Viel schlafen, aber ohne Katze (SN, 2016)

28.01.2016 - Gerade im Winter sind Kinder und Jugendliche oft übermüdet. Das liegt an der Jahreszeit, dem frühen Schulbeginn und den vielen Ablenkungen. Allerdings: Es gibt Abhilfe. THOMAS HÖDLMOSER. SALZBURG. Aufstehen am Morgen: Das fällt vielen Kindern das ganze. Jahr über schwer. Noch mühsamer.
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DO NNERSTAG, 28. JÄNNER 2016

Reime für den Embryo

Förderung Der Kater ist ein treuer Freund. Schlafen sollen Kinder aber lieber ohne ihn – denn auch er ist ein „Weckreiz“. BILD: SN/FOTOLIA

Viel schlafen, aber ohne Katze Gerade im Winter sind Kinder und Jugendliche oft übermüdet. Das liegt an der Jahreszeit, dem frühen Schulbeginn und den vielen Ablenkungen. Allerdings: Es gibt Abhilfe. THOMAS HÖDLMOSER

Aufstehen am Morgen: Das fällt vielen Kindern das ganze Jahr über schwer. Noch mühsamer ist es im Winter. Die Müdigkeit, die derzeit vielen zu schaffen macht, hat mit dem Schlafhormon Melatonin zu tun, das vom Licht abhängig ist. Je dunkler es ist, umso mehr Melatonin produzieren wir. Bei Jugendlichen komme erschwerend hinzu, dass die Melatoninproduktion in der Pubertät später beginne, sagt Manfred Walzl, Leiter des Fachbereichs für Schlafmedizin am LKH Graz SüdWest. „Der Jugendliche wird eineinhalb bis zwei Stunden später wach und auch später müde. Er hat, ob er will oder nicht, am nächsten Tag einen Hangover, weil das Melatonin noch nicht abgebaut ist. Im Winter verschärft sich das noch.“ Deshalb SALZBURG.

sollte die Schule idealerweise erst um neun Uhr beginnen, sagt der Schlafexperte. Jedenfalls sollten Lehrer in der ersten Stunde keine schwierigen Prüfungen oder Schularbeiten ansetzen. Allerdings: Man kann etwas tun gegen die Müdigkeit. Eine einfache Regel lautet: mehr schlafen. Und tagsüber an die frische Luft gehen. Selbst wenn Wolken den Himmel bedecken, bekommt der Körper etwas vom Tageslicht ab, was wiederum die Melatoninproduktion drosselt. Um in der Nacht einen erholsamen Schlaf zu gewährleisten, sollten die elektronischen Geräte ausgeschaltet sein. Überhaupt ist es ratsam, bei Kindern und Jugendlichen die Zeiten zu begrenzen, in denen sie vor dem Computer sitzen oder mit dem Handy spielen. Kinder sollten im Volksschulalter min-

destens zehn bis elf Stunden schlafen. Oft ist das aber nicht der Fall. „Wir wissen, dass schon Volksschüler pro Jahr einen ganzen Monat an Schlaf einbüßen – nur wegen der elektronischen Medien“, sagt Walzl. Vor allem nach aufregenden Computerspielen hätten Kinder viel zu verarbeiten. Das mindere die Qualität des Schlafs. Rund 28 Prozent aller Kinder im Pflichtschulalter hätten heute massive Schlafstörungen durch Albträume. Tagsüber seien sie dann nicht ausgeschlafen, unkonzentriert oder überaktiv. Zu einer ähnlichen Einschätzung kamen Schlafforscher der Universität Salzburg. Sie stellten in einer Studie bei Kindern im Alter von acht bis elf Jahren fest, dass die Schüler, die sich in der Nacht fürchteten, vor dem Schlafengehen ferngesehen oder mit dem Computer gespielt hatten. Mit den Schlafpro-

blemen nahmen außerdem Verhaltensauffälligkeiten und die Tagesmüdigkeit zu. Eine weitere Erkenntnis aus der Salzburger Studie: Haustiere sollen nicht im Kinderzimmer übernachten. Denn Kinder, die ihr Bett mit einem Haustier teilen, schlafen schlechter. „Sobald sich zum Beispiel die Katze bewegt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Kind auch munter wird“, sagt Schlafexpertin Kerstin Hödlmoser von der Uni Salzburg. Weitere Tipps: nicht fernsehen, telefonieren oder Computer spielen im Bett. Keine Energydrinks, kein Nikotin und kein intensiver Sport vor dem Schlafen. Wichtig sind zudem regelmäßige Aufsteh- und Bettgehzeiten. Und wer nicht einschlafen kann, soll am besten aufstehen, etwas lesen und später versuchen, wieder einzuschlafen.

Kann das Baby schon im Mutterbauch gefördert werden? Diese Frage stellen sich viele Mütter. Schließlich nimmt das Baby bereits in der Schwangerschaft Geräusche von außen wahr. Manche Forscher sind überzeugt, dass beispielsweise Musik in der Zeit der Schwangerschaft die Entwicklung und die Intelligenz des Babys fördern bzw. steigern kann.

