Sonderausgabe zu eMedien - Fachbuchjournal

08.06.2011 - auf sein Honorar und stellt seine Publikation auf einen Server, ..... Wissen, für das im Bereich der Beratung und Marktforschung heute noch ...
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l 3. jahrgang l SonderauSgabe 2011 l ISSn 1867-5328 l

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be ausga r e d n So edien zu eM

Fach- und Sachliteratur Für den BucheinkauF

üBerBlick l Voll digital: eMedien in Bibliothek, Verlag und Buchhandel l Vom Umgang mit dem Kulturgut Wissen im Informationszeitalter

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Der SwetsWise eBook Katalog mit mehr als 1.000.000 Katalogeinträgen

eMedien + BiBliOtheken l Nutzung elektronischer Medien in Bibliotheken l Digitale Bibliothek „eliechtensteinensia.li“ eMedien + Buchhandel l Online-Buchhandel: Verlegers Freund? l Durchbruch für das eBook? l Gespräche mit Dr. WernerChristian Guggemos, ciando und Heinrich Riethmüller, Osiandersche Buchhandlung eMedien und VerlaGe l Elektronisches Publizieren in Verlagen, Gespräch mit Steffen Meier, Eugen Ulmer l Die Duncker & Humblot eLibrary reZenSiOnen l Lernen, Recherchieren, Arbeitstechniken, Informationskompetenz und Wissensmanagement in der digitalen Welt

110 Jahre - Innovation und Tradition ___________________________________________________________________________________________________

Wir freuen uns auf Ihren Besuch auf dem 100. Deutschen Bibliothekartag in Berlin: Stand C08 Nehmen Sie auch an unseren Vorträgen teil und erfahren Sie mehr zu den Themen: Referent: Stephan Hanser Innovative Navigatoren für eContent, ECC Saal C, 08.06.2011, 12:15 Uhr - 13:15 Uhr - Nehmen Sie an Herrn Hansers Vortrag teil und gewinnen Sie ein iPad2 Referent: Heiko Brandstädter Reale Welt 3.0, Zukunftswerkstatt / Raum Paris, 09.06.2011, 12:00 Uhr - 12:30 Uhr Wir sind Ihr Ansprechpartner und beraten Sie gerne. Abonnementdienstleistungen - Beschaffung - Abrufen - Managen eContent - eBooks - eBusiness

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editorial

Umbruch Die Buchherstellung wird zur Filmproduktion, das Bilderbuch zum Internet-TV, Bibliotheken entwickeln sich zu Verwaltungszentren für elektronische Medien, Bibliotheksverbände werden zu Anbietern von Geschäftsprozessmanagementsystemen und Softwareentwickler zu Verlegern. Im Buchhandel übernehmen neu eingestiegene Internetfirmen die größte Vermittlerrolle aller Zeiten und geht es nach Google, stehen Fachbücher in Zukunft nicht mehr in der Bibliothek, sondern im virtuellen eBook-Regal in der Cloud. Herzlich Willkommen in der Gegenwart des Publizierens. In dieser Sonderausgabe des Fachbuchjournals werfen wir einen Blick auf eMedien in Bibliothek, Verlag und Buchhandel. Er zeigt: Beim Umgang mit dem Kulturgut Wissen ist alles im Fluss. Unsere Autorinnen Helga Bergmann und Vera Münch haben auf den Seiten 12 bis 39 versucht, die Dimension beispielhaft darzustellen. Ihr Beitrag ist eine Momentaufnahme der Ereignisse, Entwicklungen, Tendenzen und spannender Produkte ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Vollständigkeit kann es nicht geben. Die dynamischen Veränderungen sind voll im Gange und gewinnen täglich an Fahrt. Die Digitalisierung hat die Verlagswelt, die Bibliotheken und den Buchhandel verändert und es ist noch nicht abzusehen, wie weit sie die Branche noch verändern wird. • Neupositionierung von bestehenden und Auftauchen neuer Unternehmen sind zu beobachten. • Es finden strukturelle Veränderungen statt: plötzlich konkurrieren Softwareentwickler mit Verlegern um Inhalte, der Buchhandel steht im Wettbewerb zu Online-Shops und Bibliotheken müssen sich mit Informationsangeboten im Internet messen. • Bücher, Zeitschriften und Aufsätze werden in den Kellern von Bibliotheken und Archiven in großem Umfang digitalisiert, jüngere Auflagen gleich von vornherein digital verlegt. • Verwaltet werden die Bestände mit komplexen Softwaresystemen. • Alle Vertriebs- und Bezugswege sind vernetzt: Verlage, Agenturen, Bibliotheken, Buchhandel, Internetfirmen, Fachbuchplattformen, Informationsmarktplätze, Wikipedia, Twitter, Facebook und Blogs verbinden sich im World Wide Web nicht ganz freiwillig zu einem weltumspannenden Konstrukt für Informationslieferung. • Auf der Empfängerseite sehen sich die Informationsanbieter Kunden gegenüber, die ihre passive Rolle längst verlassen haben. Diese bringen eine hohe Erwartungshaltung mit und stellen Forderungen. • Zu allem Überfluss verändert sich auch das Handelsgut selbst: Digitaler Inhalt, sogenannter Content, ist nicht mehr nur statisch, sondern kann auch dynamisch und multimedial präsentiert werden; das heißt, Schrift, Bild, Film, Ton und Animation werden zur Informationsvermittlung miteinander kombiniert und können je nach Anwendungszweck ihr Erscheinungsbild verändern. Aufgelöst in Einzelteile werden Fachbücher zum Beispiel zu Liquid Content, verflüssigtem Inhalt, und im Dateiformat pdf gespeicherte Dokumente beginnen interaktiv zu leben. Das digitale Zeitalter hat einen gewaltigen Umbruch im Publikations- und Informationswesen in Gang gesetzt. Bibliotheken, Verlage und Buchhändler, die in diesem globalen Umfeld und Wettkampf auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen neue Ideen entwickeln und mutig umsetzen. 

Angelika Beyreuther

Sonderausgabe 2011

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inhalt

i m p r e ssu m Herausgeber: Carla Horn-Friesecke (chf) [email protected] Erwin König (ek) (06 11) 9 31 09 41 [email protected] Redaktion (verantw.): Angelika Beyreuther (ab) (06 11) 3 96 99 - 24 [email protected] Druck-, Verlags- und Redaktionsadresse: DINGES & FRICK GmbH Medientechnik, Drucktechnik & Verlag Hausanschrift Greifstraße 4, 65199 Wiesbaden Postanschrift Postfach 2009, 65010 Wiesbaden Telefon (06 11) 3 96 99 - 0 Telefax (06 11) 9 31 09 - 43 Geschäftsführer Wolfgang Dinges, Dipl.-Ing. Helmut Frick Carla Horn-Friesecke, Ulrich von Scheibner Anzeigen (verantw.): Rocco Mischok (06 11) 3 96 99 - 60 [email protected] Bankverbindung: Wiesbadener Volksbank BLZ 510 900 00 Konto-Nr. 7 142 234

EDITORIAL 1 Impressum 3 Kurze Meldungen

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eMediEN_______________________________________________________________ Voll digital: eMedien in Bibliothek, Verlag und Buchhandel Vom Umgang mit dem Kulturgut Wissen im Informationszeitalter Helga Bergmann und Vera Münch

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Für und gegen stärkeren Schutz im Internet Kurzporträts: Deutsche Content Allianz und Digitale Gesellschaft e.V.

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Europeana und Deutsche Digitale Bibliothek Kulturgüter digital sichtbar machen

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Mittendrin und doch am Anfang – eBooks im akademischen Umfeld Kommentar von Joachim Flickinger

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eMEDIEN UND BIBLIOTHEKEN_____________________________________________ Nutzung elektronischer Medien in Bibliotheken Susanne Göttker

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Die Digitale Bibliothek „eliechtensteinensia.li“ Manfred Hauer, Wolfgang Herder und Meinrad Büchel

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eMEDIEN UND BUCHHANDEL_____________________________________________

Gerichtsstand und Erfüllungsort: Wiesbaden

Durchbruch für das eBook? Gespräch mit Dr. Werner-Christian Guggemos, ciando GmbH

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Anzeigenpreise: Preisliste Nr. 3, gültig ab 15.1.2011

Online-Buchhandel: Verlegers Freund? Holger Ehling

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Bezugsbedingungen: Lieferung durch Postzeitungsdienst Einzelheft: € 7,Jahresabonnement (6 Ausgaben) € 40,Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten Versandkosten Inland: € 12,Versandkosten Ausland: Preis auf Anfrage Mehrfachabonnement: Preis auf Anfrage Abonnements-Kündigungen jeweils sechs Wochen vor Ende des Bezugszeitraums

e-Angebote im lokalen Buchhandel Gespräch mit Heinrich Riethmüller, Osiandersche Buchhandlung

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Erscheinungsweise: 6-mal jährlich ISSN-Nr. 1867-5328

Großer Player bei eBooks: 20 Jahre Missing Link 

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eMEDIEN UND VERLAGE___________________________________________ Elektronisches Publizieren in Verlagen Gespräch mit Steffen Meier, Leiter Elektronisches Publizieren und Ulmer online bei Eugen Ulmer

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Die Duncker & Humblot eLibrary – E-Books aus Tradition Claudio Crugnola

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e-Learning. Punkten mit SpringerScore Gespräch mit Dr. Ulrich G. Moltmann, Programmplaner Biologie des Spektrum Verlags und Projektleiter SpringerScore 

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Rezensionen___________________________________________________ Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung ü ­ bernommen.

www.fachbuchjournal.de

Lernen, Recherchieren, Arbeitstechniken, Informationskompetenz und Wissensmanagement in der digitalen Welt Sammelrezension von Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger

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Das Lernszenario VideoLern – Eine Design-Based-Research-Studie Rezension von Akad.Dir. Dipl.Math. Günter Wetter

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Sonderausgabe 2011

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kurze meldungen

Börsenverein: Buchbranche erwartet Durchbruch für das E-Book in diesem Jahr

Deutschen kaufen Bücher ausschließlich oder weitgehend als gedrucktes Buch, 2 Prozent kaufen ihren Lesestoff weitgehend als E-Book. „Je besser das Zusammenspiel von Endgerät, Inhalt und Angebot wird desto dynamischer entwickelt sich der Markt. Darauf deuten die Erwartungen der Experten aus Verlagen und Buchhandel hin“, meint Hans Huck, Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein und Vertriebsleiter E-Commerce und E-Book bei Koch, Neff & Volckmar. So gehen die Verlage für das Jahr 2015 davon aus, im eigenen Verlag 16,2 Prozent des Umsatzes mit E-Books zu machen. Für 2010 wird der Umsatzanteil der E-Books auf 5,4 Prozent geschätzt. Auch der Buchhandel geht von einer massiven Steige-

nach wie vor die stärksten Warengruppen - 30 Prozent der Verlage, die E-Book-Titel im Programm haben, bieten im Durchschnitt 231 wissenschaftliche Bücher an, 28 Prozent im Schnitt 147 Fachbücher. Sachbücher werden von 33 Prozent und ie Buchbranche ist von der fortschreidamit von den meisten Verlagen angetenden Digitalisierung des Buchmarkts boten, allerdings sind es im Durchschnitt überzeugt, auch wenn die Deutschen lediglich 35 Titel. Die Belletristik holt auf: derzeit fast ausschließlich gedruckte Bü11 Prozent der Verlage bieten mittlerweile cher lesen. „2011 wird auf dem Markt der im Durchschnitt 89 Belletristik-Titel an. eigentliche Durchbruch für das E-Book Auffallend sind im Buchhandel die Unkommen“, sagte Alexander Skipis, Hauptterschiede zwischen den großen und den geschäftsführer des Börsenvereins des kleinen Marktteilnehmern. Insgesamt Deutschen Buchhandels, am 14. März bei sind bei den Sortimentern lediglich 32 der Vorstellung der ersten breit angelegProzent der Marktteilnehmer mit E-Books ten E-Book-Studie in Deutschland, die der und E-Readern im Markt aufgestellt, bei Börsenverein gemeinsam mit GfK Panel den großen Buchhandlungen mit mehr Services durchgeführt hat. als zehn Mitarbeitern sind es bereits 85 Verlage und Buchhandel rechProzent. Doch die Planungen nen in den kommenden Jahren laufen, insgesamt könnten es mit erheblichen Umsatzsteigemittelfristig 46 Prozent sein, rungen und investieren deshalb die am E-Book-Markt mitwirAmazon verkauft mehr digitale weiter in die Digitalisierung. ken. Entscheidende Barriere für als gedruckte Bücher! „Wir erleben gerade, wie sich den Verkauf von E-Books und ein neuer Markt formiert“, sagt E-Readern ist die zu geringe • Der Internetbuchhändler Amazon verkauft in den Skipis. Die Branche selbst hat Nachfrage der Kunden, das saUSA mehr E-Books als gedruckte Bücher: Im Zeitmit ihrem Verband bereits vor gen 91 Prozent der Sortimenter. raum vom 1. April bis zum 19. Mai kamen auf 100 über zwei Jahren mit der EntDie Ergebnisse stammen aus verkaufte Printwerke 105 verkaufte Kindle Books. wicklung der Plattform libreka! der aktuellen Studie des BörAmazon hat nach Unternehmensangaben in den die Voraussetzung dafür gesenvereins zusammen mit GfK USA momentan 950.000 E-Books im Sortiment, darschaffen, dass sämtliche verPanel Services Deutschland unter 109 Titel von den ersten 111 Plätzen der aktufügbare elektronische Inhalte „Umbruch auf dem Buchmarkt? ellen New York Times Bestsellerliste. gebündelt und mit geklärten Das E-Book in Deutschland“, Rechtefragen zur Verfügung März 2011. Sie besteht aus • In Großbritannien vertreibt Amazon ein Jahr nach stehen. Das ermöglicht dem mehreren Teilen: Für die Studie der Markteinführung des Kindle Stores ebenfalls kleinsten Händler ebenso wie wurden Anfang des Jahres 2011 mehr E-Books als gebundene Bücher. den großen Plattformen am Eeine Auswahl aus 1.800 SortiBook-Geschäft teilzunehmen. mentern und 1.850 Verlegern • In dem im April 2011 eröffneten deutschen Kindle „Das Angebot auf dem Markt befragt. Die Hochrechnung der Store gibt es aktuell 736.000 Titel, darunter etwa ist da, es wächst und es wird E-Book Absätze und Umsätze 30.000 deutschsprachige E-Books. seinen Weg zu den Lesern in 2010 stammen aus dem GfK den nächsten ein, zwei Jahren Verbraucherpanel mit insgefinden. Entscheidend wird jetzt samt 20.000 Personen, die mosein, wie komfortabel der Zugang zu den rung des Umsatzanteils von E-Books am natlich zu ihren Bucheinkäufen befragt Büchern und die Technik der Lesegeräte Gesamtumsatz der Buchhandlungen in werden. Sie ist repräsentativ für die deutgestaltet werden“, so Skipis. den nächsten vier Jahren aus. Lag er 2010 sche Wohnbevölkerung ab 10 Jahren. Und „Insbesondere die Verlage investieren in im Durchschnitt bei 0,8 Prozent, so wird die Konsumentenbefragung zum Thema den E-Book-Markt und sind derzeit den der E-Book-Umsatz nach Einschätzungen E-Books basiert auf einer Befragung aus Lesern noch voraus“, sagt Jürgen Hordes Buchhandels 2015 einen Anteil von dem Januar 2011 von 10.000 Endverbraubach, Schatzmeister des Börsenvereins 9,2 Prozent umfassen. chern zum Thema E-Book und ist für 64. und Vorsitzender der Geschäftsführung Im Durchschnitt bieten deutschen VerlaMio Deutsche ab 10 Jahre ebenfalls reprädes KV&H-Verlags. 35 Prozent der Verlage ge, die E-Books im Programm haben, 186 sentativ. Die Studie ist eine Eigenstudie sind bereits mit E-Books aufgestellt, 80 E-Book-Titel an, selbst die kleineren Verder GfK. Prozent der Verlage werden nach eigelage haben durchschnittlich 85 elektroninen Angaben in den kommenden Jahren sche Titel im Angebot. Wer mit E-Books Frankfurt am Main, 14. März 2011; E-Books anbieten. Im Käuferbuchmarkt arbeitet, der nimmt sie auch ins aktuelle Börsen­verein des Deutschen Buchhandels (ohne Schul und Fachbücher) umgesetzt Programm auf: Bei diesen Verlagen sind e.V.; Die zentralen Ergebnisse der Studie wurden 2010 mit E-Books 21,2 Millionen fast 40 Prozent der Neuerscheinungen sind im Internet abrufbar. Euro, das entspricht lediglich 0,5 Prozent auch als E-Book erhältlich. WissenschaftLink: www.boersenverein.de/de/portal/ des Gesamtumsatzes. 82 Prozent der liche Bücher und Fachbücher sind dabei Presse/158382

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Sonderausgabe 2011

kurze meldungen

Personalratswissen online

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er Zugriff auf aktuelle Gesetzgebung, neueste Rechtsprechung und Kommentierungen ist für jeden Personalrat grundlegend. Nur so lässt sich auf Augenhöhe mit dem Dienstherrn verhandeln und eine juristisch solide Argumentation aufbauen. Die neue Datenbank „Personalratswissen online“ aus dem Frankfurter Bund-Verlag stellt online das gesamte Basiswissen für die Personalvertretung laufend aktualisiert und untereinander

verlinkt zur Verfügung. „Personalratwissen online“ umfasst die Fachzeitschrift „Der Personalrat“ inklusive Online-Ausgabe und Online-Archiv mit allen Beiträgen ab Ausgabe 1/2006. Enthalten ist auch die neueste Ausgabe des Standard-Kommentars zum BPersVG (Altvater u.a.) mit vergleichenden Anmerkungen zu den 16 Landespersonalvertretungsgesetzen und der TVÖD-Basiskommentar. Zusätzlich stellt die Datenbank alle relevanten Gesetze und Verordnungen zum Arbeitsrecht sowie zum öffentlichen Dienst- und Personalvertretungsrecht zur Verfügung. Der Nutzer kann zudem auf eine umfangreiche Urteilsdatenbank mit Rechtsprechung von Bundesverwaltungsgericht, Bundesarbeitsgericht sowie die den OVGs und LAGs zugreifen. Abonnenten der Zeitschrift „Der  Personalrat“ können für drei Monate kostenfrei

Schweitzer Fachinforma­ tionen verstärkt Vertrieb im Bereich Bibliotheken

Portal „eLooks“, welches Schweitzer erstmalig zum 100. Deutschen Bibliothekartag präsentieren wird.

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AWS schmiedet Allianzen für den Fachbuchhandel

onald Jaeger wurde zum 1. Juni 2011 als Sales Manager für schweitzer.Academic (Geschäftsfeld Bibliotheken) tätig. Er tritt damit die Nachfolge von Frau Dr. ­Marion Dammaschke an, die das Unternehmen zum 30. April 2011 verlassen hat. Der gelernte Verlagskaufmann (K.G.Saur) Ronald Jaeger baute in den vergangenen Jahren die Vertriebsstrukturen für den Bibliothekslieferanten Dawson Books (UK) in Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz aus und betreute darüber hinaus die Benelux-Länder. Seine neuen Aufgabenschwerpunkte bei Schweitzer liegen im weiteren Ausbau der Marke schweitzer.Academic sowie der Pflege und Entwicklung von Bibliothekskontakten. Herauszuheben sind dabei insbesondere Bibliotheksdienstleistungen wie der Schweitzer Approval Plan, EBL (Ebook Library) sowie das neue E-Content 6

Sonderausgabe 2011

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nter dem Titel „Allianzen für den Handel – Zukunft für Fachmedien“ diskutierten die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) e.V. vom 2. bis 4. Mai 2011 in Bremen Geschäftsmodelle und Kooperationen in der Fachinformation. Die Digitalisierung in der Fachinformation und wissenschaftlichen Welt ist weit fortgeschritten. Viele Handels- und Verlagsunternehmen haben die damit verbundenen Herausforderungen angenommen und sind Partner im Informationskreislauf geblieben. Offen ist die Frage, wie das Engagement auch langfristig gesichert werden kann. Die AWS-Tagung 2011 setzte an dieser Stelle an. Sie bündelte bisherige Erfahrungen durch Beiträge aus der Forschung, den Bibliotheken sowie dem Fachbuchhandel und hinterfragte im Dialog aktuelle Geschäftsmodelle. Einen

und unverbindlich auf diesen umfangreichen Datenbestand zugreifen. Für die Nutzung ist lediglich eine Registrierung auf www.derpersonalrat.de erforderlich. Mit wenigen Klicks stehen dann alle Inhalte zur Verfügung. Wer noch kein Abonnent der Zeitschrift ist, kann jetzt im Rahmen eines kostenlosen Test-Angebots Zeitschrift und Online-Datenbank prüfen. Bund-Verlag GmbH, Christof Herrmann, [email protected], www.bund-verlag.de

weiteren Fokus richtet die Tagung auf kooperative Ansätze und gemeinschaftliche Projekte beim Einkauf und Vertrieb; betrachtet wurde aber auch die Rolle des stationären Fachbuchhandels als emotionaler, lokaler Bezugspunkt. www.aws-online.info

Urheberrechtlich korrekte Digitalisierung

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nlässlich der Eröffnung des Erweiterungsbaus der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig am 9. Mai hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann eine umfassende Digitalisierung von Kulturgut nach den Vorgaben des Urheberrechts angeregt. Finanzieren lassen will Neumann sie durch Kooperationen von öffentlichen Einrichtungen und Privatwirtschaft. Der Kulturstaatsminister machte aber klar, dass dies weder zu Informationsmonopolen privater Unternehmen führen dürfe, „noch dürfen die Vorgaben des Urheberrechts missachtet werden.“ Wenn mit privaten Unternehmen kooperiert werde, müssten die Digitalisate den öffentlichen Einrichtungen frei zur Verfügung stehen.

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kurze meldungen

Frankreich lässt 500.000 Bücher digitalisieren

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it Fördermitteln aus dem staatlichen Fonds für Zukunftsinvestitionen sollen 500.000 französische Bücher aus dem 20. Jahrhundert, die im Handel nicht mehr erhältlich sind, in den kommenden fünf Jahren digitalisiert und in den Verkauf gebracht werden.

„Onleihe“ für iPhone und iPad

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esitzer von iPhone und iPad können jetzt von überall aus Bücher ausleihen. Denn die neuen App der „Onleihe“ bringen über 200 Bibliotheken und ihre eBooks im ePub-Format in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz aufs iPhone und iPad. Dabei stehen bis zu 2000 verschiedene Titel zur digitalen Ausleihe zur Verfügung, darunter aktuelle Belletristiktitel ebenso wie Sprachführer oder Kinder- und Jugendliteratur. Alle Inhalte sind mittels DRM mit einer Leihfrist versehen,

und können während dieser Zeit auf dem iPhone oder iPad benutzt werden. Möglich wird dieses Angebot durch eine Dienstleistung der DiViBib GmbH für aktuell mehr als 200 Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. www.onleihe.net

Bibliotheken sind keine Skriptorien

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eit der letzten großen Reform des Urheberrechts im Jahre 2008 dürfen Bibliotheken Bücher, die sie im Bestand haben, auch digitalisieren und innerhalb der Bibliotheksräume ihren Lesern zur Verfügung stellen. Damit wollte der Gesetzgeber zeitgemäßen Nutzungsformen Rechnung tragen und die „Medienkompetenz der Bevölkerung“ fördern. Der § 52b des 8

Sonderausgabe 2011

Urheberrechtsgesetzes, der diesen zusätzlichen Bibliotheksservice gestattet, war allerdings von Anfang an sehr umstritten. Wichtige Streitfrage betreffen die Berechtigung zur Digitalisierung der Bücher und das Ausdrucken oder Speichern der digitalen Buchkopien. Während einige Verlage meinen, Digitalisierungen seien generell nur mit ihrer vorherigen Genehmigung erlaubt, betonen die Bibliotheken, dass die neue Regelung dann völlig sinnlos wäre. Während die gleichen Verlage finden, die Regelung würde nur das bloße Betrachten am Bildschirm gestatten, argumentiert der Deutsche Bibliotheksverband, im gleichen eng begrenzten Umfang wie auch bei gedruckten Büchern müsse das Ausdrucken und Speichern gestattet sein. Die Universitätsbibliothek der TU Darmstadt, die bundesweit als besonders innovativ gilt, war eine der ersten, die von der neuen Möglichkeit Gebrauch gemacht hat. Bereits seit Anfang 2009 stellt sie ihren Leserinnen und Lesern ausgewählte Bücher aus ihrem Bestand auch elektronisch zur Verfügung. Dagegen hatte der Ulmer Verlag, stellvertretend für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Klage eingelegt und eine Einstellung der neuen Dienstleistung verlangt. Mit Unterstützung des Deutschen Bibliotheksverbands und in Abstimmung mit der Hochschulrektorenkonferenz hat sich die TU Darmstadt dieser Forderung nicht gebeugt. Erwartungsgemäß hat der Ulmer Verlag Klage erhoben. Erst ein höchstrichterliches Urteil wird Klarheit bringen, wie weit die neue Ermächtigung des Gesetzgebers reicht. In erster Instanz hat das Landgericht in Frankfurt geurteilt, die Digitalisate seien zwar auch ohne Genehmigung des Verlags erlaubt, eine Textübernahme – zum Beispiel im Rahmen eines Zitats – sei aber nur durch Abschreiben per Hand gestattet. Das hat nicht nur bei Monika Ziller, der Vorsitzenden des Deutschen Bibliotheksverbands, für Verwunderung gesorgt: „Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Damals gab es Skriptorien, in denen Texte durch Abschreiben vervielfältigt wurden. Heute gibt es Kopiergeräte, Drucker und moderne Speichermedien. Wenn der Gesetzgeber mit der neuen Regelung ausdrücklich die Medienkompetenz der Bevölkerung stärken wollte, ist völlig unverständlich, wieso die Verwendung zeitgemäßer Arbeitsgeräte gerade verboten sein sollte. – Wir brauchen jetzt dringend eine höchstrichterliche Entscheidung, die Klarheit schafft. Eine Sprungrevision zum

Bundesgerichtshof ist dazu der schnellste und kostengünstigste Weg.“ Sowohl der Ulmer Verlag als auch die TU Darmstadt sind an einer schnellen und grundsätzlichen Klärung der Streitfragen interessiert. Beide Parteien haben daher die Sprungrevision zum Bundesgerichtshof beantragt. Der Deutsche Bibliotheksverband unterstützt dieses Anliegen. Deutscher Bibliotheksverband e.V., Dr. ­Arne Upmeier, Vorsitzender der Kommission Recht, [email protected], http:// www.bibliotheksverband.de

Neue Online-Rechtsdatenbank für kleine und mittlere Kanzleien

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ährend in Groß-Kanzleien oft ein ganzer Stab von Bibliothekaren und Informationsmanagern zur Verfügung steht, um die täglich wachsende Zahl von Gesetzen, Kommentaren und Rechtsprechung zu sichten, zu ordnen und den Juristen für ihr jeweiliges Fachgebiet quasi mundgerecht aufzubereiten, sind Anwälte in kleinen und mittleren Kanzleien zunehmend auf die Hilfe von Rechtsdatenbanken angewiesen. Wer jedoch Mandate wirtschaftlich effizient bearbeiten will, benötigt dazu einen elektronischer Helfer, der ein hohes Maß an inhaltlicher Qualität bereitstellt aber gleichzeitig auch für den „normalen“ Anwalt bezahlbar ist. Eine passgenaue Lösung dafür bietet das „Deutsches Anwalt Office Premium“ an. Die neue Online-Rechtsdatenbank, eine Gemeinschaftsproduktion von Deutscher Anwaltverlag und Haufe, bündelt und integriert die Kompetenzen der beiden renommierten Unternehmen. Haufe bringt sein Know-how ein, komplexe Informationen für die Online-Nutzung komfortabel und schnell bereitzustellen und stellt außerdem weiteren Content wie Rechtsprechung und Arbeitshilfen zur Verfügung. Der in Bonn ansässige Deutsche Anwaltverlag liefert Expertenwissen und bewährte Fachinhalte speziell zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Juristen. Für den Anwender stehen damit ab sofort eine thematisch breite Fachbibliothek, erprobte Mustersammlungen, praktische Berechnungsprogramme, eine umfangreiche Rechtsprechungsdatenbank und zahlreiche Gesetzesquellen intelligent verlinkt zur Verfügung. Das „Deutsches Anwalt Office Premium“ umfasst außerdem ein vielfältiges Angebot an Online-Seminaren. Damit kann der Anwalt zeit- und ortsunabhängig mindestens an zwölf Online-

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Von Arbeitsrecht bis Zivilrecht

Band 35

INNOVATIV

Praxisprojekte 2011

äsentiert ausgewählte Arbeitsergebnisse von Teilnehmern

eitenden Weiterbildungs-Masterstudiengangs „Bibliotheks-

onswissenschaft“ (Master in Library and Information

IS) der Fachhochschule Köln. Die Beiträge dokumentieren

Projektberichte aus dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln

Projekten aus und mit der beruflichen Praxis. Sie eröffnen

e spezifische Form des praxisbezogenen Studierens, bei ene Bibliothekare zusammen mit Quereinsteigern aus

plinen weiterqualifizieren – und dabei die wissenschaftliche

tiger Weise konstruktiv mit der beruflichen Praxis im

eln sich die konzeptionelle Vielfalt und das breite fachliche

realisierten Projekte wider. Die Ergebnisse stehen –

-Access-Veröffentlichungen über die Fachhochschule

er den Verlag – der bibliothekarischen Fachöffentlichkeit

ung und Weiterentwicklung zur Verfügung.

