Atemwegserkrankungen vor in ...

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Rauchen ist die häufigste Ursache einer COPD. Lange Zeit bleiben die krankhaften Veränderungen unbemerkt oder werden irrtümlich als Raucherhusten abgetan – ohne die Gefahr einer Erkrankung zu erkennen und die notwendige Behandlung einzuleiten. In der Folge entsteht immer öfter eine Atemnot, die manchmal lebens­bedrohlich sein kann. Die Diagnosestellung „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“, kurz COPD, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Veränderung. Dieses Patienten-Handbuch möchte Ihnen näherbringen, welche Ursachen zu einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung führen. Es stellt Ihnen die modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten vor und gibt Ihnen Tipps und Anregungen für ein lungengesundes Leben. Werden Sie zusammen mit Ihrem Arzt zum Gesundheitsmanager in eigener Sache! So können Sie selbst aktiv an Ihrer Behandlung mitarbeiten, Ängste vor der Krankheit

Hilfe – Atemnot!

überwinden und akute Verschlechterungen Ihres Gesundheitszustandes verhindern.

Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Hilfe – Atemnot! Curaplan Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Schutzgebühr: 9,90 EUR

Hilfe – Atemnot! Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Hilfe – Atemnot! Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

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Hilfe – Atemnot! Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Inhalt

Vorworte Sie stehen im Mittelpunkt ______________________________________________ Seite 4 Verbündete beim Durchatmen ___________________________________________ Seite 5

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

1

400 Liter Sauerstoff am Tag Lunge und Herz – Motor des Lebens ______________________________________ Seite 6

2

Wenn die Luft wegbleibt Von Husten über Atemnot zu COPD _____________________________________ Seite 14 Die Risikofaktoren für COPD ___________________________________________ Seite 18

3

4

Worauf Ihr Arzt achtet Der Weg zur richtigen Diagnose _________________________________________ Seite 24 Das Gespräch mit Ihrem Arzt ___________________________________________ Seite 28 Das kann Ihr Arzt für Sie tun Behandlung, Medikamente und begleitende Therapien _____________________ Seite 36 Behandlungsformen bei leichter COPD __________________________________ Seite 40 Medikamenten-Info Beta-2-Sympathomimetika ___________________________ Seite 41 Medikamenten-Info Anticholinergika ____________________________________ Seite 43 So inhalieren Sie richtig _______________________________________________ Seite 44 Behandlungsformen bei mittelschwerer COPD ____________________________ Seite 49 Medikamenten-Info Xanthine, z. B. Theophyllin ___________________________ Seite 50 Medikamenten-Info Glukokortikoide _____________________________________ Seite 52 Behandlungsformen bei schwerer COPD _________________________________ Seite 54

Hilfe – Atemnot! Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Der Notfall – Exazerbation Verschlechterung mit verstärkter Atemnot ________________________________ Seite 56 Werden Sie selbst aktiv Das können Sie alles für sich tun _______________________________________ Seite 62 Hören Sie auf zu rauchen ______________________________________________ Seite 64 Bringen Sie Ihren Körper in Bewegung ___________________________________ Seite 68 Achten Sie auf Ihr Gewicht und Ihre Ernährung ___________________________ Seite 71 So beugen Sie wirkungsvoll vor Trainieren für den Notfall ______________________________________________ Seite 74 Atemgymnastik _______________________________________________________ Seite 76 Werden Sie zum Experten Ihrer COPD ___________________________________ Seite 80 DMP – Ihr ganz persönliches Betreuungsprogramm Das bringt Vorteile für Arzt und Patient __________________________________ Seite 82 Das sind Ihre Vorteile im DMP __________________________________________ Seite 84 Ihr Arzt erstellt gemeinsam mit Ihnen den Behandlungsplan ________________ Seite 91 Glossar – die wichtigsten Fachausdrücke _______________________ Seite 94 Stichwortverzeichnis _____________________________________________ Seite 98 Impressum _______________________________________________________Seite 100

3 Inhalt

Kapitel

5

Kapitel

6

Kapitel

7

Kapitel

8

4 Vorwort

Hilfe – Atemnot! Sie stehen im Mittelpunkt

Die strukturierten Behandlungsprogramme der AOK für Patienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) gibt es nun schon seit dem Jahr 2006. Auswertungen von Patientendaten und Begleitstudien zeigen, dass sich die Programme in der Praxis bewährt haben. So überprüfen die teilnehmenden Ärzte bei ihren Patienten beispielsweise öfter die richtige Anwendung der Inhalationsmedikamente, damit diese auch richtig wirken können. Zudem konnten viele Patienten im Programm dazu motiviert werden, mit dem Rauchen aufzuhören. Es gibt also viele gute Gründe, an AOKUwe Deh Curaplan für Patienten mit einer COPD Geschäftsführender teilzunehmen. Doch der Behandlungserfolg hängt vor allem von Ihnen selbst ab. Ihre MitVorstand des arbeit ist gefordert – z. B. bei der gemeinsaAOK-Bundes­ men Planung der Behandlungsziele mit Ihrem verbandes Arzt. Informieren Sie sich über Ihre Erkrankung, achten Sie auf Warnsignale bei einer plötzlichen Verschlechterung und verhalten Sie sich gesundheitsbewusst. Die AOK unterstützt Sie dabei – z. B. mit diesem Patientenhandbuch. Es gibt Ihnen einen Überblick über die Krankheit COPD und ihre Behandlung. Doch das ist nicht alles: Wir schaffen die vertraglichen Rahmenbedingungen bei den Ärzten, damit Sie optimal

Hilfe – Atemnot! Verbündete beim Durchatmen betreut und behandelt werden. Im Rahmen von Schulungen erfahren Sie in einer kleinen Gruppe, wie Sie aktiv an der Behandlung Ihrer Erkrankung mitwirken können. Sie haben die Gelegenheit, sich mit den Schulungsleitern und den anderen Teilnehmern in persönlichen Gesprächen auszutauschen. Zusammen mit Ihnen entscheidet Ihr Arzt, welches Schulungsprogramm für Sie geeignet ist. Wir hoffen, dass Ihnen dieses Buch hilft, gut mir Ihrer Lungenerkrankung zu leben, und wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Gesundheit!

Ihr Uwe Deh

Ganz allmählich wird der Husten anhaltender, schon morgens nach dem Aufstehen geht es los und zieht sich durch den Tag. Wann er angefangen hat, ist oft nicht zu klären. Aber der Husten wird stärker und bei Belastung kann es zur Atemnot kommen. Vielleicht sagen Ihnen Bekannte: „Im Alter ist das eben so, damit musst du dich abfinden.“ In Wahrheit handelt es sich um eine ernste Erkrankung, die das Alltagsleben stark einschränken kann. Mit der Diagnosestellung „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“, abgekürzt COPD, ist ein wichtiger Schritt zur Behandlung ge­tan. Die meist schon lange bestehenden und oft geleugneten Krankheitszeichen wie Auswurf, Husten und Atemnot bekom­men einen Namen und werden auf ihre Ur­sachen zurückgeführt. Sie haben nun die Chance, mit einer strukturierten und konsequenten Behandlung und durch Ihre aktive Mitarbeit das weitere Fortschreiten der COPD zu verlangsamen oder zu stoppen. Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist leider nicht heilbar. Sie können aber Ihre bestmögliche Atemkraft und damit Vitalität und Lebensfreude erreichen. Dazu braucht es Informationen, Eigeninitiative und Ihren Hausarzt.

Er kann Ihnen im Rahmen eines DiseaseManagement-Programmes dabei helfen, dass kein Risikofaktor übersehen wird. Er klärt auf und unterstützt Sie mit Informationen zur Erkrankung. Mit ihm können Sie Behandlungsziele vereinbaren und er steht Ihnen bei der Erreichung Ihrer Ziele mit Rat und Tat zur Seite. Natürlich verfügt das Gesundheitssystem über weitere Spezialisten, die im Fall der Fälle wissen, was zu tun ist. Bei der COPD sind das etwa Lungenfachärzte, auch Pneumologen genannt. Besser jedoch, wenn es erst gar nicht so weit kommt. Eine wesentliche Aufgabe der Hausärzte ist die Betreuung ihrer Patienten, unterstützt von DiseaseManagement-Programmen und nicht zuletzt Handbüchern wie dem, welches Sie gerade in Händen halten. Eine informative Lektüre wünscht

Ihr Ulrich Weigeldt

5 Vorwort

Ulrich Weigeldt Facharzt für Allgemeinmedizin, Bundesvor­sitzen­der des Deutschen Hausärzte­­ver­bandes

6



1. Kapitel

7

400 Liter Sauerstoff am Tag Lunge und Herz – Motor des Lebens

Kapitel 1

400 Liter Sauerstoff am Tag Lunge und Herz – Motor des Lebens Atmen ist lebenswichtig. Durchatmen und aufatmen, das bedeutet Lebensfreude, Tatkraft und Vitalität.

A

tmen ist die Grundvoraussetzung, um leben zu können. Ohne Wasser und Nahrung können wir einige Tage oder gar ein paar Wochen überleben, ohne Luft nur wenige Minuten. Die Atmung wirkt sich auf unseren ganzen Körper aus und beeinflusst unsere Stimmung. Sie haben sich bestimmt auch schon mal „Luft verschafft“, wenn Ihnen alles zu viel wurde, und konnten danach wieder „durchatmen“. Und als COPD-Patient kennen Sie wahrscheinlich das Gefühl: „Es schnürt mir die Luft ab“, wenn Sie sich überfordert oder bedrängt fühlen.

Atem holen und aufatmen für ein aktives Leben Die Luft, die wir einatmen, enthält den lebensnotwendigen Sauerstoff.

Sie bringt • S auerstoff in unsere Atemwege und • befördert einige „Abfall“-Stoffe hinaus; hauptsächlich Kohlendioxid, auch CO2 genannt. Geschieht das nicht, würde es unseren Körper vergiften. Die Luft, die wir einatmen, enthält knapp 21 Prozent Sauerstoff und nur 0,03 Prozent Kohlendioxid. Die eingeatmete Luft fließt über die Atemwege in die Lunge. Dort passieren die Sauerstoffteilchen das Lungengewebe und gelangen ins Blut. Die roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythrozyten, binden den Sauerstoff an sich und transportieren ihn zu Organen und Geweben, z. B. zu Muskeln, Knochen oder Nerven. Das Sauerstoffteilchen wird an das Gewebe oder die Organe abgegeben und

8 Kapitel 1

Ein Neugeborenes atmet rund 40- bis 50-mal pro Minute ein und aus, Schul­ kinder haben eine Atem­frequenz von ungefähr 20 bis 25 und Er­wach­sene kommen auf 12 bis 15 Atem­züge pro Minute.

hat nun freie „Transportkapazitäten“ für das Kohlendioxid. Es nimmt das sogenannte CO2, das Abbauprodukt des Sauerstoffs, auf und transportiert es zurück zur Lunge, wo es über die Atemwege abgegeben wird. Deswegen enthält die ausgeatmete Luft nur noch 17 Prozent Sauerstoff. Dafür ist der Kohlendioxidgehalt auf 4 Prozent angestiegen. Der Körper hat den Sauerstoff verbrannt und dabei ist Kohlendioxid als Abfallprodukt entstanden. Es gibt also in unserem Körper zwei wichtige Transportsysteme – eines für die Luft und eines für das Blut. Damit zwischen diesen beiden ein Austausch stattfinden kann, müs-

Es gibt etwa 300 Millionen Alveolen in der Lunge, die gerade noch mit dem bloßen Auge erkennbar sind. Ein einzelnes Lungenbläschen ist ungefähr einen viertel bis einen halben Millimeter groß.

Bronchiolen Alveole

angeschnittene Alveole

Blutgefäße

sen Sie sich begegnen. Und das geschieht an den kleinsten Verzweigungen der Lunge, den sogenannten Alveolen oder Lungenbläschen. Sie haben nur eine hauchdünne Wand oder Membran, an denen das Blut vorbeifließt. Der Sauerstoff aus der Atemluft kann sie durchdringen und gelangt ins Blut, genauer gesagt in die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff zu allen Zellen des Körpers weiterleiten. Die roten Blutkörperchen transportieren auch Kohlendioxid – das Abbauprodukt des Sauerstoffs – zurück zur Lunge. Dort kann es über die dünne Wand der Lungenbläschen an die Luft abgegeben werden und wir atmen das CO2 einfach wieder aus.

Unsere Atmung passt sich immer dem Bedarf an Im Durchschnitt atmet jeder Erwachsene in Ruhestellung circa 14-mal ein und aus. Und das pro Minute. Bei Belastung und in Stresssituationen noch öfter. Mit jedem Atemzug strömt ungefähr ein halber Liter Luft in unsere Lunge, je nach Größe und Gewicht des Menschen. Wenn wir wollen, können wir noch viel mehr Luft einatmen. Jeder kennt das, wenn er auf einem Berg oder einer Wiese steht und ganz tief frische Luft einatmet. Das können dann rund zwei Liter mehr Luft sein als im Normalfall. Über den Tag verteilt strömen mehr als 10.000 Liter Luft in unser Atemsystem, eine ungeheuer große Menge. 2.100 Liter davon sind Sauerstoff, der Stoff, den wir am dringendsten zum Leben brauchen. Von diesen 2.100 Litern „verbraucht“ der Körper schon in Ruhestellung 400 Liter Sauerstoff, die er in Energie umwandelt. Und wenn wir uns anstrengen, atmen wir noch mehr Luft ein und verbrauchen auch mehr Sauerstoff. Beim schnellen Laufen z. B. braucht der Körper rund 12-mal mehr Luft als im Schlaf, nämlich 3.300 bis 3.400 Liter pro Stunde.

Atmung ist Hochleistung im Verborgenen Meistens bemerken wir gar nicht, dass wir atmen. Denn das Atemzentrum im Gehirn steuert den Vorgang, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Im Körper wird andauernd der Sauerstoff- und Kohlendioxid­

gehalt, also das CO2, im Blut gemessen. Diese Werte verarbeitet das Atemzentrum und passt die Atmung entsprechend an. Bei der Information „zu wenig Sauerstoff und zu viel Kohlen­dioxid“ holen wir automatisch tiefer und schneller Luft und atmen kräftiger aus.

9 Kapitel 1

So viel Luft atmen wir ein und aus Die 10.000 Liter Luft, die wir pro Tag einatmen, entsprechen dem Volumen von etwas mehr als 70 mittelgroßen Badewannen, die ein Volumen von rund 140 Litern haben. Pro Monat atmen wir ungefähr die Luft in einem kleinen Haus ohne Keller ein. Und das, was wir pro Jahr einatmen, würde einen mittleren Heißluftballon mit fast 20 Metern Durchmesser füllen, nämlich mindestens 3.650 Kubikmeter.

10 Kapitel 1

Ihre Atmung passt sich der Belastung an. Die Tabelle zeigt, wie viel Liter Luft Sie pro Stunde einatmen beim Schlafen

280 Liter

Liegen

400 Liter

Stehen

450 Liter

Gehen

1.000 Liter

Radfahren

1.400 Liter

Schwimmen

2.600 Liter

Bergsteigen

3.100 Liter

Laufen

3.400 Liter

Rudern

3.600 Liter

Quelle: Lungenliga Schweiz

Anstrengende Tätigkeiten erfordern eine größere Menge Sauerstoff, weshalb die benötigte Luftmenge stark schwanken kann. Haben Sie ein Auto mit einem Tempomaten? Oder haben Sie schon mal eines gefahren? Sie geben einfach ein, wie schnell Sie fahren wollen, und das Auto behält dann die entsprechende Geschwindigkeit bei. Auch wenn Sie den Berg hochfahren müssen oder Gegenwind haben. So macht das auch Ihr Körper. Sein Maßstab sind allerdings nicht Kilometer pro Stunde, sondern Sauerstoff pro Minute. Kommt nicht genügend Sauerstoff im Körper an, dann müssen Sie öfter und tiefer atmen. Dieser „Autopilot Atmung“ ist also äußerst sinnvoll. Schließlich können wir nicht alle 3 bis 4 Sekunden daran denken, ein- oder

auszuatmen. Niemand könnte außer atmen noch etwas anderes tun und an Schlaf wäre überhaupt nicht zu denken.

Der Weg der Luft durch Ihre Lungen Die Atmungsorgane sind ähnlich aufgebaut wie ein Baum. Stellen Sie ihn in Gedanken auf den Kopf und Sie haben eine Vorstellung davon, wie sich unsere Atemwege verzweigen. Mit dem Einatmen beginnt der Kreislauf der Luft durch die Lunge und wieder zurück. Die – gesunde – Atmung erfolgt in einem perfekt eingespielten Rhythmus. Dabei hat jede „Station“, die die Luft passiert, ihre spezielle Aufgabe. Denn die Luft, die wir einatmen, ist nicht rein und der Körper hat einige Schutzvorrichtungen, um die empfindlichen Lungen gesund zu erhalten.

11 Kapitel 1

Nasenhöhle Zunge Kehlkopf

Speiseröhre Luftröhre

Bronchien Bronchialverästelungen rechter Lungenflügel

Durch die Nase oder den Mund einatmen?

Die unteren Atemwege ver­zweigen sich immer feiner

Wenn wir einatmen, dann meist durch die Nase. Die Haare in unserer Nase fangen den groben Schmutz ab, die Schleimhaut bindet feinere Staubteilchen. Außerdem feuchtet sie die Luft an und wärmt sie auf. Erst danach gelangt sie in den Rachenraum. Beim Einatmen durch den Mund geschieht das intensive Anwärmen und die Filterung der Luft nicht oder nur in geringerem Maße.

Die nächste Station ist der Kehlkopf. Jedes Mal, wenn Sie schlucken, verschließt er die Luftröhre, damit keine Nahrung oder andere feste Teilchen in die Bronchien und die Lunge gelangen. Geschieht das dennoch, wird der Hustenreflex ausgelöst. Wenn die Luft den geöffneten Kehlkopf passiert hat, fließt sie in die Luftröhre. Diese hat ein „Gerüst“ aus hufeisenförmigen Knorpelspangen, die dafür sorgen, dass sie während der Atmung nicht zusammenfällt. Die Luftröhre gabelt sich in die beiden Hauptbronchien, die sich in den beiden Lungen-

flügeln immer weiter und feiner verzweigen. Bei einem Baum ist das genauso: Die Äste am Stamm sind noch dick, aber je weiter sie sich verästeln, desto dünner werden die Zweige. Der große Luftstrom wird also in den unteren Atemwegen in viele winzig kleine Ströme aufgeteilt. Am Ende der sogenannten Bronchiolen sitzen die Lungenbläschen, auch Alveolen genannt. Dort findet der eigentliche Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid statt. Ein dichtes Netz von Lungenkapillaren führt der Lunge sauerstoffarmes Blut aus dem Körperkreislauf zu und transportiert umgekehrt sauerstoffreiches Blut zurück in den Kreislauf.

12 Kapitel 1

Je größer die Oberfläche der Lungenbläschen ist, desto besser wird unser Körper mit Sauerstoff versorgt.

Die Oberfläche der Lunge umfasst bis zu 200 m2

Die Schleimhaut hält die Atemluft sauber und feucht

Die Verzweigung der Bronchien in kleine Bronchiolen und ihre Ausbuchtung zu Lungenbläschen ist für den Körper sinnvoll, weil dadurch eine viel größere Oberfläche entsteht. Die äußere Oberfläche der Lunge beträgt nur rund 1 m2, die innere Oberfläche etwa 200 m2. Auf diese Weise kann in kürzerer Zeit mehr Gas ausgetauscht werden als bei einer kleinen Oberfläche. Wasser verdunstet in einer breiten Schale ja auch viel schneller als etwa in einer hohen Vase.

Die Atemwege im Inneren sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die mehrere wichtige Funktionen hat: •  Sie hält die Atemwege feucht und schützt so die Lunge vor Austrocknung. •  Der Schleim, den sie bildet, umhüllt kleine Schmutzpartikel, die sich dadurch besser abtransportieren lassen. •  Für den Abtransport sind die Flimmerhärchen in der Schleimhaut zuständig. Es gibt ganz viele davon, stark vergrößert sehen sie fast aus wie ein Rasen. Nun kann ja ein einzelnes Härchen nichts transportieren, deswegen arbeiten sie zusammen. Sie kennen bestimmt die La-Ola-Welle beim Fußball! Tausende von Zuschauern stehen auf und setzen sich nacheinander in einem koordinierten Rhythmus, und das sieht aus wie eine Welle. Wäre auf dieser Welle ein Ball, würde er mit der Welle transportiert werden. Genauso befördern die Flimmerhärchen Staub, Viren, Bakterien und alles, was nicht in die Lunge gehört, in Richtung Ausgang: immer weiter nach oben, erst in die Bronchien, dann in die Luftröhre, von wo aus sie abgehustet werden können.

13 Kapitel 1

Staubpartikel Schleim Flimmerhärchen

Zelle

Gesunde Flimmerhärchen bewegen sich in Wellen. Staub, Viren und Bakterien werden auf diese Weise abtransportiert.

Bei einer COPD „verkleben“ die Flimmer­ härchen und können Schmutzpartikel kaum mehr abtransportieren.

Zusammenfassung

Wenn Sie eine COPD haben, klappt das bei Ihnen leider nicht mehr so perfekt. Eines oder mehrere Rädchen im „Uhrwerk Atmung“ sind verschmutzt, angeschlagen oder ganz kaputt. Aber unser Körper ist keine Maschine und es gibt viele Möglichkeiten, gesundheitliche Einschränkungen auszu­ gleichen und das Fortschreiten von Erkrankungen aufzuhalten. Ihr Arzt wird Sie gründlich untersuchen. Vielleicht müssen Sie etwas mehr für Ihre Gesundheit tun und wahrscheinlich einige Ihrer Gewohnheiten ändern. Nutzen Sie die Chance, damit Sie wieder durchatmen können.

Atmen ist eine komplexe Angelegenheit, auch wenn wir das Tag für Tag unbewusst und ganz selbstverständlich tun. Ganz viele „Rädchen“ müssen dabei perfekt ineinandergreifen. Ihre Atemwege und Ihre Bronchien sollten frei sein, damit genügend Luft in Ihrer Lunge ankommt. Eine gesunde Schleimhaut und das Flimmerepithel sorgen dafür, dass Staub, Viren und Bakterien in der eingeatmeten Luft wieder nach draußen transportiert werden. Und die Alveolen in Ihrer Lunge müssen genügend Sauerstoff beim Einatmen aufnehmen und Kohlendioxid beim Ausatmen abgeben. Das können sie am besten mit einer großen Lungenoberfläche.

14



2. Kapitel

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Wenn die Luft wegbleibt Von Husten über Atemnot zu COPD

Wenn die Luft wegbleibt Von Husten über Atemnot zu COPD

Kapitel 2

Zu den häufigsten Anzeichen für eine COPD gehören Husten, Auswurf und Atemnot. Viele Patienten nehmen die ersten Anzeichen nicht ernst, aber diese Symptome sind Warnsignale und deuten auf eine krankhafte Verän­ derung des Lungengewebes hin.

C

OPD ist eine englische Abkürzung und steht für „chronic obstructive pulmonary disease“, zu Deutsch: chronisch atemwegs­ verengende Lungenkrankheit. Die COPD ist eine der häufigsten Lungenerkrankungen, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Tendenz stark steigend. Die Erfassung der Betroffenen ist schwierig, da sich die Erkrankung schleichend entwickelt. Viele Menschen haben bereits eine COPD, zeigen aber noch keine Anzeichen der Erkrankung, d. h. sie leiden noch nicht unter Symptomen. Eine COPD entwickelt sich aus einer vermeintlich harmlosen Erkrankung, die jedoch in den Atemwegen zu schwerwiegenden Veränderungen führen kann.

