Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern

Finanzierung und Technologiekooperation für globalen Klimaschutz . ..... die über günstig zu erschließende Kohle- und Erdgasvorkommen und eine einflussrei-.
247KB Größe 4 Downloads 100 Ansichten
Wuppertaler Schriften

Wuppertal Institut

zur Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Band 2

für Klima, Umwelt, Energie GmbH

Sylvia Borbonus

Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern Synergien zwischen Globaler Umweltfazilität und Clean Development Mechanism

Dieses Buch wurde klimaneutral hergestellt. CO2-Emissionen vermeiden, reduzieren, kompensieren – nach diesem Grundsatz handelt der oekom verlag. Unvermeidbare Emissionen kompensiert der Verlag durch Investitionen in ein Gold-Standard-Projekt. Mehr Informationen finden Sie unter www.oekom.de. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2012 oekom, München oekom verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation mbH, Waltherstraße 29, 80337 München Satz: Sylvia Borbonus Umschlaggestaltung: Elisabeth Fürnstein, oekom verlag Umschlagabbildung: Mopic (fotolia.com) Druck: Digital Print Group, Nürnberg Dieses Buch wurde auf 100%igem Recyclingpapier gedruckt. Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-86581-405-0

e-ISBN 978-3-86581-532-3

Sylvia Borbonus

Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern Synergien zwischen Globaler Umweltfazilität und Clean Development Mechanism

Wuppertaler Schriften zur Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Band 2

Vorwort der Herausgeber Das Wuppertal Institut erforscht und entwickelt Leitbilder, Strategien und Instrumente für Übergänge zu einer nachhaltigen Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Im Zentrum stehen Ressourcen-, Klimaund Energieherausforderungen in ihren Wechselwirkungen mit Wirtschaft und Gesellschaft. Die Analyse und Induzierung von Innovationen zur Entkopplung von Naturverbrauch und Wohlstandsentwicklung bilden einen Schwerpunkt seiner Forschung. In dieser Buchreihe werden herausragende wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten der Nachhaltigkeitsforschung vorgestellt. Sie sind in den Forschungsgruppen und im Dissertationsprogramm des Wuppertal Instituts entstanden und wurden in Kooperation mit Hochschulen betreut. Die in dieser Reihe veröffentlichten Schriften wurden als Dissertationen oder Habilitationsschriften an den betreuenden Universitäten angenommen und hervorragend bewertet. Das Wuppertal Institut versteht die Veröffentlichung als wissenschaftliche Vertiefung des gesellschaftlichen Diskurses um den Übergang in eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise.

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH www.wupperinst.org

Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................................................................................... 11 1 1.1 1.2

Problemstellung und Aufbau der Arbeit ........................................................ 13 Klimaschutz durch abgestimmte Finanz- und Technologiekooperation............. 13 Aufbau der Arbeit ............................................................................................... 16

2 2.1

Theoretische Grundlagen, Analyserahmen und Methodik ........................... 19 Regimetheoretische Ansätze zur Erklärung von Wechselwirkungen zwischen Institutionen ........................................................................................................ 19 GEF und CDM als interagierende Einheiten ...................................................... 25 Wirksamer Klimaschutz durch die Förderung erneuerbarer Energien ............... 26 Verhaltensänderungen staatlicher und privatwirtschaftlicher Akteure ............... 28 Dimensionen der Interaktion zwischen GEF und CDM ..................................... 31 Datensammlung und Vorgehensweise in den Länderfallstudien ........................ 42

2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 3 3.1 3.2 3.3 3.4

Finanzierung und Technologiekooperation für globalen Klimaschutz ....... 47 Die Minderungsstrategie in der internationalen Klimapolitik ............................ 47 Stand der internationalen Klimapolitik ............................................................... 51 Finanzbedarf und Finanzflüsse für erneuerbare Energien in Entwicklungsländern ........................................................................................... 55 Die Rolle von Markt und Staat und ein erweiterter Finanzierungsbegriff .......... 58

