Akzeptanz für Erneuerbare Energien - CARMEN eV

Bündnis 90 Die Grünen, Ortsverband Anzing. http://www.gruene-ebe.de/ov_anzing.html. 83. Gemeinde Vaterstetten: Geplanter Windpark im Ebersberger Forst.
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AKZEPTANZ FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN Ein Leitfaden

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C.A.R.M.E.N.-PUBLIKATION 2014

Akzeptanz für Erneuerbare Energien – Ein Leitfaden

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Herausgeber: C.A.R.M.E.N. e.V. Schulgasse 18 ⋅ 94315 Straubing Tel. 09421 960 300 Fax 09421 960 333 [email protected] www.carmen-ev.de V.i.S.d.P.: C.A.R.M.E.N. e.V., Edmund Langer Redaktion: Melanie Arndt, Beate Formowitz (Technologie- und Förderzentrum), Daniel Gampe, Julia Günzel, Sabine Hiendlmeier, Sebastian Kilburg, Maria Kopfinger, Gilbert Krapf, Christian Leuchtweis, Thiemo Müller, Franziska Materne, Carolin Pillichshammer, Keywan Pour-Sartip, Christian Schröter, Ursula Schulte, Robert Wagner, Christoph Zettinig Auszugsweiser Nachdruck unter Quellenangabe ist erlaubt. Bildquellen: Titelbild: Franziska Materne S. 21, S. 24, S. 26, S. 32, S. 38: C.A.R.M.E.N. e.V. S. 29: Gilbert Krapf S. 34: Franziska Materne S. 42: G. Ortegel, Aurachtal 3. Auflage © 2014 C.A.R.M.E.N. e.V. Centrales Agrar- Rohstoff- Marketing- Energie-Netzwerk, Schulgasse 18 94315 Straubing

Inhalt 1.

Einführung ............................................................................................................................... 5

2.

Erneuerbare Energien in der Gesellschaft ............................................................................. 7

3.

4.

5.

2.1.

Akzeptanz für Erneuerbare Energien .................................................................................. 7

2.2.

Erneuerbare Energien in der nachhaltigen Entwicklung .................................................... 10

Handlungsmöglichkeiten zur Akzeptanzbildung ................................................................. 12 3.1

Partizipation als Schlüssel zur Akzeptanz ......................................................................... 12

3.2

Formelle und informelle Öffentlichkeitsbeteiligung ............................................................ 13

3.3

Methoden der informellen Beteiligung ............................................................................... 16

3.4

Mit Mediation Konflikte bewältigen .................................................................................... 18

Konfliktpotenziale Erneuerbarer Energien........................................................................... 20 4.1.

Mögliche Konfliktfelder ...................................................................................................... 20

4.2.

Windkraft .......................................................................................................................... 21

4.3.

Solarenergie ..................................................................................................................... 24

4.4.

Bioenergie ........................................................................................................................ 26

4.5.

Wasserkraft ...................................................................................................................... 29

4.6.

Geothermie ....................................................................................................................... 32

4.7.

Netzausbau ...................................................................................................................... 34

4.8.

Die Finanzierung des Ausbaus Erneuerbarer Energien .................................................... 36

4.9.

Effizienz und Energieeinsparung ...................................................................................... 38

Mit gutem Beispiel voran ...................................................................................................... 40 5.1.

So könnte es gehen… ...................................................................................................... 40

5.2.

Die Energiewende in der Kommune ................................................................................. 42

5.2.1.

Bioenergiedorf Mausdorf ........................................................................................... 42

5.2.2.

Windenergie für den Landkreis Ebersberg ................................................................. 43

6.

Schlussfolgerungen .............................................................................................................. 45

7.

Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 47

1. Einführung Die Energieversorgung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren sichtbar verändert und Windräder, Solarparks und Biogasanlagen prägen mittlerweile vielerorts die Landschaft. Die Errichtung von neuen Anlagen für die Nutzung Erneuerbarer Energien beschäftigt nicht nur Wissenschaft und Politik, sondern vor allem die Menschen im unmittelbaren Umfeld. Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende spielt die Akzeptanz für Erneuerbare Energien seitens der Bevölkerung daher eine wesentliche Rolle. Die vorliegende Broschüre informiert umfassend über Herausforderungen und Chancen für Kommunen und Bürger hinsichtlich der Akzeptanz von Erneuerbaren Energien. Zunächst wird auf die Entwicklung der Erneuerbaren Energien eingegangen und die Ziele der Energiewende werden aufgezeigt. Außerdem werden die Handlungsmöglichkeiten für die Gemeinden und Bürger mit dem Ziel einer breiten Akzeptanzbildung und Zustimmung in der Bevölkerung behandelt. Zusätzlich erläutert die Broschüre verschiedene Partizipationsformen sowie deren Umsetzungswege. Außerdem werden Konfliktpotenziale und Vorschläge für den Umgang mit diesen aufgeführt. Innerhalb der letzten Jahre und so auch in 2012 ist der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Energieversorgung weiter gestiegen und beläuft sich derzeit auf etwa 12,7 % am Endenergieverbrauch [1]. Das Potenzial der Nutzungsmenge weltweit wird als sehr groß und die zukünftig angestrebte vollständige Stromversorgung aus regenerativen Energien bis 2050 als erreichbar eingeschätzt. Vor allem Windkraft und Solarenergie sind aufgrund der Flächenpotenziale und Technologiefortschritte stark ausbaufähig [2]. Hintergrund dieser Entwicklungen ist die in den letzten Jahren stark vorangetriebene Energiewende, also die Neuorientierung der bisher auf fossile Ressourcen gestützten Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energieträgern. Die aktuellen Ziele zum Anteil der ErErneuerbare Energien – Ziele der Bundesregierung [1] neuerbaren Energien an der StromverAnteil am Anteil am sorgung hat die Bundesregierung im Bruttoendenergieverbrauch Stromverbrauch Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2009 festgelegt, das zuletzt zum 2020 mind. 35 % 2020 18 % 01. Januar 2012 novelliert wurde und 2030 mind. 50 % 2030 30 % zum 1. August 2014 erneut reformiert werden soll. Die Bedeutung der Ener2040 mind. 65 % 2040 45 % giewende und dem damit verbundenen Ausstieg aus der Kernenergienutzung 2050 mind. 80 % 2050 60 % hat des Weiteren durch die FukushimaKatastrophe in 2011 zugenommen. Bisher zielt die Energiewende hauptsächlich auf den Ausbau der Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie zur Stromerzeugung ab. Zusätzlich spielen aber auch die Wärmeversorgung, die erneuerbare Mobilität, Energieeffizienz sowie der Netzausbau eine wichtige Rolle [1]. Entsprechend der deutschlandweiten Ziele haben die Bundesländer eigene Konzepte und Ziele für den Umbau der Energieversorgung entwickelt. Im Freistaat Bayern soll bis 2021 der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung mindestens 50 % und am Bruttoendenergieverbrauch 20 % betragen. Zusätzlich wurden spezifische Ziele für die einzelnen Technologien gesteckt. Während die Potenziale von Wasserkraft und Geothermie aufgrund der starken Standortabhängigkeit eher beschränkt sind, sollen vor allem Solar- und Windenergie stark ausgebaut werden [3].

5

50 0,5 40

6,8

30

14 Geothermie 0,6 2,6

20

Windkraft 8

Photovoltaik

5,9

Biomasse

10 12

14,5

2009

2021

Wasserkraft

0

Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien zur Stromversorgung in Bayern (in TWh) (Daten basierend auf Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2012 [3])

Der Umbau der Energieversorgung bringt eine Verlagerung der zentralen zur dezentralen, vor allem den ländlichen Raum prägenden, Energieversorgung mit sich. Das bietet die Möglichkeit, dass der Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen auf viele Betreiber verteilt sein kann, wie es aktuelle Trends schon jetzt zeigen: Etwa 46 % der Anlagen befanden sich im Jahr 2012 im Besitz von Privatpersonen und Landwirten [4]. Vor allem der Zubau von Wind- und Solarkraftanlagen wird das Erscheinungsbild der Landschaft verändern, zu der die Bevölkerung in der Regel einen besonderen Bezug hat. Daher wird die Miteinbeziehung von Anwohnern und Privatpersonen zukünftig eine große Rolle für die Energiewende spielen. Mögliche finanzielle Beteiligungsmodelle an ErneuerbareEnergien-Anlagen stärken das Interesse an der Mitgestaltung.

Projektierer 14% E.on, RWE, EnBW, Vattenf all 5%

Privatpersonen 35%

Andere Energieversorger 7%

Fonds / Banken 13% Landwirte 11% Gewerbe 14%

Sonstige 1%

Verteilung der Eigentümer an der bundesweit installierten Leistung zur Stromerzeugung aus EE-Anlagen in 2012 (Daten basierend auf trend research 2013 [4])

6

2. Erneuerbare Energien in der Gesellschaft 2.1. Akzeptanz für Erneuerbare Energien Als ein Teilaspekt der Energiewende rückt die Thematik der Akzeptanz für Erneuerbare Energien in der Bevölkerung zunehmend in das Interesse der Forschung. Erhebungen über den Standpunkt der Bürger zur Energiewende werden seit einigen Jahren von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) durchgeführt. Auch die aktuelle Studie aus dem Jahr 2012 ergab wieder einen deutlichen Zuspruch zu Erneuerbaren Energien: 94 % der Bevölkerung erachten die Nutzung und den Ausbau als wichtig, sehr wichtig oder außerordentlich wichtig [5]. Dennoch besteht vor Ort häufig Konfliktpotenzial und Mangel an Akzeptanz für geplante Anlagen. In der Vergangenheit hat dies zu teilweise starken Widerständen geführt, die sich zum Beispiel in Form von Bürgerinitiativen geäußert und Projekte verhindert oder zumindest verzögert haben [6]. Von verschiedenen Stellen wird angeführt, dass dieser Mangel an Akzeptanz zumeist nicht die Erneuerbaren Energien im Allgemeinen betreffe, sondern Anlagen im eigenen Umfeld, was auch aus der Studie der AEE hervor geht: Obwohl 94 % der Befragten angaben, dass sie Erneuerbare Energien als wichtig, sehr oder außerordentlich wichtig erachten, sprachen sich nur 67 % der Befragten für Anlagen in der eigenen Nachbarschaft aus, wobei technologiespezifisch Wind- und Biomasseanlagen mit 61 % und 36 % noch unter der Zustimmung zu Erneuerbare-Energien-Anlagen im Allgemeinen liegen [5]. Gleichzeitig fällt die Akzeptanz für die Erneuerbaren Energien bei Vorerfahrung mit bestehenden Anlagen im eigenen Umfeld generell größer aus [5].

Atomkraftwerk

4%

Kohlekraftwerk

9%

Gaskraftwerk

14 %* 23 %* 21%

Biomasseanlage

34 %* 36%

54 %*

Windenergieanlage

61%

Solarpark

84 %*

77%

EE-Anlagen allgemein * mit Vorerfahrung

73 %*

67% 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Zustimmung zu Anlagen Erneuerbarer Energien in der Umgebung des eigenen Wohnortes (in Anlehnung an AEE 2012 [5], Daten basierend auf eine Umfrage von TNS Infratest 2012, 3.798 Befragte, im Auftrag der AEE, Stand 10/2012)

Das hier auftretende Phänomen ist als das Sankt-Florians-Prinzip bekannt: „Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ andre an!“: Erneuerbare Energien werden fossilen Energieträgern wie Gas und Kohle sowie der Atomkraft sehr wohl vorgezogen; geht es aber um die Frage, wo sie erzeugt werden sollen, werden Anlagen in nächster Umgebung nur bedingt akzeptiert. Neuerdings 7

wird dieser Effekt auch mit dem Kürzel NIMBY (Not-In-My-Back-Yard) beschrieben [6] und in einer Reihe von Studien aufgegriffen. Dabei wurde festgestellt, dass das NIMBY-Phänomen nicht so stark verbreitet ist, wie es oft angenommen wird. Stattdessen hat sich gezeigt, dass teilweise andere Arten der Ablehnung wie zum Beispiel Not-In-Anyone‘s-Backyard (NIABY), am häufigsten jedoch spezifische lokale Gründe auftreten, die stark an die eigene Identifikation mit dem Wohnort geknüpft sind [7, 8]. In diesem Zusammenhang sind zwei Formen der Akzeptanz zu unterscheiden, über die zwischen verschiedenen Interessensgruppen oft kein Konsens besteht. Während Befürworter und Planer von Erneuerbare-Energien-Anlagen oft von Akzeptanz sprechen, wenn kein aktiver Widerstand besteht, sehen Gegner oder Kritiker Akzeptanz erst bei einer klaren Befürwortung und Unterstützung vonseiten der Betroffenen. Es gibt also eine aktive und eine passive Akzeptanz, die mit einer positiven Bewertung verknüpft sind, wie Handlung es die untenstehende Grafik passiv aktiv zeigt [9; 10]. Während die ToBewertung lerierung oder Befürwortung aktive eines Projektes keine HandUnterstützung Akzeptanz Befürwortung Engagement lung miteinbezieht, beinhaltet positiv die aktive Akzeptanz auch eine 70,7 % 10,8 % aktive Handlung, wie zum Beispiel eine finanzielle Beteili15,3 % 3,2 % gung an der Anlage. Wird, im negativ Gegenteil, ein Projekt als neAblehnung Widerstand gativ bewertet, kann dies ebenfalls passiv stattfinden oder aktiv in Form von WiderDimensionen des Akzeptanzbegriffes (nach Zoellner et al. 2009 [9], angelehnt an Dethloff 2004 [10]) stand (zum Beispiel Bürgerinitiativen) [11]. Das Erreichen einer zumindest passiven Akzeptanz von Erneuerbaren Energien bedingt dementsprechend zum einen die Einsicht, dass der Ausbau sinnvoll ist und allgemein Vorteile gegenüber der etablierten Form der Energieversorgung bringt. Zum anderen spielt der persönliche Nutzen durch Erneuerbare Energien eine Rolle, also inwiefern man selbst durch die Anlagen im näheren Umfeld profitiert. Zumeist betrifft dies finanzielle Aspekte. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Einflussgrößen, die von zentraler Bedeutung für die Akzeptanz für Energieprojekte vor Ort sind [9]: •

Verfahrensgerechtigkeit, inwiefern der Ablauf eines Projektes oder Beteiligungsprozess von den Betroffenen als gerecht empfunden wird, also ob Interessen, Bedürfnisse und Einwände berücksichtigt wurden und ausreichend Informationen über das Verfahren zur Förderung der Transparenz bereitgestellt wurden.



Verteilungsgerechtigkeit, ob die Kosten bzw. Lasten (zum Beispiel Landschaftsbild oder Lärmbelästigungen betreffend) und die Nutzen (zum Beispiel finanzielle Gewinne, Nutzung von Strom und Wärme) eines Projektes als gerecht verteilt empfunden werden.