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nd Informationsbereich verbinden. In der hier präsentierten

MALIS – Praxisprojekte 2011 Projektberichte aus dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln Hrsg. von Achim Oßwald, Haike Mainhardt, Hermann Rösch, Inka Tappenbeck

Dieser Band präsentiert ausgewählte Arbeitsergebnisse von Teilnehmern des berufsbegleitenden Weiterbildungs-Masterstudiengangs „Bibliotheksund Informationswissenschaft“ (Master in Library and Information Science – MALIS) der Fachhochschule Köln. Die Beiträge dokumentieren Resultate von Projekten aus und mit der beruflichen Praxis. Sie eröffnen Einblicke in die spezifische Form des praxisbezogenen Studierens, bei der sich erfahrene Bibliothekare zusammen mit Quereinsteigern aus anderen Disziplinen weiterqualifizieren – und dabei die wissenschaftliche Sicht in vielfältiger Weise konstruktiv mit der beruflichen Praxis im Bibliotheks- und Informationsbereich verbinden. In der hier präsentierten Auswahl spiegeln sich die konzeptionelle Vielfalt und das breite fachliche Spektrum der realisierten Projekte wider. Die Ergebnisse stehen – auch als Open-Access-Veröffentlichungen über die Fachhochschule Köln sowie über den Verlag – der bibliothekarischen Fachöffentlichkeit zur Nachnutzung und Weiterentwicklung zur Verfügung. Band 35: ISBN 978-3-934997-38-7, 2011 Brosch., 302 Seiten > € 29,50* * zzgl. Versandkosten € 1,30 (Inland), € 3,00 (Ausland)

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kurze meldungen

Zum Thema Elektronische Medien 05 05/2 0 05/ 5/2 /2011 /20 011 3 . 11

Heft 3 . 25. Jg. Mai 2011

ERG OTH ERA AP PIE

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Neue Hoffnung schöpfen – Ergotherapie bei GuillainBarré-Syndrom (GBS)

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„Reingerauscht“ – Filmprojekt mit suchtkranken Erwachsenen

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Teilhaben – das TEACCH-Konzept in der Ergotherapie bei Klienten mit Autismus-Spektrum-Störungen

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Ergotherapie in den USA

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Ein Plädoyer für neue Strategien, therapeut erapeutis ische sche Fertigkeite und manuelle Vorgehens F n weisen in der er Dysphagie Dysphhagiettherapie Risikovermeidung im Dysphagiemanagem agement: ent: Eine Übersicht über Maßnahmen zur Risikomin Risikom minimie imierung Dekanülierungsmanagement in der Frührehabbilitati ilitation: Ein Plädoyer für mehr Risikobereitschaft haaft Mundgefühl und Myofunkti on: Zur Bedeutung der Konsistenz von Nahrungs ahrungsm mitteln in der mitteln Ernährung von Kleinkinde rn Standards für die klinisch-th erapeutiscche Ausbildun Ausbbildungg in primär qualifizierenden Studiengängenn der Logopädie Log ogopädi

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urion ist eine moderne digitale Arbeitsumgebung für Juristen. Es verbindet die Fachinhalte der führenden deutschen rechtswissenschaftlichen Fachverlage mit einer intelligenten softwarebasierten Lösung. Ein wesentliches Ziel von Jurion ist die bestmögliche Unterstützung klassischer juristischer Arbeitsabläufe, indem es das umfassendste Programm juristischer Fachinhalte mit modernster intuitiver Suchfunktionalität, eingebettet in eine einzigartige Softwareumgebung, vereint. Die Applikation Jurion Desk übersetzt hierfür den traditionellen Arbeitsprozess eines Juristen konsequent in eine maßgeschneiderte Softwarelösung. Dabei hat der Anwender während der gesamten Wertschöpfungskette nicht nur alle relevanten Fachinformationen, sondern erstmalig auch seine gesamten lokalen und kanzleiweiten Daten im Blick. Durch Schnittstellen zur jeweiligen Kanzleiverwaltungs- sowie zur Textverarbeitungssoftware fügt sich Jurion Desk dabei nahtlos in die bestehende Infrastruktur ein. Jurion geht aber noch einen entscheidenden Schritt weiter. Kontextbezug (Web 3.0) und Personalisierung (User Generated Content) der Information werden zu den entscheidenden Differenzierungsmerkmalen eines neuen Geschäftsmodells für Fachverlage. Der Verlag stellt effiziente Prozesse bereit und der Kunde steigert seine Produktivität. Wolters Kluwer strebt mit Jurion Contentpartnerschaften an. Dies zeigen bestehende Kooperationen, zum Beispiel mit der Haufe Mediengruppe. Alle Fachverlage der Branche haben mit Jurion die Möglichkeit, ihre Inhalte selbst zu vertreiben. Jurion stellt die Integration der Inhalte in den Arbeitsablauf sowie die Vernetzung dieser Inhalte mit einem umfassenden Angebot an qualitätsgesicherten Primärinhalten sicher. Die Markteinführung für Jurion ist am 24.11.2011. Thomas Bußmann: [email protected]; Angelika Krauß: [email protected]

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Das Gesundheitsforum

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eMedien in Bibliothek, V ­ erlag und Buchhandel Vom Umgang mit dem Kulturgut W ­ issen im ­Informationszeitalter Helga Bergmann und Vera Münch

Die Buchherstellung wird zur Filmproduktion, das Bilderbuch zum Internet-TV, Bibliotheken e­ ntwickeln sich zu Verwaltungszentren für elektronische Medien, Bibliotheksverbände werden zu A ­ nbietern von ­Geschäftsprozessmanagementsystemen und Softwareentwickler zu Verlegern. Im Buchhandel ­übernehmen neu eingestiegene Internetfirmen die größte Vermittlerrolle aller Zeiten und geht es nach Google, stehen Fachbücher in Zukunft nicht mehr in der Bibliothek, sondern im virtuellen eBook-Regal in der Cloud. „Alles, was nicht digital verfügbar ist, existiert für die nächste Generation nicht mehr.“ Diese Prognose, schon vor einigen Jahren abgegeben von Dr. Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, bringt auf den Punkt, was Verlage, Bibliotheken und ihre Zulieferer auf der ganzen Welt antreibt, ihre gesamten Bestände zu digitalisieren und online anzubieten. Ursächlich ausgelöst wurde diese Entwicklung natürlich durch den Technologiewechsel vom gedruckten zum e­ lektronischen Publizieren. Nun durchdringt die Digitalisierung alle Ebenen des Verlags- und Bibliothekswesens, ­angefangen bei den Autoren bis zum Buchhandel und zur Archivierung.

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Sonderausgabe 2011

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Sonderausgabe 2011

Warten auf die Digitalisierung. Ein Bücherwagen in der BSB.

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© BSB

Voll digital

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 Originalmanuskripte werden am Computer geschrieben und im gewünschten Dateiformat beim Verlag abgegeben. Gedruckte Bücher, Zeitschriften und Zeitungen werden massenhaft zu digitalem Content aufbereitet. In Bibliotheken und Archiven laufen rund um die Uhr Scanner, die aus Papier und Mikrofilmen elektronische Datenbestände machen. Die Verarbeitungstechnik nimmt langsam industrielle Züge an: am vorderen Ende der Content-Produktionsstraße arbeitet ein Scanroboter, der, wie beispielsweise der Treventus Scan Robot 2.0 MDS, in einer Stunde automatisch bis zu 2500 Buchseiten liest, aber auch halbautomatisch oder manuell betrieben werden kann (www.treventus.com). Am hinteren Ende der Produktionsstraße können sich authentifizierte Benutzer im elektronischen Lesesaal der Bibliothek, am PC zu Hause oder sogar unterwegs mit mobilen Endgeräten die digitalen Dokumente auf den Bildschirm holen. Zwischen digitaler Erfassung und Präsentation auf dem Endgerät veredeln leistungsfähige Lese- und Aufbereitungsprogramme (Capturing­software, OCR-Software, Scanverbesserungsprogramme u.ä.) die vom Scanner erzeugten Digitalisate (Images) in digitalen Content, reichern die gewonnenen Daten mit Metadaten und Zusatzinformationen für die Indexierung und Katalogisierung an und legen leistungsstarke Such- und Präsentationssoftware darüber. Zur Anbindung an Verwaltungssoftware, Bibliotheksmanagementsysteme und GeschäftsprozessSoftware, sind Schnittstellen vorgesehen. Mehr dazu unter Campuslieferdienste auf S. 33 im Folgetext sowie im Beitrag „eLiechtensteinensia“ auf S. 46 in diesem Heft. (Anm. der Redaktion: Die in diesem Text angegebenen Seitenzahlen verweisen auf weiterführende Informationen auf den Folgeseiten dieser Sonderausgabe des Fachbuchjournals.)

Digitalisate und eBooks, eJournals, eZine, ePaper, mobile Books … Seit die digitale Produktion in die Buch- und Zeitschriftenherstellung eingezogen ist, also schon seit einigen Jahren, werden viele Ausgaben von Büchern und Fachzeitschriften von Anfang an elektronisch hergestellt und dann gedruckt und digital oder gleich nur elektronisch als eBooks, mobile Books, eJournal und eZine angeboten. Die Daten aus der Druckvorstufe oder die Druckdaten selbst dienen als Grundlage für die eVersionen, die später in einem Internet-geeigneten Dateiformat (pdf, HTML u.a.) auf Online-Vertriebsplattformen aufliegen. Dienstleister aus der Beratungs- und Softwarebranche oder von Druckereien bieten die Aufbereitung an. Wer sich mit Publikation, Dokumentation und Archivierung beschäftigt, hat es bei den digitalisierten Ausgaben derzeit hauptsächlich mit folgenden Medienarten und Medienformaten zu tun: Digitalisaten in einem Bildformat (Images in jpg, tif, png etc.), elektronisch aufgelegten wissenschaftlichen Aufsätzen, sogenannten ePaper (pdf, html, Textformate, disziplinspezifische Spezialformate u.a.), eBooks und mobile Books (pdf, ePub, Mobipocket u.a.). Sowohl bei eBooks als auch bei Musik und Film kommen noch unzählige Ton-, Film-, Videound Animationsformate, sogenannte A/V-Formate hinzu. 14 

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Mobipocket ist das eBook-Format des eBook-Readers Kindle von Amazon, der nach einem schwachen Start im letzen Jahr seit Ende April mit Macht in den europäischen Markt gedrückt wird. Zu den (möglichen) Auswirkungen der Entwicklung auf Verlage und Buchhandel siehe Beitrag „Online-Buchhandel: Verlegers Freund?“ von Holger Ehling auf S. 52. Bei den elektronischen Ausgaben der Zeitschriften herrscht derzeit noch das pdf-Format vor, im wissenschaftlichen Bereich ergänzt um Video- und Animationsformate sowie spezielle Algorithmen zur Verarbeitung von Fachwissen, beispielsweise chemischer Faktendaten, die als interaktive Molekülbilder angezeigt werden können. eJournals und eZines, also Fachzeitschriften, die nur elektronisch angeboten werden, nutzen oft Spezialformate. Auch bei den wissenschaftlichen Aufsätzen, früher grundsätzlich als Teil einer von einem Verlag oder einer Fachgesellschaft herausgegebenen Fachzeitschrift publiziert, sind die Veränderungen massiv. Zwar zählt im Moment noch immer das Renommee der Zeitschrift, in der publiziert wird, für die Karriere der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am meisten. Doch diese Journale müssen nicht mehr zwingend von einem der großen wissenschaftlichen Fachverlage publiziert werden. Fachgesellschaften, Universitätsverlage und neu gegründete Verlage, die nach dem neuen Geschäftsmodell des Open Access publizieren, werden zu immer stärkerem Wettbewerb. Bei Open Access ist das Bezahlmodell umgekehrt: Nicht mehr der Leser bezahlt für die Publikation, sondern der Autor oder sein Institut oder die Fachgesellschaft oder die Gesellschaft insgesamt (für ihre Wissenschaft). Oder der Autor verzichtet auf sein Honorar und stellt seine Publikation auf einen Server, der die Publikation kostenlos anbietet (mit welcher Motivation auch immer). Open Access publiziertes Wissen wird der ganzen Welt kostenlos zur Verfügung gestellt. Publiziert werden die wissenschaftlichen Aufsätze meistens im pdf-Format oder einem Spezialformat der Disziplin – oder auch in html oder einem Textformat wie Word, das vom Benutzer nicht nur gelesen, sondern auch verändert und/oder in Teilen für eigene Zwecke genutzt werden kann.

Bücher, die (wie) Filme sind „Bücher der Zukunft werden Abbildungen haben, die Zoom und Rotation erlauben, sie werden Tonträger und Videos beinhalten.“ Theodore Grey erfolgreicher Softwareentwickler bei Wolfram Research und Mitglied von Touch Press, einem neu gegründeten Verlag für eBooks, ist fest davon überzeugt. In seinem Vortrag auf der Tools of Change for Publishing Conference (TOC) 2011, die vom 14. bis 16. Februar in New York unter dem Motto „Publizieren ohne Grenzen“ (Publishing Without Boundaries) stattfand, ging er sogar so weit, vorherzusagen, dass in naher Zukunft niemand mehr für reine Textbücher Geld ausgeben werde, sondern nur noch für Bücher, die mit medienübergreifenden und interaktiven Features ausgestattet sind. Wie das aussehen kann, vermitteln die eBooks „Solar systems“ und „Elements“ von Touch Press für iPads. Sie

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präsentieren die Information über das Sonnensystem und das Periodensystem der Elemente in faszinierender Weise durch ein animiertes Sonnensystem, Musik, Text- und Sprachinformation und haben interaktive Funktionen, beispielsweise das von iPhone und iPad bekannte Zoomen mit den Fingern. Antworten auf Fragen des Benutzers holt die integrierte Suchmaschine Wolfram|Alpha aus einer darunterliegenden Datenbasis. Die Herstellung des Buches, so Grey, entsprach mehr einer wissenschaftlichen Filmproduktion denn einer Buchproduktion. Die Herausforderungen für Leser wie Verleger seien „berauschend und abschreckend“ zugleich, so der Wissenschaftler. Grey hat bereits im Jahr 1992 sein erstes elektronisches Buch, ein naturwissenschaftliches Fachbuch, entwickelt. Er war damit nicht allein. Auch die großen naturwissenschaftlichen Verlage nutzten damals die neuen Möglichkeiten der EDV, um Bücher mit Animationen und interaktiven Funktionen anzureichern. Diese wurden meist auf CD angeboten. Doch damals, so berichtete Grey, sei die Zeit noch nicht reif gewesen. Kein Mensch hätte sein erstes eBook Buch beachtet. Rund 4000 Exemplare hat er nach eigener Aussage verkauft; lizensiert für Einzelplatzanwendung. Auch der wissenschaftliche Springer-Verlag, Heidelberg, Thieme, Langenscheidt und Bertelsmann haben schon damals mit eBooks experimentiert und elektronische Bücher auf CD-ROM und für die OnlineBereitstellung realisiert. Heute produzieren und verkaufen sie bereits ganze eBook-Reihen – und nutzen dazu verfügbaren Content in vielfältigen Kombinationen.

Alle profitieren, nur die Verleger nicht Auf derselben Konferenz zeichnete Kevin Kelly, Senior Maverick (etwa: Verantwortlicher Querdenker) des Wired Magazine ein düsteres Bild für die Verleger: „Alle profitieren von dem allgegenwärtigen Zugang zu Inhalten, gleich welcher Art – Musik – Film – Buch, nur die Verleger nicht.“ Zur Begründung nannte er die ökonomischen Veränderungen, die mit den neuen technischen Möglichkeiten einhergingen: allem voran ein Preistrend, der Richtung Null gehe. Seiner Meinung nach wird in Zukunft nur noch Wert haben, was nicht kopiert werden kann. Die Konferenzbeiträge der TOC 2011 in New York sind unter http://www.toccon.com/toc2011 als Videos im Internet bereitgestellt. Grey spricht in der Aufzeichnung seines Konferenzbeitrages http://www.toccon.com/toc2011/ public/schedule/detail/17732 ab der 15. Minute über die interaktiven eBooks Solar Systems und Elements.

pikcha.tv – Der Bilderbuchkanal im Internet Ebenfalls eine spannende Anwendung der Digitaltechnologie zur Präsentation von Buchinhalten ist der Internet-Bilderbuchkanal pikcha.tv (http://pikcha.tv/). 2009 auf der Buchmesse erstmals vorgestellt, wurde er als innovativstes BuchOnlineprojekt mit dem books&bytes-Preis ausgezeichnet. Das Konzept des jungen Unternehmens Childertainment GmbH verbindet die Vorteile des Internets mit denen guter Bilder-

Für und gegen stärkeren Schutz im Internet In den ersten Monaten dieses Jahres haben sich gleich zwei neue Verbände gegründet. Die Deutsche Content Allianz – eine Initiative sehr großer deutscher Anbieter aus der Medienwirtschaft – setzt sich für den besseren Schutz von Content im Digitalzeitalter ein; der Verein Digitale Gesellschaft e.V. für mehr Freiheit im Internet. Beide kurz im Porträt: Deutsche Content Allianz fordert bessere ­Rahmenbedingungen für die Kreativwirtschaft

4. „Diskriminierungsfreien Zugang und Auffindbarkeit der Angebote beim Nutzer gewährleisten.“

Am 13. April 2011 hat sich in Berlin eine neues Medienbündnis zu Wort gemeldet: die Deutsche Content Allianz. ARD, ZDF, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Bundesverband der Musikindustrie, Verband privater Rundfunkund Telemedien e.V., Spitzenverbände der Film- und Fernsehwirtschaft, die Produzentenallianz sowie die GEMA befürchten „eine einseitige Fokussierung auf die technischen Infrastrukturen“ seitens der Politik. Demgegenüber fordern sie in einer gemeinsamen Erklärung faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Kreativwirtschaft und einen effektiven Schutz der Inhalte. Die vier Forderungen der Interessensvertretung der Kreativwirtschaft an die Politik sind: 1. „Mediale Inhalte als kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktor stärken“, 2. „Inhalte als Treiber der Technologischen Entwicklung unterstützen“, 3.  „Urheber- und Leistungsschutzrechte zum Schutz der kulturellen Vielfalt und als Basis für Wertschöpfung in der Informationsgesellschaft stärken“ und

Digitale Gesellschaft e.V. will Internetpolitik für die Menschen machen

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Ebenfalls neu ist die Digitale Gesellschaft e.V. mit Sitz in Berlin. Die Organisation kritisiert, dass die Netzpolitik sich nicht an den Interessen der Nutzerinnen und Nutzer orientiere. Firmen und Staat machten, was sie wollten. Die Digitale Gesellschaft hat dabei nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Politik im Visier, die augenblicklich mit der Überarbeitung der Datenschutzrichtlinie und Vorgaben für die Neutralität im Internet befasst ist. Der Verein will sich schwerpunktmäßig mit der „Aufklärung über geplante politische Vorhaben“ befassen und für „digitale Bürgerrechte“ eintreten. „Die Digitale Gesellschaft wird das Engagement mit Instrumenten, Aktionen, Informationen sowie Lobbyund Pressearbeit unterstützen”, erklärt Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org, dem bekanntesten deutschen Politikblog und Vorsitzender des neuen Vereins.

Besuchen Sie uns: 100. Deutscher Bibliothekartag in Berlin, Stand C14

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bücher. Für den Internetfernsehkanal werden die Kinderbücher zu Bilderbuchfilmen aufbereitet und von ausgebildeten Sprecherinnen und Sprechern vorgelesen. Prof. Dr. Christine Haug, Leiterin der Studiengänge Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Mitglied der Jury erklärte zu pikcha.tv: „Der Bilderbuchkanal pikcha.tv überzeugt durch Originalität und ein überzeugendes medienpädagogisches Konzept. (…) Der recht einfache, komfortable und zugleich spielerische Zugang zu den Bilderbüchern (und seine Preiswertigkeit) erschließt Familien eine ‚bewegte‘ Bilderbuchwelt auf einem hohen literarischen Niveau.“ All diesen Argumenten kann man uneingeschränkt zustimmen. Auch, dass der Kanal durch die Spezialisierung ausschließlich kindersicheren Inhalt bereitstellt, ist zu begrüßen. Nur die Tatsache, dass die Kinder bei pikcha.tv mit dem Konsum alleine gelassen werden, während bisher Eltern, Großeltern, Geschwister oder Freunde die Bilderbücher vorlasen, erklärten und mit ihnen besprachen und schon einmal erste Grundbegriffe des Schreibens vermittelten, ist ein Wermutstropfen. Und natürlich ist der Direktkanal, auf dem Kinderbücher aus Verlagen, aber auch direkt von Autoren aufgelegt werden, ein Indikator für zukünftige Entwicklungen im Publikationswesen, die keine Intermediäre und Bibliotheken mehr brauchen – zumindest vordergründig.

Wie geht man mit volatilem Content um? Wie man mit Content in seinen vielfältigen multimedialen Erscheinungsarten so umgeht, dass die Rechte an der Publikation geschützt sind und das Wissen für die Nachwelt dauerhaft bewahrt bleibt, weiß man heute noch nicht. Man weiß noch nicht einmal, wie man die eigentlich rein technische Aufgabe löst, alle Formate am Bildschirm des Benutzers tatsächlich fehlerfrei lesbar bereitzustellen, z.B. für Bibliothekskunden, die aktuellen naturwissenschaftlichen Content brauchen. In der Praxis bedeutet das heute, dass die Bereitsteller ständig die allerneueste Softwareversion zur Verfügung haben müssen. Hier soll zwar das Internet der Dienste, auch als „Cloud“ bezeichnet, Abhilfe schaffen. Aus der Cloud kann Software flexibel passend zum gerade aktuellen Bedarf bezogen werden. Doch bis das alles Realität wird, werden wohl noch ein paar Jährchen vergehen. Das eine ist also noch nicht gelöst, schon kommen die nächsten Herausforderungen: liquid Content, eScience, eResearch. Unter eScience (enhanced Science) werden die Entwicklungen zum Aufbau einer durchgängigen digitalen Wissens-, Informations- und Kollaborationsinfrastruktur zusammengefasst, durch die Forschungsarbeit schneller und besser möglich werden soll. eResearch bezeichnet die darauf aufsetzende neue Art der Forschung auf Basis digital verfügbarer Daten und Informationen; eine neue Form der Forschungsarbeit, die überhaupt erst durch die Digitalisierung der Informationsquellen und ihre Verbindung mit spezifischen Softwareinstrumenten möglich wird (S. 38 – Und es kommt noch besser). Liquid Content ist die jüngste Erscheinungsform der digitalen Aufbereitung von Wissensinhalten aus Büchern und Datenbanken. Liquid content löst die Inhalte auf, um sie einzeln oder zu neuen Kombinationen zusammengefügt oder auch als Grundlage für darauf aufsetzende Anwendungsprogramme zur Verfügung zu stellen. Ausgeliefert wird auf PCs, TabletComputer, Smartphones … Erste interessante Informationsan18 

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gebote aus verflüssigtem Inhalt sind bereits auf dem Markt (S. 24 – Herold Innere Medizin).

pdfs mit einem zweiten Leben Noch jünger sind pdfs mit einem zweiten Leben, die eine Gruppe von Forschern der Universität von Manchester in Kooperation mit Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern geschaffen hat, indem sie die physischen Grenzen der gedruckten, statisch gespeicherten pdf Seiten auflösen. Mit Hilfe ihrer Software Utopia verbinden sie pdfs mit Informationsquellen im Web und verwandeln so statische Seiten in interaktiven Content. Live-Quellen können primäre Forschungsdaten aus Instituts-Repositorien sein, Bildersammlungen oder Animationsmodelle molekularer Strukturen oder auch Informationen aus Wikipedia und anderen Quellen. Ohne die zugrunde liegende pdf Datei zu verändern, stellt die Software Funktionen zur Verfügung, mit denen man den Inhalt von Artikeln durchsuchen, interessante Zeilen kopieren, Notizen einfügen, ein Dokument markieren und es anderen zur online-Diskussion zugänglich machen kann (S. 24 – In der Wissenschaft). Während der richtige Umgang mit Digitalisaten, statischen pdfs und eBooks noch nicht gelöst ist, verlangen diese neuen Erscheinungsformen der Publikation schon wieder neue Methoden und Lösungen der Dokumentation, Vermittlung und Archivierung. Die weltweiten IT-Weiterentwicklungen treiben den Technologiewechsel in einem irrwitzigen, atemberaubenden Tempo voran.