Veränderung und Verengung der Atemwege Mit der Atemluft gelangen Fremdstoffe wie Schmutzpartikel, Feinstaub, Viren oder Bakterien in die Atemwege. Die Schleimhaut „erkennt“ diese Stoffe als fremd und hüllt sie mit Schleim ein. Die Härchen aus dem Flimmerepithel transportieren sie aus dem Körper. Sie kennen das vom Schnupfen: Ihre Nase läuft und Sie müssen andauernd niesen oder husten. Bei einer einfachen Erkältung dauert der Husten ein bis zwei Wochen an, dann lässt er nach. Die Entzündung klingt ab, die Schleimhaut fährt die Schleimproduktion herunter, die Atemwege werden wieder weiter und das Flimmerepithel erholt sich.

16 Kapitel 2

Wenn Sie länger als zwei Wochen husten, beginnt sich das Gewebe in den Atemwegen zu verändern. Es leistet schon bei einer normalen Atmung schwere Arbeit. Die zusätzliche Belastung durch andauerndes Husten, z. B. bei einer Bronchitis, verkraftet es nicht mehr. Ihm fehlt die Zeit zum Regenerieren. Die Schleimhaut entzündet sich und lagert mehr Wasser und sogenannte Fibrine ein. Fibrine bewirken, dass die Schleimhaut durch Bindegewebe ersetzt wird. Das macht das

Jetzt ist es höchste Zeit zum (Be-)Handeln!

Gewebe dicker, härter und weniger anpassungsfähig. Der Schleim, der produziert wird, ist zäh und die Flimmerhärchen verkleben und sterben ab. Sie können den Abtransport der Fremdstoffe nicht mehr leisten und der „Selbstreinigungsmechanismus“ der Atemwege kommt ins Stocken. Fremdstoffe und Schleim bleiben in der Lunge und blockieren die feinen Verästelungen der Bronchiolen. Je dicker die Schleimhaut wird und je mehr Schleim in der Lunge bleibt, desto kleiner wird

So verändern sich Ihre Atemwege bei COPD Gesunde Atemwege

Muskel Bronchialgewebe/ Bindegewebe Schleimhaut mit Flimmerhärchen

Veränderung der Atemwege bei COPD

entzündetes Bronchialgewebe mit vermehrtem Bindegewebe Schleimhautentzündung Schleim

Hohlraum

Die Atemwege sind verengt durch • Entzündung und Verdickung der Schleimhaut • vermehrte Schleimbildung

natürlich der Durchmesser von Bronchien und Bronchiolen. Die Atemluft muss sich jetzt durch immer engere Wege zwängen. Sie können weniger Luft ein- und ausatmen und an den Lungenbläschen kommt weniger Sauerstoff an, als Ihr Körper eigentlich braucht. Die Steuerung im Atemzentrum versucht das durch mehr Atmen auszugleichen – die Folge ist Atemnot, besonders wenn Sie eigentlich vermehrt Sauerstoff brauchen, also in Bewegung oder bei Belastung. Eine COPD tritt meist im Erwachsenenalter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Die Lunge kann schon früher Schädigungen aufweisen, aber das wird durch eine Art „Reserve“ ausge­ glichen, da wir mehr Lungengewebe haben, als wir im gesunden Zustand brauchen. Mit dem Fortschreiten der Krankheit schwinden diese Reserven und es kommt anscheinend ganz plötzlich zu Atembeschwerden.

Eine COPD bedeutet, dass diese Veränderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können, d. h. irreversibel, also nicht heilbar, sind. Machen Sie sich klar, dass Sie handeln müssen, denn Ihre Lunge kann nicht mehr die volle Leistung erbringen. Deswegen ist es unbedingt notwendig, die Ursachen Ihrer Krankheit abzustellen und Risikofaktoren zu vermeiden. • D  ie Schleimhaut in den Bronchien und Bronchiolen ist entzündet, reagiert hyperaktiv und produziert vermehrt Schleim. • Der Abtransport von Fremdstoffen ist gestört, weil das Flimmerepithel geschädigt ist. • I hre Atemwege sind dauerhaft verengt. • Einige Ihrer Lungenbläschen sind durch die meist giftigen Fremdstoffe unwiederbringlich zerstört. • I hr Körper kann keine neuen Lungenbläschen bilden. • Der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid ist vermindert. • Ihre Lunge ist dauerhaft überbläht und das wirkt sich auf Ihren gesamten Körper aus. Eine COPD ist eine lebenslange Erkrankung. Sie und Ihr Arzt können verhindern, dass sich Ihr Atmungssystem immer weiter krankhaft verändert. Das Ziel nach einer COPD-Diagnose ist, eine Verschlechterung des bestehenden Zustandes zu verhindern oder hinauszuzögern.

17 Kapitel 2

COPD tritt meist im Erwachsenenalter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Die Lunge kann schon früher Schädigungen aufweisen, aber das wird durch eine Art „Reserve“ ausgeglichen.

18 Kapitel 2

Die Risikofaktoren für COPD Rauchen ist der größte Risikofaktor Rauchen ist die Ursache Nummer eins für die Entstehung einer COPD. Über 90 % der COPD-Patienten haben eine Vorgeschichte als Raucher. Tabakrauch enthält etwa 4.800 chemische Substanzen, von denen ca. 250 giftig und 90 krebserregend sind. Außerdem enthält Tabak normalerweise harmlose Stoffe, wie z. B. Zucker, die sich bei der Verbrennung in gesundheitsschädliche Stoffe umwandeln können. Viele dieser Substanzen treten in Wechselwirkungen miteinander und verstärken sich gegenseitig.

Bislang sind hauptsächlich Männer von einer COPD betroffen. Experten erwarten in Zukunft mehr erkrankte Frauen.

Zigaretten sind voller Gefahrstoffe für Ihre Lunge: • Nikotin ist ein starkes Gift und wird u. a. zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Bereits 60 Milligramm Nikotin können für einen erwachsenen Menschen tödlich sein. Übrigens: Auch „nikotinarme“ Zigaretten sind schädlich! Der gesetzlich festgelegte Grenzwert für Nikotin im Rauch einer Zigarette beträgt ein Milligramm. • Teer entsteht beim Verbrennen von Tabak und wird durch den Zigarettenfilter kaum zurückgehalten. Teer ist zäh und haltbar, er wird u. a. beim Straßenbau verwendet. Er verklebt die Flimmerhärchen in den Atemwegen. Sind sie endgültig zerstört, können Schmutz- und Staubpartikel nicht mehr abtransportiert werden. • Kohlenmonoxid ist ein geruchloses und sehr giftiges Gas, das beim Verbrennen von Tabak entsteht. Es bindet sich an die roten Blutkörperchen und verhindert damit den Sauerstofftransport. Denn die „Andockstationen“ sind mit Kohlenmonoxid besetzt. Um den Körper trotzdem mit genügend Sauerstoff zu versorgen, steigen Blutdruck und Pulsfrequenz. Ihr Körper läuft schon im Ruhezustand auf Hochtouren. Bei körperlicher Belastung führt dies zu erheblichen Leistungsminderungen.

Auch Passivrauchen ist schädlich und gefährlich

19 Kapitel 2

Der Rauch, den man beim Passivrauchen ein­ atmet, enthält die gleichen Giftstoffe wie der, den der Raucher inhaliert. Wenn Sie also auch nur neben einem Raucher sitzen, z. B. an der Bushaltestelle, dann rauchen Sie! Zudem ist dieser sogenannte Nebenstromrauch noch schädlicher, da viele Giftstoffe in höherer Konzentration vorkommen als im Hauptstromrauch. Der Anteil an Kohlenmonoxid etwa ist rund doppelt so hoch. Auch andere Gifte wie Benzol, Cadmium und Blei sind im Nebenstromrauch höher konzentriert. Die Partikel sind außerdem kleiner und können dadurch leichter in die entferntesten Lungenbläschen, die Alveolen, eindringen und sich dort ablagern.

Wenn Sie neben einem Raucher sitzen, dann rauchen Sie mit. Der sogenannte Nebenstromrauch ist sogar noch gefährlicher.

Umweltbedingte Schadstoffe und erbliche Belastung Auch wenn Sie nicht rauchen, sind Sie anderen schädlichen Einflüssen ausgesetzt, die eine COPD verursachen können. Dazu gehören andauernder Smog in viel befahrenen Städten oder auch Feinstäube, die Sie berufsbedingt einatmen. Betroffen sind z. B. Bäcker, Bergarbeiter, Maurer und Landwirte, aber auch Menschen, die mit giftigen Stoffen und Gasen arbeiten. Wenn das auf Sie zutrifft, sind Sie besonders gefährdet und sollten mit Ihrem Arzt Vorkehrungen treffen, damit Sie erst gar nicht an COPD erkranken. Auch die genetische Disposition kann einen Risikofaktor darstellen. Eine COPD, die

durch eine genetische Vorbelastung „vererbt“ wird, ist sehr selten. Diese Menschen leiden an einem Mangel an dem sogenannten Alpha-1-Antitrypsin. Entzündungszellen in der Lunge bekämpfen Bakterien, Viren und andere Fremdstoffe, greifen aber auch die körpereigenen Gewebe an. Sie unterscheiden also nicht zwischen Freund und Feind. Alpha1-Antitrypsin schützt die eigenen Zellen vor diesen Angriffen und verhindert so die Ausbreitung einer Entzündung. Bei Menschen mit einem Mangel an Alpha-1-Antitrypsin ist dieser Schutzmechanismus gestört.

20 Kapitel 2

Risikofaktor chronische Bronchitis Die chronische Bronchitis kann die Vorstufe einer COPD sein. Das Tückische daran ist, dass sie oft jahrelang nicht erkannt wird und weiter fortschreitet. Diese Menschen leiden immer wieder und über das ganze Jahr verteilt an einer Infektion der Atemwege. Die Zeiten dazwischen ohne Beschwerden werden immer kürzer. Oder Husten und Auswurf dauern mindestens drei Monate pro Jahr – und das in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Die

Symptome bei einer chronischen Bronchitis ähneln denen der COPD: Husten und zäher Schleim, der die Atemwege verengt und das Atmen behindert. Der entscheidende Unterschied zu einer COPD ist, dass die Verengung der Atemwege reversibel ist, d. h. rückgängig gemacht werden kann. Mit entsprechenden Medikamenten können die Atemwege wieder völlig geheilt werden. Erfolgt keine Behandlung, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich eine COPD entwickelt.

Die gesunden Lungenbläschen auf der linken Seite bilden eine große Oberfläche für den Luftaustausch. Beim Lungenemphysem auf der rechten Seite verschmelzen die Alveolen zu großen Blasen. normale Alveole

21 Kapitel 2

Risikofaktor und Folge: Lungenemphysem

Achten Sie auf Symptome und Warnsignale der COPD

Als Lungenemphysem bezeichnet man eine Überblähung der Lunge. Anders als bei der chronischen Bronchitis sind nicht die Bronchien oder Bronchiolen verändert, sondern die Lungenbläschen. Beim Lungenemphysem sind die Wände von vielen kleinen Lungenbläschen zerstört und stattdessen haben sich einzelne große schlaffe Blasen gebildet. Dadurch verringert sich die Oberfläche, an welcher der Austausch von Sauerstoff und CO2 stattfinden kann, ganz erheblich. Ein Lungenemphysem kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, aber häufig ist es die Folge von chronischen Lungenerkrankungen, also auch der COPD, wenn sie unbehandelt bleibt. Und das geschieht häufig, weil die Symptome nicht ernst genommen werden.

Drei Wörter sind entscheidend. Sie werden sie noch öfter in diesem Buch lesen und sollten sie sich merken: Husten, Auswurf und Atemnot. Entscheidend sind das Ausmaß und die Dauer dieser drei Symptome. Natürlich weist nicht jeder Husten auf eine COPD hin. Wenn aber Husten und Auswurf oder sogar Atemnot über Jahre andauern, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihr Flimmerepithel und Ihr Bronchialsystem bereits geschädigt sind. Und das nicht nur zeitweilig wie bei der chronischen Bronchitis, sondern auf Dauer.

Auswurf, Husten und Atemnot sind die deutlichen Warnsignale einer COPD. Nehmen Sie die Warnung ernst und sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

22 Kapitel 2

Die Stufen der COPD von leicht bis schwer

Ihre aktive Mitarbeit ist in jedem Stadium notwendig

Wie viele chronische Erkrankungen wird auch die COPD in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Sie reichen von leicht bis schwer und sind für die Planung der Therapie hilfreich. Der Schweregrad Ihrer Erkrankung wird in erster Linie anhand der Messwerte bestimmt, die Sie bei der Lungenfunktionsmessung erreichen. Es können aber zusätzlich auch noch andere Kriterien herangezogen werden, um den Schweregrad der Erkrankung noch genauer zu bestimmen: • Die Häufigkeit von akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) • Das Vorliegen von Begleiterkrankungen neben der COPD, z. B. Erkrankung des Herzens • Die Frage, wie stark Sie aktuell durch Ihre Beschwerden beeinträchtigt sind Um die Auswirkungen der COPD auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Lebensqualität zu messen, kann der Arzt einen Fragebogen verwenden. Darin werden Sie zu Ihren Beschwerden – z. B. Husten, Engegefühl in der Brust oder Schlafstörungen – befragt. Ihre Selbsteinschätzung fließt dann in die individuelle Planung Ihrer Therapie ein.

Ob leicht oder schwer – immer ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt an einem Strang ziehen und mitarbeiten. Sie müssen „mitziehen“, wenn Sie akute Verschlechterungen mit vermehrter Atemnot vermeiden wollen. Näheres zu Schweregrad und Medikamenten ist im Kapitel 4 ab Seite 36 beschrieben. Ihr Arzt unterstützt Sie außerdem mit begleitenden Therapien und entsprechenden Schulungen.

23 Kapitel 2

Zusammenfassung Bei einer COPD sind Bronchien, Lunge und Lungenbläschen teilweise, aber auf Dauer geschädigt. Die Hauptursache dafür ist das Rauchen. Aber auch Nichtraucher, die Feinstäuben ausgesetzt sind, können betroffen sein. Die Entzündung der Atemwege führt zu starken Schwellungen und Vernarbungen der Schleimhaut, der Produktion von zähem Schleim und der Zerstörung der Flimmerhärchen. Dadurch verengen sich die Atemwege dauerhaft. Außerdem zerstört die Überblähung der Lunge die Lungenbläschen. Wird eine COPD

nicht behandelt, hält dieser Prozess an und zieht den ganzen Körper in Mitleidenschaft. Ein absolutes Muss ist es, die Ursachen der Erkrankung zu eliminieren. Nur dann kann das Fortschreiten der COPD verhindert werden. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Eine frühe Diagnose sowie eine konsequente und dauerhafte Behandlung können bestehende Einschränkungen lindern und Ihnen ein gutes Leben ermöglichen. Sehen Sie sich und Ihren Arzt als Team und arbeiten Sie gemeinsam mit ihm an der optimalen Strategie.

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3. Kapitel

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Worauf Ihr Arzt achtet Der Weg zur richtigen Diagnose

Kapitel 3

Worauf Ihr Arzt achtet Der Weg zur richtigen Diagnose Die Diagnose der COPD erfordert ein ausführliches Gespräch und genaue Untersuchungen Ihrer Lungenfunktion. Erst dadurch können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.

W

ahrscheinlich werden Sie sich fragen, warum wir das Gespräch und die Untersuchungen bei Ihrem Arzt beschreiben, wo Sie diese doch vermutlich schon hinter sich haben?! Vielleicht wollen Sie das eine oder andere noch mal nachlesen oder fragen sich im Nachhinein, warum Ihr Arzt etwas Bestimmtes wissen wollte oder untersucht hat. Vielleicht wird Ihnen aber auch klar, dass Sie einige Beschwerden schlichtweg vergessen haben, weil sie schon jahrelang vorhanden sind. Teilen Sie das Ihrem Arzt unbedingt nachträglich mit, damit er so viele Informationen wie möglich hat. Je besser Sie Ihren Arzt dabei unterstützen, desto schneller und erfolg­ reicher kann er Ihre Krankheit behandeln.

Denn er macht eine breit angelegte Basisdiagnostik, damit er • a ndere Erkrankungen, die auch eine Verengung der Bronchien und Atemnot verursachen, ausschließen kann, • feststellen kann, wie schwer Sie erkrankt sind, und • mögliche Ursachen erkennen kann, die durch Ihre Lebensgewohnheiten bedingt sind, z. B. durch Rauchen oder berufsbedingte Belastungen. Bei Anzeichen einer Verschlechterung sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Und auch wenn Sie mit Ihrer COPD gut leben können, sollten Sie die regelmäßigen Untersuchungstermine bei Ihrem Hausarzt wahrnehmen.

Seien Sie ehrlich zu Ihrem Arzt! Es nutzt gar nichts, wenn Sie bei der Zahl Ihrer Zigaretten „schummeln“.

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Diagnose-Checkliste

Kapitel 3

Frage des Arztes

Interpretation

Frage des Arztes

Interpretation

Husten Sie nur morgens oder den ganzen Tag über? Wie oft und seit wann?

COPD-Patienten husten morgens am meisten, tagsüber eher weniger oder gar nicht. Der Husten gehört bei ihnen schon lange zum Alltag. Andauerndes Husten, das erst in letzter Zeit und über den ganzen Tag verteilt auftritt, weist dagegen auf eine akute Bronchitis hin.

Hatten Sie akute Anfälle von Atemnot?

Ihr Arzt wird wissen wollen, wie viele akute Verschlechterungen pro Jahr bei Ihnen bisher aufgetreten sind. Dadurch kann er einschätzen, wie schwer Ihre Erkrankung ist, und Ihre Therapie optimieren. Für betroffene Patienten gibt es spezielle Hilfsmittel und Schulungen.

Wie sieht Ihr Auswurf aus?

Die Farbe und die Beschaffenheit des Auswurfes geben Ihrem Arzt Hinweise auf die Ursache. Eventuell handelt es sich um eine akute Erkrankung.

Wie lange haben Sie schon die Beschwerden?

Leiden Sie an Atemnot? Wenn ja, nur bei Belastung?

Mit dieser Frage sammelt Ihr Arzt Indizien dafür, wie schwer Ihre Erkrankung ist. Tritt schon in Ruhesituationen Atemnot auf, dann ist die COPD fortgeschritten oder gerade in einem kritischen Stadium.

Durch diese Information kann Ihr Arzt ungefähr einschätzen, wie weit die Schädigung Ihrer Bronchien fortgeschritten ist, und die entsprechenden Therapien einleiten.

Rauchen Sie? Wenn ja: wie viel?

Rauchen ist die Hauptursache für COPD. Zudem kann Ihr Arzt einschätzen, wie hoch die statistische Wahrscheinlichkeit ist, dass Sie an Lungenkrebs erkrankt sind. Ihr Arzt berechnet die sogenannten Packungsjahre folgendermaßen: die Zahl der gerauchten Päckchen pro Tag x die Jahre, in denen Sie geraucht haben. Je mehr Zigaretten und je länger Sie geraucht haben, desto größer ist das Risiko, dass Ihre Lunge geschädigt ist.

Die DiagnoseCheckliste fasst die häufigsten Fragen des Arztes zusammen und erklärt, warum Ihre Antworten für die Diagnosestellung und die Therapie so wichtig sind.

Arbeiten Sie mit feinen Stäuben, Gasen oder Dämpfen?

Diagnose-Checkliste

COPD kann auch bei Nichtrauchern auftreten. Früher waren es die Bergleute, die an der sogenannten Staublunge litten. Heute betrifft das alle Menschen, die mit feinen Stäuben in Berührung kommen, z. B. Bäcker, Schreiner, Landwirte, Maurer und auch Beschäftigte in der Industrie, die mit schädlichen Gasen und Dämpfen arbeiten.

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Sind Ihre Beschwerden von den Jahreszeiten oder vom Wetter abhängig?

Wenn ja, dann weist das darauf hin, dass Sie zusätzlich zu Ihrer COPD auch asthmatische Beschwerden haben.

Wie groß sind Sie und wie viel wiegen Sie?

Die Körpergröße ist wichtig für die Lungenfunktions­ berechnung und anhand des Gewichtes dosiert Ihr Arzt die Medikamente optimal. Außerdem ist das Gewicht ein Anhaltspunkt bei der Beurteilung des Krankheitsverlaufes.

Wie alt sind Sie?

COPD-Patienten bemerken ihre Krankheit meist erst ab einem Alter von über 40 Jahren. Vorher sind die Atemwege zwar auch schon beeinträchtigt, aber das gesunde Lungengewebe kann das noch ausgleichen, sodass keine Symptome auftreten. Asthma verursacht fast die gleichen Symptome, macht sich aber meist in jüngeren Jahren bemerkbar.

Kapitel 3

Vielleicht fällt Ihnen nach dem Arztgespräch noch etwas Wichtiges ein. Dann sagen Sie es Ihrem Arzt. Je mehr Informationen, desto genauer kann Ihre Diagnose und Therapie sein.

Das Gespräch mit Ihrem Arzt

28 Kapitel 3

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„Das“ Untersuchungsschema gibt es nicht

Asthma bronchiale

wenig oder nicht umkehrbare Verengung (irreversible Obstruktion)

umkehrbare Verengung (reversible Obstruktion)

Die Symptome einer COPD überschneiden sich mit denen einer chronischen Bronchitis, eines Asthma bronchiale und Lungenemphysems. Wobei ein Lungenemphysem sowohl Auslöser einer COPD als auch die Folge sein kann. Typisch für die COPD ist, dass die Verengung der Atemwege nicht oder nur minimal durch Medikamente wieder aufgehoben werden kann – im Gegensatz zu Asthma. Manchmal gibt es auch Patienten mit COPD und einer asthmatischen Komponente.

Jeder Mensch ist einzigartig. Wundern Sie sich also bitte nicht, wenn Ihre Untersuchungen etwas von unserer Beschreibung abweichen. In der Medizin gibt es keine Patentrezepte, jede Diagnostik oder jede Therapie ist individuell. Die Diagnosestellung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Die meisten Patienten kommen in die Praxis, wenn sie schon eine mittelschwere COPD haben. Die einzelnen Symptome sind nicht gerade spezifisch. Meist wird der Husten nicht ernst genommen oder gar nicht mehr als etwas Krankhaftes empfunden. Zudem verstärken sich die Symptome schleichend, sodass man sich gar nicht mehr erinnern kann, ab wann es einem schlechter ging. Oder wissen Sie noch, wann genau Husten und Auswurf oder Kurzatmigkeit und Müdigkeit bei Ihnen angefangen haben? Ihr Arzt will einen Eindruck von Ihrem Gesundheitszustand bekommen, damit er eventuell schon beim Gespräch einige Erkrankungen ausschließen kann, die sich durch ähnliche Symptome wie COPD bemerkbar machen. Wenn der Verdacht vorliegt, dass bei Ihnen noch weitere Erkrankungen bestehen, wird Ihr Arzt weitere Fragen stellen. Das gilt natürlich auch, um Ursachen der COPD zu erkennen und festzustellen, wie weit Ihre Lebensqualität durch die Erkrankung eingeschränkt ist.

Die körperliche Unter­ suchung

Das Abklopfen (Perkussion) und Messen

Besonders gute Hinweise geben Veränderungen des Brustkorbs, eine Überblähung der Lunge oder krankhafte Atemgeräusche. Da COPD eine Krankheit ist, die nach und nach den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht, achtet Ihr Arzt auch noch auf andere Befunde. Liegt z. B. ein massiver Mangel an Sauerstoff vor? Kann der Patient sich nicht richtig konzentrieren, finden sich Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, unter der Haut, verstärkt sich die Atemnot je nach Lage des Patienten? All diese Untersuchungen tragen dazu bei, die richtige Diagnose zu stellen.

Ihr Arzt misst Ihren Brustumfang, weil er so feststellen kann, ob er vergrößert ist. Auch ein vergrößerter Abstand zwischen den Rippen, den sogenannten Intercostalräumen, weist auf eine Aufblähung der Lunge hin. Und das ist ein Indiz für eine akut überdehnte Lunge oder ein Emphysem. Zusätzlich wird er Ihren Oberkörper bis hin zu Ihrem Bauchraum abklopfen. Sie kennen das bestimmt von großen Behältern: Ist das Fass oder der Tank voll, klingt es anders, als wenn er nur Luft enthält. Und so ist es bei Ihrem Körper auch. Da, wo Ihre Lunge ist, sollte das Abklopfen hohl klingen, wo das Zwerchfell liegt und damit der Bauchraum beginnt, verändert sich der Ton. Ihr Arzt kann also feststellen, ob und wie stark Ihre Lunge vergrößert ist.

