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Auch der Kartoffelanbau – hier würde es sich um eine Hackfrucht handeln - hat bereits die ... Zudem erwartet man vom künftigen Standortkanton eine Aktien-.
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Presserohstoff

50 Jahre Schweizer Zucker aus Frauenfeld Seit über hundert Jahren wird in der Schweiz Schweizer Zucker produziert. Die erste Schweizer Zuckerfabrik, die sich als solche etablieren konnte und seither ohne Unterbruch die jährliche Zuckerrübenernte der einheimischen Rübenpflanzer übernimmt, war jene in Aarberg. Sie konnte nach einem Brand im Januar 1912 wieder aufgebaut werden und ist damit die älteste Zuckerfabrik in der Schweiz. Genau 51 Jahre später, im Oktober 1963, wird in Frauenfeld die zweite Schweizer Zuckerfabrik in Betrieb genommen. Die Zuckerfabrik Frauenfeld feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. 1997 fusionieren die beiden bis dahin selbstständigen Unternehmen zur Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG.

Zucker aus der Schweiz Die ersten Anläufe, in der Schweiz Zucker zu produzieren, starten um 1811 in Basel. Auch in Nyon (1813), Neuenburg (1815) und in Genf-Carouge (1820) werden Versuche unternommen. All diese Zuckerfabriken müssen jedoch schon nach kurzer Zeit Konkurs anmelden, zum Teil auch aus Mangel an einheimischen Zuckerrüben. Es folgen zahlreiche weitere Versuche, in der Schweiz eigenen Schweizer Zucker zu produzieren: Zwischen 1836 und 1850 befasst sich die Regierung im Wallis mehrfach mit dem Projekt einer Rübenzuckerfabrik in Granges. Das Projekt scheitert. Nordöstlich von Frauenfeld, in Herdern, wollen Bankiers aus Basel und Zürich 1857 eine Zuckerfabrik errichten. Die Finanzierung misslingt. 1879 scheitert in Muri AG ein Initiativkomitee für eine Schweizer Zuckerfabrik an der Finanzierung. Zwischen 1880 und 1884 wollen Initianten in Payerne eine Zuckerfabrik errichten, doch die finanziellen Mittel reichen nicht aus. Der Versuch, in Hochdorf 1887 eine Zuckerfabrik mit finanzieller Unterstützung der Kantone Luzern und Aargau zu errichten, scheitert ebenfalls. Am 4. Dezember 1891 gründen Initianten in Basel als Aktiengesellschaft die «Helvétia, fabrique de sucre suisse à Monthey». Dieser Anlauf zur Gründung einer Zuckerfabrik wird Realität. Die Fabrik startet augenscheinlich mit der Rohzuckerproduktion. Doch mangels Rüben muss die Produktion 1895 wieder eingestellt werden.

Erste etablierte Schweizer Zuckerfabrik: die Zuckerfabrik in Aarberg Die Zuckerfabrik in Aarberg hat von Beginn weg eine entscheidende Rolle in der Schweizer Zuckerwirtschaft gespielt. Doch auch sie wurde von Rückschlägen nicht verschont. 1899 nimmt die Zuckerfabrik in Aarberg erstmals ihren Betrieb auf, doch bereits 1909 muss sie mangels Rüben Konkurs anmelden. Die Kantonalbank Bern ersteigert die Fabrik und rettet sie so vor dem Untergang. Doch die erste Zuckerfabrik in Aarberg muss die Produktion drei Jahre später wieder unterbrechen. Am 28. Januar 1912 bricht gegen 16 Uhr aus nie geklärten Gründen in der Zuckerfabrik Aarberg ein verheerender Brand aus. Der Grossteil der Gebäude wird ein Raub der Flammen. Der schwierigen Vergangenheit zum Trotz stimmt die Kantonalbank einem Wiederaufbau der Fabrik noch im gleichen Jahr zu. Am 16. November 1912 – vor über 100 Jahren also – kann die Zuckerfabrik und Raffinerie Aarberg AG (ZRA) gegründet werden. Damit ist der Grundstein für einen Neustart der Zuckerproduktion in Aarberg gelegt. Seither hat die ZRA unter anderem durch zwei Weltkriege immer wieder schwierige Zeiten erlebt. Doch die Produktion von Schweizer Zucker musste seither nicht mehr unterbrochen werden.

