Wahrnehmen, Fühlen, Handeln - Libreka

Eisenbahnstraße 11, 48143 Münster, Germany www.mentis.de. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich.
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Günzler · Mertens (Hrsg.)

Der Band stellt verschiedene Ausgestaltungen des phänomenologischen Philosophierens vor und konfrontiert diese mit alternativen philosophischen und nicht-philosophischen Methoden. Die Beiträge bieten eine Standortbestimmung der Phänomenologie im Rahmen von Gegenwartsphilosophie und interdisziplinärer Forschung und versuchen, spezifische Möglichkeiten, aber auch Grenzen des phänomenologischen Philosophierens deutlich zu machen. Ein besonderes Interesse gilt dabei in innerphilosophischer Sicht der Frage nach dem Verhältnis zwischen Phänomenologie und analytischer Philosophie. Thematisch konzentrieren sich die Artikel auf Probleme des Wahrnehmens, Fühlens und Handelns. Auch in den primär methodisch orientierten Abschnitten, in denen die phänomenologische Methode mit konkurrierenden Ansätzen konfrontiert wird, sowie in den Beiträgen, die sich mit der Rolle der Phänomenologie im Kontext der aktuellen Naturalisierungsdebatte befassen, bieten die drei thematischen Schwerpunkte eine Orientierung. Neben Einzelbeiträgen enthält der Band auch Diskussionseinheiten, bei denen auf einen Hauptartikel ein kritischer Kommentar aus einer anderen Perspektive erfolgt, auf den abschließend noch einmal kurz repliziert wird.

WAHRNEHMEN, FÜHLEN, HANDELN

Ingo Günzler Karl Mertens (Hrsg.)

ISBN 978-3-89785-821-3

WAHRNEHMEN, FÜHLEN, HANDELN Phänomenologie im Wettstreit der Methoden

Günzler /Mertens (Hrsg.) · Wahrnehmen, Fühlen, Handeln

Ingo Günzler, Karl Mertens (Hrsg.)

Wahrnehmen, Fühlen, Handeln Phänomenologie im Wettstreit der Methoden

Unter Mitarbeit von Christine Wolf

mentis MÜNSTER

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein Einbandabbildung von Markus Heuft

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem ∞ ISO 9706 und alterungsbeständigem Papier

© 2013 mentis Verlag GmbH Eisenbahnstraße 11, 48143 Münster, Germany www.mentis.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zulässigen Fällen ist ohne vorherige Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany Einbandgestaltung: Anna Braungart, Tübingen Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN 978-3-89785-821-3

INHALTSVERZEICHNIS

Ingo Günzler /Karl Mertens Einleitung 11 Ernst Wolfgang Orth Husserls Begriff der Methode und die Bildung des Menschen als Krisis 19

WAHRNEHMEN Rainer Mausfeld Zur Phänomenologie und internen Semantik der Wahrnehmungsattribute ›phänomenal real‹ und ›phänomenal unreal‹ 33 Karl-Heinz Lembeck Ist ›real‹ ein Wahrnehmungsattribut? – Ein Kommentar zum Beitrag von Rainer Mausfeld

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Rainer Mausfeld Über Wege zu einem Verstehen von Wahrnehmung – Eine Erwiderung auf Karl-Heinz Lembecks Kommentar 63 Daniel Schmicking Warum ein Klang mehr ist als man hört – Eine phänomenologische Explikation von Klängen als audibilia, Ereignissen und auditiven Anzeichen 73

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Inhaltsverzeichnis

Andreas Luckner Warum ein Klang (manchmal auch) weniger ist, als man hört – Kritischer Kommentar zum Beitrag von Daniel Schmicking 91 Daniel Schmicking Replik auf Andreas Luckner

100

Dieter Lohmar Wahrnehmung und ihre Phantasmen – Empirische Forschung und die phänomenologische Theorie der Wahrnehmung 109 Filip Mattens Perception and Action – Time to Save the Phenomena

