Spannungsfelder im Erziehungsprozess – verdeutlicht am Beispiel ...

Dativ...) die Zeit nahmen, den Text sorgfältig auf Fehler zu untersuchen und durch kritische. Anmerkungen zur besseren Verständlichkeit beitrugen. Darüber ...
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Michael Schmitt

(Wett-)kämpfen im Sport und im Alltag

Spannungsfelder im Erziehungsprozess – verdeutlicht am Beispiel Judo

disserta Verlag

Schmitt, Michael: (Wett-)kämpfen im Sport und im Alltag: Spannungsfelder im Erziehungsprozess – verdeutlicht am Beispiel Judo. Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-482-8 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95425-483-5 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: © laurine45 – Fotolia.com

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VORWORT Als es darum ging, dieses Buch zu veröffentlichen, stellte ich mir die Frage, wer sich damit eigentlich angesprochen fühlen könnte. Zunächst einmal war klar: Das Buch beschäftigt sich mit Judo, das heißt, jeder Trainer, der dazu bereit ist, sich außerhalb der didaktischen auch über pädagogische Fragestellungen Gedanken zu machen, kann von diesem Werk profitieren. Darüber hinaus bietet es jedem, der sich in pädagogischen Arbeitsfeldern austobt oder austoben will, die Möglichkeit, seine Einstellungen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ergänzen oder zu verändern. Die Tatsache, dass ich meine Ausführungen am Judo konkretisiere, stellt hierfür kein Hindernis dar. Das im Buch Behandelte kann auf verschiedenste Lebensbereiche, insbesondere Sportarten, übertragen werden. Die pädagogischen Ansichten, die um sportpädagogische Inhalte ergänzt werden, können für sich stehen, was es auch für Studierende und sonstige Interessierte lesenswert macht.

Danksagungen: Ich danke meiner Familie und meinen Trainern. Ohne sie könnte es dieses Buch nicht geben. Ganz besonders möchte ich meinem langjährigen Judo-Lehrer Stefan Reinhart und meiner Mutter Maja Schmitt dafür danken, dass sie sich trotz eigenem Zeitmangel (ja, ich weiß: Der Dativ...) die Zeit nahmen, den Text sorgfältig auf Fehler zu untersuchen und durch kritische Anmerkungen zur besseren Verständlichkeit beitrugen. Darüber hinaus versorgten sie mich mit Judo-Literatur. Für Letzteres bedanke ich mich ebenfalls bei Sonja Reinhart und Günther Greulich. Meiner Freundin und meiner Tochter möchte ich an dieser Stelle dafür danken, dass es sie gibt...

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INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ............................................................................................................................. V INHALTSVERZEICHNIS .................................................................................................. VII I

EINFÜHRUNG .............................................................................................................. 13

II

ANTHROPOLOGIE UND PÄDAGOGIK ................................................................. 15

1. DIE DIALEKTIK DES MENSCHEN UND DER ERZIEHUNG ................................................... 16 1.1 BEGRIFFSERKLÄRUNGEN .................................................................................................. 16 1.1.1 Dialektik ....................................................................................................................... 16 1.1.2 Mensch.......................................................................................................................... 17 1.1.3 Erziehung ...................................................................................................................... 18 1.2 KÖRPER UND GEIST .......................................................................................................... 20 1.2.1 Der Mensch als Person ................................................................................................. 20 1.2.2 Körper und Leib............................................................................................................ 21 1.2.3 Geist .............................................................................................................................. 21 1.2.4 Das Verhältnis zwischen Körper und Geist .................................................................. 22 1.3 BEGEGNUNG DES MENSCHEN MIT DER WELT ................................................................... 24 1.3.1 Ich und Du .................................................................................................................... 24 1.3.2 Individuum und Gemeinschaft ..................................................................................... 26 1.4 FÜHREN ODER WACHSENLASSEN ..................................................................................... 28 1.4.1 Führen ........................................................................................................................... 29 1.4.1.1 Erziehung als Kunst und Technik .............................................................................. 29 1.4.1.2 Das Problem beim Erziehen als bloßes Führen ......................................................... 30 1.4.1.3 Das Positive am Erziehen als Führen ........................................................................ 31 1.4.2 Wachsen lassen ............................................................................................................. 32 1.4.2.1 Erziehung als Pflege .................................................................................................. 32 1.4.2.2 Das Problem beim Erziehen als bloßes Wachsenlassen ............................................ 32 VII