Primärdaten als Content Neue Lösungen für die Publikation, Dokumentation und Archivierung werden auch für Forschungsprimärdaten gebraucht, die von der Wissenschaft zunehmend als Supplement zu Aufsätzen und Fachbüchern geliefert werden. Primärdaten sind Datenbestände, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Forschung mit elektronischen Erfassungsgeräten und Spezialprogrammen erzeugen und aufzeichnen, mit Softwarewerkzeugen analysieren und weiterverarbeiten. Die so gewonnenen wissenschaftlichen Analysen und Erkenntnisse resultieren aus Algorithmen und Rechenvorgängen. Es sind also Originale. Diese kann man allerdings nicht mehr auf herkömmliche Art aufschreiben, denn sowohl das Schreiben, als auch der dafür benötigte Platz würden jeden Zeit- und Längenrahmen sprengen. Es müssen also andere Publikationsund Dokumentationsformen unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Medien (Schrift, Sprache, Ton, Film, Grafik, Animation, Computerabstraktion) und mit ihnen für deren Bewahrung geeignete Archivierungsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Technische Informationsbibliothek (TIB) Hannover beschäftigt sich seit Jahren mit der Suche nach Lösungen. Seit 2005 ist die TIB DOI-Registrierungsagentur und DOI-Vergabestelle für Forschungsdaten und Graue Literatur aus dem Bereich Technik und Naturwissenschaften. Ein DOI-Name ist so etwas ähnliches wie eine ISBN oder ISSN für Datensätze. Er besteht aus einem Präfix, das von der DOI-Registrierstelle vergeben wird, und aus einem Suffix, für das die inhaltlich zuständige Einrichtung verantwortlich ist.

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2009 hat die TIB gemeinsam mit Partnern die globale DataCite-Initiative auf den Weg gebracht, um Originaldatenbeständen international per DOI eindeutige Identifikationscodes zuordnen zu können (S. 39 – DataCite).

Blogs, Twitter, Facebook und Co. als Content Zu den neuen Formen von Content müssen der Vollständigkeit halber hier noch die neuen Internetmedien erwähnt werden. Wikipedia, Blogs,Twitter, Facebook, Mendeley (S. 36 – Mendeley: Web 2.0) u.ä. Gunter Dueck, Chief Technology Officer (CTO) bei IBM, erwartet von diesen, derzeit noch von Vielen als Geplapper von Wichtigtuern abgetanen neuen Formen der Kommunikation und Information eine „ganz gravierende Veränderung der Welt“. In seinem Vortrag „Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“ Mitte April auf der re:publica 2011 in Berlin prognostizierte er, dass in Zukunft „normale Amateurintelligenz“ nicht mehr gebraucht wird. „Das Fachliche steht im Internet“, so der Mathematiker und Philosoph. Sein Bild zur Darstellung dessen, wohin wir uns entwickeln, klingt drastisch, aber durchaus realistisch: „Wir sind eine Ameise, wo der Haufen das Wichtigste ist.“ Deshalb ginge es im nächsten Zeitalter nicht mehr um Wissen, sondern um Emotion und Professionalität und, daraus resultierend, heute um die Frage: „Wie bringt man Leuten bei, professionell zu sein?“. Er fordert Hochbildung für alle. Dueck hat zahlreiche Bücher zu spannenden Fragen der durch die Technologien verursachten gesellschaftlichen Entwicklung geschrieben (Homepage Gunter Dueck: www.omnisophie.com).

Informationswissenschaft erforscht ­Twitter-Klassifikation Wenn künftig alle Inhalte im Internet stehen, von Fachautoren in Enzyklopädien wie Wikipedia oder auf Universitätsservern bereitgestellt, wozu braucht man dann noch Verlage, Bibliotheken, Vermittler oder gar den Buchhandel? Ach ja! Irgend jemand muss die Inhalte aufbereiten, sprich, sich um die Produktion kümmern und die Technik aktuell und lauffähig halten, die Qualität sichern, die Publikationen aus den Tiefen des Webs so an die Oberfläche holen, dass sie dort sichtbar werden, wo ihre Zielgruppe sitzt. Irgend jemand muss Überblick schaffen über das Angebot, geordnete Zugriffsmöglichkeiten bereitstellen, Reklamationen bearbeiten, dokumentieren und archivieren und, man traut es sich beinahe gar nicht laut zu sagen, dafür sorgen, dass diejenigen, die Urheber und Veredler der Handelsgüter Literatur, Wissen, Fachinformation, Musik und Kunst sind, für ihre Arbeit und ihre Kunst angemessen entschädigt werden. Auch im Digitalzeitalter. Auch im Internet. Und das gilt auch für die neue Formen der Wissensweitergabe, ob in Blogs, Wikis, Foren oder sonstwo. Die Informationswissenschaft hat bereits damit begonnen, für die neuen Publikations- und Kommunikationskanäle im Internet, die Wikis, Blogs, Twitter- und Facebook-Seiten, Verfahren zur Klassifikation, Dokumentation und Archivierung zu erforschen und zu entwickeln. Auf dem 12. Internationalen Symposium für Informationswissenschaft, der ISI 2011, Mitte März an der Stiftungsuniversität Hildesheim, wurden erste Ansätze für teilautomatisierte Klassifikationsverfahren zur Analyse und Dokumentation von Kurznachrichten auf Twitter, den sogenannten Tweets, vorgestellt. Analysiert wurden Tweets,

die im Umfeld einer Konferenz veröffentlicht wurden. Für diejenigen, denen Twitter noch nicht so geläufig ist: Eine Nachricht darf maximal 140 Zeichen lang sein – inklusive der fast immer angegebenen Webseitenadresse (URL). Zum Vergleich: ein durchschnittlicher Satz in diesem Bericht hat eine Länge von 200 bis 300 Zeichen.

Zersplitterung von Information bis hin zur ­Loslösung von Sprache Wir erleben eine Zersplitterung von Information bis hinunter auf die Ebene einzelner Wörter, Sätze, Illustrationen und Kapitel, die dann in neuen Kombinationen wieder zusammengesetzt werden. Das geht sogar so weit, dass Contents mathematisch abstrahiert werden, um daraus neue Informationen abzuleiten. Losgelöst davon, vor der Informationssuche gezielt Suchbegriffe oder Fakten haben zu müssen, um gesuchtes aktuelles Wissen dazu aus den elektronischen Quellen zu holen, kann man sich einfach von Software und Datenbeständen Informationen zuliefern lassen. Informatiker und Informationsfachleute verdichten dafür große Datenmengen beispielsweise aus Fachdatenbanken (Chemie, Patente usw.) mit mathematischen Verfahren zu komprimierten Clustern. Der Clusterbildung liegt die Häufigkeit des Auftretens bestimmter Zeichen und Zeichenketten zugrunde. Die am häufigsten vorkommenden Zeichen und Ketten werden zu Bündeln verdichtet und zunächst nur grafisch dargestellt; meistens als Landschaftsbild aus Bergen und Tälern. Zunächst unsichtbar liegen darunter die Informationen, aus denen z.B. ein Berg entstanden ist. Mit Hilfe von Softwarewerkzeugen (Data Mining Tools) können die Berge rückwärts aufgebohrt, die Informationsinhalte bis zur Einzelpublikation und den darin angegebenen Daten und Fakten angezeigt werden. Vorreiter waren hier die Fachinformationszentren, Informationsaggregatoren Sonderausgabe 2011

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aus der Informationswirtschaft, Nachrichtenagenturen und Wissenschaftsverlage.

Geltendes Recht wird am laufenden Band ­übertreten

Dokumentenbestellung mit eingebauter ­Abrechnung und Statistik

Mathematische Informationsaggregation läuft im professionellen Bereich auf geschützten Daten. Man kann die Daten für diese Art der Informationsgewinnung kaufen; für einmalige Nutzung, mehrmalige, dauerhafte … Auch solange eine solche Informationssuche nur innerhalb von Unternehmen auf firmeneigenen Datenbeständen durchgeführt wird, muss das Verlage, Bibliotheken und die Informationswirtschaft nicht weiter interessieren. Wohl aber, wenn für eine solche Suche auf Datenbestände zurückgegriffen wird, für die Schutzrechte gelten; z.B. Urheberrecht, Besitzrecht etc. Nun kann man argumentieren, dass es jedem Bibliothekar, jeder Bibliothekarin auch schon immer freigestellt war, die in ihren Zettelkästen vorhandenen Metadaten zu lesen, thematisch zusammenzufassen, für eigene Auswertungen weiterzuverwenden und dann die relevanten Originalpublikationen dazu zu lesen. Der große Unterschied sind die neue Dimension und der Standort der Information. Früher hatte jede Bibliothek zumindest ein, meistens mehrere Originale der Publikation, deren Metadaten im Zettelkasten erfasst wurden, das Buch und damit das Nutzungsrecht also irgendwann gekauft. Die Metadaten verschiedener Publikationen aus den Zettelkästen zusammenzuführen, war eine aufwändige intellektuelle Arbeit. Heute werten die Softwarewerkzeuge globale Metadaten und Volltexte in unvorstellbarem Ausmaß in Bruchteilen von Minuten aus und holen dann die Originalpublikationen irgendwoher aus dem Web; beispielsweise das pdf eines wissenschaftlichen Aufsatzes, den ein Nobelpreisträger verfasst und bei einem internationalen Verlag publiziert hat. Irgendwer hat diesen Text

Aus einer solchen Suche nach Information kann man zum Beispiel erfahren, wo auf der Welt die Pharmaindustrie aktuell nach welchen Arzneimitteln forscht, wer federführend ist und wer welche Schutzrechte zum Einsatz des Wirkstoffes besitzt. Wissen, für das im Bereich der Beratung und Marktforschung heute noch sehr viel Geld ausgegeben wird. Das Resultat einer solchen mathematischen Suche oder besser Analyse von Information aus großen Datenbeständen wird zu einem neuen Datenbestand zusammengeführt und als neues elektronisches Dokument abgespeichert. Die Primärpublikationen, die diesem elektronischen Suchdokument zugrunde liegen, kann man sich in ein, zwei weiteren Arbeitsschritten über weitgehend automatisierte Volltext- und Dokumentenlieferdienste bestellen. Je nachdem, wie das Originaldokument vorliegt und welchen Service der Lieferant anbietet, kann man die Originalliteratur als Fax, per Download oder per Post beziehen. Bezahlt wird per Kreditkarte, Micropaymentverfahren, Abbuchung oder gegen Rechnung. Der Abrechnungsvorgang wird automatisch ausgelöst. Hat der Besteller, beispielsweise die Bibliothek, beim Lieferanten ein über Softwaresysteme angebundenes Kundenkonto, füttert der Dokumentenlieferdienst das Bibliothekssystem auch noch mit statistischen Daten oder ordnet die Kosten dem jeweiligen Benutzerkonto der Bibliothek zu.

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Blogs und Projekte im Social Web von Bibliotheks-, Bücher- und Buchmarketingmenschen • ZBW Media Talk Blog der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft http://www.zbw-mediatalk.eu/ • Holger Ehling Worldwide Blog http://www.ehlingmedia.com/blog/ • Books & Brains Gedanken und Ideen über die „zukünftige“ Welt der Bücher und andere Medien http://booksbrains.wordpress.com/ • Steffen Meier Blog „Meier meint“ Medienzukunft, Medienmodelle, E-Books & Co. http://www.meier-meint.de/ • Ehrhardt F. Heinold Das Blog zum Publishing-Business: Verlage, Medien, Internet, Web 2.0 ... http://publishing-business.blogspot.com/ • L eander Wattig Projekt: Ich mach‘ was mit Büchern http://leanderwattig.de/index.php/projekte/ • Beyond the Book A podcast series on the business of writing and publishingfrom Copyright Clearance Center http://beyondthebookcast.com/ irgendwo auf dieser Welt gescannt und so ins Web gestellt, dass Google und andere Suchmaschinen ihn finden. Dieses Verhalten ist im Web gang und gäbe und selbst die starke Musikindustrie schafft es nicht, ihre Schutzrechte vollständig durchzusetzen. Wie also ein kleiner Verlag?

Werbung und Sponsoring alleine wird für die Kostendeckung nicht reichen Und was ist mit den neuen Publikationsformen, dem flüssigen Content, den Blogs, Facebook, Tweets im Bezug auf das Urheberrecht usw.? Wem gehört das Wissen, etwa, wenn ein Tweet mit einer Webadresse auf eine Verlagspublikation hinweist und derjenige, der twittert, dazu noch einen eigenen Kurzkommentar abgibt und erst beides zusammen zu dem Wissen führt, das dem Leser einen persönlichen Vorteil bringt? Für den Teil auf Twitter ist es geregelt: Wer dort zwitschert, schenkt sein Wissen der Öffentlichkeit. Aber was ist mit dem Link? Es wird vermutlich kein Verlag etwas dagegen haben, wenn seine Publikation durch solche Werbung bekannter gemacht wird. Trotzdem greifen hier Gesetze, die bereits durch die Angabe der Webadresse übertreten werden. Und was ist mit dem Kopierschutz und den Autorenrechten? Wer hat das Originaldokument ins Web gestellt? Der Verlag als elektronische Version seiner Zeitung, also als ePaper, kostenlos, wie das derzeit weit verbreitet ist. Dann tut er gut daran, einen starken Kopierschutz eingebaut zu haben und sollte sein dahinterlie22 

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gendes Geschäftsmodell gut durchdacht haben. Wenn Abonnement-Modelle nicht mehr greifen, wird in Zukunft sehr viel Werbung und Sponsoring für ePaper gebraucht, um damit Autorenhonorare, Produktions-, Marketing-, Vertriebs- und Archivierungskosten zu decken.

Handelsblatt verschiebt Bezugsgebühren für online, Printabos rückläufig Die Zeit für bezahlte Inhalte (Paid Content) scheint jedenfalls im Internet noch nicht wirklich reif zu sein. Ende April 2011 meldete der Nachrichtendienst Password Online unter Berufung auf den Kress-Report, dass die Verlagsgruppe Handelsblatt die für Mai geplante Umstellung ihres Online-Angebotes „First“ auf Paid Content (11,99 €/Monat) verschoben hat. „Die Lücke zwischen dem, was derzeit Sponsoren zu zahlen bereit sind, und möglichen Vertriebserlösen ist noch zu groß“, zitiert Password den Leiter Online-Projekte bei der Verlagsgruppe, Peter Neumann. Der Verlag bleibe aber „weiter auf dem Pfad der Bezahlinhalte mit dem Ziel, Handelsblatt First kostenpflichtig zu machen“. Der Wechsel auf Bezahlinhalte sei „nur eine Frage des Zeitpunkts“, so Neumann. Die Auflagen gedruckter Tageszeitungen waren laut IVW im ersten Quartal 2011 wie schon zuvor weiter rückläufig. Die überregionalen Zeitungen haben in diesem Zeitraum im Einzelverkauf kräftig verloren, aber auch die Abonnements gehen fast überall zurück. Den höchsten Verlust musste das Handelsblatt mit 17,9 Prozent Rückgang im Einzelverkauf hinnehmen, gefolgt von der Welt/Welt kompakt mit 12,2 Prozent. Bild verlor 5,5 Prozent, die Süddeutsche Zeitung 2,0 Prozent. Lediglich die TAZ blieb mit 0,1 Prozent Verlust relativ gleich. Bei den Abonnements verzeichnete das Handelsblatt einen Verlust von 5,6 Prozent, die Financial Times Deutschland 4,8 und die TAZ 5,6. Die meisten Kündigungen von Abonnements muss die Frankfurter Rundschau mit 11,3 Prozent verkraften.

Was ist in Zukunft mit der Qualität von ­Nachrichten und Informationen? Was ist bei der fröhlichen Vermischung von Inhalten und der kostenlosen Bereitstellung in elektronischen Kanälen eigentlich der Inhalt einer Publikation noch wert – ihre Qualität, bisher der Träger der Preismodelle? Und wodurch unterscheidet sich kostenlose Information von kostenpflichtiger Information, wenn ein und derselbe Beitrag elektronisch wie in print verbreitet wird? Wodurch unterscheidet sich kostenlose Information von kostenloser Information? Durch die Qualität des Inhaltes, durch Nachrichtenwert und Spannung. Aber wer bewertet die Qualität? Die „Crowd“, wie die Masse der Internetnutzer in ihrem Zusammenwirken genannt wird? Qualitätskriterium: Was viel angeklickt wird ist gut? Oder sind es die Online-Kundenbewertungen, die über den Erfolg einer Publikation entscheiden? Auch wenn die Kunden durch das Internet ein völlig neues Instrument bekommen haben, mit Unternehmen zu kommunizieren und ihre Forderungen einzubringen, so sind Kommentare und Rezensionen mit großer Vorsicht zu genießen. Längst schreiben Marketingleute unter Pseudonymen Bewertungen und die Werbestrategen der Welt haben die Kraft des sogenannten viralen Marketings entdeckt. Sie ziehen mit ungewöhnlichen Ideen, Nachrichten, Filmen und Fotos, die sie auf ihre Pinwände und die Pinwände ihrer

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Freunde auf Twitter, Facebook usw. stellen (posten) die Aufmerksamkeit auf ihre Produkte. Funktioniert im Augenblick prima.

Verwaltung, Archiv, Vertrieb und Verkauf voll digital Aber zurück zu den eMedien in Bibliotheken, Verlagen und Buchhandel, zu denen für die Administration, mit denen die Organisation und Verwaltung a) der gedruckten und digitalen Bestände, b) der Zulieferer, c) der Kunden und d) des Leihverkehrs sowie e) interner Arbeitsabläufe bewältigt werden. Sowohl die gedruckten wie die elektronische Bücher, Medien, Wissens- und Informationsbestände werden heute fast durchwegs mit Bibliotheksmanagement-Systemen verwaltet, beispielsweise Ex Libris, Bibliotheca, SISIS-Sunrise, Libero, ALEPH, OCLC Touchpoint und seit kurzem aDIS/BMS (S. 30 – OCLC und S. 30 – aDIS). Archiviert wird in herkömmlichen Buchlagern sowie in elektronischen Datenbanken und Repositories. Die EDV-Versionen des Archivs, Datenbanken und Repositories, unterscheiden sich voneinander durch ihre Softwarearchitektur und ihre Funktionen. Ihre Grundaufgabe aber ist ein- und dieselbe: Große Datenmengen zu speichern und das so zu tun, dass man die abgelegten Dokumente zuverlässig wiederfindet. Repositorien sind mehrschichtige Konstruktionen in modularer Softwaretechnik. In ihrer derzeit am höchsten entwickelten Variante erlauben sie zum Beispiel den Einbau einer Versionsverwaltung mit automatischen Zeitstempeln für elektronische Dokumente (S. 38 – eSciDoc). Die elektronischen Archive werden üblicherweise an Bibliotheksmanagementsysteme angebunden. Der Vertrieb läuft vom Verlag direkt, über Intermediäre und/ oder Aggregatoren zum Handel, zur Bibliothek und zum Endkunden voll vernetzt. Bei den Intermediären im Buch- und Zeitschriftenvertrieb ist ein riesiger Verdrängungswettbewerb im Gange. Neben Vermittlungsagenturen wie SWETS und EBSCO (S. 30) haben sich Newcomer wie ciando (S. 35 – ciando: eBook-Bestand wächst und Interview mit ciando-Chef Dr. Werner-Christian Guggemos auf S. 50) und Internet-Giganten wie Google, Amazon und Apple positioniert und internationale Dach- und Fachverbände aus dem Bibliotheksbereich sind in den Wettkampf eingestiegen. Die global agierende, ursprünglich nordamerikanische Bibliotheksorganisation OCLC (Online Computer Library Center) betreibt in Kooperation mit ihren Mitgliedsbibliotheken den größten Bibliothekskatalog der Welt, den WorldCat (S. 28 – Worldcat), um ein Weltnachweissystem für Bibliotheksbestände zu schaffen. Zudem hat OCLC in den letzten Jahren Anbieter von eingeführten Bibliotheksmanagementsystemen aufgekauft (SISIS Sunrise, PICA). Jüngste Meldung Ende April 2011: OCLC hat nun auch BOND übernommen und mit dem Unternehmen sein Bibliotheksmanagementsystem BIBLIOTHECA. O-Ton der Pressemitteilung: „Ziel der Übernahme ist, die Stellung von OCLC als einer der führenden Hersteller von Bibliotheksmanagementsystemen weiter zu stärken und durch die entstehenden Synergieeffekte künftig noch kundenorientierter agieren zu können.“ OCLC positioniert sich seit einigen Jahren massiv als Weltdienstleis-

ter für Komplettlösungen für Bibliotheken (S. 30 – OCLC – 72.000 Bibliotheken). Kontrolliert wird die Organisation durch ihre Mitglieder. In den Aufsichtsgremien sitzen Vertreter der Mitgliedsbibliotheken. Renommierte deutsche Bibliotheksdirektorinnen und -direktoren raten Bibliotheken, sich bei OCLC zu engagieren.

Unzählige Direktangebote von Verlagen, zum Teil in neuen Literaturformen Verlags-Direktangebote gibt es so gut wie von allen großen Verlagen. Vorreiter waren die wissenschaftlichen Verleger wie Springer, Elsevier, Thieme u.a. Heute haben alle global agierende Verlage, z.B. Thomson Inc., Financial Times, Langenscheidt, Haufe u.v.m. eigene Plattformen und eigene Online-Shops im Netz. Dazu kommen noch die ContentAggregatoren wie Nachrichtenagenturen (apa, dpa), andere Informationsanbieter (BBC, Genios, Fachinformationszentren, Patentämter, Biblotheken usw.) und aus der Softwarebranche neu auftauchende Firmen, die Anwendungssoftware für mobile Endgeräte (Smartphones, Tablet-Computer) entwickeln. Gleich mit dazu fördern sie auch noch neue, zur Technik passende Literaturformen. Ein Beispiel dafür ist der Handy-Roman „WYRM“ von Wolfgang Holbein, den der österreichische Anbieter Blackbetty GmbH auf den Buchmessen 2009 und 2010 vorstellte. „Sende ‚WYRM‘ als SMS an die 48000 und hol Dir die kostenlosen Episoden auf Dein Handy“, warben die aus der Softwareindustrie kommenden Neueinsteiger im Publikationsgeschäft für den Roman. Das Angebot hinter der Werbung, die sich anhörte wie ein zweifelhaftes Angebot auf privaten Fernsehsendern um Mitternacht oder ein Lockangebot für einen Handy-Klingelton, entpuppte sich als ernstzunehmende Literatur: die erste Handy-Novelle von Wolfgang Holbein. Der Pilot zur ersten Staffel erschien zur Buchmesse 2009. Anderthalb Jahre später bietet Blackbetty bereits eine umfassende Liste von Werken an. http://www.mobilebooks. com/content/view/949/50/ Die österreichischen Spezialisten für mobile Publishing haben die Literatur für ihre Geschäftspartner in Funktechnologiegeeignete Lesehappen verwandelt. An dieser Stelle stellt sich wiederum die Frage: wie verwaltet man solche Literaturformen aus bibliothekarischer Sicht? Wie aus Verlagssicht?

Online-Shops, Bestellsysteme, ­Volltextlieferdienste – eCommerce boomt Für den Bezug und die Auslieferung der gewünschten Literatur gibt es Online-Shops (Verlagsangebote, Amazon, Google, buch.de, bol, global books usw.), Volltext- und Dokumentenlieferdienste wie FIZ Autodoc, Getinfo, Goportis, subito, Campuslieferdienste usw. (ab S. 30 – FIZ managt) und weitere Bestellsysteme aus der Bibliothekswelt. Alle sind immer nur ein oder zwei Mausklicks von der Trefferliste der benutzten Suchmaschine entfernt. Sämtliche Schritte – Angebot, Suche, Bestellung, Auslieferung, Rückbuchung, Abrechnung und statistische Auswertungen – können mit diesen Bestellsystemen und optionalen Softwaremodulen zur Anbindung an die eigenen Bibliothekssysteme weitgehend automatisiert werden. Und ja, die gute alte Post liefert auch noch aus, wenn jemand ein richtiges Buch haben möchte. Aber bestellt wird immer häufiger online. Es ist so schön bequem. Der eCommerce-Markt Sonderausgabe 2011

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ist in Deutschland 2010 nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels um rund 18 Prozent gewachsen. Für Online-Händler, die eine einfach zu handhabende Zahlungsweise anbieten, wurden sogar Wachstumsraten bis zu 42 Prozent beim Umsatz verzeichnet. Ohne Schwarzmalen zu wollen muss man sich da einfach fragen, was mit dem stationären Buchhandel in Zukunft wohl passieren wird und kann vorhersagen, dass viel Kreativität notwendig sein wird, um die Kunden durch Literaturerlebnis-Shopping, Mehrwertangebote und Spezialisierung zum Kauf im Laden zu bewegen. Von den Eintrittsgeldern für Autorenlesungen, mehr eine Schutzgebühr, denn eine Einnahmequelle, werden die Buchhändler nicht leben können. Die Idee der Auslieferung von eBooks über den Buchhandel (für den Kunden auf CD oder Stick gespeichert, um diesem den administrativen Aufwand des Suchens, Bestellens und Online-Bezahlens zu ersparen), ist irgendwie in der Versenkung verschwunden; überholt von den Entwicklungen. Hier sei noch einmal der schon vorhin gegebene Verweis auf den zu diesem Thema sehr lesenswerten Beitrag von Holger Ehling „Online-Buchhandel: Verlegers Freund?“ auf S. 52 in diesem Heft gegeben.

