Wie Digitalisierung Mobilität klimaverträglicher macht - VCÖ

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»Digitale Werkzeuge ermöglichen es, die Mobilität umweltverträglicher zu gestalten.« Katja Schechtner, Urban Innovation Agent, MIT Media Lab, Boston – Seite 5

Wie Digitalisierung Mobilität klimaverträglicher macht Internet-Nutzung wird mobiler

Videokonferenzen

Internet-Nutzende in Österreich

Beispiel: BKS-Bank Anzahl Videokonferenzen und vermiedene Kilometer

rein stationäre Nutzung

2017

84 % 69 %

der Internet-Nutzenden in Österreich nutzen standortbezogene Apps, davon

43 %

93 % Standortabfrage

87 % Navigation

61 % Geschäfte im Umfeld suchen

141.000 km

Viele nutzen digitale Angebote der Bahn Bahnfahrende bis 24 Jahre Ticketkauf

25 bis 54 Jahre

21 % 38 % 30 %

Bike Citizens-User pro Monat

275

auch mobile Nutzung

73 %

71 %

Fahrrad-Navi im Trend

über 55 Jahre

Wien

2014

395 194.000 km 2015

485 257.000 km 2016

2013

300 200 100 0

2016

Graz

2013

2016

Carsharing wächst in Deutschland

stationsunabhängig

stationsbasiert

17 % 19 % 6%

1.500 Start 1.200 Kooperation 900 Stadt Wien 600 300 0

Quelle: Bike Citizens 2017 Grafik: VCÖ 2017

2007

73 %

täglich

Quelle: BKS Bank Nachhaltigkeitsbericht 2016 Grafik: VCÖ 2017

gesamt

statt Geschäftsreisen

Quelle: Integral 2017, ÖWA Plus 2017, MMA 2016 Grafik: VCÖ 2017

magazin

Digitale Anwendungen verändern den Zugang zur Mobilität. Das Mobilitätsverhalten wird flexibler und vielfältiger. Was zählt ist die Mobilitätsdienstleistung, die jederzeit ans Ziel bringt. Viele, die mit der Bahn reisen, steigen zuerst am Computer oder via Smartphone-App ein. Bikesharing und Smartphone-Navi machen das Radfahren auch in unbekannten Städten einfach möglich.

Fahrzeuge

2012

2017

VCÖ – Mobilität mit Zukunft Österreichische Post AG MZ 02Z030778 M Bräuhausgasse 7–9 1050 Wien T +43-(0)1-893 26 97 E [email protected] www.vcoe.at

21 %

Mobilität als Dienstleistung durch Digitalisierung Integrationsstufen „Mobility as a Service“

Stufe 2 Stufe 1

Stufe 0

getrennte Angebote

gebündelte Information

Bezahlung von Einzelstrecken

Stufe 3

vertragliche Mobilitätspakete

SBB Green Glass

Quelle: UbiGo 2017 Grafik: VCÖ 2017

2017-03

53 % 51 %

71 % 54 %

Gezielt gestalten

Alles digital?

Via Smartphone eröffnen sich neue Möglichkeiten, die eigene Mobilität ­variabler und gezielt klimaverträglicher zu gestalten.  >>Seite 4

Die Politik ist gefordert, die digitale Infrastruktur nicht völlig den rein marktwirtschaftlich organisierten privaten Big-Playern zu überlassen.  >>Seite 6

1.500

7.800

Fahrberechtigte 220.000 42.000

455.000

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22 %

9.400

Quelle: Bundesverband CarSharing 2017 Grafik: VCÖ 2017

Fahrplanabfrage

5.600

©NÖVOG/weinfranz.at

53 % 38 % 14 %

11 % 25 % 25 %

Quelle: VCÖ-Bahntest 2017 Grafik: VCÖ 2017

Abfrage aktueller Fahrtinfo

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vcö-magazin 2017-03

VCÖ-Mobilitätspreis Österreich

Kommentar

Autobefreit in Kärnten urlauben

Digitalisierung erfordert Vertrauen

In Europas Großstädten gibt es immer mehr autofreie Haushalte. Auf d ­ ieses ­Publikum zielt der Kärnten-Tourismus ab, indem er die Anreise und die ­Mobilität vor Ort ohne eigenes Auto einfach macht. Im Jahr 2017 geht der Gesamtsieg beim VCÖ-Mobilitätspreis Österreich an die Region Villach Tourismus für das ­Projekt „­Touristische Mobilitätszentrale Kärnten“.

Von Markus Gansterer, VCÖ-Verkehrspolitik

Mit den neuen Angeboten und Chancen durch die Digitalisierung sind unweigerlich Fragen nach Datenschutz und Überwachung verbunden. Bei vielen Mobilitäts-Apps liegt es in der Natur der Sache, dass sie mit individuellen Daten und dem Standort verbunden sind. Wenn Datenmissbrauch oder großflächige Überwachung dazu führen, dass Teile der Bevölkerung

»Privatsphäre und Personendaten schützen« das Vertrauen in Datenschutz und die Wahrung der Privatsphäre verlieren, werden auch sinnvolle Anwendungen auf Widerstand Foto: Adrian Hipp

stoßen. Dazu gehören zum Beispiel mobiles Ticketing, BigData-Verkehrsprognosen oder Kamerasysteme zur Verkehrssteuerung. Die Diskussion, der wir uns im Mobilitätsbereich zu stellen haben, betrifft zwei Unterscheidungen. Erstens personalisierte Daten versus anonyme Massen, wie etwa Fahrgäste an Haltestellen. Personen sind vor der unfreiwilligen Erfassung ihrer persönlichen Daten und vor Überwachung zu schützen. Zweitens Überwachung von Kraftfahrzeugen versus jener von Insassen. Zur Unfallvermeidung ist es nützlich, Fahrzeuge engmaschig zu kontrollieren, etwa Tempokontrollen zu verbessern. Abgesehen von eventuell möglichen Eingriffen im Notfall, Stichwort „Geisterfahrer“, geht die Strafe meist einfach an den Fahrzeughalter beziehungsweise die Fahrzeughalterin. Aber bereits angedacht werden etwa individuelle Versicherungstarife, also die Erweiterung der Kontrolle auf die lenkende Person. Was bedeutet diese Möglichkeit zum Beispiel dafür, notorische Raser zu erfassen? Die Antwort erfordert eine sensible Abwägung. Mit dem Vertrauen in den Staat und ebenso in Unternehmen, dazu den Willen aufzubringen, die Privatsphäre zu achten und persönliche Daten wirksam zu schützen, steht und fällt die ­Akzeptanz digitaler Anwendungen. >> Ihre Meinung dazu an [email protected] Impressum: VCÖ-Magazin – für Mobilität mit Zukunft Redaktion und Anzeigenleitung: 1050 Wien, Bräuhausgasse 7–9 T +43-(0)1-893 26 97 E [email protected] www.vcoe.at Medieninhaber, Herausgeber: VCÖ – Mobilität mit Zukunft, 1050 Wien, Bräuhausgasse 7–9 ZVR-Zahl: 674059554

Konto: ERSTE BANK IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200 DVR-Nr. 0539856; UID-Nr. ATU 36822809 Zulassungs-Nr. MZ 02Z030778 M Persönlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorin beziehungsweise des Autors wieder. Layout: A BISS Z PRODUCTIONS Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus, 3100 St. Pölten

Erstellt unter Beteiligung von: Markus Gansterer

Katja Schechtner

Hans Arby

Daniel Kofler

Susanne Krawack

Markus Raunig

Alexander Stiasny Walter Wasner Ursula JungmeierScholz

Bernhard Hachleitner

Christian Gratzer

Michael Benz

Stefan Wehrmeyer

Florian Lorenz

Reinhard König Christian Höller

Willi Nowak

Ulla Rasmussen

Linda Eder Michael Schwendinger Hermann Weiß

Philipp Papapostolu Ingrid Brodnig

André Muno

Christiane Wendehorst

Sandra Schett Reinhard Birke

Doris Neubauer

Shuttle-Dienst des Projekts Touristische Mobilitätszentrale Kärnten: Gäste und Einheimische werden einfach und barrierefrei von den am Projekt beteiligten Bahnhöfen zu ihrem Reiseziel gebracht.

E

in sehr gut ausgebautes öffentli­ ches Verkehrsnetz in den Städten sowie veränderte gesellschaftli­ che Werte führen zu sinkenden Zah­ len beim Besitz von Führerschein und eigenem Auto. Im ländlichen Raum hingegen sind viele Menschen auf­ grund der Zersiedelung und des oft lückenhaften öffentlichen Verkehrs­ angebots nach wie vor stark auf das Auto angewiesen.