Technologiebezogene Akzeptanz, die grundsätzliche Einstellung gegenüber einer Erneuerbaren-Energien-Technologie, die 8

zum einen durch Vorerfahrung mit den Technologien im eigenen Umfeld sowie durch die Massenmedien stark beeinflusst werden kann. Neben der generellen Befürwortung einer Technologie, die nicht nur durch Vorerfahrung sondern auch durch die Kommunikation der Medien beeinflusst werden kann, ist also ebenfalls der Prozessablauf sowie die Verteilung von Kosten und Nutzen ausschlaggebend [7, 9]. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang neben dem eigenen Nutzen auch der durch den Beitrag der EE-Anlagen zur regionalen Wertschöpfung generierte Nutzen für das Gemeinwohl. Definiert wird die Wertschöpfung aus den Nettogewinnen der beteiligten Unternehmen, den Nettoeinkommen der beteiligten Beschäftigten sowie den an die Kommune gezahlten Einkommens- und Gewerbesteuern [12]. Entscheidend ist weiterhin der Anteil von Fremd- und Eigenkapital, das Betreibermodell (zum Beispiel GbR, GmbH, eG etc.) sowie der Sitz der Betreibergesellschaft (in der Region oder extern). Es hat sich gezeigt, dass die regionale Wertschöpfung besonders dann sehr positiv ausfällt, wenn der Anteil an regionalem Eigenkapital hoch und die Betreibergesellschaft in der Region ansässig ist. Im Vergleich der Betreibermodelle zeigten Genossenschaften, also ein Modell mit einer großen Beteiligungsmöglichkeit, ein hohes Potenzial für regionale Wertschöpfung [13]. Am Beispiel einer Windenergieanlage lassen sich diese Zusammenhänge veranschaulichen. in Tsd. Euro 1800 1.644 1600 1400 1200 1044 1000

882

800 600 400 200

462 336

308

264 122

168

114 38

16

212

50

8

0 Produktion der Windkraftanlage

Planung & Installation

Betrieb & Wartung

Einkommen durch Beschäftigung

Betriebsführung & Gesamte Betreibergewinne Wertschöpfung

Gewinne

Steuern an die Kommune

Regionale Wertschöpfungskette für eine 2-MW-Windenergieanlage, 20 Jahre Anlagenbetrieb (Daten basierend auf IÖW 2010 [12])

Knapp ein Viertel der gesamten Wertschöpfungseffekte einer 2-MW-Windenergieanlage, etwa 634.000 Euro, stecken in der Produktion, der Planung und der Installation und kann der Region als einmalige Effekte zugutekommen. Die restlichen 2,2 Mio. Euro der Wertschöpfungseffekte werden als jährliche Effekte aus dem Betrieb, der Wartung und dem Sitz des Anlagenbetreibers generiert [12]. Für Kommunen sind insofern diese drei letzten Aspekte der Stufen drei und vier attraktiv und ausschlaggebend, da das Zurückgreifen auf regionale Akteure in diesen Bereichen besonders leicht möglich ist.

9

2.2. Erneuerbare Energien in der nachhaltigen Entwicklung Die Diskussion um die Akzeptanz für Erneuerbare Energien ist in vielen Fällen ausschließlich eine Betrachtung von Zusammenhängen im Energiebereich, die mitunter sogar nur auf einzelne Projekte bezogen sind. Teilweise ist ein Mangel an Akzeptanz für Einsparmaßnahmen oder den Ausbau von Erneuerbaren Energien und Netzinfrastruktur aber auf komplexere Zusammenhänge zurückzuführen, die einerseits mit dem allgemeinen Umweltbewusstsein zu tun haben, andererseits mit einem Mangel an Akzeptanz für eine nachhaltige Entwicklung. Im Zuge der Etablierung von Nachhaltigkeit als einem festen Bestandteil in Politik und Gesellschaft, spielt die erneuerbare Energieversorgung eine immer größere Rolle, nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass sich Energie für die heutige technisierte Welt zu einem unverzichtbaren Gut entwickelt hat. Allerdings ist eine nachhaltige Energieversorgung nur eine von vielen Komponenten einer nachhaltigen Entwicklung, die zum Beispiel in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie in vier Kategorien „Generationengerechtigkeit“, „Lebensqualität“, „Sozialer Zusammenhalt“ und „Internationale Verantwortung“ mit insgesamt 21 Bereichen unterteilt wurde [14]. So komplex also eine nachhaltige Entwicklung ist, so vielfältig sind auch die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Bereichen. Ist das Verständnis für umweltbewusstes Handeln aber in bestimmten Bereichen ausgeprägt, kann es ebenso in anderen greifen und wirken. Im Bereich Erneuerbarer Energien zeigt sich beispielsweise bei der Windenergie, dass ein hohes Umweltbewusstsein die Akzeptanz für diese Technologie grundsätzlich fördert [15]. Der Begriff Umweltbewusstsein wird häufig mit der Kenntnis des Nachhaltigkeitskonzepts gleichgesetzt. Er beinhaltet daher zum einen das Verständnis der direkten Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur, zum anderen das Wissen darüber, welche Auswirkungen das eigene Handeln auf lange Sicht hat. Ein hohes Umweltbewusstsein unterstützt also eine positive Haltung für Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung, unter anderem bei der erneuerbaren Energieversorgung. Diese Haltung kann auch ein Verständnis dafür mit sich bringen, welche Rolle Erneuerbare Energien auf lokaler Ebene und in der eigenen Region spielen können. Erst das Begreifen der Notwendigkeit einer Nachhaltigen Entwicklung ermöglicht zudem die Bereitschaft, einen eigenen Beitrag zu leisten, der auch eine Anpassung der eigenen Gewohnheiten und Lebensweisen erfordern kann. Fortwährende Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, die solche Möglichkeiten umweltbewussten Handelns als Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung beispielhaft aufzeigt, kann das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in die breite Bevölkerung tragen und so einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Umweltbewusstseins leisten. UMWELTBEWUSSTSEIN Verständnis für Wechselwirkungen zwischen Mensch & Natur sowie die Auswirkungen des menschlichen Handelns

AUFKLÄRUNG, WISSENSVERMITTLUNG Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit

Akzeptanz für Nachhaltige Entwicklung Bereitschaft, zur Nachhaltigen Entwicklung beizutragen

Bedeutung der Energieversorgung Rolle Erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene

Umweltbewusstes Verhalten im täglichen Leben Die Bedeutung des Umweltbewusstseins für die Akzeptanz für Erneuerbare Energien (eigene Darstellung)

10

Die Vermittlung von Wissen über Nachhaltigkeit und die Förderung des Umweltbewusstseins sind komplexe Herausforderungen, die stark vom Engagement der Gesellschaft abhängig sind. Dies schließt von der allgemeinen Bevölkerung über Kommunen und Unternehmen bis hin zur Politik jede Gesellschaftsgruppe mit ein. Während in einigen Bevölkerungsgruppen ein grundlegendes bis gutes Umweltbewusstsein und gewisse Kenntnisse über das Nachhaltigkeitskonzept vorhanden sind, mangelt es in anderen noch sehr stark daran [15; 16]. Für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen in einer nachhaltigen Entwicklung gelten das Engagement der breiten Bevölkerung und deren Beteiligung an aktuellen Veränderungsprozessen aber als essentiell. Ein hohes Maß an Engagement und Beteiligung zu erreichen hat sich als leichter realisierbar gezeigt, wenn es sich um konkrete Projekte handelt [16]. Gerade im Bereich der Erneuerbaren Energien ist die Notwendigkeit von Bürgerpartizipation für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten aktuell verstärkt bemerkbar. Neben dem Umweltbewusstsein sowie der Präsenz von Nachhaltigkeitsthemen innerhalb der Gesellschaft, ist vor allem auch die Glaubwürdigkeit von Maßnahmen und Strategien, wie zum Beispiel der Energiewende, ein wichtiger Aspekt. Eine solche Glaubwürdigkeit ist bei den Erneuerbaren Energien trotz ihres Rufes als Möglichkeit zur umweltfreundlichen und nachhaltigen Energieversorgung jedoch nicht selbstverständlich, sodass Nachhaltigkeitskriterien für die einzelnen Technologien eine immer größere Rolle spielen. Das Grundkonzept der Nachhaltigkeit umfasst eine soziale, eine ökologische sowie eine ökonomische Komponente, wobei in den letzten Jahren häufig auch eine vierte Komponente, die institutionelle Ebene bzw. politische Stabilität und Umsetzung, berücksichtigt wird [17]. Mit ihren Wechselbeziehungen liefert dieses Konzept verschiedenste Punkte, an denen die möglichst nachhaltige Gestaltung der Energiewende ansetzen kann. Teilweise wurden dafür in den letzÖkonoten Jahren verschiedene Regelungen misch eingeführt. Beispiele sind die Nachhaltigkeitsverordnung für den Anbau von Biomasse, Abstandsregelungen für die Windkraft oder auch eine gesetzlich festgelegte Öffentlichkeitsbeteiligung in Umweltangelegenheiten, die im nächsten Kapitel detaillierter erläutert wird. Institutionell Zwar wird mit diesen Regelungen eine gewisse Berücksichtigung von NachhalSozial Ökotigkeitskriterien verfolgt, jedoch bleiben logisch andere Aspekte, wie zum Beispiel die umfassende Beteiligung möglichst großer Bevölkerungsteile, dennoch weitestDas Konzept der Nachhaltigkeit und ihren Wechselbeziehungen (nach Janschitz & Zimmermann 2010 [17]) gehend im Ermessen von Projektierern, Gemeinden oder auch Politik. Leitlinien für einen nachhaltigen Ausbau der Erneuerbaren Energien, wie sie zum Beispiel unter anderem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit erarbeitet wurden, sollten dementsprechend sowohl von Entscheidungsträgern auf lokaler Ebene als auch auf nationaler und internationaler Ebene berücksichtigt werden [18].

Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende gilt es also, neben der Einzelbetrachtung eines Projektes auch das Umweltbewusstsein vor Ort sowie die Akzeptanz von und Offenheit für Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung in der Bevölkerung zu bedenken. Wird das Konzept der Nachhaltigkeit zusätzlich konsequent auch für das Projekt selbst angewendet, kann seine Sinnhaftigkeit für die Bevölkerung besser verdeutlicht und Akzeptanz geschaffen werden. 11

3. Handlungsmöglichkeiten zur Akzeptanzbildung 3.1

Partizipation als Schlüssel zur Akzeptanz

Ein Mittel, um Akzeptanz zu erreichen, ist die Partizipation, also die Beteiligung der Betroffenen. Sie kann, wenn richtig angewendet, das Gerechtigkeitsgefühl stärken, Vertrauen zu den Projektinitiatoren sowie das Verständnis für ökonomische Vorteile durch ein Projekt schaffen. Auch kritische Aspekte können mit einbezogen und Kompromisse erarbeitet werden, sodass die Lösung oder gar Vermeidung von Konflikten möglich ist. Der Nutzen von Beteiligung gilt nicht nur für den Projektfortschritt selbst, also auf kurzfristiger Ebene. Auch langfristig trägt die (aktive) Miteinbeziehung von den Interessen der Betroffenen zu erfolgreichen regionalen und lokalen Strukturen sowie der nachhaltigen Entwicklung bei. Profitierende sind demnach [19; 20]: •

BürgerInnen: Ideen, Vorstellungen, Meinungen werden miteingebracht; Mitgestaltung der Zukunft und Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls sowie der Identifikation mit dem eigenen Umfeld



Interessensgruppen (Verbände und Vereine): Ideen, Vorstellungen, Meinungen werden miteingebracht und die Zukunft mitgestaltet; Förderung der lokalen bzw. kommunalen Zusammenarbeit; Bekanntmachung der eigenen Gruppe und Stärkung des Profils



Verwaltung: Mögliche Entlastung aufgrund der gemeinsamen Erarbeitung von Projekten; geringeres Risiko von Konflikten, Einsprüchen und/oder Gegenbewegungen; Stärkung des Vertrauens in die Verwaltung vonseiten der BürgerInnen



Politik: Förderung der Zusammenarbeit auf lokaler oder kommunaler Ebene und stärkere Wahrnehmung der lokalpolitischen Entwicklungen durch die Öffentlichkeit; Bedürfnisse der Bevölkerung werden ersichtlicher, sich eventuell opponierende Gruppen zusammen gebracht



Projektleitung: Minderung des Risikos von Konflikten, Einsprüchen und/oder Gegenbewegungen; Stärkung von Vertrauen in das Unternehmen und bessere Integration in die Region/Kommune Der Beteiligung, die über die Informationsebene hinausgeht, sind Grenzen gesetzt, da sie von beiden Seiten ausgehen muss und so die aktive Teilnahme der Beteiligten bedingt. Damit sie also gelingt bzw. überhaupt entsteht, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein [20]: Interesse/Bereitschaft zur Zusammenarbeit vonseiten der Betroffenen (wird verstärkt durch Zugehörigkeitsgefühl für die Region bzw. Ortsidentität) Unterstützung/Befürwortung der Beteiligungsmaßnahme(n) vonseiten der EntscheidungsträgerInnen (z.B. Politik oder Unternehmen) frühe Projektphase, also idealerweise Phase der Ideenentwicklung, um Beteiligungsmaßnahme frühestmöglich ansetzen zu können geeignete Mittel und Wege, um die zu beteiligenden Gruppen erreichen und ansprechen zu können realisierbare und erreichbare Konfliktlösungen bzw. Kompromisse, also die Abwesenheit von unüberwindbaren Hürden

12

Soll ein Projekt geplant und umgesetzt werden, ist also die Einbeziehung der Interessen von Betroffenen wie Anwohnern und Verbänden von Vorteil. Wie schon beim Begriff Akzeptanz sind jedoch auch hier die verschiedenen Möglichkeiten der Partizipation zu berücksichtigen. Generell wird zwischen vier Ebenen unterschieden, die in der Partizipationspyramide nach Lüttringhaus 2003 [21] dargestellt werden können: Die Information, die Konsultation, die Kooperation sowie das eigenverantwortliche Handeln. Die Pyramide zeigt weiterhin die entsprechenden Maßnahmen auf den vier Ebenen. Einbeziehungs- und Mitwirkungsgrad

Projektplaner/ Initiatoren

Beteiligte

Eigenverantwortliches Handeln: Handlungsspielraum gewähren

Projekte in Eigeninitiative anstoßen

Kooperation: mitentscheiden und gestalten lassen

mitentscheiden und gestalten

Konsultation: Meinung/ Wissen einholen

mitdenken, Meinung/ Wissen äußern

sich informieren Informationen aktiv suchen/ erfragen

Information: Informationen bereitstellen

Partizipationspyramide (in Anlehnung an Schweizer-Ries et al. 2011 [11])

Während die ersten beiden Ebenen grundlegend zur Akzeptanzbildung beitragen, werden auf den höheren Ebenen die Mitgestaltung bzw. direkte Beteiligung an Investitionen, Betrieb und Planung ermöglicht. Befragungen zeigten jedoch, dass BürgerInnen vor allem Informationsbereitstellung und Konsultation als wichtige Komponenten im Beteiligungsprozess bewerten und einer aktiven Beteiligung, teilweise wegen des in der Regel geringeren Aufwandes, vorziehen [11].

3.2

Formelle und informelle Öffentlichkeitsbeteiligung

Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf Beteiligung ist weiterhin die Unterscheidung zwischen der formellen und informellen Form. Die formelle Beteiligung bezeichnet dabei die gesetzlich festgelegte, die informelle hingegen die freiwillige Beteiligung. Letzterer kommt eine bedeutende Rolle für den erfolgreichen Ausbau Erneuerbarer Energien zu, da sie ein sehr breites Spektrum an Methoden sowie Projekten und Aktivitäten auf regionaler Ebene abdecken kann. Im Gegensatz dazu lässt die gesetzlich festgelegte Öffentlichkeitsbeteiligung als Instrument der Verwaltungsebene nur ein beschränktes Maß an Beteiligung zu [20; 22], das zudem eher hemmend als fördernd auf die aktive Beteiligung wirkt.

13

Formelle und informelle Beteiligung im Vergleich

Formelle Beteiligung (nach EG Richtlinie EG 2003/35/EG)

Informelle Beteiligung

Wie wird beteiligt?