In 20 Jahren nur noch elektronische Bücher? Laut Webmonitor des Branchen-Dachverbandes der ITKIndustrie, BITKOM, vom 3.10.2010 ist jeder Fünfte Deutsche davon überzeugt, dass es in zwanzig Jahren nur noch elektronische Bücher zu kaufen gibt. Bei der jüngeren Generation (unter 30 Jahren) ist sogar jeder Dritte dieser Meinung. Die Fachwelt sieht das nicht so. Sie glaubt an eine Koexistenz von gedruckter und elektronischer Literatur. Als Beurteilungskriterium dafür, was in welcher Form publiziert wird, gelten der Inhalt, die Zielgruppen und vor allem, wofür diese die Daten und Informationen brauchen. Der Wissenschaft bietet die elektronische Aufbereitung tolle Möglichkeiten, komplexes Wissen durch Visualisierung in interaktiven Videoanimationen und textergänzenden Film- und Tonbeiträgen leichter verständlich und dadurch schneller zu vermitteln. Zudem ist im Forschungsund Publikationswettlauf die Bereitstellung eines Aufsatzes als pdf auf einem Server sehr viel schneller umzusetzen, als das im herkömmlichen wissenschaftlichen Publikationsprozess mit seinen Begutachtungsverfahren und Produktionsvorlaufzeiten möglich ist. Das hat auch sehr viel mit Wettbewerb und Schutzrechten zu tun: Durch die Veröffentlichung auf einem öffentlichen Server sichern sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Nachweis der Erstveröffentlichung einer Idee und können für diese später gegebenenfalls internationale Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster) beantragen bzw. den Antrag eines Mitbewerbers dadurch kippen, indem sie Widerspruch gegen die Erteilung der Schutzrechte einlegen. Das hat nicht nur viel mit dem wirtschaftlichen Erfolg eines einzelnen Unternehmens zu tun, sondern auch mit dem Wohlstand ganzer Volkswirtschaften.

In der Wissenschaft sind eBooks und ePaper nicht mehr zu stoppen In der Wissenschaft, also im größten Fachbuchbereich, ist der Trend zur ePublikation mit umfassenden Anreicherungen durch multimediale Elemente und Verknüpfung (Links) mit weiterführenden Informationen nicht mehr zu stoppen. Alle 24 

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großen Wissenschaftsverlage publizieren bereits eBooks und eJournals in erheblichem Umfang. Parallel dazu haben sich Verleger mit neuen Geschäftsmodellen und hoch spannende Publikationsformen entwickelt. Repräsentative Beispiele sind Springer‘s eBook-Reihe und e-Medien-Plattform SpringerLink http://www.springerlink.com/ sowie Elsevier‘s eLibrary (http:// els.pdn.ipublishcentral.com/), PloS (Public Library of Science) eine gemeinnützige, als Open Access-Verleger tätige Organisation mit umgekehrtem Kostendeckungsmodell und das „Semantic Biochemical Journal“ der Britischen Fachgesellschaft Biochemical Society. Die britischen Biochemiker haben ihr Biochemical Journal mit Hilfe der Software Utopia von Portland Press zu einer „lebenden“ wissenschaftlichen Informationsquelle gemacht, was auf der Homepage des Biochemical Journal als eine „neue Dimension des wissenschaftlichen Publizierens“ angekündigt wird. Und das ist es ohne Zweifel: pdfs sind nicht mehr nur „elektronische Papiere“. Utopia Documents ist eine Open Source Software, die kostenlos heruntergeladen werden kann: http://www.getutopia.com/. PloS wurde von Wissenschaftlern und Ärzten im Jahr 2000 gegründet und hat sich zu einem erfolgreichen Anbieter wissenschaftlicher Information entwickelt. Die von PloS verlegten Journale haben bereits einen ernstzunehmenden Einflussfaktor (Impact factor) gewonnen. PloS arbeitet mit umgekehrten Bezahlmodell und nimmt vom Autor dafür, dass seine Arbeit publiziert wird, „einen fairen Preis, der die aktuellen Kosten für die Publikation reflektiert“. Zudem bekommt die Organisation Mittel von ihren Mitgliedern und Spenden. Die Kosten für die Publikation eines wissenschaftlichen Artikels hängen vom Fachgebiet ab. Sie reichen von 1350,- bis 2900,- US Dollar. Mitglieder bekommen Rabatte. Dafür können alle Interessenten kostenlos auf die Informationen zugreifen. http://www. plos.org/ Neben diesen Entwicklungen laufen in allen Industrieländern die bereits zuvor erwähnten Aktivitäten zum Aufbau einer weltumspannenden eScience- und eResearch-Infrastruktur mit zentralen Repositories, die von Forschungsorganisationen, Bibliotheken und/oder Regierungseinrichtungen finanziert und betrieben werden (S. 38 – US-Kongressbibliothek baut und S. 38 – Und es kommt noch mehr).

ChemgaPedia – eine riesige kostenlose OnlineLernenzyklopädie zur Chemie Auch in der Lehre und Ausbildung, einem weiteren wichtigen Fachbuch-Bereich, hat eLearning fest Fuß gefasst. Zu den gedruckten Lehrbüchern und Enzyklopädien sind unzählige elektronische eLearning-Produkte gekommen; angeboten online, auf CD-ROM oder zum Einspielen in Firmen- und Campusnetze. Die Generation der im Informationszeitalter Geborenen, der sogenannten „Digital Natives“, geht heute wie selbstverständlich davon aus, dass sie alle Informationen für Studium, Lehre und Leben im Internet finden kann. Das ist ja auch schon so: Das Internet ist ein Ozean aus Informationsquellen, guten und schlechten. Es ist aber davon auszugehen, dass die guten, von Publikations- und Informationsprofis produzierten und bereitgestellten Quellen immer mehr werden und irgendwann auch ein System zur Qualitätssicherung und Qualitätsidentifikation für das Internet entwickelt und eingeführt werden wird. Bis dahin muss es irgendwie anders gehen.

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Forrester erwartet drei Milliarden US-Dollar Umsatz mit eBooks für 2015 Bei der Fachinformation für Lehren und Lernen wird das herkömmliche Fachbuch noch viel Federn lassen müssen. Doch bedeutet das mit Sicherheit nicht, dass keine qualitativ hochwertigen und auf bestimmte Themen spezialisierten Wissensträger mehr gebraucht werden. Die Bücher treten eben nur in einer anderen Erscheinungsform auf. Im Oktober letzten

Jahres veröffentlichte das Marktforschungsunternehmen Forrester seine Fünf-Jahres-Prognose für eBooks auf dem amerikanischen Markt. In dieser Studie sagt Forrester vorher, dass die eBook-Industrie in Amerika (wer das auch immer ist) ihren Umsatz bis 2015 auf drei Milliarden US-Dollar verdreifacht haben wird. Übrigens lesen nach Informationen der Marktforscher viele Leser ihre eBooks ohne speziellen eBook-Reader am PC, Tabletcomputer oder Smartphone. Zu Smartpads wurde damals, als die Studie veröffentlicht wurde (zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Heftes vor gerade einmal 9 Monaten) noch keine explizite Aussage getroffen – zumindest nicht in den frei zugänglichen Teilen. http://www.forrester.com/ rb/Research/ebook_buying_is_about_to_spiral_upward/q/ id/57664/t/2 Bis 2015 sind es noch knapp vier Jahre. Sehr wenig Zeit, um die Vielzahl der Probleme im Bezug auf die Vermittlung und dauerhafte Bewahrung des Wissens für die nachfolgenden Generationen in eBooks zu lösen, einer Literatur, mit der allein in Amerika drei Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht wird. In der Fachwelt ist deshalb die Euphorie darüber, was digitale Technologie für den Austausch von Information bewirken kann, ein wenig verblasst. Sie hat der Erkenntnis Platz gemacht, dass ein geordneter Übergang von der gut organisierten Gutenberg-Welt ins digitale Publikationszeitalter eine riesige Herausforderung ist und alle an der Produktion, Veröffentlichung, Dokumentation und Archivierung von Wissen Beteiligten von den Veränderungen betroffen und gefordert sind.

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Illustrationen: Kuzma / kim_zhai / iStockphoto.com

Bereits jetzt gibt es qualitativ hervorragende, von Fachleuten bereitgestellte Informationsquellen wie ChemgaPedia, die größte deutschsprachige Online-Lernenzyklopädie zur Chemie. ChemgaPedia® ist ein topaktuelles multimediales Lehrbuch mit konzipierten Kursen und Tutorien, integrierten Übungen und Lernkontrollen für Chemie und benachbarte Wissenschaften. Das eLearning-System wurde in einem mehrjährigen Projekt von 16 Chemielehrstühlen an deutschen Universitäten und dem Fachinformationszentrum FIZ CHEMIE aufgebaut. Mit über 1.700 Lerneinheiten und 18.000 Seiten fördert das eLearning-System sowohl exploratives als auch geführtes Lernen. Es ist gut vorstellbar, dass sich das interaktive Nachschlagewerk irgendwann zum Ausbildungs-Standardwerk der Chemie entwickelt. Derzeit werden mehr als 500.000 Zugriffe im Monat verzeichnet. (http://www.fiz-chemie.de). Wer stellt sich da noch eine ganze Regalwand teurer Chemie-Standardwerke in die Bibliothek, früher die zuverlässigen Geldlieferanten der Verlage? Zumal es alle klassischen Standardwerke ja auch bei den Verlagen schon alle elektronisch gibt.

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Wissen wird unendlich teilbar – und das Gesetz in großem Stil überschritten Gleichzeitig werden aber auch die großen Chancen erkannt, das bisher aufgrund der Trägermedien physisch nur beschränkt teilbare Wissen für alle interessierten Menschen auf der ganzen Welt im Internet zur Selbstbedienung anzubieten. Welches Potenzial in einer solchen gleichberechtigten Bereitstellung von Information für alle Erdenbürger steckt, kann man sich nicht wirklich vorstellen. Es ist unendlich. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, hat mit der Erfindung des Buchdruckes den Weg frei gemacht, jedermann Bücher und damit Wissen in die Hand geben zu können. Die Digitalisierung erweitert die Dimension noch einmal um ein Vielfaches. Wissen wird unendlich teilbar. Zumindest theoretisch. Praktisch setzen da Urheber- und Besitzrechte sowie Ländergrenzen, politische und wirtschaftliche Interessen noch enge Schranken, auch wenn diese in der Praxis zur Zeit in großem Umfang unrechtmäßig überschritten werden. Es dürfte noch etliche Jahre und zahlreiche Gesetzgebungsverfahren dauern, bis hier Klarheit geschaffen ist (wenn denn klare Regelungen im internationalen Maßstab überhaupt zu erreichen sind). Bis es vielleicht irgendwann einmal so weit sein wird, gelten hierzulande das nationale deutsche und das europäische Recht. Vielen Informationsanbietern, das gilt quer durch die Branche, ist aber gar nicht erst bewusst, dass sie mit ihren digitalen Angeboten bereits permanent geltendes Recht übertreten.

Wer entscheidet, was archiviert werden soll? Die Technologie an sich bietet wie gesagt bisher nie dagewesene Chancen, Information und Wissen in neuen, kreativen, multimedialen und individuell für bestimmte Zielgruppen und sogar Einzelpersonen gestaltbaren Formaten in schier unendlichen Mengen anzubieten. Was aber soll, kann und muss aus diesem nie endenden Strom von Nachrichten, Informationen, Fachpublikationen, Belletristik, Musik und Kunst noch aufbewahrt und an die nächsten Generationen weitergegeben werden? An welcher Stelle wird entschieden, was so gut ist, dass es dauerhaft archiviert werden soll? Mit welcher Technik wird archiviert? Wer ist für die Bewahrung verantwortlich und wer bewahrt das Kulturgut wo in welchem Auftrag auf? Wie kann es technisch dauerhaft gespeichert werden? Viele, viele Fragen. Fast alle noch ungelöst. Doch an allen wird in irgendeiner Form gearbeitet.

Der dbv und die Bibliotheken arbeiten seit über zwei Jahrzehnten an Lösungen Bibliotheken haben schon vor mehr als 20 Jahren erkannt, dass ihre Kompetenzen in Dokumentation und Archivierung gefordert und unverzichtbar sind, wenn man auch mit Software-Systemen das Wissen der Welt wie bisher in geordneten Bahnen bereitstellen und verfügbar machen will. Als das dafür zuständige Institut, das Deutsche Bibliotheksinstitut (DBI) im Jahr 2000 von den Mittelgebern aufgelöst wurde, haben sich die Bibliotheken zum Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (KNB) des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) zusammengeschlossen, um die drängenden Aufgaben weiterführen zu können (www.bibliotheksportal.de). In der Folge wurden 26 

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beispielsweise Stellungnahmen und Lösungen zu den Themen „Digitalisierung von Bibliotheksbeständen“ und „Bestandserhaltung“ erarbeitet. Ausgehend von der Überzeugung, dass „die Bibliotheken (…) durch ihre gesellschaftliche Verantwortung und ihre fachliche Qualifikation die geeigneten Einrichtungen (sind), den digitalen Zugang zu Information langfristig zu garantieren …“ (aus der Stellungnahme des dbv zur Online-Befragung der EU-Kommission zu i2010: Digitale Bibliothek) werden Digitalisierung und Langzeitarchivierung als Aufgaben im Zuständigkeitsbereich der Bibliotheken betrachtet, deren Lösung nicht nur die Bibliotheken, sondern die internationale Gemeinschaft vor gewaltige Aufgaben stellt. Bei der Klärung juristischer Fragen im Zusammenhang mit der Digitalisierung fordert der dbv, dass der „Zugang zu digital bereitgestelltem Wissen (…) nicht schwieriger sein (darf) als Bibliotheksnutzung“.

Langzeitarchivierung – trotz kopal ein ­ungelöstes Problem Auch die Problematik der Langzeitarchivierung digitaler Daten, die wegen der schnellen Veralterung von Software ständige Massenmigration erforderlich machen, wurde im Rahmen des knb aufgegriffen. nestor, das Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen in Deutschland, wurde ins Leben gerufen. Im Rahmen von nestor arbeiten Partner aus verschiedenen Bereichen, die mit digitaler Langzeitarchivierung zu tun haben, gemeinsam an Lösungsmöglichkeiten. nestor ist vor allem ein Informationsund Diskussionsforum zu allen Fragen rund um Langzeitarchivierung. Es gibt aber auch schon praktische Lösungen: Seit 2007 bietet ein Konsortium aus Bibliotheken, Instituten und IBM mit „kopal“ ein Archivsystem für die sichere Langzeitverfügbarkeit digitaler Daten an. Kern des Systems ist DIAS (Digital Information Archiving System), das auf IBM-Standardsoftwarekomponenten beruht, die für kopal um OAIS (Open Archival Information System) erweitert wurden. Dennoch ist die Aufgabe, digitale Dokumente wirklich langfristig zur Verfügung zu stellen, ein bislang ungelöstes Problem der Informationsgesellschaft. http://kopal.langzeitarchivierung.de/

OPACs mit Inhaltsverzeichnissen und ­Volltextquellen Zurück von den ungelösten zu den gelösten Aufgaben im Tagesgeschäft von Bilbiotheken. Um die Bestände elektronisch zu verwalten und komfortabel such- und auffindbar zu machen, wurden in den letzten vier Jahrzehnten auf breiter Ebene elektronische Kataloge (OPACs) entwickelt. So gut wie jede Bibliothek hat heute ihren Bestand über OPACs katalogisiert; mittlerweile sind diese mit Inhaltsverzeichnissen angereichert. In der jüngsten Kombination spielen die OPACs mit umfassenden Anwendungslösungen für den Zugriff auf die digitalisierten Volltexte kompletter Bibliotheksbestände zusammen; moderne Softwaresysteme, die Bibliotheken gemeinsam mit Dienstleistern entwickeln und anbieten. Eines der jüngsten Beispiele ist die von der Landesbibliothek des Fürstentums Liechtenstein zusammen mit dem Dienstleister AGI Information Management Consultants aufgebaute digitale Bibliothek zur Geschichte des Fürstentums. Inhalt und Entwicklung sind

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Wir bleiben in Bewegung...

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im Beitrag „Die digitale Bibliothek des Fürstentum Liechtenstein“ auf S. 46 in diesem Heft ausführlicher beschrieben.

Der größte Bibliothekskatalog der Welt mit 1,5 Mrd. Nachweisen ist ein Gemeinschaftswerk Elektronische Katalogeinträge von tausenden Bibliotheken führt die ursprünglich amerikanische, heute international agierende Bibliotheksorganisation Online Computer Library Center, Inc. (OCLC) zur größten bibliografischen Datenbank der Welt zusammen: dem WorldCat. Bereits 1971, also vor 40 Jahren, als „Online Shared Cataloguing“ gegründet, enthält der frei zugängliche WorldCat heute mehr als 80 Millionen Einträge in 450 Sprachen (Stand: Ende 2010). Diese Einträge werden von den Bibliotheken, die Mitglieder der OCLC sind, erstellt. Auf diese Weise enthält der WorldCat heute mehr als 1,5 Milliarden Bestandsnachweise aus Bibliotheken in vielen verschiedenen Ländern. In der Vergangenheit sind bisher pro Jahr mehr als zwei Millionen Eintragungen hinzugekommen, Tendenz steigend. Der WorldCat wird von OCLC bereitgestellt, ist aber kein Produkt der Organisation, sondern ein Gemeinschaftswerk. Vorzugsnutzung ist allerdings kostenpflichtig. WorldCat Local, die über dem Katalog liegende Such- und Entdecker-Plattform, ermöglicht den integrierten Zugang zu elektronischen, digitalen und physischen Bibliotheksmaterialien: Zeitschriften, Datenbanken, eBooks, Sondersammlungen, Datensätzen und Datenelementen. Die neue WorldCat Knowledge Base erlaubt mit einem Klick Zugriff auf elektronische

Europeana und ­Deutsche ­Digitale Bibliothek Kulturgüter digital sichtbar machen „Europas Bibliotheken, Archive und Museen bewahren seit Jahrhunderten unser reiches, vielfältiges kulturelles Erbe. Sie archivieren Skulpturen, Gemälde, Musik und Literatur als Zeugnisse des Wissens, der Schönheit und des Ideenreichtums und machen sie zugänglich. Die neuen Informationstechnologien eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, um dieses gemeinsame Erbe noch zugänglicher für jedermann zu machen.“ So lauteten die Empfehlungen zum Ausbau des europäischen kulturellen Erbes im Netz, die eine als die Drei Weisen bezeichnete Expertengruppe am 10. Januar 2011 der EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes, und der verantwortlichen Kommissarin für Bildung, Kultur und Jugend, Androulla Vassiliou, überreichten. In den Empfehlungen wurden die europäischen Staaten aufgefordert, mehr für die Bereitstellung der nationalen Kulturgüter in der Europeana zu tun. Rund 15 Millionen digitale Objekte waren im April 2011 laut Angaben auf der Homepage in der Europeana enthalten. Sie wurden von 1.500 Institutionen zur Verfügung gestellt, darunter so bekannte Einrichtungen wie die British Library in London, das Rijksmuseum in Amsterdam oder der Louvre in 28 

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Artikel aus den WorldCat Local-Suchergebnissen. http://www. oclc.org/de/de/default.htm Für die allgemeine Öffentlichkeit hat OCLC eine im Funktionsumfang der Softwareoberfläche eingeschränkte Version, den Open WorldCat im Web. 1,5 Milliarden Titel weist er nach – so aufbereitet, dass man nach Titeln in der Nähe suchen kann, sprich, die Antworten werden mit dem Anfrageort abgestimmt, der über IP-Lokalisierung ermittelt wird. Ein Blick auf die Seite zeigt, dass auch die mobile WorldCat-Version für Smartphones fertig ist. http://www.worldcat.org/

EZB – 560 Bibliotheken verschaffen einfachen Zugang zu wissenschaftlichen eJournalen Mit dem Aufkommen der elektronischen Fachzeitschriften begann in Deutschland ein Verbund von Bibliotheken die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) aufzubauen. Heute beteiligen sich 560 Bibliotheken an dem kooperativen Service. Die EZB ist damit die größte in Deutschland verfügbare Quelle zu elektronisch erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften, den eJournals und eZines. In die EZB aufgenommen werden alle Zeitschriften, die Artikel im Volltext anbieten. Ein Ampelsystem zeigt, auf welche Aufsätze man kostenlos zugreifen kann, für welche Volltexte Zugriffsrechte zu berücksichtigen und zu verwalten sind und welche Aufsätze überhaupt nicht im Volltext verfügbar sind. Die Rechteverwaltung ist im System hinterlegt und kann individuell für Nutzer eingerichtet werden. Entstanden ist die EZB aus einem Projekt

Paris. Mithilfe einer leistungsstarken, aber dennoch einfachen Suchmaske lassen sich die eingestellten Objekte, vor allem Bilder, Bücher, Zeitschriften Filme, Musik und Fotos leicht finden und anschauen. Zur Zeit bilden Bilder mit 66 Prozent die Mehrzahl der bereitgestellten Objekte, gefolgt von Texten, die 31 Prozent ausmachen. Auf Film- und Tonmaterial entfallen lediglich je 1 Prozent, was im Wesentlichen an Urheberrechtsproblemen liege, wie Jill Cousins, Direktorin der EuropeanaGeschäftsstelle in Den Haag auf der Konferenz „Deutsches Kulturerbe in die Europeana (4.-5. Oktober 2010 in Berlin) mitteilte. Aus Deutschland wurden 2010 über EuropeanaLocal Deutschland 68.000 Objekte von 19 Einrichtungen in die Europeana eingebracht. (http://www.europeana-local.de/). Zu den Objekten gehören u.a. Adressbüchern aus RheinlandPfalz, Ortsansichten aus Mecklenburg-Vorpommern, Manuskripte des 16. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt, private historische Fotografien und Postkarten aus Hamburg bis hin zu historischen Stadtplänen von Berlin. Anfang Oktober 2010 betrug der deutsche Anteil am Bestand der Europeana 13 Prozent, wie Cousins in Berlin berichtete. Am 9. März 2011 teilte die Bayerische Staatsbibliothek München in einer Presseerklärung mit, mehr als eine halbe Million digitalisierter Bücher im Internet über ihren Online-Katalog OPACplus und ihre Digitalen Sammlungen anzubieten und alle Digitalisate kontinuierlich in die Europeana und künftig auch in die im Aufbau befindliche Deutsche Digitale Bibliothek einzuspeisen. Die Europeana nutzt die eingestellten Objekte u.a. für ihre virtuellen Ausstellungen. Gegenwärtig sind „Reading Europe” und „Art Nouveau“ zu sehen. In Reading Europe ist eine reiche Auswahl seltener Bücher und literarischer Werke aus ganz

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der Universität Regensburg und der Universitätsbibliothek der technischen Universität München. Finanziert wurde das Pilotprojekt vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst. Der weitere Ausbau erfolgt im Rahmen des DFG-Projektes „Funktionale Integration von ZDB (Zeitschriftendatenbank) und EZB zur Entwicklung gemeinsamer endnutzerorientierter Dienstleistungen“. (Quelle: http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2010/Benutzung0103_0410_BD.pdf) http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/

Vermittlungsagenturen als Bindeglied zwischen Bibliotheken und Verlagen Im Zeitalter von Internet-Informationsangeboten und Direktvertriebsmodellen von Verlagen wird auch häufig die Frage gestellt, wozu denn Bibliotheks- und Informationsdienstleister dann in Zukunft noch gebraucht werden. Die Antwort ist einfach: Warum sind Vermittlungsagenturen entstanden? Weil sie eine Dienstleistung anbieten, für die weder Bibliotheken noch Verlage die Zeit und die Personalkapazitäten haben. Zwar findet in diesem Marktsegment ein Verdrängungswettbewerb mit Fusionen und Konzentrationsbildung statt. Aber in Zeiten, da Effizienzsteigerung in allen Bereichen der Wirtschaft angesagt ist, gilt das auch für Bibliotheken und Verlage. Damit einher geht eine Tendenz zum Outsourcing. Und da technischer Fortschritt nicht gleichbedeutend ist mit weniger Arbeit, haben Dienstleistungs-Anbieter für Bibliotheken und

Europa zu sehen und Art Nouveau beeindruckt durch die Präsentation kulturellen Materials aus unterschiedlichen Ländern. Neben den für die europäische Öffentlichkeit sichtbaren Initiativen kümmert sich die europäische digitale Bibliothek auch um Belange, die für die europaweite Harmonisierung der Instrumentarien zur Digitalisierung wichtig sind. Urheberrecht war eines der Themen, zu denen sich die Europeana mit ihrer Charta zum Gemeingut 2010 äußerte (http://version1.europeana.eu/web/europeana-project/public-domain-charter-de). Sie hat auch ein Weißbuch zur Bedeutung von Linked Data veröffentlicht: „Knowledge = Information In Context“ von Stefan Gradmann, Professor für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Etablierung des Europeana Data Model, das die Einbindung der Europeana-Daten in semantische Web-Anwendungen erlaubt. Dieses Datenmodell befindet sich in der zweiten Entwicklungsphase und soll im Sommer 2011 eingeführt werden.

Verlage weiterhin ein Betätigungsfeld, in dessen Mittelpunkt Dienste zur intelligenten eRessourcen-Verwaltung stehen. Es ist sogar Platz für neue, wie das Beispiel ciando zeigt. http:// www.ciando.com/

SWETS – Marktführer im Bereich Abonnementund Informationsmanagement SWETS Information Services GmbH ist die größte Vermittlungsagentur der Welt im Bereich Abonnement- und Informationsmanagement. Sie managt über 1,8 Millionen einzelne Abonnements jährlich, bedient über 60.000 Kunden aus über 160 Ländern und bietet ihnen durch eine einzige, neutrale Geschäftsbeziehung Kontakt zu über 65.000 Verlagen. Im Zentrum des SwetsWise-Portfolio stehen Dienstleistungen und Softwarewerkzeuge zur Abonnementverwaltung, zur Content-Beschaffung, zum Marketing und zum Nutzerverhalten. SWETS bedient Informationsproduzenten und Informationseinkäufer aus der Verlags- und Bibliothekswelt, aber auch akademische Institutionen, medizinische Organisationen, öffentliche Verwaltungen und Wirtschaftsunternehmen. Bei SWETS ist man überzeugt, dass „Zeit- und Kostenersparnis sowie ein intelligentes Budgetmanagement“ heute oberste Priorität haben. Die jüngste Entwicklung aus dem SWETSPortfolio ist eine Lizenzdatenbank, die den Kunden eine transparente Marktübersicht mit allen relevanten Zugangsbedingungen anbietet. https://www.swetswise.com/web/show/ id=44501/langid=46067

Die Deutsche Digitale Bibliothek – Das nationale Tor zur Europeana

und teilnehmenden Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen durch den Einsatz von Werkzeugen und die Verknüpfung mit Objekten aus anderen Einrichtungen die Möglichkeit eröffnet, ihre Dienste und Daten zu optimieren. (www.deutschedigitale-bibliothek.de/pdf/gemeinsame_eckpunkte_finale_fassung_02122009.pdf) Während der Aufbauphase und des anschließenden Pilotbetriebs ist FIZ Karlsruhe mit der technischen Betreuung beauftragt. Neben den technischen Anforderungen, die lösbar erscheinen, macht insbesondere die Finanzierung Probleme: Bund und Länder stellen für die Dauer von fünf Jahren 2,6 Mio. Euro jährlich zur Verfügung – ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der ambitionierten Ziele. Während in der Empfehlung der Drei Weisen noch davon gesprochen wird, die Digitalisierung des europäischen kulturellen Erbes auf keinen Fall „einem oder mehreren Marktakteuren“ zu überlassen, sprach sich Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek und Vorsitzende der European Digital Library Foundation laut einer Meldung im Branchennewsletter „Password“ (13. Januar 2011) für eine Kooperation mit Google aus.