Erfolgsgarant: Regionsüber­ greifende Zusammenarbeit Für Tourismusregionen ergibt sich daraus die besondere Herausforde­ rung, die örtlichen Gegebenheiten mit einem attraktiven Angebot für ei­ nen Urlaub ohne Auto in Einklang zu bringen. „Nicht selten ist die Attrak­ tivität und die leichte Erreichbarkeit einer Unterkunft ausschlaggebend für die Wahl des Urlaubsortes. Damit war es für uns ein Gesetz der Stunde, ent­ sprechende Mobilitätssysteme abseits des Privat-Pkw zu entwickeln“, be­ kräftigt Georg Overs, Geschäftsfüh­ rer der Region „Villach–Faaker See– Ossiacher See“. Trotz der guten überregionalen und internationalen Anbindung Kärntens war die Anreise mit Bus und Bahn aufgrund des mangelhaften Mobili­ tätsangebots für die „letzte Meile“ – den Transport vom Bahnhof zur Un­ terkunft oder zum Ausflugsziel und zurück – bislang nicht attraktiv. Auch scheiterte es häufig am mangelnden Mobilitätsangebot vor Ort. Kärnten

positioniert sich nun als klimaver­ trägliche Tourismus-Destina­tion. Das regionsübergreifende Projekt „Mo­ bilitätszentrale Kärnten“ ist eine in Österreich einzigartige Koopera­ tion von acht Tourismusregionen und der

»Das landesweit einheitliche Bahnhof-Shuttle schließt in Kärnten die Lücke der letzten Meile.« Kärnten Werbung. „In der Mobilität der Zukunft ist regionsübergreifen­ de Zusammenarbeit ein wesentlicher Erfolgsgarant“, betont Projektleiter Markus Reisner. Ein landesweit einheitliches Bahn­ hof-Shuttle umzusetzen, schließt die Lücke der letzten Meile. Das Mo­ bilitätsangebot vor Ort wird stetig ausgebaut und gewährleistet, dass Unterkünfte und Ausflugsziele ohne eigenen Pkw gut erreichbar sind. Der online buchbare Shuttledienst bringt nicht nur Gäste zu attraktiven Prei­ sen von einem der zehn am Projekt beteiligten Bahnhöfe in Kärnten zur gebuchten Unterkunft, sondern steht auch Einheimischen in der Region zur Verfügung. Durch den Zugang sowohl für Gäs­ te als auch für Einheimische und die attraktive Preisgestaltung leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur barrierefreien und sozial gerechten Mobilität in der Region. „Kärnten

nimmt mit diesem regionsübergrei­ fenden Projekt eine absolute Vorrei­ terrolle im Tourismus Österreichs ein“, meint Christian Kresse, Ge­ schäftsführer der Kärnten Werbung. Durch zusätzliche Werbung sowie Bewusstseinsbildung für Urlaubs- und Freizeitaktivitäten ohne eigenes Au­ to möchte Kärnten in den wichtigen Herkunftsstaaten seiner Urlaubsgäste zusätzlich punkten und neue Gäste­ schichten ansprechen. Ein einheitli­ ches touristisches Mobilitätsleitsystem mit Piktogrammen und Farbdefini­ tionen und der Ausbau bestehender Mobilitätsangebote fördern Wahlfrei­ heit und einfache Kombination un­ terschiedlicher Mobilitätsformen.

Vorbildrolle in Österreich Das Bahnhof-Shuttle, das von den Kärntner Tourismusregionen initiiert wurde, ist seit 1. Juni 2017 in Betrieb. Projektpartner Martin Bacher betont die zentrale Bedeutung der Koopera­ tion mit den regionalen Transportun­ ternehmen: „Nur mit der Unterstüt­ zung der regionalen Partner kann der Shuttleservice an 365 Tagen im Jahr gewährleistet werden.“ Nach Berechnungen des Bundes­ ministeriums für Land- und Forst­ wirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­ schaft kann durch die Fahrtenbün­ delung, die klimaverträgliche Anreise sowie den Verzicht auf den eigenen Pkw vor Ort der Ausstoß von rund 1.100 Tonnen CO2 pro Jahr vermie­ den werden.

Der VCÖ-Mobilitätspreis hat viele Partnerinnen und Partner Der VCÖ-Mobilitätspreis Österreich wurde in Kooperation mit bmvit, bmlfuw und ÖBB durchgeführt sowie von Siemens AG Österreich, Kapsch, Sozialministerium, Thales, Erste Bank und europrint unterstützt. Der VCÖ dankt zudem für die Unterstützung des VCÖMobilitätspreises 2017 in den Bundesländern: Land Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Stadt Wien, Energie Steiermark, Gesiba, Holding Graz, Kärntner Linien, Kelag, Oberösterreichischer Verkehrsverbund, Salzburg Verkehr, Tiroler Wasserkraft, Rhomberg, Verbundlinie Steiermark, Verkehrsverbund Tirol, Verkehrsverbund Vorarlberg.

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vcö-magazin 2017-03

VCÖ-Mobilitätspreis 2017 „Klimaverträglich mobil“

Foto: VCÖ/APA-Fotoservice/Hautzinger

Die ausgezeichneten Projekte Gesamtsieg: Touristische Mobilitätszentrale Kärnten: Der VCÖ-Mobilitätspreis Österreich wurde überreicht von (v.l.n.r.): Willi Nowak (VCÖ), Ursula Zechner (Sek­ tionschefin ­bmvit), Reinhard Mang (Generalsekretär ­bmlfuw) und Evelyn Palla (Vorstandsdirektorin ÖBB-Personenverkehr).

Verkehr in Europa

Lkw 4.0: vernetzt, sicher, emissionsfrei? Von Ulla Rasmussen, VCÖ-Verkehrspolitik

Verkehr verursacht in den Staaten der EU 35 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, die nicht vom Emissions­handel erfasst sind. Kfz-Verkehr verursacht davon 90 Prozent,

D

er VCÖ-Mobilitätspreis 2017 stand unter dem Motto „klima­ verträglich mobil“. Die aktuel­ len Entwicklungen im Verkehr hin zu mehr Sharing, Automatisierung und Elektrifizierung sind Ausdruck eines Transformationsprozesses mit hohem Potenzial, das Verkehrssystem bis zum Jahr 2050 klimaverträglich zu ma­ chen. Neben umgesetzten Projekten standen deshalb auch innovative Ideen und Konzepte für eine Mobilität mit Zukunft im Fokus. 377 Projekte und Konzepte wurden eingereicht, so viele wie noch nie in der 26-jährigen Ge­ schichte des VCÖ-Mobilitätspreises. Die Gewinnerinnen und Gewinner von Österreichs größtem Wettbewerb für umweltverträgliche Mobilität sind gekürt: > Gesamtsieg

Touristische Mobilitätszentrale Kärnten – Region Villach Tourismus GmbH > Kategorie „Aktive Mobilität und öffentlicher Raum“

Smarter Together – gemeinsam g‘schei­­ ter – Magistrat der Stadt Wien, MA25

> Kategorie „Barrierefreie und sozial gerechte Mobilität“

> Kategorie „Internationale Vorbildprojekte“

BIS-Mobil: Transportdienstleistung und Arbeitsmarktintegration im Salzkammergut – Bildungszentrum Salz­ kammergut Gemeinnützige GmbH

Nachhaltige Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem Mikro-Depot-Konzept in der Stadt Nürnberg – Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

> Kategorie „Digitalisierung und webbasierte Mobilitätslösungen“

wegfinder. Der inter­modale Routenplaner für öffentlichen und individuellen Verkehr – iMobility GmbH

> Kategorie „Konzepte für Digitalisierung im Mobilitätsbereich“

Green Miles – Green Miles Team

> VCÖ-Mobilitätspreis Burgenland

Stadtbus Eisenstadt – Landeshaupt­ stadt Freistadt Eisenstadt Pedibus – Volksschule Mattersburg SAGMO – Schule macht green ­mobil!  – Panmobile – Ingenieurbüro DI Christian Grubits

»Digitalisierung darf nicht bloß zu mehr Lkw-Güterverkehr führen« stehen nicht nur wichtige politische Entscheidungen an, sondern auch ein vor allem von Digitalisierung getriebener Marktwandel. Lkw werden zunehmend Teil der Industrie 4.0-Wertschöpfungs­ zitätsnutzung, Flottenmanagement und Lieferkettenkontrolle als

Essen auf Elektrolastenrädern – Samariterbund Wien

Batteriewechselsysteme: E-Mobilität im hochfrequentierten Stadtverkehr – Thomas Bruckmüller (TU Wien)

und wie es um Fahrzeug und die Person am Steuer bestellt ist.

> Kategorie „Forschungsprojekte für klimaverträgliche Mobilität“

> Kategorie „Öffentlicher Verkehr und multimodale Mobilität“

Eine CO2-basierte Flugticketabgabe – Österreichisches Institut für Wirtschafts­ forschung (WIFO)

VVT Tarifreform – Verkehrsverbund Tirol

> Kategorie „Ideen für soziale und technologische Innovationen“

Kreisel Akkutechnologie – Kreisel Electric GmbH

> Kategorie „Technologie und E-Mobilität“

DorfLadenCafé als eMobilitätszentrale – Institut für Paradiesgestaltung

Teil der Produktion. Es ist zu jeder Zeit klar, wo genau der Lkw ist Fahrzeug-Komponenten können mit Hilfe der Digitalisierung ausgetauscht oder repariert werden, bevor Schäden entstehen. Das erhöht die Lebensdauer des Fahrzeugs und senkt den Bedarf an neuen Lkw. Automatisierung unterstützt auch beim Lenken. Sie erinnert, wann Pausen notwendig sind. Bei ungewolltem Fahrbahnwechsel oder zu wenig Abstand wird gewarnt oder automatisch eingegriffen. Dies kann zu weniger Verkehrsunfällen und weniger dramatischen Auswirkungen bei Unfällen führen. Ein gefährlicher oder energieintensiver Fahrstil wird erkannt und kann automatisch korrigiert werden. Den Trend zu emissionsfreien kleinen Lkw für urbane Bereiche

Smart City Ebreichsdorf (SMCE) – Technische Universität Wien > VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich

Emissionsfreie Mobilität – die neuen E-Busse – LINZ LINIEN GmbH OÖ Mobilitätsrechner – Amt der OÖ Landesregierung, Abteilung Gesamt­ verkehrsplanung und Öffentlicher Verkehr Kreisel Akkutechnologie – Kreisel ­Electric GmbH > VCÖ-Mobilitätspreis Salzburg

Touristische Mobilitätszentrale Kärnten – Region Villach Tourismus GmbH 40 Tage ohne Elterntaxi – VS Lind ob Velden add-e – Nachrüstsatz für Fahrräder – GP Motion

Nationalpark Sommercard Mobil – Ferien­region Nationalpark Hohe Tauern Urban Emotions – Förderung ­klimaverträglicher Mobilität durch digitale partizipative Planung – Universität Salzburg – Fachbereich Z_GIS NAVYA Arma : Autonom fährt in Österreich – NAVYA

> VCÖ-Mobilitätspreis Niederösterreich

> VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark

Mobilitätsprojekt Weiki Mobil der Volksschule Baden Weikersdorf – ­Elternverein der VS Baden Weikers­dorf Begegnungszone Pöchlarn – Stadt­ gemeinde Pöchlarn station by FONATSCH – energieautarke Wartestation – Fonatsch GmbH

e-autoteilen im Steirischen Vulkanland – LEA GmbH Rund um mobil in Semriach – Markt­ gemeinde Semriach Velofood – der nachhaltige Liefer­ service – velofood e.U.