Das Abhören (Auskultation) Bei COPD-Patienten sind die Geräusche, die beim Atmen entstehen, verändert. Je stärker die Bronchien verengt sind, desto lauter werden die Geräusche. Stellen Sie sich einen engen Tunnel vor, durch den der Wind pfeift. Es gibt eine ganze Reihe von unterschiedlichen Geräuschen, die Ihr Arzt unterscheiden kann. Wenn die Atemgeräusche sehr leise sind, ist das ein Hinweis, dass ein Lungenemphysem vorliegt.

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Wenn sich die Luft durch die engen Bronchien quetscht, kommt es zu einem hohen Pfeifton, dem sogenannten Giemen. Ein Brummen entsteht, wenn der Schleim in den Bronchien in Schwingungen versetzt wird.

30 Kapitel 3

Die Lungenfunk­ tionsprüfung heißt im Fachjargon auch Spirometrie und ist eine der wichtigsten Untersuchungen bei Verdacht auf COPD.

Die Lungenfunktionsprüfung mittels Spirometer Die Lungenfunktionsprüfung heißt im Fachjargon auch Spirometrie und ist eine der wichtigsten Untersuchungen bei Verdacht auf COPD. Dabei blasen Sie so fest wie möglich in das Gerät. Es zeigt an, wie viel Luft Sie hineingepustet haben und wie schnell Sie die Luft ein- und wieder ausatmen können. Damit die Messung genau ist, wird die Nase mit einer Nasenklammer verschlossen. Mithilfe der Spirometrie kann Ihr Arzt COPD von anderen Erkrankungen, z. B. Asthma, unterscheiden und bestimmen, wie schwer Sie erkrankt sind. Die Untersuchung liefert wichtige Informationen darüber, wie weit die

Lungenfunktion eingeschränkt ist. Ihr Arzt ermittelt dadurch zwei Werte: den PeakflowWert, kurz PEF, und die relative Einsekundenkapazität (FEV1 geteilt durch VC). Die Abkürzungen der Lungenfunktionswerte sind vielleicht etwas verwirrend. Wir haben deshalb die genauen Namen der wichtigsten Lungenmesswerte und ihre Bedeutung in unserer Übersicht für Sie zusammengestellt.

Messung des PeakflowWertes (PEF-Wert) Ihr Arzt wird den Peakflow-Wert sicherlich in der Praxis messen. Sie atmen kräftig in einen sogenannten Peakflow-Meter aus, ungefähr wie beim Auspusten einer Kerze.

Die wichtigsten Lungenmesswerte TLC

Totale Lungenkapazität: Sie gibt an, wie viel Luft in Ihre Lunge passt.

VC

Inspiratorische Vitalkapazität: Gemessen wird, wie viel Luft insgesamt durch die Atmung bewegt wird. Holen Sie langsam und tief Luft und atmen Sie danach so viel Luft aus, wie Sie können.

FEV1

Forciertes exspiratorisches Volumen in der ersten Sekunde: FEV1 bezeichnet die Menge an Luft, die Sie in der ersten Sekunde ausatmen können.

FIV1

Forciertes inspiratorisches Volumen in der ersten Sekunde: Diese Abkürzung steht für die Menge an Luft, die Sie in der ersten Sekunde einatmen können.

PEF

Maximaler exspiratorischer Fluss: Für diesen Wert wird die höchste Atemstromstärke gemessen.

Was Ihr Peakflow-Wert bedeutet und was Sie tun können Peakflow-Wert

Atemwege

Maßnahmen

70 bis 100 %

stabil

Meist ist alles in Ordnung, bei Atemnot müssen Sie allerdings reagieren.

50 bis 70 %

labil

Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt. Eventuell sollte die Bedarfstherapie erhöht werden (z. B. ein Atemzug mehr aus Ihrem Inhalator) oder die Dauertherapie kann bei häufigerem Auftreten angepasst werden.

unter 50 %

instabil

Nehmen Sie sofort Ihre Notfallmedikamente, neh­ men Sie eine atmungserleichternde Sitzposition ein und rufen Sie Ihren Arzt an. Bitte schauen Sie sich unseren Notfallplan auf S. 60 an.

Dadurch wird im Inneren des Gerätes ein kleiner Pfeil abgeschossen, der auf einer Skala entlangrutscht. Je nachdem, wie stark Sie ausatmen, kommt er früher oder später zum Stillstand. Haben Sie Ihre Kinder mal beim Kirschkernweitspucken beobachtet? Hier ist es so ähnlich. Wer am stärksten ausatmet, dessen Kern fliegt am weitesten. Der PEF-Wert misst also die Höchstgeschwindigkeit, die die Luft beim Ausatmen erreicht. Es macht auf jeden Fall Sinn, den PeakflowWert zu Hause regelmäßig zu messen. Dadurch können Sie Ihren Bestwert ermitteln. Denn die „Bestwerte“, die die einzelnen Menschen erreichen können, unterscheiden sich ganz erheblich voneinander – auch wenn sie gesund sind. Wo Ihr persönlicher Bestwert liegt, können Sie erst feststellen, wenn Sie

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Ein Patiententagebuch hilft Ihnen, den Verlauf Ihrer Krankheit richtig einzuschätzen. Tagebuch-Vorlagen zum Ausdrucken finden Sie unter www.aok.de/copdtagebuch. Mehr Informationen zum Thema Tagebuch finden auf S.90.

Unterschied zwischen Bestwerten und Sollwerten Sollwerte sind theoretische Werte, da sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Sie hängen von Alter, Körpergröße, Gewicht und Geschlecht ab. Bei der Lungenfunktion sind solche Werte, an denen man sich orientieren kann, sehr nützlich. Ihr Arzt kann anhand des Wertes einschätzen, wie stark Ihre Lunge geschädigt ist und ob die Erkrankung einen negativen oder positiven Verlauf nimmt. Der PEF-Wert, also der Peakflow-Wert, wird auch von Ihrer Konstitution und Ihrer Muskelkraft beeinflusst. Deswegen ist Ihr persönlicher Bestwert wichtiger, denn das ist der Wert, den Sie maximal erreichen können, wenn Sie beschwerdefrei sind.

die Werte von mehreren Tagen beobachten. Wenn Sie sich „irgendwie“ unwohl fühlen, z. B. weil eine Grippe im Anmarsch ist, kann der Peakflow-Wert einen Hinweis geben, denn er wird niedriger sein als sonst. Bei stabilen COPD-Patienten verändert sich der Peakflow-Wert kaum. Wenn der PEFWert niedriger liegt oder sich die Werte über den Tag stark verändern, dann haben sich Ihre Bronchien noch weiter verengt. In diesem Fall sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen. Und Sie sollten Ihre Werte in Ihr Patiententagebuch eintragen, damit Sie immer wissen, wo Sie mit Ihrer COPD stehen. Denn die Entwicklung Ihres Peakflows gibt Ihnen und Ihrem Arzt aufschlussreiche Informationen über den Verlauf Ihrer Krankheit. Gerade zu Beginn Ihrer Erkrankung werden Sie wertvolle Informationen zur Selbsteinschätzung daraus ziehen.

Empfehlenswert ist die Messung in folgenden Situationen: • Am Anfang der Erkrankung, denn da wissen Sie noch nicht, welchen Bestwert Sie erreichen können. • W  enn Sie sich nicht wohlfühlen,

z. B. bei einer Erkältung oder wenn sich eine Grippe ankündigt. • Bei einer beginnenden Atemnot

wird der Peakflow-Wert meist niedriger sein. Aber Vorsicht: Er kann auch „hinterherhinken“. Ihre Werte sind vielleicht noch gut, obwohl Sie schon zu wenig Luft ausatmen können. Entscheidend ist, wie es Ihnen geht. • W  enn Sie Sport treiben, kann sich der Peakflow-Wert verändern. Deshalb wird z. B. in den Lungensportgruppen vor Beginn der Stunde und zwischendurch immer mal gemessen. Bitte fragen Sie Ihren Arzt. Er kann am besten beurteilen, wie oft und wann Sie Ihren Peakflow-Wert zu Hause messen sollten.

Messung der relativen Einsekundenkapazität Für die Diagnose der COPD werden vor allem der FEV1-Wert und der VC-Wert herangezogen (siehe Kasten auf S. 30). Wenn man diese beiden Werte ins Verhältnis zueinander setzt, ergibt sich die sogenannte relative Einsekundenkapazität. Dieser Wert gibt Auskunft über den Grad der Verengung Ihrer Bronchien.

Der Bronchospasmolysetest Dieser Test soll abklären, ob Sie an Asthma bronchiale oder an COPD erkrankt sind. Wenn Sie COPD haben, wird sich die Verengung Ihrer Bronchien, auch Bronchospasmus genannt, kaum oder gar nicht mit Medikamenten beheben lassen. Löst sich die Muskelverkrampfung in den Bronchien durch ein Medikament – man nennt das Bronchospasmolyse –, ist das ein Hinweis darauf, dass eine Asthma-Erkrankung vorliegt. Dazu misst Ihr Arzt die Einsekundenkapazität. Diesen Wert und wie man ihn ermittelt, haben wir im vorherigen Absatz beschrieben. Dann bekommen Sie ein Medikament, ein sogenanntes Beta2-Sympathomimetikum oder ein Anticholinergikum. Nun müssen Sie 10 oder 30 Minuten warten – je nachdem, was Sie bekommen haben –, damit die Medikamente ihre Wirkung entfalten können. Danach wird noch einmal die Einsekundenkapazität gemessen. Liegt sie deutlich höher – und zwar um mindestens 15 % gegenüber der ersten Messung –, deutet das auf eine Asthma-Erkrankung oder eine asthmatische Komponente Ihrer COPD hin.

Die Röntgenuntersuchung Ihr Arzt wird nur röntgen, wenn es unbedingt notwendig ist. Sollte bei Ihnen vor Kurzem eine Röntgenuntersuchung der Lunge gemacht worden sein, teilen Sie das Ihrem Arzt unbedingt mit. Er kann dann die betreffenden Bilder von seinem Kollegen erhalten. Die Röntgenuntersuchung ist wichtig, weil Ihr Arzt dadurch sehen kann, ob sich Lungentumore gebildet haben. Besonders wichtig ist dies, wenn Sie eine Vorgeschichte als Raucher haben. Denn die Schadstoffe, die zu einer Entzündung der Bronchien und somit zu einer COPD führen, können auch Tumore verursachen.

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Liegt die relative Einsekunden­ kapazität unter 70 %, bestätigt das den Verdacht auf eine obstruktive Lungenerkrankung.

34 Kapitel 3

Die Laboruntersuchungen Ihr Arzt wird verschiedene Laboruntersuchungen durchführen, um andere Ursachen für Ihre Symptome auszuschließen oder zu bestätigen. Eine akute Verschlechterung kann z. B. von einer Infektion kommen. Oder er stellt fest, dass bei Ihnen die erbliche Form des Lungenemphysems vorliegt. In diesem Fall mangelt es Ihnen an einem bestimmten Stoff, dem sogenannten Alpha1-Antitrypsin. Das Alpha-1-Antitrypsin hat eine sehr wich­ tige Funktion. Es schützt normalerweise alle Gewebe im Körper, darunter auch die Lunge. Bei COPD-Patienten sollte eine Anämie, also eine Blutarmut, ausgeschlossen werden. Wenn die Zahl der roten Blutkörperchen und der Hämoglobin-Wert zu niedrig sind, kann das Blut nur wenig Sauerstoff binden und da­ durch wird der Körper nur ungenügend mit Sauerstoff versorgt. Und das ist ein zusätzlicher Grund, der zu Atemnot führen kann.

Lungenfunktionsprüfung mit Bodyplethysmographie In einigen Fällen wird zusätzlich zur Spirometrie auch die Bodyplethysmographie angewendet. Das Gerät prüft ebenfalls die Funktion der Lunge. Sie sitzen dabei in einem Raum, der ähnlich wie eine Telefonzelle aussieht, und blasen in ein Mundstück. Die Messungen sind genauer und umfangreicher als bei der Spirometrie. Das Gerät stellt auch fest, wie viel Luft nach dem Ausatmen noch

in der Lunge verbleibt, also wie hochgradig die Überblähung ist. Außerdem misst es den Atemwiderstand, der ein Maßstab für die Verengung der Atemwege ist.

Dieses Buch ist als Ratgeber für Patienten gedacht, die an COPD leiden. Deswegen sind weitere diagnostische Verfahrung zur Abklärung möglicher anderer Erkrankungen nicht beschrieben.

Die Blutgasanalyse

Zusammenfassung

Die Blutgasanalyse gibt Auskunft darüber, wie viel Sauerstoff und wie viel Kohlendioxid das Blut des Patienten enthält. Diese Werte geben einen Hinweis auf die Schwere der Erkrankung. Die Ergebnisse der Blutgasanalyse können sich auf die weitere Therapie der Erkrankung auswirken. So wird der Arzt beim Patienten z. B. eine Sauerstofftherapie verordnen, wenn seine Werte sehr schlecht sind.

Die Diagnose einer COPD kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Ihr Arzt muss sicherstellen, dass Husten und Atemnot nicht durch eine andere Erkrankung verursacht werden. Das könnte neben Asthma bronchiale auch ein Tumor oder eine Herzschwäche sein. Das ärztliche Gespräch steht an erster Stelle. Die anschließende körperliche Untersuchung und der Lungenfunktionstest geben Ihrem Arzt Aufschluss über die zugrunde liegende Erkrankung und den Schweregrad der Atemwegsverengung. Die Röntgenuntersuchung und die Labordiagnostik können erforderlich werden, um andere Ursachen auszuschließen und die Diagnose COPD abzusichern. Nur durch eine umfassende Untersuchung kann Ihr Arzt die richtige Therapie für Sie festlegen. Dann können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt etwas gegen das Voranschreiten der COPD tun. Und mehr Mobilität und Lebensqualität zurückgewinnen.

Weiterführende Untersuchungen Meist reichen die beschriebenen Untersuchungen, um die Diagnose COPD zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen. Nur in wenigen Fällen wird es nötig sein, z. B. eine Computertomographie, kurz CT, zu veranlassen, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Auch eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie), bei der die Lunge mittels einer winzigen Kamera untersucht wird, ist selten erforderlich. Sollte sich Ihr Zustand verschlechtern, wird Ihr Arzt even­tuell Untersuchungen wiederholen oder weitere Untersuchungen vornehmen.

35 Kapitel 3

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4. Kapitel

Das kann Ihr Arzt für Sie tun Behandlung, Medikamente und begleitende Therapien

37 Kapitel 4

Das kann Ihr Arzt für Sie tun Behandlung, Medikamente und begleitende Therapien Die Behandlung einer COPD verläuft nach einem Stufenplan. Bei einer leichten Erkrankung erfolgt die Therapie bei Bedarf, die bei fortschreitender COPD durch eine Dauermedikation komplettiert wird.

E

ine COPD ist nicht heilbar. Das bedeutet, dass zerstörte Bronchialschleimhaut und vernichtete Lungenbläschen nicht mehr „repariert“ werden können. Machen Sie sich klar, dass keine noch so gute medikamentöse Therapie diese Verschlechterungen aufhalten kann, wenn Sie nicht die Ursachen abstellen, vor allen Dingen das Rauchen. Passen Sie also Ihre Lebensweise an Ihre Krankheit an und tun Sie Ihrer Lunge etwas Gutes. Die gute Nachricht lautet: Es gibt wirksame Medikamente, die helfen, die Verschlechterung Ihrer Krankheit aufzuhalten. Und die Symptome wie Auswurf, Husten und Atemnot zu lindern.

Rund um die Medikamente gibt es viele Fragen Wahrscheinlich tauchen auch bei Ihnen einige Fragen auf: •  Welche Medikamente sind das? •  Wie erprobt sind sie? •  Wie wirken diese Medikamente? •  Haben sie Nebenwirkungen? •  Ist es nicht gefährlich, wenn ich sie dauerhaft einnehmen muss?

38 Kapitel 4

Dieses Kapitel soll Ihnen die häufigsten Fragen beantworten und gibt Ihnen eine Übersicht über die eingesetzten Medikamente und wie sie verabreicht werden. Alle Medikamente sowie ihre Wirkungen und Nebenwirkungen sind auf den folgenden Seiten 40 bis 55 ausführlich beschrieben.

Die Bedarfstherapie Inhalative Medikamente können nur so gut wirken, wie sie angewendet werden. Die richtige Anwendung können Sie in den Schulungen erlernen.

Wie der Name schon sagt, nehmen Sie diese Medikamente nur bei Bedarf, d. h. wenn Ihr Peakflow-Wert sinkt oder Sie beginnen, unter Atemnot zu leiden. Bedarfsmedikamente für COPD-Patienten werden inhaliert, so wirken sie am schnellsten. Es gibt verschiedene Inhalationssysteme, die alle bestimmte Vorteile, manchmal aber auch Nachteile haben. Was Sie dabei beachten müssen, ist auf den folgenden Seiten zusammengefasst. Als Bedarfsmedikamente werden kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika, kurzwirksame Anticholinergika oder ggf. ein Kombinationspräparat aus beiden Wirkstoffen verschrieben. Alle Medikamente, ihre Wirkungsweise mit Nebenwirkungen und praktische Tipps dazu finden Sie in diesem Kapitel ab Seite 41.

Die Dauertherapie Wenn Sie schon bei kleinen Anstrengungen aus der Puste kommen, müssen Sie regelmäßig und dauerhaft Medikamente einnehmen. Die dauerhafte Einnahme wirkt permanent gegen die Verengung der Atemwege, sodass Sie Ihren Alltag wieder mit weniger Einschränkungen bewältigen können. Dauermedikamente sind langwirksame Anti­ cholinergika und langwirksame Beta-2-Sympathomimetika. In Einzelfällen wird auch Theophyllin eingesetzt. Außerdem kommen bei mittelschwerer und schwerer COPD mit wiederholten Anfällen von Atemnot inhalative Glukokortikoide zum Einsatz.

Drei Motivationspunkte • S  ie lernen, wie Sie eine akute Atemnot verhindern können und reagieren richtig. • Sie meistern wieder leichte bis schwere Anstrengungen, je nachdem, wie weit Ihre Erkrankung fortgeschritten ist. • Sie halten eine Verschlechterung Ihrer Lungenfunktion auf und können sie sogar verbessern.

39 Kapitel 4

„Die“ Therapie gibt es nicht Genauso wenig, wie es ein festes Untersuchungsschema gibt, kann man eine allgemein gültige Therapie für eine COPD festlegen. Jeder Mensch ist anders und reagiert individuell auf Medikamente. Die Therapie richtet sich außerdem danach, wie weit die COPD schon fortgeschritten ist. Die Behandlung setzt auf verschiedene Säulen, je nachdem, wie schwer die Erkrankung ist. Es gibt wirksame Möglichkeiten, ein Fortschreiten der COPD zu verhindern. Die Therapie erfolgt nach einem sogenannten Stufenplan. Bei leichter COPD reicht meist ein Bedarfsmedikament, das Sie inhalieren. Bei mittlerer COPD ist zusätzlich zu den Bedarfsmedikamenten auch eine Dauermedikation erforderlich.

Videoschulungen zum richtigen Inhalieren Genauso wichtig wie die richtigen Medikamente ist die richtige Einnahme. Machen Sie sich deshalb mit den unterschiedlichen Möglichkeiten zum Inhalieren vertraut und finden Sie eine, die für Sie optimal ist. Lesen Sie unsere Infos in diesem Kapitel oder schauen Sie auf die Internetseite der Deutschen Atemwegsliga. Dort werden die verschiedenen Inhalationssysteme und ihre richtige Anwendung in Videos erklärt. Sie finden diese Informationen unter: www.atemwegsliga.de > Richtig inhalieren

40 Kapitel 4

Behandlungsformen bei leichter COPD In der Regel genügt bei leichter COPD ein Bedarfsmedikament, das nur dann inhaliert wird, wenn der Patient schlecht Luft bekommt. Dadurch werden die Bronchien erweitert und die Symptome verhindert oder gelindert. Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten ist in diesem Stadium der COPD nicht erforderlich. Als Bedarfsmedikamente verordnet Ihnen Ihr Arzt entweder sogenannte Beta-2-Sym-

Lungenfunktion bei leichter COPD • FEV1 80 % oder mehr des Sollwertes • FEV1/VC unter 70 %

pathomimetika oder Anticholinergika, die Sie inhalieren. Es ist wichtig, dass Sie sich mit den Inhalationsgeräten vertraut machen. Egal, ob Sie einen Düsenvernebler, ein Dosierspray oder einen Pulverinhalator benutzen, im Notfall sollte die Anwendung reibungslos klappen. Lassen Sie sich die Inhalationstechnik zeigen, denn bei jedem Gerät ist einiges zu beachten. Lesen Sie dazu bitte auch unsere Hinweise auf S. 44. Am besten, Sie probieren gleich beim Arzt aus, ob Sie es richtig machen.

Medikamenten-Info Beta-2-Sympathomimetika Diese Präparate werden meist inhaliert, was den entscheidenden Vorteil hat, dass sie direkt dort ankommen, wo sie wirken sollen: in den Bronchien. Deshalb ist die Dosis kleiner als bei einer anderen Verabreichung und die Nebenwirkungen werden so auf ein Minimum reduziert.

Die Wirkung Beta-2-Sympathomimetika erweitern die Bronchien und verringern so den Luftwiderstand oder das „Gewicht“ auf Ihrer Brust, das Sie beim Atmen spüren. Die Medikamente haben ihren komplizierten Namen vom Nervus sympathicus, der für die Weitstellung der Bronchien zuständig ist. Aber die Bronchien sind durch die Entzündung geschwollen und werden enger, die Atemluft kann nicht mehr gut ein- und ausströmen und Sie leiden unter Atemnot. Genau da setzen die Beta-2-Sympathomimetika an. Sie verbinden sich mit den Rezeptoren des Nervus sympathicus und stimulieren sie – genau so, wie es der Nerv bei gesunden Bronchien tun würde. Beta-2-Sympathomimetika können kurz- und langwirksame Medikamente sein. Deshalb können sie sowohl zur Bedarfs- als auch zur Dauertherapie eingesetzt werden. Die kurzfristig wirkenden eignen sich zur raschen Behandlung bei akuter Atemnot. Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika werden verordnet,

wenn die Bronchien ständig verengt sind. Für COPD-Patienten eignen sie sich zur Dauertherapie.

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Die Nebenwirkungen Der Nervus sympathicus wirkt nicht nur auf die Bronchien, sondern auch auf den Blutdruck und die Frequenz des Herzes. Ein schnellerer Herzschlag und innere Unruhe können die Folge sein. Meist treten die Nebenwirkungen nur in den ersten drei bis sechs Tagen auf und verschwinden dann. Das Gleiche gilt für eventuelle Kopfschmer­zen und Fingerzittern. Diese Nebenwirkungen zeigen sich häufiger bei der Einnahme von Tabletten, Saft, Kapseln oder Infusionen als bei Inhalationen. Beta-2-Sympathomimetika lösen in unserem Körper eine natürliche Reaktion hervor: den Fluchttrieb. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und die Bronchien weiten sich. Manche COPD-Patienten klagen nach der Inhalation über Jucken und Kratzen im Hals. Denn die Wirkstoffe in Dosiersprays und Pulverinhalatoren können die Rachenschleimhaut und den Kehlkopf reizen. Spülen Sie einfach mit Wasser nach. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Er kann beurteilen, ob die Begleiterscheinungen nur vorübergehend sind oder ob man die Medikation anpassen muss.

Unter Beta-2Sympathomimetika fasst man eine ganze Reihe von Wirkstoffen zusammen. Diese gibt es schon seit vielen Jahren und sie gelten als sicher und zuverlässig.