Butzemann Inwieweit Säuglinge akustische Reize wiedererkennen – das untersuchen jetzt Forscher im Schlaflabor am Fachbereich Psychologie der Paris-LodronUniversität Salzburg. Konkret wollen Projektleiter Manuel Schabus und sein Team herausfinden, ob Babys nach der Geburt Reime wie „Bi-Ba-Butzemann“, die sie während der Schwangerschaft gehört haben, wiedererkennen.

Freiwillige Für die Studie gesucht werden derzeit schwangere Frauen vor der 34. Schwangerschaftswoche. Die Teilnahme an der Studie kann von zu Hause aus und anonym erfolgen. Als Dankeschön für die Unterstützung erhalten die Teilnehmerinnen ein „BabyStarterpaket“. Infos unter: WWW.SLEEPSCIENCE.AT Kontakt: [email protected]

Mit den Lehrern reden, bevor es „brennt“ Lehrer haben oft ein anderes Bild vom Schüler als die Eltern. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig das Gespräch zu suchen.

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Ulrike Greiner

Das erste Schulsemester geht in seine letzte Phase. Prüfungen, Schularbeiten, letzte Referate, Nachzuholendes, wie jedes Jahr eine dicht gedrängte Zeit, die in Gestalt der Halbjahreszeugnisse auch Überraschungen bringt, gute und schlechte. Eltern reifen sozusagen mit der Zahl der Schuljahre und der schulischen Entwicklung ihrer Sprösslinge mit. Dabei gibt es verschiedene Stadien: Jahre, in denen man vielleicht versäumt hat, die schulischen Herausforderungen der eigenen Kinder achtsam zu begleiten, und daher zum Semesterzeugnis unliebsame Neuigkeiten ankamen; Jahre, in denen man sich über sehr gute Noten und zufriedene Söhne und Töchter freuen konnte; Jahre, in denen man grundsätzlich feststellen musste, dass Einschätzungen und Erwartungen von Familie und Schule auseinandergegangen sind. Spätestens zum Februar, knapp vor den Semesterferien, stellt sich dann die Frage: „Hätten wir früher mit der Schule reden sollen?“ Die Antwort geben wir uns selbst: Natürlich! Gespräche zwischen Eltern und Lehrern sind enorm wichtig, und zwar im Vorfeld, im Laufe eines Schuljahres, möglichst, wenn es (noch) „nicht brennt“. Der gegenseitige Austausch der Erfahrungen, der Blick der Eltern auf „ihre“

Kinder und die davon verschiedene Perspektive der Lehrer auf „ihre“ Schüler ist sehr fruchtbar, beide Seiten können davon viel lernen. Die Systeme Familie und Schule funktionieren sehr unterschiedlich. Familie ist auf Emotionalität und Intimität aufgebaut, die Rollen sind diffuser und die Beziehungen „naturwüchsiger“. Das System Schule erzeugt notwendigerweise Distanz, formale Regeln und eine gewisse bürokratische Rationalität – hoffentlich nicht so viel, dass den Schülern der Sinn und die Freude am gemeinsamen Lernen verloren geht. Eltern schauen, wenn sie Schule beurteilen, auf die Chancen und Unterstützungen für „ihr Kind“, Direktionen und Lehrer müssen das Gesamte sehen und ebenso für gerechten Ausgleich der Ansprüche und die Berücksichtigung aller sorgen. Trotz der Verschiedenheit von Familie und Schule schauen beide auf das Individuum Schüler und Schülerin, treffen sich beide in der Geschichte eines Schülerlebens in einer einzigartigen Verbindung wieder. Wir wissen heute, wie wichtig die Schulpartnerschaft ist, also auch die Beziehung der Eltern zur Schule. Das wechselseitige Interesse und der positive Kontakt sind eine Quelle der Ermutigung für die Kinder und Jugendlichen,

die sich quasi doppelt bestärkt und begleitet fühlen. Der in Bildungsfragen besonders der frühen Jahre grausame „Matthäus-Effekt“ wirkt aber leider auch hier: Wer hat, dem wird gegeben, wer nicht hat, dem wird genommen – in vielen Fällen treffen desinteressierte Eltern, denen die schulische Entwicklung ihrer Kinder kaum (oder manchmal zu spät) ein Anliegen ist, auf eine Schule, die das Problem nicht erkannt hat und ohne Eltern auch nicht wirksam handeln kann. Schule und Familie sind heute mehr denn je aufeinander angewiesen und rücken näher aneinander heran. Wie die Schule den Eltern begegnet, wie viel Zeit sich Lehrer nehmen, um in Ruhe Gespräche zu führen, wie man also gemeinsam nachdenkt, was dieser individuelle Mensch, Kind, Jugendliche braucht und kann, ist, will und werden könnte, das macht einen wichtigen Teil der Qualität einer Schule aus. Dafür braucht sie Eltern, die Kontakt suchen – und das nicht erst knapp vor der Zeugnisverteilung oder wenn es „brennt“. Priv.-Doz. DDr. Ulrike Greiner ist stv. Leiterin der School of Education der Universität Salzburg und Mitglied in Expertengruppen für die Lehrer/-innenbildung neu.