> VCÖ-Mobilitätspreis Kärnten

Der Straßengütertransport muss klimaverträglicher werden. Es

> Kategorie „Konzepte von Studieren­ den, Schülerinnen und Schülern“

> Kategorie „Energieeffizienter Lieferverkehr“

können niedrige CO2-Grenzwerte für Lkw unterstützen. Am bes­ ten auch mit einem Anteil von Fahrzeugen mit Null-Emissionen.

VCÖ-Mobilitätspreis in den Bundesländern

I

etwa 30 Prozent, in Österreich sind es mehr als 46 Prozent.

kette. Das heißt dynamische Routenoptimierung, bessere Kapa-

>> Informationen zu den Projekten: www.vcoe.at/projekte/vcoe-mobilitaetspreis-2017

n den Bundesländern wurden 28 innovative Projekte beim VCÖ­ Mobilitätspreis 2017 ausgezeichnet. Nähere Informationen zu den Projek­ ten finden Sie auf www.vcoe.at.

davon der Lkw-Verkehr

Noch ist offen, welche Antriebsart sich bei den Lkw der Zukunft > VCÖ-Mobilitätspreis Tirol

Erneuerung Dorfbahn Serfaus – Seilbahn Komperdell GmbH Die MobilitäterInnen – Ein bewegendes Netzwerk – Die MobilitäterInnen Tiroler Fahrradwettbewerb: Ganz Tirol radelt! – Klimabündnis Tirol > VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg

EcoPoints – Belohnungssystem für nachhaltige Mitarbeitermobilität – Kooperation WebProfis & Dörler En­ gineering Services Wirtschaft MOBIL – Energieinstitut Vorarlberg innen.stadt.leben – Stadt Hohenems > VCÖ-Mobilitätspreis Wien

Essen auf Elektrolastenrädern – Sama­ riterbund Wien Rettung und Soziale Dienste gem. GmbH Low Emission Electric Freight Fleets, LEEFF – Voltia AT GmbH EMILIA – Electric Mobility for Innovative Freight Logistics in Austria – AIT – Austrian Institute of Technology

durchsetzt. Derzeit schaut es nach E-Antrieb mit Batterie in den Städten und Oberleitungs-Lkw für längere Strecken aus. Mehr Effizienz dank Digitalisierung bedeutet allerdings auch niedrigere Gesamtkosten für die Betreibenden, also einen günstigeren Straßengüterverkehr. Damit die Vorteile der Digitalisierung nicht bloß zu mehr Lkw-Güterverkehr führen, sind begleitende Maßnahmen wichtig, etwa eine CO2-abhängige Lkw-Maut und deren Ausweitung über die Autobahnen hinaus, die auch externe Kos­ten in Rechnung stellt. Ebenso eine höhere Dieselbesteuerung. Im Jahr 2018 hat Österreich die einmalige Möglichkeit, die dazu notwendigen und schon geplanten EU-Maßnahmen im Rahmen seiner EU-Ratspräsidentschaft zügig voranzutreiben. Für Österreich als zentral gelegenen, transitgeplagten Staat und seine Bevölkerung ist dies von großer Bedeutung. >> Ihre Meinung dazu an: [email protected]

4

Foto: Mobiel 21/Bike Citizens

vcö-magazin 2017-03

Lukas kommt zum Studieren in eine fremde Stadt PING if you care: Das im Mai 2017 in Brüssel gestartete Projekt sammelt und visualisiert Feedback von Radfahrenden.

Orientierung, Information, Mitsprache – via Smartphone jederzeit greifbar, eröffnen sich ständig neue Möglichkeiten, das Leben einfach und gezielt klimaverträglicher zu gestalten. Von Christian Höller Doch es gilt, auch Sackgassen in eine neue Unmündigkeit zu vermeiden.

N

ächste U-Bahn in 3 Minuten! Digitale Anzeigen an Haltestel­ len, wann das nächste Fahrzeug kommt, der Sekundenzähler bis zum nächsten Grün an der Ampel, die Echtzeit-Fahrplanauskunft am Smart­ phone – digitale Informationen, die

»Digitale Informationen, die Daten als Entscheidungsgrundlagen zugänglich machen, sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.« Daten als Entscheidungsgrundlagen zugänglich machen, sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.

Öffentliche Erreichbarkeit statt Kilometer messen Nina und Paula wollen sich in einem Café treffen, das für beide binnen 15 Minuten öffentlich erreichbar ist. Der zutreffende Bereich wird auf dem Stadtplan am Smartphone angezeigt, inklusive möglicher Cafés. Die Stadt nach Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermessen – das

Foto: Susanne Brandt

André Muno, Team RADar!, Klima-Bündnis Deutschland „Die RADar!-App ist ein Bürgerbeteiligungsinstrument für bessere Radfahrinfrastruktur. Binnen weniger Sekunden wird aus einem Ärgernis ein dem Zuständigen vorliegender Verbesserungsvorschlag.“

Reinhard König, Experte für nachhaltige Stadtund Raumplanung am AIT „Die Möglichkeiten der Digitalisierung erleichtern es, Menschen auf einer viel breiteren Ebene in Stadtplanungsprozesse einzubinden.“

ist die Grundidee von „Mapnificent“, das Stefan Wehrmeyer aus Bonn ent­ wickelt hat. Mapnificent integriert al­ le Routen des Öffentlichen Verkehrs, Haltestellen sowie Fahrzeiten. Ande­ res Beispiel: Lukas kommt zum Stu­ dieren in eine fremde Stadt und sucht eine Wohnung. Mapnificent zeigt ihm, aus welchen Bereichen der Stadt seine Uni binnen einer halben Stunde öffentlich erreichbar ist und die daher als Gegend für die gesuchte Wohnung besonders attraktiv wären. Mittler­ weile sind auf Mapnificent knapp 100 Städte weltweit entsprechend abfrag­ bar – in Österreich bisher nur Wien. Einen Ausflug machen wollen, oh­ ne Idee wohin? Aber Baden, Bootfah­ ren oder doch Museum wäre schön? In Berlin und Brandenburg hat www. naturtrip.org binnen Sekunden Vor­ schläge parat. Den eigenen Standort und „Wellness in maximal 40 Minu­ ten“ eingeben und auf der digitalen Landkarte werden genau die pas­ senden Ausflugsziele angezeigt, die jetzt gerade in der gewünschten Zeit klima­ verträglich mit Zug, S-Bahn, Straßenbahn, Bus oder Fahrrad zu erreichen sind. „Anders als bei Rou­ tinewegen im Alltag, sind die Men­ schen bei Ausflügen flexibler bei der Wahl des Verkehrsmittels und lassen auch gern mal das Auto stehen“, ist Hermann Weiß von naturtrip.org überzeugt. Warum nur in Berlin und Brandenburg? „Wir sind gerade in Gesprächen mit mehreren Destinatio­ nen und Verkehrsverbünden in Öster­ reich und Deutschland, die unseren naturtrip-Ausflugsplaner auf ihren Internetseiten einbauen wollen. Da­ mit möglichst viele Urlaubsgäste auch ohne Auto anreisen“, zeigt sich Her­

mann Weiß hoffnungsfroh, mit dem Auskunftstool bald auch anderswo ins Geschäft zu kommen.

Selbst aktiv Straßen und Plätze mitgestalten Smartphone-App oder Computer können kurze und direkte Kommu­ nikationswege schaffen. Das KlimaBündnis Deutschland macht sich das für die Meldeplattform RADar! zu­ nutze. „Die RADar!-App ist ein Bür­ gerbeteiligungsinstrument für besse­ re Radfahrinfrastruktur“, präzisiert André Muno vom Klima-Bündnis. „Ein Schlagloch oder Glasscherben am Radweg gefährden die Reifen, dort eine gefährliche Kreuzung. Via GPS wurde auf dem elektronischen Stadtplan an der Problemstelle ein Pin gesetzt, der Grund der Beschwer­ de eingetippt und per Klick abge­ schickt. Binnen weniger Sekunden wird aus dem Ärgernis ein dem Zu­ ständigen vorliegender Verbesserungs­ vorschlag. Und sobald der Missstand bearbeitet wird, wird das automatisch rückgemeldet.“ Die App ist kostenlos, die Software für Kommunen gegen eine geringe Gebühr erhältlich. Rund 200 Kommunen und Landkreise in Deutschland nutzen das Tool bereits. Ähnlich arbeitet die Kampagne „PING if you care“, die Bike C ­ itizens zusammen mit Mobiel 21 Ende Mai 2017 in Brüssel lanciert hat. Wird beim Radfahren eine Gefahrensi­ tuation wahrgenommen, wird per PING-Button am Fahrradlenker die GPS-Position und ein Kommentar abgeschickt. Die gesammelten Daten helfen der Stadtverwaltung bei der Verbesserung der Fahrradinfrastruk­ tur.