- per Informationsbereitstellung in der Planungsphase - Stellungnahmen vonseiten der Öffentlichkeit möglich, werden bei ausreichender Anzahl von Unterstützern in Planung einbezogen

- breites Spektrum an Möglichkeiten Beispiele: Planungszellen, Zukunftswerkstätten, Informationsveranstaltungen, regionale Partnerschaften, lokale Agenda 21, zunehmend Energiegenossenschaften

Wo wird beteiligt?

- Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren zum Beispiel Bauleitplanung (BauGB), Raumordnungsplanung (ROG), Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG)

- In allen Prozessschritten möglich Einbringen von Ideen und Vorstellungen als Ziel

Wer wird beteiligt?

- „Öffentlichkeit“: Betroffene, Interessierte und Verbände (zum Beispiel Vereine und Nichtregierungsorganisationen)

- jeder, der an Beteiligung interessiert ist - Zusammenarbeit von Verwaltungen, Projektplanern und Bürgern oder eigenständige Beteiligung von Bürgern (Beispiel Energiegenossenschaften)

Ist ein Projekt zum Ausbau der Erneuerbaren Energien geplant und soll die Beteiligung von Betroffenen ermöglicht werden, ist es vorab wichtig, sich über die dafür möglichen Ansatzpunkte klar zu werden. Die Verwirklichung eines Projektes besteht diesbezüglich aus mehreren Phasen. Während die gesetzlich festgelegte Öffentlichkeitsbeteiligung vorwiegend in der Planungsphase angewendet wird, ist die Einsatzmöglichkeit der informellen Beteiligung im Prinzip in allen Phasen möglich. Da die frühzeitige Beteiligung für die Akzeptanzbildung im Bereich Erneuerbarer Energien als essentiell gilt, kommt der informellen Beteiligung eine besondere Rolle zu. So können zunehmend regionale Strukturen ohne formellen Charakter, zum Beispiel regionale Verbände bestehend aus Akteuren verschiedenster Bereiche, zu Entscheidungs- und Planungsprozessen beitragen. In der Praxis werden oft sowohl formelle als auch informelle Prozesse gleichzeitig bzw. aufeinander aufbauend eingesetzt [19]. Passive Akzeptanz Befürwortung

Aktive Akzeptanz Unterstützung, Engagement

Eigenverantwortliches Handeln

Finanzielle Beteiligung

Kooperation & Mitbestimmung Konsultation Information

Informelle Beteiligung

Ideenentwicklung

Entscheidungsprozess

Formelle Beteiligung

Planung

Umsetzung

Betrieb

Anwendungsbereiche der formellen und informellen Beteiligung (eigene Darstellung)

14

Eine Sonderform der Beteiligung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die finanzielle Beteiligung. Die Bevölkerung erhält die Möglichkeit, sich in Form von Genussrechten, Fonds oder auch Genossenschaften an Erneuerbare-Energien-Anlagen zu beteiligen. So kann das Interesse an Erneuerbaren Energien gestärkt, aber auch die Finanzierung der Projekte gesichert und die dezentrale Energieversorgung gefördert werden. Die finanzielle Beteiligung ist also eine effektive Methode, um die aktive Akzeptanz mithilfe von direkter Unterstützung durch die Bevölkerung zu erreichen. Sie wird dementsprechend der Ebene des eigenverantwortlichen Handelns zugeordnet, kann aber auch im Bereich Kooperation und Mitbestimmung angesiedelt werden. Hinsichtlich der Eignung und Gestaltung eines Beteiligungsprozesses gibt es eine enge Verknüpfung zwischen Intensität und Aufwand der Beteiligung, dem Konfliktrisiko eines Projektes sowie den Unsicherheiten, die im Hinblick auf den Projektablauf bestehen. Die folgende Grafik demonstriert diesen Zusammenhang.

Kooperative Planung

Informationsbereitstellung

Konsultation

Konfliktrisiko

Verhandlungen

Unsicherheiten Beteiligungsmethoden in Abhängigkeit von Konfliktrisiken und Unsicherheiten (eigene Darstellung in Anlehnung an NABU 2007 [23])

Ein hoher Grad an Beteiligung an einem Projekt bzw. Projektablauf bedeutet zugleich einen höheren Aufwand für alle Beteiligten. Gleichzeitig kann dadurch aber ein geringeres Risiko für Konflikte erreicht werden, sodass die Vorteile eines intensiven Beteiligungsprozesses langfristig überwiegen. Dementsprechend sind bei einem Projekt, das ein hohes Konfliktpotenzial hat, Methoden zu empfehlen, die einen hohen Grad an Beteiligung ermöglichen. Berücksichtigt man im Vorfeld zusätzlich die Unsicherheiten, die hinsichtlich des Projektablaufs bestehen, kann eine generelle Einschätzung zu geeigneten Methoden getroffen werden, um eine möglichst akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden [23]. Weitere Informationen zur finanziellen Beteiligung: Broschüre zu Bürger-Energie-Anlagen auf www.energie-innovativ.de Broschüre über Energiegenossenschaften auf www.kommunal-erneuerbar.de

15

3.3

Methoden der informellen Beteiligung

Wie im vorherigen Kapitel beschrieben kann die Beteiligung der Öffentlichkeit auf vier Ebenen erfolgen: Information, Konsultation, Mitbestimmung und Kooperation sowie eigenverantwortliches Handeln. Die Methoden variieren in ihrer Eignung je nach Gruppengröße, Zeitrahmen und Zielsetzung des Beteiligungsprozesses. Information Die Informationsebene ist trotz fehlender aktiver Beteiligung seitens der Betroffenen grundsätzlich die wichtigste Beteiligungsebene und fördert die Transparenz eines Projektes. Informationen sollten in allen Phasen der Projektdurchführung, idealerweise so früh wie möglich, eingesetzt werden und stellen die Basis für alle weiterführenden und späteren Beteiligungsformen dar. Die Methoden, um Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen bzw. zu verbreiten, sind vielfältig, können aber in vier Hauptgruppen eingeteilt werden [20; 25]:

!



Informationsmaterial Aushänge, Wurfsendungen, Broschüren



Veranstaltungen & Einladungen (Bürger-)Versammlungen, Tage der offenen Tür, Einweihungsfeiern, Besichtigungen von Anlagenbaustellen oder fertigen Anlagen, Flächenbegehungen, Ausstellungen



Internet & Social Media Internetseiten von Projekten, Verbänden etc., soziale Netzwerke, Internetforen



Presse, Funk & Fernsehen Pressemitteilungen, Beiträge für Lokalradio und -fernsehen

Die bereitgestellte Information sollte dazu dienen, den Sinn des Projektes verständlich zu machen. Das bedeutet, dass Vorteile für die Beteiligten sachkundig und glaubwürdig vorgebracht, eventuelle Bedenken berücksichtigt und wenn möglich widerlegt werden. Dabei gibt es aber einen Unterschied zwischen Sachfragen und Abwägungen bzw. Meinungen. Erstere können fachlich geklärt werden, es gibt also Richtig oder Falsch. Letztere hingegen sind subjektiv, also an Perspektiven gebunden und sollten unter Berücksichtigung der verschiedenen Sichtweisen behandelt werden.

Konsultation Die Konsultation beabsichtigt das Einholen von Informationen durch die Projektierer, um Wünsche, Ansichten sowie Positionen von Betroffenen einschätzen und später idealerweise in die weiteren Projektphasen miteinbeziehen zu können. Auch dienen die gesammelten Informationen dem möglichen Erkennen von Konfliktpotenzialen sowie der Lösung von unterschwelligen Konflikten. Die konsultative Beteiligung kann mittels verschiedener Methoden der Informationsebene erfolgen oder zum Beispiel in bestimmten Veranstaltungen mit ihr verbunden werden [20; 24]. Methoden der konsultativen Beteiligung können wie auch bei der Informationsbereitstellung sehr unterschiedlich ablaufen. Beispiele sind öffentliche Diskussionen und Versammlungen, (aktivierende) Befragungen und Workshops, aber auch Stellungnahmen, Internetforen sowie der praxisbezogene EU-Ansatz ESTEEM (Engage stakeholders through a systematic toolbox to manage new energy projects).

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Für eine konsultative Beteiligung ist es von Bedeutung, dass die erbrachten Informationen und Anregungen sowie die Bereitschaft zur Teilnahme ernst genommen und vor allem entsprechend gewürdigt werden. Dies kann schon durch einfache Gesten wie den Teilnehmenden den Dank auszusprechen oder die Bedeutung ihrer Teilnahme zu betonen erreicht werden. Vorab sollte dennoch allen Teilnehmern klar sein, dass es sich nicht um eine kooperative Beteiligung handelt, die Miteinbeziehung der Ergebnisse in die Planung also nicht garantiert ist, sodass keine falschen Erwartungen bestehen. Empfehlenswert ist es für den Projektierer, die Ergebnisse im Anschluss zu veröffentlichen und anzukündigen, inwiefern sie weiter verwendet werden [24].

Kooperation & Mitbestimmung: Die Kooperation und Mitbestimmung zielt darauf ab, die Beteiligten zu einem gewissen Grad an den Entscheidungen über ein Projekt teilhaben zu lassen. Sie kann langfristig gesehen den Ruf der Planer stärken, Fehlinvestitionen vermeiden und auch die nötige Öffentlichkeitsarbeit im Vorhinein abdecken, sodass weitere Einwände und Widerstände im Anschluss an die Entscheidungsprozesse vermieden werden. Die Methoden sind vielfältig und aufgrund des höheren Beteiligungsgrades aufwändiger und zeitintensiver. Je nach Methode können entweder Projektierer oder Beteiligte die dominantere Rolle einnehmen. Beispiele für übliche Methoden in der kooperativen Beteiligung sind Energie- oder Runde Tische, Planungswerkstätten, Zukunftskonferenzen, Online-Dialoge sowie ESTEEM [20;25].

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Vor allem in Fällen, in denen die Unsicherheiten bezüglich der Einstellungen von Betroffenen zu Erneuerbare-Energien-Anlagen und die Konfliktpotenziale groß sind, ist die kooperative Beteiligungsform zu empfehlen. Anzustreben ist dabei, dass die Projektierer und Beteiligten auf möglichst gleicher Augenhöhe, also als Partner agieren, sodass ein ausgeglichenes Machtverhältnis zustande kommen kann [25].

Eigenverantwortliches Handeln: Während bei den drei bisher beschriebenen Beteiligungsmöglichkeiten Projektierer und Beteiligte nebeneinander agieren, ist der Beteiligte beim eigenverantwortlichen Handeln der Hauptakteur. Das bedeutet, dass Bürger und Bürgerinnen Projekte in Eigeninitiative planen und durchführen. Im Bereich Erneuerbarer Energien kann dies zum Beispiel in Form von Energiegenossenschaften erfolgen. Das eigenverantwortliche Handeln bedeutet daher nicht nur die Übernahme von Planungs- und Entscheidungsprozessen, sondern zumeist auch die Beteiligung an finanziellen Gewinnen, aber auch Risiken eines Projektes bzw. einer Anlage. Weitere Informationen zu Beteiligungsmethoden: - Praxisleitfaden zur Öffentlichkeitsbeteiligung auf www.partizipation.at - Handbuch Bürgerbeteiligung bei der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de - Handbuch Bürgerbeteiligung für Land und Gemeinden (Österreich) auf www.vorarlberg.at - Handbuch zur Partizipation auf www.stadtentwicklung.berlin.de - Leitfaden Öffentlichkeitsarbeit und weitere Infos zur Bürgereinbindung auf www.energieeffiziente-kommune.de unter Bürger & Unternehmen

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3.4

Mit Mediation Konflikte bewältigen

So sehr Beteiligungsmethoden auch zum Erfolg eines Projektes beitragen können – nicht immer sind sie die passende Lösung. Teilweise können die Interessen der verschiedenen Gruppen derart in unterschiedliche Richtungen gehen, dass eine eigenständige Konsensfindung nicht oder nicht mehr möglich ist. In einem solchen Fall stehen sich zwei oder sogar mehr Konfliktparteien in einem Spannungsverhältnis gegenüber, das eine Beilegung des Konfliktes nur zulässt, wenn alle konstruktiv dazu beitragen. Zwar können Konflikte auch als Chance gesehen werden, um sich über die eigenen Vorstellungen und Interessen bewusst zu werden. In vielen Fällen stellen sie jedoch aufgrund der mangelnden Bereitschaft zur Konfliktbeilegung eine große Herausforderung für Projekte dar. Um dennoch eine Lösung zu finden, wird vielfach die Methodik der Mediation angewendet. Vor allem im Bereich der Umweltverträglichkeitsprüfung wird sie oft nach behördlichen Verfahren eingesetzt. Generell gilt jedoch, dass die Anwendung eines Mediationsverfahrens frühzeitig, also zum Beispiel vor einer Genehmigungsbewilligung, zu empfehlen ist [26]. Ein Mediationsverfahren ist zumeist längerfristig angelegt und dient der gemeinsamen Lösungsfindung durch die freiwillig teilnehmenden Konfliktparteien. Unterstützt werden sie dabei von einer professionellen, allparteilichen Mediatorin bzw. einem Mediator. Die Umsetzung einer Mediation beinhaltet generell die folgenden Prozessschritte [27]:

Vorbereitung & Einstieg Bestandsaufnahme Lösungsentwicklung & Bewertung Mediationsvereinbarung & Umsetzung Evaluierung

Prozessschritte eines Mediationsverfahrens (eigene Darstellung nach Montada & Kals 2007 [27] und Duve, Eidenmüller, Hacke 2011 [28])

Sind die betroffenen Gruppen bereit, gemeinsam an einer Lösung des Konfliktes zu arbeiten, ist die wichtigste Bedingung für ein Mediationsverfahren erfüllt, sodass eine Mediatorin bzw. ein Mediator ausgewählt werden kann. Weiterhin sollte das Ziel der Mediation mit allen Beteiligten geklärt und die möglichen Ausgänge, die gegebenenfalls nicht den Interessen aller Konfliktparteien entsprechen, diskutiert werden [27]. Die Bestandsaufnahme im zweiten Prozessschritt beinhaltet die Konfliktanalyse, die dazu dient, die Ursachen für den Konflikt zu ergründen. Dementsprechend kann man zwischen fünf Kategorien von Konflikten unterscheiden [28].