4

Treibhausgasminderung und nachhaltige Entwicklung durch erneuerbare Energien ....................................................................................... 63 4.1 Potenziale und Nutzen erneuerbarer Energien .................................................... 63 4.1.1 Beitrag zur Minderung von Treibhausgasemissionen und weitere Umweltwirkungen ............................................................................................... 63 4.1.2 Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung .......................... 68 4.1.3 Beitrag zur Energiesicherheit .............................................................................. 71 4.2 Investitionshemmnisse und Politikoptionen für die Verbreitung erneuerbarer Energien .............................................................................................................. 74 5 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3

Status der Arbeitsgebiete.................................................................................. 85 Die GEF und ihre Rolle im globalen Klimaschutz ............................................. 85 Entstehung und Ziele der GEF ............................................................................ 85 Wesentliche Prinzipien und Förderkriterien der GEF......................................... 88 Wiederauffüllungen und Mittelvergabe .............................................................. 90

5.1.4 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.3 5.4

Governance-Struktur und Akteure in der GEF ................................................... 92 Der CDM und der internationale Markt für Emissionsrechte ............................ 97 Entstehung und Ziele des CDM .......................................................................... 97 Wesentliche Prinzipien und Projektkriterien ...................................................... 99 Abgrenzung der Märkte für Emissionszertifikate............................................. 103 Governance-Struktur und beteiligte Akteure des CDM ................................... 105 Überschneidungen bei Minderungsmaßnahmen............................................... 108 Zwischenfazit .................................................................................................... 114

6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3

Prozess der Interaktion .................................................................................. 115 Die GEF als Fundamentbauer für den CDM .................................................... 115 Entwicklung der Strategien zur Förderung erneuerbarer Energien .................. 115 Entwicklung des Projektportfolios erneuerbare Energien ................................ 119 Bedeutung der Aktivitäten der GEF für die Marktentwicklung des CDM ....... 126 Der CDM als Teil der Verbreitungsstrategie der GEF ..................................... 129 Der Beitrag des CDM zur Rentabilität von erneuerbaren Energien ................. 129 Marktentwicklung und Marktteilnehmer des CDM ......................................... 132 Rolle des CDM bei der Förderung erneuerbarer Energien durch die GEF ...... 137 Zwischenfazit .................................................................................................... 140

7 7.1 7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.1.4 7.1.5 7.1.6 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4 7.2.5 7.2.6 7.3 7.3.1

Effekte der Interaktion................................................................................... 141 Ausbau der Windkraftnutzung in China ........................................................... 141 Klimaschutz und Entwicklung in China ........................................................... 141 Profil des chinesischen Energiesektors ............................................................. 143 Förderung erneuerbarer Energien ..................................................................... 144 Entwicklung und Stand der Windkraftnutzung in China .................................. 150 Rolle von GEF und CDM ................................................................................. 152 Synergien beim Ausbau der Windkraft in China .............................................. 156 Ausbau der energetischen Biomassenutzung in Indien .................................... 159 Klimaschutz und Entwicklung in Indien .......................................................... 159 Profil des indischen Energiesektors .................................................................. 160 Förderung erneuerbarer Energien ..................................................................... 162 Entwicklung und Stand der Biomassenutzung in Indien .................................. 166 Rolle von GEF und CDM ................................................................................. 169 Synergien bei der energetischen Biomassenutzung in Indien .......................... 175 Ausbau der solarthermischen Nutzung in Südafrika ........................................ 178 Klimaschutz und Entwicklung in Südafrika ..................................................... 178

7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.3.5 7.3.6 7.4

Profil des südafrikanischen Energiesektors ...................................................... 179 Förderung erneuerbarer Energien ..................................................................... 181 Entwicklung und Stand der Nutzung der Solarthermie in Südafrika ................ 186 Rolle von GEF und CDM ................................................................................. 188 Komplementäre Effekte beim Ausbau der Solarthermie in Südafrika ............. 191 Zwischenfazit .................................................................................................... 194