129

FÜHLEN Christoph Demmerling Gefühle, Intentionalität, Leiblichkeit – Der Beitrag der Phänomenologie 147 Sonja Rinofner-Kreidl In Gefühlen verstrickt – Ein empathisch-kritischer Kommentar zu Christoph Demmerling: »Gefühle, Intentionalität, Leiblichkeit. Der Beitrag der Phänomenologie« 167 Christoph Demmerling Antwort auf den Kommentar von Sonja Rinofner-Kreidl 179 Angelika Krebs Wie man Gefühle teilt

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Jörn Müller Kommentar zu Angelika Krebs: »Wie man Gefühle teilt« 201

Inhaltsverzeichnis

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Angelika Krebs Gefühlsteilung als emotionale Grundkategorie – Eine Antwort auf Jörn Müller 210 Martin Hartmann Warum ich nicht fühle, was Du fühlst – Empathie, Sympathie und die Logik des sozialen Vergleichs 217 Ingo Günzler Affektive Einheit

239

HANDELN Anne Reichold Personen im Kontext von Verantwortungseinschränkungen – Zur Unterscheidung von Mensch und Person vor dem Hintergrund von Strawsons ›Freedom and Resentment‹ 251 Peter Welsen Kommentar zu »Personen im Kontext von Verantwortungseinschränkungen« von Anne Reichold 269 Anne Reichold Antwort auf die Replik von Peter Welsen

277

Guido Löhrer Konversion vs. Revision – Husserl über Erneuerung als individualethisches Problem 281 Thomas Bedorf Konversion oder Revision – Zur Rationalität moralischen Wandels Guido Löhrer Wesenswissenschaft oder existenzieller Moralentwurf 309

303

8

Inhaltsverzeichnis

Thomas Vongehr Husserls Versuch einer Typologie der Handlungen – Welche Rolle Vorstellungen dabei spielen 315 Christine Chwaszcza A Critical Note on the Desire-Belief Model of Intentions and Practical Reasons 335

KONFRONTATIONEN UND VARIATIONEN Pol Vandevelde Husserl and Searle on the Completable Nature of the Object of Perception 347 David Lauer Leiblichkeit und Begrifflichkeit – Überlegungen zum Begriff der Wahrnehmung nach McDowell und Merleau-Ponty 365 Robert Hugo Ziegler Von Dingen und Wörtern in Zeiten der Differenz Johannes F. M. Schick Schizophrenie und Kreativität – Überlegungen zu den Möglichkeitsbedingungen des kreativen Aktes 401 Harald A. Wiltsche How Essential are Essential Laws? – A Thought Experiment on Physical Things and Their Givenness in Adumbrations 421

NATURALISIERUNG DES GEISTES Rudolf Bernet Tierisches und menschliches Bewusstsein – Gehirn – Materie – Merleau-Pontys Kritik am behavioristischen Physikalismus 437

383

Inhaltsverzeichnis

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Thomas Fuchs Phänomenologie und Neurowissenschaften – Von der antireduktionistischen zur konstruktiven Kritik 457 Jan Slaby Die Objektivitätsmaschine – Der MRT-Scanner als magisches Objekt

473

Shaun Gallagher What can Phenomenology tell us about Social Cognition? 499 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

