Weihnachten im Forsthaus

rings um das Försterhaus herum. Der Förster kannte sehr viele Tiere in seinem Revier. Fast jeden Tag ging er durch den Wald und schaute nach, ob es den ...
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Weihnachten im Forsthaus Eine Weihnachtsgeschichte für große und kleine Kinder zum Vorlesen, sich vorlesen lassen und selbst lesen von Annett Ledong mit Bildern von Goebel Porzellan GmbH

Es hatte die ganze Nacht geschneit, so wie es sich für Weihnachten gehört. Als der Weihnachtsmorgen begann, schaute der Mond noch etwas verschlafen hinter einer Wolke hervor, als wolle er sehen, wie sich die Welt verändert hatte. Er schickte die letzten Sterne schlafen und als die Sonne glutrot aufging, blieb er noch eine ganze Weile am Himmel stehen und schaute auf die verzauberte Winterlandschaft. In einem dunklen Wald, versteckt hinter großen Tannen, lag ein altes Försterhaus. Die Tannen waren so groß und schön und das Haus so alt, dass man jetzt denken könnte, hier würde der Weihnachtsmann wohnen. Ein verschneiter Weg führte mit vielen Kurven dahin. Von der Straße aus konnte man das Försterhaus nicht sehen. Die dicken Tannen versperrten einem die Sicht. Nur zu Weihnachten erhellte der Schein der Weihnachtsbeleuchtung die Nacht über den Bäumen. Hoher Schnee lag auf den Tannen und ließ sie noch prächtiger aussehen. Auch das Försterhaus war zugeschneit und auch die Dachfenster waren mit einer dichten Schneedecke bedeckt, so dass man sich den Zimmern darunter fühlte, wie in einem Iglu. Die Fenster waren mit traumhaften Eisblumen geschmückt. Jeden Tag schauten die Enkelkinder des Försters sich die Eisblumen an und entdecken immer wieder neue Motive. Einige sahen aus wie Farne, dazwischen blühten filigrane Pusteblumen und oben am Fenster sah es aus, als würde es Eiskristalle schneien. Jedes Fenster hatte sogar einen Namen bekommen. „Der Palast der Schneekönigin“, „Der Dschungel“, „Winterwald“ und „Sommerwiese“ hatten die Kinder die Fenster benannt. Aus dem Kamin quoll den ganzen Tag Rauch und im Kamin im Wohnzimmer prasselte das Feuer. Hin und wieder knisterte es im Kamin und Funken stoben wie kleine Sternschnuppen durch den Kamin.

Von den Dachrinnen hingen viele große Eiszapfen herab. In der Sonne funkelten und strahlten sie wie verwunschene Diamanten. Unzählige Tierspuren führten am Haus vorbei. Rehe, Hasen, Füchse, Luchse, Wildkatzen, Marder, sogar Wildschweine. Abends, wenn die Tiere auf Futtersuche am Forsthaus vorbeigingen, hinterließen sie ihre Spuren im Schnee. Die Tiere lebten im dichten Wald rings um das Försterhaus herum. Der Förster kannte sehr viele Tiere in seinem Revier. Fast jeden Tag ging er durch den Wald und schaute nach, ob es den Tieren gut ging. Manche Tiere wie der Dachs oder die Igelfamilien verschliefen den Winter, kuschlig eingepackt und aneinander gekuschelt in ihrem Bau oder unter dicken Laubhaufen. Wenn der Schnee so hoch lag, dass viele Tiere nichts mehr zu fressen unter dem Schnee fanden, stellte er Futterraufen mit Heu und anderem Futter auf, hing für Vögel selbst gemachte Futterhäuschen in die Bäume.

Hier also, mitten im Wald im Försterhaus, lebten der Förster zusammen mit seine Frau, dem kleinen Dackel Waldmann, dem großen alten Jagdhund Jasper, einem rosa Minischwein, namens Rosalinda und dem Kater Stinky.

Eigentlich hieß Stinky ja Schneeball, weil er schneeweiß war mit einem langen seidigen Fell. Schneeball blieb fast immer im Haus. Er war sehr eitel. Draußen könnte er ja nass werden oder sich schmutzig machen.

Fast den ganzen Tag verbrachte er damit, sein weißes Fell zu pflegen oder er schlief. Waldmann hatte ihn Stinky getauft, weil Schneeball ihm, als er noch klein war, sehr unmissverständlich klar gemacht hatte, wer hier das Sagen hat. Mit einer Ohrfeige hatte er den armen Waldmann durch das ganze Zimmer gekugelt. Dabei wollte dieser nur mal schauen, was Stinky in seinem Futternapf hat. Andersherum bediente sich der Kater ganz ungeniert an Waldmanns Futternapf und ließ sich auch