42 Kapitel 4

Die Beurteilung Beta-2-Sympathomimetika sind seit Jahren bekannt und millionenfach angewendet. Wenn Sie befürchten, unruhig zu werden oder einen schnelleren Puls zu bekommen, teilen Sie Ihrem Arzt Ihre Zweifel mit. Er kann Sie sicher beruhigen, denn auch bei einer COPD gilt: Je weniger Medikamente eingesetzt werden müssen, desto besser. Aber wenn sie notwendig sind, sollten alle Bedenken ausgeräumt sein.

Der ärztliche Rat Wenn Sie merken, dass Sie Ihr Bedarfsmedikament mehr als sechsmal pro Tag nehmen Beta-2-Sympathomimetika werden auch in Kombination mit Anticholinergika verabreicht.

Die Anwendung

COPD-Patienten erhalten am häufigsten Dosiersprays oder Pulverinhalatoren. Der richtige Gebrauch muss geübt werden. Bitte besprechen Sie die optimale Anwendung mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

müssen, damit Sie ohne Beschwerden bleiben, gehen Sie bitte zum Arzt. Denn das ist ein Zeichen dafür, dass die Dosierung nicht ausreicht oder sich Ihr Zustand verschlechtert hat. Ihr Arzt sollte dann die Dosierung überprüfen oder die Behandlung anpassen, sodass Sie wieder beschwerdefrei sind. Eventuell brauchen Sie zusätzlich zur Bedarfstherapie eine Dauermedikation. Denn bei Beta-2-Sympathomimetika gilt: Viel hilft nicht viel! Eine häufigere Anwendung erhöht in diesem Fall nicht die Wirkung, allenfalls die Nebenwirkungen.

Medikamenten-Info Anticholinergika Ebenso wie die Beta-2-Sympathomimetika gehören auch die Anticholinergika zu den Klassikern in der COPD-Therapie. Einige Anticholinergika haben eine so lange Wirkdauer, dass eine einmalige Medikamenteneinnahme die Beschwerden bis zu 24 Stunden lindern kann.

Die Wirkung Auch Anticholinergika weiten die Bronchien, weil sie auf einen Nerv einwirken, den Nervus parasympathicus. Er ist der „Gegenspieler“ des Nervus sympathicus. Anti bedeutet auf Deutsch gegen und die Anticholinergika wirken gegen das, was der Nervus parasympathicus zur Aufgabe hat. Er zieht die Muskulatur der Bronchien zusammen und verengt somit die Atemwege. Das ist ganz normal, aber bei einer COPD soll dieser Mechanismus ausgeschaltet werden. Deswegen blockiert man die Impulse des Nervus parasympathicus durch diese Medikamente und die Bronchien bleiben weit offen. Außerdem werden die Bronchien unempfindlicher gegen äußere Reize und vermindern die Schleimproduktion. Werden Anticholinergika inhaliert, wirken sie direkt in den Bronchien.

Die Nebenwirkungen Anticholinergika, die inhaliert werden, haben nur geringe Nebenwirkungen. In einigen Fällen kann es zum Hustenreiz kommen. Wird ein Spray verwendet, wird manchmal die Mundhöhle vorübergehend trocken. Nur ganz selten erhöht sich der Herzschlag. Doch diese Nebenwirkungen zeigen sich nur bei wenigen Patienten. Allgemein gilt: Inhalierbare Anticholinergika sind gut verträglich und ihr Nutzen überwiegt bei Weitem.

Die Anwendung Anticholinergika werden als Medikament bei COPD nur als Dosieraerosol, Pulver oder Inhalationslösung direkt in den Bronchien angewendet. Einige Präparate auf dem Markt enthalten Anticholinergika, kombiniert mit Beta-2-Sympathomimetika.

Einnahme zu festen Zeiten Wenn Sie ein Anticholinergikum nehmen, halten Sie unbedingt die zeitlichen Abstände zwischen den Anwendungen ein. Die kurzwirksamen Präparate wirken erst nach 20 bis 30 Minuten, dafür hält die Wirkung etwa sechs bis acht Stunden an. Eine häufigere Anwendung bringt Ihnen keine Vorteile!

43 Kapitel 4

Auch die Anti­ cholinergika unterscheidet man in kurz- und langwirksame Medikamente. Erstere werden bei Bedarf eingesetzt, Zweitere in der Dauertherapie.

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Wenn Sie das Präparat eingeatmet haben, halten Sie für rund 10 Sekunden die Luft an. Die feinen Partikel des Wirkstoffs setzen sich dann in den Bronchien ab. So können sie besser wirken, als wenn sie gleich wieder hinausgepustet werden.

Die Beurteilung Anticholinergika wirken deutlich langsamer als Beta-2-Sympathomimetika. Außerdem ist die Erweiterung der Bronchien nicht so stark ausgeprägt. Je nach Krankheitsverlauf werden sie anstelle von Beta-2-Sympathomimetika gegeben oder auch zusätzlich. Das macht durchaus Sinn, da sich die Wirkungen beider Medikamente addieren und so eine stärkere Weitung der Bronchien erzielt werden kann.

Der ärztliche Rat Anticholinergika sind ein fester Bestandteil der COPD-Therapie. In der Regel sind sie gut verträglich. Sollten bei Ihnen dennoch Nebenwirkungen auftreten, berichten Sie das Ihrem Arzt. Es wird sich dann ein anderes Präparat für Sie finden.

So inhalieren Sie richtig Damit Sie Ihre Medikamente richtig inhalieren können, gibt es viele verschiedene Systeme zur Auswahl. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Vielleicht müssen Sie etwas experimentieren, bis Sie das Optimale gefunden haben. Ihr Arzt hat das bestimmt mit Ihnen besprochen und die richtige Anwendung geübt. Denn das ist wichtig: Medikamente durch die Atemwege zu transportieren hat gerade bei COPD viele Vorteile. Hier können Sie zur Sicherheit noch mal nachlesen, wie was funktioniert.

Vorteile der Inhalation • D  ie Wirkstoffe erreichen direkt Ihr Ziel. • Die Dosierung ist viel niedriger als z. B. bei Tabletten, Kapseln oder Saft, da das Präparat nicht erst in den gesamten Blutkreislauf gelangt und so nicht „verdünnt“ wird. • Dadurch sind die Nebenwirkungen viel geringer. • Das Präparat wird sehr schnell abgebaut und unschädlich gemacht.

Pulverinhalatoren Vorteile: Pulverinhalatoren sind leicht

zu transportieren und funktionieren ohne Treibgas. Dazu müssen Sie unmittelbar vor dem Einatmen des Medikaments Ihren Inhalator laden. Das funktioniert je nach Hersteller etwas unterschiedlich, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Die genaue Dosis ist schon bemessen und wird automatisch vor das Mundstück gebracht. Sie müssen nur noch einatmen und das war es auch schon. Die feinen Wirkstoffteilchen gelangen mit dem Atemstrom in die Bronchien. Manche Unternehmen bieten Mundstücke zum Wechseln an. Das ist sehr hygienisch, gerade weil Sie den Inhalator immer dabeihaben sollten. Sie schrauben dann den Plastikaufsatz mit dem Medikament auf das Mundstück, zie-

hen – ähnlich wie bei einer Spieluhr – eine kleine Vorrichtung auf und atmen kurz und kräftig ein. Das Depot reicht für bis zu 200 Inhalationen. Pulverinhalatoren sind sicher anzuwenden und erfordern wenig Geschick. Da die Dosis bereits portioniert ist, erzielen Sie immer das optimale Ergebnis.

ist das unter Umständen der Fall. Bei diesen Patienten sollte eine Alternative gefunden werden, damit auch ihnen im Notfall schnell und sicher geholfen werden kann.

Nachteile: Bei Pulverinhalatoren fehlt die

• A  tmen Sie nicht in das Mundstück aus. • Lagern Sie Ihren Inhalator trocken. • Reinigen Sie Mundstück und Inhalator nach jeder Anwendung. Sie können sich das sicher in Ihrer Apotheke erklären lassen. • Falls Sie das System wechseln, auch hier die Reinigung zeigen lassen, da sie von Hersteller zu Hersteller völlig unterschiedlich sein kann. • Spülen Sie nach der Inhalation Ihren Mund gründlich mit Wasser aus. Schlucken Sie dieses Wasser nicht herunter, sondern spucken Sie es wie beim Zähneputzen aus. Das gilt besonders bei der Anwendung von Glukokortikoiden, also Kortison. Denn diese Medikamente haften auch an der Schleimhaut von Mund und Rachen. Und dort kann es z. B. Pilzinfektionen begünstigen. • Trinken Sie einen Schluck Wasser nach. Dadurch gelangen die Medikamentenrückstände vom Mund in den Magen, wo sie abgebaut werden.

„Erfolgskontolle“, die man bei Dosiersprays hat. Da schmeckt man nämlich das Medikament im Mund, was bei Pulverinhalatoren nicht der Fall ist. Manchmal kann ein feines Kratzen im Hals entstehen oder das Gefühl, als würde man Puderzucker einatmen. Außerdem ist die Vorbereitung etwas aufwendiger als bei den Dosiersprays. Damit der Wirkstoff in die Bronchien gelangen kann, muss die Luft mit einer bestimmten Geschwindigkeit – kurz und kräftig – eingeatmet werden. Sonst bleiben die feinen Partikel schon in der Luftröhre oder den großen Bronchien. Bei schweren Anfällen von Atemnot

Praktische Tipps

45 Kapitel 4

46 Kapitel 4

Bei machen Dosiersprays erkennt das Gerät, wann Sie einatmen, und gibt die Medikamentendosis automatisch frei.

Dosiersprays Dosiersprays werden auch Dosieraerosole genannt und sind die Klassiker, um Medikamente direkt in die Bronchien zu befördern. Dabei werden die Wirkstoffe aus einem Druckbehälter herausgepresst und fein vernebelt.

oder mit Ihrem Apotheker. Und beachten Sie die gleichen Tipps, wie sie beim Pulverinhalator beschrieben sind: •  10 Sekunden die Luft anhalten •  Mund ausspülen und einen Schluck Wasser nachtrinken • M  undstück reinigen

Vorteile: Das Prinzip, nach dem Dosier-

Nachteile: Der „Medikamentenstoß“ aus

sprays funktionieren, ist ganz einfach. Während Sie einatmen, wird die angegebene Menge des Präparats aus dem Behälter frei­ gesetzt – einfach per Fingerdruck. Dosiersprays erzielen ein gutes Ergebnis, allerdings müssen Sie die Anwendung perfekt beherrschen. Atmen Sie zu früh oder zu spät ein, kommt nicht genügend in Ihren Bronchien an; die Wirkung ist nicht optimal. Trainieren Sie den perfekten Zeitpunkt mit Ihrem Arzt

dem Treibbehälter ist kalt; für viele Patienten ein unangenehmes Gefühl im Rachenraum. Zudem ist die Koordination von Fingerdruck und gleichzeitigem Einatmen für manche Betroffene schwierig. Dann sind die Dosiersprays, die automatisch über das Einatmen aktiviert werden, besser. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sogenannte Inhalierhilfen (auch Spacer genannt) zu benutzen.

Tipp: Wie voll ist Ihr Dosierspray? Da die meisten Dosiersprays keine Anzeige besitzen, die Ihnen sagt, wie viel Wirkstoffmenge noch zur Verfügung steht, hier ein Tipp: Nehmen Sie das Mundstück ab und legen Sie den Druckbehälter in eine Schale mit Wasser. Ist der Behälter voll, geht er komplett unter. Befindet er leer viertel voll sich irgendwo zwischen Boden und Oberfläche, sollten Sie voll halb voll Nachschub besorgen; leere Behälter schwimmen an der Oberfläche.

Inhalierhilfen Um das Inhalieren einfacher und effektiver zu machen, können Inhalierhilfen, sogenannte Spacer, verwendet werden. Es gibt sie in zwei verschiedenen Größen. Spacer mit kleinem Volumen haben die Funktion einer Verlängerung des Mundstücks und vermindern den kalten Aufprall des Sprühstoßes im Rachenraum. Wenn es nur um eine Erleichterung bei der Inhalation geht, dann reichen sie oft völlig aus. Werden allerdings entzündungshemmende Wirkstoffe wie Glukokortikoide inhaliert, dann sollte ein großer Spacer mit einem Fassungsvermögen ab etwa 300 ml verwendet werden. Diese Spacer werden auf das Mundstück des Dosiersprays gesteckt. Der Wirkstoff wird dann in die Kammer gepumpt und vermischt sich dort wie ein ganz feiner Nebel mit der Luft. So kann der Wirkstoff aus dem Spacer ganz normal eingeatmet werden. Das erleichtert die Koordination zwischen Einatmung und Medikamentenabgabe. Grundsätzlich ist das Inhalationsergebnis bei Dosieraerosolen mit Spacern deutlich besser, da sich weniger Wirkstoff im Mund- und Rachenraum ablagert. Es kommt also mehr in den Bronchien an. Wenn Sie einen Spacer verwenden, ist es wichtig, dass Sie die Zahl der Hübe Ihres Medikaments an das Volumen der Inhalierhilfe anpassen. Das können Sie in der Packungsbeilage nachlesen oder mit Ihrem Arzt besprechen.

47 Kapitel 4

Wenn Sie einen Spacer verwenden, müssen Sie nicht mehr auf das Timing von Einatmen und Auslösen des Sprays achten.

Praktische Tipps •  Dosiersprays vertragen keine Tempera-

turen über 50 Grad Celsius, also niemals in der prallen Sonne oder im Auto aufbewahren. •  Abkratzen von Verkrustungen oder jegliche Manipulation am Druckbehälter kann zur Explosion führen. •  Reinigen Sie Ihr Dosierspray nur mit klarem Wasser, am besten etwas einweichen. Reiben Sie dann die Außenseiten trocken. •  Sollten Sie den Hersteller Ihres Dosiersprays wechseln, brauchen Sie auch das passende Mundstück dazu.

48 Kapitel 4

Ultraschallvernebler

Behandlungsformen bei mittel­schwerer COPD

Vorteile: Sie werden in der Regel mit Was-

ser gefüllt, das verdampft und so die Luftfeuchtigkeit im Raum erhöht. Nachts neben dem Bett sorgen sie z. B. für besseren Schlaf.

Bei einer mittelschweren COPD treten vermehrt Atemnot, Husten und Auswurf auf. Wir haben schon beschrieben, dass sich bei COPD alles um diese drei Symptome dreht: Wann husten Sie, wie häufig, hat sich der Auswurf verändert und bei welchen Tätigkeiten leiden Sie unter Atemnot? Haben viele Patienten ihre Krankheit im leichten Stadium noch schlichtweg ignoriert, ist das bei mittelschwerer COPD kaum noch möglich. Schon bei leichteren Anstrengungen kommen sie aus der Puste, ihre Bronchien sind jetzt ständig verengt. Dadurch sinkt der Sauerstoffgehalt des Blutes und sie bekommen in vielen Situationen Atemnot. Auch

Nachteile: Ultraschallvernebler sind

Ultraschallvernebler „verteilen“ keine Medikamente, aber sie erhöhen die Luftfeuchtigkeit und sorgen so dafür, dass die trockene Luft nicht die Atemwege reizt.

groß und sperrig. Es ist unbedingt auf eine gründ­liche Reinigung zu achten. Geschieht das nicht, sammeln sich Keime im Gerät an, die dann über den gesamten Raum verteilt werden. Wenn Sie diese einatmen, kann das zu weiteren Krankheiten führen. Ultra­ schallvernebler sind dennoch sinnvoll für bettlägerige Patienten oder für Menschen, die ansonsten keine Nachtruhe finden können.

Düsenvernebler Sie eignen sich gut bei schwerer COPD und in Notfällen, da Sie auch in diesem Fall das Medikament sehr leicht einatmen können.

Die Dauertherapie

Vorteile: Beim Düsenvernebler wird das

Medikament mit einer Flüssigkeit verdampft. Normalerweise ist das physiologische Kochsalzlösung. Die Patienten geben eine bestimmte Anzahl Tropfen ihres Medikamentes zusammen mit der Kochsalzlösung in den Behälter des Düsensystems und vermischen die Flüssigkeit. Eine Pumpe im Gerät baut Druck auf, der die Flüssigkeit vernebelt. Diesen kühlen Dampf atmen Sie dann über ein Mundstück ein. Sie atmen das Medikament nicht in einem einzigen Atemzug ein,

der Körper macht schlapp, da er nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt wird. Sie fühlen sich immer öfter müde und lustlos und dadurch belasten Sie sich nicht mehr als unbedingt nötig. Damit beginnt ein Teufelskreis. Wir haben in Kapitel 2 ausführlich beschrieben, wie und warum sich eine COPD auf den ganzen Körper und auf Ihre Stimmung auswirkt. Zu stoppen ist das Fortschreiten der Krankheit nur mit der passenden Bedarfsund Dauertherapie. Die Bedarfstherapie erfolgt mit kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika und/oder Anticholinergika. D. h. Sie inhalieren Ihr Medikament, wenn sich eine Atemnot ankündigt. Beide Medikamentengruppen und die verschiedenen Inhalationstechniken mit Vor- und Nachteilen sind im vorhergehenden Kapitel ab Seite 36 ausführlich beschrieben.

sondern sollten es mehrere Minuten lang inhalieren. Nachteile: Leider sind die Geräte nicht so

handlich wie ein Dosierspray. Sie sind schwer und für unterwegs wenig geeignet. Die Inhalationen dauern, je nach Flüssigkeitsmenge, bis zu zehn Minuten – Zeit, in der manche Patienten ungeduldig werden. Zudem sollte auch dieses Gerät nach jeder Anwendung gereinigt werden.

Die Dauertherapie wird zusätzlich verordnet. Da Ihre Bronchien ständig verengt sind, brauchen Sie immer einen bestimmten „Grundstock“ an Medikamenten in Ihrem Körper. Sie müssen regelmäßig Ihre Medikamente nehmen, auch wenn Sie keine Atemnot haben. Der Sinn der Dauertherapie ist, diese Notfälle zu vermeiden. Dauermedikamente können langwirksame Beta-2-Sympathomimetika oder Anticholinergika sein. Außerdem können Xanthine oder Glukokortikoide eingesetzt werden.

49 Kapitel 4

Lungenfunktion bei mittelgradiger COPD • FEV1 zwischen 50 und 80 % des Sollwertes • FEV1/VC unter 70 % Bei mittelschwerer COPD können Sie meist nur noch weniger als zwei Drittel der eingeatmeten Luft wieder ausatmen und zwar in der ersten Sekunde.

50 Kapitel 4

Medikamenten-Info Xanthine, z. B. Theophyllin Schon lange weiß man, dass Xanthine die Bronchien erweitern und Entzündungen hemmen. Leider ist die Grenze zwischen Wirkung und Nebenwirkung sehr schmal, sodass die Dosierung sehr individuell eingestellt werden muss. Deshalb sind Xanthine bei einer COPD nicht das Medikament der ersten Wahl. Theophyllin wird in Ausnahmefällen eingesetzt, wenn eine Ergänzung zu den Beta-2-Sympathomimetika oder den Anticholinergika nötig ist. Die Wirkstoffe gehen ins Blut und beeinflussen den ganzen Körper. Theophyllin kann Unruhe und Nervosität auslösen und manchem Patienten sogar das Einschlafen unmöglich machen. Die Dosierung muss beim Arzt

Theophyllin und Koffein gehören beide zu den Xanthinen. Ihre Wirkung ist bei jedem unterschiedlich: Manche können nach einer Tasse Kaffee gar nicht schlafen, anderen macht das gar nichts. Ähnlich „unberechenbar“ wie Koffein ist auch die Wirkung von Theophyllin, denn der Abbau im Blut ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Und die sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

überprüft werden, da der Grad zwischen erwünschter und unerwünschter Wirkung sehr schmal ist.

Die Wirkung Xanthine verteilen sich erst im Blut und dadurch im ganzen Körper und verhindern die Freisetzung von entzündungsauslösenden Stoffen. Außerdem erweitern sie die Bronchien; allerdings ist dieser Effekt nicht so stark wie bei den Beta-2-Sympathomimetika. Zusätzlich aktivieren sie die Bewegungen des Zwerchfells und wirken positiv auf die Flimmerhärchen der Schleimhaut. Die werden aktiver und können so die Atemluft besser filtern und mehr Abfallstoffe und Schleim aus den Bronchien abtransportieren. Deshalb gehören die Xanthine zu den Notfallmedikamenten bei mittelschwerer und schwerer COPD.

Die Nebenwirkungen Stellen Sie sich vor, Sie würden den ganzen Tag einen Kaffee nach dem anderen trinken. So ähnlich fühlt sich eine Überdosierung von Theophyllin an; der Patient zeigt Unruhe, Nervosität, Zittern, Herzrasen oder MagenDarm-Beschwerden. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann lebensbedrohlich werden, wenn Sie zu den Menschen gehören, die Theophyllin nur langsam abbauen. Bei jungen, ansonsten gesunden Patienten dauert es rund sieben bis neun Stunden, bis die Hälfte des Wirkstoffs im Blut abgebaut ist. Bei manchen Patienten kann das allerdings bis zu 24 Stunden dauern.

Die Anwendung Empfehlenswert ist eine langsame Steigerung der Dosierung, damit man erkennen kann, welche Dosierung zu hoch und welche zu niedrig ist. Ihr Arzt überprüft das, indem er den Wirkstoffspiegel im Blut misst. In der Regel nimmt der Patient zwei Retardtabletten am Tag. In Notfällen wird Theophyllin in Form von Tropfen oder Injektionen angeboten, damit die Atemnot schnellstmöglich gelindert wird.

Die Beurteilung Theophyllin ist seit Jahren in der COPDTherapie bekannt und entsprechend gut untersucht. Sie müssen keine Bedenken haben, wenn Ihr Arzt Ihnen Theophyllin verordnet. Entscheidend ist die richtige Dosierung. Dazu müssen Sie eng mit Ihrem Arzt zusammen-

arbeiten. Erzählen Sie ihm von allen Ihren Erkrankungen, sofern er Sie noch nicht kennt, und gehen Sie sofort in die Praxis, wenn bei Ihnen Nebenwirkungen auftreten. Er muss peinlich genau die richtige Dosis einstellen, dann kann das Medikament Ihre Beschwerden spürbar lindern.

51 Kapitel 4

Der ärztliche Rat Schlägt Ihnen Ihr Arzt eine Therapie mit Theophyllin vor, sollten Sie ihm nicht nur von aktuellen, sondern auch von zurückliegenden Erkrankungen berichten. Besonders wichtig sind Herzerkrankungen, z. B. Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Magen – oder Zwölf ­fi ngerdarmgeschwüre und Leberer­ krankungen. Diese könnten den Einsatz von Theophyllin verbieten. Nehmen Sie Ihre abendliche Tablette, kurz bevor Sie ins Bett gehen. So wirkt sie erst, wenn Sie schon im Tiefschlaf sind. Nebenwirkungen verschlafen Sie dann einfach.

52 Kapitel 4

Der Name Kortison ruft bei vielen Bedenken hervor. Aber Kortison ist ein sehr wichtiges Medikament, denn es handelt sich um eine der wirksamsten Substanzen und ist hinreichend untersucht.

Medikamenten-Info Glukokortikoide Das Wort Kortison beschwört viele Schauergeschichten herauf. Zu Unrecht. Denn es handelt sich um eine der wirksamsten und am besten untersuchten Substanzen. In der COPD-Therapie werden die Glukokortikoide so eingesetzt, dass es meist gar nicht zu den so gefürchteten Nebenwirkungen kommt. Inhalative Glukokortikoide sind Medikamente, die direkt an der Körperstelle wirken, wo sie zum Einsatz kommen sollen – in der Lunge. Sie sind sehr sicher und bekämpfen die Ursache des Übels: die Entzündung. Diese Substanzen sind die einzigen, die das wirkungsvoll können, und sind deswegen aus

der Langzeitbehandlung der COPD nicht wegzudenken. Mit Glukokortikoiden kann man eine COPD zwar nicht heilen, aber Ihre Beschwerden werden deutlich gelindert. Eine langfristige Behandlung mit Glukokortikoiden wird regelmäßig von Ihrem Arzt kontrolliert.

