„Wir schlagen sicher nicht nackert einen doppelten Rittberger“

16.01.2016 - WIEN. Die Wiener Sängerknaben stellen sich in den Dienst der guten. Sache: Sie sind nun Ehrenbotschaf- ter für das Kinder- und Jugendpro-.
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8 ÖSTERREICH

SAM STAG, 16. JÄNNER 2016

„Wir schlagen sicher nicht nackert einen doppelten Rittberger“ Der 60. Opernball steht knapp bevor. Die SN sprachen mit Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh über Sicherheitsvorkehrungen und was die Verlobung ihrer Eltern mit dem Jubiläum zu tun hat. Die Oper ist so riesig und wenn man mit offenen Augen durch das Haus geht, kann man sehr viel mitnehmen. Hinzu kommen die hohen Ansprüche an mich selbst.

ANJA KRÖLL

SN: Wie geht es Ihnen so knapp vor dem Ball am 4. Februar?

Treichl-Stürgkh: Sehr gut. Ich habe aus den vergangenen acht Jahren gelernt und rechtzeitig mit der Planung begonnen. Außerdem sind alle 170 Logen verkauft und bezahlt (einen Loge kostet bis zu 20.500 Euro, Anm.). Darum sitze ich ganz entspannt hier und lächle Sie an.

SN: Inwiefern?

Ich denke mir immer: Die Leute zahlen sehr viel und nehmen sich viel Zeit für den Ball. Besonders die Frauen mit Schmuck, Kleidern, Make-up. Wenn sie dann die Oper betreten, möchte ich, dass sie denken: Wow! Dieser Aufwand hat sich gelohnt. Die Leute sollen spüren, dass da ein Team ist, das sich echt bemüht hat, für ihr Geld etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen. Und ich sage Ihnen noch etwas: Es gibt immer zwei Bälle.

SN: Heuer ist ja nicht irgendein Ball. Es ist der 60. Sind Sie nervöser als sonst?

Nervöser, nein. Aber der Druck ist ein wenig höher. Ich habe mir von Anfang an selbst Druck gemacht, indem ich jedes Jahr Neuheiten präsentiert habe. Ob das die Bars waren, neue Lounges, der Würstelstand oder der Eisstand. Beim 60. wird dann natürlich erwartet, dass man noch einen drauflegt. Aber wir schlagen sicher nicht nackert einen doppelten Rittberger. Wir werden auch niemanden abseilen, oder Tom Cruise mit seinem Team die Treppe hinaufflitzen lassen.

SN: Zwei Bälle?

Es gibt den einen im Fernsehen und jenen, der wirklich stattfindet. Und Leute, die einmal live dabei waren, wollen immer wieder kommen, weil sie sagen, es ist so anders, so nett, so schön. Man wird in eine völlig andere Welt versetzt. SN: Haben Sie Rituale auf dem Ball?

SN: Was erwartet die Besucher? Verraten Sie uns ein bisschen etwas vor der Pressekonferenz kommenden Dienstag.

Wenn alles vorbei ist, gibt es Würstel oder ein Gulasch mit meinen engsten Mitarbeitern in der Kantine, dann ziehe ich meine Schuhe aus, fahre meistens gegen halb acht mit dem Taxi nach Hause und bin selig. Ich lese am nächsten Tag übrigens auch keine Berichte über den Ball oder schau mir alles im Fernsehen an. Das wird meinem erlebten Opernball nicht gerecht.

Der 60. Opernball wird sich stark am ersten Ball von 1956 orientiert. Er wird sehr retro. Ich wollte eine Hommage setzen. Egal ob es die Etiketten der Getränke sind, die Speisen oder die Blumen. SN: Aber beim ersten Ball gab es keine Blumen.

Das stimmt. Einen Opernball ohne Blumen kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Wir haben uns bei den Blumen heuer eher reduziert und etwas gefunden, was es in dieser Form noch nie gab. Es wird fantastisch ausschauen. SN: Woher nehmen Sie jedes Jahr Ihre Inspirationen?

