Vom Bürgerkrieg in eine Käserei am Bachtel

23.07.2007 - sich um Waisenkinder im Primarschulal- ter und unterrichtete sie. ... Hilfe der Familie Bieri habe ich es schliess- lich geschafft.» In Girenbad sei ...
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Tages-Anzeiger · Montag, 23. Juli 2007

Vier Frauen, vier Themen: Künstlerinnen stellen gemeinsam

ZÜRCHER OBERLAND

im Schloss Greifensee aus.

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Vom Bürgerkrieg in eine Käserei am Bachtel Abdulahi Mohamud Qalimow flüchtete in die Schweiz, als 1991 in Somalia der Bürgerkrieg ausbrach. Er landete in Girenbad, wo er eine Lehre zum Milchtechnologen absolviert.

Hilfe der Familie Bieri habe ich es schliesslich geschafft.» In Girenbad sei er Teil einer Familie geworden. Auf Akzeptanzprobleme sei er nie gestossen, seine Umgebung habe ihn immer willkommen geheissen, auch in der Schule. «Als ich mit 16-Jährigen in der Schule sass, war das manchmal schon etwas seltsam», erinnert er sich, «aber was ich lernte, war immer interessant.»

Von Lukas Messmer

Milch, der Rohstoff Somalias

Girenbad. – Im Reiferaum der Bachthalkäserei in Girenbad schlummern unzählige Käselaibe der verschiedensten Sorten. Abdulahi Mohamud Qalimow kennt die Namen auswendig. «Das ist unser Bachthalkäse, da liegt Raclette, das sind Senneflade», erklärt er in leicht gebrochenem, aber korrektem Deutsch und zeigt auf verschiedene Hart-, Halbhart- und Weichkäse. Einige hat der feingliedrige Somalier selber produziert. Im Umgang mit den gelben Laiben wirkt er sicher und routiniert – als wäre er ein Senn auf einer Alp. Aufgewachsen ist Abdulahi Mohamud in Qalimow, einer kleinen Gemeinde 60 Kilometer nördlich von Mogadiscio. Benannt ist die Ortschaft nach seinem Grossvater, der die Siedlung gegründet hatte. Darum trägt Abdulahi Mohamud auch denselben Namen wie das Dorf. Dort besuchte er die Grundschule und die Highschool, danach zog er in die Hauptstadt. An der Universität von Mogadiscio studierte er Politikwissenschaft und schloss mit dem Bachelor ab. Sogleich stieg er in das Familienunternehmen seines Vaters ein – welches japanische Autos importierte –, bis 1991 der Bürgerkrieg begann und die Firma zusammenbrach. Abdulahi Mohamud flüchtete zurück in sein Heimatdorf Qalimow. Dort kümmerte er sich um Waisenkinder im Primarschulalter und unterrichtete sie. «Nach und nach wurde es mir zu gefährlich, und ich beschloss, zu flüchten», erinnert sich der Somalier. Er spricht leise, aber mit ruhiger Stimme. Mit seiner damaligen Frau und seiner Schwester flüchtete er über Äthiopien und Italien in die Schweiz, wo er von den Schweizer Behörden problemlos aufgenommen wurde. «Anfangs hatte ich so etwas wie einen Kulturschock und verstand die Sprache überhaupt nicht», erzählt er. Doch er fand sich schnell zurecht und begann im sozialen Bereich zu arbeiten, empfing andere somalische Flüchtlinge und half ihnen, sich in der Schweiz zurechtzufinden.