1.4.2.3 Das Positive am Erziehen als Wachsenlassen ........................................................... 33 1.4.3 Einführen ...................................................................................................................... 34 1.4.3.1 Folgerungen für Bildungsideale ................................................................................ 34 1.4.3.2 Der Erzieher als „Anwalt der Seele und des objektiven Geistes“ ............................. 35 2. DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN ERZIEHER UND ZU ERZIEHENDEM ...................................... 37 2.1 ERZIEHUNG ALS SOZIALE INTERAKTION UND SOZIALE KOMMUNIKATION ........................ 37 2.2 ERZIEHUNG ALS BEGEGNUNG ........................................................................................... 38 2.3 ERZIEHUNG UND AUTORITÄT ........................................................................................... 39 3. LEISTUNGSERZIEHUNG UND SOZIALERZIEHUNG ............................................................. 41 3.1 LEISTUNGSERZIEHUNG ..................................................................................................... 42 3.1.1 Die Leistungsgesellschaft und ihr Leistungsbegriff ..................................................... 42 3.1.2 Der Leistungsbegriff in der Pädagogik ......................................................................... 43 3.2 SOZIALERZIEHUNG ........................................................................................................... 44 3.2.1 Die Notwendigkeit von Sozialerziehung ...................................................................... 45 3.2.2 Freiheit und Abhängigkeit ............................................................................................ 45 4. LEBENSWELTORIENTIERUNG ........................................................................................... 48 4.1 LEBENSWELTORIENTIERUNG ALS KONZEPT DER SOZIALEN ARBEIT ................................. 48 4.2 DIE AMBIVALENZ DES ALLTAGS ...................................................................................... 49 4.3 LEBENSWELTORIENTIERUNG ALS HILFE ZUR LEBENSBEWÄLTIGUNG ............................... 50 4.4 DIE PRAXIS DER LEBENSWELTORIENTIERUNG .................................................................. 52 5. FREIZEITERZIEHUNG ........................................................................................................ 53 III FREIZEITVERHALTEN VON KINDERN UND JUGENDLICHEN .................... 54 1. DEMOGRAPHISCHER WANDEL ......................................................................................... 55 2. HAUPTASPEKTE DES HEUTIGEN FREIZEITVERHALTENS.................................................. 55 2.1 VERHÄUSLICHUNG DER FREIZEIT ..................................................................................... 55 2.2 VERINSELUNG DER FREIZEIT ............................................................................................ 57 3. FREIZEIT UND SPORT ........................................................................................................ 57 3.1 SPORT ALS FREIZEITBESCHÄFTIGUNG ............................................................................... 58 VIII

3.2 SPORT IN SPORTVEREINEN ................................................................................................ 58 IV SPORT, SPIEL, TRAINING UND WETTKAMPF................................................... 60 1. BEGRIFFSERKLÄRUNGEN .................................................................................................. 60 1.1 SPORT ............................................................................................................................... 60 1.2 SPIEL ................................................................................................................................ 61 1.3 TRAINING ......................................................................................................................... 61 1.4 WETTKAMPF ..................................................................................................................... 62 2. LEISTEN UND LEISTUNG IM SPORT ................................................................................... 62 2.1 BEDINGUNGEN FÜR LEISTUNG IM SPORT .......................................................................... 63 2.2 BEZUGSNORMEN ZUR KENNZEICHNUNG VON LEISTUNG IM SPORT ................................... 63 2.3 LEISTUNG IM WETTKAMPF ............................................................................................... 65 3. WETTKAMPF ..................................................................................................................... 66 3.1 WETTKAMPF ALS TRAININGSZIEL ..................................................................................... 66 3.2 WETTKAMPF ALS TRAININGSMITTEL ................................................................................ 66 3.3 WETTKAMPF UND PÄDAGOGIK ......................................................................................... 67 3.4 DIE OLYMPISCHE IDEE ..................................................................................................... 68 4. ERKENNEN FÜR DEN ALLTAG DURCH ERLEBEN IM SPORT ............................................. 70 V

