Stephanie Roth Campaignerin bei ARC2020

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Unter Einsatz von Hormonen wurde der Zyklus aller Säue im Stall gleichgeschaltet. Donnerstags wird geworfen, das spart Arbeitskraft. Dank Hochleistungszucht und Hormonen waren wir 16 Ferkel für 14 Zitzen.

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Schweine: verspielte, intelligente Lebewesen, die in der industriellen Massentierhaltung von der Geburt an nur als Produkt gesehen und auch so behandelt werden. Skizzenhaft ein Lebenslauf nachgezeichnet.

In unserem Stall wird immer dienstags künstlich befruchtet,

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von Erik Tuckow

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Nach 3 Wochen werden aus Saugferkeln Läufer. Nächste Station ist das Flatdeck, die meist zweiÜberzählige und zu kleine Unbetäubt Schwanz kupiert, Hoden stöckige Gitterboden-Kita. Im Eisengitter-Kastenstand ist für die Sau weder an Stroh, Ferkel werden nie große raus und Zähne abgeschliffen, damit Dort Mast bis 30 kg. Wert Nest oder nur sich drehen zu denken. Was bleibt, ist liegen Mastschweine! Die ren- wir enger zusammenrücken können. am Ende: ca. 74 Euro. und stehen. tieren sich nicht.

Fressen …

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Hier ist es so langweilig, dass selbst der Im Maststall wird dann richtig zugelegt, im Schnitt 850g pro 70% des Eiweißfutters ist im- Die eigenen Exkremente immer 77% der Ställe arbeiten mit Antibiokupierte Schwanz des Nachbarn noch Tag. Was soll man auch machen außer Fressen. portiertes Soja, oft genmanipu- im Güllekeller unterm Spalten- tika. In 88 % der Schweineställe finangebissen wird. liert. Bon Appetit. boden. Ein Gestank – und das den sich antibiotikaresistente Keime. mit einer Trüffelnase! Im Schweinesystem …

Last Exit: Schlachthof

Fleisch im Überfluss

Ende

Dieses Jahr war ein schlechtes Jahr, das Mastschwein bringt 175 Euro, die Kosten liegen aber drüber, der Bauer zahlt rund 5 Euro pro Schwein drauf. In einem der 160 tagtäglichen Lastwagen zum größten Schlachthof der EU. 25.000 Schlachtungen am Tag. 1.700 jede Stunde. Alle 3 Sek. ein Tier.

Nicht jedes Schwein ist komplett betäubt beim Ausbluten und dem darauf folgenden Abbrühen. Jedes Hundertste hat richtig Pech.

… wird nicht nur das Schwein aus- Über 20 % des Schweinefleisches werden exportiert. Edelstücke bleiben hier. Speck gebeutet: für die Mehrheit der ist in Russland beliebt, Reste landen oft in China. Oder zu Dumpingpreisen in Afrika, Arbeiter im Schlachthof sind 3,50 was Märkte von Kleinbauern zerstört. Was immer hier bleibt: die Gülle aus der Schweinemast. Euro/Std. keine Seltenheit.

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»Wir haben es satt!« Demo-Zeitung 2014 | Beilage der Unabhängigen Bauernstimme

Schnippel disko von Berlin um die Welt! Mit Knubbelgemüse SchneideBrett und Musik gegen Lebensmittel­­ver­schwendung Lotte Heerschop Slow Food Youth Deutschland

B

ei der „Wir haben es satt!“-Demo im Januar 2012 fing alles an – mit gut 300 Schnipplern, zwei DJs und einem Berg Gemüse in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg. 1,5 Tonnen nicht mehr marktfähiges Knubbelgemüse schnippelte das Slow Food Youth Netzwerk zu Elektro-Musik für eine Protestsuppe – 9.000 Portionen. Warum? Die Suppe sollte den Anti-Agrarlobby-Demonstranten am nächsten Tag die Bäuche wärmen. Aber darüber hinaus wollte das Slow Food Youth Netzwerk zeigen, dass Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung nicht nur äußerst wichtig und sinnvoll sind, sondern auch Spaß machen: Zu coolen Beats entstehen tolle Gespräche und köstliche Gerichte! Alles, was man dazu braucht, sind motivierte Schnippler, befreundete DJs, und verantwortungsbewusste Bauern oder Händler, die ihren Ausschuss lieber nicht in der Tonne sehen wollen.