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Sachkonflikte bezeichnen Zielkonflikte, denen ein unterschiedlich angestrebtes Ergebnis wie zum Beispiel im Hinblick auf die Qualität oder die Eigenschaften einer Erneuerbare Energien-Anlage zuWert- und grunde liegt. Sie entstehen häufig aufgrund von Sachkonf likte Grundsatzkonf likte hohem Zeitdruck und haben Informationsdefizite, eine beschränkte Kommunikation und daraus resultierend Missverständnisse zur Folge. Im Gegensatz dazu sind bei Wert- und Grundsatzkonflikten nicht Strategiekonf likte Verteilungskonf likte die Ergebnisse Gegenstand des Konfliktes, sondern unterschiedliche Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen. Ein Beispiel könnte in diesem Fall die Diskussion um die Nutzung von fruchtbarem Ackerboden für die Energiepflanzenproduktion oder Beziehungskonf likte Photovoltaikanlagen sein. Existieren unterschiedliche Vorstellungen im Hinblick auf die Verteilung von materiellen und immateriellen Gütern wie Einteilung der Konfliktkategorien (in Anlehnung Risikotragung und finanziellen Ressourcen, hanan Duve, Eidenmüller, Hacke 2011 [28]) delt es sich um einen Verteilungskonflikt. In Bezug auf Erneuerbare Energien betreffen solche Konflikte zum Beispiel Anlagen, die einem Investor nutzen, deren negative Effekte aber vor allem für die Anwohner spürbar sind und keinen Nutzen zulassen. Beziehungskonflikte haben zwischenmenschliche Gründe, die sich teilweise über lange Zeiträume entwickeln können und bei Ausbruch zusätzlich Sachkonflikte entstehen lassen können. Wird das gleiche Ziel angestrebt, aber die Strategie, um dieses zu erreichen, wird von den Konfliktgruppen unterschiedlich definiert, handelt es sich um einen Strategiekonflikt. Das vorne beschriebene Sankt-Florians-Prinzip könnte in diesem Zusammenhang als Beispiel dienen: Die Energiewende wird von der Mehrheit der Bevölkerung gewünscht, wie sie umgesetzt wird ist aber strittig und bestimmte Technologien wie zum Beispiel Windenergie werden teilweise abgelehnt. Ist die Konfliktanalyse erfolgt, kann mit Anforderungen an ein Mediationsverfahren [26] der Entwicklung von Lösungen und deren Bewertung begonnen werden. Die Kon• Möglichst Einbeziehung aller Betroffenen fliktparteien müssen in dieser Verhand• Unterstützung durch eine/n oder mehrere allparteililungsphase aufeinander eingehen und che, professionelle Mediatorinnen/Mediatoren • freiwillige Teilnahme die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten • Klärung des Ziels und der möglichen Ergebnisse vor werden abgewogen [28]. Dadurch kann dem eigentlichen Mediationsverfahrens dieser Prozessschritt, je nach Dimension • Klar strukturiertes Verfahren des Projektes, bezüglich der Dauer stark • Konstruktives Arbeitsklima und eigenverantwortliche variieren, sodass auch Zeitspannen von Erarbeitung von Lösungsansätzen bis zu zwei Jahren möglich sind [26]. Für • Mediationsvertrag als verbindliches Ergebnis die verbindliche Festhaltung der erzielten Vereinbarung wird für den vierten Prozessschritt empfohlen, einen Mediationsvertrag abzuschließen. Dementsprechend können die Maßnahmen im Anschluss an das Mediationsverfahren überprüft und evaluiert werden [26; 27].

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4. Konfliktpotenziale Erneuerbarer Energien 4.1. Mögliche Konfliktfelder Durch den Ausbau Erneuerbarer Energien werden verschiedene Bereiche in der Gesellschaft und Umwelt berührt, die Aspekte wie den Arten- und Wasserschutz, das Landschaftsbild oder auch die Gesundheit der Bevölkerung miteinschließen. Die folgende Grafik präsentiert diese Aspekte, unterteilt in vier grundlegende Bereiche. Konflikte können in diesem Zusammenhang zum einen auf fachlicher Ebene bestehen, zum anderen auf der Empfindungsebene. Lösungsansätze müssen daher dementsprechend unterschiedlich erfolgen. Erneuerbare Energien

Natur und Landschaft

Umweltschutz

Finanzielle Aspekte

Technische Aspekte

Landschaftsbild

Bodenschutz

Stromkosten

Gesundheit

Flächenbedarf & nachhaltige Landnutzung

Wasserschutz

Effizienz & Wirtschaftlichkeit

Sicherheit

Artenschutz (Natura 2000)

Immissionsschutz

Gerechtigkeitsempfinden

Konfliktbereiche im Zusammenhang mit Erneuerbaren Energien (eigene Darstellung)

Konflikte auf fachlicher Ebene betreffen technische Eigenschaften von Anlagen oder ihren Einfluss auf Natur und Umwelt. Bedenken bzw. Kritikpunkte können zum Beispiel mithilfe von Studien oder Gutachten entkräftet bzw. mit der Einhaltung von bestimmten Standards und Rahmenbedingungen beantwortet werden; es gibt also fachlich begründete Entscheidungsmöglichkeiten. Die Empfindungsebene hingegen beinhaltet Aspekte, die jeder Mensch unterschiedlich wahrnimmt, sodass es kein Richtig oder Falsch gibt. Sie bedarf daher komplexerer Ansätze, welche die Interessen bzw. Bedenken der Betroffenen miteinbeziehen sollten und zum Beispiel die Standortwahl betreffen können. Im Folgenden werden Konfliktpotenziale und Vorschläge für den Umgang mit diesen entsprechend der oben dargestellten Übersicht für unterschiedliche Nutzungsarten der Erneuerbaren Energien aufgeführt. Zudem werden die Akzeptanz für Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung sowie die finanziellen Aspekte der Energiewende hinsichtlich der EEG-Vergütungen und der Strompreisentwicklung diskutiert.

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4.2. Windkraft Der Windenergie wird in Deutschland ein enormes Potenzial zugeschrieben. Schon heute liefert sie den größten Beitrag zur Stromversorgung durch Erneuerbare Energien. Der Anteil am Stromverbrauch, der im Jahr 2012 rund 8,3 % betrug [29], soll bis 2050 auf etwa die Hälfte des deutschen Verbrauchs gesteigert werden [30]. Neben der Errichtung von neuen Anlagen soll auch der Ersatz bestehender durch modernere Windkraftanlagen, das sogenannte Repowering, dazu beitragen. Zunehmend gewinnen auch die Offshore-Anlagen, also Windräder auf See, an Bedeutung. In Bayern deckt die Windkraft bisher etwa 1,3 % der Nettostromerzeugung ab, sodass hier großes Ausbaupotenzial besteht [31]. Bis 2021 soll der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch sechs bis zehn Prozent betragen, was die Errichtung von etwa 1.000 Anlagen erfordert [3]. Die folgenden Punkte beziehen sich vorrangig auf die Onshore-Windenergie, da gerade von Windrädern im Binnenland eine Vielzahl von Akteuren im näheren Umfeld direkt betroffen ist und deren Akzeptanz daher eine wichtige Voraussetzung für den Zubau neuer Anlagen ist. NATUR UND LANDSCHAFT

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Artenschutz Vögel und Fledermäuse können von den sich drehenden Rotorblättern getötet werden. Um gefährdete Vogel- und Fledermausarten zu schützen, werden die potenziellen Standorte für Windenergieanlagen in der Planungsphase genauestens überprüft. Unter anderem werden spezielle artenschutzrechtliche Prüfungen (saP) durchgeführt, um das Vorkommen der Tiere zu analysieren. Die größeren Nabenhöhen von modernen Windkraftanlagen vermindern teilweise zusätzlich die Gefahr, dass Vögel und Fledermäuse zu Tode kommen, da viele Arten nicht in die gesteigerten Höhen vordringen. Außerdem können Windanlagen mit spezieller Annäherungssensorik ausgerüstet und zu Zeiten hoher Flugaktivität vorübergehend, anhand festgelegter Abschaltalgorithmen außer Betrieb gesetzt werden. Landschaftsbild Das Landschaftsbild wird gestört. Die damit verbundene Attraktivitätsminderung beeinträchtigt den Tourismus und mindert den Wert von umliegenden Grundstücken. Um dieses Argument zu berücksichtigen, werden die potenziellen Standorte für Windkraftanlagen genau geprüft und die Belange von Tourismus sowie Anwohnern miteinbezogen. Naturdenkmäler und wertvolle, prägende Landschaftsbilder werden beispielsweise durch die Vorgaben der Regionalplanung von Windenergieanlagen freigehalten. Dennoch sei hier betont, dass die Wahrnehmung des Landschaftsbildes stark an die Gewöhnung geknüpft ist, was auch die auf Seite 7 beschriebenen Ergebnisse der Akzeptanz-Umfrage zeigen: Mit Vorerfahrung steigt die Zustimmung zu EE-Anlagen in der näheren Umgebung. In diesem Sinne werden zum Beispiel Industrieanlagen oder bestehende Stromnetze trotz ihres Einflusses auf das Landschaftsbild als normal angesehen, da sie seit Jahren bestehen. Eine repräsentative Umfrage unter Touristen in der Nordeifel ergab unlängst, dass sich 59 % der dortigen Besucher von den Wind21

energieanlagen in dieser Gegend kaum bis gar nicht gestört fühle [32]. In der Realität hat sich sogar gerade für die Tourismus-Branche ein neues Geschäftsfeld durch EEAnlagen aufgetan: So werden in Reiseführern zur Entdeckung Erneuerbarer Energien Freizeitaktivitäten wie das „Windmillclimbing“ angeboten. UMWELTSCHUTZ

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Immissionsschutz Die Windräder erzeugen Dauergeräusche und stellen daher eine Lärmbelästigung dar. Die Schallemissionen von Windenergieanlagen unterliegen gesetzlichen Grenzwerten, die im Rahmen der immissionsschutzfachlichen Genehmigung geprüft werden. Überschreitungen sind nicht zulässig. Des Weiteren können die dennoch möglichen Schalleinwirkungen auf die Anwohner durch größere Abstände der Anlagen zu Wohngebäuden vermindert werden. Einfluss kann hierauf durch die Regionalplanung bzw. die Flächennutzungspläne der Gemeinden genommen werden. Der Schattenwurf durch die Rotordrehung ist unangenehm für die Anwohner. Der Schattenwurf stellt eine genehmigungsrechtlich zu prüfende Immission dar, welche nach geregelten Vorgehensweisen ermittelt wird und Maximalwerte von 30 Minuten täglich und 30 Stunden jährlich für keinen Anwohner überschreiten darf. Durch eine sorgfältige Standortauswahl und Mindestabstände zur Bebauung kann die Einwirkung dieses Effektes auf Anwohner reduziert werden.

TECHNIK

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Sicherheit Eisbrocken an den Rotorblättern können sich ablösen und dadurch Menschen gefährden (Eiswurf). Vor allem neuere Windkraftanlagen sind mit Eiserkennungsanlagen ausgestattet. Im Bedarfsfall kann der Anlagenbetrieb vorübergehend eingestellt werden. Alternativ können die Flügel beheizt werden, sodass die Eisbildung gehemmt ist. Dadurch spielt dieses Problem mittlerweile kaum mehr eine Rolle.

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Durch den „Disco-Effekt“ kommt es zu Ablenkungen insbesondere im Straßenverkehr. Die Licht-Schatten-Wirkung entsteht durch Reflektionen der Sonne an den Rotorblättern, sodass dieser Effekt nur bei ausreichendem Sonnenschein auftritt. Außerdem werden für Windkraftanlagen mittlerweile matte Lackierungen verwendet, sodass kaum noch Reflektionen auftreten können.



Durch Flügelbrände nach Blitzeinschlägen sind umliegende Landschaften wie zum Beispiel Wälder gefährdet. Um Brände an Windkraftanlagen zu vermeiden, werden neben Blitz- und Überspannungsschutz auch Anlagen zur Branderkennung und -bekämpfung wie automatische Löscheinrichtungen oder Selbstabschaltsysteme eingesetzt. Zusätzlich wird der Anteil brennbarer Stoffe reduziert.

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Gesundheit Blinkende Flugsicherheitsleuchten stören die Nachtruhe der Menschen. Um die Lichtemissionen durch die Flugsicherheitsleuchten möglichst gering zu halten, werden derzeit bedarfsgerechte Befeuerungen erprobt. Die mit einem Radarsystem 22

ausgestatteten Anlagen nehmen die sich tatsächlich nähernden Flugobjekte wahr, sodass die Flugsicherheitsleuchten abgeschaltet bleiben können, wenn kein Flugobjekt registriert wird [33]. − +

Windenergieanlagen erzeugen gesundheitsschädlichen Infraschall. Infraschall kann Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit, Effekte auf das HerzKreislaufsystem oder auch Benommenheit auslösen. Aber: Dies trifft nur auf Infraschall zu, der die Wahrnehmbarkeitsschwelle des Menschen überschreitet. Windkraftanlagen produzieren Infraschall, dessen Pegel bei Abständen von nur 250 m zur Anlage weit unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle liegt, was diverse Studien hierzu nachweisen. Moderne Anlagen mit langsamer drehenden Rotoren weisen zudem tendenziell geringere Infraschallemissionen auf [34].

FINANZIELLE ASPEKTE

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Gerechtigkeitsempfinden Der Gewinn aus Windenergieanlagen verbleibt nur bei den Unternehmen; die Anwohner haben im Gegensatz dazu die Windräder ständig im Blickfeld. Dieser Aspekt lässt sich durch regionale Betreibergesellschaften und finanzielle Beteiligung der Anwohner umgehen oder zumindest deutlich abschwächen. Die Kommune erhält unabhängig vom Sitz der Betreibergesellschaft 70 % der anfallenden Gewerbesteuer für die Erträge der Windräder. Die regionale Wertschöpfung erhöht sich, wenn die Betreibergesellschaft Ihren Sitz sogar vor Ort hat und die Kommune dadurch die vollständige Gewerbesteuer sowie Gewinne aus der Einkommenssteuer erhält. Wirtschaftlichkeit & Effizienz An küstenfernen Standorten fehlt der Wind für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb. Auch im Binnenland können Windkraftanlagen wirtschaftlich arbeiten. Um die möglichen Gebiete dafür zu finden, werden die Standorte genau geprüft und Windmessungen durchgeführt. Die Geländeunebenheiten, Bewaldung oder Bebauung stellen Windhindernisse dar, die zu Abschwächungen des Windenergieangebots und zu ertragsmindernden turbulenten Strömungen führen. Durch größere Nabenhöhen lassen sich die gleichmäßigeren Windströmungen in höheren Luftschichten besser ausnutzen. Zudem führen größere Rotorspannweiten zu einer Erhöhung des Windertrags je Anlage.

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4.3. Solarenergie Neben der Windenergie besitzt auch die Solarenergie ein großes Potenzial für die zukünftige Energieversorgung. Die Photovoltaik, also die Nutzung von Solarzellen für die Stromerzeugung, hatte im Jahr 2012 in Deutschland einen Anteil am Stromverbrauch von 4,3 % [1]. In Bayern betrug der Anteil von Photovoltaik an der Nettostromerzeugung im Jahr 2012 9,6 % [31] und soll bis 2021 auf rund 16 % gesteigert werden. Für die Solarthermie, also die direkte Nutzung solarer Strahlungswärme, ist eine Steigerung von etwa 0,5 % auf 4 % geplant [3]. Sowohl Solarthermie- als auch Photovoltaikanlagen werden auf Dach- oder Freiflächen installiert. Obwohl die Nutzung der Sonnenenergie unter anderem aufgrund der sehr dezentral verteilten Anlagen generell befürwortet wird [35], gibt es Gegenargumente, die sich aber vorwiegend auf Freiflächenanlagen beziehen. NATUR UND LANDSCHAFT

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Flächenbedarf & nachhaltige Landnutzung Die Freiflächenanlagen stellen auf den oft qualitativ hochwertigen Böden eine falsche Nutzungsform dar. Das EEG sieht eine Vergütung für Photovoltaikanlagen auf Freiflächen nur dann vor, wenn sie auf Konversionsflächen oder auf Streifen mit einer Breite von bis zu 110 m entlang von Schienenwegen und Autobahnen errichtet werden. Um die Flächeneffizienz zusätzlich zu erhöhen, kann der Standort der Solaranlage unter Umständen gleichzeitig als Weide oder für die Biomasseherstellung genutzt werden. Landschaftsbild Durch die vielen Freiflächenanlagen wird die Landschaft verspiegelt und das Landschaftsbild zerstört. Wählt man für die Errichtung von Solaranlagen auf Freiflächen technisch vorgeprägte oder wenig exponierte Standorte, können Konflikte, die das Landschaftsbild betreffen, vermieden werden. Dementsprechend kommt auch die Regelung des EEG zugute, die zum Beispiel eine Vergütung für Flächen entlang von Schienenwegen und Autobahnen ermöglicht. Um die zum Schutz vor Diebstahl zumeist eingezäunten Freiflächenanlagen zusätzlich in das Landschaftsbild einzubinden, können um die Fläche zusätzlich Hecken und Grünstreifen angelegt werden.