Das ehrgeizige Projekt Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) will zwei Zielgruppen ansprechen, die Wissenschaft und die breite Öffentlichkeit. Derzeit noch mit der Bereitstellung der Infrastruktur beschäftigt will die DDB ein Portal zur Verfügung stellen, in dem die Öffentlichkeit sich ein Kulturgut in der Vielschichtigkeit dazugehöriger Themen anschauen kann. Für die Zielgruppe Wissenschaft wird eine Plattform angestrebt, die wissenschaftliche Informationen zugänglich macht

Weitere Quellen • Die neue Renaissance: Empfehlungen der Drei Weisen zum Ausbau des europäischen kulturellen Erbes im Netz: http:// ec.europa.eu/information_society/activities/digital_libraries/ doc/executivesummery/de.pdf) • Europeana – ein einziger Zugangspunkt zu Europas kulturellem Erbe: http://ec.europa.eu/information_society/activities/digital_libraries/europeana/index_de.htm Sonderausgabe 2011

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Ein Kommentar von Joachim Flickinger, Publisher Relations Manager bei Swets Information Services in Frankfurt am Main, über eBooks im akademischen Bereich findet sich auf S. 34 in diesem Heft.

EBSCO: Bibliotheksdienstleister im akademischen Bereich Zweiter großer Anbieter in diesem Bereich ist EBSCO Information Services (EIS). Seit über 60 Jahren bietet EIS Bibliotheken Agentur-Dienstleistungen zur Vermittlung von Fachliteratur an. Das Portfolio deckt Fachzeitschriften (gedruckt und elektronisch), reine eJournals und eBooks mit über 70 eBook-Kollektionen ab. Außerdem bietet die Agentur über EBSCOhost Zugang zu 300 Datenbanken. Die Plattform ist nach Unternehmensangaben die weltweit am meisten genutzte Datenbankoberfläche im akademischen Bereich. EIS bietet integrierte Servicekonzepte mit Kundenbetreuung an: Das reicht von der Bereitstellung weltweit publizierter Titel über Suchplattformen, bis hin zur Verwaltung von eRessourcen und zur Reklamationsabwicklung. Weitere, ergänzende Dienstleistungsangebote sind die Erstellung von Nutzungsstatistiken, die Aufdeckung von Dubletten im Zeitschriftenund Datenbestand sowie die Auswirkungen von Bestellungen bzw. Abbestellungen von Lieferpaketen auf den Titelbestand. Bei Bestellungen über EBSCOs Management Solutions werden Bestellungen automatisch mit den Bestandsinformationen der Bibliothek verknüpft. Außerdem werden Verwaltungsund Zugangswerkzeuge angeboten, die den Bibliotheken die zeitaufwändige manuelle Datenpflege ersparen. http://www. ebsco.de

OCLC – 72.000 Bibliotheken als Kunden, Expansion durch Zukauf OCLC bietet, wie schon erwähnt, zunehmend Komplettservice für Bibliotheken an. Dazu zählen Lösungen für Katalogisierung und Metadaten, Verwaltung digitaler Sammlungen, Zugangs- und Authentifizierungslösungen und lokale Bibliotheksverwaltungsprogramme mit integrierten Funktionen zum Katalogisieren und Bestellen. Durch die jüngste Übernahme des Softwaresystemanbieters BOND Bibliothekssysteme Mitte April 2011 baut OCLC seine Marktanteile im deutschsprachigen Raum weiter massiv aus. In seinem Portfolio befindet sich jetzt auch die BIBLIOTHECA-Produktfamilie, ein leistungsfähiges Softwaresystem für alle Arten von Bibliotheken und das Bibliotheks-Controlling-Instrument BIB-Control. Das Bibliothekssystem SISIS-Sunrise hat OCLC schon vor einigen Jahren gekauft. Die SISIS-Systeme bieten RFID-gestützte Verbuchung, Web- und Internetservices sowie Lösungen für die automatisierte Verbundfernleihe. Über 72.000 Bibliotheken weltweit benutzten OCLC-Dienste schon vor der Übernahme von BOND. Jetzt werden es vermutlich noch einige mehr. Damit ist OCLC in Deutschland jetzt Anbieter der am weitesten verbreiteten Bibliotheksmanagementsysteme, mit denen sämtliche in Bibliotheken anfallende Verwaltungs- und Organisationsaufgaben von der Medienbeschaffung bis zur Rückbuchung und Gebührenberechnung erledigt werden können. http://www.oclc.org/de/de/default.htm

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aDIS/BMS bis Ende 2011 für Baden-Württembergs Bibliotheken aDIS/BMS ist ein sehr modernes Bibliotheksmanagementsystem der Firma a|S|tec, das derzeit in Baden-Württemberg breit eingeführt wird. Ausgewählt von den Universitätsbibliotheken Hohenheim, Stuttgart, Tübingen und Ulm, den Landesbibliotheken Karlsruhe und Stuttgart sowie den Hochschulen des Landes Baden-Württemberg und zusammengeführt im Bibliothekszentrum Baden-Württemberg (IBS) soll das System bis Ende 2011 für alle beteiligten Bibliotheken migriert werden. Das IBS wird von den Bibliotheken zusammen mit dem BSZ Konstanz und dem ZDV der Universität Tübingen in einem Konsortialmodell betrieben. Die mit Fördermitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) beschaffte Landeslizenz steht allen wissenschaftlichen Bibliotheken im Geschäftsbereich des MWK zur Verfügung. Die UB Freiburg hat sich dem Konsortium angeschlossen. https://wiki.bsz-bw.de/doku.php?id=l-team:ibs:start/

FIZ AutoDoc managt Bestell- und Lieferprozess Über Schnittstellen werden die Bibliotheksmanagementsysteme an andere Systemlösungen angebunden, beispielsweise Abrechnungssysteme von Zulieferern, Digitalisat-Repositories oder externe Volltextlieferdienste. Eines der ältesten WebAngebote zur Volltextbeschaffung ist der weitgehend automatisierte, sehr ausgereifte Volltextvermittlungsdienst FIZ AutoDoc von FIZ Karlsruhe, Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur. Über FIZ AutoDoc kann konventionelle und graue Literatur aus aller Welt für alle Bereiche der Wissenschaft und Technik beschafft werden: Zeitschriftenartikel, Patentschriften, Berichte, Konferenz- oder Tagungsberichte, Bücher, sogar einzelne Buchkapitel, Forschungsergebnisse oder ePrints werden elektronisch als pdf mit oder ohne DRM, per eMail Versand oder als download direkt vom Verlag ausgeliefert. Ebenso sind Lieferungen per Fax oder als Ausdruck per Postversand und Kurier möglich. FIZ AutoDoc bietet aktuell Zugang zu den Artikeln von über 210.000 internationalen Zeitschriftentiteln aus Naturwissenschaft und Technik sowie zu Patentvolltexten aus der ganzen Welt. Ein Auszug aus der Liste der Kooperationspartner von FIZ AutoDoc macht die Dimension der internationalen Vernetzung deutlich, die hinter einem solchen Dienst steht. FIZ Karlsruhe arbeitet mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Verlage, großer Bibliotheken, Lieferdienste, Vermittlungsagenturen und Spezialanbietern zusammen. Zu den kooperierenden Verlagen zählen die American Chemical Society (ACS), die Elsevier Verlagsgruppe, Future Science Group London, Karger Basel, Oxford University Press (OUP) Oxford, RAPRA Technology Limited, Springer Heidelberg und Thieme Stuttgart. Lieferbibliotheken sind die Bayerische Staatsbibliothek München, die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED), Bereichsbibliothek für Ernährung, Umwelt und Agrarwissenschaften (ZBL) Bonn, die Senckenbergische Bibliothek (SeB) als Teil der Universitätsbibliothek Frankfurt a. Main, die Technische Informationsbibliothek (TIB) Hannover, die ETH Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und das Institut d‘Information Scientifique et Technique (INIST), Nancy. Kooperationsverträge bestehen auch mit den Dokumenten-

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Lieferdiensten British Library Document Supply Center (BLDSC), Infotrieve und Reprints Desk. Die Patent-Volltextlieferung ist über Thomson Reuters mit seinem Thomson Patent Store (TPS) gesichert. Partner im Buchhandel ist Schweitzer Fachinformationen. Der gesamte Such-, Bestell- und Liefervorgang läuft weitgehend automatisiert ab. Dabei werden die unterschiedlichen Urheberrechtsregeln der Länder der Besteller berücksichtigt und die Copyrightgebühren korrekt abgerechnet. Auch die Auswahl des geeigneten Lieferanten wird automatisch vorgenommen, ebenso wie die Anzeige der voraussichtlichen Gesamtkosten. Wird der Auftrag bestätigt, erfolgen Auslieferung und Abrechnung. Für komplizierte Bestellungen oder wenn eine Literaturbestellung nicht automatisch ausgeführt werden kann, bietet der Lieferdienst eine individuelle Beschaffung mithilfe eines Service-Teams an. Durch die Beziehungen zu den Verlagen bekommen die FIZ AutoDoc-Kunden elektronische Dokumente in bester Qualität geliefert. Die Verlage wiederum können durch den Einzelartikelverkauf über FIZ AutoDoc neben den Subskribenten weitere Kunden gewinnen. Für Firmen-interne Informationsstellen ist der Dienst eine attraktive Ergänzung des Informationsangebotes, welches nicht nur den Zugriff auf die Literatur, sondern das ganze komplette Workflow-Management von der Recherche bis hin zur Volltextlieferung bereitstellt. Der Volltextvermittlungsdienst übernimmt außerdem die Kundenverwaltung und Rechnungsstellung und unterstützt die internen Arbeitsabläufe beim Kunden. FIZ AutoDoc wird von vielen Industrieunternehmen als Volltextbeschaffungslösung eingesetzt. http://autodoc.fiz-karlsruhe.de/

GetInfo – 135 Millionen Datensätze mit integrierter Volltextlieferung GetInfo ist aus der Partnerschaft zwischen TIB und den Fachinformationszentren Wissenschaftlich Technische Information (WTI, bis 2010 FIZ Technik), Frankfurt, FIZ Karlsruhe und FIZ Chemie Berlin entstanden. Das Portal bündelt Kompetenz und Know-how der vier Institute und macht Bibliotheken und Verlagen ein einzigartiges Angebot: einen zentralen Zugang zu 135 Millionen Datensätzen aus Fachdatenbanken, Verlagsangeboten und Bibliothekskatalogen im Bereich Technik und Naturwissenschaften. Dank eines neuen Sucheinstiegs können jetzt nicht nur alle TIB Datenbestände durchsucht werden, sondern auch der Bestand der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED). Dadurch wird das Informationsangebot um die Bereiche Medizin, Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Agrar erweitert. Bestellungen aus dem Bestand der ZB MED werden über den Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation, Goportis, abgewickelt, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Die Recherche in GetInfo und die Anzeige der Suchergebnisse sind kostenlos. Lizenzgebühren für Publikationen werden direkt am Dokument angezeigt. Für Open Access-Dokumente ist der Zugang ohne Login möglich. Die Volltextlieferung erfolgt über den Bestell- und Lieferservice der TIB zu den in Deutschland geltenden urheberrechtlichen Lieferkonditionen. GetInfo ist als Angebot für technischnaturwissenschaftliche Fachinformation in Goportis integriert. https://getinfo.de/app

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Goportis – der Leibniz-Bibliotheksverbund wird zum Wissensportal Durch die Partnerschaft der drei Deutschen Zentralen Fachbibliotheken TIB, ZB MED (Deutsche Zentralbibliothek für Medizin) und ZBW (Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften Leibniz Informationszentrum Wirtschaft Stiftung des öffentlichen Rechts) und der Kooperation u.a. mit FIZ Karlsruhe kann Goportis als „nationaler Ansprechpartner für Volltextversorgung, Lizenzen, Nicht-textuelle Materialien, Langzeitarchivierung und Open Access“ auftreten. Goportis vermittelt elektronischen Zugang zu über einer Million Aufsätzen, überwiegend aus dem STM-Bereich, die nach 1993 publiziert wurden. Der Vorteil des neuen Wissensportals: Mit nur einer Kundennummer kann in den Beständen der Fachportale EconBiz (Wirtschaftswissenschaft), GetInfo (Technik und Naturwissenschaft), Green Pilot (Ernährung, Umwelt, Agrar) und MEDPilot (Medizin und Gesundheit) recherchiert und bestellt werden. Der Volltextlieferservice von Goportis beinhaltet die Lieferung von gedruckten Vorlagen, digitalen Publikationen, Forschungsprimärdaten, AV-Medien und 3D-Modellen für akademische und kommerzielle Kunden sowie Privatpersonen. Für Speicherung, Suche und Abruf der 3D-Modelle hat die TIB zusammen mit dem Fraunhofer Institut für grafische Datenverarbeitung (IGD) die neue Datenbank Probado entwickelt. Sie verknüpft eine neuartige, mehrdimensionale visuelle Suche mit Texten. http://www.goportis.de/

ViFas – wichtiger Grundstock der Lieferdienste Lange vor Goportis wurden in unzähligen Projekten in Bibliotheken mit Sondersammelgebieten sogenannte virtuelle Fachbibliotheken (VIFas) aufgebaut. ViFas sind fächerspezifisch aufgestellte virtuelle Fachbibliotheken, die in der Regel auch von der wissenschaftlichen Bibliothek mit dem Status Sondersammelgebiet der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) betreut werden. Ein einheitlicher Zugang unterstützt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der fachspezifischen Recherche und Information. Die Bereitstellung von Content erfolgt über die bekannten Dokumentenlieferdienste oder über die elektronische Zeitschriftenbibliothek (ezb). ViFas werden von der DFG finanziert. http://www.gbv.de/vgm/vifa/

dbv Bibliotheksportal: erste Adresse zu allen ­Fragen rund um Bibliotheken Als Baustein der virtuellen Fachbibliothek Bibliotheks-, Buch- und Informationswissenschaft b2i entstand das Bibliotheksportal www.bibliotheksportal.de. Ende 2006 ins Leben gerufen, hat es sich unter der Obhut des dbv zu einer riesigen lebendigen Sammlung bibliotheksrelevanter Themen entwickelt. Seit 2008 gehört es zu den 6.000 wichtigsten Internetseiten in Deutschland. Das Portal ergänzt die bibliografischen Datenbanken der ViFa b2i. Selbst beherbergt das Bibliotheksportal die Förderdatenbank, die Bibliotheken Informationen zu Fördermitteln bereitstellt. Darüber hinaus ist es eine Plattform für Publikation und Diskussion von bibliotheksrelevanten Arbeitsergebnissen. Themen im Bibliotheksportal sind Bibliotheken in Deutschland, Bibliotheken International, Bibliothek und Bildung, Fördermöglichkeiten, 32 

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RFID (radio frequency identification), Strategie und Vision, Architektur und Technik, Bibliothekskunden, Medienangebote in Bibliotheken, Management, kulturelles Erbe, Projekte, Beruf, Digitale Bibliothek und Recht sowie Informationen zu dbv, KNB und Wissenschaftsportal b2i. Immer mehr Projektbeispiele mit Tipps zur Nachahmung zeigen, dass das Portal als bibliotheksrelevante Informationsquelle geschätzt wird. Das Portal unterstützt nicht nur Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Auch der Laie wird an die Hand genommen. Ob er sich zur nächstgelegenen Bibliothek leiten oder bei der Suche nach einem Zeitschriftenartikel helfen lässt, er findet Antworten auf seine Fragen.

subito – der Dokumentenlieferdienst der ­Bibliotheken für Printmedien Wie FIZ AutoDoc gehört subito zu den Pionieren der elektronischen Dokumentenlieferung. subito, ein Service der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz, erlaubt die Suche nach print-Medien und die Lieferung von Kopien aus dem Bibliotheksbestand zu den Themen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Für die Recherche in den subito Katalogen – eine Suche nach Einzelartikeln und Autoren ist nicht möglich – stehen rund 1 Million Zeitschriften und Millionen von Büchern aus aller Welt zur Verfügung. subito wurde als Dienstleister für Bibliotheken entwickelt und erlaubt sowohl die Ausleihe zwischen deutschsprachigen und internationalen Bibliotheken (subito library service) als auch die Belieferung von nationalen und internationalen Wissenschaftlern (subito direct customer service) per eMail, Fax oder Post unter Wahrung der urheberrechtlichen Bestimmungen. Nutzungsberechtigt sind alle Bibliotheken, die überwiegend durch öffentliche Mittel gefördert werden.

DigiBib im hbz – ein kostengünstiger Zugang zu Bibliotheks-Dienstleistungen Zu diesem Reigen der Lieferdienste und Bibliotheksinformationsservices gehört unbedingt auch noch die Digitale Bibliothek (DigiBib), die parallele Suche in mehr als 300 Bibliothekskatalogen, Fachdatenbanken, Volltextservern und Internetsuchmaschinen unter einer einheitlichen Oberfläche anbietet. Sie wird vom Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) gehostet, was den Partner-Bibliotheken teure Installationen, Verwaltungsaufwand und Zeit erspart, die sie sonst für Vertragsverhandlungen um elektronische Produkte aufbringen müssten. Die verwendete Software DigiBib bietet in ihrer jüngsten Version Release 6 einen vereinfachten Sucheinstieg durch Einfeldsuche und einen erweiterten Funktionsumfang unter Einbeziehung von Suchmaschinentechnologie und Web 2.0-Merkmalen (Export in Literaturverwaltungssysteme wie BibSonomy u.a.). Nicht nur die beteiligten Bibliotheken, sondern vor allem auch die Bibliothekskunden profitieren von DigiBib: Sie können die DigiBib einschließlich der Online-Fernleihe von zu Hause aus nutzen und erhalten einen kostenlosen und einfachen Zugriff auf die freien und lizenzierten Angebote. http://www.digibib.net Das hbz hat auf seiner Webseite übrigens eine umfassende Liste von virtuellen Fachbibliotheken und Online-Quellen für Bibliotheken zusammengestellt, nicht nur für Deutschland,

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sondern auch für die anderen Länder dieser Welt. http://www. hbz-nrw.de/

Campuslieferdienste – der Service der Universitäten vor Ort Campuslieferdienste sind das Informationslieferungs-Frontend für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einer Universität. Viele Universitäten haben sie eingeführt, um Universitätsangehörigen elektronische Dokumente bereitstellen zu können, die von der Digitalisierungsstelle unter Wahrung des Urheberrechts gescannt und als pdf-Datei auf den vorher authentifizierten Benutzer-Computer geschickt werden. Campuslieferdienste beziehen sich zunächst auf den Bestand der an einer Universität vorhandenen Fachbibliotheken, bzw. auf den Bestand der regionalen Bibliotheksverbünde, die es mittlerweile in den meisten Bundesländern gibt. Für Bücher und Zeitschriften, die nicht im Bestand der jeweiligen Fachbibliothek sind, werden zunehmend elektronische Lieferverfahren integriert. Zur Bereitstellung der Digitalisate aus dem Universitätsbestand bedienen sich die Hochschulen Software-Lösungen, die den ganzen Prozess von der Bestellung bis hin zur Auslieferung automatisch erledigen. Anbieter solcher Workflow-Systeme zur automatischen Auslieferung digitalisierter Dokumente sind u.a. ImageWare Components mit MyBib eDoc oder Zeutschel mit Hermes digital oder eigene lokale Lösungen. Das KIT (Karlsruhe Institut für Technologie) arbeitet beispielsweise mit dem lokalen elektronischen Aufsatzliefersystem LEA, das Veröffentlichungen aus Zeitschriften der großen Bibliotheken des KIT für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Studierende des KIT kostenlos liefert. Suche und Bestellung laufen über den Aufsatzkatalog des Bibliotheksservice-Zentrums Baden Württemberg (BSZ), der auf dem lizenzpflichtigen Zeitschriften-

inhaltsdienst von SWETS (SwetScan) beruht. Die Universität Erlangen bietet mit FAUdok einen integrierten Aufsatzlieferdienst an, in den ein über die Universität hinausgehendes Angebot „Aufsatzbestellung im Bibliotheksverbund Bayern“ integriert ist. http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/lea/ http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2010/Benutzung0103_0410_BD.pdf

Onleihe – die digitale Ausleihe der ­Stadtbüchereien Auch die breite Öffentlichkeit kann mittlerweile elektronische Lieferdienste zur Literaturbeschaffung nutzen. Viele Stadtbibliotheken in Deutschland ermöglichen es Kunden, die über einen Bibliotheksausweis verfügen, eZeitschriften, eZeitungen, eBooks, Hörbücher, Videos und Musik über die Bibliothekshomepage auszuleihen. Die Auswahl der gewünschten Medien erfolgt entweder über die Suchmaske oder den OnlineKatalog der jeweiligen Stadtbibliothek. Die ausgesuchten und in den Warenkorb gelegten Medien stehen danach für einen begrenzten Zeitraum zur Ansicht oder zum Anhören bereit. http://www.onleihe.net/index.php?id=2

libreka – die Bücher(verkaufs)-Plattform des Börsenvereins mit 1,3 Millionen Titeln libreka wurde ursprünglich als online Volltextsuchmaschine für Bücher von der MVB (Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH), einer Tochter des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, entwickelt, die sich aus Mitgliedsbeiträgen finanziert. libreka.de erlaubt eine Volltext-Suche, die Fundstellen in einem Buch anzeigt. Mit der erweiterten Suche kann nach Buchtiteln, Verlagen oder Autoren gesucht werden. Sonderausgabe 2011

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Auch die Suche nach Veröffentlichungsjahr und ISBN-Nummer ist gewährleistet. Mittlerweile hat sich libreka zu einer eBook-Plattform weiterentwickelt, die für den deutschsprachigen Raum über Bücher informiert, Schnupperlesen ermöglicht und den Verkauf von eBooks, aber auch von gedruckten Büchern organisiert. Über eine zentrale Schnittstelle werden derzeit 1.291.993 Bücher aus über 1.400 Verlagen vorgestellt, 72.278 davon werden als eBooks zum Verkauf angeboten, wie die Homepage bekanntgibt (http://www.libreka. de/help#information, Stand 13.4.2011). Die eBook-Plattform, von Brancheninsidern von Anfang an als „Totgeburt“ bezeichnet, ist mittlerweile zahlreiche vielversprechende Partnerschaften eingegangen: Die Kooperation mit dem Lesegerätehersteller Pocketbook erlaubt, das gesamte eBook-Sortiment von

libreka in bookland.net, den eBookstore des Geräteherstellers einzubringen. Durch die neue Partnerschaft mit der Deutschen Telekom kann libreka seine eBooks an den digitalen Kiosk PagePlace liefern. Page Place verkauft Endgeräte-unabhängig eBooks, Zeitschriften und Zeitungen. Die Verbindung zu Barnes & Noble sorgt dafür, dass deutsche eBooks auf dem amerikanischen Markt präsent sind. Auch mit Apple und Toshiba wurden Vereinbarungen getroffen, die libreka den Vertrieb von eBooks über die Bookstores der Smartphone- und TabletPC-Anbieter ermöglicht. Mit der Übernahme des Internetportals claudio.de vertreibt libreka jetzt auch digitale Hörbücher. Dennoch bleibt libreka umstritten. In den Reihen der Mitglieder des Börsenvereins wird die Positionierung von libreka als digitaler Auslieferer kritisch verfolgt. Auch die Absicht, White

eBooks im akademischen Umfeld Mittendrin und doch am Anfang Ein Kommentar von Joachim Flickinger* eBooks sind im akademischen Umfeld kein neues Thema mehr. Es gibt kaum noch Bibliotheken, die nicht schon eBook-Pakete oder einzelne Titel lizensieren oder das Thema zumindest kurzoder mittelfristig auf den Erwerbungsplan gesetzt hätten. Ebenso haben viele wissenschaftliche Verlage eBooks im Angebot, befinden sich in der Realisierung oder Planung. Doch längst ist noch keine Normalität, kein Alltag im Bezug auf das Publizieren und den Erwerb von eBooks eingetreten – so bleibt das Thema weiter aktuell. Die Digitalisierung von Monographien und Buchserien war ein logischer Schritt, nachdem der größte Teil wissenschaftlicher Zeitschriften in elektronischer Form verfügbar ist. Warum sollte das von den Periodika bekannte Publikationsmodell nicht auf Monographien übertragen werden und daraus zusätzliche Umsätze generiert werden können? Durch die massive Digitalisierung im Bereich der Zeitschriften war das elektronische Zeitalter eingeläutet worden, das Nachziehen von Büchern * Joachim Flickinger ist seit Dezember 2008 als Publisher Relations Manager bei Swets Information Services in Frankfurt am Main beschäftigt und im Key Account Management für die kommerzielle Betreuung von Verlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Zahlreiche Gespräche mit Verlagen und Kunden und die Beobachtungen des eBook-Marktes in den letzten Jahren haben diesen Kommentar angeregt.

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in diesem Prozess wird einer kulturellen Entwicklung also mehr als gerecht.

Entwicklung adäquater ­Vertriebsmodelle Die technische Seite dürfte bei der Realisierung von eBooks als weit unproblematischer gesehen worden sein als die Entwicklung adäquater Vertriebsmodelle, die bis heute eine viel größere Hürde darstellen und nicht selten dazu führen, dass das der launch des eBook Programms des ein oder anderen Verlags ins Stocken gerät. In welchem Datenformat sollten überdies eBooks angeboten werden? Wie erfolgt der Zugang? Sollten eBooks nur direkt oder über sämtliche erdenkbare Handelswege angeboten werden? Dies sind häufige Fragen, die sich Verlage stellen müssen, während Kunden sich einer ungeahnten Masse verschiedener Zugriffs- und Lizenzmodelle sowie Bezugsquellen gegenüber sehen und dabei noch Schwierigkeiten haben, herauszufinden, welche gedruckten Bücher ebenfalls als eBooks verfügbar sind. Nicht selten endet die Suche nach eBooks in einer gewissen Frustration, weil auffindbare Informationen nicht vollständig oder unverständlich sind oder weil die Suche gar mit dem Ergebnis endet, dass gesuchte Publikationen nicht in elektronischer Form verfügbar sind.