JUDO .............................................................................................................................. 73

1. GRUNDLAGEN DES JUDO ................................................................................................... 73 1.1 JUJUTSU UND JUDO – BEGRIFFSERKLÄRUNG..................................................................... 73 1.2 SETSURITSU – DIE GRÜNDUNG DES JUDO ......................................................................... 74 1.3 WAZA – DIE TECHNIKEN DES JUDO .................................................................................. 74 1.4 RANDORI, KATA UND SHIAI – DIE TRAININGSMETHODEN DES JUDO ................................ 76 1.5 DIE JUDO-PRINZIPIEN ....................................................................................................... 76 1.5.1 Sei-Ryoku-Zen-Yo – Das technische Prinzip ............................................................... 76 1.5.2 Ji-Ta-Kyo-Ei – Das moralische Prinzip........................................................................ 77 2. RAHMENBEDINGUNGEN DES JUDO ................................................................................... 77 2.1 DOJO – DER ORT ZUM ÜBEN DES WEGES ......................................................................... 77 IX

2.2 JUDOGI – DIE JUDO-BEKLEIDUNG .................................................................................... 78 2.3 REI – DER GRUß ............................................................................................................... 79 2.4 DIE JUDOWERTE ............................................................................................................... 79 3. SHIAI - WETTKÄMPFE IM JUDO ........................................................................................ 80 3.1 ENTWICKLUNG DER WETTKÄMPFE ................................................................................... 81 3.2 DIE AKTUELLE BEDEUTUNG DER WETTKÄMPFE ............................................................... 82 4. LEHRER UND SCHÜLER IM JUDO ...................................................................................... 83 4.1 SENSEI – DER LEHRER ...................................................................................................... 83 4.2 DESHI UND SENPAI – DER SCHÜLER ................................................................................. 83 4.3 SHITEI – DIE LEHRER-SCHÜLER-BEZIEHUNG ................................................................... 84 VI (WETT-)KÄMPFEN IM JUDO AUS PÄDAGOGISCHER SICHT........................ 85 1. JUDO UND PERSONALISATION........................................................................................... 85 1.1 SICH DURCH JUDO ALS INDIVIDUUM BEGREIFEN ............................................................... 85 1.2 KÖRPER UND GEIST IM JUDO ............................................................................................ 86 2. BEGEGNUNGEN IM JUDO ................................................................................................... 87 2.1 BEGEGNUNGEN ZWISCHEN JUDOKA .................................................................................. 87 2.2 BEGEGNUNGEN IN GEMEINSCHAFTEN............................................................................... 89 3. JUDO ALS MITTEL ODER ZWECK...................................................................................... 90 3.1 JUDO ALS BLOßER ZWECK ................................................................................................. 90 3.2 JUDO ALS BLOßES MITTEL ................................................................................................ 91 3.3 JUDO ALS MITTEL UND ZWECK ......................................................................................... 93 3.3.1 Judospezifische Bildungsideale .................................................................................... 93 3.3.2 Der Judo-Lehrer als Judoka und Erzieher .................................................................... 94 4. DER JUDO-LEHRER ........................................................................................................... 95 4.1 SOZIALE INTERAKTION UND KOMMUNIKATION IM LEHR-LERN-PROZESS ........................ 95 4.2 DER JUDOLEHRER ALS PARTNER ...................................................................................... 95 4.3 DER JUDOLEHRER ALS AUTORITÄT .................................................................................. 97