Die Nebenwirkungen Sie treten dann auf, wenn Glukokortikoide über einen längeren Zeitraum so verordnet werden, dass sie auf den ganzen Körper wirken, also als Tabletten oder Infusionen. Bei einer mittelschweren COPD ist das normalerweise nicht der Fall, kann aber vorkommen. Ihr Arzt wird darauf achten, dass er die Therapie so kurz wie möglich hält.

Wirkung Glukokortikoide sind stark entzündungshemmend. Das betrifft nicht nur akute Beschwerden, sondern auch chronische Krankheiten wie die COPD. Sie sind klassische Notfallmedikamente und haben verschiedene positive Wirkungen. • Die Dauerentzündung in den Bronchien wird schwächer. Die verdickte Schleimhaut schwillt ab, Rötungen gehen zurück und die Bronchien reagieren nicht mehr so empfindlich. • Glukokortikoide schaffen einen „Schutzschild“ um die Entzündungszellen, wodurch sie weniger „gereizt“ reagieren. Das vermindert den Husten und kann Anfälle von Atemnot verhindern. • Die Bronchien verkrampfen sich weniger und seltener und die Schleimhaut produziert weniger zäher Schleim. • Die Zellen werden „ansprechbarer“ für bronchienerweiternde Medikamente und dadurch kann sich der Effekt von Beta-2-Sympathomimetika verstärken.

Beim Inhalieren von Glukokortikoiden treten unerwünschte Wirkungen meist im Mundoder Rachenraum auf. Dort stören sie die natürliche Immunabwehr und es kann zu Pilzbefall im Mund oder Reizungen der hinteren Rachenwand kommen. Dagegen helfen einfache Lutschtabletten. Manche Patienten klagen auch über Heiserkeit. Spülen Sie nach jeder Anwendung den Mund aus und trinken Sie Wasser, so wie wir es im Abschnitt „Behandlungsformen bei leichter COPD“ beschrieben haben.

Einnahme vergessen – was tun?

53 Kapitel 4

Sollten Sie mal einen Hub vergessen haben, können Sie ihn innerhalb von ein oder zwei Stunden nachholen. Das gilt allerdings nicht für mehrere versäumte Einnahmen. Verbinden Sie die Hübe mit festen Zeiten oder festen Abläufen, z. B. vor dem Zähneputzen oder vor dem Frühstück.

Die Beurteilung Inhalierbare topische Glukokortikoide gelten heute als sehr sicher. Lassen Sie sich da nicht von gut gemeinten Ratschlägen Ihrer Freunde oder Familie beeinflussen, sondern vertrauen Sie Ihrem Arzt. Sobald Ihre Beschwerden nachgelassen haben, wird er versuchen, die Dosis stufenweise zu reduzieren. Auch hier gilt: so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Nur bei sehr hoher Dosierung über einen langen Zeitraum steigt das Risiko von Nebenwirkungen, die außerhalb des Rachenraums und der Atemwege auftreten können.

Der ärztliche Rat Manche Patienten setzen die Glukokortikoide einfach ab, wenn es ihnen besser geht. Tun Sie das auf keinen Fall, besprechen Sie das immer mit Ihrem Arzt! Wahrscheinlich wird er Ihnen erklären, dass es Ihnen besser geht, WEIL Sie Glukokortikoide nehmen. Die Häufigkeit von plötzlichen Verschlechterungen, der soge-

nannten Exazerbationen, wird abnehmen, z. B. während einer Erkältung. Und somit wird auch eine weitere Schädigung Ihres Lungengewebes vermieden. Deshalb ist es sinnvoll, Glukokortikoide zu nehmen, wenn sich Ihre Lungenleistung nicht wirklich verbessert. Immerhin verschlechtert sie sich auch nicht. Und bei einer COPD ist das ein Behandlungserfolg. Es gibt keinen Grund, die Behandlung zu unterbrechen. Im Rahmen des strukturierten Behandlungsprogramms (DMP) wird die Dosierung regelmäßig von Ihrem Arzt überprüft und, wenn möglich, heruntergesetzt. Informieren Sie ihn unbedingt, wenn sich Ihre Symptome verändern oder Nebenwirkungen auftreten.

Tipp: Bei der Inhalation von Glukokortikoiden sollten Sie einen Spacer verwenden.

54 Kapitel 4

Lungenfunktion bei schwerer COPD • FEV1 unter 50 % des Sollwertes • FEV1/VC unter 70 % Bei einer schweren COPD ist Ihre Lungenfunktion auf die Hälfte des Sollwertes oder sogar weniger zurückgegangen. Alltägliche Aktivitäten sind meist deutlich eingeschränkt.

Behandlungsformen bei schwerer COPD Patienten mit schwerer COPD können ihre Symptome nicht mehr ignorieren: quälender Husten morgens, Atemgeräusche wie Pfeifen oder Brummen und beängstigende Atemnot schränken die Lebensqualität ein. Schlafen wird zur Tortur: unbehandelt ist Schlaf oft nur noch im Sitzen möglich. Spätestens jetzt macht sich bemerkbar, dass eine COPD nicht nur eine Erkrankung der Lunge ist, sondern sich auf den ganzen Körper auswirkt. Wir haben die Zusammenhänge in Kapitel 2 bereits ausführlich beschrieben. Durch die reduzierte Lungenfunktion ist die Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. In der Folge kann es manchmal zu einer Erweiterung der rechten Herzkammer kommen, dem sogenannten Cor pulmonale, oder zu einer Verdickung der Muskelwände des Herzens.

Die rechte Herzkammer ist dafür zuständig, sauerstoffarmes Blut in den Lungenkreis­lauf zu pumpen. Bei einer schweren COPD muss sie aber gegen einen hohen Widerstand arbeiten, also viel mehr Druck aufbauen als normal, und dadurch kommt es zur Schädigung des Herzmuskels.

Medikamente Die Therapie besteht aus den gleichen Bausteinen, die auch bei mittelgradiger COPD gelten. Bitte lesen Sie die entsprechenden Medikamenten-Infos ab Seite 36 nach. •  L angwirksame Beta-2-Sympathomimetika und/oder Anticholinergika als Dauertherapie •  Kurzwirksame Präparate als Bedarfs­ therapie zur Besserung der akuten Symptome •  Eventuell zusätzlicher Einsatz von Theophyllin • T  opische Glukokortikoide als Inhalationen, um wiederholte Exazerbationen, d. h. Anfälle von Atemnot, zu vermeiden

Sauerstofftherapie Das Sauerstoffgerät reichert die normale Luft mit Sauerstoff an. Dadurch wird mehr Sauerstoff eingeatmet und die noch funktionierenden Lungenbläschen können auch mehr Sauerstoff ans Blut abgeben. Die Atemnot verringert sich dadurch. Zudem wird das Herz entlastet und Körper und Gehirn wieder mit mehr Sauerstoff versorgt. Und deshalb bessern sich auch Konzentrationsstörungen

und Müdigkeit. Ob Sie ein Sauerstoffgerät brauchen und welches für Sie das richtige ist, entscheidet Ihr Arzt. Die Anpassung der Therapie erfordert große Erfahrung, weshalb sie beim Lungenfacharzt oder in einem Krankenhaus erfolgt. Ideal ist natürlich ein Krankenhaus, das in das strukturierte Be­handlungsprogramm (DMP) eingebunden ist.

Operative Eingriffe Eine Transplantation der Lunge oder von einzelnen Lungenflügeln kommt nur sehr selten infrage und auch nur sehr selten vor. Häufiger werden Teile der Lunge operativ entfernt. Das ist möglich, wenn nicht die gesamte Lunge betroffen ist, sondern nur gewisse Bereiche, sogenannte Bullae. Durch Entfernung dieser Bullae wird das Lungenvolumen kleiner und der gesunde Teil der Lunge kann sich ausdehnen. Das verschafft den Patienten Erleichterung beim Atmen.

Zusammenfassung Egal, wie weit die COPD bei Ihnen fortgeschritten ist, und egal, wie Sie behandelt werden, eine COPD ist nicht heilbar. Wenn Sie keine oder nur geringe Beschwerden haben, dann liegt das daran, dass Ihr Arzt die optimale Therapie für Sie gefunden hat. Und dass Sie Ihre Lebensgewohnheiten umgestellt und die Ursachen Ihrer COPD wahrscheinlich weitgehend behoben haben. Es liegt keinesfalls daran, dass Sie geheilt sind. Die Lungenbläschen oder die Schleimhautzellen,

die bereits zerstört sind, werden nicht durch neue ersetzt und können ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Deshalb der dringende Rat: Verringern Sie auf gar keinen Fall selbst die Medikamenteneinnahme und setzen Sie Ihre Präparate auf keinen Fall einfach ab. Auch gut gemeinte Ratschläge von Freunden oder Bekannten sind mit Vorsicht zu genießen. Wenn Sie alternative Behandlungsmethoden ausprobieren möchten, tun Sie das, nachdem Sie mit Ihrem Arzt gesprochen haben. Er wird Ihnen raten, diese neben den verordneten Medikamenten einzusetzen, und eventuell die Dosierung anpassen.

Werden Sie selbst aktiv Das ist ganz wichtig. Wir haben diesem Thema das ganze Kapitel 6 gewidmet, da Sie sehr viel für sich tun können und sollten. Beugen Sie vor und trainieren Sie für den Notfall. Kapitel 7 zeigt Ihnen Techniken, wie Sie Anfällen von Atemnot entgegenwirken und Ihre Atemmuskulatur trainieren können. COPD ist eine Erkrankung, die bleiben wird, aber mit der richtigen Therapie und mit der richtigen Einstellung können Sie trotzdem ein gutes Leben führen.

55 Kapitel 4

Eine Sauerstoff­ therapie muss mindestens 16 Stunden täglich durchgeführt werden, damit sie wirksam ist. Das Sauerstoffgerät wird also zum ständigen Begleiter der Betroffenen.

56



5. Kapitel

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Der Notfall – Exazerbation Verschlechterung mit verstärkter Atemnot

Kapitel 5

Der Notfall – Exazerbation Verschlechterung mit verstärkter Atemnot

Ziel der Therapie ist es, Notfälle zu vermeiden. Tritt der Notfall doch ein, können Sie durch gute Vorbereitung zusätzliche Gefahren meiden.

S

icherlich haben Sie mit Ihrem Arzt schon besprochen, woran Sie eine Verschlechterung mit verstärkter Atemnot erkennen können und wie Sie sich in diesem Fall verhalten sollen. Auf den folgenden Seiten finden Sie die wichtigsten Informationen kurz zusammengefasst.

Auswurf, Husten und Atemnot sind Alarmzeichen Erinnern Sie sich? Wir haben die drei Hauptsymptome schon einige Male in diesem Buch

erwähnt. Müssen Sie häufiger und schneller atmen? Hat Ihr Husten zugenommen? Wie ist sind Menge und Farbe Ihres Auswurfes? Ist er zäher als sonst? All dies kann z. B. ein Hinweis darauf sein, dass Ihre Krankheit voranschreitet. Leiden Sie unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und/oder Fieber? Nehmen Sie diese Veränderungen ernst! Wenn sich die Anzeichen schnell entwickeln, brauchen Sie ärztliche Hilfe; wenn sie langsam zunehmen, aber länger als 24 Stunden anhalten, gilt dasselbe.

Wenn Atemnot, Husten und Auswurf sich plötzlich verschlechtern, dann sind das Alarmzeichen für einen Notfall.

58 Kapitel 5

Wann Sie sofort zum Arzt müssen •  Wenn Sie sich extrem schläfrig fühlen und • w  enn Sie stark verwirrt sind.

Beides deutet auf eine erhöhte Konzentration von Kohlendioxid im Blut hin und dann ist eine schnelle ärztliche Hilfe unbedingt notwendig.

Es gibt viele Auslöser für verstärkte Atemnot Verschlechterungen mit verstärkter Atemnot können durch unterschiedliche Anlässe ausgelöst werden: Infektionen, Verschlucken, Feinstaubexpositionen (z. B. durch den heimi-

schen Kamin), Smog oder ein extrem trockenes Klima z. B. im Urlaub, durch die Klimaanlage im Büro oder im Flugzeug. Vermeiden Sie solche Situationen so weit wie möglich. Achten Sie darauf, dass die Luft immer genügend angefeuchtet ist. Sie können einen Ultraschallvernebler benutzen, wie wir ihn im Kapitel „Behandlung bei leichter COPD“ auf Seite 48 beschrieben haben, und/oder Sie sorgen für Wasserbehälter an den Heizkörpern. Lesen Sie sich im Kapitel 2 noch einmal in Ruhe die Absätze zu Risikofaktoren, Symptomen und Warnsignalen durch und vermeiden Sie den Kontakt mit Menschen, die einen Atemwegsinfekt haben.

Auch Krankheiten können die Exazerbation auslösen • D  ie Infektion der Atemwege mit Viren oder Bakterien: Sie husten vermehrt Auswurf; meist ist er grün-gelb. Die Atemarbeit wird erhöht und die Funktion der Atemmuskulatur und des Zwerchfells eingeschränkt. In schweren Fällen kann das zu Atemversagen führen. • Das Cor pulmonale: Eine Erweiterung der rechten Herzkammer, deren Ursache in der Lunge liegt. Die rechte Herzkammer kann ihre Aufgabe, sauerstoffarmes Blut aus dem Körper in die Lunge zu pumpen, nicht mehr richtig erfüllen. • Der Herzinfarkt: Er kann die gleichen Auswirkungen haben wie das Cor pulmonale. • Die Lungenembolie: Dabei sind eine oder mehrere Lungenarterien durch einen Blutpfropf verstopft. Auch hier ist der Blutfluss vom Herzen zur Lunge eingeschränkt. • Der Pneumothorax: Das sind Luftansammlungen zwischen der Brustwand und der Lunge. Wenn viel Luft den Raum zwischen Brustkorb und Lunge einnimmt, kann sich die Lunge nicht mehr richtig entfalten und somit auch weniger Luft in die Lunge eingeatmet werden.

Ein Notfallplan hilft Ihnen und Ihren Angehörigen

Im Notfall ist schnelles Handeln besonders wichtig

Ein individueller Notfallplan ist sehr hilfreich. Sie sollten ihn gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt besprechen und zusammen mit den Notfallmedikamenten stets bei sich tragen. Das Beispiel auf der nächsten Seite zeigt, wie ein solcher Notfallplan aussehen könnte. Wichtig ist, dass auch Ihr Umfeld, also Familie, Freunde oder auch Kollegen, die Warnsignale richtig einschätzen können und wissen, was bei einer akuten Verschlechterung zu tun ist. Auch ihnen können die Hinweise auf dem Notfallplan helfen. Wenn Sie also noch keinen Notfallplan haben, sollten Sie Ihren Arzt bitten, ihn gemeinsam mit Ihnen zu erstellen.

Im Notfall gelten natürlich alle Regeln, die wir bei leichter bis schwerer COPD erwähnt haben. Halten Sie also Ihr Bedarfsspray immer parat. Und setzen Sie die Atemtechniken ein, die wir in Kapitel 7 beschreiben. Es hilft wirklich enorm, sie in Patientenschulungen und zu Hause einzuüben, damit sie im Notfall wie „automatisch“ klappen. Zusätzlich sollten die Medikamente genommen werden, die in Ihrem individuellen Notfallplan vorgesehen sind.

Verpassen Sie auf keinen Fall die jährliche Grippeschutzimpfung, um Ihre Lunge nicht noch durch eine Infektion zu belasten.

59 Kapitel 5

Üben Sie die Notfallmaßnahmen ein, damit sie im Fall des Falles „wie im Schlaf“ klappen.

60 Kapitel 5

Behandlung im Krankhaus bei akuter Verschlechterung

Mein COPD-Notfallplan Dieser Notfallplan soll Ihnen und Ihren Angehörigen Hilfestellung für das richtige Verhalten bei einem COPD-Notfall geben. Bitte füllen Sie den Plan gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt aus und bewahren Sie ihn zusammen mit den Notfallmedikamenten so auf, dass Sie bzw. Ihre Angehörigen ihn im Notfall schnell zur Hand haben.

Akute Atemnot kündigt sich an: Mögliche weitere Kennzeichen: • Der Auswurf verfärbt sich. • Gelegentlich tritt auch Fieber auf. • Sie ermüden leichter. • Schlafstörungen und Gliederschmerzen können auftreten.

Kennzeichen • Die Atemnot nimmt zu, tritt evtl. schon in Ruhe auf. • Sie husten vermehrt, spüren ein Engegefühl in der Brust. • Die Menge des Auswurfs nimmt zu und/oder der Auswurf wird zäher.

Achtung: Bei starker Schläfrigkeit und/oder Verwirrtheit sollten Sie sofort ärztliche Hilfe anfordern!

Soforthilfe: Bestimmen Sie Ihren Peakflow-Wert. Atmen Sie

Hübe

Atmen Sie

Hübe eines weiteren Medikamentes

ein*. ein*.

Wenden Sie die Lippenbremse an und gehen Sie in eine atemerleichternde Stellung (z. B. Kutschersitz).

Diesen Vordruck können Sie sich unter www.aok.de/ copd-notfallplan kostenlos herunterladen und aus­ drucken.

Falls nach etwa 10 Minuten keine deutliche Besserung eingetreten ist: Bestimmen Sie erneut Ihren Peakflow-Wert. Atmen Sie

Hübe

Atmen Sie

Hübe eines weiteren Medikamentes

ein*.

Nehmen Sie

Tablette(n)

Nehmen Sie

Tablette(n) eines weiteren Medikamentes

ein*. ein*. ein*.

Wenden Sie die Lippenbremse an und gehen Sie in eine atemerleichternde Stellung (z.B. Kutschersitz). Warten Sie 5 bis 10 Minuten.

Ist Ihr Zustand nach weiteren 10 Minuten nicht besser: Fordern Sie einen Notarztwagen an! Notruf: 112 oder Telefon: Keine Beruhigungsmittel einnehmen! Teilen Sie dem Notarzt mit, wie viel Sie bereits von welchen Medikamenten genommen haben!

Mein persönlicher Peak-Flow-Bestwert

Wichtige Telefonnummern Behandelnder Arzt:

weitere:

Hausarzt: * Medikamente und Dosierungen vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt.

Ein Krankenhausaufenthalt kann z. B. nach schweren Anfällen notwendig werden, bei schweren Lungeninfekten und bei Verschlechterungen, die trotz bestmöglicher Therapie zu Hause fortschreiten. Dann ist es gut, wenn Ihr behandelnder Arzt und die Ärzte in der Klinik zusammenarbeiten. Auf jeden Fall sollte nach einem Krankenhausaufenthalt immer an eine Anschlussbehandlung gedacht werden.

Zusammenfassung Egal, wie leicht oder schwer Ihre COPD ist: Ohne Behandlung wird sich Ihre Lebensqualität verschlechtern. Je besser Sie mit Medikamenten eingestellt sind, desto weniger Verschlechterungen mit akuter Atemnot sind zu erwarten. Denn diese schädigen Ihre Lunge zusätzlich. Deshalb nutzt es nichts, an Medikamenten zu sparen und dafür in die nächste Exazerbation zu rauschen. Alle Medikamente sind sicher und erprobt, bei der Verabreichung durch Inhalieren ist die Dosis gering und die Nebenwirkungen auf die oberen Atemwege begrenzt. Ihr Arzt wird eine Dauermedikation mit Tabletten so kurz wie möglich halten. Akzeptieren Sie Ihre COPD, aber packen Sie sich keinesfalls „in Watte“. Zur Therapie gehört auch, dass Sie selbst etwas für sich tun. Da Sie am strukturierten Behandlungsprogramm der AOK teilnehmen, stehen Ihnen Schulungen zu allen Themen, die COPD betreffen, offen. Ob Sie bei einer Lungensportgruppe mit­ machen oder an einer Patientenschulung zur Nikotinentwöhnung teilnehmen – tun Sie sich und Ihrem Körper etwas Gutes. Werden Sie zum Experten in Sachen COPD und machen Sie sich fit. Möglichkeiten gibt es genug, wie Sie in den folgenden zwei Kapiteln sehen werden. Bislang bestimmte Ihre COPD Ihr Leben, in Zukunft können Sie Ihre COPD kontrollieren.

61 Kapitel 5

Machen Sie kein Geheimnis aus Ihrer Erkrankung und sagen Sie am Arbeitsplatz oder zu Hause klar, was Sie können und was nicht. Das macht es Kollegen und Angehörigen leichter, damit umzugehen.

62



6. Kapitel Werden Sie selbst aktiv Das können Sie alles für sich tun

Werden Sie selbst aktiv Das können Sie alles für sich tun

S

ie können bestimmen, wie gut oder wie schlecht es Ihnen geht. Allerdings müssen Sie Ihr Leben umstellen, damit die Schädigung der Lunge nicht weiter fortschreitet. Verhindern Sie, dass Ihre Atemwege noch mehr Schaden nehmen. Vielleicht fällt Ihnen die eine oder andere Änderung wirklich schwer. Aber dafür können Sie freier durchatmen und wieder richtig aufatmen. Vergessen Sie nie: Ihr Arzt kann die Symptome Ihrer COPD behandeln, aber nur Sie können die Ursachen abstellen, die dazu geführt haben. •  Hören Sie auf zu rauchen, denn das ist der Risikofaktor Nr. 1 für COPD. Vermeiden Sie auch andere feine Staubteilchen und schädliche Gase. •  Bewegen Sie sich regelmäßig, auch wenn es am Anfang schwerfällt. •  Lassen Sie sich gegen Pneumokokken und Grippeerreger impfen. •  Ernähren Sie sich gesund und kontrollieren Sie Ihr Gewicht. Eine COPD im leichten Stadium wird meist nicht diagnostiziert. Denn die Symptome werden von den Betroffenen lange Zeit einfach so hingenommen und der Arzt erfährt nichts von den Beschwerden. Aber je früher man eine COPD erkennt und behandelt, desto besser sind die Chancen, die Krankheit aufzuhalten und die Beschwerden zu lindern.

63 Kapitel 6

Ihre COPD beeinträchtigt den ganzen Körper COPD wirkt sich auf Ihre körperliche Belastbarkeit, Ihre Lebensqualität und Ihre Psyche aus. Exazerbationen führen zu Rechtsherzbelastung und mangelnde Bewegung zu Muskelschwund und Osteoporose. Fehlen Ihnen manchmal der Appetit und die Energie, um sich etwas zu essen zu machen? Ohne Nahrung hat Ihr Körper aber noch weniger Energie. Ungesunde Ernährung führt zu Abwehrschwäche und Anämie. Auch die Fähigkeit Ihres Blutes, Sauerstoff zu binden, nimmt dadurch ab. Sie atmen schon weniger Luft ein – also weniger Sauerstoff – und wenn Ihr Blut den Sauerstoff auch noch schlechter binden kann, wird Ihr Körper mangelhaft versorgt, Ihre Lebenskraft schwindet.

So können Sie sich wieder auf Trab bringen Machen Sie Ihren Körper fit, tun Sie etwas gegen die trübseligen Gedanken und nehmen Sie wieder am sozialen Leben teil. Durch Patientenschulungen ist das einfacher, als es klingt, und Sie bringen wieder sinnvolle und Freude bringende Aktivitäten in Ihr Leben.

Als COPD-Patient können Sie Ihre Lebensqualität spürbar verbessern, indem Sie Nichtraucher werden, sich gesund ernähren und sich regel­ mäßig bewegen.

64 Kapitel 6

Hören Sie auf zu rauchen Machen Sie sich ganz bewusst, dass Rauchen die Hauptursache für eine COPD-Erkrankung ist. Rauchen Sie weiter, schädigen Sie Ihre Atemwege noch mehr.

Die Zerstörung der Lungenbläschen wird weitergehen. Im Klartext bedeutet das: Ihr Husten wird noch stärker und es bleibt Ihnen sprichwörtlich immer öfter die Luft weg!