UMWELTSCHUTZ

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Bodenschutz Beim eventuellen Rückbau von Solaranlagen drohen Bodenvergiftungen. Wer die Kosten für den Rückbau und die Entsorgung trägt, ist nicht geklärt. Das flächendeckende Rücknahmesystem PV CYCLE garantiert, dass Altanlagen von freiwillig teilnehmenden Herstellern kostenlos zurückgenommen und fachgerecht wie24

derverwertet werden [36]. Eine Änderung der europäischen WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equipment Directive) im August 2012, die die Hersteller von PV-Modulen für die Rücknahme und das Recyceln verpflichtet, muss spätestens bis zum ersten Quartal 2014 in deutsches Recht umgesetzt werden [37], sodass nur der Rückbau der Anlagen unter die eigene Verantwortung fällt. Bodenvergiftungen durch Cadmium- und Bleieintrag sind bei intakten Modulen nicht zu erwarten [38]. Beschädigte Module sollten daher sicherheitshalber ersetzt werden. TECHNIK

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Sicherheit Bei Photovoltaikmodulen besteht Brandgefahr. Dabei tritt giftiges Gas aus und die Module stehen bei der Löschung unter Spannung. Beim Bau einer PV-Anlage sind das Brandschutzkonzept eines Gebäudes sowie der bauliche Brandschutz, geregelt in den Landesbauordnungen, zu berücksichtigen. Ebenso ist die fachgerechte Planung, Montage und Installation der Solarmodule, deren Verkabelung sowie eine regelmäßige Wartung und Kontrolle wichtig, um Brände zu vermeiden. Versicherer sind sich einig, dass PV-Anlagen für Gebäude hinsichtlich der Brandgefahr keine zusätzliche Gefährdung darstellen. Die Gefährdung durch toxische Gase bei einem Brand der PV-Anlage, der nicht durch fehlerhafte Module ausgelöst sein muss, ist dieselbe wie bei anderen Hausbränden [39]. Vor dem Löschvorgang muss eine Spannungsfreischaltung des Gleichspannungskreises erfolgen. Um dabei die Personensicherheit zu gewährleisten, sollten unter anderem DC-Freischalter so eingebaut sein, die eine Bedienung ermöglichen, ohne dass das brennende Gebäude betreten werden muss [40].

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4.4. Bioenergie Die aus Biomasse gewonnene Energie zählt zu den wichtigsten erneuerbaren Energieträgern für die Wärme- und Strom- sowie die Kraftstofferzeugung in Deutschland. Im Jahr 2012 lag der Anteil der Bioenergie am Stromverbrauch bei etwa 7 %, am Wärmeverbrauch waren es sogar über 8 % [29]. In Bayern machte die Biomasse im Jahr 2012 bei der Nettostromerzeugung rund 8 % aus [31]. Da die Bioenergienutzung auf eine breite Palette an unterschiedlichen Stoffen zurückgreift und vielfach in der Landwirtschaft stattfindet, gibt es dementsprechend viele Aspekte, die kritisiert werden können. Die im Folgenden dargestellten Argumente sind deshalb als eine kompakte Sammlung der wichtigsten Aspekte anzusehen. NATUR UND LANDSCHAFT Artenschutz − Der Anbau von Energiepflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen verursacht aufgrund der häufig genutzten Pflanze Mais Monokulturen und trägt so zum Verlust der Artenvielfalt bei. + Für die Bereitstellung von Bioenergie können je nach Nutzungsrichtung verschiedenste Pflanzen verwendet werden, wie zum Beispiel diverse Baumarten, Getreidesorten und Blütenpflanzen. Die Gestaltung einer Fruchtfolge sowie das Anlegen von Agroforstsystemen, bei denen die verschiedenen Nutzpflanzen nacheinander oder zum Teil gleichzeitig auf einer landwirtschaftlichen Fläche angepflanzt werden, können den Erhalt der Artenvielfalt sogar unterstützen. Alternative Energiepflanzen wie zum Beispiel Energierüben, Hirse, Sorghum, Quinoa oder Topinambur erweitern die Fruchtfolge. Darüber hinaus erhöhen Dauerkulturen wie die Durchwachsene Silphie, Miscanthus oder schnellwachsende Gehölze auf Kurzumtriebsplantagen die Vielfalt auf dem Acker. Auch blühende Wildpflanzenmischungen, die wichtig für Vögel, kleine Säugetiere und Bienen sind, werden zunehmend in den Anbau von Energiepflanzen integriert. Auch beim klassischen Maisanbau ist ein hohes Maß an Erosionsschutz möglich, wenn die gute landwirtschaftliche Praxis umgesetzt wird. Teils wird Mais in ein bestehendes Stoppelfeld gesät, um eine ganzjährige Bodenbedeckung sicherstellen zu können. Flächenbedarf & nachhaltige Landnutzung − Die Nutzung von Holzpellets, Hackschnitzeln und Scheitholz erfordert eine erhöhte Entnahme von Holz aus dem Wald, die einer nachhaltigen Forstwirtschaft entgegensteht. − Die zweite Bundeswaldinventur (2005) ermittelt Deutschland als eines der waldreichsten europäischen Länder, mit den höchsten Holzvorräten je Hektar. Seit Jahrzehnten wird in Deutschen Wäldern nicht so viel Holz eingeschlagen, wie jährlich nachwächst und auch aktuell wirtschaftet der Forst, trotz der Zunahme der Energieholznutzung, weit unter der Nachhaltigkeitsgrenze. Insbesondere im Privatwald existiert enormes Potential für die stoffliche und energetische Nutzung. Etwa zwei Drittel des Holzeinschlages kann als Stammrundholz oder Industrieholz vermarktet werden. Als Energieholz werden lediglich die Holzsortimente verwendet, die für eine stoffliche Nutzung 26

nicht geeignet sind. Beispielsweise wird Waldrestholz, welches bei der Durchforstung anfällt, zur Erzeugung von Holzhackschnitzeln genutzt. Holzpellets dagegen sind ein Koppelprodukt der ersten und zweiten Holzverarbeitungsstufe, denn sie werden aus Säge- und Hobelspänen gepresst. Ein zusätzlicher Flächenbedarf bzw. ein erhöhter Holzeinschlag entsteht durch die Entnahme von Energieholz also in der Regel nicht. Sofern allerdings auch der sogenannte Schlagabraum (überwiegend Kronenmaterial) in Form von Hackschnitzel aus dem Wald entnommen wird, gilt es, den Nährstoffhaushalt des Waldbodens im Auge zu behalten, denn in Nadeln, Laub und Feinreisig sind die meisten Nährstoffe gespeichert. Unter dem Gesichtspunkt einer nährstoffnachhaltigen Holznutzung hat daher das Kronenmaterial auf verarmten Standorten im Wald zu verbleiben. Auf gut nährstoffversorgten Böden ist die Entnahme jedoch als unkritisch einzustufen. Standorttypische Schwellenwerte, die derzeit über ganz Deutschland erarbeitet werden, sollen zukünftig dem Forstwirt als Hinweis für eine angemessene Nutzungsintensität zur Verfügung stehen. Unter diesen Voraussetzungen kann heimisches Holz, das am Wärmemarkt nach wie vor die wichtigste erneuerbare Energiequelle in Deutschland darstellt, auch in Zusammenhang mit einer Kaskadennutzung einen zusätzlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. − +

Die auf landwirtschaftlichen Flächen angebauten Energiepflanzen konkurrieren mit der Lebensmittelproduktion. Folgen sind Lebensmittelknappheit und Preiserhöhungen. Tatsächlich betrug der Anteil der in Deutschland für Bioenergiepflanzen genutzten landwirtschaftlichen Flächen im Jahr 2012 etwa 13 % [41]. Im Vergleich dazu überwiegt generell jedoch die für Tierfutter benötigte Fläche: Wurden zum Beispiel 61 % des in der EU produzierten Getreides in 2011 und 2012 als Tierfutter genutzt, machten die Verwendung in der Industrie und für Biokraftstoffe hingegen nur etwa 11 % aus [41]. Zudem entstehen bei der heimischen Öl- oder Ethanolgewinnung als Koppelprodukte wertvolle Eiweißfuttermittel, die einen großen Anteil der Futtermittelimporte ersetzen können. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt, reduziert sich der Anteil für Bioenergiepflanzen genutzten landwirtschaftlichen Flächen auf ca. 9 %. Die Tierfutterherstellung beinhaltet darüber hinaus gleichermaßen Nahrung für Haustiere sowie auch für Nutztiere. Letztere wurden in der Vergangenheit anstelle der heutigen Maschinen in der Landwirtschaft eingesetzt, sodass die Nutzung von Pflanzen für die Energieerzeugung also im Prinzip nicht neu ist. Für die heutige Bioenergieproduktion werden des Weiteren zu einem gewissen Grad Flächen genutzt, die in der Vergangenheit für die Lebensmittelproduktion aufgrund der noch immer existierenden Überproduktion stillgelegt wurden [42]. Vielfach werden auch Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion für die Bioenergieproduktion verwendet. Dementsprechend entsteht diesbezüglich kein zusätzlicher Flächenbedarf [43]. Die Bioenergieproduktion konkurriert also mit der Lebensmittelproduktion nicht in dem Maße, wie es häufig behauptet wird. Die Preisentwicklung der Lebensmittel hängt mit dem globalen, komplex gestalteten Handel zusammen und daher von vielen Faktoren ab. Zwar kann der wachsende Bedarf an Energiepflanzen in geringem Umfang zur Preiserhöhung von Lebensmitteln beitragen. Auf der anderen Seite kann die Bioenergie zum Beispiel in Entwicklungsländern jedoch auch einen Beitrag zu wirtschaftlicher Stabilität leisten, da sie als zusätzliches Einkommen fungieren und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern sowie die Selbstversorgung stärken kann [43].

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Landschaftsbild − Die durch den Anbau von Energiepflanzen umgebrochenen Wiesen und Weiden werden zerstört. + Zwar findet die Umwandlung von Grünland in Ackerfläche zu einem gewissen Grad tatsächlich statt. Generell ist der Grünlandumbruch aber auf die teilweise geringen Erlöse der Grünlandbewirtschaftung wie zum Beispiel in der Milchwirtschaft zurückzuführen. Auf der anderen Seite wird Gras von Grünlandflächen in der Biogasproduktion als ein Teilgebiet der Bioenergienutzung verwertet und kann so die Erhaltung dieser Landschaftsform unterstützen. Des Weiteren ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland gesetzlich geregelt und damit begrenzt, da Wiesen und Weiden dem Erosions- und Klimaschutz dienen [43]. UMWELTSCHUTZ

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Immissionsschutz Im Umfeld von Biogasanlagen kann es zu unangenehmen Gerüchen kommen. Entstehen durch Biogasanlagen Geruchsbelästigungen, ist dafür meistens eine unsachgemäße Lagerung der Biomasse verantwortlich. Wird der Gärrest nach der Biogasnutzung auf Felder ausgebracht, lässt sich im Vergleich zu Gülle ohne Biogasnutzung sogar eine geringere Geruchsentwicklung feststellen [42]. Durch die in der Düngemittelverordnung für organische Dünger gesetzlich vorgeschriebene Ausbringtechnik und schnelle Einarbeitungszeit, werden Geruchsentwicklungen zusätzlich weitestgehend vermieden.

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Durch Biogasanlagen wird das Transportaufkommen oft einen Punkt hin konzentriert. Der Aufwuchs für Biogasanlagen oder auch andere Reststoffe müssen naturgemäß an die Biogasanlage hin transportiert werden. Etwa 80 % des Materials werden in Form des Gärproduktes wieder als Dünger für den Ackerbau weggefahren [44]. Vermeiden lässt sich der physische Verkehr somit nicht. Er lässt sich jedoch so verteilen, dass die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung deutlich minimiert sind.

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Holzheizungen verstärken die Feinstaubbelastung. Die Feinstaubbelastung wird durch Einsatz entsprechender Filter vermindert und ist gesetzlich (Bundesimmissionsschutzgesetz) unter einem bestimmten Grenzwert zu halten, der seit 2010 bei 100 mg/m³ liegt und 2015 voraussichtlich verschärft wird. Dementsprechend werden neue Technologien entwickelt, um die Emissionen von Öfen und Holzheizkesseln zu reduzieren. In großen Holzheizwerken und Kraftwerken sind schon jetzt moderne Filtertechnologien eingesetzt. Im Vergleich zum Verkehr, der in Deutschland mit rund 49 % zur Feinstaubbelastung beiträgt, liegt der Anteil von Brennstofffeuerungen in Privathaushalten sowie von Heiz- und Kraftwerken nur bei etwa 17 % [45].

FINANZIELLE ASPEKTE

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Wirtschaftlichkeit & Effizienz Biokraftstoffe sind ineffizient, da sie mehr CO2 verursachen als einsparen. Da Energiepflanzen als Nachwachsende Rohstoffe bei der Verbrennung oder Vergärung nur so viel CO2 abgeben, wie sie vorher aus der Umwelt aufgenommen haben, hängen die Emissionen von Anbau, Transport und Verarbeitung ab [42]. Die Klimabilanz von heimischen Biokraftstoffen ist deutlich besser als die fossiler Kraftstoffe. 28

4.5. Wasserkraft Die Wasserkraft stellt eine der ältesten von Menschen genutzte Form der Erneuerbaren Energien dar. In 2012 betrug in Deutschland ihr Anteil am Stromverbrauch 3,6 %. Da Wasserkraftanlagen generell einen großen Eingriff in den Naturhaushalt darstellen, soll zukünftig vor allem die Effizienzsteigerung und Modernisierung von bereits bestehenden Anlagen sowie die Reaktivierung von ehemaligen Standorten vor allem an bestehenden Querbauwerken die Hauptlast für den Ausbau der Wasserkraft tragen. Als derzeit wichtigster Stromspeicher kommt jedoch den Pumpspeicherkraftwerken eine besondere Rolle zu, sodass trotz des mit der Errichtung verbundenen hohen ökologischen Eingriffes neue Anlagen geplant sind. In Bayern ist die Wasserkraft mit ihren etwa 4.200 Anlagen [46] und einem Anteil von 13,4 % an der Nettostromerzeugung bisher die am stärksten ausgebaute Erneuerbare-Energieform [31]. Bis zum Jahr 2021 soll sie in Bayern etwa 17 % des gesamten Stromverbrauches abdecken [3]. NATUR UND LANDSCHAFT

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Artenschutz Fischarten, die flussaufwärts oder flussabwärts wandern, können die Querbauten von Wasserkraftanlagen nicht passieren. Um die Flussaufwärtswanderung der Fische zu ermöglichen, werden zunehmend Fischaufstiegshilfen eingesetzt. Für Neubauten ist die Sicherstellung der Durchgängigkeit des Fließgewässers vor allem für die Fische nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) Voraussetzung für die Genehmigung [47]. Auch wenn es teilweise Fälle gibt, in denen die Fischtreppen technisch nicht den gewünschten Effekt erzielten, sind sie ein Schritt in die richtige Richtung und werden stetig weiterentwickelt. Durch die Turbinen werden bis zu 80 % der passierenden Fische getötet. Da an vielen Flüssen mehr als ein Kraftwerk errichtet ist, überleben nur wenige Tiere ihre Wanderung. Durch technische Anpassungen zum Beispiel an Turbinenschaufeln kann die Anzahl der getöteten Fische vermindert werden. Um die Tiere von den Turbinen abzuhalten und so den im WHG geforderten Schutz der Fischpopulation zu fördern, werden Feinrechen eingesetzt, die durch angepasste Abstände und kontrollierte Strömungsgeschwindigkeiten Fische fernhalten können. Als Abstiegshilfe dienen zusätzlich Bypässe, die technisch stetig weiterentwickelt werden [47]. Alternativ werden im Bereich der Kleinwasserkraft auch zunehmend Techniken wie die Wasserkraftschnecken angewendet, die als deutlich fischfreundlicher gelten. Durch den Wasserentzug bei Ausleitungskraftwerken verbleibt zu wenig Wasser im ursprünglichen Flussbett, um den Tierarten ausreichend Lebensraum und Nahrungsgrundlage zu garantieren. Zwar gibt es vereinzelte Fälle, in denen die Wassermenge zu gering ausgefallen ist, jedoch ist dies nicht als Nachteil der Wasserkrafttechnologie selbst anzusehen, sondern als Mangel in der Umsetzung der Mindestwasserabgabe sowie im Überprüfungsprozess durch zum Beispiel einen Umweltgutachter. Im WHG wird eine Mindestwasserstrecke 29

für Stauhaltungen gefordert, also eine zu berechnende Menge an Wasser, die im Flussbett verbleibt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass am und im Gewässer lebende Tierarten weiterhin überleben können [47]. Für Neubauten wird das Vorkommen der verschiedenen Arten im Vorfeld genau überprüft und in die Berechnung der Mindestwassermenge miteinbezogen. −

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Der teilweise eingesetzte Schwallbetrieb und die damit verbundenen tageszeitlichen Schwankungen beeinflussen die Fisch- und Insektenpopulationen nachteilig. Laichplätze werden zerstört und viele Tiere sterben aufgrund der Austrocknung. Durch Optimierung und kontrollierte Anwendung des Schwallbetriebs können negative Effekte auf die Fauna und Flora vermindert werden. Möglichkeiten betreffen in diesem Zusammenhang unter anderem die Anpassung des Schwall-Sunk-Verhältnisses und die Minimierung der betroffenen Gewässerzonen. Um die Effekte durch den Schwallbetrieb auf die Fließgewässer genauer einschätzen zu können, werden dazu teilweise Untersuchungen durchgeführt.