Wie die Umgebung unser Verhalten beeinflusst Der bekannte dänische Architekt und Städteplaner Jan Gehl fand heraus, dass Menschen vor langweiligen Fas­ saden schneller gehen und seltener anhalten als bei abwechslungsreicher Gestaltung. Die neuen Technologien helfen Forschenden, genauer zu ver­ stehen, wie unsere Umgebungen un­ sere Gefühle und unser Verhalten be­ einflussen, schreibt Colin Ellard, ka­ nadischer Neurowissenschaftler und Experimentalpsychologe in seinem Buch „Psychogeografie“. Wissen­ schaftler wie er machen Reaktionen auf unsere Umgebung transparent, indem sie etwa Veränderungen der

»Ungleichheit, etwa zwischen Bevölkerungsgruppen, darf nicht digital einzementiert werden.« Hautleitfähigkeit, Augenbewegun­ gen und Herzfrequenz vor Ort in der Stadtumgebung messen. Diese Daten können zur Gestaltung einer men­ schengerechteren Umwelt genutzt werden – aber, was nicht übersehen werden darf, auch zur Optimierung der kommerziellen Nutzbarkeit des öffentlichen Raums.

Messen, wo sich Radfahrende wohlfühlen Auch beim interdisziplinären Pro­ jekt Urban Emotions, für das Bernd Resch von der Universität Salzburg kürzlich beim VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet wurde, wird über am Körper getragene Sensoren Herz­

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Foto: Urban Emotion / Bernd Resch

vcö-magazin 2017-03

digital mobil

»Wir können heute auf Basis

automatisierter Analysen von Straßenfotos vorhersagen, wie sich Stadtgebiete wahrscheinlich entwickeln werden.«

Katja Schechtner VCÖ-Magazin: Hat sich das Verständnis von Stadtstrukturen und den Menschen, die dort leben, verändert, seit wir mit neuen Technologien Informationen über Städte erfassen und analysieren können?

schlag und Körpertemperatur Fahr­ radfahrender gemessen. Erlebt die radfahrende Person eine Gefahrensi­ tuation, wird dies durch die Messung der Körperemotion sichtbar. Um­ gekehrt wird auch sichtbar, wo sich beispielsweise Radfahrende oder Ge­ hende wohlfühlen. Diese Ergebnisse fließen dann in die konkrete Mobili­ tätsplanung ein. Auch Apps werden eingesetzt. Das Projekt wurde bereits in Kaisers­lautern und in Boston um­ gesetzt. „Die Möglichkeiten der Digitali­ sierung erleichtern es, Menschen auf einer viel breiteren Ebene in Stadtpla­ nungsprozesse einzubinden, Planende

Herzschlag und Körpertemperatur messen: Beim Projekt Urban Emotions wird sichtbar, wo sich Radfahrende gefährdet fühlen – hier am Beispiel von Boston.

»Die Stadt nach Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermessen, ist die Grundidee von „Mapnificent“.« und Fachleute ebenso wie Politik und Stadtverwaltung und die verschiede­ nen Bevölkerungsgruppen“, ist Reinhard König, Experte für nachhaltige Stadt- und Raumplanung am AIT, überzeugt. „Digitalisierung schafft neue Entwurfs- und Kommunika­ tionsmittel, Planungsvarianten können virtuell viel anschaulicher

BESUCHEN SIE UNSERE NEUE WEBSEITE!

durchgespielt werden. Beispielsweise können Menschen über Apps bewer­ ten und Vorschläge machen. Damit werden Türen geöffnet, denn gene­ rativen Algorithmen ist es egal, ob Anforderungen von Laien kommen oder von planenden Fachleuten“, sagt König. Doch es müsse bewusst bleiben, dass Computer per se nicht eine bessere, sondern nur eine andere Art von Planung ermöglichen. Trivi­ al sei das nicht. Denn es ist darauf zu achten, dass nicht Ungleichheit, etwa zwischen unterschiedlichen Bevölke­ rungsgruppen, digital einzementiert wird. Auch kulturelle Zusammenhän­ ge müssen berücksichtigt werden. So würde etwa in Singapur oder Äthio­ pien, wo König bereits mit compu­ terbasierter Stadtplanung gearbeitet hat, oft Anderes als gut oder schlecht bewertet als in Europa. >> Linkliste: www.mapnificent.net www.naturtrip.org www.radar-online.net www.bikecitizens.net

Urban Innovation Agent, MIT Media Lab, Boston; OECD, Paris; Visiting Professor, ­Technische Universität Wien

Katja Schechtner: Ja, wir gewinnen ganz neue Einsichten in die Nutzung

von Regionen. Wir verstehen zum Beispiel viel besser die Verkehrsströme zwischen verschiedenen Gebieten – und sehen auch, wo es Verbindungs­ lücken gibt und wieviele Menschen diese betreffen. In Kombination mit anderen Datensätzen können wir auch gute Aussagen darüber treffen, welche Mobilitätsangebote gut angenommen würden, etwa eine neue Buslinie, mehr Shared Mobility oder Elektro-Fahrräder. So können digi­ tale Werkzeuge eingesetzt werden, um umweltverträgliche Mobilität zu gestalten, die Menschen dann auch nutzen möchten. VCÖ-Magazin: Sie haben am Projekt „Stadtplan der Gefühle“ mitgearbeitet, bei dem das Ziel war, diffuse Qualitäten einer Stadt in emotionalen Landkarten messbar zu machen. Ist das gelungen?

Katja Schechtner: Das Projekt Place Pulse war ein Startpunkt für viele

weitere Forschungen. So können wir heute auf Basis automatisierter Ana­ lysen von Straßenfotos vorhersagen, wie sich Stadtgebiete wahrscheinlich entwickeln werden und warum das so ist. Damit können wir etwa den Fokus auf Straßenzüge legen, die gerade abzugleiten drohen, und dort gezielt Verbesserungsmaßnahmen durchführen. Für New York kann das interaktiv unter http://streetchange.media.mit.edu/ angesehen werden. VCÖ-Magazin: Wenn Sie in Ihren Projekten auch „weiche“ Fakten – Angst, Erleben, Lebensqualität, Freude – messbar machen, beunruhigt Sie diese Entwicklung zum „gläsernen Menschen“ nicht manchmal auch?

Katja Schechtner: Mehr darüber zu verstehen, wie Menschen etwa ihren

>> Zum Autor: Christian Höller, R ­ edakteur des VCÖ-Magazins, schreibt als freier Journalist vor allem zu den

Arbeitsweg wahrnehmen, gibt mir die Möglichkeit, menschengerechter zu planen, mitunter kleine Eingriffe zu machen, die große Wirkungen haben – von der Beleuchtung bis zum Gesamtlayout einer Kreuzung. Gleichzeitig verstehe ich die Sorge, dass Daten in falsche Hände geraten könnten – hier arbeite ich gerade daran, dass wir neue technologische Methoden nutzen, etwa „Blockchain“ oder „Safe Answers“, die so gestal­ tet sind, dass Privacy-Regeln gar nicht umgangen werden können.

Themen Mobilität und Trinkwasser.

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Foto: UbiGo

vcö-magazin 2017-03

Alles digital, alles gut? UbiGo, das multimodale Mobilitätsservice aus Schweden: Ein Abo individuell ausgewählter Mobilitätsangebote sichert die Gesamtmobilität eines Privathaushalts – in Göteborg erprobt, in Stockholm vor dem Start.

Die Politik ist gefordert, digitale Infrastruktur nicht völlig den großen, marktwirtschaftlich organisierten, privaten Playern zu überlassen. Sie hat einen verkehrspolitischen Gestaltungsspielraum sicherzustellen, Von Bernhard Hachleitner der auch regionale Mobilitätslösungen ermöglicht.

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wei denkbare, sehr gegensätz­ liche Zukunftsszenarien: Al­ le Mobilitätsangebote sind auf einen Blick verfügbar, können via Smartphone gebucht werden. Deshalb nutzen künftig viel mehr Menschen Leihräder, Öffentlichen Verkehr und Carsharing – statt mit dem eigenen Auto zu fahren. Oder: ­Google, Uber und Co. beherrschen die Mobilitätswelt der Zukunft, die Fahrerinnen und Fahrer werden ex­ trem schlecht bezahlt, mittelfristig durch selbstlenkende Autos sogar

»Digitalisierung ermöglicht stärkere Individualisierung von Mikro-ÖV-Systemen und macht die Nutzung einfacher und komfortabler.«

überflüssig. Automatisierung redu­ ziert Kosten und verursacht dadurch zusätzliche Kilometer. „Digitalisierung ist die Basis für einen effizienten, professionellen, transparenten und kostengünstigen Betrieb“, sagt Alexander Stiasny. Mit ISTmobil im Bezirk Klosterneuburg und GUSTmobil in Graz-Umgebung betreibt seine Firma Mikro-ÖV-Sys­ teme, die von den Nutzerinnen und Nutzern nicht nur über eine App bestellt und automatisch abgerech­ net werden können, sondern auch in verschiedene digitale Auskunftssys­ teme integriert sind. Routen parallel zum Öffentlichen Verkehr bedient das System nicht. In Klosterneuburg spart ISTmobil durch Reduktion der privaten Pkw-Fahrten etwa 36 Ton­

nen CO2 und 135 Mega­wattstunden Energie pro Jahr ein, obwohl haupt­ sächlich Dieselfahrzeuge im Einsatz sind. „Hier gibt es weiteres Verbes­ serungspotenzial. Wir bieten unse­ ren Partnern, den lokalen Taxiunter­ nehmen, auch Unterstützung beim Umstieg auf Elektro-Autos an“, so Stiasny. Ein anderer Effekt wird erst langfristig messbar: Wenn es um die Anschaffung eines neuen (Zweit-)Au­ tos geht, beginnen viele Menschen zu rechnen, ob das tatsächlich notwen­ dig ist. Denn ein gut funktionieren­ des Mikro-ÖV-System ist ein Faktor, der diese Anschaffung überflüssig ma­ chen kann. Digitalisierung hilft dabei: Sie ermöglicht stärkere Individualisie­ rung dieser Systeme und macht die Nutzung einfacher und komfortabler.

digital mobil

»UbiGo bietet städtischen Haushalten durch ein flexibles MobilitätsAbonnement einfachen Zugang zu umfassender Alltagsmobilität.« VCÖ-Magazin: Was waren für UbiGo als multimodales Mobilitätsservice (Mobility as a Service, MaaS) in Göteborg Erfolgskriterien?