Welcher Rauchertyp sind Sie? Der Genussraucher: Sie genießen Ihre Zigaretten und sehen eigentlich keinen Grund aufzuhören. Zumal Sie vielleicht noch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bemerken. Das heißt allerdings nicht, dass es durch den Zigarettenkonsum noch nicht zu dauerhaften Schädigungen gekommen ist. Der Konfliktraucher: Sie greifen zur Zigarette, wenn Sie sich „Luft verschaffen“ wollen. Rauchen ist für Sie ein Beruhigungsmittel und fördert Ihre Konzentration. An stressigen Tagen können schon einmal 20 oder mehr Zigaretten zusammenkommen. Sind Sie entspannt, sinkt auch Ihr Nikotinkonsum. Der süchtige Raucher: Sie können nicht mehr ohne Zigaretten, egal, ob Sie Stress haben oder nicht. Wahrscheinlich wissen Sie, dass Sie nikotinabhängig sind, aber haben es bislang noch nicht geschafft, mit dem Rauchen aufzu­ hören.

Ihnen dürfte es ziemlich leicht­ fallen, auf Zigaretten zu verzichten. Entzugserscheinungen treten bei Genussrauchern meist nur in geringem Maße auf.

Konfliktraucher sollten lernen, wie sie rauchfrei mit Stresssituationen umgehen können. Ansonsten besteht ein hohes Risiko, rückfällig zu werden. Zumal in der Regel mittelschwere Entzugserscheinungen auftreten.

Die Entzugserscheinungen bei süchtigen Rauchern sind ausgeprägt, deshalb ist die Raucherentwöhnung schwierig.

Schlusspunkt- oder Reduktionsmethode? Die Schlusspunktmethode ist die härteste Methode, mit dem Rauchen aufzuhören. Sie können sich ein bestimmtes Datum setzen; es muss ja nicht unbedingt der erste Januar sein. Tragen Sie in Ihrem Kalender ein, wann Ihre rauchfreien Tage beginnen sollen. Oder Sie legen fest, ab wann Sie wie viele Zigaretten weniger rauchen wollen. Und reduzieren diese Zahl immer mehr nach einem Zeitplan, den Sie vorher festlegen. Die meisten Raucher empfinden das als angenehmer, wobei immer die Gefahr besteht, dass man doch mehr raucht als geplant.

Holen Sie sich Unter­ stützung Von Ihrer Familie, Ihren Freunden, Nachbarn und Bekannten. Und natürlich von Ihrem Arzt. Die ersten Anzeichen, dass sich Ihr Körper erholt, zeigen sich schnell.

Nikotinstopp – ab wann sich Ihr Körper erholt

nach

65 Kapitel 6

2 Minuten

Der Nikotinspiegel fällt. nach

20 Minuten

Die Herzfrequenz und der Blutdruck sinken.

nach

12 Stunden

 er Kohlenmonoxidgehalt im Blut sinkt; Ihr Blut enthält D relativ mehr Sauerstoff als nach einer Zigarette. nach

2 Wochen bis 3 Monaten  ie Blutzirkulation und Ihre D Lungenfunktion verbessern sich.

nach

1 bis 9 Monaten

 usten und Kurzatmigkeit verringern sich. Das Flimmerepithel H erholt sich und transportiert wieder Schleim und Schmutzpartikel aus der Lunge. Das Risiko von Infektionen sinkt. nach

1 Jahr  as Risiko einer koronaren Herzerkrankung ist D halb so groß wie das eines Rauchers.

nach 5 Jahren Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu bekom­ men, kann schon nach 2 bis 5 Jahren nur noch so groß sein wie die bei einem Nichtraucher. Das gilt auch für Krebserkrankungen der oberen Atemwege, der Speiseröhre, der Blase und des Gebärmutterhalses. nach 10 Jahren

 as Risiko, dass Sie an einer tödlichen Krebserkrankung D der Lunge leiden, ist nur noch halb so groß wie bei einem Raucher. Auch das Risiko für Kehlkopf- und Bauchspeicheldrüsenkrebs nimmt ab. nach 15 Jahren

 ie Wahrscheinlichkeit einer Herz-KreislaufD Erkrankung entspricht der eines Nichtrauchers. Quelle: American Cancer Society

66 Kapitel 6

Nikotinpflaster

Verhaltenstherapie

Akupunktur

Auch wenn das jetzt unsinnig klingt: Nikotinpflaster versorgen Ihren Körper mit Nikotin. Ihr Körper zeigt keine oder wenig Entzugserscheinungen, da er ja weiter sein Nikotin bekommt – aber dieses Nikotin wird über die Haut aufgenommen und schont deswegen die Lunge. Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt, damit Sie die richtige Stärke bzw. „Dosierung“ kaufen. Die Anwendung eines 24-Stunden-Pflasters ist einfach: Morgens nach dem Aufstehen auf die Haut kleben und nach ein paar Wochen die Stärke langsam reduzieren.

In der Verhaltenstherapie werden Sie auf alle Phasen des „Nikotinverzichts“ vorbereitet und lernen z. B., wie Sie mit kritischen Situationen oder möglichen Rückfällen umgehen sollten oder wie Sie sich für erste Erfolge belohnen können. In Gruppensitzungen helfen Ihnen das Verständnis und die Unterstützung von Gleichgesinnten.

Dabei setzt Ihr Arzt oder Heilpraktiker kleine Akupunkturnadeln auf bestimmte Punkte entlang von Energiebahnen im Körper, den sogenannten Meridianen. Keine Angst, das tut nicht weh, auch wenn man die Nadeln so lange in der Haut lassen sollte, bis sie von allein wieder herausfallen. Das Silber in den Nadeln soll das Verlangen nach einer Zigarette hemmen und die Entzugserscheinungen lindern. Viele Menschen berichten von erstaunlichen Erfolgen. Allerdings gibt es noch keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Wirkung der Akupunktur bei der Raucherentwöhnung belegen. Deshalb kann es auch sein, dass Sie eine Akupunkturbehandlung selbst bezahlen müssen.

Nikotinkaugummis Genau wie Nikotinpflaster versorgen diese Ihren Körper mit Nikotin, allerdings nicht kontinuierlich. Statt Zigarette gibt es einen Kaugummi oder eine Ladung Nasenspray; das Nikotin gelangt schnell in den Körper und die Entzugserscheinungen verschwinden. Kauen Sie den Kaugummi langsam und mindestens eine Minute lang. Mittlerweile gibt es auch Produkte, die fast wie ein normaler Kaugummi schmecken sollen.

Hypnose

Rauchfrei mit Medikamenten Es gibt Medikamente, die die Entzugs­ erscheinungen lindern sollen. Diese Präparate enthalten die Wirkstoffe Bupropion oder Vareniclin. Probieren Sie erst alle anderen Methoden aus, auch die im Anschluss erwähnten alternativen Methoden. Medikamente für den Nikotinentzug haben – wie alle anderen Medikamente – ihre Wirkungen und Nebenwirkungen; sie sind immer das Mittel der letzten Wahl. Deshalb sind diese Medikamente verschreibungspflichtig.

Hypnose kann helfen, alte Verhaltensmuster z. B. „Stress – Rauchen – Entspannung“ aufzulösen. Hypnosesitzungen sind außerdem sehr entspannend, sodass Sie sich weniger gestresst fühlen. Die Wirksamkeit der Hypnose bei der Tabakentwöhnung konnte bisher allerdings noch nicht durch Studien nachgewiesen werden.

Entspannungstechniken Natürlich können Sie auch Techniken erlernen, mit denen Sie jederzeit und überall entspannen können, z. B. mit autogenem Training oder der progressiven Muskelentspannung. Sie machen einfach Ihre Übungen und die Entzugserscheinungen werden schwä-

cher. Wenn Sie sich schlecht konzentrieren können, benutzen Sie eine der zahlreichen CDs, auf denen Sie jemand anleitet, wie Sie die Übungen machen und woran Sie dabei denken sollen.

67 Kapitel 6

Schluss mit Passivrauchen Zigarettenrauch ist die schlimmste „Innenraumbelastung“, die es gibt. Ausnahmslos alle Lungenerkrankungen verschlechtern sich durch Tabakrauch, das gilt besonders für die COPD und die chronische Bronchitis. Erklären Sie Ihre Wohnung zur rauchfreien Zone. Das gilt für alle geschlossenen Räume und dazu gehört auch das Auto. Denn sonst rauchen Sie immer mit. Wenn Ihre Lebenspartnerin oder Ihr Lebenspartner rauchen möchte, bitten Sie sie oder ihn, zum Rauchen vor die Tür oder auf den Balkon zu gehen. Vielleicht können Sie ja auch zusammen aufhören – denn gemeinsam ist man bekanntlich stärker.

Andere Ursachen meiden Da es weitere Ursachen gibt, die zu einer COPD führen können, sollten Sie diese alle meiden. Dazu gehören Feinstäube wie z. B. Mehl, Asche vom Kaminfeuer, Smog in der Innenstadt und feine Erdpartikel im Garten. Vielleicht haben Sie aber auch ein Hobby, bei dem Feinstaub entsteht, wie z. B. beim Schleifen von Holz oder Metall.

Und wenn Sie dauerhaft zum Nichtraucher geworden sind, gilt: Erklären Sie Ihre Wohnung zur „rauchfreien Zone“.

68 Kapitel 6

Bronchienschädigende Stoffe • K  alksandstein, Glas- und Steinwolle: Diese Stoffe werden vor allem in der Baubranche verarbeitet. Da sie die chronische Entzündung der Bronchien fördern sollen, meiden Sie diese Materialien. Der Bauhandel bietet Alternativen an. • Giftige Gase und Dämpfe: In der Arbeitswelt gibt es dazu strenge Richtlinien. Privat nimmt man es meistens nicht so genau. So wird oft noch Reinigungsbenzin verwendet. Das darin enthaltene Benzol kann die Entzündung verstärken und Krebs auslösen. Forsten Sie Ihren Keller durch und entsorgen Sie auch Lösungsmittel und alte Lacke. • Feinstaub: Der sichtbare Staub enthält auch immer Kleinstpartikel, z. B. in der Landwirtschaft. Meiden Sie starke Staubquellen, sooft es möglich ist. • Passivrauchen: Rund ein Drittel des Zigarettenrauches geht in den Nebenstromrauch, erreicht also die Passivraucher. Und dieser Rauch enthält besonders viele gesundheitsschädliche Nitrosamine, die z. B. die Gefäße und das Immunsystem negativ beeinflussen.

Bringen Sie Ihren Körper in Bewegung Wer an COPD leidet, dem fällt Bewegung schwer. Trotzdem ist es falsch, wenn Sie sich schonen. Denn dann baut sich Ihre Muskulatur ab – auch die Atemmuskulatur – und es fällt Ihnen noch schwerer, zu atmen und sich zu bewegen. Deswegen gibt es zwei „Übungsziele“: Übungen, die direkt die Atemmuskulatur stärken. Diese Atemgymnastik beschreiben wir anhand von Bildern ausführlich im nächsten Kapitel. Sie dient auch dazu, sich für den Notfall die richtige Atemtechnik anzueignen. Ausdauertraining beeinflusst Ihren ganzen Körper und baut die Muskulatur wieder auf. Keine Angst: Sie müssen jetzt nicht für den nächsten Marathon trainieren. Wenn Sie zu Hause oder allein üben wollen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Sportarten die richtigen sind.

Diese Sportarten sind für Sie geeignet • Leichte COPD: Schwimmen, Aqua-

fitness, Radfahren (auch mit dem Heimtrainer), Joggen, Walken, Wandern und Tanzen • Mittlere COPD: Koordinations- und Dehnübungen sowie leichte Ausdauersportarten •  Schwere COPD: Entspannungstechniken, leichtes Training für Arme, Beine, Atemmuskulatur und Gehtraining

Lungensportgruppen

69

Lungensportgruppen sind abwechslungsreich und unterhaltsam. Sie beinhalten Spiele wie z. B. Hallenhockey oder auch Außenaktivitäten wie Nordic Walking. Sie können nichts falsch machen, da die Gruppen von ausgebildeten Übungsleitern mit einer speziellen Trainerlizenz betreut werden. Das Trainieren in der Gruppe ist für die meisten Patienten mit leichter und mittlerer COPD ideal. Sie lernen Menschen kennen, denen es genauso geht wie ihnen.

Kapitel 6

Durch Lungensport verbessern Sie Ihre Fitness. Trainiert werden Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit; alles Dinge, die Ihnen im Alltag helfen.

So sieht Lungensport aus Am Anfang steht immer die Messung des Peakflow-Wertes, der auch zwischen den Übungen und am Ende der Stunde kontrolliert wird. Im Gruppengespräch berichtet jeder, ob und wann er eine akute Verschlechterung hatte. Mit diesen Informationen stellt der Trainer dann Ziele und Schwerpunkte der folgenden Stunde zusammen, damit sich kein Teilnehmer überfordern kann. Zudem können Sie Ihr eigenes Tempo finden, da sich die Übungseinheiten aus Aufwärmphasen, angemessenem Training und Erholungspausen zusammensetzen. Außerdem werden Selbsthilfetechniken bei akuter Atemnot trainiert. Wir haben die wich­ tigsten Übungen in Kapitel 7 für Sie zusammengestellt.

Sport für Patienten mit schwerer COPD Patienten mit schwerer COPD müssen öfter über den Tag verteilt üben, da sie viel längere Erholungspausen brauchen. Wenn Sie zu Hause trainieren, dann nur wenige Minuten. Machen Sie zwischendurch reichlich Pausen und Entspannungsübungen. Wenn Sie mit Sauerstoff langzeittherapiert werden, kann es erforderlich sein, während der Übungen die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen.

Ihr persönliches Training Fragen Sie Ihren Arzt, welcher Sport gut für Sie ist. Und entscheiden Sie dann, welchen Sie am liebsten machen würden. Vielleicht sind Sie schon immer gerne schwimmen gegangen? Nehmen Sie sich allerdings keine neuen Rekorde vor. Auch wenn Sie nicht so schwer erkrankt sind, sollten Sie einige Grundregeln beherzigen.

70 Kapitel 6

Mit diesen Tipps schaffen Sie den Einstieg leichter •  Messen Sie Ihren Peakflow-Wert, bevor

Sie loslegen. •  Gönnen Sie Ihrem Körper eine Aufwärm-

phase. •  Steigern Sie sich langsam und ganz all-

mählich. Am Anfang genügen ein paar Minuten. Wenn Sie gerne walken, dann gehen Sie erst einmal um Ihren Wohnblock. Sie können Ihre Einheiten schrittweise verlängern, bis Sie bei einer halben Stunde sind. •  Integrieren Sie den Sport in Ihren Alltag. Wichtig ist, dass Sie regelmäßig trainieren, möglichst jeden Tag. •  Benutzen Sie zwischendurch immer wieder die Lippenbremse und beugen Sie dadurch einer Atemnot vor. In Kapitel 7 beschreiben wir Atemtechniken, die Sie täglich üben sollten. •  Wenn Sie Schmerzen oder Schwindelgefühle haben, hören Sie mit den Übungen auf und beraten Sie sich mit Ihrem Arzt. •  Nehmen Sie sicherheitshalber immer Ihr Notfallspray mit. •  Gönnen Sie sich ein paar Dehnübungen zum Ausklang. Notieren Sie sich in Ihr COPD-Buch, wann und wie lang Sie welche Übung gemacht haben. Das klingt erst mal lästig, aber wenn sich die ersten Erfolge zeigen, ist das super. Sie haben Ihre Fortschritte dann „schwarz auf weiß“ vor sich und das motiviert Sie zusätzlich. Ein wichtiger Punkt. Denn Sport

soll Spaß machen. Wenn Sie nicht in einer Gruppe sporteln, beziehen Sie Ihre Familie mit ein. Wandern Sie mit Freunden und Bekannten, sofern diese keine Gewalttouren planen. Walken Sie mit Ihrem Partner oder laufen Sie mit Ihrem Hund. Es gibt viele Möglichkeiten, etwas für Ihre Atemfitness zu tun. Bewegung verbessert außerdem das Gesamtbefinden und kann sogar akute Verschlechterungen verhindern.

Adressen, die Ihnen weiterhelfen AG Lungensport in Deutschland e.V. Telefon 0 52 52 / 9 37 06 03 www.lungensport.org Deutsche Atemwegsliga e.V. Telefon 0 52 52 / 9 37 06 03 www.atemwegsliga.de Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Telefon 0 61 33 / 35 43 www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de Patientenorganisation Lungenemphysem – COPD Deutschland Telefon 0 23 24 / 99 90 00 www.lungenemphysem-copd.de Deutsche SauerstoffLiga LOT e.V. Telefon 0 86 51 / 76 21 48 www.sauerstoffliga.de

Fragen Sie auch Ihren Arzt, der Ihnen sicherlich gerne Ansprechpartner vermittelt. Es gibt bestimmt auch Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe, die Ihnen weiterhelfen können.

Achten Sie auf Ihr Gewicht und Ihre Ernährung COPD-Patienten müssen besonders auf ihr Gewicht achten. Übergewicht ist nicht gut für sie, denn das müssen sie ja buchstäblich mit sich herumschleppen. Einige COPD-Patienten tendieren allerdings eher zu Untergewicht, da sie viel Energie aufbringen, um ihren Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Deswegen dürfen diese Patienten etwas mehr auf die Waage bringen als ein gesunder Mensch.

Ihr optimales Gewicht

71 Kapitel 6

Körpergewicht (in kg) BMI = Körpergröße x Körpergröße (in m) Beispielrechnung für eine Person, die 75 kg wiegt und 1,80 m groß ist: 75 kg : (1,80 x 1,80 m)= 23,15 kg/m2 Der für COPD-Patienten optimale BMI-Bereich liegt zwischen 21 und 25 kg/m2.

Der Body-Mass-Index Der sogenannte Body-Mass-Index, kurz BMI, zeigt, wie hoch Ihr Körpergewicht im Verhältnis zu Ihrer Körpergröße ist. Bei gesunden Menschen liegt er optimalerweise bei 18,5 bis 24,9, bei COPD-Patienten etwas höher, nämlich zwischen 21 und 25.

Allerdings sollten Sie das zusätzliche Gewicht in Muskeln ansetzen und nicht in Fett; deswegen ist Bewegung so wichtig für Sie. Und deswegen ist es nicht sinnvoll, wenn Sie sich in kurzer Zeit mehr Gewicht „anfuttern“. Das setzt nämlich als Fett an und behindert Ihre Als COPD-Patient dürfen Sie etwas mehr Gewicht haben als allgemein empfohlen.

Praktische Ernährungs­ tipps für COPD-Patienten

72 Kapitel 6

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung hilft Ihnen, wieder vitaler und aktiver zu werden

Atmung noch mehr. Für Ihre Ernährung gilt: fettarm, eiweißhaltig und nährstoffreich.Essen Sie viel Gemüse, Obst und Salat. Auch Vollkornprodukte liefern reichlich Kohlenhydrate und sind wichtige Energielieferanten. Milchprodukte führen dem Körper Vitamine und Calcium zu und Fisch, Geflügel, Fleisch und Eier versorgen ihn mit Eiweiß. Sie meinen, so ausgewogen zu essen macht viel Arbeit? Nicht unbedingt! Zwar ist ein Telefonat leichter, um Pizza, Pommes oder Döner zu bestellen. Und auch der Griff ins Tiefkühlfach ist verführerisch, wenn dort

Fertiggerichte warten. Aber diese Ernährung enthält meist viel Fett. Besser für Sie sind Kohlenhydrate, da sie sehr schnell in Energie umgesetzt werden können.

Tipps für Untergewichtige Diese Tipps gelten nur, wenn Sie ungewollt Gewicht verloren haben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, denn das kann ein Zeichen dafür sein, dass sich die COPD verschlechtert. In puncto Gewicht kommt es darauf an, langsam zuzunehmen.

• V  iele kleine Mahlzeiten machen Ihren Bauch nicht so voll. Sie atmen leichter als nach einem umfangreichen Essen. • Eintöpfe mit Gemüse, Fleisch und Kartoffeln oder Nudeln sind schnell gemacht und problemlos einzufrieren! • Salat mit Mais oder Bohnen mischen. Auch Käsestückchen, Fleischstreifen oder gekochte Eier schmecken gut dazu. • Bananen sind wunderbar für zwischendurch und enthalten viele Kohlenhydrate. • Fisch enthält hochwertiges Eiweiß. Geräucherter Fisch ist nur in Maßen erlaubt, da er viel Fett enthält. • Babygläschen sind schnell gelöffelt, wenn Sie gar keine Lust zum Kochen oder Broteschmieren haben.

Verlieren Sie trotzdem Gewicht, reden Sie unbedingt mit Ihrem Arzt. Er kann feststellen, ob noch andere Erkrankungen vorliegen, die für die Gewichtsabnahme verantwortlich sind. Eventuell wird er Ihnen zu hochkalorischer Flüssignahrung raten, die Sie zusätzlich zwischen den Mahlzeiten trinken sollten.

73 Kapitel 6

Zusammenfassung Rauchstopp, Lungensport und eine gesunde Ernährung gehören mit zu den wichtigen Dingen, die Sie selbst tun können, um Ihre Bewegungsfreiheit und Ihr Wohlbefinden wenigstens teilweise zurückzuerlangen. Es gibt ein großes Angebot an speziellen Schulungen, die Ihnen dabei helfen. Dabei lernen Sie auch Mitstreiter kennen, die sich den gleichen Herausforderungen stellen wie Sie und Sie unterstützen können. Finden Sie Ihr eigenes Tempo. Und machen Sie kein Geheimnis aus Ihrer Erkrankung. Dann wissen Ihre Familie und Ihre Freunde, wie Sie sich fühlen und was Ihnen gut tut und was nicht. Leben Sie positiv! Auch mit COPD können Sie viele Dinge schaffen, ohne sich zu übernehmen.

74



7. Kapitel

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So beugen Sie wirkungsvoll vor Trainieren für den Notfall

So beugen Sie wirkungsvoll vor Trainieren für den Notfall

Kapitel 7

In Schulungen können Sie für den Notfall üben, z. B. eine wirkungsvolle Atemgymnastik. Die Übungen werden mit Entspannungstechniken gemischt, damit sich niemand überfordert.

D

ie Angst vor einem akuten Anfall von Atemnot begleitet die meisten COPDPatienten tagtäglich. Das ist kein schönes Gefühl und es ist auch schädlich, denn Angst lässt den Körper verkrampfen. Gerade eine Verkrampfung der Atemwege gilt es aber zu verhindern.

Diese Atemtechniken helfen Ihnen im Notfall Normalerweise „läuft“ Ihre Atmung automatisch, also ohne dass Sie darüber nachdenken müssen. Im akuten Notfall ist das aber nicht der Fall. Dann müssen Sie Ihren Körper ganz bewusst zum Atmen anleiten. In Panik atmen wir schneller, doch das ist falsch. Wer häufiger ein- und ausatmet, bewirkt damit, dass sich die Atemwege noch weiter verengen. Folglich verstärkt sich auch die Atemnot. Je öfter Sie

den Ernstfall proben, desto leichter fällt es Ihnen, im Ernstfall richtig zu reagieren. Sie sind vorbereitet und brauchen keine Angst mehr vor dem Notfall zu haben. Außerdem gibt es bestimmte Körperstellungen, die Sie leichter atmen lassen, da Ihr Gewicht auf den Schultern und den Armen lastet und nicht auf dem Oberkörper. Und es gibt Körperhaltungen, die den Schleim besser lösen und das Abhusten erleichtern. Vielleicht denken Sie jetzt: „Richtig atmen, das muss ich doch nicht wirklich lernen!“ Für gesunde Menschen trifft das auch zu. Fühlen Sie doch mal, wohin Sie die Luft einatmen? In den Bauch oder in den Oberkörper? Normal ist die Atmung in den Bauch. Wahrscheinlich ist das bei Ihnen nicht so, denn als COPDPatient neigen Sie dazu, in den Oberkörper zu atmen.

76 Kapitel 7

Atemgymnastik Atemgymnastik stärkt speziell die Muskulatur in Ihren Atemwegen. Am besten können Sie diese Übungen bei einer Patientenschulung lernen, bei einem Physiotherapeuten, ambulant in der Praxis oder im Krankenhaus. Damit Sie auch zu Hause richtig trainieren können, finden Sie anschließend eine Übersicht über die wichtigsten Übungen. Denn Übung macht den Meister!