Herausforderung für Verlage Die Herausforderung für Verlage im akademischen Umfeld liegt sicher auch im Fehlen von Orientierungshilfen. Eine Orientierung im eigenen Zeitschriftengeschäft ist durch die Verschiedenheit der Publikationsformen nur bedingt möglich. Ein Vergleich mit dem belletristischen Verlagssektor ist häufig nicht zielführend, da die Bedürfnisse von (privaten) Endverbrauchen grundlegend anders sind als die von Studierenden und Forschern. Ein wichtiger Unterschied besteht hier beispielsweise in der Bedeutung von e-Readern, denen im privaten Umfeld eine immer größere Bedeutung zukommt; ganz anders im akademischen Umfeld. Hier lässt sich jedoch auch keine für alle Kundensegmente geltende Aussage treffen. Führt man sich beispielsweise die unterschiedlichen Anforderungen an Universitäten und im medizinisch-klinischen Umfeld vor Augen, wird diese Tatsache schnell greifbar. Dies führt wiederum dazu, dass Verlage gegebenenfalls für ein und dieselbe Publikation verschiedene Lösungen für den Zugriff und das Lizenzmodell vorhalten müssen, um sich für alle Zielgruppen positionieren zu können. Zusammenfassend lässt sich heute festhalten, dass akademische Kunden ein möglichst flexibles Angebot an eBooks bevorzugen, d.h. die freie Wahl zwi-

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Label Shops für den Buchhandel anzubieten und damit in Konkurrenz zu Libri, KNV etc. treten zu wollen, stößt auf Kritik. http://www.libreka.de/

ciando – eBook-Bestand wächst auf 220.000 Titel Auch private Unternehmen sind in Deutschland erfolgreich auf dem eBook-Markt unterwegs. ciando, im Jahr 2000 gegründeter eBook-Händler aus München, hat mittlerweile mehr als 200.000 eBooks in seinem Sortiment. Das Unternehmen unterstützt Partnerverlage dabei, ihre Titel elektronisch über die eigenen Internetseiten zu vertreiben. ciando kooperiert mit mehr als 600 Verlagen, darunter RandomHouse, Sprin-

schen Paketen und Einzelbänden bei bevorzugt schwachem DRM (d.h. nach Möglichkeit großzügige Downloadund Druckmöglichkeiten) und dies bei Authentifizierung über IP – einen vernünftigen Preis nicht zu vergessen. Verlage stellt dies vor die schwierige Aufgabe, zwischen Vertrauen und Sicherheit abzuwägen und diese Abwägungen auf den Preis ihrer Publikationen und die Lizenzmodelle zu übertragen. Nicht selten wurden großzügige Nutzungsrechte gewährt, dafür jedoch sehr hohe Preise berechnet oder statt eines hohen Preises die Nutzerzahl oder das DRM beschränkt. Eine befriedigende Lösung stellt dies für die meisten Kunden jedoch nicht dar.

Rolle von Buchhandel und Agenturen Welche Rolle spielen nun der Buchhandel und die Agenturen im Zusammenhang mit eBooks? Betrachtet man die Entwicklungen im elektronischen Zeitschriftengeschäft, die mit einem teilweisen Ausschluss des Zwischenhandels einhergehen, sieht man sich versucht,

ger, DuMont oder Haufe. Ferner ist es an viele Buchhändler wie Thalia, Weltbild, buecher.de, buch.de und Hugendubel angebunden. Jüngst hinzugekommen sind Buchtitel von GRIN und Overdrive sowie Content von den Verlagen Elsevier, Klett-Cotta, Edel, wissenmedia und Ravensburger. Durch diese Kooperationen ist die Zahl wissenschaftlicher Werke, Sachbücher und englischsprachiger Belletristik stark gestiegen. Aus dem Verlag Edel kommen Bücher zu Lifestyle und Biografien dazu, von Klett-Cotta Fachbücher, Romane und Fantasy. Mit dem Ravensburger Buchverlag wird nun auch die Zielgruppe der Kinder erschlossen. Dr. Werner-Christian Guggemos, Geschäftsführer der ciando GmbH: „Wir sind auf die steigende Nachfrage nach und die wachsende Nutzung von eBooks bestens vorbereitet“. Die 220.000 eBooks werden auch über die

eine ähnliche Folgerung ebenfalls für das eBook-Geschäft zu ziehen. Die Argumente für einen Ausschluss des Handels im elektronischen Bereich sind beispielsweise das Wegfallen der physischen Ausgabe und damit ein angeblich geringerer Aufwand der Behandlung von Abonnements (z.B. Konsolidierung, Anbringen von Sicherheitsstreifen, Barcodes etc.), für das vom Handel in der Regel Bearbeitungsgebühren erhoben werden. Selbiges ließe sich auf die Behandlung von eBooks übertragen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Selbst bei international agierenden Wissenschaftsverlagen macht der Umsatz über den Handel nicht selten über die Hälfte des gesamten eBook-Umsatzes aus. Der lokale Buchhandel war seit jeher stark in der Beschaffung von Monographien und viele Buchhändler haben sich bereits früh mit dem Thema eBooks auseinandergesetzt und so eine gewisse Expertise aufgebaut, die ihnen beim Ausbau der Monographiebestände im elektronischen Bereich behilflich wurde. So konnten Bibliotheken oft auch ihre ersten eBooks und eBook-Pakete beim gewohnten Lieferanten bestellen. Auf der anderen Seite haben sich Agenturen schnell mit dem Thema beschäftigt, Kooperationen mit Verlagen und Aggregatoren aufgebaut und neben der bloßen Beschaffung von eBooks an Mehrwerten für Kunden und Verlage gearbeitet. Know-how und Dienstleistungen des Zwischenhandels führten also dazu, dass Bestel-

lungen auf eBooks von Anfang an aus dem Handel bei den Verlagen eintrafen und, wie bereits gesagt, schnell einen signifikanten Bestandteil des Umsatzes ausmachten. Welcher Verlag würde es ablehnen, Umsatz aus einer so ergiebigen Quelle anzunehmen, auch wenn er dafür den Buchhandelsrabatt weiter aufrecht erhalten muss? Die Rabatte für den Handel dürften für die Verlage im Übrigen noch recht gut zu verkraften sein, da eBooks zum großen Teil noch keine Substitution, sondern eine Ergänzung des Print-Bestandes darstellen. Mittelfristig dürfte sich jedoch diese Situation höchstwahrscheinlich in Richtung der Substitution verändern.

Leistungen von Swets im eBook-Geschäft Swets hat mit dem SwetsWise eBook Katalog als bislang einzige Agentur ein Werkzeug geschaffen, das nicht nur Auskunft über die Verfügbarkeit von eBooks gibt, sondern gleichzeitig verschiedene Bezugsquellen anzeigt und die damit verknüpften Lizenzbedingungen und Preise. Hier wird es dem Nutzer leicht gemacht, herauszufinden, ob eBooks von Interesse einzeln oder nur in Paketen zur Verfügung stehen, ob sie nur direkt beim Verlag lizensiert werden können oder auch über die Plattformen von Aggregatoren, ob es sich um Kaufoder Abonnementmodelle handelt. Gleichzeitig erlaubt uns der enge Kontakt mit unseren Kunden, deren Bedürfnisse genau zu bestimmen und diese gesammelt an Verlage weiterzugeben, die hieraus wertvolle Anregungen für ihre Geschäftsmodelle gewinnen und so ihre eigenen Marktanalysen erweitern und verifizieren können. Sonderausgabe 2011

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eigene Plattform www.ciando.com angeboten. http://www. ciando.com/

„Herold Innere Medizin“ – verflüssigt zu liquid content

Interessante Trends und Entwicklungen

Ein anschauliches Beispiel dafür, dass Fachliteratur mobil und „verflüssigt“ wird, liefert die DocCheck Medical Services GmbH aus Köln. Sie vermarktet das medizinische Standardwerk „Herold Innere Medizin“ als pdf-eBook im Ganzen oder kapitelweise. Abike Lisa Ullrich, Head of Team Paid Content des Kölner Unternehmens, erklärt: „Dieses pdf lässt sich endgeräteunabhängig lesen und unterliegt lediglich einem soften DRM. Der Name des Nutzers sowie ein Copyrighthinweis wird beim Download im Dokument angebracht.“ (Anm. d. R.: DRM = digital rights management). 2010 wurde der „Herold Innere Medizin“ im pdf-Format als App für iPhone und iPad zur Verfügung gestellt – mit sehr guter Resonanz, wie das Unternehmen mitteilt. Derzeit ist eine neue, plattformunabhängige Ausgabe im ePub-Format in Arbeit. Einen Schritt weiter wollen die Kölner Contentanbieter in der nächsten Runde gehen. Dann soll der Content wirklich „verflüssigt“ werden. Der Herold wird dann multimedial contentvernetzt. „Das können textrelevante Videos oder Bilder sein, die aus dem eBook abgerufen werden, ebenso wie Community-Inhalte/User Generated Content aus unserem Portal. Nutzer können dann Textpassagen live diskutieren, weiterführende themenrelevante Texte abrufen oder berufsgruppenspezifische Zusatzfeatures aufrufen: ein Arzt bspw. Online-Fortbildungen zum Thema, ein Student dagegen themenbezogene Prüfungsfragen“, schwärmt Abike Lisa Ullrich. Liquid Content, wie DocCheck ihn vorstellt, wird aus Druckund Papierpublikationen hergestellt. Was aber passiert, wenn die neuen Publikationen nur noch digital erscheinen?

Der Buch- und Informationsvertrieb im Digitalzeitalter ist umkämpft und eng versponnen, wobei auf die Vorstellung der Giganten Amazon und Google sowie der deutschen Plattformen bol.de und buch.de hier verzichtet wird, da sie bekannt sind. Doch außer für den Vertrieb gibt es natürlich noch eine ganze Palette spannender Entwicklungen für die Information und Zusammenarbeit im weltumspannenden Publikations-, Informations- und Kollaborationsnetz. Abschließend werden hier einige hoch aktuelle Anwendungslösungen und Trends vorgestellt, die sich in den nächsten Jahren auf Bibliotheken, Verlage und Buchhandel auswirken werden.

recensio.net – ein neues Rezensionsnetzwerk mit Web 2.0 Funktionen Europaweit über Neuerscheinungen zur europäischen Geschichte informiert zu sein – dies erlaubt die frei zugängliche Internet-Plattform recensio.net. Es ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Gemeinschaftsprojekt der Bayerische Staatsbibliothek München (BSB), des DHIP (Deutsches Historisches Institut Paris) und des Instituts für Europäische Geschichte, das dem Open-Access-Gedanken verpflichtet ist. recensio.net will ein Netzwerk für Rezensionen mit Web 2.0 Funktionen werden. Seit dem 21. Januar 2011 online, beinhaltet sie mittlerweile etwas über 1.800 Rezensionen und kooperiert mit 20 Zeitschriften (Stand März 2011). Feste Formen der Zusammenarbeit mit weiteren Verlagen sind in Vorbereitung. Auf der Plattform mit den Navigationssprachen Deutsch, Englisch und Französisch befinden sich Rezensionen sowie Kernthesen von Aufsätzen oder Monographien, die von Fachredaktionen, wissenschaftlichen Instituten oder Autoren in den verschiedensten europäischen Sprachen verfasst wurden. Neben den traditionellen Formen des Rezensierens bestehen auch innovative, Web 2.0-orientierte Formen. Die innovative Säule der Plattform braucht jedoch Zeit, um angenommen zu werden. Dr. Lilian Landes von der BSB, die für recensio.net verantwortlich ist, vermutet: „Wir kalkulieren, dass der Prozess, bis das Web 2.0 dynamisch und selbstverständlich als Alltagsinstrument genutzt wird, noch einige Jahre dauern kann, sind aber sicher, dass recensio.net das notwendige Instrumentarium zu einem frühen Zeitpunkt bereitstellt.“ Die BSB stellt für recensio.net die Langzeitarchivierung der Rezensionen sicher, reichert sie mit Metadaten an und sorgt für die Anbindung an die OPACs. http://www.recensio.net/front-page Lilian Landes steht mit ihrer Vermutung nicht allein. Wie eine vor kurzem veröffentlichet Untersuchung des LeibnizInformationszentrums Wirtschaft (ZBW) zum Informationsmanagement von Studierenden und Forschenden der Wirtschaftwissenschaften vom Februar 2011 belegt, erkennen die meisten Befragten das Potenzial elektronischen Publizierens nicht. Viele verbinden zudem Open Access mit „schlechter Qualität“ und „Wildwuchs“. Interessant ist auch das Ergebnis, dass sich 53 Prozent der Befragten außer Stande sehen, die Qualität eines Suchtreffers zu beurteilen. Nachzulesen unter: http://www.zbw.eu/presse/pressemitteilungen/docs/World_ Wide_Wissenschaft_ZBW-Studie.pdf 36 

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Mendeley: Web 2.0 Forschungswerkzeuge für Desktop und Web Mendeley ist ein Literaturverwaltungsprogramm, das Wissenschaftlern und Studierenden dabei hilft, Inhalte (content) und Forschungskontakte zu verwalten, zu teilen und zu entdecken. Die Software enthält Web 2.0 Funktionsmerkmale wie Tags, Umgebungssuche, my library und sie erlaubt sogar statistische Auswertungen der Leserzugriffe. Sie kann nicht nur die in wissenschaftlichen pdf-Dokumenten enthaltenen Metadaten und Quellenangaben automatisch in die Bibliothek des Nutzers übernehmen, sondern auch bibliografische Informationen aus online-Bibliothekskatalogen. Plugins erlauben die automatische Erstellung von Bibliografien. Als Dr. Victor Henning, Mitgründer und CEO von Mendeley, London, auf der Konferenz „Academic Publishing in Europe: Smarter Publishing in the New Decade“ (APE 2011, 11.-12. Januar in Berlin) die Software vorstellte, wurde er von Eefke Smit, Direktorin für Standards und Technologie der Internationalen Vereinigung der Verleger wissenschaftlicher, technischer und medizinischer Fachliteratur, der International Association of Scientific, Technical and Medical Publishers (STM), Amsterdam als „vielleicht der Mark Zuckerberg des STM Publizierens“ angekündigt. STM scheint Mendeley die Dynamik der Entwicklung von Facebook zuzutrauen. In seinem Vortrag bezeichnete Henning Mendeley als die weltweit größte semantische Forschungsdatenbank, die auf einem Schmierzettel entstanden sei. In Berlin kündigte er neue Applikationen an, die Mendeley-Daten mit chemischen Stoffen,

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emedien

geografischen Bezugsdaten und Standorten, der Alzheimer Forschung sowie mit Fördermittelbeschaffung und WordPress Einträgen verbinden werden. Ohne Zweifel wird das System mit seinen kostenlosen „Forschungswerkzeugen für den Desktop und das Web“ große Teile der gesamten Wissenschaftswelt im Sturm erobern, ja, es ist sogar schon dabei. Auf der Internet-Konferenz PLUGG 2009 wurde Mendeley zum „European Start-Up“ des Jahres gewählt. Im Dezember 2010 waren über Mendeley bereits mehr als 58 Millionen wissenschaftliche Artikel im Web. Die Nutzung der Plattform und der Software ist kostenlos. Wie es auf der Website heißt, wird es auch: „… immer eine kostenlose Version geben“. Doch wird voraussichtlich die freie Version gegen eine moderate Gebühr mit vielen zusätzlichen Funktionen aufgewertet werden. Für die Nutzung von Mendeley ist eine Registrierung erforderlich. http://www.mendeley.com/ Wie gesagt, die Entwicklungsgeschwindigkeit durch die weltweite Vernetzung raubt einem schon beim Zusehen den Atem. Wer dran bleiben will, muss aber mitmachen!

Und es kommt noch besser: eResearch, neues wissenschaftliches Arbeiten in der Datenwelt Auf der ganzen Welt laufen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um das Potential der elektronischen Datenverarbeitung und weltweiter Netze für Wissenschaft und Forschung zu nutzen. Die Aktivitäten werden unter dem Überbegriff eScience zusammengefasst. eScience steht für eine durchgängige digitale Kollaborations- und Informationsinfrastruktur, durch die Forschungsarbeit effizienter gestaltet werden kann. Forscherinnen und Forscher können von überall auf ihren Arbeitsplatz zugreifen. eResearch hat sich als Fachbegriff für die neue Art der Forschung auf Basis digital verfügbarer Daten und Informationen etabliert: der Forschung, die erst durch die Digitalisierung der Informationsquellen, ihrer Verbindung mit spezifischen Analysetools und die weltweite Kollaboration innerhalb des Fachgebietes, aber auch über Disziplingrenzen hinaus möglich wird. An die neue Arbeitsumgebung ist auch die Erwartung geknüpft, dass sie die Forschungs- und Erkenntnisprozesse beschleunigt. Zwei Beispiele veranschaulichen, was man sich darunter vorzustellen hat: 1) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen für Laborexperimente in Zukunft nicht mehr immer ins Labor gehen. Sie planen und steuern diese von ihrem lokalen Rechner aus, führen dort die Auswertung der Ergebnisse durch und entscheiden, welche Datensätze bereitgestellt werden und wer sie einsehen darf. Sie haben von jedem Ort der Welt aus Zugriff auf die von ihnen selbst oder von anderen Forscherinnen und Forschern erarbeiteten Daten, die weitgehend automatisch von Forschungsdatenmanagement-Systemen dokumentiert und gespeichert wurden. Jeder Wissenschaftler, jede Wissenschaftlerin kann, wenn er möchte, seine Forschungsergebnisse direkt publizieren, unabhängig von Verlagen, Bibliotheken oder Informationsabteilungen. 2) Archäologen katalogisieren ihre Ausgrabungen direkt am Fundort mithilfe von tragbaren Minicomputern, Smartphones, Handhelds oder speziell für die jeweilige Disziplin entwickelten Endgeräten für mobile Datenerfassung und Informationsmanagement. Digitale Fotos, die Abmessungen des Fundstücks, geografische Angaben zur Fundstelle und die An38 

Sonderausgabe 2011

merkungen und Erläuterungen der Archäologen werden vom Ausgrabungsort direkt in eine virtuelle Forschungsumgebung übertragen. Dieses netzbasierte Arbeiten verändert die wissenschaftliche Kommunikation, Zusammenarbeit und das Publizieren von Grund auf, und zwar in allen Disziplinen. Bleiben die Fragen: Wie bewahrt man das alles auf? Wie schützt man die Daten? Wie stellt man sie bereit? usw. usf.

eSciDoc – Infrastrukturlösungen für eResearch FIZ Karlsruhe und die Max Planck Digital Library (MPDL) als dafür zuständige wissenschaftliche Serviceeinheit der Max Planck Gesellschaft (MPG) haben mit dem gemeinsamen Projekt eSciDoc über mehrere Jahre wichtige Voraussetzungen für eine eResearch Arbeitsumgebung zur digital gestützten Forschung geschaffen. eSciDoc stellt heute modular aufgebaute Infrastrukturdienste (eSciDoc-Services) zur Integration, Organisation und Verwaltung von verteilten wissenschaftlichen Ressourcen und darauf aufsetzende Forschungsanwendungen für wissenschaftliches Arbeiten (eSciDoc-Applications) bereit. Die eSciDoc-Infrastruktur besteht aus einer Reihe von unabhängigen, bei Bedarf untereinander kombinierbaren Softwaremodulen und bietet Dienste zur Speicherung von Objekten, für Suche und Indexierung, Statistik und Berichtswesen, dauerhaft sichere Identifikation (Persistent Identification), Arbeitsabläufe, Validierung und Transformation an. Die Projektpartner haben eine anwendungsunabhängige, auf Standards basierende Softwarearchitektur und verteilte Authentifizierung und Rechteverwaltung (Shibboleth konform) entwickelt, in deren Zentrum als zentrales Depot ein Fedora-basiertes Repository steht. eSciDoc unterstützt semantische Technologien und erlaubt die Integration eigener und/oder externer Softwarewerkzeuge über Web-Services. Ein Jahr vor dem Auslaufen des Projektes haben sie erste Ergebnisse bereits 2008 für die Fachöffentlichkeit bereitgestellt und eine eSciDoc-Community ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich Hochschulen und Forschungseinrichtungen an der Community, unter anderem die Universitäten Stuttgart, Freiburg, Tübingen, Aachen und Illmenau sowie Institute der Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft. Zahlreich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern sowie aus Japan erforschen und entwickeln Anwendungslösungen auf Basis von eSciDoc und engagieren sich in der eSciDoc Community. https://www.escidoc.org

eScience in USA: US-Kongress-Bibliothek baut nationales Repository auf Um dem Verlust an Daten, Wissen, Ideen und Kreativität, die digital vorliegen, zu verhindern, hat die amerikanische Regierung im Rahmen des National Digital Information Infrastructure and Preservation Program ein nationales Repository für digitale Informationen aufgebaut (http://www.digitalpreservation.gov/library/resources/pubs/docs/NDIIPP2010Report_Post.pdf). Mithilfe von mehr als 180 Organisationen, hauptsächlich Bibliotheken, Archiven und Regierungsbehörden, aber auch privaten Institutionen, wird eine Infrastruktur entwickelt, die es erlaubt, digitale Informationen, unabhängig von ihren Formaten, aufzubewahren, berichtete Martha An-

emedien

derson, Direktorin des Programms an der Library of Congress auf der National Federation of Advanced Information Services (NFAIS) Conference, die in diesem Jahr unter dem Motto „Taming The Information Tsunami: The New World of Discovery“ vom 27.2. bis 1.3 in Philadelphia stattfand. In einem Interview mit dem Podcast-Programm „Beyond Books“ des Copyright Clearance Centers erklärte sie, warum die KongressBibliothek ein so ehrgeiziges Projekt verfolgt: „Das Potential dieses Programms für Amerika besteht darin, solche Innovationen voranzubringen, die wir brauchen. Wir brauchen neues Denken. Wir brauchen neue Ideen, wie wir Probleme lösen, dazu dienen diese Daten.“ (http://beyondthebookcast.com/ wp-images/MarthaAndersonTranscript.pdf, veröffentlicht am 22. März 2011). Seit April 2010 besitzt die Kongress-Bibliothek übrigens das Twitter-Archiv ab dem Jahr 2006. Es ist ein Geschenk von Twitter.

DataCite – damit wissenschaftliche Forschungsdaten weltweit zugänglich werden Wenn die Wissenschaft in Zukunft das Rad nicht ständig neu erfinden will, müssen Forschungsdaten und Forschungsergebnisse im gesamten Verlauf des Forschungsprozesses zuverlässig dokumentiert werden. Um Forschungsdaten den selben Rang von eigenständigen, zitierfähigen wissenschaftlichen Daten zu verleihen, wie ihn Bücher, Zeitschriften und Aufsätze heute haben, haben weltweit führende Forschungsbibliotheken, darunter die TIB Hannover, 2009 das Konsortium DataCite gegründet. Heute, knapp anderthalb Jahre später ist DataCite die offizielle Digital Object Identifier (DOI)-Registrieragentur für Forschungsdaten. An DataCite beteiligen sich 15 Vollmitglieder, überwiegend Nationalbibliotheken, und vier assoziierte Mitglieder aus 11 Nationen (Stand: April 2011). http://datacite.org/

Entwicklung kreativer elektronischer Angebote, für die sie Inhalte aus dem Druckbereich neu aufbereiten oder weiterentwickeln und mit multimedialen Elementen kombinieren.  Die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaft (ZBW) in Kiel hat mehrere Initiativen gestartet, um zu zeigen, was Bibliotheken können. Ein Beispiel ist der „Economy Slam“, bei dem nach Art von „Poetry Slams“ jeder x-beliebige Veranstaltungsteilnehmer einen Vortrag zu einem Wirtschaftsthema halten kann und das Auditorium dann darüber entscheidet, welche Beiträge die besten waren. Die Besten werden ausgezeichnet. Der Economy-Slam ist sehr gut besucht und er wird auf der Facebook-Seite der ZBW live übertragen. Für den Aufbruch der Branche in die digitale Zukunft gibt es unzählige Ansätze. Die ZBW berichtet u.a. darüber in ihrem neu eingerichteten ZBW MediaTalk. http://www.zbw-mediatalk.eu/ eMedien bieten Verlagen, Bibliotheken und Buchhandel neue Chancen und neue Möglichkeiten, ihre Dienstleistungen modern zu präsentieren und sich so einen guten Platz im Informations- und Publikationswesen der Zukunft zu sichern. Es steht aber außer Frage, dass die digitalen Medien die Branche noch kräftig durcheinanderwirbeln werden. Von den neu auf den Plan getretenen Mitspielern hat eine Handvoll die Marktmacht, die ganze Welt zu bedienen. Wenn die alte Branche daneben bestehen will, muss sie ihr Wissen und Können über den Umgang mit Literatur und Information bekannter manchen und einsetzen. Denn von strukturierter Dokumentation und weltweit abgestimmten Registrier- und Ordnungssystemen sind die neuen Mitspieler noch weit entfernt. Aber sie lernen sehr schnell. 