Schnippeldisko geht um die Welt

sieht dabei jedoch immer gleich aus: Nicht marktfähiges Obst und Die Idee der Schnippeldisko hat Gemüse wird gesammelt und bei sich seitdem schnell verbreitet und guter Musik zu einem gemein-sawurde zu einem weltweiten Erfolg: men Essen verarbeitet In den Niederlanden, Griechenland, der Schweiz, Südkorea, und Eine kulinarische zuletzt in New York wurde die Protestaktion kulinarische Protestaktion des Laut einer Studie der UN-OrganiSlow Food Youth Netzwerks auf- sation für Ernährung und Landgegriffen - in Frankreich konnte wirtschaft (FAO) landet ein Drittel sie sich sogar in Form der Disco- aller Lebensmittel, die weltweit Soupe-Bewegung national etablie- produziert werden, auf dem Müll, ren. Zum Welternährungstag am obwohl vieles noch essbar wäre. Das möchte das Slow Food 16. Oktober 2013 brachte die Initiative gegen Lebensmittelver- Youth Netzwerk ändern. Wir wolschwendung, „Feeding the 5k“, des len zeigen, dass verschmähtes Foodaktivisten Tristam Stuart sogar Knubbelgemüse wie zweibeinige alle weltweit stattfindenden Sch- Möhren, herzförmige Kartoffeln nippeldiskos unter der Kampagne und krumme Gurken einen Wert „World Disco Anti Food Waste haben: Sie sind ulkig, sie schmeckDay“ zusammen, um zu zeigen wie en, sind nahrhaft und viel zu koststark die globale Bewegung gegen bar, um „entsorgt“ zu werden! Lebensmittelverschwendung bereMit dabei its geworden ist. Auch bei der „Wir haben es satt!“ Jede Schnippeldisko hat dabei ihren ganz eigenen Geschmack: Demo im Januar 2014 sind wir wieWährend zur „Wir haben es satt!“ der mit von der Partie: Gemeinsam Demo 2013 in Berlin vor allem mit unseren Partnern, Meine LandWintergemüse wie Rote Bete wirtschaft, der Green Music Initiaund Kartoffeln geschnippelt und tive und der Fläming Kitchen, laden verkocht wurden, hat Slow Food wir am Vorabend der Demo (FreiYouth in Südkorea mit Paprika, tag 17.01.) in den Zirkus Cabuwazi Staudensellerie und uvm. einen am Postbahnhof ein, um aus dem leckeren Salat zubereitet. Auch Gemüse eine wärmende Demomusikalisch variieren die Events: suppe zu kochen. Dazu brauchen Während auf dem Bochumer wir eure Hilfe – deshalb kommt N.A.T.U.R-Festival beim Schrub- zahlreich und bringt eure Schneiben, Schneiden und Kochen Live- debretter, Schnippelmesser und bands zu hören waren, bespielte auf Sparschäler mit! Die DJs geben wir dem Regensburger Neupfarrplatz euch kurz vor der Schnippeldisko DJ Kruemell die Schnippelakti­ auf Facebook und unter www.slowvisten. Das grundlegende Format foodyouth.de bekannt.

Programm Donnerstag 16. Januar 2014 17–22 Uhr Street Food Brandenburg – think global, eat local Partner: Markthalle Neun, Street Food Thursday, Slow Food Berlin Ort: Markthalle Neun, Eisenbahnstr. 42/43 Freitag 17. Januar 2014 19 Uhr »Schnippeldisko« Partner: Slow Food Youth Deutschland, Fläming Kitchen, Green Music Initiative, Markthalle Neun; Ort: Zirkus Cabuwazi, Am Postbahnhof 1 Samstag 18. Januar 2014 8-10 Uhr Bauernfrühstück Ort: Markthalle Neun, Eisenbahnstr. 42/43 8.30 Uhr Treffen und Aufstellung der Trecker am Ostbahnhof 9 Uhr Traktorenzug zum Potsdamer Platz 11 Uhr Auftaktkundgebung zur Demonstration Ort: Potsdamer Platz 12 Uhr Demonstrationszug zum Kanzleramt anschließend Abschlusskundgebung und Rock for Nature mit Ratatöska 1430-18 Uhr Politischer Suppentopf: Aufwärmen – Vernetzen – Diskutieren bei Essen, heißen Getränken & Kultur. Partner: INKOTA-netzwerk, Fläming Kitchen, Kampagne »Meine Landwirtschaft« Ort: Heinrich Böll-Stiftung, Schumannstraße 8

Impressum und Kontakt Herausgeber: Wir haben es satt! Demo-Büro c/o Forum Umwelt und Entwicklung Marienstraße 19-20 10117 Berlin Redaktion: Marcus Nürnberger und Iris Kiefer Grafik: sichtagitation.de

Titelfoto: (Schwein Asta) Ludwig Scherm V.i.S.d.P.: Jochen Fritz Marienstraße 19-20 10117 Berlin Kontakt: Wir haben es satt! – Demo-Büro Tel: 030 28 48 24 38 [email protected] www.wir-haben-es-satt.de

Anreise: Unter: www.wir-haben-essatt.de/anreise finden Sie Mitfahrgelegenheiten zur Demo aus ganz Deutschland Flyer, Plakate und Co: Zu bestellen unter www.wir-haben-es-satt.de oder direkt in unseren Materiallagern in Berlin abzuholen (s. Website).

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AGRARBÜNDNIS BAYERN Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V.

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