Die erworbenen Kenntnisse möchte er in Somalia anwenden. Er ist im Vorstand der SOWRDO (Social Welfare and Rural Development Organisation), die vor fast zehn Jahren in Somalia gegründet wurde und sich unter anderem für einen effizienten Umgang mit lokalen Ressourcen, für die Bildung, die Trinkwasserversorgung und die Gesundheit von Tieren und Menschen einsetzt. «Die Milch ist unser Rohstoff in Somalia. Daraus wollen wir einen Mehrwert schaffen», erklärt Abdulahi Mohamud. In einer Gesellschaft, wo über 70 Prozent der Menschen von der Landwirtschaft und der Viehzucht leben, habe die Milchverarbeitung ein grosses Potenzial. Heute werde viel Milch – die als solche nur eine kurze Zeit haltbar ist – verbraucht, aber nicht veredelt. Mit der SOWRDO möchte er in Afrika einen Milchveredelungsbetrieb aufbauen. Seit zwölf Jahren war Abdulahi Mohamud Qalimow nicht mehr in Afrika. In der Schweiz hat er noch immer den Flüchtlingsstatus (F-Bewilligung). «Wir Somalier sind echte Flüchtlinge», erklärt er, «wenn möglich möchte ich auf eine Aufenthaltsbewilligung verzichten.» Die Schweiz scheint für ihn nur eine Zwischenstation zu sein, für die er sehr dankbar ist. Auch mit einer F-Bewilligung sei es erlaubt, eine Ausbildung zu machen, was fast niemand wisse. So standen eines Tages plötzlich zwei Kantonspolizisten vor der Tür und wollten Abdulahi Mohamud der Schwarzarbeit überführen. Das Ganze entpuppte sich als Irrtum. Irgendwo im Bürokratiedschungel war ein Formular verloren gegangen – der Somalier arbeitete vollkommen legal. Seine Lehre zum Milchtechnologen schliesst er diesen Juli ab. Als Nächstes nimmt er ein Praktikum in einem milchwirtschaftlichen Labor in Angriff: Damit er Milchprodukte nicht nur herstellen, sondern auch untersuchen und kontrollieren kann. Danach will er sobald wie möglich mit den Vorbereitungen zu seiner Rückkehr in die Heimat beginnen. Dabei hat er ein klares Ziel vor Augen: das erlernte Knowhow nach Afrika zu bringen. «Die Schweizer muss ich nicht lehren, wie man Käse macht», sagt er lachend. «Aber in Somalia kann ich helfen.» Doch momentan ist das schwierig: Noch immer tobt der Bürgerkrieg.

Wahl in Studierendenrat der Uni An der Universität Zürich begann Abdulahi Mohamud 2002 wieder zu studieren, wieder Politikwissenschaft. Er besuchte Vorlesungen und schrieb Arbeiten. Ein Jahr später stellte er sich zur Wahl für den

BILD LUKAS MESSMER

Abdulahi Qalimow fühlt sich wohl im Reiferaum der Bachthalkäserei. Studierendenrat der Uni – und wurde prompt gewählt. Neben seinem Studium blieb er weiterhin als Flüchtlingshelfer aktiv. Als die Frage nach der Rückkehr der geflüchteten Somalier aufkam, beschäftigte sich das Bundesamt für Migration mit der Frage, wie den zurückkehrenden Somaliern geholfen werden könnte, damit sie in ihrer Heimat nicht mit leeren Händen dastanden. Zu verschiedenen Themen wurden Projekte ausgearbeitet. Abdulahi Mohamud untersuchte Möglichkeiten der Milchwirtschaft. In der Käserei Faltigberg oberhalb von Wald gewann er erste Einblicke in das Handwerk der Milchveredelung. Bald wurde klar, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichten, einen Schweizer

Käser nach Somalia zu schicken. Also beschloss Abdulahi Mohamud, sich das Wissen selbst anzueignen. Bei Lehrmeister Paul Bieri in Girenbad fragte er zwecks einer Ausbildung an. Bieri sagte zu. «Ich wurde damals mit offenen Armen empfangen», erzählt er. Im August 2005 begann der damals 43-jährige Somalier seine Lehre in der Girenbader Käserei. Er fand rasch Gefallen an der physischen Arbeit. «Wenn ich in der Käserei einen Tag arbeite, halte ich abends den fertigen Käse in der Hand und kann davon probieren. Bei meinen vorherigen Arbeiten war es nicht so einfach, konkrete Resultate zu sehen», sagt er. «Es war eine ziemliche Herausforderung», sagt er rückblickend, «doch dank der

In Hegnau leuchtet die Sonne bei jedem Wetter Volketswil. – Just als gegen Samstagabend jene, die noch nicht in die Sommerferien verreist sind, den Grill anwerfen wollten, verdüsterte sich der Himmel: Manche Gartenparty musste abrupt abgeblasen werden. Da und dort bekam der Wettergott wenig Schmeichelhaftes zu hören. Gestern Sonntag schien schon wieder die Sonne – im Sonnenblumenfeld, das unser Fotograf René Kälin bei Hegnau mit seiner Kamera festhielt, gleich doppelt. Die strahlend gelben Felder erfreuen uns noch bis Ende August, Anfang September. Dann wird aus den Kernen Öl gepresst. Im Kanton Zürich stehen dieses Jahr auf rund 750 Hektar Ackerland Sonnenblumen. Die einheimische Produktion vermag die Nachfrage allerdings bei weitem nicht zu decken. Nur rund 15 Prozent des hier zu Lande konsumierten Sonnenblumenöls stammen aus der Schweiz. In den Läden ist reines Schweizer Sonnenblumenöl eine teure Rarität. Handelsübliche Literpreise um gut drei Franken sind nur möglich, weil billigeres ausländisches Öl beigemischt wird. 2007 wird übrigens kein gutes Sonnenblumenjahr. Bei der Aussaat im Frühjahr war es zu trocken. Auch haben sich Vögel an der Saat gütlich getan. Jetzt hoffen die Landwirte, dass wenigstens auch der Frühherbst trocken wird, wenn die schweren Erntemaschinen auf ihre Felder fahren. (was)