Hans Arby: Das Service bietet städtischen Haushalten durch ein flexibles Mobilitäts-Abonnement einfachen Zugang zu umfassender Alltagsmobilität. Die sorgfältige Evaluierung des Pilotprojekts zeigt, dass die 70 teilnehmenden Haushalte das Service sehr schätzten und dass es auch ihr Mobilitätsverhalten verändert hat. Wichtiger als wirtschaftliche oder Umweltüberlegungen waren dabei Zweckmäßigkeit und Flexibilität, etwa ein gemeinsames Konto für den ganzen Haushalt, mit Tagestickets für den Öffentlichen Verkehr und stun­ denweiser Autonutzung, und auch den Umfang des Mobilitäts-Abos monatlich an geänderte Bedürfnisse anpassen zu können. VCÖ-Magazin: Wie zentral ist die digitale Plattform, die die Angebote verknüpft, um einen solchen Dienst zu etablieren?

Hans Arby: Eine IT-Plattform ist nur die Basis. Um Menschen mit Privatauto zu überzeugen, muss ein MaaS-Angebot den gesamten Mobilitätsbedarf eines Haushalts abdecken – und nicht bloß Einzelfahrten. Es geht darum, von morgens bis abends und von Montag bis Sonntag mobil zu sein. Oft werden wichtige Ge­ schäftsnotwendigkeiten bei MaaS vernachlässigt, etwa die Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Mobili­ tätsunternehmen, um Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Das ist besonders in einer Branche wichtig, in der die Gewinnspannen sehr klein sind oder sogar Verluste anfallen. VCÖ-Magazin: Hat ein MaaS-Angebot das Potenzial, den Verkehr in einer Stadt zu verändern?

Hans Arby CEO des schwedischen Start­ up Unternehmens UbiGo ­Innovation. Das von UbiGo entwickelte multimodale Mobilitätsservice (MaaS ­Mobility as a Service) wird nach einem dreijährigen Pilotprojekt in Göteborg Ende des Jahres 2017 in Stockholm gestartet. Die österreichische Firma FluidTime ist IT-Partner des Projekts. http://ubigo.se/

Hans Arby: Weniger Privatautos bedeuten weniger Autoverkehr und auch weniger verparkten öffentlichen

Raum. MaaS ist für viele Haushalte ein Hilfsmittel zur Veränderung ihrer Mobilität. Klar ist aber, für e­ ine Mobilitätsveränderung sind vor allem gute Stadtplanung und guter Öffentlicher Verkehr zentral.

Gleiche Rahmenbedingungen für alle Player Damit kleinere Unternehmen auf dem Markt bestehen können, müssen „alle die gleichen Rahmenbedingungen ha­ ben“, so Stiasny. „Mit dem normalen Taxitarif sind die Kalkulationen schon sehr knapp, wenn die arbeitsrecht­ lichen Standards und Bezahlung nach Kollektivvertrag eingehalten werden sollen. Uber unterbietet diesen Tarif und kassiert 30 Prozent. Das kann bei Einhaltung der genannten Standards nicht funktionieren.“ Ein anderer Punkt ist der Zugang zu den Echtzeitdaten der Verkehrs­ unternehmen. Deren Integration in Google Maps würde maximale Be­ quemlichkeit bieten. Vor allem Gäs­ te würden den Öffentlichen Verkehr mehr nutzen, wenn dessen Daten über Google abrufbar sind. Kommunale Verantwortung Es stellt sich allerdings die Frage, ob das immer nach den Bedingungen von Google geschehen muss. „Wir sollten auch die digitale Infrastruktur nicht völlig in die Hand rein markt­ wirtschaftlich organisierter, privater Player geben, sondern einen öffent­ lichen Anteil erhalten“, sagt Reinhard Birke, CEO von upstream mobility. „Mobilitätsdaten haben eine starke Aussagekraft und damit auch einen hohen Marktwert. Dieser Mehrwert sollte zum Öffentlichen Verkehr oder zumindest seinen Nutzerinnen und Nutzern zurückfließen.“ Upstream – next level mobility ist ein Tochter­ unternehmen der Wiener Stadtwerke und der Wiener Linien und bietet Unternehmen eine Vernetzungsplatt­

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vcö-magazin 2017-03

Literatur Psychogeografie

Wie die Umgebung unser Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflusst

„Digitalisierung ist die Basis für einen effizienten, professionellen, transparenten und kostengünstigen Betrieb.“

Colin Ellard, Verlag btb, 351 Seiten, 22,70 Euro

Wir bauen, um Wahrnehmungen zu ändern und unser Denken und Füh­ len zu beeinflussen, so der kanadische Neurowissenschaftler und Experimen­ talpsychologe Colin Ellard. Ein roter Faden, der sich bis zu den heutigen neuen Technologien durchzieht. Er beschreibt aus Sicht der Psychologie und Neurowissenschaft, wie die städ­ tische Umgebung unsere psychische Befindlichkeit beeinflusst und welche Folgen neue Technologien für unser Verständnis von Raum, Ort und uns selbst haben. Und wie neue Techno­

Reinhard Birke, CEO upstream mobility „Mobilitätsdaten haben eine starke Aussagekraft und damit auch einen hohen Marktwert. Dieser Mehrwert sollte zum Öffentlichen Verkehr oder zumindest seinen Nutzerinnen und Nutzern zurückfließen.“

form mit Zugriff auf den gesamten urbanen Verkehr, also Information, Reservierung, Abrechnung, Tickets, Carsharing, Taxi, Bikesharing, Par­ ken, Ladestellen etc. Über Schnitt­ stellen erhalten Unternehmen, die Internetseiten oder Applikationen an­ bieten, Zugriff auf die gesamte urbane Mobilität und können damit vollum­ fängliche, multimodale Mobilitäts­ lösungen in eigene Geschäftsmodelle einbinden. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen die digitalen Mo­ bilitätslösungen der Wiener Linien und entwickelt derzeit neben Lösun­ gen für andere österreichische Städ­ te auch für Hamburg ein mit Wien Mobil vergleichbares Angebot – also eine Plattform die den Öffentlichen Verkehr mit Leihrädern, Carsharing und weiteren Mobilitätsangeboten kombiniert. „Kommunale Plattfor­ men können hier auch als Überset­ zerinnen oder Aggregatorinnen, ins­ besondere für kleine Unternehmen, fungieren, die Mobilitätslösungen an­ bieten, die andernfalls nicht den Ein­ gang zu großen Services wie Google

Maps finden könnten. Dies wird vor allem zur Standortsicherung im glo­ balen Wettbewerb ein entscheidender Faktor für die regionalen Mobilitäts­ lösungen sein“, ergänzt Birke. In wel­ che Richtung die Digitalisierung un­ ser Mobilitätssystem verändert, hängt neben der öffentlichen Bereitstellung digitaler Mobilitätsinfrastrukturen

Neue VCÖ-Publikation: Ausgeblendete Kosten des Verkehrs

»Es stellt sich die Frage, ob Datenzugang immer nach den Bedingungen von Google geschehen muss.« ganz stark auch von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Rege­ lung in Wien, dass Uber-Autos, weil sie nicht den Regeln für Taxis unter­ worfen sind, als Mietwagen gelten. Damit dürfen sie nicht direkt über die App vermittelte Fahrten annehmen. Zwei wahrscheinlich richtungswei­ sende Gerichtsverfahren sind in dieser Causa derzeit anhängig.

logien die Wechselwirkungen auch immer mehr messbar und transparent machen. Ellard erforschte das selbst an vielen Orten, indem er Hautleitfähigkeit, Augen­ bewegungen und Herzfre­ quenz zur gebauten Umgebung in Verbindung setzte und sichtbar machte, was öffentliche Räume an­ ziehend, lustvoll, beängstigend oder langweilig macht. Und was daher bei künftigen Planungen vermieden oder bewusst eingesetzt werden kann. El­ lard skizziert Potenziale und Gefahren, die im Aufbau unseres Nervensystems angelegt sind und durch technische Hilfsmittel gestärkt oder geschwächt werden können.