UMWELTSCHUTZ



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Wasserschutz Die Aufstauung durch große Wasserkraftwerke hat negative Einflüsse auf den Grundwasserhaushalt: Es kann zur Absenkung oder zum Anstieg des Wasserspiegels sowie zur Minderung der Wasserqualität kommen, was Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft und umliegende Gebäude gefährdet. Um eine Beeinflussung des Grundwassers zu vermeiden, werden Modellrechnungen durchgeführt und gegebenenfalls technische Maßnahmen zur Regulierung (zum Beispiel Drainagen, Grundwasseranreicherungsanlagen) sowie zur Reinhaltung (zum Beispiel Belüftungsanlagen) des Grundwassers in die Planung miteinbezogen [48]. Gleichzeitig ist jedoch zu beachten, dass die Stauanlagen teilweise sogar auch ohne Wasserkraftwerke benötigt werden, um die Stabilität des Grundwasserstandes, der Ufer und des Baugrundes in der Umgebung zu sichern. Da in der Vergangenheit weitaus mehr als die heute in Deutschland etwa 7.300 bestehenden Wasserkraftanlagen existierten [46], gibt es dementsprechend noch eine Vielzahl von erhaltenen Querbauwerken ohne Wasserkraftanlage für die Erfüllung der oben genannten Funktionen. Immissionsschutz Durch die in Stauhaltungen stattfindenden Faulprozesse und Sedimentablagerungen werden große Mengen an Methan freigesetzt. Wasserkraft trägt also nicht zum Klimaschutz bei. Tatsächlich wird durch Stauhaltungen das klimaschädliche Gas Methan frei gesetzt. Die Menge ist jedoch stark abhängig von verschiedenen Faktoren: Bei älteren Stauanlagen und geringerer Wassertemperatur konnte zum Beispiel eine geringere Menge an Methanemissionen festgestellt werden [49]. Zusätzlich kann durch die Entfernung von angeschwemmtem Material an der Stauhaltung die Freisetzung von Methan zu einem gewissen Grad reduziert werden. Im Vergleich zu Kohle- und Gaskraftwerken ist die Methanemission durch Stauhaltungen geringer [50], sodass die Wasserkraft dementsprechend generell also eine umweltfreundlichere Technik darstellt.

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FINANZIELLE



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ASPEKTE

Wirtschaftlichkeit & Effizienz Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels werden sich die in den Fließgewässern vorhandenen Wassermengen verändern und oftmals abnehmen. Folge ist, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr sichergestellt ist. Die zukünftigen Effekte des Klimawandels auf die vorhandenen und nutzbaren Wassermengen von Fließgewässern basieren auf theoretischen Szenarien. Dennoch ist dies natürlich ein ernst zu nehmendes Risiko. Wird der potenzielle Standort für eine Wasserkraftanlage im Vorfeld jedoch genau geprüft und eventuelle zukünftige Veränderungen der Wassermenge in die Berechnungen miteinbezogen, kann die Wirtschaftlichkeit der Anlagen sichergestellt werden. Auch gibt es schon jetzt Turbinen und alternative Wasserkraftmaschinen, die auf große Schwankungen im Wasserdargebot eingestellt sind und auch mit kleinen Wassermengen arbeiten können.

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4.6. Geothermie Die Geothermie bezeichnet die Nutzung der Erdwärme zur Wärme- und Stromerzeugung. Zu unterscheiden ist zwischen oberflächennaher Geothermie (Tiefen bis maximal 400 m) zur Wärmenutzung vor allem für Einzelgebäude und tiefer Geothermie (Tiefen von 400 bis etwa 5.000 m), die auch der Stromerzeugung dienen kann. Während Anlagen für die oberflächennahe Geothermie schon vielfach genutzt werden und in Deutschland mit etwa 0,6 % zur Wärmeerzeugung beitragen, gibt es erst wenige Projekte zur Nutzung der tiefen Geothermie [1]. Da die Techniken der tiefen Geothermie noch relativ neu sind und aufgrund der groß angelegten Projekte einen stärkeren Einfluss auf die Umwelt bedeuten, bestehen Kritikpunkte und Bedenken weitestgehend in diesem Bereich. UMWELTSCHUTZ

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Wasserschutz Die für die Erdwärmenutzung verwendeten Flüssigkeiten in den Kollektoren und Sonden können austreten und das Trinkwasser verschmutzen. Die Rohre für das Arbeitsmittel, entweder Salzwasser oder ein Glykol-Wasser-Gemisch, und für die Förderung des Thermalwassers werden ausreichend abgedichtet, um ein Austreten der Flüssigkeiten zu vermeiden. Zusätzlich dienen verschiedene Überwachungssysteme dem frühzeitigen Erkennen von technischen Mängeln und Störungen [51]. Immissionsschutz Durch die Förderung von Tiefenwasser können giftige und brennbare Stoffe freigesetzt werden. Die Nutzung der Erdwärme erfolgt als geschlossenes System; Thermalwasser sowie das Arbeitsmittel zirkulieren also in geschlossenen Kreisläufen, sodass keine Stoffe nach außen gelangen. Verschiedene Überwachungssysteme sorgen auch hier für die frühzeitige Erkennung von Mängeln und Störungen. Anlagen zur Nutzung der tiefen Geothermie erzeugen störende Dauergeräusche, die sich negativ auf das Wohlbefinden der Anwohner auswirken. Während der Voruntersuchungen und Bohrungen für Anlagen der tiefen Geothermie kommt es zu Geräuschentwicklungen, die jedoch zeitlich begrenzt sind und durch technische Vorkehrungen wie Schallschutzwände minimiert werden können. Während der Betriebsphase entsteht durch die Kühlanlage ein Dauergeräusch, dessen Stärke aber unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen muss. Durch geeignete Standortwahl der geräuschintensiveren Anlagenteile, zum Beispiel mit Bäumen oder Gebäuden als Puffer und größeren Abständen zu Wohnhäusern, können die Geräusche zusätzlich reduziert werden [52].

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TECHNIK

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Sicherheit Durch Geothermieprojekte können Erderschütterungen erzeugt werden, sodass die umliegenden Gebäude beschädigt werden. Zwar können durch Geothermieprojekte tatsächlich Erderschütterungen erzeugt werden, jedoch richten sich Risiko und Intensität nach den geologischen Gegebenheiten sowie der Art des Nutzungsverfahrens (zum Beispiel mit welchem Druck das entnommene Thermalwasser wieder in den Boden injiziert wird). Durch sorgfältige Planung, Standortwahl und Betriebsmethode lässt sich das Risiko von Erderschütterungen vermeiden. Besteht dennoch die Gefahr von Erschütterungen, können Schäden zu gewissem Grad durch die im Gegensatz zu natürlichen Erdbeben sehr vorhersag- und beherrschbaren Ereignisse mithilfe von wissenschaftlicher Begleitung, zum Beispiel seismologischer Überwachung und öffentlich zugänglichen Reaktionsplänen, vermieden werden.

FINANZIELLE ASPEKTE

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Wirtschaftlichkeit Durch die hohen Investitionskosten sind die Anlagen zur Nutzung von tiefer Geothermie nicht wirtschaftlich. Die hohen Investitionskosten für Projekte zur Nutzung von tiefer Geothermie können teilweise mittels der im Vergleich zu anderen Erneuerbaren Energien relativ hohen Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgeglichen werden. Da Geothermieanlagen generell vergleichsweise wenig negative Umwelteffekte haben, wird für diese Technologie große Hoffnung in ein solches Finanzierungsmodell mit Kostendegression sowie in den technischen Fortschritt gesetzt.

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4.7. Netzausbau Für die Sicherstellung einer zuverlässigen und wirtschaftlichen Energieversorgung, reicht der Ausbau von ErneuerbareEnergien-Anlagen alleine nicht aus. Da vor allem die Wind- und Solarenergie sehr witterungsabhängig sind, die Speichertechnologie noch nicht ausreichend entwickelt ist und Maßnahmen zur optimierten Netzauslastung bisher nur teilweise angewendet werden, bildet der Netzausbau derzeit einen wichtigen Aspekt der Energiewende. Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) hat einen Ausbaubedarf von rund 850 km bis 2015 und von weiteren 3.600 km bis 2020 ermittelt [53]. Der bundesweite Netzentwicklungsplan, jährlich erarbeitet von der Bundesnetzagentur und den Übertragungsnetzbetreibern, sowie das Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) sehen vier Stromtrassen für Höchstspannungsleitungen von Nord- nach Süddeutschland vor, um die Stromverteilung zu optimieren. Durch ein solches Vorhaben sind vielfach Flächen betroffen, die sich in Privatbesitz befinden oder von Anwohnern als zu wertvoll für eine Verbauung mit Leitungen angesehen werden. Diese und weitere Argumente wie die Furcht vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen dazu, dass der Netzausbau nicht nur positiv bewertet, sondern auch kritisch diskutiert wird [54]. Da die Umsetzung des Netzausbaus aufgrund von Bürgerinitiativen und Protesten von Umweltschützern sowie auch Kommunen bisher häufig ins Stocken geraten ist, wurden die vier angedachten Stromtrassen auf vorerst drei als prioritär ausgewählte Leitungen beschränkt [55]. Der genaue Verlauf der Trassen wird gemäß dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) mittels einer Bundesfachplanung bestimmt. Im Prozess des Planfeststellungsverfahrens sowie bei der erforderlichen Umweltverträglichkeitsprüfung wird die gesetzliche Öffentlichkeitsbeteiligung angewendet, sodass Stellungnahmen möglich sind und generell in die Planung miteinbezogen werden [56]. NATUR UND LANDSCHAFT



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Artenschutz Verschiedene Vogelarten halten sich von den umliegenden Gebieten der Freileitungen fern und das Brutverhalten wird gestört. Bei Kontakt mit den Leitungen kann es zum Tod der Vögel kommen. Um gefährdete Vogelarten zu schützen, werden die potenziellen Stromtrassen in der Planungsphase genau überprüft. Die Wirkungen auf die Fauna sowie auch auf die Flora werden im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen beurteilt, die wertvolle Naturlandschaften wie Natura 2000-Flächen berücksichtigen. Flächenbedarf & nachhaltige Landnutzung Für den Bau der Freileitungen werden große Flächen, teilweise Korridore von bis zu 1.000 m benötigt, für die auch Wald gerodet werden muss. Um möglichst wenig Fläche durch die Errichtung von neuen Stromnetzen zu verbrauchen, wird erwogen, soweit möglich vorhandene Korridore wie zum Beispiel die für Bahnlinien genutzten Trassen zu nutzen. Als Alternative zu den Freileitungen können zum Teil auch Erdkabel verlegt werden, die aber deutlich höhere Kosten verursachen. 34

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Landschaftsbild Die Freileitungen beeinträchtigen das Landschaftsbild und führen zu Wertminderungen von umliegenden Grundstücken. Auch für diesen Punkt gilt als mögliche Alternative die Verlegung von (teuren) Erdkabeln. Zum anderen werden Trassen für Freileitungen unter Hinzuziehung von Fachexperten sehr sorgfältig ausgewählt. Die DIN-EN 50341 beinhaltet in diesem Sinne Abstandsregelungen zu baulichen Anlagen, Infrastruktureinrichtungen und anderen Objekten, die bei der Planung Berücksichtigung finden müssen [57]. Der Entwurf zur Bedarfsermittlung und der Netzentwicklungsplan können zudem von jedem Interessierten eingesehen und kommentiert werden. Im Zuge der Festlegung von konkreten Trassenverläufen und des späteren Planfeststellungsverfahrens wird neben der allgemeinen Öffentlichkeit auch den Einwohnern im Einzugsbereich der Trassen, den Trägern öffentlicher Belange sowie Umweltverbänden unter anderem mittels eines Anhörungsverfahrens die Möglichkeit geboten, ihre Meinung zu den Plänen zu äußern [58].

UMWELTSCHUTZ

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Bodenschutz Durch Erdkabel kommt es zur Austrocknung des Bodens, sodass solche Flächen von der Landwirtschaft nicht mehr genutzt werden können. Je nach Auslastung der Erdkabel können Erwärmungen des Bodens auftreten. Um dies zu vermeiden, können Maßnahmen zur Reduktion dieses Effektes ergriffen werden, wie die Nutzung von thermisch stabilisierten Materialien und die Einrichtung von Kühlanlagen [59]. Immissionsschutz Infolge von hohen Feldstärken gibt es eine Geräuschbelastung. Zur Minderung der Umwelteinwirkungen durch Geräuschentwicklungen legt die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm Grenzwerte fest, die im Genehmigungsverfahren einer Stromleitung beurteilt werden, sodass im Falle einer Geräuschbelästigung Sicherheitsabstände eingehalten werden. Mittels technischer Anpassungen wie der Verwendung von Bündelleitern wird versucht, die Belastung weiter zu vermindern [54].