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5. LEISTUNGSERZIEHUNG UND SOZIALERZIEHUNG IM JUDO .............................................. 97 5.1 LEISTUNGSERZIEHUNG IM JUDO ....................................................................................... 98 5.1.1 Der Leistungsbegriff im Shiai ...................................................................................... 98 5.1.2 Der pädagogische Leistungsbegriff im Übungsprozess ............................................... 99 5.1.3 Der Leistungsbegriff in weiteren Vergleichssituationen ............................................ 100 5.2 SOZIALERZIEHUNG IM JUDO ........................................................................................... 101 6. DOJO UND ALLTAG ......................................................................................................... 102 7. LEBENSWELTORIENTIERUNG IM JUDO ........................................................................... 104 7.1 DER JUDOKA UND SEINE LEBENSWELT ........................................................................... 104 7.2 JUDO ALS EIN LEBENSFELD ............................................................................................. 105 7.3 LEBENSWELTORIENTIERTE ORGANISATION VON JUDO-ANGEBOTEN .............................. 106 8. FREIZEIT UND JUDO ........................................................................................................ 107 VII ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................. 109 VIII LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................... 112 KLEINES JUDO-LEXIKON .............................................................................................. 125

XI

I

EINFÜHRUNG

Ziel dieses Buches ist es, eine gewisse Grundauffassung von Pädagogik aufzuzeigen und diese im Hinblick auf die vielfältigen Möglichkeiten im Judo darzustellen. Es soll gezeigt werden, ob bzw. inwieweit sportliches Wettkämpfen – und dies insbesondere im Judo – einen pädagogischen Beitrag dazu leisten kann, dass Kinder und Jugendliche ihren Alltag gut meistern und ob sie durch das Judo-Kämpfen auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass weder der Wettkampf noch Judo an sich zwangsläufig pädagogisch wirken. Es soll herausgefunden werden, welches pädagogische Potenzial Judo aufweist und was notwendig ist, um dieses auszuschöpfen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es möglich ist, durch Sport und insbesondere in der Auseinandersetzung mit der „Konkurrenz“ eine sinnvolle Vermittlung von Werten und Normen zu erreichen, die sich auch auf den Alltag der Kinder und Jugendlichen und auf ihr späteres Privat- und Berufsleben übertragen lassen, und welche Rolle dabei der Erzieher bzw. Judo-Lehrer innehat oder haben kann. Hierbei werden das Prinzip der Achtung des Anderen und der Leistungsgedanke Schwerpunkte einnehmen. Ebenso wird darauf eingegangen, welche Rolle diese Fragestellungen bereits bei der Olympischen Idee im Sinne Pierre de Coubertins innehatten und inwiefern diese sich mit der aufgezeigten Pädagogik vereinbaren lässt.

Das Vorgehen wird dabei folgendermaßen sein: Zunächst werden im Kapitel II anthropologische Grundannahmen und die sich daraus ergebende Pädagogik dargelegt. In diesem Zusammenhang wird auf die Dialektik des Menschen und der Erziehung sowie auf die Beziehung zwischen Erzieher und zu Erziehendem eingegangen. Bevor das lebensweltorientierte Konzept der Sozialen Arbeit in seinen Grundzügen dargelegt und das Thema Freizeiterziehung kurz angesprochen wird, werden Leistungserziehung und Sozialerziehung thematisiert. Nachdem im Kapitel III das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen beschrieben wird, knüpft das Kapitel IV an die Leistungserziehung im Kapitel II speziell im Hinblick auf Leisten und Leistung im Sport an. Einen Schwerpunkt wird hierbei der Wettkampf mit seinen verschiedenen Funktionen einnehmen.

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Im Kapitel V wird Judo in seinen Grundzügen dargelegt. Dieses wird im Kapitel VI mit der Anthropologie und der Pädagogik aus Kapitel II unter Bezugnahme auf die Kapitel III und IV verknüpft. Dadurch werden die Anthropologie und die Pädagogik am Beispiel Judo verdeutlicht und erfahren dabei eine konkrete beispielhafte Auslegung. Auf diese Weise wird das pädagogische Potenzial des Judo diskutiert und aufgezeigt, was zur Ausschöpfung dessen notwendig ist. Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit des Buches wird darauf verzichtet, männliche und weibliche Personen getrennt zu nennen. Stattdessen wird die männliche Personenbezeichnung verwendet, die – sofern nicht besonders darauf hingewiesen – beide Geschlechter einschließt.

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