>> Zum Autor: Bernhard Hachleitner, Historiker und Journalist, www. hachleitner.at

mobilität mit

In der VCÖ-Publikation „Ausgeblendete Kosten des Verkehrs“ werden die tatAusgeblen dete des Verkehrs Kosten sächlichen Kosten des derzeitigen Verkehrssystems aufgezeigt. Diese reichen von der Erhaltung der Infrastruktur über Folgekosten für das Gesundheitssystem bis hin zu Förderungen. Österreichs Haushalte geben in Summe 18 Milliarden Euro pro Jahr für das Auto aus. Weitere 10,7 Milliarden Euro an Kosten entstehen durch Gesundheitsschäden, Folgeschäden durch Verkehrsunfälle, Klimaschäden etc. Diese Folgekosten werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Ein Wandel hin zu einer klimaverträglichen Mobilität kann solche Kosten deutlich reduzieren. Zudem könnte die Abhängigkeit von teuren Erdölimporten verringert werden. Um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, ist auch eine ökologische Steuerreform notwendig, die die steuerlichen Begünstigungen von klimaschädlicher Mobilität beendet. Die VCÖ-Publikation zeigt auf, wie eine Wende im Mobilitätsbereich funktionieren kann und welche ökonomischen und beschäftigungspolitischen Folgen damit einhergehen. >> Sie können die neue VCÖ-Publikation um 30 Euro als Print-Exemplar bestellen oder auf www.vcoe.at gratis herunterladen. 2017-03

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Foto: Bike Citizens

vcö-magazin 2017-03

Walter Wasner, Verantwortlicher für die Initiative ­Urbane Mobilitätslabore beim bmvit

Frühwarnung statt Zugverspätung Die Bike Citizens App stiftet an: zum Radfahren – durch Wegweisung und Community ­Building in bereits 430 Städten.

Datenbasierte Anwendungen können Mobilität in vielerlei Weise fördern – durch Verspätungsprognosen, durch spielerische Anreize und durch individuell maßgeschneiderte Angebote. Doch es muss transparent bleiben, welche Daten Von Ursula Jungmeier-Scholz gesammelt werden und wofür.

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in Pendelzug kann wegen eines umgestürzten Baumes nicht weiterfahren. Kein Problem, an­ gemeldete Fahrgäste, die den Zug re­ gelmäßig nutzen, werden per Smart­ phone früher geweckt, damit sie ein Alternativangebot erreichen, das sie trotzdem pünktlich ans Ziel bringt. Noch ist das Zukunftsmusik. Erste Schritte in diese Richtung gehen die Stockholmer Verkehrsbetriebe, die mittels App aus aktuellen Daten Ver­ spätungen bis zu zwei Stunden im Vo­ raus errechnen und veröffentlichen. „Durch diese Transparenz werden

»Die Stockholmer Verkehrsbetriebe errechnen aus aktuellen Daten Verspätungen bis zu zwei Stunden im Voraus.« öffentliche Verkehrsmittel verlässli­ cher“, erklärt Markus Raunig, Ge­ schäftsführer von „Austrian Startups“. Bevorzugt für jene, die Einsicht in ih­ re Wege gewähren. Auch durch individuelle Routenpla­ nung, realitätsnahe Verkehrsplanung, spielerische Elemente oder Zusatzin­ formationen via Mobiltelefon fördert

Digitalisierung klimaverträgliche Mo­ bilität. Oder sie erschließt neue Ein­ nahmequellen für den Öffentlichen Verkehr. So fährt im Düsseldorfer Stadtverkehr gratis, wer Zeit schenkt und sich über die App WelectGo mit Werbung berieseln lässt – am Ende der Werbezeit erscheint am Smart­ phone-Display der QR-Code für das „verdiente“ Ticket. „Wichtig ist, dass die dahinter liegenden Geschäftsmo­ delle verstanden werden und so ein Bewusstsein geschaffen wird“, betont Raunig. In Zukunft kann es auch rei­ chen, wenn Ortsunkundige mit dem Ticket-Chatbot, einer künstlichen Intelligenz, ein eingehendes Gespräch führen.

Fahrradkilometer für gemein­ nütziges Projekt spenden Auch durch Gamification, also Moti­ vieren durch spielerische Anreize, kann Gehen und Radfahren gefördert wer­ den. Das bekannteste Beispiel ist Poké­ mon Go. Beim Projekt ­Bike‘N‘Play in Östereich wurden bestehende Com­ puterspiele analysiert und aufgezeigt, wo im Spiel beim Designen der Spiele Anreize zum Radfahren hätten unter­ gebracht werden können.

digital mobil

»Es geht darum, durch Digitalisierung

multimodale Mobilität und bewegungsaktive Mobilität zu stärken.« „Es geht nicht um Digitalisierung als Ziel an sich, sondern darum durch Digitalisierung multimodale Mobilität und bewegungs­ aktive Mobilität zu stärken. Mit Hilfe von Digitalisierung ist es möglich, näher an Menschen und ihr erlebtes Umfeld zu kom­ men, dieses zu verbessern und so eine klimaverträglichere Mobi­ lität zu unterstützen. So wie bei einem Projekt, das wir umsetzen, bei dem wir nicht nur erfahren, wo Menschen gerade unterwegs sind, sondern bei dem sie ihr Umfeld und ihre Wege – etwa den Platz, über den sie gerade gehen oder den Radweg, auf dem sie gerade fahren – digital in Echtzeit bewerten können.“

Susanne Krawack Mobilitätschefin von Aarhus (die zweitgrößte Stadt Dänemarks und heuer EU-Kulturhauptstadt), Mitbegründerin des Thinktanks Concito

Reale Belohnungen werden beim Projekt „Space Tech for Cyclists“ an die Bike Citizens vergeben, deren App bereits in 430 Städten beim Radfah­ ren den Weg weist. In Kooperation

„Durch ein vorausschauendes Design von neuen Anwendungen können viele datenschutzrechtliche Probleme von Anfang an ausgeschlossen werden.“

Daniel Kofler, Bike Citizens-Geschäftsführer „Bei der Bike Citizens App hat Datenschutz oberste Priorität. Fahrten werden freiwillig und ohne User-ID registriert. Zudem rechnen wir die ersten und letzten hundert Meter heraus.“

system ausgehöhlt werden könnte, weil Versicherungen die dauerhafte Verfügbarkeit von Fitnessdaten for­ dern und ihre Tarife so individuell festlegen könnten.

»Kern der Kritik ist, dass zahlreiche, teils sensible Daten gesammelt werden, deren Verwendung unklar bleibt.« mit Unternehmen werden etwa Rad­ fahrten mit Kaffee-Gutscheinen be­ lohnt – oder gefahrene Fahrradkilo­ meter werden an ein gemeinnütziges Projekt „gespendet“, das reparierte Altfahrräder an Bedürftige vergibt. Die dabei verwendete App setzt auf individuelle Routenplanung – bei Ausfahrten per Rennrad kann beispielsweise Kopfsteinpflaster aus­ geschlossen werden. Die Daten wer­ den anonymisiert auch für die Ver­ kehrsforschung verwendet. Oberste Priorität genießt dabei der Daten­ schutz. „Fahrten werden freiwillig und ohne User-ID registriert. Zudem rechnen wir die ersten und letzten hundert Meter heraus“, erklärt B ­ ike Citizens-Geschäftsführer Daniel Kofler. Apps für Wege zu Fuß bieten Leis­ tungsdokumentation oder attraktive Strecken – die App Walkonomics er­ rechnet etwa den baumreichsten Weg. Nach einer Untersuchung von Weara­ bles (am Körper getragene Minicom­ puter) und Fitness-Apps durch die Verbraucherzentrale Nordrhein-West­ falen wurden neun Anbieter aller­ dings abgemahnt. Kern der Kritik ist, dass zahlreiche teils sensible Daten ge­ sammelt werden, deren Verwendung unklar bleibt. Kritische Fachleute argwöhnen, dass auf diesem Weg das solidarische Krankenversicherungs­

Mit Pragmatismus gegen Datenmissbrauch Das Potenzial der Digitalisierung ist riesig – im Portfolio der neu einge­ richteten „Urbanen Mobilitätslabo­ re UML“ des Verkehrsministeriums (bmvit), die Forschungsergebnisse praktisch umzusetzen helfen, finden sich Pilotprojekte zu CO2-neutralen Formen der Stadtlogistik, bis hin zu Shared Mobility Services. Sie alle nut­ zen die Vorteile der Digitalisierung. Walter Wasner, Verantwortlicher für die UML-Initiative beim bmvit, plädiert bei der Frage nach mögli­ chem Datenmissbrauch für Pragma­ tismus: „Durch privacy by design, ein vorausschauendes Design von neuen Anwendungen, können viele datenschutzrechtliche Probleme von Anfang an ausgeschlossen und kann einem potenziellen Datenmissbrauch in vielen Fällen vorgebeugt werden. Trotzdem wird sich die Forschung im Mobilitätsbereich – ebenso wie in al­ len anderen Gesellschaftsbereichen – auch in Zukunft in einem Span­ nungsfeld von neuen Möglichkeiten durch datenbasierte Anwendungen und der Gefahr des Missbrauchs be­ wegen müssen.“ >> Zur Autorin: Ursula Jungmeier-Scholz ist freie Journalistin in Graz.

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vcö-magazin 2017-03

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Foto: mobilität bewegt!/#Christian Höller

vcö-magazin 2017-03

Digitalisierung verändert Mobilität, das steht fest Eine verwirrende Vielfalt an konkurrierenden Apps, mangelhafte Kooperation und Vernetzung der agierenden Unternehmen, der Kampf um lukrative Datenhoheit und lückenhafte gesetzliche Regelungen lassen offen, ob Von Doris Neubauer digitale Neugestaltung die Mobilität klimaverträglicher macht.