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Ingo Günzler /Karl Mertens EINLEITUNG Es ist das Kennzeichen philosophischer Arbeit, dass in ihr Sachfragen von methodischen Erwägungen durchdrungen werden. Die Wahl der philosophischen Methode wiederum richtet sich nach der zu untersuchenden Sache. Philosophische Methodenreflexion thematisiert demnach die unterschiedlichen Zugangswege in ihrer sachlichen Angemessenheit und ist nicht das Geschäft einer von der zu untersuchenden Sache entkoppelten Methodologie und Methodenlehre, die als wissenschaftliches Instrumentarium bereits verfügbar ist. – Phänomenologie bezeichnet eine solche, sich aus reflexivem Sachbezug verstehende, philosophische Methode. Philosophische Methoden gibt es jedoch im Plural. Und so ist die phänomenologische Methode im Kontext von Philosophie und Wissenschaft nicht alternativlos. Diese Konkurrenzsituation ebenso wie das seit Jahren stetig zunehmende Interesse an phänomenologischen Autorinnen oder Autoren auch außerhalb der Phänomenologie 1 nimmt der vorliegende Band zum Anlass, die phänomenologische Methode in ihrer Leistungsfähigkeit zu erproben. Verschiedene Ausgestaltungen des phänomenologischen Philosophierens werden dafür miteinander verglichen und mit alternativen philosophischen und nicht-philosophischen Ansätzen und Methoden konfrontiert, um den Standort der Phänomenologie im Rahmen von Gegenwartsphilosophie und interdisziplinärer Forschung zu bestimmen und spezifische Möglichkeiten, aber auch Grenzen des phänomenologischen Philosophierens deutlich zu machen. Der Band enthält Beiträge sowohl von phänomenologisch orientierten als auch nicht phänomenologisch arbeitenden Autorinnen und Autoren. Die im Untertitel ausgedrückte Idee, den Beitrag der Phänomenologie im Wettstreit philosophischer und nicht-philosophischer Methoden und Einstellungen zu thematisieren und an bestimmten Problemfeldern zu erproben, ist dabei keines1

Zu denken ist in diesem Zusammenhang beispielsweise an die verstärkte Rezeption, die die Philosophie Husserls und Heideggers seit den 1980er /1990er Jahren im angloamerikanischen Sprachraum erfahren hat oder auch an die Einbeziehung von phänomenologischen Autorinnen und Autoren in die jüngeren Debatten um die sog. kollektive Intentionalität.

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wegs originell. Aber Originalität in einem so alten Geschäft wie der Philosophie ist fast schon ein Hinweis darauf, dass an der Sache ein Haken ist. 2 Der Gesichtspunkt, den die Phänomenologie in die philosophischen und wissenschaftlichen Debatten einbringt, ergibt sich aus ihrem Selbstverständnis. Was auch immer alltäglich oder wissenschaftlich in Frage steht, die Phänomenologie hält uns dazu an, unsere Aufmerksamkeit auf die Beschreibung unserer phänomenalen Erfahrung der jeweils thematischen Sache zu richten. Um dieses Bemühen zu kennzeichnen, spricht Husserl von einem Anschauen, einem schlichten Sehen der Sachen selbst. Diese Redeweise marginalisiert freilich die Mühen, die das phänomenologische Sehen bereitet, ja die Künstlichkeit der hierbei erforderlichen Einstellung, die eigens eingeübt und nicht selten kritisch gegen unsere bereits verfügbaren und vertrauten begrifflichen und theoretischen Sichtweisen gewendet werden muss. Wie schwer die Bestimmung des phänomenologischen Sehens ist, zeigt sich u. a. auch daran, dass unter Phänomenologinnen und Phänomenologen selbst durchaus strittig ist, was denn das ausgezeichnete Medium dieses Sichtbarmachens ist. Ist es etwa, um nur einige Problemtitel zu nennen, das Bewusstseinsleben oder das leibliche Verhalten, die individuelle oder die soziale Erfahrung? Doch bei allem Klärungsbedarf reagiert die phänomenologische Forderung einer Rückkehr zu den Sachen selbst auf ein Bedürfnis, das alle die kennen, die in ihrer wissenschaftlichen Arbeit gelegentlich die Erfahrung machen, dass etablierte Zugänge leerlaufen oder gar fraglich werden, weil sie mit dem, wie es für uns ist, diese oder jene Erfahrung zu machen, nicht mehr viel zu tun haben – wenn die vertrauten begrifflichen Schnitte, die exekutierten Argumente, die angewandten Techniken und die bestimmenden Paradigmen der bekannten Diskussionen gegenüber den phänomenalen Beständen dessen, was sie erfassen sollen, steril und unbefriedigend geworden sind. Um solche Erfahrungen zu machen, muss man kein Phänomenologe sein, muss einem der Name Husserls nichts sagen. Aber wer solche Erfahrungen kennt, dürfte ein genuines Interesse an der Phänomenologie haben. Allerdings ist hier vor vorschnellen Vereinnahmungen zu warnen. Denn ob die Phänomenologie halten kann, was sie verspricht, und inwieweit die phänomenologische Reflexion zur Erweiterung auch nicht-phänomenologischer Arbeit beitragen kann, das erweist sich jeweils nur im Einzelfall. Umgekehrt kann ein Wettstreit der Methoden nur dann gelingen, wenn auch die Phänomenologie selbst ihren eigenen Anspruch kritisch reflektiert. Bemühen wir in diesem Zusammenhang Husserl selbst als Zeugen, dann 2

