Transkript Brief mit der Nachricht vom Tode Ludwig Mohrs an Maria ...

Um uns droht Tod und Verderben, die besten Männer fallen den Heldentod für das Vaterland. Wir sind es gewöhnt, die besten Kameraden fallen zu sehen, und.
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Transkript Brief mit der Nachricht vom Tode Ludwig Mohrs an Maria Mohr vom 9.10.1914 von seiner Kompanie Gefechtsfeld 9. 10. 14 Geehrte Frau Mohr Ein Vierteljahr hatte ich die Gelegenheit, an der Seite Ihres geschätzten Mannes im Kriegsdienst zu stehen. Eine aufrichtige Freundschaft erfaßte mich zu Ihrem braven Mann und diese drückt mir jetzt die Feder in die Hand. Um uns droht Tod und Verderben, die besten Männer fallen den Heldentod für das Vaterland. Wir sind es gewöhnt, die besten Kameraden fallen zu sehen, und doch hat es uns alle tief und ehrlich ergriffen, als auch unser uns lieb gewordener Mohr verwundet wurde. Vor zwei Tagen erst wurde er in Anerkennung seiner Verdienste zum Zugführer ernannt. In Erfüllung seiner Pflichten hat nun den braven Mann und tapferen Soldaten die Kugel erreicht, die ihm vom Schicksal bestimmt war. In der Mitte seines Zuges fiel er. Eine feindliche Kugel traf seinen Kopf und schmerzlos hauchte er seine edle Seele aus. Trauernd standen wir um unseren Führer, tief ergriffen ob des unerwarteten Verlusts. Was kameradschaftliche Liebe und Anhänglichkeit vermochte, wurde dem lieben Toten getan. Ein alter Eichenbaum überschattet das Einzelgrab, ein festes Eisenkreuz mit Widmung und Name wurde zeitdauernd und wetterfest angebracht. Sein Andenken wird uns allen heilig sein. Und nun, geehrte Frau Mohr, lassen Sie den Schmerz nicht die Überhand gewinnen. Tausende deckt das Schlachtfeld und nur wenigen war es vergönnt, so schön im Kreise seiner Freunde zu scheiden, von der Liebe seiner Kameraden so schön zur ewigen Ruhe gebettet zu werden. Es erübrigt mir noch unser herzliches und aufrichtigstes Beileid auszudrücken, Sie unserer innigsten Anteilnahme zu versichern. In dieser schweren Stunde verhallt wohl ein Wort des Trostes, aber der Herrgott, der das Geschick Ihres Gatten gewendet, er wird Ihnen auch Kraft geben, den schweren Verlust zu tragen. Die alles mildernde Zeit, sie wird den brennenden Schmerz in ein freundlich Gedenken wandeln. Gott wird Ihnen helfen, den Weg durchs Leben ohne die kräftige Stütze unseres lieben toten Freundes zu finden. Was Ihr lieber Gatte bei sich hatte, wird Ihnen zugehen. Nehmen Sie nochmals unser herzliches Beileid entgegen und seien Sie mit all den vielen tausend Wittwen stark und mutig. Gott und das Vaterland wird die Wittwen der gefallenen Helden nicht verlassen! Ich übermittle den kameradschaftlichen Gruß unserer Kompanie und zeichne hochachtungsvoll 92. Inf.Reg. 16.Komp. Feldpost 96 Hans Kroegner