Langer Weg nach Frauenfeld Ganz langsam beginnt sich der Zuckerrübenanbau in der Schweiz zu etablieren. Der Bau einer zweiten Schweizer Zuckerfabrik wird zunehmend ein Thema. Die diesbezüglichen Überlegungen intensivieren sich zu Beginn der 1940er-Jahre. Um das Jahr 1934 ist für den Bau einer zweiten Schweizer Zuckerfabrik neben der Ostschweiz auch die Westschweiz im Gespräch. Doch vorerst bleibt es bei Gesprächen, Plänen und Projekten. 1945 – nach den Wehen des Zweiten Weltkriegs – steht in der schweizerischen Landwirtschaftspolitik die Selbstversorgung des Landes erst einmal deutlich im Vordergrund. Dazu soll das Ackerland in der Schweiz zwingend erhalten bzw. nach Möglichkeit ausgedehnt werden. Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist dabei allerdings auf ein optimales Verhältnis zwischen dem Anbau von Getreide und jenem von Hackfrüchten im Jahreswechsel zu achten. Der Getreidebau stösst in jener Zeit aufgrund von nachkriegszeitlichen Zuteilungen an seine Grenzen. Dem Getreidebau ist in höheren Lagen zudem durch das Klima eine natürliche Grenze gesetzt. Auch der Kartoffelanbau – hier würde es sich um eine Hackfrucht handeln - hat bereits die Grenzen der technischen und praktischen Möglichkeiten in der Schweiz erreicht. Die Zuckerfabrik in Aarberg kann damals gerade einmal 15% der Schweizer Selbstversorgung mit Zucker decken. Damit weist die Schweiz den geringsten Zucker-Selbstversorgungsgrad in ganz Europa auf. Die Ausdehnung des Zuckerrübenanbaus zum Erhalt und zur Ausdehnung der Ackerfläche auch in Randgebieten liegt unter diesen Voraussetzungen geradezu auf der Hand. Entsprechend gilt es, sich auch Gedanken über die Verarbeitung einer allfällig höheren Schweizer Rübenernte zu machen. Alles spricht nun deutlich für eine zweite Schweizer Zuckerfabrik. Als Standort ist vorerst Andelfingen im Kanton Zürich vorgesehen. Doch einem entsprechenden von der Bundesversammlung gutgeheissenen Bundesbeschluss vom 28. Juni 1946 erwächst aus Kreisen des Importhandels Widerstand. Es wird das Referendum ergriffen. An der Volksabstimmung vom 18. März 1948 erleidet der Bundesbeschluss deutlich Schiffbruch – lediglich die Kantone Freiburg und Genf stimmen zu. Die Gründe für die Ablehnung sind in der gerade überstandenen Kriegswirtschaft zu suchen. Das Stimmvolk will erst einmal aus den Engnissen kriegswirtschaftlicher Verfügungen heraus-