Mit neuen Ideen in die Zukunft Bibliotheken, Verlage und Buchhändler, die in diesem globalen Umbruch und Wettkampf auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen neue Ideen entwickeln und mutig umsetzen. Es gibt schon sehr gute Beispiele, wie es gehen könnte, was dieser umfassende Überblick bis hierhin schon in sehr vielen Facetten zeigt. Doch es gibt noch viel mehr, auch solche, die schon jetzt sehr stark in Richtung mobile Technologien und Social Media gehen und diese mit den Kompetenzen der traditionellen Branche kombinieren. Leander Wattig, „Chefblogger“ und Berater der Verlags- und Bibliotheksbranche im Umfeld von Social Media,  und Carsten Raimann, ebenfalls Berater in diesem Bereich, haben den „Virenschleuderpreis“ ausgeschrieben, um die erfolgreichsten Marketingmaßnahmen der Buchbranche im Social Web bekannt zu machen. Sie bekamen tolle Bewerbungen! Im Web sind einige Publikationen dazu online; buchreport, fachmedien.net und andere haben darüber berichtet (Suchwort: Virenschleuderpreis). Leander Wattig hat zudem 2009 die Aktion „Ich mach‘ was mit Büchern“ ins Leben gerufen, die dazu beitragen soll, die Buchbranche noch sichtbarer zu machen und die Buchmenschen noch stärker miteinander zu vernetzen. Wattig und Raimann twittern, bloggen und facebooken, um alle ihre Aktionen über alle Kanäle bekannt zu machen und kreative Ideen der Branche zusammenzuführen. Die Verlage arbeiten an der Sonderausgabe 2011

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eMedien und Bibliotheken

Nutzung elektronischer ­Medien in Bibliotheken Susanne Göttker* Kennen Sie Herrn Tur Tur, den Scheinriesen aus Michael Endes Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“? In der deutschen Wikipedia ist über ihn zu lesen: „Herr Tur Tur ist ein so ­genannter Scheinriese; je weiter man sich von ihm entfernt, desto größer scheint er. Nur wer sich ganz nah an ihn heran wagt, erkennt, dass er genauso groß ist wie jeder normale Mensch. Weil sich das aber niemand traut, ist Herr Tur Tur sehr einsam.“ Nun, so gesehen sind Nutzungsstatistiken Scheinzwerge. Je weiter man von ihnen entfernt ist, desto harmloser erscheinen sie. Nur wer sich ganz nah an sie heran wagt, erkennt, dass es sich bei der Nutzungsstatistik eines Zeitschriften- oder E-Book-Pakets um ein sich immer wieder neu formierendes Gebilde handelt, das schon so manchen auf eine Odyssee voller Widrigkeiten schickte. „Na na na“, werden Sie sagen, „so schlimm wird’s schon nicht sein.“ Doch. Aber, zugegeben, nicht immer. Um nun etwas Ernst in diese Betrachtung zu bringen, möchte ich Ihnen eskalierend aufzeigen, wie aus einer auf Anhieb aufschlussreichen, gut verständlichen Zahlensammlung ein mit ­vertretbarem Aufwand nicht mehr beherrschbares Zahlensammelsurium wird. Zwischendurch mag mir die geneigte Leserschaft folgen bei dem Versuch, aus einer Zahlensammlung eine Statistik entstehen zu lassen. Und abschließend stelle ich noch einige Überlegungen an, welche Art von gymnastischer Übung in den Bibliotheken angeraten scheint, um den Spagat zwischen der notwendigen Auswertung von Nutzungsstatistiken und den permanenten Forderungen nach Effektivität und Effizienz unter der Maßgabe minimalen Personaleinsatzes zu schaffen. Es wird nicht ausbleiben, dass die Spezialisten im Bereich der Nutzungsstatistiken unter Ihnen einiges für zu allgemein dargestellt und pauschaliert empfinden werden. Für diese Oberflächlichkeiten möchte ich bereits an dieser Stelle um Nachsicht bitten. *

Susanne Goettker, Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf Dezernat 6 / Integrierte Medienbearbeitung, [email protected]

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Sonderausgabe 2011

© HTWG Konstanz Hochschulbibliothek der HTWG Konstanz

eMedien und bibliotheken

 Warum eigentlich haben die Bibliotheken Interesse an Nutzungszahlen? Nun, ganz einfach: Angesichts der zum Teil enorm hohen Abonnementspreise besteht selbstverständlich großes Interesse daran, zu erfahren, ob sich die Investition lohnt, ob also die Zeitschrift gut genutzt wird. Oft wird auch gesagt, man könne bei schlechter Nutzung reagieren und die entsprechenden Zeitschriften abbestellen. Der Unterhaltsträger muss zuweilen auch überzeugt werden, dass der Etatbedarf zu Recht besteht. Hier können gute Nutzungszahlen überzeugend wirken. Nehmen wir also an, Sie sind an einer Bibliothek tätig, die zehn Zeitschriften in elektronischer Form von einem Verlag abonniert hat. Wenn Sie wissen möchten, wie diese Zeitschriften genutzt werden, konsultieren Sie die monatlich zur Verfügung gestellten Nutzungszahlen und können nun ganz einfach eine Art Hitparade erstellen. Sie sehen, welche Zeitschriften wie häufig genutzt wurden. Titel A B C D E F G H I J

Nutzung der letzten 12 Monate 4.000 3.950 200 170 120 50 20 15 10 1

Schön. Doch was haben Sie davon? Angenommen, der Erwerbungsetat Ihrer Bibliothek ist gekürzt worden, würden Sie nun sagen: „Dann kann ich ja die am schlechtesten genutzten Titel abbestellen.“? Würden Sie dabei nicht auch die Preise dieser zehn Titel in Ihre Analyse einbeziehen? Angenommen Sie kämen dadurch zu folgender Aufstellung (siehe Tabelle rechts oben). Nicht so gut. Denn bei einem Gesamtvolumen von 35.150 Euro hätten Sie durch die Abbestellung der vier am wenigsten genutzten Titel gerade mal 1.500 Euro eingespart. Keine fünf Prozent!

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Titel F H C I D G E B A

Nutzung der letzten 12 Monate 50 15 200 10 170 20 120 3.950 4.000

J

1

Sonderausgabe 2011

Titel B C F D H E A I G

Nutzung der letzten 12 Monate 3.950 200 50 170 15 120 4.000 10 20

J

1

Preis in Euro 14.800 8.500 7.200 2.300 1.200 500 350 200 100 Kombi-Abo mit Titel C

Wenn Sie nun die Nutzung in Relation zum Preis setzen, ergibt sich daraus wieder eine vollkommen andere Hitparade der Abbestell-Kandidaten (siehe untenstehende Tabelle). Übrigens: streng genommen handelt es sich erst jetzt um eine Statistik, also um eine Auswertung, die verschiedene Aspekte zueinander in Relation setzt und nicht nur um eine Auflistung von Zahlen. Aber was fangen Sie nun mit Ihren neuen Erkenntnissen an? Sie könnten sagen, dass Sie alle Titel abbestellen, deren Preis pro Nutzung über einem mehr oder weniger willkürlich festgesetzten Preis liegt. Oftmals wird dieser Preis bei ca. 30 Euro angesetzt, weil dies ungefähr dem Preis für eine Pay-per-viewBestellung entspricht. Es handelt sich dabei dennoch meistens um eine willkürliche Festlegung, weil nur sehr wenige Bibliotheken einen Teil ihres Budgets speziell für Pay-per-viewBestellungen bereithalten. Wie dem auch sei, Sie könnten nun also die Titel F und H und C abbestellen. Die Ersparnis betrüge 16.900 Euro, und Sie hätten sich auch gleich des Titels J entledigt. (Das ist in dem Fall günstig. Aber was wäre, wenn dies der Titel mit der höchsten Nutzung gewesen wäre, er aber nur in Kombination mit Titel C erhältlich wäre?) Nach Lage der Zahlen haben Sie jedenfalls alles richtig gemacht. Dennoch, ein etwas schales Gefühl mag bleiben. Schließlich haben Sie gerade den drittbest genutzten Titel abbestellt. Und wenn es sich dabei nun auch noch um einen Titel handelt, der für eine kleine aber feine Gruppe von Forschern ganz be-

Preis in Euro 7.200 1.200 8.500 200 2.300 100 500 14.800 350 Kombi-Abo mit ­Titel C

Preis pro Nutzung in Euro 144,00 80,00 42,50 20,00 13,52 5,00 4,16 3,74 0,08 0

eMedien und bibliotheken

sonders wichtig ist, um einen Exzellenz-Antrag für ihre Universität durchzubringen, dann haben Sie gerade einen richtig großen Fehler gemacht. Wir stellen also bereits an diesem fiktiven Minimalbeispiel fest, dass die Auswertung von Nutzungszahlen allein noch kein Steuerungsmittel für die Erwerbung sein kann. „Jedoch zeigt eine hohe Download-Zahl möglicherweise eine Tendenz, welche unter Einbeziehung weiterer Faktoren ... ein Hinweis auf einen möglichen Nutzen sein kann.“ Führen Sie sich diesen die ganze Thematik perfekt zusammenfassenden Satz von Miriam Lorenz, der zu ihrem lesenswerten Beitrag „Elektronische Nutzungsstatistiken, oder: Zu Fuß ist es kürzer als über den Berg“ (in: Bernhard Mittermaier (Hrsg.): eLibrary – den Wandel gestalten, Jülich, 2010) gehört, in aller Ruhe vor Augen. Mehr Sicherheit werden Sie sich von Nutzungsstatistiken nicht erhoffen können, als in diesem Satz dargelegt. Nun aber zu dem angekündigten Zahlensammelsurium, das ohne geeignete Arbeitsinstrumente nicht mehr zu beherrschen ist. Nehmen wir als Beispiel die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Sie bietet den Angehörigen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf elektronischen Zugang zu 15.585 Zeitschriftentiteln. Die Basis dieser Lizenzen kann sehr unterschiedlich sein, wie die folgende Graphik auf Seite 44 zeigt. Meist ist es (noch) so, dass die Bibliothek unter der Maßgabe, die bereits einzeln lizenzierten Titel eines Verlags nicht abzu-

bestellen, Zugang zu einem größeren Titel-Paket desselben Verlags erhält. Für diesen gesonderten Zugang wird ein weitaus geringerer Betrag berechnet als die Summe der Listenpreise aller darin enthaltenen Titel. Sie haben also beispielsweise vom Verlag X 100 Einzeltitel lizenziert. Für diese Titel werden Ihnen insgesamt 130.000 Euro berechnet. Zusätzlich haben Sie aber noch unter den eben beschriebenen Bedingungen einen Vertrag über die gesamte Kollektion des Verlags abgeschlossen und erhalten so Zugang zu weiteren 400 Titeln. Sie zahlen dafür 70.000 Euro. Günstig! Wenn Sie nun eine Statistik erstellen wollen, um den Preis pro Download zu erfahren, können Sie zunächst in der vom Verlag gelieferten Tabelle mit den Nutzungszahlen die einzeln lizenzierten Titel separieren. Für diese 100 würden Sie so vorgehen, wie oben beschrieben. Und jetzt? Nehmen Sie nun die 400 Titel und setzen bei jedem Titel als Einzelpreis 70.000 : 400 = 175 Euro ein? Oder teilen Sie die Gesamtsumme aller Nutzungen dieses Pakets direkt durch 130.000? Sie wären in guter Gesellschaft, gingen Sie so vor. Nicht wenige Verlage argumentieren so und kommen damit auf meistens sensationell günstige Download-Preise. Die Bibliotheken vernehmen dies mit Behagen, haben sie doch, wie’s aussieht, mit der Lizenzierung des Gesamtpakets das Richtige getan. Dass sie aber, um überhaupt in den Genuss dieses günstigen Angebots zu kommen, bereits 130.000 Euro aufwenden mussten, bleibt in der Rechnung außen vor. Es erscheint daher der Transparenz zuträglicher, wenn Sie ungeachtet des Status (einzeln abonniert

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eMedien und bibliotheken

oder im Paket lizenziert) alle Ausgaben zusammenziehen, um den Preis pro Download zu errechnen. Die genaue Analyse der Nutzungszahlen Ihrer Einzelabonnements bleibt Ihnen dennoch nicht erspart, weil Sie hier sehen können, ob Sie einzelne Titel – wenn Sie sich schon nicht abbestellen können – vielleicht gegen andere, gut genutzte aus dem Paket tauschen. Nun, werden Sie sich fragen, was soll daran so schwierig sein? Die Schwierigkeit liegt nicht unbedingt in der Auswertung der Nutzungszahlen sondern viel eher in der Bereitstellung. Die Verlage stellen den Bibliotheken sich permanent verändernde Tabellen zur Verfügung. Gerade bei den so genannten „Big Deals“ oder auch bei „Subject Collections“ wird kein exakt definiertes Titelpaket lizenziert. Vielmehr erhält die Bibliothek beim „Big Deal“ Zugang zum gesamten Zeitschriftenportfolio oder bei einer „Subject Collection“ Zugang zu allen Titeln des Verlags, die von ihm thematisch dieser Collection zugeschlagen werden. Ein solches Zeitschriftenpaket ist ein lebender Organismus, der allmonatlich seine Zusammensetzung ändert! Titel werden geändert, Titel kommen neu hinzu, andere werden entfernt. Und das keineswegs nur zu bestimmten Stichtagen. Hiermit sind zwar noch längst nicht alle Ärgernisse aufgeführt, vor allem nicht die mannigfaltigen, technisch bedingten, aber Sie mögen einen ersten Eindruck bekommen haben, dass die Nutzungszahlen von fast 16.000 Zeitschriftentiteln ohne entsprechende Hilfsmittel tatsächlich nur schwerlich zu beherrschen sind.

Sebastian Mundt betonte bereits 2008 „die Bedeutung des Datenmanagements; es sei wichtig, einen Teil des Geldes für E-Ressourcen in Arbeitsinstrumente zu investieren.“ (in: Bibliotheksdienst 42.2008,6, S. 657) Was für Arbeitsinstrumente könnten hier gemeint sein? Personal? Zusätzliches Personal? Lustige Idee, nicht wahr? Für

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Gut ist uns nie gut genug! Instrumente zur Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung für die „ausgezeichnete“ Bibliothek Hrsg. von Tom Becker unter Mitarbeit von Cornelia Vonhof

Das Streben nach Perfektion, nach einer ‚ausgezeichneten’ Bibliothek, ist der Leitfaden dieses Themenheftes. „Gut ist uns nie gut genug!“ ist der Anspruch, der uns mit Blick auf die Praxis dazu verführen soll, nie stehen zu bleiben und uns als bürgernahes Dienstleistungsunternehmen immer wieder aufs Neue einem zielgerichteten kontinuierlichen Verbesserungsprozess freiwillig zu unterwerfen. In 11 Aufsätzen werden Ideen, Konzepte, Methoden und Instrumente für ein optimales Qualitätsmanagement in Bibliotheken aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt. Hrsg. von Tom Becker und Cornelia Vonhof

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eMedien und bibliotheken 05/11-15_Alle-Zeitschriften-Online_90x260.indd 06.05.11 13:46 die Bibliotheken ist es wichtig, einen herstellerunabhängigen Überblick über die Nutzung der von ihr lizenzierten elektronischen Produkte zu bekommen. Für spezielle Fragestellungen sollten sich die Produkte eines Verlags aus dieser Übersicht herausfiltern lassen. Im manuellen Betrieb sämtliche Verlags-Webseiten abzugrasen und Nutzungszahlen herunterzuladen, um diese in mühevoller Kleinstarbeit in einer Excel-Tabelle zu vereinigen, ist außerordentlich zeitraubend. Sie können davon ausgehen, dass das Abrufen, Bereitstellen und Auswerten aller Nutzungszahlen (E-Journals, E-Books, Datenbanken) in einer ambitionierten Universitätsbibliothek mittlerer Größe mehr Arbeit beinhaltet, als eine Halbtagskraft schaffen kann. Immer vorausgesetzt, sie verfügt über exzellente Excel-Kenntnisse. Um den „Human Factor“ also in realistischen Grenzen zu halten, bedarf es weiterer Arbeitsinstrumente. Hier schafft SUSHI, die Standardized Usage Statistics Harvesting Initiative Abhilfe. Bibliotheken können die standardisierten Nutzungsdaten über das SUSHI Protokoll herunterladen. Allerdings benötigen sie auch ein System, in das sie die Daten dann wieder einspielen. Verfügt eine Bibliothek über ein Electronic Ressource Management (ERM-)System, dann wäre dies der geeignete Ort. Für Bibliotheken ohne ERM-System bietet sich der Service „ScholarlyStats“ von Swets an, der ebenfalls über SUSHI die Nutzungszahlen von den Verlagsservern abholt und die Zahlen dann auf seiner eigenen Oberfläche einheitlich aufbereitet. Dieser Service kann mittlerweile bei ca. 60 Verlagen angewendet werden. Dass er nicht vollständig fehlerfrei arbeiten kann, versteht sich angesichts der oben beschriebenen Unzuträglichkeiten fast von selbst. Aber eingedenk des zuvor zitierten Satzes von Miriam Lorenz, wonach es bei der Arbeit mit Nutzungsstatistiken eher um das Erkennen von Tendenzen geht, dürfte ein gewisser Mut zur Lücke legitim sein. Der durch SUSHI und eine Dienstleistung wie „ScholarlyStats“ begrenzte Aufwand für das reine Einsammeln der Nutzungsdaten ermöglicht es oftmals den Bibliotheken überhaupt erst, sich der intellektuellen Auswertung von Nutzungszahlen zu widmen. So unterschiedlich die Bibliotheken sind, so verschieden werden die Fragestellungen sein, die man hofft, durch Nutzungsstatistiken beantwortet zu bekommen. Neben der Frage nach dem Preis pro Download wäre hier zum Beispiel daran zu denken, die einzeln abonnierten Zeitschriftentitel den unterschiedlichen Fächern zuzuordnen, um so fachspezifische Übersichten für die Fachreferenten erstellen zu können. Um am Schluss zur Märchen- und Sagenwelt zurückzukehren, könnte die Arbeit mit Nutzungszahlen mit den Arbeiten des Herakles verglichen werden. Erst der Kampf mit der neunköpfigen Hydra, dann das Einfangen eines Ebers, anschließend das Ausmisten eines riesigen Stalls und letztlich das Pflücken goldener Äpfel. Oder wie Georges Braque gesagt hat: „Die Tätigkeit ist eine Folge verzweifelter Handlungen, welche erlauben, die Hoffnung zu bewahren.“ 

Zeitschriften Online bei Mohr Siebeck Alle Zeitschriften des Mohr Siebeck Verlages sind online verfügbar und für Abonnenten ohne weitere Berechnung: • Echte PDF-Dateien, als Volltext durchsuchbar, selbstverständlich auch nach Inhaltsverzeichnis • Zitierte Dokumente, soweit auch online verfügbar, mit ständig aktualisierten Hyperlinks • Zugang für Mitglieder von Institutionen mit Abonnement bequem über IP-Kennung, für Privatabonnenten über persönliches Passwort • Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage unter www.mohr.de/zeitschriften.html • Weiter zurückliegende Hefte der meisten unserer Zeitschriften finden Sie beim digitalen Zeitschriftenarchiv DigiZeitschriften als gut lesbare, grafische Dateien, die über ein Inhaltsverzeichnis durchsuchbar sind: www.digizeitschriften.de Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Sandra Witt unter [email protected] Archiv für die civilistische Praxis (AcP) Archiv des öffentlichen Rechts (AöR) Archiv des Völkerrechts (AVR) Early Christianity (EC) FinanzArchiv/Public Finance Analysis (FA) Hebrew Bible and Ancient Israel (HeBAI) Jewish Studies Quarterly (JSQ) Journal of Institutional and Theoretical Economics (JITE) JuristenZeitung (JZ) Philosophische Rundschau (PhR) Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht (RabelsZ) Theologische Rundschau (ThR) Wissenschaftsrecht (WissR) Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht (ZevKr) Zeitschrift für Geistiges Eigentum (ZGE)/ Intellectual Property Journal (IPJ) Zeitschrift für Theologie und Kirche (ZThK)

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Sonderausgabe 2011

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eMedien und bibliotheken

Die digit Text Mining für wissenshungrige

Derzeitige Startseite

Hervorhebung der maschinell extrahierten Namen. Suchworte werden im PDF automatisch als Keyword in C ­ ontext hervorgehoben.

Jahrbuchbeispiel mit Suche in Texten mit Fraktur-Schriften und links Metadaten mit der Dezimalklassifikation ohne Anzeige der ­Notationen.

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eMedien und bibliotheken

ale Bibliothek „eliechtensteinensia.li“ Historiker, Soziologen, Sprachforscher, ­Politiker, ­Medienmacher und andere Zeitgenossen Manfred Hauer, Wolfgang Herder und Meinrad Büchel*  Kein Zweifel, Liechtenstein ist ein kleines Land, 1/5 der Fläche von Berlin, 36.000 Einwohner. Zwischen den friedlichen Nachbarn Österreich und Schweiz gelegen, braucht es keine Armee, hat sonst aber alles, was einen modernen Staat auszeichnet, insbesondere international wettbewerbsfähige Maschinenbauindustrie und Finanzdienstleistungen, keine Staatsverschuldung, Gewerbe, Handel, Landwirtschaft. Wo Kühe weiden, kann man Touristen melken, die Natur und Landwirtschaft ist noch mehr intakt als in vielen anderen Staaten. Das Land hat eine Universität, ein Landesmuseum, ein Landesarchiv und die Landesbibliothek, um die es sich hier dreht. Mit bisher 115 digitalisierten Büchern ist die Liechtensteinische Landesbibliothek kein interessanter Partner für Google Books. Trotz der großen Mengen von 12 Millionen verfügbaren Titeln kennt Google Books doch nur eine Ausgabe, die von 1901, des Jahrbuchs des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein und weiß nichts von der kompletten Reihe ab 1900 bis heute oder den anderen Publikationen. Wie, wenn nicht durch eigene Leistung, kann die Landesbibliothek die Geschichte des Landes digital präsentieren? Seit 2004 hat sie die Inhaltsverzeichnisse der Fach- und Sachliteratur im Katalog such- und anzeigbar. Sie ist wohl die erste Bibliothek in Europa, die den gesamten Freihandbestand über die klassische bibliothekarische Erschließung hinaus so anbieten konnte (erreicht 2008). Doch keineswegs geht es bei www.eliechtensteinensia.li nur um Bücher. Eine erste Zeitschriftenserie und die erste Zeitung mit den beiden Vorgängern, die bis 1914 zurückreichen, sind online – alles ist als Volltext suchbar, auch die Frakturtexte, insgesamt rund 300.000 Seiten.

Ziele: effizient, komplett, qualitativ hochwertig Mit dem Projekt verfolgt die Landesbibliothek das Ziel, zu überschaubaren Kosten, kurz-, mittel- und langfristig, die regionalspezifischen Medien im Rahmen des rechtlich Möglichen bereitzustellen. Es soll möglich sein, jeweils von der ersten bis zur jeweils jüngsten Ausgabe den Rahmen zu spannen und * Dipl.-Inf.wiss. Manfred Hauer M.A. und Dipl.-Inf. Wolfgang Herder (beide AGI – Information Management, [email protected], http://www.agi-imc.de, http://www.dandelon.com) und Meinrad Büchel (Liechtensteinische Landesbibliothek)

gleichzeitig mehrere Medientypen zu unterstützen. Die Integration des OPAC war kein primäres Projektziel, eher umgekehrt werden heute alle Beiträge der Historischen Jahrbücher im OPAC mit dem Text der digitalen Bibliothek vernetzt. Die Suchtechnik der digitalen Bibliothek „eliechtensteinensia“ – daneben gibt es die ostschweizerische digitale Bibliothek mit modernen von Verlagen produzierten eBooks, Publikumszeitschriften und multimedialen Inhalten, an der die Landesbibliothek beteiligt ist–- soll den State-of-the-Art beherrschen, eine klare, einfache, gut verständliche, barrierefreie Oberfläche haben und über persistente Links soll jeder Beitrag dauerhaft adressierbar sein. Soweit möglich und sinnvoll sollen fremde Suchmaschinen die einzelnen Medien indexieren können. Die tatsächliche Nutzung ist über geeignete Messverfahren laufend zu überprüfen.

Inhalte, Rechte und Indexierung Im ersten Projektauftrag wurden drei Medientypen prototypisch benannt: eine Heimatzeitschrift „Eintracht“, die Jahrbücher des Historischen Vereins des Fürstentums ab 1900 mit Aufsätzen bis über 200 Seite Länge (teils komplette Dissertationen) und die größte Tageszeitung „Liechtensteiner Vaterland“ mit den beiden Vorgängern ab 1914. Die Zeitungsseiten wurden nicht „geclippt“, also in Einzelbeiträge getrennt. Ein Clipping wäre sehr zeit- und kapitalintensiv geworden und ist bei alten Zeitungen teils kaum möglich. Da bei der Suche ein automatisches Highlighting der Suchworte angestrebt war (wie schon bei dandelon.com seit 2004 Standard), war der Weg ökonomisch gesehen zwingend und inhaltlich kein gewichtiger Nachteil. In einem noch laufenden Folgeprojekt sollen weitere Bücher und Zeitungen ab 1850 folgen. Auch an der Oberfläche und Funktionalität wird weiter gearbeitet. Das Web-Design stammt von den drei Autoren des Aufsatzes. Feedback auch zur Usability kam von den Kollegen aus der Bibliothek. Mittel für eigentliche Evaluationen standen nicht zur Verfügung – und wir meinen, das Ergebnis erfüllt auch so die Ziele gut. Alle Texte sind als digital suchbarer Volltext aufzubereiten, soweit die jeweiligen Medien eine angemessene Verarbeitung zulassen – konkret stellten schlechte Mikrofilmaufnahmen als Ausgangsmaterial bei Zeitungen nicht immer überwindbare Hindernisse dar. Sonderausgabe 2011

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eMedien und bibliotheken

Alle Texte sind ohne Einschränkung suchbar, man kann also ermitteln, ob es einschlägige Texte gibt. Doch ob man auch alles lesen darf, hängt vom Standort ab. Maximalen Einblick bietet nur die Recherche in den Räumen der Bibliothek bzw. im Landesarchiv, die jüngeren Jahrbücher und Jahrgänge der Zeitungen sind für die Weltöffentlichkeit im Zugang limitiert. Das Limit wird jährlich verschoben. Die Bibliothek kann leicht IP-Nummern und einzelne Dokumente oder Dokumentkollektionen mit Rechten versehen. Die Zeitschriftenbeiträge sind intellektuell nach Rubriken zu erschließen, die während der Digitalisierung zu vergeben sind. Die Aufsätze der Jahrbücher verfügen über Klassen aus der Dezimalklassifikation der Bibliothek; sie werden aus dem Bibliothekssystem automatisiert übernommen. Freiwillig und kostenfrei liefert das beauftragte Dienstleistungsunternehmen AGI-Information Management Consultants Rubriken für die 260.000 Zeitungsseiten – mit der Intention, hier nach wirksamen Verfahren der Klassifizierung für diese Materialien zu suchen. Eine mühsame Arbeit, wie die Praxis zeigt, insbesondere bei schlechten Mikrofilmvorlagen, wo das OCR keine brauchbaren Ergebnisse produzieren kann. Zeitschriften- und Buchaufsätze durchlaufen die maschinelle Indexierung (Grundformreduktion, Gewichtung, Themen, Namen, Geografika) und die Ergebnisse werden bei den Zeitschriften teilweise im Vordergrund sichtbar, ansonsten kann man die Wirkung nur bei genauer Beobachtung erkennen. Keine maschinelle Indexierung wurde auf die Zeitungsseiten angewendet, da dies bei ganzen Seiten weniger sinnvoll ist (Inhalt zu heterogen). Stattdessen wurden typische Zeitungsrubriken durch Klassifizierung der Seiten vergeben. Weitere Bücher, Zeitschriften und Zeitungen sollen im Verlauf der Jahre folgen. Noch unklar ist, wann und wie die jeweils neuesten 5 Jahre der Tageszeitungen eingebunden werden können, da diese bei den Verlagen selbst online sind.