SN: 2016 ist aus zwei anderen Gründen noch ein besonderes Jahr. Erstens: Der Life Ball findet nicht statt. Wird dies Auswirkungen auf Ihre Veranstaltung haben? 2015 glänzte Treichl-Stürgkh in dieBILD: SN/APA/HERBERT NEUBAUER ser Robe.

Gefährlicher Keim: Wieder Baby infiziert Erneut besorgniserregende Nachrichten aus dem Linzer Kepler Universitätsklinikum. Am Freitag ist wieder ein Fall des multiresistenten Acinetobacter-Keims bei einem wenige Monate alten Baby festgestellt worden. Es handelt sich laut Spital um ein Kind, das vom Landesklinikum Amstetten nach Linz verlegt wurde. Zur Erinnerung: In der Linzer Landesfrauen- und Kinderklinik (LFKK) war im Dezember bereits bei fünf Babys der Keim nachgewiesen worden. Zwei starben, eines bekam Lungenentzündung, zwei blieben zunächst ohne Symptome. Seit Jahreswechsel ist das Spital Teil des Kepler Universitätsklinikums. In einer Aussendung des Spitals heißt es, es seien umgehend „sachdienliche Maßnahmen“ eingeleitet worden. Das betroffene Kind sei iso-

LINZ.

liert worden und werde nun gesondert betreut. Man wende „die schärfsten Hygienemaßnahmen“ an. Staatsanwaltschaft und Sanitätsbehörde seien informiert worden. Wie es zum Wiederauftreten kommen konnte, sei noch unklar.

Rätseln über Ursache für Wiederauftreten Das Kepler Universitätsklinikum hat eine Hotline für besorgte Patienten bzw. Eltern eingerichtet. Unter der Nummer 05 7680 84 32000 beantworten Ärzte Patientenanfragen zum Thema, informieren kann man sich auch unter: WWW.KEPLERUNIKLINIKUM.AT

SN, APA

Nein. Der Life Ball ist eine international hoch angesehene CharityVeranstaltung. Der Opernball ist ein Staatsball. Ich schätze die Arbeit

SPITZE FEDER

Ines Hinterkörner

Da capo für Mozart Der Wiener Praterstern ist kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Ein Bahnhof mit allem, was dazu gehört: Touristen, Pendler, Umsteiger, Aussteiger, Einsteiger, Gestrandete aller Arten. Ein Ort, den man am besten schnell, mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren durchquert. Immer? Nicht immer. Kürzlich hat man statt des sonst üblichen Sounds aus an- und abfahrenden Bussen und Straßenbahnen, Geschrei, Gelächter und Ghettoblastern himmlische Töne gehört. Der Grund? Zwei junge Frauen, die da stehen und mit Musik aus dem Kassettenrekorder (allein das ist bemerkenswert) ein Duett von Mozart singen! Das raue Pflaster wird weicher, es ist fast andächtig still. Die Macht der Musik. Zauberhaft! Da capo! Bitte!

von Gery Keszler enorm, aber das kann man mit dem Opernball nicht vergleichen. SN: Zweitens: Die Terrorgefahr ist allgegenwärtig. Treffen Sie besondere Vorkehrungen für den Ball, an dem sowohl die heimische Regierungsspitze als auch ausländische Politiker teilnehmen?

Der Opernball hatte immer schon hohe Sicherheitsvorkehrungen. Es wird auch 2016 alles unternommen, damit die Gäste sicher sind. SN: Wird es Taschenkontrollen oder Sicherheitsschleusen geben?

Ich bitte um Verständnis, dass wir aus Sicherheitsgründen über die Maßnahmen so wenig wie möglich öffentlich sprechen. Ich kann nur wiederholen, dass uns die Sicherheit unserer Gäste sehr am Herzen liegt und wir in engem Kontakt mit den ausgezeichneten Sicherheitsbehörden stehen. SN: Was entgegnen Sie Kritikern, die es als unangemessen empfinden, wenn sich in Zeiten der größten Flüchtlingskrise seit 1945 alles um einen Ball dreht?

men von rund 1,4 Millionen Euro an Firmen von Tirol bis ins Burgenland. Wenn dieses Volumen wegbricht, fallen auch Arbeitsplätze weg. Ganz zu schweigen von den Restaurants, Friseuren, Modegeschäften, Taxifahrern. Den Opernball nicht zu veranstalten wäre das falsche Signal. Und: Wir sollten uns nicht verstecken. Wir leben in einem Land, wo man seit Generationen Musik und Walzer liebt. Wenn man all das abdreht, schneiden wir einen Teil unserer Identität ab. SN: Wie bereiten Sie sich persönlich auf den Ball vor?