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kommen. Es hat genug von Vorschriften und Preissteigerungen. Am allerwenigsten will es zu jenem Zeitpunkt den Bund mit neuen Befugnissen ausstatten. Doch der Wunsch, die Ackerfläche auszudehnen und eine bessere Selbstversorgung mit Schweizer Zucker zu erreichen, bleibt. Rund ein Dutzend Parlamentarier legen in der Folge Vorstösse für eine zweite Zuckerfabrik ein. Der Bundesrat nimmt zu allen Vorstössen eine positive Haltung ein. Wertvolle Hilfe erwächst dem Anliegen am 15. März 1956 durch die Gründung der Schweizerischen Vereinigung für Zuckerwirtschaft, welche die Unterstützung der Interessen der schweizerischen Zuckerwirtschaft in Aussicht stellt, vor allem durch Förderung aller für die Erstellung einer zweiten Zuckerfabrik in der Schweiz nötigen Vorarbeiten, wie Aufklärung und Werbung, Vorbereitung der Finanzierung und Gründung der Aktiengesellschaft. Der Vereinigung gehören Ende 1957 zwanzig Kantonsregierungen, Verbände und Firmen aus Handel und Industrie sowie Banken und Einzelmitglieder an. Schliesslich wird eine neue Botschaft ausgearbeitet. Hinsichtlich der Finanzierung der zweiten Schweizer Zuckerfabrik hat man aus der ersten Vorlage gelernt. Eine Beteiligung des Bundes an der Aktienzeichnung wird von vornherein ausgeschlossen, ebenso eine Erhöhung des Zuckerpreises. Am 30. Dezember 1957 findet die neue, überaus sorgfältig vorbereitete Vorlage «für den Bau einer zweiten Zuckerfabrik östlich der Kantone Baselland, Solothurn und Bern» im Nationalrat mit 146:0 Stimmen und im Ständerat mit 35:0 Stimmen eine überzeugende Annahme. 1959 tritt der Beschluss in Kraft. Damit ist der Weg für die Gründung einer zweiten Schweizer Zuckerfabrik frei. Die Schweizerische Vereinigung für Zuckerwirtschaft leistet hernach ganze Arbeit: Nach Neujahr 1959 stehen bereits 28,5 Millionen Franken für die Gründung der neuen Zuckerfabrik zur Verfügung. Noch im gleichen Jahr findet am Donnerstag, dem 21. Mai 1959, im Zürcher Kongresshaus die Gründungsversammlung der neuen Fabrik statt. Nun gilt es, gemäss Vorgabe, östlich der Kantone Baselland, Solothurn und Bern einen geeigneten Standort für die neue Fabrik zu finden. Zu achten ist insbesondere auch auf die Verkehrslage, die Anbauverhältnisse im Umkreis der neuen Fabrik, die Möglichkeit der Beschaffung von Arbeitskräften, den Baugrund und nicht zuletzt auf die Wasserverhältnisse. Zudem erwartet man vom künftigen Standortkanton eine Aktienzeichnung von zwei Millionen Franken sowie von der Standortgemeinde von einer Million Franken. Neben Frauenfeld gehen auch der Kanton Aargau mit Birrfeld und der Kanton Zürich mit Marthalen ins Rennen. Insbesondere die Verkehrslage und das geeignete Baugelände geben schliesslich den Ausschlag und so entscheidet sich der Verwaltungsrat nach einer äusserst sorgfältigen Prüfung am 8. Februar 1960 für den Standort Frauenfeld. Am 26. Juni 1960 stimmen die Stimmbürger der Stadt Frauenfeld mit einer Zweidrittelmehrheit der Beitragsleistung von einer Million Franken zu. Zügiger Bau Am 14. September 1961 erfolgt im Beisein von Behördenvertretern des Bundes, des Kantons Thurgau und der Stadt Frauenfeld die Grundsteinlegung für die neue Fabrik. Noch im gleichen Jahr können die Tiefbauarbeiten, Kanalisation, Strassen und Fundamente termingerecht fertiggestellt werden. 1962 wachsen auf dem Gelände bereits die Hochbauten des Kesselhauses und der Haupt- und der Nebenbetriebe in die Höhe. Monat für Monat verändert sich das Bild auf