Sie setzen sich auf einen Stuhl und beugen den Oberkörper nach vorne. Dann stützen Sie Ihre Ellbogen auf Ihren Knien ab und atmen ganz ruhig. Achten Sie darauf, dass Ihr Gewicht auf den Ellbogen und damit auf den Knien liegt.

wenn Sie etwas heben müssen. Die Lippenbremse funktioniert auch gut, wenn Sie sich über irgendetwas aufregen. Sehen Sie mal genau hin: Auch gesunde Menschen verhalten sich so, wenn sie unter Anspannung stehen.

77 Kapitel 7

Mit diesen Körperhaltungen entlasten Sie Ihre Atmung

Die Lippenbremse hilft Ihnen auch bei Aufregung und Anstrengungen, wieder ruhig und tief zu atmen.

Durch unsere Körperhaltung können wir die Atmung ganz entscheidend entlasten und erleichtern.

Ein sehr wirkungsvolles Instrument ist die Lippenbremse. Schürzen Sie die Lippen, pressen Sie sie leicht aufeinander und atmen Sie langsam aus. Dies führt zu einem Überdruck in Ihren Bronchien und verhindert, dass sie zusammenfallen. Die Lippenbremse können Sie immer anwenden, wenn Sie sich anstrengen, z. B. beim Treppensteigen oder

Setzen Sie sich am besten auf die Bettkante und stützen sich mit den Handflächen ab, sodass die Handflächen neben oder hinter Ihrem Gesäß aufliegen; die Finger zeigen nach vorn. Halten Sie sich aufrecht und atmen Sie ganz ruhig.

Stützen Sie sich mit beiden Händen auf einer Tischplatte ab. Auch dadurch wird der Oberkörper entlastet und das Atmen fällt Ihnen leichter.

Diese Körperstellungen machen das Atmen im wahrsten Sinne des Wortes leicht. Ihr Gewicht ruht auf den Armen und dem Schultergürtel. Achten Sie darauf, dass Ihr Oberkörper sich leicht anfühlt.

78 Kapitel 7

Drei wirkungsvolle Atemtechniken gegen den Schleim

Geräte, die das Abhusten erleichtern

Kapitel 7

Atemhilfen sind eine Unterstützung zu den vorgestellten Atemtechniken. Diese Geräte sind Hilfsmittel, um die Schleimlösung zu verbessern. Sie erzeugen einen Druck in der Lunge, der die Atemwege offen hält und stabilisiert. Es gibt mehrere Systeme. Auf dem Foto unten ist beispielsweise ein sogenanntes Cornet zu sehen, das den festsitzenden Schleim in Schwingungen bringt. Ihr Arzt wird Sie beraten, welches Gerät am besten für Sie geeignet ist.

Die forcierte Expirationstechnik, kurz FET: Das klingt kompliziert, ist aber

Im Notfall sind wir meistens aufgeregt und unkonzentriert. Üben Sie die Atemtechniken gut ein, damit sie im Notfall „wie im Schlaf“ funktionieren.

79

ganz einfach. Stellen Sie sich vor, Sie atmen gegen eine Scheibe. Öffnen Sie den Mund ganz weit und atmen Sie schnell aus, bis fast keine Luft mehr in Ihrer Lunge ist. Machen Sie eine kurze Pause vor der nächsten Übung. FET hilft, den Schleim aus den kleinen Atemwegen in die größeren und weiteren Bronchien zu bringen. Von dort können Sie ihn dann leichter abhusten. Die autogene Drainage: Diese Übung ist

schon etwas schwieriger, schauen Sie also bei der Patientenschulung genau hin. Atmen Sie mehrmals ein und aus: zuerst ganz flach, dann Pause, dann etwas tiefer atmen, dann Pause, dann noch etwas tiefer und so weiter. Wenn Sie so tief wie möglich eingeatmet haben, lassen Sie Ihre Atmung schrittweise wieder flacher werden. Die Atemwege weiten sich und ziehen sich anschließend wieder zusammen. Auf diese Weise kann sich der Schleim von den Wänden der Bronchien lösen. Kontrolliert husten: Diese Technik löst

den Schleim. Sie meinen: „Wenn ich husten muss, dann muss ich husten!“ Stimmt schon. Sie müssen husten, weil der Schleim rauskommen soll. Aber: Dauerndes Husten ist nicht immer erfolgreich, anstrengend und belastet

die Atemmuskulatur. Besser, Sie husten „freiwillig“, und das geht folgendermaßen: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Füße fest auf den Boden stellen, die Arme kurz unter der Brust verschränken und den Kopf etwas nach vorne beugen. Dann tief durch die Nase einatmen und die Luft so lange wie möglich anhalten. Und dann husten Sie zweimal kurz hintereinander. Das Wichtige dabei: Wenn Sie husten, beugen Sie den Oberkörper leicht nach vorne und drücken Sie Ihre Arme fest auf den Bauch. Das verstärkt das Abhusten und unterstützt das Zwerchfell, das den Bauchraum von der Lunge trennt. Wiederholen Sie die Übung mehrere Male.

Sie sehen also: Sie können eine Menge tun, um Ihre Lunge wieder fit zu machen. Es gibt sicherlich noch weitere Techniken, die Ihnen das Leben erleichtern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder mit Ihrem Schulungsleiter darüber. Das gilt auch, wenn Sie sich bei einer oder mehreren Übungen unbehaglich fühlen. Die Atemgymnastik soll Ihnen gut tun und die Angst vor dem nächsten Anfall nehmen, damit Sie freier atmen und besser leben können.

80 Kapitel 7

Für die meisten Patienten bedeuten Schulungen ein Mehr an Wissen und an praktischen Tipps. Und dadurch auch mehr Lebensqualität.

Werden Sie zum Experten Ihrer COPD Machen Sie sich klar: Der Schlüssel zum Erfolg Ihrer Therapie sind Sie. Und je mehr Sie über COPD wissen, über Ihren Körper und die Medikamente, die Sie nehmen, desto besser können Sie mit Ihrer COPD leben.

ist erlaubt, und so ganz nebenbei lernen Sie auch noch andere Betroffene mit den gleichen Problemen kennen. Bei den Schulungen geht es nicht um trockenes Wissen, sondern auch um konkrete Tipps, mit denen Sie Ihre Krankheit besser im Griff haben. Sie finden Antworten auf Ihre Fragen und werden sicherer im Alltag.

Schulungen vermitteln praktisches Wissen für den Alltag

Praktische Übungen bringen Ihnen mehr Sicherheit

Als Patient im strukturierten Behandlungsprogramm der AOK sind Sie quasi „Allinclusive-Patient“ und können bei Bedarf an Schulungen teilnehmen. Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie froh sind, dass Ihre Schulzeit längst vorbei ist. Patientenschulungen machen Spaß. Eine Abschlussprüfung gibt es nicht, das „Schwätzen“ mit Ihrem Nachbarn

Konkret heißt das, dass Sie in den Schulungen das einüben, was wir in diesem Buch kurz für Sie zusammengefasst haben. Nur haben Sie natürlich einen ausgebildeten Schulungsleiter, der Ihnen zeigt, wie Sie es richtig machen. Und der Ihnen hilft, Ihre COPD besser zu verstehen. Die notwendige Selbstbeobachtung fällt Ihnen dann im Alltag leichter.

Und das lernen Sie in der Schulung • S  ymptome erkennen und richtig einschätzen • die richtige Reaktion im Notfall • den optimalen Einsatz von Medikamenten • atemerleichternde Stellungen • den sinnvollen Einsatz von Hilfs­ mitteln • die Messung des Peakflow-Wertes • das Patiententagebuch als Hilfe zu nutzen • wie Atemtechniken und Lungensport Ihnen helfen können

Gemeinsames Lernen macht Freude und bringt Freunde Sie werden erstaunt sein, wie viele Dinge Sie trotz COPD meistern können. Der Austausch mit anderen Patienten ist für die meisten Menschen motivierend. Vielleicht ergeben sich ja auch außerhalb der regelmäßigen Termine Bekanntschaften oder Freundschaften. Probieren Sie es doch einfach mal aus. Es gibt auch Schulungen, die nicht nur für COPDPatienten sinnvoll sind. Wenn Sie – noch – rauchen, besuchen Sie Schulungen für werdende Nichtraucher oder einen Kursus über gesunde Ernährung. Fragen Sie Ihren Arzt, was Ihnen persönlich weiterhelfen kann. Er wird gemeinsam mit Ihnen Schulungen auswählen und kann Sie anmelden.

Zusammenfassung Sie sehen, Sie haben viele Möglichkeiten, um Ihre Lebensqualität zurückzugewinnen. Keine Angst, Sie müssen ja nicht alles auf einmal tun! Fangen Sie mit dem an, was Ihnen am meisten Spaß machen könnte. Geben Sie sich einen Ruck und fangen Sie ein­fach an – ohne Wenn und Aber. Machen Sie regelmäßig Lungensport! Das können wir Ihnen nur wärmstens ans Herz legen. Betrachten Sie die Übungen als Chance und nicht als ein Muss. „Unsere“ Atemübungen sind einfach und leicht zu machen und stärken die Atemmuskulatur. Atemtechniken und atemerleichternde Haltungen helfen Ihnen bei Atemnot. Das verleiht Ihnen mehr Sicherheit, wenn Ihnen doch mal die Luft wegbleibt. Am einfachsten ist es natürlich, wenn Sie regelmäßig in eine Lungensportgruppe gehen. Dort üben Sie das ein, was Sie zu Hause wiederholen können, und bekommen viele praktische Tipps. Das gilt auch für die Schulungen. Je besser Sie Ihre Krankheit verstehen und sich darauf einstellen, desto besser kommen Sie im Alltag zurecht. Und Sie können sich mit Ihren Mitstreitern austauschen. Wenn Sie erst einmal aktiv geworden sind und merken, dass es Ihnen besser geht, kommt die „Lust auf mehr“ meist ganz von alleine. Mit dem DMP der AOK stehen Ihnen viele Kurse offen. COPD ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit. Noch dazu eine, bei der Sie mitbestimmen können, wie gut es Ihnen geht. Und das ist doch eine positive Nachricht.

81 Kapitel 7

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8. Kapitel

DMP – Ihr ganz persönliches Betreuungsprogramm Das bringt Vorteile für Arzt und Patient

DMP – Ihr ganz persönliches Betreuungsprogramm Das bringt Vorteile für Arzt und Patient

83 Kapitel 8

Ihre AOK bietet strukturierte Behandlungs­ programme an, bei denen Sie und Ihr Arzt als Team zusammenarbeiten.

D

MP ist die englische Abkürzung für Disease-Management-Programm und bedeutet Behandlungsprogramm für chronische Erkrankungen. Bei der AOK heißen diese strukturierten Behandlungsprogramme Curaplan und zählen mehrere Millionen Teilnehmer. Das oberste Ziel ist es, Folgeerkrankungen zu vermeiden. In der Praxis geschieht dies durch die intensive Zusammenarbeit von Ärzten, Schulungsleitern, Kliniken, Krankenkassen und Patienten.

Im DMP bestimmen Sie aktiv mit, wie Ihre Behandlung aussieht Im Verhältnis zwischen Arzt und Patient hat sich in vergangenen Jahrzehnten viel verändert. Aus dem „mündigen“ Patienten, der wissen will, wie er behandelt wird, ist ein aktiver, gut informierter Partner geworden. Eine positive Entwicklung, denn gerade bei

chronischen Erkrankungen wie COPD ist die kontinuierliche Mitarbeit der Patienten extrem wichtig. Und die ist nachweislich besonders gut, wenn sie wissen, worauf es ankommt. Wenn Sie z. B. wissen, warum Zigaretten Ihre Lungenbläschen zerstören, wird es Ihnen leichter fallen, mit dem Rauchen aufzuhören. Oder wenn Sie nachvollziehen können, wie eine starke Muskulatur Ihre Atmung erleichtert, werden Sie motivierter an Atemgymnastik und Lungensport herangehen. Und haben Sie erkannt, wie Medikamente in Ihrem Körper wirken, dann können Sie sie auch aus voller Überzeugung und absolut zuverlässig einnehmen. Es geht darum, Abmachungen und Vereinbarungen zwischen Arzt und Patient zu schaffen. Sie können es auch als Bündnis gegen Ihre Erkrankung betrachten. Und das funktioniert nicht, wenn man sich nur mal schnell ein Rezept abholt.

84 Kapitel 8

Neben regelmäßigen Gesprächen mit Ihrem Arzt und medizinischen Kontrolluntersuchungen stehen Ihnen im DMP umfassende Informationen über Ihre Krankheit und praktische Schulungen zur Verfügung. Als DMP-Patient genießen Sie quasi eine Rundum-Versorgung, bei der Sie und Ihr Arzt an einem Strang ziehen. Und damit haben Sie die besten Chancen, auch mit COPD ein gutes Leben zu führen. Als Patient im DMP können Sie an kostenlosen Schulungen teilnehmen und erhalten viele praktische Tipps, damit Sie den Alltag besser bewältigen.

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Das sind Ihre Vorteile im DMP

Vorteile auf einen Blick • R  egelmäßige Untersuchungen und kontinuierliche Betreuung • Gezielte Diagnose der Krankheitsschwere • Behandlung mit bewährten Medikamenten • Genaue Abstimmung zwischen dem behandelnden Arzt und anderen Spezialisten • Umfangreiche Informationen über die Erkrankung • Vielfältige Schulungen und Kurse • Motivation durch Vereinbarung von persönlichen Therapiezielen • Unterstützung bei der Planung von Kontrolluntersuchungen

85 Kapitel 8 AOK – Die Gesundheitskasse

12345 Musterstadt 12345 Musterstadt 01.02.2013 01.02.2013

Die Teilnahme am DMP ist für Sie kostenlos und freiwillig Das DMP ist besonders für Patienten geeignet, die sich mit ihrer COPD auseinandersetzen und bei der Behandlung mitwirken wollen. Voraussetzung ist, dass eine gesicherte Diagnose vorliegt. Wenn Sie am DMP teilnehmen, stimmen Sie zu, dass Sie sich in speziellen Schulungen über COPD informieren möchten. Dazu gehört z. B., wann und wie Sie Ihre Medikamente richtig einnehmen, wie Sie Ihren Peakflow-Wert richtig messen und wie Sie sich und Ihre Lunge fit machen können. Außerdem bekommen Sie Informationsbroschüren und werden, falls gewünscht, auch an bevorstehende Untersuchungen erinnert. Dadurch können Sie zu Hause alles Wichtige nachvollziehen und das Gelernte optimal in Ihrem Alltag umsetzen. Dabei spielt die Dokumentation eine wichtige Rolle. Als Teilnehmer am DMP der AOK sind Sie regelmäßig zu Kontroll- und Untersuchungsterminen bei Ihrem Arzt in der Praxis. Jedes Mal bekommen Sie einen Computerausdruck mit, der so oder so ähnlich aussieht.

Die folgende Erklärungshilfe kann nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen. Scheuen Sie sich nicht, ihn um eine wiederholte Erklärung zu bitten, sollten einzelne Punkte unklar sein. 03.04.2013

12345 Musterstadt

86 Kapitel 8

Die Dokumentation ist für Sie und Ihren Arzt eine gute Orientierung und Kontrolle für die Therapie.

Die persönliche Dokumentation fasst alle Ihre Daten zusammen

01.02.2013

andere Lungenkrankheiten oder Erkrankungen des01.02.2013 Herzens vorliegen. Ihr Arzt wird das durch weitere Untersuchungen abklären.

Die Ausdrucke informieren Sie über den Stand Ihrer Behandlung und die wichtigsten ak­ tuellen Messwerte Ihrer COPD. Außerdem vermerkt Ihr Arzt, welche Medikamente Sie nehmen und welche weiteren Therapien er für Sie vorsieht. Sie können also immer sehen, Seite 1 nicht von 1 so ob es aufwärtsgeht und was Sie selbst noch tun können. Auch wenn der Ausdruck leicht zu lesen ist: Machen Sie sich die Mühe und arbeiten Sie sich durch. Wir erklären es Schritt für Schritt. Sie verstehen dann besser, was die einzelnen Werte bedeuten. Natürlich ersetzt das nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt. Sprechen Sie ihn an, wenn Sie Fragen haben.

87 Kapitel 8

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AOK – Die Gesundheitskasse

Administrative Daten

Sie bekommen eine Fallnummer, damit Ihre Dokumentation nicht mit Ihrem Namen versehen Musterstadt werden12345 muss. Personen, die Ihre Krankheit nichts angeht, können Sie dadurch nicht mit der Dokumentation in Verbindung bringen. Ihre Einschreibung ins DMP erfolgt wegen COPD. 12345 Musterstadt 01.02.2013 01.02.2013

Anamnese und Befunddaten

In diesem Abschnitt finden Sie allgemeine Angaben zu Ihrer Krankengeschichte und zu Untersuchungsergebnissen. Die Körpergröße ist ein Faktor für die Berechnung der „normalen“ Lungenfunktion. Als Faustregel gilt: Körpergröße bei Männern x 25 ml, Körpergröße bei Frauen x 20 ml. Das Gewicht gibt Hinweise auf den allgemeinen Gesundheitszustand. COPDPatienten dürfen etwas mehr wiegen als gesunde Menschen. Ihr BMI sollte zwischen 21 und 25 kg/m2 liegen. Das Feld Raucher ist wichtig, denn jede Zigarette kann Ihre Beschwerden verschlimmern. Hören Sie unbedingt mit dem Rauchen auf! Ihr Arzt berechnet Ihren „Risikofaktor“ mit der Formel: Packungsjahre mal Zigarettenanzahl pro Tag. Der Blutdruck: Ein zu niedriger Blutdruck führt zu einer noch niedrigeren Sauerstoffversorgung des Körpers, ein zu hoher kann die Blutgefäße schädigen. Die relative Einsekundenkapazität zeigt an, wie stark Ihre Lungenfunktion eingeschränkt ist. Wir haben die Lungenfunktionswerte ausführlich im Kapitel „Darauf achtet Ihr Arzt“ beschrieben. Liegt die relative Einsekundenkapazität unter 70 %, gilt sie als auffällig. Begleiterkrankungen: Neben einer COPD können auch Asthma, 03.04.2013

Relevante Ereignisse AOK – Die Gesundheitskasse

Hier werden alle Vorfälle und Maßnahmen eingetragen, die für den Verlauf Ihrer COPD wichtig sind. Die Häufigkeit der Exazerbationen seit der letzten Dokumentation steht für 12345 Musterstadt alle Notfälle im Rahmen der COPD. Ein wichtiges Ziel im DMP COPD ist es, solche akuten Verschlechterungen zu vermeiden. Die Anzahl der plötzlichen Verschlechterungen zeigt, wie 12345 Musterstadt 01.02.2013sind. Verringern sich die akuten anfällig Ihre Bronchien für Infektionen oder Anstrengungen 01.02.2013 Verschlechterungen, befinden Sie sich mit Ihrer Behandlung auf dem richtigen Weg. Eine stationäre, notfallmäßige Behandlung der COPD seit der letzten Dokumentation deutet darauf hin, dass Ihre Therapie angepasst werden muss. Bei Patienten mit COPD sollten Notfälle und Krankenhausaufenthalte die Ausnahme sein. Ist das nicht der Fall, muss Ihre Therapie neu ausgerichtet werden, damit sich die Erkrankung 03.04.2013 stabilisiert.

Medikamente

Hier sind alle Medikamente aufgeführt, die bei COPD empfohlen werden. Sie können also genau sehen, welche Medikamente Ihnen Ihr Arzt verschrieben hat. Wir haben die Wirkungsweisen, Nebenwirkungen sowie Vor- und Nachteile ausführlich in den Kapiteln „Behandlung, Medikamente und begleitende Therapien“ bei leichter bis schwerer COPD beschrieben.

Die Teilnahme am DMP kann Ihnen helfen, gefährliche und lebensbedrohliche Ereignisse zu vermeiden.

AOK – Die Gesundheitskasse

88 Kapitel 8

Wenn Ihr Arzt Ihnen Medikamente verordnet, dann wird das in der Dokumentation festgehalten und regelmäßig überprüft.

Kurzwirksame Anticholinergika und/oder Beta-2-Sympathomimetika: Beide Medika12345 Musterstadt mentengruppen erweitern die verengten Bronchien und können bei Bedarf oder als Dauer­ medikament eingesetzt werden. Meist erfolgt die Medikamenteneinnahme inhalativ, also 12345 Musterstadt 01.02.2013 als Spray oder Pulverinhalation, und lindert innerhalb weniger Minuten die Beschwerden. 01.02.2013 Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika halten die Bronchien besonders lange weit und Seite 1 von 1veroffen. Deswegen werden sie bei mittlerer und schwerer COPD als Dauermedikamente ordnet. Langwirksame Anticholinergika werden in der Dauertherapie eingesetzt. Manche wirken so lange, dass man sie nur einmal am Tag einnehmen muss. Inhalationstechnik überprüft? Bei jeder Kontrolluntersuchung wird auch überprüft, ob Sie richtig inhalieren. Auch die Medikamente nutzen nichts, wenn Sie nicht an ihr Ziel gelangen. Sonstige AOK besten – Die Gesundheitskasse diagnosespezifische Medikamente: Hier wird eingetragen, ob Sie weitere Medikamente wie z. B. Theophyllin oder andere Glukokortikoide brauchen oder ob z. B. eine Sauerstofftherapie 12345 Musterstadt nötig ist.

Behandlungsplan

Hier legen Sie und Ihr Arzt die „Strategie“ für die zukünftigen Maßnahmen fest. Im optimalen Fall erarbeiten Sie einen Zeitplan, wie und wann Sie Ihren Lebensstil anpassen und Ihren Alltag trotz COPD besser meistern können. Vom Patienten gewünschte Informationsangebote: Lesen Sie unbedingt die Empfehlungen zu Tabakverzicht, körperlichem Training und Ernährungsberatung. Und richten Sie sich danach. Wir haben diesen Themen das ganze Kapitel 6 gewidmet, weil sie von so großer Bedeutung sind, wenn Sie wieder ohne Beschwerden leben wollen. COPD-spezifische Über- bzw. Einweisung veranlasst? Ihr Arzt vermerkt in dieser Spalte, ob er Sie an einen anderen Arzt oder an ein Krankenhaus überwiesen hat. Dokumentationsintervall: Hier wird festgelegt, wann Ihre nächste Kontrolluntersuchung erfolgt. Je nach Schwere der COPD und Krankheitsverlauf kann das variieren.

12345 Musterstadt 01.02.2013 01.02.2013 03.04.2013

Schulungen

Der Arzt wählt gemeinsam mit Ihnen die Schulung aus, die für Sie am besten geeignet ist. COPD Schulung empfohlen: Im Rahmen des DMP COPD können Sie an speziellen Schulungen teilnehmen. Empfohlene Schulung wahrgenommen: Hier sollte auf jeden Fall ein Ja stehen. Denn Ihre Mitarbeit ist03.04.2013 sehr hilfreich für den Erfolg der Behandlung. Sollten Sie mehrmals ohne triftige Gründe die empfohlene Schulung nicht wahrnehmen, können Sie aus dem DMP ausgeschlossen werden.

03.04.2013

89 Kapitel 8

So entwickeln Sie mithilfe des Tagebuchs ein Gespür dafür, was Sie selbst tun können, um Anfällen von Atemnot gezielt KW1 / 2014 vorzubeugen.

Anhand des Patiententagebuches fällt es Ihnen und Ihrem Arzt leichter, die Auslöser zu erkennen, die bei Ihnen zu einer akuten Atemnot führen. Und sie zu vermeiden.