8 8.1 8.1.1 8.1.2 8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.3 8.4

Management der Interaktion ......................................................................... 195 Reaktionen auf die Überschneidungen zwischen GEF und CDM .................... 195 Strategisches Ausnutzen der Überschneidungen .............................................. 195 Portfolioanpassung der GEF ............................................................................. 196 Potenziale und Herausforderungen einer verbesserten Zusammenarbeit ......... 198 Ansätze zur Erzeugung komplementärer Wirkungen ....................................... 198 Ansätze zur Erzeugung von Synergien ............................................................. 199 Ansätze für verbesserte Koordination ............................................................... 202 Reformen und Herausforderungen in einem Post-Kyoto-Regime .................... 204 Reformschritte bei CDM und GEF ................................................................... 204 Herausforderungen post-2012 für den CDM .................................................... 207 Herausforderungen post-2012 für die GEF ....................................................... 209 Zwischenfazit .................................................................................................... 211

9

Ergebnisse und Schlussfolgerungen .............................................................. 213

Danksagung ................................................................................................................. 220 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... 221 Tabellenverzeichnis .................................................................................................... 222 Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................. 224 Literatur ...................................................................................................................... 226

Vorwort Es gibt viele Publikationen über die Vielfalt der Techniken, das riesige Potential und die vielversprechenden Perspektiven eines auf erneuerbaren Energien aufgebauten nachhaltigen Energiesystems. Bei der öffentlichen Diskussion – vor allem auch in Deutschland – wird jedoch ein entscheidendes Entwicklungshemmnis für die beschleunigte Markteinführung erneuerbarer Energien zu wenig beachtet: Nämlich die Frage, wie die im Durchschnitt und nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien (ohne Berücksichtigung externer Kosten fossiler und nuklearer Energien) häufig noch nicht wettbewerbsfähigen erneuerbaren Energien beschleunigt in den Markt gebracht werden können. Fragen der Finanzierung und der konkreten Ausgestaltung der Technologiekooperation sind zur Lösung dieses Kernproblems und zur Konsensbildung zwischen den zwei vorherrschenden widersprüchlichen Haltungen zentral. Denn den einen sind die Erneuerbaren schlichtweg zu teuer gegenüber fossiler und nuklearer Energieerzeugung. Diese Meinung ist insbesondere in Ländern anzutreffen, die über günstig zu erschließende Kohle- und Erdgasvorkommen und eine einflussreiche Atomlobby verfügen. Das zentrale Argument dagegen lautet: Finanzielle Anreize (vorübergehende Subventionen) sind zur Markteinführung notwendig, denn sie zahlen sich auf lange Sicht aus und sind für die entwicklungs- und industriepolitische Perspektive eines Landes unverzichtbar. Andere knüpfen übersteigerte Erwartungen an die rasche Markteinführung erneuerbarer Energien, vor allem an die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte durch regenerative Strom- und Wärmeerzeugung. Aber die Realitäten in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind andere als in den Industrieländern. Neben einer kontinuierlichen und aufwendigen Förderung regenerativer Energien durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zeichnet den deutschen Weg beispielsweise eine lange Tradition kritischer Öffentlichkeit und anspruchsvoller wissenschaftlicher Politikberatung aus – Voraussetzungen, die in vielen Ländern fehlen. Trotzdem gibt es vielfältige Ansatzpunkte für eine gezielte Förderung erneuerbarer Energien. Politikberatung, der Aufbau technologischen Know-hows, geeignete Institutionen sowie Finanzierungs- und Geschäftsmodelle sind wichtige Grundsteine für eine sich selbst tragende Marktentwicklung einzelner Regenerativtechnologien. Gute Praxisbeispiele helfen zu zeigen, was möglich ist. Das vorliegende Buch beschreibt Beispiele aus der Praxis der internationalen Kooperation innerhalb des Klimaregimes. Es gibt unterschiedliche Wege zur Transformation der globalen Energiesysteme, denn in jedem Land und bei jeder Technologie herrschen andere Barrieren und Bedingungen vor. Die Beispiele machen vor allem eines deutlich: Gut abgestimmte internationale Kooperation kann nachhaltige Entwicklung in Politik und Gesellschaft unterstützen.