Noch habe ich kein Kleid, falls Sie das meinen (lacht). Es gibt eine Idee und einen entzückenden Designer. Aber das war immer so. Ich kümmere mich um alle Kleider der Bardamen, des VIP-Personals und irgendwann komme ich drauf, dass ich noch nichts habe. Am Balltag wird mir ein ganz lieber Freund das Make-up machen, dabei trinke ich ein Glas Champagner und gegen 18 Uhr kommt die große Nervosität. Das brauche ich, um voll konzentriert zu sein. SN: Wird Sie Ihr Mann in diesem Jahr begleiten?

Ja, ja, ja zum 60. kommt er natürlich. Ich kann das verstehen. Und ich 2016 ist auch sehr besonders, weil kenne niemanden in meinem Um- sich meine bereits verstorbenen feld, der nicht hilft. Andererseits Eltern auf dem ersten Opernball denke ich, es ist absurd zu sagen, verlobt haben. Meine Mutter hat wir können keinen Opernball oder damals eröffnet und mein Vater hat keinen Spaß mehr haben, weil wir sie gefragt, ob sie ihn heiraten will. die Flüchtlingskrise haben. Gerade Wer weiß, wenn es den ersten in diesen Zeiten ist es wichtig, ein Opernball nie gegeben hätte, gäb’s positives Lebenszeichen zu setzen, mich vielleicht auch nicht. Das ist das zeigt, dass wir uns nicht unter- meine persönliche Geschichte für kriegen lassen. Zudem dürfen wir den 60. Opernball. nicht vergessen: Der Opernball ist für Wien und Österreich ein wichti- Desirée Treichl-Stürgkh: Graf Karl ger Wirtschaftsfaktor. Die Oper von Stürgkh, Ministerpräsident unter nimmt 4,6 Millionen Euro allein an Kaiser Franz Joseph, ist ihr Vorfahre. diesem Abend ein. Dem stehen Aus- Verheiratet ist die Werbefachfrau gaben von 3,5 Millionen Euro ge- und Journalistin mit Erste-Bank-Chef genüber. Für die Auf- und Umbau- Andreas Treichl, mit dem sie drei arbeiten gibt es ein Auftragsvolu- Söhne hat.

KURZ GEMELDET Umstrittener Arzt verliert Kassenvertrag WIEN Ein Wiener Arzt hat kürzlich für Empörung gesorgt, nachdem er mittels eines Infoblatts und auf Facebook wissen ließ, keine „Asylanten“ zu behandeln. Das hat nun Konsequenzen: Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) wird dem Allgemeinmediziner den Kassenvertrag entziehen. Die Kasse hatte den Arzt zuvor aufgefordert, seine Haltung zu ändern – wozu dieser jedoch nicht bereit war. SN, APA

Sängerknaben.

Landwirt von Zuchtbullen getötet

Sängerknaben werden zu Ehrenbotschaftern

Ein 76-jähriger Bauer ist in Dorf an der Pram (Bezirk Schärding) beim Ausmisten des Stalls von einem Zuchtbullen attackiert und so schwer verletzt worden, dass er wenig später im Krankenhaus starb. Das gab die Polizei am Freitag bekannt. SN, APA

WIEN. Die Wiener Sängerknaben stellen sich in den Dienst der guten Sache: Sie sind nun Ehrenbotschafter für das Kinder- und Jugendprogramm „Roots & Shoots“ der berühmten britischen Primatenforscherin und Umweltaktivistin Jane Goodall. SN, APA

DORF A. D. PRAM.

BILD: SN/APA/BARBARA GINDL