nicht mal von Waldmanns lautem Protest davon abhalten. Auch Jasper und Rosalinda gingen dem Kater lieber aus dem Weg, denn wehe, wenn er schlechte Laune hatte. Die anderen verstanden sich gut, sie spielten zusammen, schliefen eng aneinander geschmiegt in einem der großen Körbchen, die vor dem Kamin standen. Dann war es ein lustiges Bild, der kleine schwarz-braune Dackel, halb von Jasper mit seinem braun-weißem Fell verdeckt und irgendwo mittendrin das rosa Schweinchen. Meist lagen sie in Jaspers Korb, der war nämlich der größte von allen. Der Einzige, der immer mal stänkerte war der weiße Kater. Wenn man zu nahe an ihm vorbeiging, bekam man schnell mal eine mit der kleinen Tatze gewischt. Davor waren nicht mal der Förster und seine Frau sicher. Stinky kümmerte es wenig, wenn sich Jasper oder Waldmann lautstark beschwerten oder der Förster mit ihm schimpfte. Nur wenn die Försterfrau schimpfte, verschwand er sicherheitshalber. Sie hatte ihm schon ein paar Mal eine kurze Dusche mit der Blumenspritze verpasst. Wasser auf seinem Fell konnte er gar nicht leiden, also lieber weg. Abwechslung in das ruhige Leben der Tiere und Menschen in dem Forsthaus brachten die Enkelkinder des Försters. In den Ferien waren sie immer da, spielten mit den Tieren, gingen mit dem Förster durch den Wald und beobachteten die Waldbewohner, schauten sich die Spuren an, die um das Haus führten. Mittlerweile konnten sie fast schon genauso gut sagen, welches Tier da in der Nacht an ihrem Haus vorbeigekommen war, wie der Förster. Dieser hatte ihnen auch ein großes Baumhaus gebaut, hoch oben in der alten Eiche. Selbst Waldmann und Rosalinda waren schon mit im Baumhaus gewesen. In einem großen Rucksack hatten sie die Kinder huckepack mit hoch ins Baumhaus genommen. Es war zwar schwierig gewesen, die Strickleiter hinaufzukommen, aber sie hatten es geschafft. Waldmann fand den Ausblick super, aber Rosalinda leider nicht. Ob Schweinchen auch Höhenangst bekommen? Wer weiß, jedenfalls wurde es Rosalinda schlecht und sie blieb lieber in der Mitte des Baumhauses sitzen und schaute nicht mehr hinaus. Und wenn die Kinder ins Baumhaus klettern wollten, nahm sie schnell reiß aus, denn noch einmal wollte sie auf keinem Fall da hinauf. Aber am allerschönsten waren die Weihnachtsferien. Da hatten auch ihre Eltern Urlaub und den verbrachten sie alle zusammen im Forsthaus. Darauf freuten sich alle das ganze Jahr lang und zählten die Tage, bis es endlich soweit war. Im Dezember, wenn es immer schon so zeitig dunkel ist, roch es im Haus nach leckerem Kuchen und Plätzchen. Abends leuchteten in den Fenstern Kerzen, Sterne und Weihnachtsmannfiguren. Die Försterfrau hatte für Weihnachten Stollen und Kekse gebacken und auch die Tiere dabei nicht vergessen.

Viele Leckereien hatte sie für die hungrigen Tiere gemacht. Waldmann und Rosalinda waren fast nur noch in der Küche. Genau wie der kleine Dackel hatte das rosa Minischwein immer Hunger. Und es könnte ja was runterfallen und die Försterfrau es nicht bemerken oder einfach zu langsam sein. Wenn sie entdeckt wurden, mussten sie natürlich raus, aber jeden Tag waren sie wieder zur Stelle. Sie lagen natürlich immer im Weg, vielleicht stolperte die Försterfrau über einen von ihnen und die Plätzchen fielen herunter. Aber so vorsichtig sie sich auch versuchten unbemerkt in die Küche zu schleichen, sie wurden (fast) jedes Mal ertappt. Die Försterfrau kannte leider auch alle guten Verstecke in der Küche. Bevor sie die Küche verließ, schaute sie sicherheitshalber noch einmal nach, nicht dass sich doch einer der beiden oder noch schlimmer alle beide in die Küche geschlichen hatten und dann die vielen Leckereien mausen würden. Weihnachten mit zwei von Bauchschmerzen geplagten Vielfraßen – besser nicht. Waldmann hatte sich eines Tages selbst verraten, als er sich ein leckeres Plätzchen vom Backblech stibitzen wollte, war dies noch so heiß gewesen, dass er vor Schreck aufgejault hatte und sofort war natürlich die Försterin zur Stelle gewesen. „Da siehst du, was dabei herauskommt, wenn du versuchst zu mopsen.“, sagte sie in strengem Tonfall zu Waldmann, aber nicht ohne vorher nachzuschauen, ob er sich nicht schlimm verbrannt hatte. Aber es war nur der Schreck gewesen. Und so hieß es wieder: „Raus aus der Küche!“ Gestern Nachmittag waren die Enkelkinder des Försters zu Besuch gekommen und hatten im Schnee Schneeengel gezaubert und einen riesengroßen Schneemann gebaut. Statt einer Möhre bekam er eine dicke Zuckerrübe als Knollennase und den Hut von der Vogelscheuche, einen riesigen Strohhut. Waldmann vergaß immer wieder, wie gefährlich so ein großer Schneemann aussehen kann und dass einem ein Schneemann nichts tun konnte. Wie im letzten Jahr erschreckte er sich vor dem dicken Schneemann mit der Rübennase, den schwarzen Kohlenaugen dem riesen Hut. Er bellte ihn laut an, umkreiste ihn mit gefährlichem Knurren. Erst als Jasper kam und keine Angst vor dem Schneeungetüm zeigte, war Waldmann einigermaßen sicher, dass der Schneemann ihm nicht gefährlich werden konnte. Der Weihnachtstag war schön und sonnig. Der viele neue Schnee, der über Nacht gefallen war, hatte die Landschaft wieder in eine weiße Winterwunderwelt verwandelt. Die Schneeengel der Kinder