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olgendes Szenario: Sie möchten von A nach B. Statt einfach in Ihr Auto zu steigen, tippen Sie Ausgangspunkt und Ziel in eine App. Die spuckt die schnellste Transportlö­ sung aus, verrät wie viel CO2 Sie ver­ ursachen und ob die Emission noch im Rahmen Ihres monatlichen Mo­ bilitätsbudgets liegt. Eine solche App könnte in der urbanen Mobilität bald gang und gäbe sein. Zumindest wenn es nach Florian Lorenz, interdiszip­ linärer Stadtplaner im Bereich De­ karbonisierung, Mobilität, Kommu­ nikation und Leiter der Denkfabrik „Smarter Than Car“ geht. Gemein­ sam mit Designteams hat er für das Projekt „Futurama Redux“ das Bild

städtischer Mobilität in einer Welt ohne fossile Brennstoffe gezeichnet.

Eine Zusammenarbeit der Unternehmen ist notwendig So wie eine solche App ist vieles noch Zukunftsmusik. Digitalisierung beeinflusst schon heute das Unter­ wegssein. In der Verkehrsplanung kommen Drohnen, Roboter und Virtual Reality zum Einsatz. Men­ schen buchen ihr Taxi via Smart­ phone oder reservieren per App den Parkplatz. Und geht es nach der Au­ tomobil- und Logistikbranche, sol­ len bald automatisierte Fahrzeuge neue Zielgruppen wie Menschen mit Behinderungen automobil machen.

„Die Digitalisierung steht aber noch ganz am Anfang“, bringt es Florian Lorenz auf den Boden der Tatsachen zurück, „gerade in Sachen Klima­ verträglichkeit.“ Bester Beweis dafür scheint ausgerechnet einer der Hoff­ nungsträger des umweltverträglichen Verkehrs der Zukunft, die Sharing

»Die gesetzlichen Rahmenbedingungen entscheiden, ob die Digitalisierung klimaverträgliche Mobilität fördert oder bremst.«

digital mobil

Widerstand mächtiger Interessengruppen innovative Regelungskonzepte konsequent und effektiv durchsetzen.«

Foto: Studio Wilke

»Rasch handeln und auch gegen den

„Angesichts der Geschwindigkeit des technologischen Fort­ schritts einerseits und der immer größeren Schwerfälligkeit andererseits, mit der Gesetzgebung in einem europäischen oder Christiane internationalen Gefüge erfolgen kann, wird das Recht als Steu­ Wendehorst erungsinstrument grundlegend infrage gestellt. Die schon vor Universität Wien und längerer Zeit formulierten Prinzipien der Nicht-Diskriminie­ European Law Institute rung zwischen digitalen und analogen Handlungsformen, der Technikneutralität von Rechtsnormen und der Gleichbehand­ lung funktionell äquivalenter Erscheinungen der digitalen und der analogen Welt stellen immer noch den Rahmen für jede Gesetzgebung dar. Sie allein sind aber bei weitem nicht ausreichend, den Herausforderungen gerecht zu werden. Es bedarf des politischen Willens, rasch zu handeln, auch gegen den Widerstand mächtiger Interessengruppen innovative Regelungskonzepte zu entwickeln und zu erlassen und vor allem, diese Regelungen dann konsequent und effektiv durchzusetzen. Mit der neuen Da­ tenschutz-Grundverordnung, die ab 25. Mai 2018 anwendbar sein wird, wäre Behörden und einzelnen Betroffenen teilweise ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das ein Umsteuern möglich macht. Allerdings fehlt es momentan an den Ressourcen und den technischen Mög­ lichkeiten auf Behörden- und Betroffenen-Seite und sind Forschung und Entwicklung gefragt, dem Recht unter die Arme zu greifen. „Regulierung durch Technik“, das heißt, die Gestaltung von Technologie in einer Weise, dass dahinter stehende Rechtsnormen automatisch vollzogen und durchgesetzt werden, ist daher ein Zukunftskonzept.“

Economy zu sein. Ob Pkw, Wohn­ mobil, Yacht oder Privat-Helikopter – dank Digitalisierung sind zwar sämtli­ che Verkehrsmittel einfacher gemein­ schaftlich nutzbar, verbreitet sind die Möglichkeiten jedoch noch wenig. Das besagt die Studie „Digitalisierung und Mobilität“, die im Jahr 2016 vom Institut SCM@ISM der Inter­ national School of Management mit der „Frankfurter Messe“ durchgeführt wurde. Mehr als 40 Prozent der 500 befragten Privatpersonen haben keine Erfahrungen mit Sharing-Diensten. Nur rund 15 Prozent nutzen Gemein­ schaftsangebote regelmäßig. Schuld sei die Unkenntnis über Services so­ wie mangelndes Angebot in der Re­ gion. „Paketdienstleister sind deshalb so gut, weil sie viele Zugangsstationen haben“, erklärt Leiter Michael Benz, „diese Kapazität fehlt der Sharing Economy.“ Die Mobilitätsangebote müssten deutlicher am Markt plat­ ziert und kommuniziert werden, so Benz: „Dafür wäre eine Zusammen­ arbeit der Unternehmen notwendig.“

Was passiert mit den Daten? Auf Kooperation beruht auch eine weitere digitale Zukunftschance kli­ maverträglicher Mobilität: „All-inone-Mobilitäts-Apps“, die verschie­

Digitalisierung ist allgegenwärtig: Und doch steht sie noch ganz am Anfang – vor allem was klimaverträgliche Mobilität betrifft.

dene Mobilitätsdienstleistungen ver­ netzt und den nahtlosen Übergang von einem Verkehrsmittel zum nächs­ ten möglich machen. „In der Mobili­ tät geht es nicht um das Gefühl, im Auto zu sitzen oder eine tolle Fahrt zu haben“, erklärt Michael Benz, „es geht um das pünktliche Erreichen eines Ortes und darum, die Zeit bestmög­ lich zu nutzen.“ Ein „Mobilitätskura­ tor“ solle helfen, die Reisekette verläss­ lich zu planen. Hätten sie verlässliche Informationen, würden laut Studie mehr als 50 Prozent der Befragten auf Carsharing oder den Öffentlichen Ver­ kehr umsteigen. „Wenn die Kundin­

»Die Sharing-Mobilitätsangebote müssten deutlicher auf dem Markt platziert und kommuniziert werden.« nen und Kunden sehen, dass mit dem Rad 17 Minuten benötigt werden, mit dem Auto aber 25 Minuten – und das zu höheren Kosten – unterstützt das längerfristig Verhaltensänderungen“, hofft auch Florian Lorenz. Informationen werden im digitalen Zeitalter auch bei Verkehrsdienst­ leistungen immer entscheidender: „Derjenige, der die Daten hat, kann die Kundinnen und Kunden besser verstehen und geeignetere Produkte sowie Services anbieten“, meint Benz. „Am Ende des Tages gilt: Who owns the data, owns the business.“ Genau hier werden die Gefahren der Digi­ talisierung im Allgemeinen und im Bereich der Mobilität im Besonderen offenkundig: Was passiert mit den Daten? Wer hat Zugriff darauf? Wel­ che Konsequenzen entstehen, wenn Informationen veruntreut werden? Diese heiklen Fragen müssen auch auf internationaler Ebene dringend gere­ gelt werden.

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Foto: Futurama Redux

vcö-magazin 2017-03

Foto: Paris-Tsitsos

Florian Lorenz interdisziplinärer Stadtplaner und Leiter der Denkfabrik „Smarter Than Car“ „Die Digitalisierung steht gerade in Sachen Klimaverträglichkeit noch ganz am Anfang.“

Michael Benz Institut SCM@ISM der ­International School of ­Management

Der Ruf nach Gesetzgebung Gesetzliche Rahmenbedingungen sind auch ausschlaggebend dafür, ob sich Digitalisierung als Motor oder Bremse von klimaverträglicher Mo­ bilität entpuppt. „Digitale Angebote können auch eine erhöhte Nachfrage nach Autoverkehr erzeugen“, hat sich für Florian Lorenz etwa am Beispiel

Das Projekt „Futurama Redux“: Einer von vielen Versuchen, sich städtische Mobilität in einer Welt ohne fossile Brennstoffe auszumalen.

»Digitalisierung beeinflusst schon heute das Unterwegssein.«

menbedingungen und Regelungen kann laut Fachleuten deren Potenzial für klimaverträgliche Mobilität nicht ausgeschöpft werden. Wie es eben ist, wenn ein Fuß Gas gibt, der andere aber bremst.

>> Zur Autorin: Doris Neubauer – Journalistin, Bloggerin, ­Reisende,

„Wer die Daten hat, kann die Kundinnen und Kunden besser verstehen und geeignetere Produkte sowie Services anbieten – who owns the data, owns the business.“

www.dorisneubauer. com

HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT

„Uber“ gezeigt. Da müsse der Ge­ setzgeber eingreifen. „Es geht darum, Anreize für den Umstieg, weg von der Nutzung des Autos im Privatbe­ sitz, zu schaffen“, bekräftigt Michael Benz. „Auch die EU ist gefragt, denn sie kann den Grundstein für die Be­ wertung von Logistik- und Mobili­ tätsprozessen legen, die heutzutage leicht über Smartphones erfasst wer­ den können. Allerdings fehlt hier ein ganzheitliches Konzept auf Basis von Digitalisierung.“ Ohne diese Rah­

Faktencheck E-Mobilität Sind E-Autos umweltverträglich oder umweltschädlich, sind sie leistbar und alltagstauglich? Kann der nötige Strom nachhaltig produziert werden? Die Expertinnen und Experten des Klima- und Energiefonds sowie des VCÖ haben im „Faktencheck E-Mobilität“ die wichtigsten Fragestellungen und Mythen rund um E-Autos einem kritischen Check unterzogen und aus der Perspektive des Klimaschutzes, der Wirtschaft und der Nutzenden beleuchtet. „­ E-Autos bieten eine umweltverträglichere Alternative, wenn der Anteil erneuerbarer Energie erhöht wird und eine echte Mobilitätswende eingeleitet wird“, fasst Ulla Rasmussen vom VCÖ zusammen. www.faktencheck-energiewende.at

Oberleitungsarbeiten mit Akkupower Der Hybrid-Motorturmwagen HTW 100 E³ arbeitet emissionsfrei und leise, ob im Tunnel oder in dicht verbauten, urbanen Bereichen. Der elektrische Antrieb über neueste Akkutechnik reduziert Lärmund CO2-Emissionen. Die Kapazität ist für 12 Stunden Einsatz ausgelegt und modular erweiterbar. Ein ausgeklügeltes Thermomanagement in Kombination mit einer Außenluft-Wärmepumpe sorgt für gleichmäßige Leistung unabhängig der Umgebungstemperatur.