«Tages-Anzeiger» kommt ins Dorf Fehraltorf. – Morgen Dienstag gastiert die Redaktion des «Tages-Anzeigers Zürcher Oberland» auf ihrer Sommertournee durch die Gemeinden in Fehraltorf. Sie diskutiert bei Kaffee und Gipfeli mit den Besuchern und berichtet am Mittwoch aus der Gemeinde. (TA) Fehraltorf, Café Steiner Dienstag, 24. Juli, 9–12 Uhr

Bahnhof wird umgebaut Postagentur, Bahnschalter und Bankfiliale im Bahnhof Fischenthal werden umgebaut. Sie sollen sicherer werden. Fischenthal. – Den bevorstehenden Umbau machen neue Sicherheitsbestimmungen der Zürcher Kantonalbank nötig. Ändern werden sich aber nicht nur Schalterhalle, Büroüberwachung oder Alarmsystem der Bankfiliale. Laut Medienmitteilung der Post soll auch gleich die Fischenthaler Poststelle zur Postagentur werden. Der langjährige Poststellenleiter Anton Latzer muss darüber schmunzeln: Als eigentliche «Agentur» galt die Poststelle bereits im Jahre 1983, als er die Stelle antrat. Neu sei lediglich, dass Fischenthal nach dem geplanten Umbau eine «beschränkte Postagentur» erhalte. Ganz zum Leidwesen von Latzer heisst dies, dass nach Vorbild der Postagenturen in den Volg-Läden ein so genannt bargeldloser Postverkehr eingeführt wird. Einzahlungen können künftig nur noch mit vorhandener Postcard getätigt werden, und beim Bargeldbezug gilt eine Limite von 500 Franken. Geplant sind 200 Postagenturen Für Anton Latzer ist dies keine positive Entwicklung. «Die meisten meiner Kunden sind Landwirte aus der Umgebung. Und gerade für die ist das eine gewaltige Einschränkung.» 95 Prozent seines Kerngeschäfts seien Einzahlungen, die nun mehrheitlich wegfallen würden. Die Post selber allerdings sieht dies anders: Die so genannte «Post im Dorfladen» biete «ein Grundangebot an postalischen Dienstleistungen und attraktive Öffnungszeiten». Das Modell sei in den vergangenen zwei Jahren in mehreren Pilotversuchen positiv getestet worden und bei Kundschaft, Agenturpartnern und Behörden auf ein positives Echo gestossen. Bis Ende 2008 werden auf Grund dieser Erfahrungen nun 200 Postagenturen geschaffen. Während des Umbaus vom 13. bis 19. August bleiben Postagentur, Bahnschalter und Bankfiliale in Fischenthal geschlossen. Für Postgeschäfte steht die Poststelle Gibswil-Ried zur Verfügung. (ts)

Autoeinbrecher in flagranti erwischt Dübendorf. – Stadtpolizisten und Sicherheitsleute eines Nachtclubs haben am frühen Sonntagmorgen zwei Asyl Suchende festgenommen. Nach Angaben der Kantonspolizei hatte ein Besucher des Nachtclubs kurz vor 2 Uhr früh im Parkhaus des gleichen Gebäudes vier Männer überrascht, wie sie sich an abgestellten Autos zu schaffen machten. Er alarmierte sofort den Sicherheitsdienst, worauf die vier Verdächtigen, verfolgt von zwei Sicherheitsleuten, Richtung Kreuzung Neugut-/ Ringstrasse flüchteten. Eine zufällig in der Nähe wartende Patrouille der Stadtpolizei Dübendorf wurde auf die Flüchtenden aufmerksam. Schliesslich konnten zwei gestellt werden – ihren Komplizen gelang die Flucht. Bei den Festgenommenen handelt es sich um 20- und 23-jährige algerische Asyl Suchende. Die beiden seien nur teilweise geständig, sechs Autos aufgebrochen und durchsucht zu haben, meldet die Polizei. Der Sachschaden belaufe sich auf rund 4000 Franken. (was)