TECHNIK

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Gesundheit Freileitungen erzeugen niederfrequente elektrische und magnetische Wechselfelder, die negativ auf den Menschen einwirken. Wie elektrische Geräte erzeugen auch Stromleitungen elektrische und magnetische Felder. Eine negative Wirkung dieser Felder auf die Gesundheit des Menschen konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden. Um mögliche schädigende Effekte von vorne herein auszuschließen, wurden Grenzwerte für die Feldstärken gesetzlich festgesetzt. Durch Einhaltung von Mindestabständen zwischen Wohngebieten und Stromleitungen lassen sich die wirksamen Feldstärken leicht reduzieren, da mit der Entfernung die Feldstärke abnimmt. Bei 50 m Abstand zu einer Stromleitung beträgt die elektrische Feldstärke nur noch maximal 1 kV/m und liegt damit deutlich unter dem festgeschriebenen Grenzwert [60]. Das elektrische Wechselfeld lässt sich außerdem zum Beispiel schon durch Bäume und Wände einfach abschirmen [61]. 35

4.8. Die Finanzierung des Ausbaus Erneuerbarer Energien Die Bezugskosten für Haushaltsstrom sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen, was zumeist alleine dem Ausbau der Erneuerbaren Energien angelastet wird. Als Grund dafür wird häufig die sogenannte EEG-Umlage angeführt, die gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) auf den Strompreis aufgeschlagen wird und in den letzten Jahren sukzessive angewachsen ist – allein in den Jahren zwischen 2003 und 2013 um ca. 4,5 ct/kWh [62]. Bei genauerer Betrachtung der Entstehung des Strompreises zeigt sich allerdings, dass eine Reihe verschiedener Faktoren für die steigenden Strompreise für Haushaltskunden verantwortlich sind, die nicht ausschließlich den Erneuerbaren Energien anzulasten sind. Neben der EEG-Umlage stiegen im gleichen Zeitraum auch die Kosten von Stromerzeugung, Transport und Vertrieb um etwa 4 ct/kWh. Diese Steigerung wäre auch ohne die Erneuerbaren Energien angefallen. Des Weiteren erhalten die konventionellen Energien vielfach zusätzliche Förderungen aus Steuermitteln (zum Beispiel steuerliche Vorteile für Kohle), während die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien hauptsächlich über die EEG-Umlage finanziert wird [63]. Diese Kosten erscheinen nicht wie bei den Erneuerbaren Energien auf der Stromrechnung, müssen aber dennoch genauso von der Allgemeinheit getragen werden. Wird die EEG-Umlage in ihre Bestandteile zerlegt, so zeigt sich, dass nur etwa die Hälfte der gesamten EEG-Umlage auf die reinen Förderkosten der Erneuerbare-Energien-Anlagen entfällt [64; 65]. Zusätzlich zur eigentlichen Förderung werden andere indirekte Auswirkungen über die EEGUmlage beglichen. Etwa ein Viertel des Betrags begründet sich durch das Industrieprivileg. Dieses Privileg verringert die EEG-Umlage für stromintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, beträchtlich und wird seit seiner Einführung von immer mehr Betrieben in Anspruch genommen, was die Last stärker auf die übrigen Verbraucher verteilt. Nach Aussage des BDEW würde sich beispielsweise die EEG-Umlage um rund 1 Cent/ kWh verringern, wenn das Industrieprivileg aufgehoben würde [62].

Die Zusammensetzung der EEG-Umlage für Haushalte(Quelle: eigene Darstellung, Daten basierend auf BDEW 2013 & BEE 2013 [62; 65]

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Derzeit entsteht aufgrund der EEG-Vergütungen einerseits ein Kostenzuwachs, andererseits jedoch führen die Erneuerbaren Energien infolge des Merit-Order-Effekts zu Senkungen der Börsenstrompreise. Der Merit-Order-Effekt beruht auf einem Mechanismus, wonach die Erneuerbaren Energien dank ihrer niedrigen Grenzkosten (Kosten aus Brennstoffeinsatz und Emissionszertifikaten) Strom mit höheren Grenzkosten aus dem Markt verdrängen [66]. Diese positive Entwicklung spiegelt sich jedoch nicht im Endkundenpreis wieder. Da die Höhe der EEG-Umlage auf der Differenz zwischen den EEG-Vergütungssätzen und dem Börsenpreis basiert, führt die Preissenkung durch die Erneuerbaren Energien paradoxerweise zu einem Anstieg der EEG-Umlage. Lediglich dieser negative Effekt wird an die Endverbraucher, die nicht von Ausnahmeregelungen profitieren, weitergegeben. Die staatliche Steuerung bei der Energieerzeugung durch Erneuerbare sowie auch durch konventionelle Energieträger dient in beiden Fällen der Sicherstellung einer gleichbleibend hohen Versorgungsqualität mit dem wichtigen öffentlichen Gut Energie. Die garantierte Einspeisevergütung durch das EEG zielt darauf ab, technische Entwicklungen im Segment der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen und die Marktintegration zu befördern, was sich unter anderem in deutlichen gesunkenen Stromerzeugungskosten der Wind- und Sonnenenergie ausdrückt. Mittelfristig wird daher mit einer Absenkung der EEG-Umlage gerechnet. Beim Vergleich der gesamtwirtschaftlichen Kosten der konventionellen Energieerzeugung mit denen der Erneuerbaren Energien unter Berücksichtigung sämtlicher Effekte zur direkten und indirekten Finanzierung, erweisen sich die Erneuerbaren Energien bereits in ihrem heutigen Entwicklungsstadium häufig als wettbewerbsfähig [67]. Die Erneuerbaren Energien verursachen also nicht nur Kosten, sie helfen auch, Kosten zu verringern. Eine weitere kostensenkende Wirkung entfalten sie anhand der Vermeidung schädlicher Effekte auf Gesundheit und Umwelt, wie sie zum Beispiel die Kohleverstromung hervorruft. Der Gegenwert der EEG-Umlage bemisst sich also nicht allein in den monetären Ausgaben für erzeugten Strom, sondern auch in der Entlastung der Allgemeinheit und künftiger Generationen von den Folgekosten konventioneller Energieerzeugung. Die Umstellung der auf fossilen Brennstoffen beruhenden Energieversorgung auf ein System Erneuerbarer Energien ist zunächst ohne Zweifel mit beträchtlichen Kosten verbunden. Langfristig eröffnet sie jedoch den Weg zu einer kostenstabilen, umwelt- und gesundheitsverträglicheren Stromerzeugung, die von den Weltmarktpreisen und Verteilungskonflikten um knapper werdende Rohstoffe zunehmend unabhängig ist.

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4.9. Effizienz und Energieeinsparung Energieeffizienzmaßnahmen werden von der Bevölkerung als die beste Energie-Technologie bewertet und stoßen somit weniger auf Widerstände als Maßnahmen der erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Energieerzeugungstechnologien [68]. Dennoch bleiben große Einsparungspotenziale nach wie vor ungenutzt, was unter anderem daran zu erkennen ist, dass zurzeit etwa zwei Drittel der eingesetzten Primärenergie bei der Umwandlung in die von den Endverbrauchern genutzte Energieform (zum Beispiel Bewegung, Licht, Wärme, Kälte) verloren gehen.

Dämmstoff aus Flachs

Eine zentrale Motivation für Energieeffizienzmaßnahmen ist ihre Wirtschaftlichkeit. Ausschlaggebend ist dabei die laufende finanzielle Einsparung im Verhältnis zu den erhöhten Investitionskosten. Ein weiteres ökonomisches Motiv bildet die Absicherung gegenüber zukünftigen ökonomischen Risiken durch steigende Energiekosten und Lieferengpässe. Ein grundlegendes Problem bei der Verbesserung der Energieeffizienz liegt darin, Einsparpotenziale zu erkennen. Durch gezielte Informationen, Öffentlichkeitsarbeit, Energiemanagementsysteme in Unternehmen und persönliche Beratung durch Energieberater kann einerseits gezielt auf Einsparpotenziale aufmerksam gemacht und andererseits ein Bewusstsein für energiesparendes Verhalten geschaffen werden. Produktkennzeichnungen, wie zum Beispiel das EU-Energielabel für Elektrogeräte, nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Die Labels haben mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad und stellen für rund 80 % der Käufer ein wichtiges bis sehr wichtiges Entscheidungskriterium dar [69]. Eine weitere Möglichkeit, Verbraucher gezielt über ihren Energiebedarf zu informieren, stellen digitale Strom- oder Gaszähler – sogenannte „Smart Meter“ dar. Diese ermöglichen es unter anderem, den eigenen Energiebedarf zeitnah selbst zu analysieren und das eigene Nutzungsverhalten zu evaluieren, wodurch in der Praxis durchschnittlich bis zu 12 % Energieersparnis erreichbar sind [70]. Darüber hinaus spielen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen psychologische und soziologische Faktoren eine bedeuEnergieeffizienzlabel der tende Rolle. Viele Menschen neigen dazu, trotz besseren Wissens Europäischen Kommission auf gewohnten Verhaltensweisen zu beharren. Positive Verhaltensänderungen können daher in erster Linie dort erfolgreich erzielt werden, wo sie besonders leicht in bisherige Abläufe einzubinden sind oder das soziale Ansehen steigern. Letzteres stellt für viele Menschen ein unterbewusstes Ziel dar, weshalb häufig nicht die energetisch sinnvollsten Einsparmaßnahmen ergriffen werden, sondern jene, die den guten Willen des Akteurs besonders hervorheben. Eine weitere psychologische Barriere für die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen liegt darin, dass die Akteure sich ihrer Fähigkeit nicht bewusst sind, in ihrem Umfeld etwas nachhaltig verändern zu 38

können. Dem kann sehr wirksam durch positive Vorbilder entgegengewirkt werden. Insbesondere öffentlichkeitswirksame Investitionen können eine Kaskadenwirkung entfalten, die weit über ihre ursprünglichen Grenzen hinausreicht (Multiplikatoreffekt). Dem gegenüber sind jedoch auch gegenläufige Effekte zu beobachten, die trotz Einsatz effizienterer Technologien zu einem höheren Energieverbrauch führen – etwa wenn energieeffizientere Elektrogeräte zu einem vermehrten sorglosen Umgang verleiten. Dieser sogenannte Reboundeffekt ist jedoch meist von geringerer Bedeutung als die tatsächlich erzielten Einsparerfolge und führt gemäß Untersuchungen des Wuppertal-Instituts lediglich zu einer Mehrbelastung von etwa 5 % der induzierten Energieverbrauchsminderungen [71]. Energetischen Einsparpotenzialen stehen somit gegenwärtig geringe technische Hürden und kaum Mangel an Akzeptanz entgegen. Ökonomisch attraktive, technische Lösungen alleine genügen jedoch nicht, um dieses schlummernde Potenzial zu aktivieren. Abseits der hinlänglich bekannten Appelle an eine umweltbewusstere Einstellung müssen daher möglichst Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dem Einzelnen erlauben, Energieeffizienz leicht und selbstverständlich in sein Verhalten zu integrieren, handlungsleitendes Wissen zu erwerben, anzuwenden und sich mit anderen Akteuren zu vernetzen. Dabei sollte stets vermittelt werden, dass die Energiewende vom Beitrag jedes Einzelnen lebt und sie den individuellen Bedürfnissen gemäß gestaltet werden kann.

39

5.

Mit gutem Beispiel voran

5.1. So könnte es gehen… Projektphase Ideenentwicklung

Information -

Aushänge Zeitung Informationsveranstaltung Internetseite Exkursion

Projektphase Entscheidungsprozess

Information Konsultation -

Bürgerversammlung Öffentlicher Dialog

Information

Bürgermeister Windiger möchte in seiner Gemeinde Zukunftshausen eine oder mehrere Windkraftanlagen errichten lassen. Er besucht daher das Energiedorf Stürmingen, das bereits über mehrere Anlagen verfügt, und holt von Fachleuten zusätzliche Informationen über Windenergie sowie den Planungsprozess ein. Über Aushänge im Rathaus und an anderen öffentlichen Orten sowie Artikel in der Lokalzeitung werden die BürgerInnen über die möglichen Windkraftanlagen informiert. An einer Informationsveranstaltung können sich die BürgerInnen mit Windenergie, der dadurch realisierbaren regionalen Wertschöpfung und dem Planungsprozess in Zukunftshausen auseinander setzen. Eine Internetseite zur Windenergie in Zukunftshausen liefert weitere Informationen und eine Exkursion nach Stürmingen wird für alle Interessierten angeboten. Herr Windiger und Fachleute präsentieren das Windprojekt und die weitere Vorgehensweise (Standortanalyse, Berücksichtigung von Naturschutz, Abstandsregelungen etc.) auf einer Bürgerversammlung im Gasthof Zum Frischen Wind. Die Teilnehmer bringen ihre Ideen ein, äußern aber gleichzeitig Bedenken zur Windkraft (z. B Geräuschentwicklung, Schattenwurf, Flächenversiegelung), die von Herrn Windiger und den Experten angenommen und mit sachlichen Argumenten weitgehend ausgeräumt werden können. Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung und zur Gesellschaftsform werden von einem Mitarbeiter der lokalen Bank vorgestellt. Schließlich einigt man sich auf weitere Versammlungen. Während und nach der Standortanalyse werden die BürgerInnen mittels Lokalzeitung, Aushängen und der Internetseite weiterhin über den Projektfortschritt informiert. Das Ergebnis der Standortanalyse lässt ein Windrad auf einer Gemeindefläche sowie ein weiteres auf dem Weidestück eines Landwirtes zu. Auf einer weiteren Versammlung diskutieren Herr Windiger und Fachleute mit den Betroffenen in den umliegenden Gebieten der potenziellen Flächen über die Pläne.

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Aushänge Zeitung Internetseite Bürgerversammlung

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Hinsichtlich der Rechtsform der Betreibergesellschaft entscheiden sich die Versammelten für eine eingetragene Genossenschaft, die eine gleichberechtigte Form der Beteiligung Beteiligung an Entschei- bietet. Ein Arbeitskreis für die Gründungsabwicklung, an der dungsprozessen auch die lokalen Gemeindewerke beteiligt sein werden, wird Finanzielle Beteiligung gebildet. Kooperation & Mitbestimmung

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Projektphase Planung

Information -

Aushänge Zeitung Internetseite Projektphase Umsetzung

Information -

Zeitung Internetseite Informationstafeln Flächenbegehung Kooperation & Mitbestimmung

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Beauftragung von regionalen Unternehmen

Projektphase Betrieb

Information -

Eröffnungsfeier Informationstafel

Kooperation & Mitbestimmung

Zukünftig?

Eigenverantwortliches Handeln

Mittels der Lokalzeitung, Aushängen und der Internetseite werden die BürgerInnen über die für die Windkraftanlagen ausgewählten Standorte, die Planungsfortschritte sowie die damit verbundenen Untersuchungen zu den Wirkungen auf Mensch und Umwelt informiert. Die mittlerweile gegründete Energiegenossenschaft Zukunftshausen eG liefert dafür zusätzlich Inhalte. An den für die Windkraftanlagen ausgewählten Flächen werden Informationstafeln aufgestellt. Während der Bauphase können Interessierte an Flächenbegehungen zu bestimmten Zeitpunkten teilnehmen. Über die Lokalzeitung sowie die Internetseite werden diese Veranstaltungen angekündigt und der Projektfortschritt weiterhin öffentlich gemacht.

Am Bau der Windkraftanlagen sind soweit möglich regionale Unternehmen wie zum Beispiel ein Ingenieurbüro, das örtliche Bauunternehmen und ein Zukunftshausener Elektrofachbetrieb beteiligt. Die daraus generierte Wertschöpfung in Form von Steuereinnahmen und Einkommen durch die Beschäftigung verbleibt damit in der Region.

Nachdem der Bau der Windkraftanlagen abgeschlossen ist, veranstaltet Herr Windiger eine offizielle Eröffnungsfeier, an der die Besucher die fertiggestellten Anlagen besichtigen und an einem Rahmenprogramm für Kinder und Erwachsene teilnehmen können. Eine zentral in der Gemeinde aufgestellte und öffentlich zugängliche Informationstafel dient der Visualisierung der Stromerträge der Windkraftanlagen und der dadurch erzielten Energie- und CO2-Einsparungen. In Folge des abgeschlossenen Anlagenbaus und der Inbetriebnahme der Windkraftanlagen lobt Herr Windiger das Engagement seiner Gemeinde und regt die zukünftige Zusammenarbeit in Form von weiteren Gemeinschaftsprojekten an, um Zukunftshausen mitzugestalten und zu entwickeln.