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der Grossbaustelle im Westen von Frauenfeld, auf welcher zeitweise gegen 1000 Personen beschäftigt sind. Zeitgleich beginnen die Grobmontagen der maschinellen Einrichtungen, wodurch der Baufortschritt massiv beschleunigt werden kann. Bereits im Winter 1962/1963 können erste Rohrleitungen und Elektroinstallationen montiert werden. Im Frühjahr 1963 werden schliesslich die Zuckersilos 1 und 2 erstellt. Parallel dazu gedeihen auf den Feldern um die neue Zuckerfabrik bereits die Zuckerrüben, die im Herbst für eine Verarbeitung in der neuen Fabrik vorgesehen sind. Am 9. Oktober 1963 ist es dann so weit: Um 6.00 Uhr werden in der neuen Zuckerfabrik in Frauenfeld (ZFF) die ersten Zuckerrüben verarbeitet. Die Verarbeitungskapazität beträgt vorerst 1600 Tonnen Rüben pro Tag. Steigende Verarbeitungskapazitäten dank Bundesbeschlüssen 1963–1983 Die Fabrik, die für eine Gesamtverarbeitungsmenge von 160 000 Tonnen Rüben pro Jahr ausgelegt ist, wird 1966 erstmals mit dieser Menge Rüben beliefert. Mit der Verarbeitung von täglich 2200 Tonnen Rüben erreicht sie damit erstmals auch ihre Nennleistung, die sie bis 1969 noch leicht steigern kann. Der geltende Bundesbeschluss über die schweizerische Zuckerwirtschaft begrenzt allerdings die zu verarbeitende Gesamtrübenmenge. Mit Inkrafttreten eines neuen Bundesbeschlusses vom 27. Januar 1969, welcher eine gesamtschweizerische Erhöhung der Rübenanbaufläche auf 10 000 Hektaren und des Anbaukontingents auf 500 000 Tonnen Rüben vorsieht, ist für die ZFF die erste Phase einer leistungssteigernden technischen Anpassung gekommen. Aufgrund der vorhandenen grosszügigen Infrastruktur kann die geforderte Leistungssteigerung in jährlichen kleinen Etappen vorgenommen werden. Bis 1970 steigt die Tagesverarbeitungsleistung in Frauenfeld auf über 2500 Tonnen Rüben, 1973 sind es bereits 3000 Tonnen pro Tag. Am 28. Juni 1974 tritt wieder ein neuer Bundesbeschluss in Kraft, der eine Ausdehnung des Zuckerrübenanbaus auf 14 000 Hektaren und eine Gesamtrübenmenge von 700 000 Tonnen vorsieht. Nach eingehender Koordination mit der Zuckerfabrik & Raffinerie Aarberg AG und allen zuständigen Bundesstellen werden die Organe der ZFF beauftragt, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die Kapazität der Fabrik den neuen Gegebenheiten anzupassen. Kapazitätssteigerung im Werk Frauenfeld 1963–1996 Jahr