Ein Teil der Beiträge geht zurück auf Vorträge, die auf einer internationalen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Forschung gehalten wurden. Die Tagung fand unter dem Titel »Phänomenologie im Wettstreit der Methoden« vom 30. September bis zum 3. Oktober 2009 in der Würzburger Residenz statt.

Einleitung

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gewinnen wir hinsichtlich dieser Voraussetzung einen etwas gemischten Eindruck. Auf der einen Seite steht die Emphase desjenigen, der programmatisch die Alternativlosigkeit des anschaulichen Rückgangs auf die Selbstgegebenheit des subjektiven Erlebens als die unhintergehbare Grundlage aller philosophischen Reflexion verkündet. 3 Auf der anderen Seite gibt es den Husserl, der das Programm einer Phänomenologie als Arbeitsphilosophie vertritt, als ein unabschließbares Geschäft sachlich gerichteter philosophischer Analyse, einer Analyse, bei der auch phänomenologisch bereits etablierte Einsichten stets nur vorläufige Geltung beanspruchen können. 4 Allerdings hat Husserl den Rahmen möglicher phänomenologischer Revisionen seinerseits als einen phänomenologischen bestimmt. 5 M.a.W. der phänomenologische Rekurs auf die Anschauung bleibt für Husserl auch dann unhintergehbar, wenn das anschaulich Herausgestellte immer nur bis auf Weiteres Geltung beanspruchen kann. Dieser Gedanke scheint im Wettstreit der Methoden unproblematisch, solange wir uns auf den eigentümlichen Beitrag der Phänomenologie zu dieser Diskussion beschränken. Denn dann bedeutet dies nichts anderes als die Erinnerung daran, dass phänomenologische Arbeit durch ein bestimmtes Profil ausgezeichnet ist, das sich auch in der phänomenologischen Selbstkritik durchhalten muss. Problematisch aber wird dieser Gedanke, wenn wir ihn fundamentalistisch verstehen, wenn wir die phänomenologische Analyse gegenüber allen konkurrierenden Unternehmen als grundlegend und unhintergehbar ansehen. Verfahren wir so, haben wir – wie der Igel im Wettlauf mit dem Hasen – bereits vorab über den Sieg im philosophischen und wissenschaftlichen Streit entschieden. Wäre es so, dann müssten wir erst gar nicht mit kompetitiven Absichten antreten. Zum Wettstreit gehört jedoch eine natürliche, eine gesunde Skepsis, d. h. das Eingeständnis der Möglichkeit der nur vermeintlichen Überlegenheit. Ein Wettstreit geschieht daher in der erklärten Absicht, die Leistungsfähigkeit des eigenen Ansatzes in der Konkurrenz mit anderen kritisch zu erproben. Das schließt die grundsätzliche Bereitschaft zur Korrektur bisheriger Ansprüche ein. Ungeachtet der Fruchtbarkeit phänomenologischer 3