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5.2. Die Energiewende in der Kommune 5.2.1. Bioenergiedorf Mausdorf Als Ortsteil der Gemeinde Emskirchen in Mittelfranken gehört Mausdorf zu einem der derzeit insgesamt 136 Bioenergiedörfer in Deutschland [72]. Neben 17 Photovoltaikanlagen produzieren eine Biogas- und zwei Windkraftanlagen etwa das 25-fache des örtlichen Strombedarfs. Ein Nahwärmenetz versorgt Mausdorf zusätzlich mit Wärme aus der Biogasanlage [73]. Um die mittlerweile erzielten Fortschritte der Öffentlichkeit jederzeit vor Augen führen zu können, wurden die Erfolge in Mausdorf unter dem Slogan „Mausdorf hat Energie“ auf einem Windradflügel als „Energiedenkmal“ am Ortseingang festgehalten. Projektentwicklung und Umsetzung: Die 2004 errichtete 500 kW Biogasanlage als erste gemeinschaftliche Anlage zur Nutzung Erneuerbarer Energien in Mausdorf entstand auf Initiative von insgesamt acht Landwirten – getrieben durch das beginnende Flurbereinigungsverfahren. Energieerzeugung als zusätzlichen Betriebszweig für die bäuerlichen Betriebe stand hier im Vordergrund. Der Standort wurde so gewählt, dass neben der Stromerzeugung mit der Abwärme der Biogasanlage eine benachbarte Maschinenfabrik beheizt werden sollte. Für den Betrieb der Anlage wurde die BiGa Mausdorf GmbH & Co. KG gegründet. Die in 2010 errichteten Windanlagen wurden auf Initiative von sieben Bürgern realisiert. Im Rahmen dieses Projektes entstand die Reuthwind GmbH & Co. KG. Der Auslöser für die 2009 begonnene Realisierung des Nahwärmenetz, an dem heute bis zu 26 Teilnehmer angeschlossen sind, war zum einen die nur teilweise nutzbare Wärme der Biogasanlage, zum anderen die umweltfreundliche Beheizung des neuen Dorfgemeindehauses. Neben der Biogasanlage wird die Wärme über eine zentrale Hackschnitzelheizung erzeugt. Das Holz liefern die am Wärmenetz beteiligten Landwirte. Hervorgegangen ist bei der Umsetzung des Nahwärmenetzes die Bioenergie Mausdorf GBR als Zusammenschluss der Wärmeabnehmer [73; 74; 75]. Öffentlichkeitsarbeit & Beteiligung: Während des Prozesses der Umstellung auf Erneuerbare Energien wurden in Mausdorf verschiedene Methoden angewandt, um die Öffentlichkeit zu informieren und möglichst an den Projekten zu beteiligen. Um neben der Gemeinde und den lokalen Firmen auch die Bürgerinnen und Bürger von den Projekten zu überzeugen, wurden mit Beginn des ersten Projektes mehrere Informationsveranstaltungen organisiert. Besichtigungen der Anlagen und die zum Projektbeginn eingerichtete Internetseite der BiGa Mausdorf GmbH & Co. KG (www.biga-mausdorf.de) trugen zusätzlich zur positiven Meinungsbildung bei. Mittlerweile existieren zwei weitere Internetseiten, die die Erneuerbaren Energien in Mausdorf thematisieren: die unter dem Namen „Bioenergie Mausdorf“ eingerichtete Seite über die Wärmeerzeugung aus Nachwachsenden Rohstoffen in Mausdorf (www.bioenergiemausdorf.de) sowie die allgemeine Internetpräsenz über die einzelnen Projekte unter dem Namen „Mausdorf hat Energie“ (www.mausdorf-hat-energie.de) [74, 75]. Auch für die Realisierung der Windkraftanlagen wurde darauf geachtet, dass während allen Projektphasen Informationen für die BürgerInnen zur Verfügung standen. Neben der Einrichtung der Internetseite der Reuthwind GmbH & Co. KG wurden mehrere Informationsabende veranstaltet. 42

Zwischen 2008 und 2009, also in der Zeit der ersten Planung und des Genehmigungsprozesses der Windkraftanlagen, fanden insgesamt sechs an das Zielpublikum angepasste Informationsveranstaltungen statt. Bestand zum Beispiel 2008 aufgrund anfänglicher Vorbehalte gegenüber dem Projekt der Bedarf nach Informationen für die Grundstückseigentümer und zu Vertragsgestaltungen mit diesen, waren spätere Veranstaltungen auf die Allgemeinheit oder spezielle Gruppen wie den Planungsausschuss ausgerichtet. Trotz der anfänglichen Vorbehalte der Grundstückseigentümer konnten die Windräder 2010 schließlich realisiert und von insgesamt 108 BürgerInnen mitfinanziert werden [75, 76]. Ausblick: Um die Erzeugung der Erneuerbaren Energien in Mausdorf effizienter zu gestalten, entsteht derzeit eine Trocknungsanlage für die bessere Verwertung der Abwärme der Biogasanlage. Auch bestehen bereits Überlegungen, den erzeugten Strom der verschiedenen Anlagen außerhalb des EEG zu vermarkten und direkt für den eigenen Bedarf zu nutzen. Die Erfolge, die bei der Umsetzung der verschiedenen Projekte erzielt wurden, zeigen die Vorteile von frühzeitiger Beteiligung der BürgerInnen, ausreichender Öffentlichkeitsarbeit sowie der Berücksichtigung der verschiedenen Effekte auf Mensch und Umwelt in der Planungsphase [74, 75].

5.2.2. Windenergie für den Landkreis Ebersberg Im Landkreis Ebersberg ist die Umsetzung der Energiewende derzeit noch ein laufender und vielfach diskutierter Prozess. Während bereits Anlagen zur Nutzung von Sonnen-, Wasser-, Bioenergie sowie von Erdwärme für die Strom- und Wärmeproduktion existieren, sind im Bereich der Windenergie noch keine großen Anlagen realisiert worden. Im Klimaschutzkonzept des Landkreises wird der Windenergie ein Potenzial von 15 Anlagen mit 138 m Nabenhöhe und jeweils 2 MW Leistung bescheinigt. Ziel ist, dieses Potenzial bis 2030 zu realisieren [77]. Im Frühjahr 2012 haben sich die 21 Gemeinden des Landkreises darauf verständigt, durch einen gemeinsamen sachlichen Teilflächennutzungsplan Konzentrationsflächen für die Windkraftnutzung auszuweisen. Ziel der Planung ist es, eine „Verspargelung“ des Landkreises zu verhindern, gleiche Voraussetzungen zum Schutz der BürgerInnen im gesamten Landkreis zu schaffen und der Nutzung der Windkraft den gesetzlich vorgeschriebenen Raum zu geben [78]. Im gemeindefreien Ebersberger Forst hat der Projektentwickler Green City Energy aus München den Bau von sechs Windkraftanlagen mit einem Abstand von jeweils 1.000 m zur angrenzenden Wohnbebauung vorgeschlagen [79]. Vor allem in der an die potenzielle Fläche angrenzenden Ortschaft Purfing rief dieses Vorhaben jedoch heftigen Widerstand hervor, sodass die Bürgerinitiative „Landschaftsschutz Ebersberger Land“ gegründet wurde [78, 80]. Auf mehreren Bürgerversammlungen und einer Informationsveranstaltung mit über 400 Teilnehmern forderte die Initiative, wie auch der Kreistag sowie die Bürgermeister und Gemeinderäte der Anliegergemeinden, unter anderem, die auf 100 m Höhe geplante Windmessung auf einer Höhe von 140 m durchzuführen. Obwohl dies einen starken Anstieg an Kosten mit sich bringen würde, willigte Green City Energy nach dem anhaltenden Widerstand schließlich in diesen Kompromiss mit dem Kreistag sowie den Gemeinden Anzing, Zorneding und Vaterstetten ein und gab zusätzlich der Forderung nach fünf anstatt von sechs Windkraftanlagen nach [81, 82]. Um die Öffentlichkeitsarbeit über die Entwicklungen des Windenergieprojekts zu verbessern und damit dem durch die Bürgerinitiative spürbaren Bedarf nach mehr Informationen entgegenzukommen, wurde neben mehreren Informationsveranstaltungen eine Exkursion zu einem Windpark in der Oberpfalz angeboten [83, 84]. Des Weiteren wurde eine Internetseite über die Energiewende in Ebersberg eingerichtet, auf der sich alle Interessierten jederzeit über den Fortschritt des Projektes informieren können (www.energiewende-ebersberg.de). 43

Da zusätzliches Potenzial für die Windenergie im Landkreis Ebersberg existiert und mittlerweile ein Planungskonzept für weitere Anlagen erarbeitet wurde, ist die Diskussion zur Thematik noch nicht beendet. Der Kompromiss, der trotz der daraus resultierenden höheren Kosten akzeptiert wurde, zeigt jedoch die Bereitschaft, auf die Bedenken und Interessen der Betroffenen einzugehen. Die Bayerischen Staatsforsten als Grundstückseigentümer der Flächen, auf denen die Windkraftanlagen errichtet werden sollen, fordern die Zustimmungen der umliegenden Gemeinden zu dem Projekt. Sie sollen sich zu der Planung der Windkraftanlagen äußern dürfen [84, 85] und eine Bürgerbeteiligung mittels einer Genossenschaft wurde in Erwägung gezogen. Der Landkreis Ebersberg zeigt also, dass trotz Widerständen gegen Energieprojekte eine Lösung mittels der Bereitschaft zu Kompromissen gefunden werden kann, sodass die erfolgreiche Umsetzung von Projekten im Rahmen der Energiewende vielleicht verzögert wird, aber dennoch möglich ist.

44

6.

Schlussfolgerungen

Die vorangegangenen Kapitel sollten demonstrieren, welche Bedeutung die Partizipation und die daraus resultierende Akzeptanz für Erneuerbare Energien für die Umsetzung der Energiewende haben kann. Sie lässt die Beteiligten an der Gestaltung des eigenen Umfeldes mitwirken und kann dadurch das Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft stärken. Anlagen, die sonst jemand anderem gehören würden, sind im Fall der finanziellen Beteiligung zumindest teilweise im eigenen Besitz und generieren direkte Gewinne. Es wurde jedoch auch präsentiert, dass es für eine Beteiligung verschiedene Hindernisse gibt und eine Vielzahl von Argumenten gegen Erneuerbare Energien vorgebracht werden kann. Können diese nicht ausgeräumt werden, ist die konfliktfreie Umsetzung eines Projektes schwer zu erreichen. Die Beispiele in Mausdorf und Ebersberg zeigen jedoch, dass eine angemessene Mischung aus finanzieller Beteiligung an Erneuerbare Energien-Anlagen sowie die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Landwirten und Betroffenen für die Umsetzung der Energiewende auf lokaler Ebene sehr förderlich ist. Der Kommune selbst kommt dabei neben der eigenen Initiative beim Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die Rolle des Unterstützers von Planern und Betreibern zu. Im Folgenden werden nun Aspekte präsentiert, die vor der Anwendung von Beteiligungsmethoden im Bereich der Erneuerbaren Energien bedacht werden sollten.

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Inwiefern lässt sich das Projekt in ein eventuell bereits vorhandenes Konzept der betroffenen Gemeinde oder Region integrieren? Gibt es bereits Bestrebungen, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein höheres Umweltbewusstsein existiert und damit die Offenheit für entsprechende Maßnahmen, wie zum Beispiel Projekte zum Ausbau Erneuerbare Energieprojekte, in der Bevölkerung größer ist. Dementsprechend könnten Anknüpfungspunkte und bereits vorhandene Netzwerke genutzt werden.

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Wie wird die Energiewende vor Ort derzeit umgesetzt bzw. wie soll sie zukünftig gestaltet werden? Sind Kenntnisse über den derzeitigen Stand von Erneuerbare Energien-Anlagen und geplante Projekte in diesem Bereich vorhanden, kann daraus abgeleitet werden, wer Betreiber und wer Betroffener ist oder sein wird. Dementsprechend können die weiteren Schritte in einem eventuellen Beteiligungsprozess auf die jeweiligen Gruppen angepasst bzw. ausgerichtet werden. Auch kann abgeschätzt werden, wie die Vorerfahrung und die Stimmung in der Bevölkerung zum Thema Erneuerbare Energien ist.

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Welche Auswirkungen können die geplanten Anlagen auf die Betroffenen haben? Wo sind Konfliktpotenziale? Je nach Art der Anlage fallen Gegenargumente, wie sie in den vorangegangenen Kapiteln diskutiert wurden, unterschiedlich aus. Demnach können mögliche Auswirkungen der Anlagen auf die Anwohner und potenzielle Konfliktfelder bereits im Vorfeld präventiv abgeschätzt werden. Dies erleichtert die Öffentlichkeitsarbeit und/oder Beteiligung, da der eventuelle Widerstand in diesem Fall nicht ganz unerwartet eintritt und bereits bekannt ist, an welchen Punkten angesetzt werden muss.

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Inwiefern ist eine Beteiligung anwendbar? Sind die Betroffenen bereit, sich ausreichend zu engagieren? Wie bereits beschrieben wurde, gibt es verschiedene Ebenen der Beteiligung, die ein unterschiedliches Maß an Bereitschaft zur Teilnahme und Engagement der Betroffenen bedingen. 45

Je nach Technologie und eingeschätzter Stimmung der Betroffenen muss also die Art der Beteiligung und ihr Ansatzpunkt entsprechend angepasst werden. -

Wie können Projektplaner und Anlagenbetreiber unterstützt werden, wenn eine Beteiligung der Betroffenen nicht sinnvoll oder möglich ist? Da zum Beispiel bei Biogasanlagen eine finanzielle Beteiligung von Anwohnern oder Betroffenen meist nicht in Frage kommt, die Informationsbereitstellung und Öffentlichkeitsarbeit für die Akzeptanz aber dennoch sehr wichtig ist, können Landwirte bei den dafür anwendbaren Methoden durch Kommunen zum Beispiel in Form von Beratung unterstützt werden.

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Welche eigenen Ressourcen sind für die Durchführung einer Beteiligung vorhanden? Wird Unterstützung von außen benötigt? Generell kann die Beteiligung eigenständig durchgeführt werden. In einigen Fällen jedoch, zum Beispiel wenn die eigenen Kenntnisse über Beteiligungsmethoden nicht ausreichen oder viel Konfliktpotenzial vorhanden ist, sollte überlegt werden, ob professionelle Unterstützung hinzu gezogen werden sollte, wie es bei einer Mediation generell der Fall wäre.

Unabhängig vom eigentlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Maßnahmen, um die breite Akzeptanz der Bevölkerung zu erreichen, darf nicht vergessen werden, dass auch die Energie- und Ressourceneinsparung sehr wichtig für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist. Das bedeutet, dass der bewusste Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und zu einem gewissen Grade auch die freiwillige Selbstbeschränkung in Betracht gezogen werden muss. Wie erläutert wurde, gilt ein hohes Umweltbewusstsein als förderlich für das Verständnis des Nachhaltigkeitskonzepts und damit auch für die Akzeptanz für Erneuerbare Energien, Die diesbezügliche Bewusstseinsbildung dürfte jedoch eine der größten Herausforderungen der Zukunft darstellen.

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Literaturverzeichnis

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Notizen

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