Anbaufläche in Hektaren

Verarbeitete Rüben pro Tag in Tonnen

Verarbeitete Rüben in Tonnen total

Zuckerproduktion in Tonnen total

1963

1756

1626

103 127

14 500

1965

2522

1883

129 481

18 200

1970

2634

2650

173 031

24 414

1975

3942

3519

246 345

31 058

1980

5080

4716

313 616

44 846

1982

5678

5184

388 778

52 041

1985

5203

364 196

58 790

1990

5779

427 664

66 540

1995

6086

349 963

54 287

1996

6109

515 628

83 654

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Mit einem Gesamtaufwand von knapp 8 Millionen Franken erfolgt in den Jahren 1975 und 1976 der Ausbau auf eine Tagesleistung von 4200 Tonnen Rüben. 1978 werden in Frauenfeld bei einer Tageskapazität von über 4300 Tonnen bereits 300 000 Tonnen Rüben verarbeitet. Am 23. März 1979 passiert ein neuer Bundesbeschluss zur schweizerischen Zuckerwirtschaft die eidgenössischen Räte. Anbaufläche und Gesamtrübenmenge werden auf 17 000 Hektaren und 850 000 Tonnen festgelegt. Diese erhöhte Rübenmenge bedingt bei der ZFF eine weitere Kapazitätsanpassung, die allerdings im Rahmen der normalen Ersatzinvestitionen erfolgen kann. 1983 beträgt die tägliche Verarbeitungskapazität inzwischen 5400 Tonnen. Zwischen 1984 und 1995 schwankt die Zuckererzeugung in Frauenfeld je nach Ernte zwischen 51 000 und 66 000 Tonnen. Eine abermalige Mengensteigerung erfolgt im Jahr 1996 aufgrund eines erneuten Bundesbeschlusses, der die gesamtschweizerische Rübenkontingentsmenge auf 1,1 Millionen Tonnen festlegt. Fusion 1997 1993 beginnt sich abzuzeichnen, dass aufgrund internationaler Verträge für die schweizerische Zuckerwirtschaft schon bald neue politische Rahmenbedingungen gelten dürften. Noch im selben Jahr treffen sich vor diesem Hintergrund die Direktoren und Kadermitglieder der Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld, um sich gemeinsam Gedanken über die Zukunft der schweizerischen Zuckerindustrie zu machen. Es zeichnet sich dabei ab, dass aus wirtschaftlicher Sicht ein Zusammenschluss der beiden Fabriken nötig wird, um die Zukunft zu überleben. Ende 1994 schliessen die beiden Fabriken einen Zusammenarbeitsvertrag ab. Eine Arbeitsgruppe wird damit beauftragt, mögliche Modelle eines Zusammenschlusses zu entwickeln. Nach eingehender Prüfung kommen die Verwaltungsräte beider Fabriken zum Schluss, dass nur eine Fusion der beiden Gesellschaften infrage kommt. Im September 1996 wird der Fusionsvertrag von den Verwaltungsräten genehmigt und durch die Präsidenten, Vizepräsidenten und Direktoren unterzeichnet. Am 23. Januar 1997 stimmen die Aktionäre der ZFF im Kongresshaus in Zürich der Fusion mit 98,2% der Aktienstimmen zu, die Aktionäre der ZRA einstimmig. Damit ist die Fusion der beiden bislang eigenständigen schweizerischen Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld zur Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG (ZAF) Tatsache. Gemäss Fusionsvertrag hat die neue Aktiengesellschaft ihren Sitz in Frauenfeld, die Geschäftsleitung befindet sich in Aarberg. Neue landwirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Wie weitsichtig die Überlegungen der Direktoren und der Verwaltungsräte der beiden Zuckerfabriken 1993 waren, zeigt sich bereits 1995: Mit der Ratifizierung des GATT-Abkommens durch das Parlament tritt die Schweiz zeitgleich per 1. Juli 1995 der Welthandelsorganisation (WTO) bei. Es kommt zu massiven Änderungen der Rahmenbedingungen für den Anbau von Zuckerrüben und deren Verarbeitung in der Schweiz. Durch eine sukzessive Reduktion der Grenzabgaben auf Zuckerimporten werden der schweizerischen Zuckerwirtschaft bis zum Jahr 2002 jährlich rund 65 Millionen Franken entzogen und im Rahmen der Agrarreform 2002 sollen die schweizerische Landwirtschaft und damit auch die beiden Zuckerfabriken weitgehend liberalisiert werden. Die erste diesbezügliche landwirtschaftspolitische Änderung erfolgt 1999. Die bis dahin geltende Defizitgarantie des Bundes wird durch einen ersten, auf vier Jahre ausgelegten Leistungsauftrag des Bundes an die ZAF ersetzt. Die jährliche Zuckerquote wird auf 185 000 Tonnen Zucker festgelegt, was faktisch einer Erhöhung der Rübenanbaumenge auf 1,3 Millionen Tonnen gleichkommt.

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2004 wird der erste Leistungsauftrag durch einen zweiten, auf sechs Jahre ausgelegten neuen ersetzt. Der Bund gibt die Zuckerquote auf diesen Zeitpunkt hin frei. Es ist ab nun an der ZAF, diese sowie die Übernahme- und Preisbedingungen für Zuckerrüben mit den Organisationen der Zuckerrübenpflanzer jährlich jeweils neu auszuhandeln. Zeitgleich reduziert der Bund die bis dahin geltenden Bundesbeiträge an die ZAF. 2009 wird die ZAF ganz in die unternehmerische Freiheit entlassen. Die Bundesbeiträge an die ZAF entfallen damit vollständig. Die ZAF ist im gleichen Zuge gezwungen, den Zuckerpreis auf EU-Preisniveau zu senken, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dies zieht eine deutliche Senkung der Rübenpreise nach sich. Diese werden durch Flächenbeiträge des Bundes an die Rübenpflanzer inzwischen teilweise abgefedert. Topmoderne Fabrik Seit ihrem Bau hat die Zuckerfabrik in Frauenfeld immer wieder in ihre Technologie investiert und ihre Effizienz kontinuierlich gesteigert. Sie konnte so ihren Energiebedarf in den letzten 25 Jahren um mehr als 40% senken. Damit hält sie punkto Effizienz und Ökologie im weltweiten Vergleich der Zuckerfabriken gemeinsam mit dem Werk in Aarberg einen absoluten Spitzenplatz. Wenn immer möglich berücksichtigt sie bei der Lieferung von Anlagen oder Anlagenteilen regionale Unternehmen. So leistet die Zuckerfabrik Frauenfeld auch einen wesentlichen Beitrag an die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die wichtigsten Investitionen der letzten 25 Jahre im Werk Frauenfeld im Überblick 1992/1993:

Neugestaltung der Wärmewirtschaft

1994:

Installation einer anaeroben Abwasserreinigung

1999–2002:

Modernisierung des Zuckerhauses

2002:

Bau eines neuen Zuckersilos für 40 000 Tonnen Zucker

2003:

Erneuerung der Extraktionsanlage

2002–2006:

Erneuerung Lager- und Sortenbereich

2013:

Bau eines weiteren Zuckersilos für 40 000 Tonnen Zucker

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Grosse wirtschaftliche Bedeutung Heute hat der Schweizer Rübenanbau grosse wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Über 6000 Landwirte bauen auf einer Fläche von rund 20 000 Hektaren Zuckerrüben an. Die Zuckerrübe trägt wesentlich zur Existenzsicherung dieser Betriebe bei. Aus den angelieferten Rüben produziert die ZAF pro Jahr rund 250 000 Tonnen Zucker. Damit generiert die Schweizer Zuckerwirtschaft eine Wertschöpfung von rund 250 Millionen Franken pro Jahr, was etwa 3000 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Selbstversorgungsgrad Der Selbstversorgungsgrad mit Zucker beträgt in der Schweiz knapp 100%. 85% des in der Schweiz produzierten Zuckers gelangen in die verarbeitende Lebensmittelindustrie, lediglich 15% in den Detailhandel. Sortiment Die ZAF passt ihre Produktepalette laufend an die Bedürfnisse des Marktes an. Aktuell stellt sie Kristallzucker in verschiedenen Korngrössen (extrafein, fein und mittel) her und bietet diesen in den unterschiedlichsten Verpackungsformen (Säcke, Beutel, Faltschachteln oder Sachets) an. Der grösste Teil des Zuckers erreicht die Kunden jedoch in loser Form. Gelier- und Würfelzucker runden das Sortiment ab. Spezialitäten wie Puderzucker oder Kandiszucker beschafft die ZAF bei kompetenten Partnern im In- und Ausland. Eine süsse Erfolgsgeschichte Weitsichtige politische Entscheide und der Wille, auch grösste Hindernisse zu überwinden, haben die beiden Fabriken zu dem gemacht, was sie heute sind: moderne, leistungsfähige Betriebe im Dienste der Landesversorgung und der Landwirtschaft.

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Das Werk Frauenfeld im Überblick Gründung 21. Mai 1957; Inbetriebnahme 9. Oktober 1963 Mitarbeitende 105, während der Kampagne 155 Verarbeitung Während der Kampagne werden täglich 10 000 Tonnen Rüben verarbeitet. Daraus entstehen 1500 Tonnen Kristallzucker 320 Tonnen Melasse 1400 Tonnen Pressschnitzel 170 Tonnen Trockenschnitzel Für die Lagerung des Zuckers stehen Silokapazitäten mit einem Fassungsvermögen von 90 000 Tonnen zur Verfügung. Produkte Kristallzucker lose und in Säcken Biozucker (Knospe-Zertifikat) Melasse Press- und Trockenschnitzel Das Werk Frauenfeld verfügt über eine eigene Trocknungsanlage für Rübenschnitzel. Abwasserreinigung Die werkseigene Abwasserreinigungsanlage besteht aus einer mechanischen Kläranlage und einem anaeroben Biogasreaktor für die Vorreinigung des Schmutzwassers. Das mehrstufig vorgereinigte Abwasser wird dann ins öffentliche Netz von Frauenfeld abgegeben.

Für weitere Auskünfte: Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG, Guido Stäger, CEO, Tel. 032 391 62 07 Download Text und Bildmaterial: www.zucker.ch  News

Aarberg/Frauenfeld, 14. März 2013

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