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vcö-magazin 2017-03

Termine 6. Österreichische Regional­ bahntagung 2017 Über Erfahrungen mit der Attraktivierung von Regionalbahnen. www.klimabuendnis. at/regionalbahnen-2017 Langenlois, Do. 12. Oktober 2017

Foto: funkyeye matthaeus schmid

Salzburger Verkehrstage

Wer entscheidet, was wir über die Welt erfahren?

Ingrid Brodnig direkt gefragt Ingrid Brodnig ist Journalistin und Autorin von drei Büchern zu den Schattenseiten des Internets – im Sommer 2017 erschien „Lügen im Netz“. Seit April 2017 ist sie Österreichs Botschafterin/Digital Champion bei der EU-Kommission. www.brodnig.org > Langfassung des Interviews auf www.vcoe.at

VCÖ-Magazin: Warum geraten die Algorithmen, die die Ergebnisse digitaler Anwendungen liefern, zunehmend in Diskussion? Ingrid Brodnig: Technologieunternehmen suggerieren, dass sie neutral sind. Aber es gibt keinen neu­ tralen Programmiercode, da spielen immer Unternehmensziele eine Rolle. Es gibt einige Algorithmen, die eine große Bedeutung für die Gesellschaft haben und großen Schaden anrichten können. Bei der Google-Suche etwa, wo entschieden wird, was Menschen über die Welt erfahren. Oder Algorithmen, die entscheiden, ob jemand einen Kredit bekommt. Hier ist Aufsicht wichtig. VCÖ-Magazin: Sie fordern, dass Menschen Digitalisierung für sich und für die Demokratie auf positi­

ve Weise nutzen können müssen. Ist das derzeit nicht möglich? Ingrid Brodnig: Was nützt es, wenn im Internet über alles wirklich gute Informationen zu finden sind, in der Praxis aber schlimmste Falschmeldungen und hetzerische Verleumdungen extrem erfolgreich sind und die öffentliche Debatte vergiften? Der große Trugschluss beim Internet ist, zu meinen, es sei schon fertig. In Wirklichkeit stehen wir am Anfang eines Prozesses der Digitalisierung. Auch beim Auto wurden erst mit der Zeit zusätzliche Bequemlichkeiten und Sicherheitstools, wie Scheibenwischer, Gurte, Airbags etc. eingeführt. Das Gleiche wird mit dem Internet passieren. VCÖ-Magazin: Wie kann Digitalisierung zu positiven Veränderungen beitragen, etwa zu einer nach­ haltigen Entwicklung oder mehr klimaverträglicher Mobilität? Ingrid Brodnig: Digitalisierung könnte bestimmte Mobilitätsformen unnötig machen. Etwa durch ver­ mehrte Home-Office-Möglichkeiten. Oder indem Widmungsflächen besser geplant werden, damit weniger Verkehr entsteht. Der Netzkritiker Evgeny Morozov meint allerdings, dass die Digitalisierung vor allem „more of the same“ sei, in einer effizienteren Art und Weise. Im Verkehrsbereich könnte das heißen, dass noch mehr Auto gefahren wird, dass Autos bequemer und digitaler werden, aber das System Auto nicht infrage gestellt wird.

Rückeroberung der Stadt. Menschengerechter Verkehr für Ballungsräume. http://forum-mobil.at/salzburgerverkehrstage/ Salzburg, 16. bis 18. Oktober 2017

Tourismus-Mobilitätstag 2017 Innovativ und nachhaltig mobil in ­Tourismusregionen www.klimaaktiv.at/mobilitaet/ mobilitaetsmanagem/freizeit_tourismus/ 4.-Tourismus-Mobilit-tstag.html Kontakt: [email protected] Werfenweng, Do. 19. Oktober 2017

RADLakademie Radhighways ENU Energie- & Umweltagentur NÖ www.enu.at/event?id=2850 Mödling, Mi. 8. November 2017

Raumplanungssymposium Das Ende des Wachstums? Alternativen zur Verplanung und Verbauung unserer Zukunft. www.orte-noe.at St. Pölten, Do. 23. November 2017

Forschungsforum Mobilität für alle Thema „Mobilität & Gesundheit“ bmvit, www.bmvit.gv.at/innovation/mobilitaet/forschungsforum/index.html Teilnahme kostenlos Wien, Do. 30. November 2017

VCÖ-World Café

Digitalisierung und Mobilität als Dienstleistung Um unsere Alltagsmobilität auf Klimakurs zu bringen, braucht es eine tiefgreifende Veränderung. Digitalisierung, kombiniert mit einem neuen Verständnis von Mobilität als Dienstleistung, hat für diese Transformation großes Potenzial.

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erkehr ist in Österreich einer der größten Verursacher von CO2-Emissionen. In den Jahren von 1990 bis 2015 sind die Emissi­ onen sogar um 60 Prozent gestiegen. Es braucht die Transformation un­ seres Verkehrssystems hin zu mehr Klimaverträglichkeit. Ein neuer, viel­ versprechender Ansatz versteht Mobi­ lität als Dienstleistung, die Wahl der Transportmittel ist dabei bedarfsori­ entiert. In Kombination mit digitaler Vermittlung soll sogenannte „Smart Mobility“ Nutzende dabei unterstüt­ zen, unterschiedliche Verkehrsdienst­ leistungen intuitiv miteinander zu verknüpfen. Im VCÖ-World Café „Urbane Mobilitätsdienstleis­tungen

mit Mehrwert“ wurde über Chancen und Risiken diskutiert. Im Konzept „Mobility as a S­ ervice“ wird nach Leistungsumfang und Ver­ netzungsgrad einzelner Mobilitätsan­ gebote in verschiedenen Integrations­ stufen unterschieden. Bei „Stufe 0“ liegt keine Verbindung zwischen unter­ schiedlichen Angeboten vor, sie existie­ ren also völlig parallel. Die gebündelte Darstellung von Information zu ver­ schiedenen Angeboten – beispielsweise auf Google Maps – entspricht „Stufe 1“. Auf der höchsten „Stufe 3“ sind so­ wohl Information, als auch Bezahlung voll integriert. Nutzungsverträge wer­ den nicht mehr mit unterschiedlichen Mobilitätsanbietern gemacht, sondern

Mobilität als Dienstleistung: Angeregter Gedankenaustausch beim VCÖ-World Café.

Smarte, klimaverträgliche, öffentlich zugängliche Mobilität Bildet bei solchen Mobilitätskonzep­ ten der Öffentliche Verkehr die Basis, ist das Potenzial für bessere Klima­ verträglichkeit groß. In Kombination mit Bikesharing, Carsharing sowie Taxi-Diensten, aber auch innovativen Technologien kann somit selbst im ländlichen Raum eine gute, öffentlich zugängliche Mobilitätsversorgung etabliert werden – ohne Notwendig­ keit für einen Pkw im privaten Besitz. Die Digitalisierung kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Konzepte wie „Augmented Reality“ – die digitale Erweiterung der Realitätswahrneh­

Markus Raunig, Foto: Sebastian Popp

Foto: VCÖ

gebündelt über eine digital vermittelte Schnittstelle abgerechnet. Erprobt wurde dieses Konzept unter anderem im Rahmen des Projekts „UbiGo“ in Göteborg – und bald in einem Folge­ projekt in Stockholm.

Geschäftsführer von Austrian Startups

„Kundinnen und Kunden wollen immer öfter Leistung auf Knopfdruck. Setzt sich dieser Trend im ­Öffentlichen Verkehr durch, ist auch in diesem Bereich mehr Variabilität möglich.“

mung –, das Thema künstliche Intelli­ genz oder der Trend in Richtung „On Demand“-Leistung können durch spielerische Elemente, angepasste Informationsbereitstellung und Be­ darfsgerechtigkeit entscheidend zum Erfolg des neuen Mobilitätskonzepts beitragen. „Kundinnen und Kun­ den wollen immer öfter Leistung auf Knopfdruck. Setzt sich dieser Trend im Öffentlichen Verkehr durch, ist auch in diesem Bereich mehr Varia­ bilität möglich“, so Markus Raunig, Geschäftsführer von Austrian Start­ ups. Für die am VCÖ-World Café Teil­ nehmenden war klar, dass die oberst­e Priorität bei Zuverlässigkeit und Nut­ zungsfreundlichkeit liegen muss. Etwa sollte das gesamte Mobilitäts­angebot nach individuellen Präferenzen per­ sonalisiert zur Auswahl stehen und auch Lösungen für bestimmte Spezi­ alanforderungen – beispielsweise der jährliche Familienurlaub mit viel Ge­ päck – geboten werden. Damit neue Mobilitätsangebote und -konzepte genutzt werden, ist es ebenfalls essen­ ziell, dass diese für alle Einkommensund Altersgruppen zugänglich sind.