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Besonders prägnant beispielsweise in Hua III /1, 51: »Am Prinzip aller Prinzipien: daß jede originär gebende Anschauung eine Rechtsquelle der Erkenntnis sei, daß alles, was sich uns in der ›Intuition‹ originär, (sozusagen in seiner leibhaften Wirklichkeit) darbietet, einfach hinzunehmen sei, als was es sich gibt, aber auch nur in den Schranken, in denen es sich da gibt, kann uns keine erdenkliche Theorie irre machen.« – Die Sigle »Hua« bezieht sich auf die »Husserliana« (Husserl, E.: Gesammelte Werke, Husserliana, Den Haag; später: Dordrecht /Boston / London 1950ff.), nach der hier die Schriften Husserls zitiert werden. Vgl. etwa Hua VI, 104: »Der in seiner Unendlichkeit eröffnete Erfahrungsboden wird alsbald zum Ackerfeld einer methodischen Arbeitsphilosophie [. . .].« »Selbst eine sich als apodiktisch ausgebende Evidenz kann sich als Täuschung enthüllen und setzt doch dafür eine ähnliche Evidenz voraus, an der sie ›zerschellt‹.« (Hua XVII, 164, vgl. 165)

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Perspektiven stellt sich daher immer auch die Frage, an welchen Stellen und auf welche Weise die phänomenologischen Beiträge zu ergänzen, zu modifizieren und ggf. auch zu revidieren sind. Im Extremfall schließt dies die Möglichkeit einer grundlegenden Kritik der Phänomenologie nicht aus. Die im Folgenden inszenierte Methodendiskussion soll an Sachfragen orientiert werden. Dafür konzentriert sich der Band thematisch auf Probleme des Wahrnehmens, Fühlens und Handelns. Die Wahrnehmung ist sicher ein Thema, auf dem die Expertise der phänomenologischen Philosophie besonders beeindruckend ist. Mit dem Thema Fühlen soll der Versuch gemacht werden, phänomenologische Perspektiven in eine immer noch aktuelle Debatte einzubringen, die stark von Autoren aus dem Umkreis der analytischen Philosophie dominiert wird. Mit dem Handeln ist es ähnlich. Auch hier scheint die Einbeziehung phänomenologischer Gesichtspunkte korrektives Potential für die handlungstheoretischen und ethischen Diskussionen der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit zu bieten. Mit Bezug auf diese Themenfelder wird gezielt ein Wettstreit der Methoden angestoßen, indem phänomenologische und nicht-phänomenologische Zugänge vorgestellt und diskutiert werden. Neben Einzelbeiträgen geschieht dies in Diskussionseinheiten, bei denen auf einen Hauptartikel ein kritischer Kommentar aus einer anderen Perspektive erfolgt, der seinerseits abschließend noch einmal repliziert wird. Auch in den Abschnitten, in denen phänomenologische Autorinnen und Autoren mit Vertretern konkurrierender Ansätze konfrontiert werden, sowie in den Beiträgen, die sich mit der Rolle der Phänomenologie im Kontext der aktuellen Naturalisierungsdebatte befassen, bieten die drei thematischen Schwerpunkte eine Orientierung.

Zu den Beiträgen Zu Beginn erinnert Ernst Wolfgang Orth an das klassische phänomenologische Vorhaben und an den ethischen Anspruch, mit dem die Phänomenologie von Husserl begründet wurde. Orth weist nach, dass Husserls Idee einer Phänomenologie als strenge Wissenschaft durch einen Bildungsgedanken motiviert ist und dass die Besinnung auf die transzendentale Subjektivität als Urstätte aller Sinngebung für Husserl auch das ethische Moment einer Humanisierung der Kultur hatte, womit alle Formen einer unmoralischen Verdinglichung der Subjektivität abgewehrt werden sollten. Bei aller thematischen und methodischen Verschiedenheit eint die vorliegenden Beiträge das Bemühen um eine Vermittlung klassischer Gegensätze wie Sprache und Gefühl, Körper und Geist, Natur und Kultur, Innerlichkeit und Öffentlichkeit usw., die in ihren dynamischen Interdependenzen oder ihrer gestalthaften Einheit aufgewiesen werden. Es zeichnet sich geradezu ein