Die Zeit und Mühe, die Sie für Ihr Patientenbuch verwenden, „sparen“ Sie anderswo wieder ein. Etwa beim Arzt, denn da müssen Sie dann nicht mehr groß und breit erklären, was Sie wann gemacht haben oder wie Ihre Fortschritte aussehen. Sie gucken einfach in Ihrem Buch nach und fertig. Oder wenn Sie im Urlaub sind und der Arzt Sie gar nicht kennt. Auch im Notfall kann Ihr Patientenbuch hilfreich sein. Auf Seite 60 finden Sie einen Plan für den Notfall. Er gibt Ihnen und Ihren Angehörigen wichtige Hinweise, wie Sie sich im Falle einer plötzlichen Verschlechterung Ihrer Erkrankung richtig verhalten. Sie sollten diesen Notfallplan zusammen mit Ihrem Arzt ausfüllen. Eine Version zum Downloaden finden Sie unter www.aok.de/copd-notfallplan.

Diese Eintragungen gehören ins Patiententagebuch Ins Patiententagebuch tragen Sie die Peakflow-Werte ein, die Sie regelmäßig selbst messen sollten. Halten Sie außerdem Ihre Symptome und Beschwerden fest, vor allem Husten, Atemnot und Auswurf. Sie sollten zudem notieren, wie viele Hübe Sie von Ihrem Bedarfsmedikament genommen haben. Das Tagebuch ist vor allem dann sinnvoll, wenn besondere Umstände oder Veränderungen eintreten, z. B. eine Anpassung Ihrer Therapie. Eine Vorlage zum kostenlosen Downloaden finden Sie unter www.aok.de/copd-tagebuch.

Datum Uhrzeit

Montag

Dienstag

Mittwoch

6.1.

7.1.

8.1.

800 1400 2000

600

800 1400 2000

800

1400

Donnerstag

2000

800

1400 2000

Freitag 800

1400

Samstag 2000

800

1400

2000

Sonntag 800

1400 2000

500 PeakflowWerte in 400 l/Min. (ankreuzen) 300

XX

200

X X XX XX

X

ie l

Genauso wie Ihr Arzt alle Informationen, die Sie und Ihre COPD betreffen, gewissenhaft notiert, sollten auch Sie den Verlauf Ihrer Erkrankung in einem Patiententagebuch notieren. Mit einem solchen Tagebuch haben Sie Ihre Peakflow-Werte immer im Blick. Das hilft Ihnen, Ihre Erkrankung richtig einzuschätzen und zu verstehen, welche Einflüsse zu Anfällen von Atemnot führen.

Disziplin lohnt sich

100 Symptome

isp

Kapitel 8

Ihre Dokumentation im Patiententagebuch

Keine = 0 gering = 1 mäßig = 2 stark = 3

Husten

2

3

Atemnot

1

2

Auswurf

0

1

Anderes Symptom:

0

2 0

0

Be

90

0

0

4

2

Bedarfsmedikation Anzahl der Hübe

Medikament

2

Medikation in dieser Woche Name 1.

Medikamentenname

Dosis

3x 1

Name

Dosis

4.

2.

5.

3.

6.

Ein Service IhrerInformationsveranstaltungen AOK – die Gesundheitskasse Ihr Arzt erstellt gemeinsam teilnehmen und sich fit machen. Und zwar in jeder Beziehung. mit Ihnen den BehandlungsDas Basisprogramm einer erfolgreichen plan Die optimale Behandlungsstrategie setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen, die alle zum Erfolg der Therapie beitragen. Ihr Arzt tut das Seine, indem er Sie mit den für Sie passenden Medikamenten einstellt, und Sie arbeiten mit, indem Sie an Schulungen und

COPD-Behandlung besteht aus drei Teilen, bei denen Sie und Ihr Arzt eng zusammenarbeiten. Der wichtigste Baustein sind Sie. Und da müssen Sie wahrscheinlich einige Herausforderungen meistern. Die wichtigste Aufgabe ist der Nikotinverzicht. Holen Sie sich Un-

91 Kapitel 8

92 Kapitel 8

Sie werden für Ihre Mitarbeit belohnt: durch weniger Anfälle, weniger Beschwerden im Alltag und mehr Leistungsfähigkeit.

terstützung, z. B. durch das AOK-Programm „Ich werde Nichtraucher“. Bewegen Sie sich, möglichst an der frischen Luft, und ernähren Sie sich gesund. Verinnerlichen und leben Sie das, was in Kapitel 6 beschrieben ist. Sie werden sehen: Es bringt Ihnen mehr Spaß am Leben. Schon bald ist die Mühe gar keine mehr und Sie können sich gar keinen anderen Alltag mehr vorstellen. Bei COPD ist es unumgänglich, dass die medikamentöse Therapie individuell auf Sie zugeschnitten und kontinuierlich fortgesetzt wird. Dafür stehen erprobte und gut wirksame Medikamente zur Verfügung, die wenig Nebenwirkungen haben. Üben Sie den richtigen Umgang, z. B. den Hub mit Spray oder Pulverinhalator. Ihr Arzt ist immer Ihr erster Ansprechpartner. Dafür ist das DMP da. Bei jedem Untersuchungstermin legen Sie zusammen mit Ihrem Arzt neue Behandlungsziele fest. Und zwar solche, die Sie auch erreichen können. Fangen Sie z. B. mit einem Spaziergang die Straße entlang an, um mehr Bewegung zu bekommen. Wichtig ist, dass Sie sich Schritt für Schritt „Größeres“ vornehmen.

Eine Rehabilitation kann Sie für den Alltag stabilisieren Sollte sich Ihre COPD trotz Medikamenten und solidem Lebensstil nicht stabilisieren, dann wird Ihr Arzt die nächste Stufe der Behandlung einleiten. Wie wichtig Bewegung und eine gesunde Ernährung für Sie sind, haben wir wiederholt klargestellt. Geben Sie nicht auf und suchen Sie weitere Mög-

lichkeiten, um Ihre COPD in den Griff zu bekommen. Wenn die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend sind, kann eine Rehabilitation Ihren körperlichen Gesamtzustand und damit auch Ihre COPD verbessern. Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt, ob ein Aufenthalt – meist zwei bis vier Wochen – in einer spezialisierten Klinik für Sie sinnvoll ist. Manche Menschen können nach der Reha sogar wieder zu Ihrer Arbeit zurückkehren. Das Leben mit COPD wird in der Regel leichter.

93 Kapitel 8

COPD-Patienten müssen nicht auf Reisen verzichten. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was Sie dabei beachten sollten.

DMP – rundum besser betreut Ihr Arzt und Sie sind ein Team. Vergessen Sie das nie. Ob die Zusammenarbeit erfolgreich ist, hängt von beiden Partnern ab. Sie tun weder sich selbst noch Ihrem Arzt einen Gefallen, wenn Sie wichtige Informationen für sich behalten und Beschwerden schönreden. Geben Sie Rückschläge in Ihren Bemühungen offen zu, z. B. wenn Sie mehr geraucht haben als vereinbart oder keine Atemgymnastik gemacht haben. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Wichtig ist, dass Sie dranbleiben. Nur wenn Sie ehrlich sind, kann Ihr Arzt herausfinden, warum die Therapie nicht so wirkt, wie sie sollte. Sagen Sie ihm auch klipp und klar, ob Sie Nebenwirkungen spüren oder wenn Sie Bedenken haben, ein bestimmtes Medikament zu nehmen.

Die wichtigsten Ziele Ihres Behandlungsprogramms • V  erringerung von akuten und chronischen Krankheitsbeschwerden • Vermeidung von schweren Verschlechterungen und Atemnot • Verhinderung bzw. Verminderung von Folgeerkrankungen • Aufhalten eines schnellen Fortschreitens der COPD • Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit • Mehr Lebensfreude im Alltag

Zusammenfassung Betrachten Sie Ihre Arzttermine als Strategietreffen, bei denen Sie und Ihr Arzt gemeinsam Ihre COPD managen. Welche Rückschläge gibt es? Wie kann man sie vermeiden? Welche Erfolge können verbucht werden? Was kann an der bisherigen Behandlung noch verbessert werden? Bei jeder Sitzung wird die weitere Behandlung neu überdacht und festgelegt. Denn die eine richtige Therapie gibt es nicht. Aber dafür eine, die genau an Ihre Bedürfnisse und Symptome zu jeder Zeit und in jedem Stadium Ihrer Erkrankung angepasst ist: Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD, es wird nur anders!

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Hilfe – Atemnot! Die wichtigsten Fachausdrücke Allergen Substanz, die eine Allergie hervorruft Allergie Überempfindlichkeit gegenüber körper­ fremden, eigentlich unschädlichen Substanzen Alveolen Lungenbläschen Anamnese Erhebung der Krankengeschichte Antibiotika Medikamente, die Bakterien abtöten oder deren Vermehrung hemmen Anticholinergika Medikamentengruppe, die die Bronchien erweitern Asthma Entzündung der Atemwege mit einer Über­empfindlichkeit der Bronchien und anfallsweise auftretendem Husten oder Atemnot Auskultation Abhören der Lungen mit dem Stethoskop Beta-2-Sympathomimetika Gruppe von Medikamenten, die die Bronchien erweitern

Blutgaswerte Menge der Gase, die im Blut vorhanden sind (Sauerstoff, Kohlendioxid etc.) Blutsenkung Unspezifisches Verfahren zum Nachweis einer Entzündungsreaktion im Körper Breitbandantibiotika Medikamente, die möglichst viele verschiedene Bakterien abtöten oder an ihrer Vermehrung hindern Bronchialobstruktion Verengung der Bronchien (führen die Luft von der Luftröhre zu den Lungenbläschen) Bronchien Transportieren die Atemluft von der Luftröhre zu den Lungenbläschen Bronchiolen Kleinere, dünner werdende Verzweigungen der Bronchien Bronchitis Entzündung der Schleimhäute in den Bronchien Bronchodilatatoren Medikamente, die die Bronchien erweitern (z. B. Beta-2-Sympathomimetika)

Hilfe – Atemnot! Die wichtigsten Fachausdrücke Bronchoskopie Untersuchung/Spiegelung der Atemwege mithilfe eines optischen Gerätes, durch die der Arzt die Bronchien beurteilen und Proben entnehmen kann

Dosieraerosol Treibgasgetriebenes Dosiergerät zum Einatmen von Medikamenten, z. B. Beta-2-Sympathomimetika, Anticholinergika

Bronchospasmolyse Entkrampfung der Bronchial­ muskulatur durch Medikamente (z. B. Beta-2-Sympathomimetika)

Emphysem Siehe: Lungenemphysem

Bronchospasmolytika Medikamente, die die verkrampften Muskeln in den Bronchien lockern Computertomographie (CT) Computergesteuertes Verfahren, bei dem der Körper in einer Röntgen­röhre Schicht für Schicht durchstrahlt wird Compliance Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei der Therapie und zur regelmäßigen Durchführung der verordneten Maßnahmen COPD Chronisch atemwegsverengende Lungen­er­krankung, auch in Kombination mit einem Lun­genemphysem, meist durch Rauchen verursacht Cortison Siehe: Kortison

Exazerbation Akute Verschlechterung einer Erkran­ kung, im Falle der COPD mit Atemnot, häufig ausgelöst durch eine Infektion der Atemwege mit Bakterien oder Viren Fibrose Vermehrung des Bindegewebes Giemen Pfeifendes Atemgeräusch, häufig verbunden mit Brummen Glukokortikoide Gruppe von entzündungshemmenden Medikamenten, die mit dem körpereigenen Hormon Kortison verwandt sind Hyperreagibilität Gesteigerte Reaktionsbereitschaft der Bronchien Hypoventilation Minderbelüftung der Lunge, führt häufig zu einer unzureichenden Sauer­ stoffversorgung

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Hilfe – Atemnot! Die wichtigsten Fachausdrücke irreversibel Nicht mehr umkehrbar, nicht mehr rückgängig zu machen Kombinationspräparate Medikamente, die unterschiedliche Wirkstoffe enthalten; im Falle der COPD werden häufig eine Substanz gegen die Dauerentzündung und eine gegen die Atemwegsverengung miteinander kombiniert Kortison Körpereigenes Hormon, das in der Neben­nierenrinde gebildet wird und entzündungshemmend wirkt; viele Medikamente sind mit diesem Hormon verwandt Lungenemphysem Beim Lungenemphysem sind die kleinsten Bronchien und die Lungenbläschen dauerhaft erweitert (Überblähung) und die Lungenstruktur zerstört Lungenbläschen Endaussackungen der kleinen Luftröhrenäste in den Lungen Lungenfunktionsdiagnostik (Spirometrie, Body­ple­thysmo­graphie) Verfahren zur Überprüfung der Mechanik des Gasaustausches der Lungen

Nervus parasympathicus Teil des unwillkürlichen Nervensystems, ist der Gegenspieler des Sympathikus; verursacht eine Verengung der Bronchien und dämpft zahlreiche Körperabläufe Nervus sympathicus Teil des unwillkürlichen Ner­ven­ systems, der für die Aktivierung vieler unbewuss­ter Vorgänge im Körper verantwortlich ist wie z. B. für die Zunahme des Herzschlags und die Erhöhung des Blutdrucks bei Angst, Wut oder Flucht; bewirkt u. a. eine Erweiterung der Bronchien

Hilfe – Atemnot! Die wichtigsten Fachausdrücke Placebo Scheinmedikament, d. h. ohne Wirkstoff

Sputum Auswurf, Schleim, der abgehustet wird

Pneumologie Lehre von den Erkrankungen der Atmungsorgane

Theophyllin Medikament, das die Bronchien erweitert

Pneumonie Lungenentzündung

Thorax Brustkorb

Prick-Test Allergie-Hauttest

topisch Örtlich, z. B. örtliche Anwendung eines Medikaments wie bei inhalativen Glukokortiko­iden, die praktisch nur in den Bronchien wirken

Prostaglandine Hormonähnliche körpereigene Sub­ s­tanzen, die eine Rolle bei der Ent­ ste­hung von Fieber, Schmerzen und Entzündungs­reaktionen spielen

Noxen Stoffe, die auf den Körper schädigend, giftig wirken

Pulverinhalator Dosiergerät zur Inhalation von Medikamenten, die in Pulverform vorliegen

Obstruktion Verengung (hier der Atemwege)

reversibel Umkehrbar, heilbar

obstruktiv Verengt, eingeengt

Spacer Inhalationshilfe, die bei der Inhalation eines Dosieraerosols benutzt werden kann. Der Spacer ist eine Kammer, die zwischen den Behälter mit dem Wirkstoff und das Mundstück gesteckt wird.

Peakflow Maximale Atemstromstärke bei stärkster Ausatmung Peakflow-Meter Messgerät, das die Spitzengeschwindigkeit der Luft beim Ausatmen misst

Spirometer Gerät zur Messung der Lungenfunktion

Ultraschallvernebler Ultraschallgesteuertes Gerät zur Luftbefeuchtung WHO Weltgesundheitsorganisation, Gesund­ heits­­organisation der UN, gegründet 1948

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98 Glossar

Hilfe – Atemnot! Stichwortverzeichnis A Allergie  94 | 97 Anamnese  86 | 94 Antibiotika  94 Anticholinergika  38 | 40 | 42 | 43 | 44 | 49 | 54 | 88 | 94 | 95 Atemgeräusche  29 | 54 Atemgymnastik  68 | 75 | 76 | 79 | 83 | 92 Atemnot  1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 14 | 15 | 17 | 21 | 22 | 25 | 26 | 27 | 29 | 31 | 32 | 34 | 35 | 37 | 38 | 41 | 45 | 49 | 51 | 52 | 54 | 55 | 56 | 57 | 58 | 61 | 65 | 69 | 70 | 75 | 81 | 90 | 93 | 94 | 95 | 96 | 97 | 98 | 99 | 100 Atemwege  7 | 8 | 10 | 11 | 12 | 13 | 15 | 16 | 17 | 20 | 23 | 27 | 28 | 31 | 34 | 38 | 43 | 44 | 48 | 53 | 58 | 61 | 63 | 64 | 75 | 78 | 94 | 95 | 96 Atemzentrum  9 | 17 Atmung  7 | 9 | 10 | 11 | 13 | 16 | 30 | 72 | 75 | 76 | 77 | 78 | 83 Ausatmen  13 | 31 | 34 | 96 Auslöser  58 | 90 Auswurf  5 | 15 | 20 | 21 | 26 | 28 | 37 | 49 | 57 | 58 | 90 | 97 B Bedarfstherapie  38 Bestwert, persönlicher Bestwert  31 | 32 Beta-2-Sympathomimetika  38 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 49 | 50 | 54 | 88 | 94 Blut  7 | 8 | 9 | 11 | 34 | 50 | 51 | 54 | 58 | 63 | 94 Blutgasanalyse  35 Bodyplethysmographie  34 | 96 Bronchialschleimhaut  37 Bronchien  11 | 12 | 13 | 17 | 21 | 23 | 25 | 27 | 29 | 32 | 33 | 40 | 41 | 43 | 44 | 45 | 46 | 49 | 50 | 52 | 68 | 76 | 78 | 87 | 88 | 94 | 95 | 96 | 97 Bronchiolen  11 | 12 | 16 | 17 | 21 | 94 Bronchitis  16 | 20 | 21 | 26 | 28 | 67 | 94 Bronchospasmolysetest  33

99

Hilfe – Atemnot! Stichwortverzeichnis C COPD  5 | 7 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 32 | 33 | 34 | 35 | 37 | 38 | 39 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 48 | 49 | 50 | 51 | 52 | 53 | 54 | 55 | 58 | 59 | 61 | 63 | 64 | 67 | 68 | 69 | 70 | 71 | 72 | 73 | 75 | 80 | 81 | 83 | 84 | 86 | 87 | 88 | 89 | 90 | 92 | 93 | 95 | 96 Cor pulmonale  54 | 58 D Dämpfe  68 Dauerentzündung  52 | 96 Dauertherapie  38 Diagnose  17 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 29 | 35 | 84 | 93 Disease-Management-Programm  83 Dokumentation  84 | 86 | 87 | 88 | 90 Dosieraerosol  43 | 95 Dosierspray  40 | 46 | 47 | 48 Düsenvernebler  40 | 48 E Entzündung  15 | 16 | 19 | 23 | 33 | 41 | 52 | 68 | 94 Entzündungszellen  19 | 52 Exazerbation  56 | 57 | 58 | 61 | 95 F FEV1-Wert  33 G Glukokortikoide  38 | 49 | 52 | 53 | 54 | 88 | 95 Grippeschutzimpfung  59 H Hausarzt  5 | 25 Heiserkeit  53 Herzschlag  41 | 43 Husten  5 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 26 | 28 | 35 | 37 | 49 | 52 | 54 | 57 | 78 | 90 | 94 Hyperreagibilität, bronchiale Hyperreagibilität  95

I Infektion  20 | 34 | 58 | 59 | 95 Inhalator  31 | 44 | 45 K Kortison  45 | 52 | 95 L Lippenbremse  70 | 76 Lunge  6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 16 | 17 | 18 | 19 | 21 | 23 | 26 | 29 | 30 | 32 | 33 | 34 | 37 | 54 | 55 | 58 | 59 | 61 | 63 | 66 | 78 | 79 | 84 | 96 Lungenbläschen  8 | 11 | 12 | 17 | 19 | 20 | 21 | 23 | 37 | 54 | 55 | 64 | 83 | 94 | 96 Lungenemphysem  20 | 21 | 28 | 29 | 70 | 95 | 96 Lungenfunktionsprüfung  30 Lungenkapazität, totale Lungenkapazität  30 Lungenkrebs  26 Lungenmesswerte  30 Lungensport  69 Lungentransplantation, Transplantation der Lunge  55 M Mundstück  34 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 N Nikotinkaugummis  66 Nikotinpflaster  66 Notfall  40 | 45 | 55 | 56 | 57 | 59 | 68 | 74 | 75 | 78 | 81 | 90 O Obstruktion  28 | 96 P Patiententagebuch  32 | 81 | 90 Peakflow-Wert  30 | 31 | 32 | 38 | 70 | 84 PEF-Wert  31 | 32 Prick-Test  97 Prostaglandine  97 Pulverinhalator  40 | 46 | 92 | 97

Stichworte

R Rauchen  18 | 25 | 26 | 37 | 64 | 65 | 67 | 83 | 86 | 95 Rehabilitation  92 Risikofaktoren  7 | 17 | 18 | 22 | 25 | 32 | 38 | 40 | 44 | 45 | 49 | 52 | 54 Röntgenuntersuchung  33 | 35 S Sauerstoff  6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 17 | 18 | 21 | 29 | 34 | 54 | 63 | 69 | 71 | 94 Sauerstofftherapie  54 | 55 | 88 Schleim  12 | 13 | 15 | 16 | 17 | 20 | 23 | 29 | 50 | 52 | 75 | 78 | 97 Schulung  81 | 88 Spacer  47 | 53 Spirometrie  30 | 34 | 96 Sport  32 | 69 | 70 Spray  43 | 88 | 92 Sputum  97 Staub  12 | 13 | 68 Stufenplan  37 | 39 T Theophyllin  38 | 50 | 51 | 54 | 88 | 97 Topische Glukokortikoide  54 U Ultraschallvernebler  48 | 58 | 97 V Verengung  20 | 25 | 28 | 33 | 34 | 38 | 94 | 96 Vitalkapazität, inspiratorische Vitalkapazität  30 | 33 W WHO  97 X Xanthine  49 | 50 Z Zigarettenrauch  67

100 Impressum

Hilfe – Atemnot! Impressum Autorin Irina Hunka Herausgeber AOK-Bundesverband Rosenthaler Straße 31 10178 Berlin Deutscher Hausärzteverband e. V. Edmund-Rumpler-Straße 2 51149 Köln Koordination Peter Willenborg, AOK-Bundesverband Medizinische Redaktion Dr. med. Eike Eymers, AOK-Bundesverband Realisation medi cine medienproduktions gmbh Andreas Görner, Projektleitung Torsten Schack, Grafik Karin Neumert, Gestaltungskonzeption

Hinweis Die Informationen in diesem Buch wurden von den Autoren, der Redaktion und den Heraus­ gebern nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig erwogen und geprüft, stellen aber keinen Ersatz für eine medizinische Betreuung jeglicher Art dar. Dies gilt insbesondere für die in diesem Buch vorgestellten Heilmittel, die je nach Konstitution des Anwenders Überempfind­ lich­keits­reaktionen auslösen oder zu Neben­ wirkungen führen können. Bevor Sie ein hier aufgeführtes Heilmittel anwenden, sollten Sie daher in jedem Fall vorab mit Ihrem Arzt oder Apotheker Kontakt aufnehmen und sich entsprechend beraten lassen. Autoren, Herausgeber und Redaktion übernehmen keinerlei Haftung für etwaige Personen- oder Sachschäden, die sich aus dem Gebrauch oder Missbrauch der in diesem Buch aufgeführten Anwendungsmöglichkeiten ergeben. Die Verwendung von Texten und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Herausgeber unzulässig und strafbar.

Christine Krebber, Zeichnungen Petra Greiner-Senft, Lektorat

Copyright für diese Ausgabe

Volkhardt Caruna Medien, Druck Bildnachweis AOK-Bundesverband medi cine medienproduktions gmbh Michael Jarmusch, Fotografie Jochen Tack, Fotografie Sebastian Görner, Fotografie

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Rauchen ist die häufigste Ursache einer COPD. Lange Zeit bleiben die krankhaften Veränderungen unbemerkt oder werden irrtümlich als Raucherhusten abgetan – ohne die Gefahr einer Erkrankung zu erkennen und die notwendige Behandlung einzuleiten. In der Folge entsteht immer öfter eine Atemnot, die manchmal lebens­bedrohlich sein kann. Die Diagnosestellung „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“, kurz COPD, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Veränderung. Dieses Patienten-Handbuch möchte Ihnen näherbringen, welche Ursachen zu einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung führen. Es stellt Ihnen die modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten vor und gibt Ihnen Tipps und Anregungen für ein lungengesundes Leben. Werden Sie zusammen mit Ihrem Arzt zum Gesundheitsmanager in eigener Sache! So können Sie selbst aktiv an Ihrer Behandlung mitarbeiten, Ängste vor der Krankheit

Hilfe – Atemnot!

überwinden und akute Verschlechterungen Ihres Gesundheitszustandes verhindern.

Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Hilfe – Atemnot! Curaplan Patienten-Handbuch zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD

Schutzgebühr: 9,90 EUR

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