12

Vorwort

Durch ihre fundierten Kenntnisse der Arbeitsweise der Global Environment Facility (GEF) und durch die Bearbeitung vieler Projekte am Wuppertal Institut kennt Sylvia Borbonus diese Praxisbeispiele aus erster Hand. Wem die beschleunigte Markteinführung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern am Herzen liegt, sollte ihr Buch, dem eine herausragende Dissertation zugrunde liegt, unbedingt lesen. Prof. Dr. Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts

1

Problemstellung und Aufbau der Arbeit

1.1

Klimaschutz durch abgestimmte Finanz- und Technologiekooperation

Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen dieser Zeit. Bis zum Jahr 2050 müssen die globalen Emissionen um 50 bis 85 Prozent gegenüber den Emissionen des Jahres 2000 reduziert werden, um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Nach Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird das gesamte Wachstum der energiebedingten CO2-Emissionen bis 2030 in Entwicklungs- und Schwellenändern stattfinden (IEA 2009). Sie bestimmen zunehmend die Dynamik der Energiemärkte. China hat 2009 die USA als weltgrößten Energieverbraucher abgelöst (IEA 2010). Die Energieverbräuche in Indien, Indonesien, Brasilien und im Nahen Osten wachsen sogar noch schneller als in China. Um den Klimawandel zumindest aufzuhalten, sind daher eine nachhaltige Gestaltung der Energiesysteme und dafür die schnelle Verbreitung klimafreundlicher Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern notwendig. Aus der Perspektive dieser Länder genießen allerdings oft andere Politikziele Priorität, wie bspw. eine unterbrechungsfreie Energieversorgung zum Aufbau einer nationalen Industrie oder die Verbesserung der Luftqualität in den schnell wachsenden Metropolen. In vielen Ländern steht die Bekämpfung von Armut durch eine möglichst für alle bezahlbare Energieversorgung oben auf der Agenda. Energieeffizienz und erneuerbare Energien können Klimaschutz und andere Politikziele miteinander verbinden. So trägt ein breit gefächerter Energiemix mit hohen regenerativen Anteilen zur Versorgungssicherheit bei, bspw. durch größere Unabhängigkeit von Lieferanten und von schwankenden Weltmarktpreisen. Für die Transformation der globalen Energiesysteme als Teil des Übergangs zu klimaverträglichen Entwicklungspfaden benötigen Entwicklungs- und Schwellenländer finanzielle und technologische Unterstützung. Klimafinanzierung und Technologiekooperation sind zentrale Thema in den internationalen Klimaverhandlungen. Sie werden mit entscheidend für ein zukünftiges Klimaabkommen sein. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, wird nicht nur die Vereinbarung weit reichender neuer Verpflichtungen für Industriestaaten und möglicherweise auch für Entwicklungsländer von Bedeutung sein, sondern vor allem auch die Schaffung von Instrumenten zur Entwicklung, Erprobung und Verbreitung klimafreundlicher Technologien. Denn obwohl viele technologische Anwendungen bereits heute verfügbar sind, gibt es bei der Umsetzung konkreter Projekte immer noch zahlreiche Barrieren. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist in der ersten Umsetzung häufig mit Zusatzkosten verbunden und durch vielfältige Marktdefizite und Koordinationsprobleme blockiert. Als wesentliches Hindernis für eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien wird immer wieder das Fehlen geeigneter Finanzierungsmöglichkeiten genannt. Die Klimarahmenkonvention und das Kyoto-Protokoll haben verschiedene Mechanismen etabliert, die Investitionen und Finanzflüsse für Maßnahmen zur Minderung