Akuter Schmerz: (Zu) viele leiden unnötig Kampagne

18.10.2011 - Universitätsklinikum Münster Klinik u.Poliklinik f.Anästhesiologie u.operative Intensivmedizin,. Albert-Schweitzer-Str. 33, 48149 Münster, Tel. 0251/83-47261 oder 01734026684, [email protected]muenster.de. Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Taskforce IASP Global Year against Acute Pain, IFOM - Institut.
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Akuter Schmerz: (Zu) viele leiden unnötig Kampagne: Global Year against Acute Pain beginnt Schmerzen sind in der Natur überlebenswichtig – akute Schmerzen im Krankenhaus in den meisten Fällen dagegen nicht: Hier verlangsamen sie zum Beispiel den Heilungsprozess nach einer Operation, verursachen Komplikationen und werden nicht selten chronisch, wenn sie unzureichend behandelt werden. Internationale Studien haben gezeigt, dass die Therapie von akuten Schmerzen noch weit hinter dem zurückliegt was wünschenswert wäre. Obwohl ein ausreichendes Schmerzmanagement im Krankenhaus machbar ist, wird es in den meisten Fällen noch nicht umgesetzt. Die Internationale Schmerzgesellschaft IASP (deutsche Sektion ist die DGSS) widmet daher das nächste „Global Year against Pain“, das am 18. Oktober beginnt, dem Kampf gegen akute Schmerzen. Mehr als 80 Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern erleiden unnötig starke Schmerzen. Das hat eine Befragung bei über 4.000 Patienten durch das Team des Projekts „Schmerzfreies Krankenhaus“ 2004 bis 2006 ergeben. Sowohl auf konservativen als auch auf chirurgischen Stationen gaben mehr als die Hälfte der Patienten an, unerträgliche Schmerzen zu haben. Das Zähne-zusammenbeißen hat Folgen: Wer Schmerzen hat, atmet flach – Lungenentzündungen können die Folge sein. Wenn jede Bewegung schmerzt, liegen Patienten länger „flach“, erholen sich langsamer, werden schlapp. Nicht zuletzt liegen chronischen Schmerzen oft mangelhaft behandelte akute Schmerzen zugrunde. Ist der Schmerz erst einmal chronisch geworden, durchleiden Patienten oft jahrelange Leidensgeschichten und verursachen hohe Kosten für die Sozialkassen. Die internationalen Schmerzexperten fordern daher eine bessere Therapie akuter Schmerzen in Notaufnahmen, im Krankenhaus, nach Operationen und an der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und hausärztlicher Versorgung. Sie fordern u.a. mehr Studien zum Akutschmerzmanagement, die unter realistischen Bedingungen durchgeführt werden (auch mit älteren Patienten, die an mehreren Krankheiten leiden) und Kosten-Nutzen-Faktoren einbeziehen. Leitlinien zum Schmerzmanagement sollen in einer Sprache verfasst sein, die für alle Mitglieder medizinischer Teams verständlich ist, und vor Ort verfügbar sein. Stetige Evaluation und Anpassung sollten selbstverständlich sein. Patienten, Angehörige und die Öffentlichkeit sollten informiert sein und zusätzliche Möglichkeiten der Schmerzlinderung kennen. Neben der Umsetzung ist - auch in Deutschland - die Bezahlung der Akutschmerztherapie in Krankenhäusern ein weiteres Problem, da zusätzliche Erlöse für eine komplexe Akutschmerztherapie nicht vorgesehen sind. So fehlen in vielen Kliniken auch finanzielle Möglichkeiten für die Akutschmerzbehandlung, die somit immer noch auf das Engagement einzelner Personen und klinikinterner Absprachen angewiesen ist. Ähnliches gilt in vielen Ländern auch für die Ausbildung der an der Behandlung von Schmerzpatienten; Akutschmerzmanagement soll deshalb laut Experten Pflichtbestandteil der Ausbildung für Mediziner und Pflegepersonal werden.

In Deutschland sind alle diese Probleme im Zusammenhang der Akutschmerztherapie nicht unbekannt. Wissenschaftliche und klinische Akutschmerzexperten u.a. aus der Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V (DGSS), der Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) arbeiten deshalb schon seit Jahren an neuen und effektiven Therapiemöglichkeiten und geeigneten Umsetzungsstrategien im Rahmen der Akutschmerztherapie. Projekte wie das „Schmerzfreie Krankenhaus“, die „Initiative Schmerzfreie Klinik“ und ein Benchmarkprojekt mit der Bezeichnung „QUIPS“ (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie) stellen nur Beispielhaft dar, was sich in Deutschland in diesem Bereich tut. Klinisch ziehen seit einigen Jahren Chirurgen und Anästhesisten gemeinsam an einem Strang, um die Therapie akuter postoperativer Schmerzen voranzutreiben; offizielles Organ hierfür ist ein vor einigen Jahren gegründeter gemeinsamer Arbeitskreis postoperativer Schmerzen der DGAI und DGCH mit ihren Berufsverbänden („GAPS“), der zur Zeit von einem Chirurgen geleitet wird (Prof. Zirngibl, Helios Klinikum Wuppertal), Die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. stellt darüber hinaus allen Medizinfakultäten ein 14-stündiges Kerncurriculum Schmerztherapie zur Verfügung, das von vielen schon eingesetzt wird. Trotz allem gibt es noch sehr viel zu tun. Die DGSS plant im Global Year against Acute Pain folgende Veranstaltungen und Aktionen: Tag des Akutschmerzes: Ein Aktionstag für Patienten und ihre Angehörigen Spezielles Symposium zum Globalen Jahr des Akutschmerzes im Mai/Juni 2011 in Berlin Lokale Aktionen an Kliniken in Deutschland Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) stellt mit einem Kongress „Akutschmerztherapie im Zentrum Perioperativer Medizin“ am 25-27.Nov. 2010 in Bremen diese Kampagne in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Mehr Info: www.akutschmerzkongress.de Mehr Informationen: Link auf DGSS-Webseite: http://www.dgss.org und: http://www.iasp-pain.org Informationen zur Studie „Schmerzfreies Krankenhaus“: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=78168 Informationen zu „Initiative Schmerzfreie Klinik http://www.tuv.com/de/vorgehensweise_initiative_schmerzfreie_klinik.html Informationen zur Quips: www.quips-projekt.de

Ansprechpartner Prof. Dr. Rolf-Detlef Treede, Präsident der DGSS, Lehrstuhl für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Ludolf-Krehl-Str.13-17, 68167 Mannheim, Tel.: 0621383-9926, [email protected] Prof. Dr. Esther Pogatzki-Zahn, Taskforce DGSS Global Year against Acute Pain, Universitätsklinikum Münster Klinik u.Poliklinik f.Anästhesiologie u.operative Intensivmedizin, Albert-Schweitzer-Str. 33, 48149 Münster, Tel. 0251/83-47261 oder 01734026684, [email protected] Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Taskforce IASP Global Year against Acute Pain, IFOM - Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Private Universität Witten/Herdecke gGmbh, Ostmerheimer Str. 200 , 51109 Köln ,Tel. 0221 98957-0, [email protected]