Implementierung auf Basis von Domino und Lucene Technisch basiert die Lösung auf IBM Lotus Notes Clients mit der Anwendung „intelligentCAPTURE“ von AGI mit projektspezifischen Erweiterungen und IBM Lotus Domino als Webserver und Datencontainer. Ein hochprofessionelles, sehr mächtiges Produkt mit einer weltweiten Entwickler-Community und primär JAVA unter Eclipse als Entwicklungssprache. Als Server-Betriebssystem für die Entwicklung kam Solaris zum Einsatz, Linux läuft auf dem produktiven Server in Liechtenstein parallel zu anderen Serverdiensten. Angesichts der großen Datenmengen und angestrebten Funktionen, nicht zuletzt die Facettierung der Suchergebnisse, wählte AGI erstmals die Open Source Entwicklungsumgebung Apache Lucene. Obwohl Lucene Relevance Ranking gut beherrscht, entschied die Bibliothek, die Suchergebnisse stets chronologisch anzuzeigen. In der Praxis hat sich dies durchaus bewährt. Vielleicht wird in Version 3 beides angeboten. Die gesamte Web-Oberfläche ist mit Apache Velocity flexibilisiert, Programmfunktionalität und Oberfläche sind entkoppelt. Damit wird es, wenn die Bibliothek es wünscht, vielleicht auch mal ohne viel Aufwand eine Web-Oberfläche für mobile Geräte geben. Dies drängt nicht sehr, da sich ein PDF-Image in der Größe einer Zeitungsseite für solche Geräte nicht wirk-

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lich eignet. Doch Seiten in der Größe der Jahrbücher machen auf einem iPad Sinn. Die drei Medientypen haben unterschiedliche Produktionswege. Die Zeitschriftenhefte wurden mit einem Flachbettscanner artikelweise mit der Artikel-Funktion von intelligentCAPTURE gescannt und weiterverarbeitet (OCR – Optical Character Recognition auf Basis von Abbyy FineReader Engine, CAI – Computer Aided Indexing auf Basis von IAI AUTINDEX). Alle Seiten sind farbig digitalisiert mit meist 300 DPI. Die Zeitschrift enthält viele Farbbilder und stets farbliche Textgestaltung. Die bibliografischen Angaben und Rubriken wurden beim Digitalisieren vergeben. Das fertige PDF zeigt jeweils das Image im Vordergrund und enthält im Hintergrund den suchbaren Text. In der Web-Suchapplikation (http://www.eliechtensteinensia. li/EinTracht/) werden Namen, welche die maschinelle Indexierung ermittelte, angezeigt. Bei den Jahrbüchern lagen alle Metadaten bereits im Bibliothekskatalog unter ALEPH vor, inklusive der Indexierung nach Dezimalklassifikation. Anstelle die 35.000 Seiten mit dem Flachbettscanner zu digitalisieren, wurden den 110 Bänden der Buchrücken abgeschnitten. Kein Problem, die Bibliothek und der Verein besitzen noch weitere Exemplare. Weit nach innen verklebte Seiten und eingeklappte lange Abbildungen, die man von außen kaum erkennt, erforderten genaueste Kontrollen und teils zusätzliche Flachbett-Digitalisierungen bis über A3. Dennoch, mit 40 Blatt, sprich 80 Seiten pro Minute, 300 DPI teils Graustufe oder Farbe, guter Papierseparierung erwies sich der ADF (Automatic Document Feeder) des Fujitsu 6240 als die richtige Wahl, er ist der aktuelle Standard bei intelligentCAPTURE mobile. Hierfür entwickelte AGI eine neue, halbautomatische Zuordnung der Image-Kollektionen zu den Metadaten, die dynamisch aus dem Bibliothekssystem einflossen und generierte daraus suchbare PDF-Dateien und maschinelle Deskriptoren. Wieder ist das Image im Vordergrund des PDF und der erkannte Text dahinter. Dies gilt aber nur für die älteren Jahrgänge, die neusten lagen bereits als PDF ab Satzsysteme vor und wurden in einem weiteren Workflow ohne Digitalisierung verarbeitet. Sie sind bei jeder Vergrößerung messerscharf und ohne Erkennungsfehler. Bei den Zeitungen ist ein dritter Partner im Einsatz, Herrmann+Krämer, der sich um die Digitalisierung der Mikrofilme kümmert. Die von AGI erreichte, in der Regel recht gute OCR-Qualität hängt einerseits von den früher erstellten Filmen bzw. Zeitungen ab, nicht minder jedoch auch von deren Konvertierung in ein digitales Abbild. Die extern produzierten Images wurden in mehrere intelligentCAPTURE-Datenbanken eingelesen und parallel auf mehreren Maschinen mit OCR bearbeitet. Ein ganzes Rechnerjahr setzte AGI als Rechenleistung ein. Die Parameter wurden so gesetzt, dass ein bestmögliches Ergebnis erreicht wurde. Die ersten 50 Jahre waren jeweils Seiten, die Fraktur und Antiqua (die heutige moderne, eigentlich alte Lateinische) Schriften oft zugleich enthielten. Der Text eher stilistisch konservativ in Fraktur, Werbung eher modern in Antiqua. Doch auch die modernen Seiten sind nicht einfach, denn Zeitungsseiten haben nicht nur oft eine komplizierte Layout-Struktur, sondern wegen integrierter Werbung viele verschiedene Schrifttypen mit teils eigenwilliger grafischer Ausprägung.

eMedien und bibliotheken

Ziel erreicht: leistungsstarkes Retrieval, ­übersichtliche Resultate, gute Lesbarkeit, ­angemessene Nutzung

hat eine eigene Suchmaske mit kontextspezifisch sinnvollen Suchfeldern und darunter ein Navigationsmenu, um chronologisch oder thematisch einzusteigen. Wer weniger Geduld mitbringt, kann schon auf Seite 1 die Suche über alle Medien starten und erhält so den Überblick, wo etwas zu finden ist. Nicht nur auf Publikationen wird facettiert, sondern auch auf klassifikatorische und zeitliche Aspekte. Die zeitliche Facettierung ist bei Zeitungen zweistufig hierarchisch implementiert, Jahrzehnt / Jahr. Wie üblich führt die Auswahl einer speziellen Facette zur weiteren Einschränkung. Das ist sehr bequem und Web-Standard, aber auch tückisch, da man keineswegs bei den Rubriken und Klassen davon ausgehen kann, dass ein Aufsatz oder eine Seite immer vollständig und richtig klassifiziert ist. Eine redaktionelle Seite mit überwiegend Werbung wird leicht als „Anzeige“ rubriziert. Wer „Anzeigen“ ausschließt, verpasst evtl. die gesuchte Information. Dennoch sind solche Rubriken nicht zufällig ein Standard im Zeitungwesen geworden – ab den 1960er-Jahren. Und die heutigen Rubriken sind über Jahrzehnte betrachtet nicht unbedingt nützlich, weshalb bei den Zeitungen teils eigene Rubriken und Bezeichnungen nötig erschienen. 

Wer glaubt, dass nun Millionen Leser die alten, von Mikrofilm und Staub befreiten Zeitungen durchpflügen, der irrt. Dennoch, auch ein so spezielles Angebot wie das von eliechtensteinensia findet seinen Markt. Die Nutzung der Website wird über Google Analytics und über ein eigenes Logging-Verfahren gemessen. Die Nutzung hat sich von November 2010 bis März 2011 verdoppelt. Google ermittelt für März 2011 1.000 verschiedene Benutzer, die zusammen über 10.000 Seiten aufgerufen haben. Der durchschnittliche Nutzer ruft derzeit sieben Seiten auf. Die Nutzung kommt von Anfang an stabil aus jeweils über 30 Ländern. Liechtenstein, Deutschland, Schweiz und deutlich dahinter Österreich machen ca. 90 % der Nutzung aus – es ist ja ein nur deutschsprachiges Angebot – der Rest umfasst USA, Kanada, Südamerika und alle sonstigen europäischen Staaten, aber nicht Afrika, Asien und die arabische Welt. Auch die Robots der Search-Engines stehen teilweise dahinter. Die Benutzer aus Liechtenstein sind bereits zu über 60 % Wiederholungsnutzer, aus den anderen Ländern kommen noch überwiegend Suchapplikation eLiechtensteinensia.li im Überblick Erst-Nutzer (im Schnitt 75 Funktion Antwort Kommentar %). Die Mehrheit kommt direkt, kennt also durch MaiKlassifizierung Intellektuell und Klassen und nicht-hierarchische linglisten oder Publikationen semi-maschinell bei Zeitungen Rubriken die URL (46 %), Google verMaschinelle Indexierung Aufsätze Themen, Namen, Orte mittelt 22 % der Kontakte und über den OPAC werden Volltextsuche Alles suchbar Probleme mit schlechten 19 % dorthin geführt. Mikrofilmen im OCR Natürlich wird es jetzt leichFeldsuche Ja, Titel, Autor, Datum, Klassen, ter, die Namen von Eltern, ­Rubriken Großeltern und VerwandRechts, links, Mitte Trunkierung ten zu recherchieren und zu Ja, regelbar Fuzzy runden Geburtstagen einJa Operatoren und Klammern schlägige Seiten zu zeigen. Facettierung Suchergebnisse Ja Google weiß davon meist Unter den Suchmenüs Überblick über alle Ausgaben Ja noch nichts, denn die vieUnter Suchmenü Zeitungen Ja Date-Picker für Zeitungen len einzelnen Seiten sind Im Dokument Ja Blättern innerhalb Ausgabe von Google nicht erreichIm Dokument Blättern zu nächster Ausgabe Ja bar, wohl aber alle öffentlich Im Dokument Ja Blättern im Suchergebnis freigegebenen Aufsätze aus Im PDF Ja Seiten Blättern in Aufsätzen den Zeitschriften und JahrVergrößern / Verkleinern von Ja HTML-Oberfläche und durch büchern. Hauptnutzer sind Text und Bildern ­Acrobat-Funktion historisch interessierte BürSchutz von Content Ja IP-Filter ger und Wissenschaftler, vor Schutz einzelner Beitrage Ja Flag setzen allem Historiker. Auch MeKein Schutz im PDF-Dokument! dienmacher, WerbegestalAcrobat-Funktion Ja Kopieren ter und Kommunalpolitiker Acrobat-Funktion Ja Drucken können in alten Texten graAcrobat-Funktion Ja Weiterleiten ben („Text Mining“), dafür Verbindung zum Bibliotheks- Ja Bei Jahrbüchern und Büchern sind die Grundlagen nun gesystem schaffen – für intellektuelle Digitalisierung 300 DPI b/w oder color Flachbett und Durchlauf und maschinelle Methoden. (bis 600 möglich) Wer nicht über Google Repräsentation PDF/A und PDF Wenn digitalisiert, dann mit kommt findet zwei grundImage im Vordergrund legende Zugangswege, das Barrierefrei Ja Blättern und die VolltextsuPersistente URL Ja che. Jeder Publikationstyp Sonderausgabe 2011

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eMedien und bibliotheken

eMedien und Buchhandel

Durchbruch für das eBook? „Ich teile diese These nicht; sie ist auch nicht in Einklang zu bringen mit unseren Erfahrungen. Aus unserer Sicht befindet sich der Markt in einem länger andauernden, dynamischen Wachstumsprozess.“ In den USA ist der Umsatz mit elektronischen Büchern im Jahr 2010 um 164 Prozent g­ estiegen. Amazon verkauft angeblich mittlerweile mehr eBooks als gedruckte Bücher. Der Umsatz in Deutschland ist noch marginal. Aber jetzt prognostizierte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, für dieses Jahr den Durchbruch für das eBook auch in Deutschland. Durchbruch für das eBook? Wir fragten Dr. Werner-Christian Guggemos, den G ­ eschäftsführenden Gesellschafter der ciando GmbH in München. Er hat das Unternehmen vor mehr als zehn Jahren gegründet, um elektronische Bücher auf dem deutschen Buchmarkt zu verkaufen. (ab) Durchbruch für das eBook in Deutschland in diesem Jahr? Spüren Sie das schon bei Ihren Umsätzen? Wie sieht Ihre Prognose aus? Die These vom Durchbruch der eBooks wurde maßgeblich vom Börsenverein und seinen Töchtern kommuniziert. Ich teile diese These nicht; sie ist auch nicht in Einklang zu bringen mit unseren Erfahrungen. Aus unserer Sicht befindet sich der Markt in einem länger andauernden, dynamischen Wachstumsprozess. Die Wachstumsraten liegen dabei in einer Größenordnung von 60 bis 80 Prozent. Dies galt für die Vorjahre, und wird auch für die kommenden Jahre gelten. Insofern hat es wenig Sinn, ein Jahr als das „Jahr des Durchbruchs“ zu bezeichnen. Wir hatten uns im September 2008 bereits einmal zu einem Interview verabredet. Da umfasste Ihr Programm 35.000 Titel von knapp 300 Verlagen. Wie viele Titel aus wie vielen Verlagen sind es aktuell? Sind Sie damit der größte eBook-Händler für deutschsprachige Titel? Ciando eBooks hat derzeit rund 250.000 Buchtitel im Angebot, diese stammen von mehr als 1.800 Verlagen. Das deutschsprachige Sortiment umfasst etwa 150.000 eBooks. In der Tat ist ciando damit der größte eBook-Händler für deutschsprachige Titel. 50 

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Wer sind Ihre Partner? Auf welchen Plattformen ist das ciandoSortiment auffindbar? An unser Unternehmen sind mehr als 100 Vertriebsplattformen angeschlossen. Die Anbindung an das ciando-Sortiment erfolgt über drei unterschiedliche Modelle: • Schnittstelle: ciando liefert die eBooks und die Meta-Daten in angeschlossene Endkunden-Shops, bleibt aber beim Kundenkontakt im Hintergrund (z.B. Thalia, Weltbild, buecher.de). • White Label: ciando erstellt einen Shop im Look & Feel des angebundenen Händlers und übernimmt alle Kundenprozesse wie Support, Zahlungseinzug und Inkasso (z.B. Jokers, Lehmanns, Dussmann). • Auslieferung: ciando übernimmt das Handling und die Bearbeitung der Buchdaten kooperierender Verlage und liefert die eBooks und Metadaten als Mastercopies an den Händler (z.B. Amazon, Apple). Welche Vorteile haben Verlage, wenn Sie den Zwischenhändler ciando als Vertriebskanal nutzen? Bei der Zusammenarbeit mit einem Zwischenhändler für digitale Inhalte haben Verlage die gleichen Vorteile wie bei einer Zusammenarbeit mit einem Barsortimenter im physischen Bereich: Eine Kooperation zwischen digitalem Zwischenhändler

eMedien und buchhandel

Dr. Werner-Christian ­Guggemos. 1992–1996 ­Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit den Schwerpunkten Marketing und Strategische Führung. 1996–1999 Promotion über Methoden und Prozesse der strategischen Führung. ­Wissenschaftlicher ­Mitarbeiter am Seminar für Strategische Unternehmensführung. 2000 Gründung der ciando GmbH in München, seitdem Geschäftsführender Gesellschafter.

und Verlag bedeutet, eine Vielzahl von Vertriebsplattformen kostengünstig und von hoher Qualität aus einer Hand bedienen zu können. In welchen Formaten und auf welchen Endgeräten kann ein Kunde ein Buch aus dem ciando-Sortiment lesen? Die eBooks liegen im EPUB- und PDF-Format vor. Sie werden zum Download und zum Online-Lesen im Sinne des Cloud Computing angeboten. Primär werden sie auf Desktop, Laptop und eReadern gelesen. Sie können aber auch mit dem iPad genutzt werden. Unsere eigenen Apps für Tablet PCs werden wir im Laufe dieses Jahres auf den Markt bringen. In naher Zukunft wird niemand mehr für reine Textbücher Geld ausgeben, sondern nur noch für Bücher, die mit medienübergreifenden und interaktiven Features ausgestattet sind, die also Abbildungen, die Zoom und Rotation erlauben und Tonträger und Videos beinhalten, das verkündete der Softwareentwickler und eBook-Verleger Theodore Grey bei der Tools of Change for Publishing Conference im Februar 2011 in New York. Werden Sie in naher Zukunft Ihr Angebot also auf elektronischen Content jeder Art erweitern müssen? Ich halte die These des eBook-Verlegers Theodore Grey für übertrieben. Tatsächlich wird die multimediale Anreicherung von Texten wohl nur bei wenigen Blockbuster-Titeln erfolgen. Andere Buch-Genres wie Ratgeber werden dagegen wohl vollständig durch eigenständige Apps ersetzt werden. Insgesamt erwarte ich nicht, dass wir unser Angebot maßgeblich auf andere Mediaformate ausdehnen müssen. Welche Vorteile haben Bibliotheken von einer Geschäftsbeziehung mit ciando? Dr. Rudolf Mumenthaler von der Bibliothek der ETH Zürich berichtete Anfang Mai bei der Informare! in Berlin, dass seine Bibliothek ihren Nutzern zurzeit 100.000 eBooks anbieten kann. Für diese bereits lizensierten 100.000 eBooks fie-

le eine weitere Lizenzgebühr an, wenn die Bibliothek zu einem Zwischenhändler wie ciando ginge. Warum sollte eine Bibliothek dies also tun? Tatsächlich vertreiben heute nur wenige Großverlage ihre Bücher in digitaler Form direkt an Bibliotheken. Insofern ist die Anzahl deutschsprachiger eBooks, die Bibliotheken direkt lizenzieren können, begrenzt. Es ist zu vermuten, dass von den angesprochenen 100.000 eBooks ein großer Teil englischsprachig ist, oder der Bibliothek auf anderem Wege zur Verfügung gestellt wurde (zum Beispiel Dissertationen). Eine Bibliothek sollte also dann mit ciando zusammenarbeiten, wenn sie einen ansehnlichen Bestand deutschsprachiger Literatur anbieten möchte, ohne hierzu zeitraubende Verhandlungen mit jedem einzelnen Verlag führen zu müssen. Wie wollen Sie zukünftig den Bibliotheksmarkt bedienen? Wir bedienen den Markt bereits seit 2003. Im Fokus standen bislang vor allem die Hochschul-Bibliotheken. Diese können aus einem umfassenden Katalog mittels Pick & ­Choose die gewünschten Buchtitel auswählen, welche wir dann über verschiedene technische Lösungen bereitstellen. Neben den Buchtiteln bezahlen die Bibliotheken hierbei auch e­ine ­größenabhängige Dienstleistungsgebühr für die jeweilige Lösung. Digitale Welt – Ende oder Beginn einer neuen Partnerschaft zwischen Handel, Verlag und Bibliotheken? Dieses Thema wurde jüngst bei der AWS-Tagung in Bremen zur Diskussion gestellt. Wie ist Ihre Antwort? Meiner Ansicht nach ist es eine Fortsetzung bestehender Partnerschaften. Während bis dato physische Artikel im Mittelpunkt standen, kommen nun die elektronischen Produkte hinzu. Einzig für den kleinen und mittleren stationären Buchhandel wird sich die Situation deutlich verändern. Er wird am digitalen Geschäft nur wenig partizipieren können.  Sonderausgabe 2011

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eMedien und buchhandel

Online-Buchhandel: ­Verlegers Freund? Holger Ehling*

Der E-Book-Markt boomt, der Online-Handel mit gedruckten Büchern sowieso. Und überall hat einer die Nase vorne: Jeff Bezos mit seinen Amazoniern. Davon profitieren natürlich zunächst einmal die Aktionäre. Und wie sieht es aus mit den Produzenten des neudeutsch „Content“ geheißenen Handelsguts?  Während in Märkten mit Preisbindung wie in Deutschland, Österreich oder Frankreich die Schlacht um Marktanteile nicht über besonders günstige Preise geführt werden kann, werden in den USA oder Großbritannien ganz andere Saiten aufgezogen: Dort ist es gang und gäbe, dass die Leser in einem der großen Superstores nach interessanten Titeln suchen und diese dann bei Amazon oder einem der anderen Online-Buchhändler bestellen. Das ist meist billiger und, wenn der Titel bestellt werden muss, außerdem schneller: Weder in Großbritannien noch in den USA erreicht das Vertriebssystem die Liefergeschwindigkeit, die man in Deutschland kennt. Während die britischen Barsortimenter in der Regel innerhalb von drei Tagen Bücher liefern können, dauert es in den Filialketten von Waterstone’s oder WH Smith dank deren ineffizienten Zentrallagern gerne einmal eine Woche, bis ein Buch abholbereit ist. Und in den USA ist, wer nicht gerade in Ballungsräumen wie New York, Chicago oder Los Angeles wohnt, schon froh, wenn sein bestelltes Buch innerhalb von zwei Wochen geliefert wird. Dort haben die Online-Händler, und allen voran Amazon, neben dem Vorteil des Preises auch den der Liefergeschwindigkeit auf ihrer Seite. An der Preisschlacht, die Amazon in den USA und Großbritannien führt, beteiligen sich vor allem die Supermärkte: Kmart und Walmart in den USA, Tesco und Asda auf der Insel, sind massiv in den Handel mit Büchern eingestiegen. Da wird dann Preisdumping betrieben, dass es nur so eine Art hat: Vorige Woche habe ich mir das Tesco-Sortiment in der Großfiliale im Londoner Stadtteil Hammersmith angeschaut: 40 bis 50 Prozent unter den empfohlenen Ladenpreisen wurden dir Bü*

Dieser Beitrag wurde von Holger Ehling erstmals am 21. April 2011 in seinem Blog www.ehlingmedia.com/blog veröffentlicht. Holger Ehling ist Journalist und Sachbuchautor. Er war lange Zeit Vice President Unternehmenskommunikation der Frankfurter Buchmesse. Heute berät er Medienunternehmen und Buchmessen in aller Welt in Sachen PR, Social Media und Unternehmensstrategie und ist selbst im Internet auf allen Kanälen vertreten. www.ehlingmedia.com, Skype: holger.ehling | Twitter: @holgerehling | Facebook, Xing, LinkedIn: Holger Ehling

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cher angeboten, allesamt Massenmarkt-Titel von Pilcher über Follett bis Meyer, dazu supermarktaffine Titel aus dem Ratgeber- und Kochbuchsegment. Schön war das nicht anzusehen, aber alles war eben billig. An Kundschaft jedenfalls bestand kein Mangel. Die Tiefpreise im Massenmarkt werden zum großen Teil auf dem Rücken der Verlage erwirtschaftet: Sowohl die Supermärkte als auch die großen Buchhandelsketten erwarten Rabatte von 60 bis 70 Prozent – so etwas kann wackeren Vertriebsleuten schon einmal die Tränen in die Augen treiben; allerdings besteht hier so etwas wie Waffengleichheit der Vertriebskanäle. Für die Buchhändler in den USA wie auch in Großbritannien entsteht das eigentliche Problem in dem Moment, wo die Supermärkte sich entschließen, besonders attraktive Titel unter Einstandspreis anzubieten: Loss Leader nennt man so etwas, und es dient dazu, die werte Kundschaft in den Laden zu locken und dann auf dem Rücken des neuesten Vampirbuchs auch noch Zahnpasta zu verkaufen oder Tomatensaft. Buchhändler, auch große, verkaufen eher selten auch Tomatensaft, schon der Versuch, hier im Preiskampf bestehen zu wollen, führt ins Verderben. Fragen Sie die Gläubiger von Borders auf beiden Seiten des Atlantiks. Was das jetzt mit Amazon und seinem Verhältnis zu den Verlagen zu tun hat? Alles. Denn auch Amazon nutzt gerne begehrte Bücher, um die Kundschaft mit den neuesten Angeboten für Photoapparate oder Kinderspielzeug zu beglücken. Und auch die Rabatte, die eingefordert werden, sind tränenfördernd. Allerdings hat die Geschäftsbeziehung mit Amazon für die Verlage in der Regel den Vorteil, dass praktisch keine Remissionen anfallen. Besonders im Weihnachtsgeschäft, wenn die Filialgeschäfte mit Büchern vollgestopft werden müssen, nutzen die großen Filialisten das Remissionsrecht weidlich aus, nach dem Motto „Was kümmert mich das Sortiment, ich kann ja alles zurückschicken“. Im Extremfall können solche Retouren einen Verlag zum Kippen bringen: Dorling Kindersley, das sich Ende der 90er Jahre mit der Produktion von Batman-Büchern und -Devotionalen verhob, verkaufte zwar Millionen Exemplare seiner Produkte, musste aber noch viel mehr wieder zurücknehmen und landete schließlich in den Armen der finanzstarken Mutter Pearson. In Großbritannien höre ich auch immer wieder, dass Verleger gerne mit Amazon arbeiten, weil dort eine weitaus bessere Zahlungsmoral besteht als bei den Filialisten. Der britische Borders-Ableger, der 2009 in das ewige Hochregallager befördert wurde, war geradezu berüchtigt für seine Fähigkeit, Rechnungen unbezahlt zu lassen. Bei der US-amerikanischen Mutter, die im Februar Gläubigerschutz nach Chapter 11 in

eMedien und buchhandel

Anspruch nehmen musste, beliefen sich die Außenstände der Verlage auf rund 230 Millionen US-Dollar; am stärksten betroffen sind: • Penguin $ 41.1m • Hachette $ 36.9m • Simon & Schuster $ 33.75m • Random House $ 33.5m • HarperCollins $ 25.8m • Macmillan $ 11.4m Dazu kommen noch einmal Verpflichtungen gegenüber Buchkäufern in Höhe von gut 250 Millionen US-Dollar, die Borders durch die prima verkauften Geschenkgutscheine im Weihnachtsgeschäft eingefahren hat. Ganz besonders wichtig ist der Online-Buchhandel aber für die Verlage beim Verkauf der Backlist. Hand aufs Herz, wenn Sie, lieber Leser, Sortimenter sind: Welchen Anteil nimmt die Backlist in Ihrem Angebot ein? Ich verstehe die betriebswirtschaftlichen Zwänge, die hier herrschen, allerdings möchte ich in der Buchhandlung meiner Wahl nun einmal gerne ein breites Angebot auch nicht aktueller Titel finden. Besonders die großen Formate, hier wie auch in Großbritannien und in den USA, setzen mit Verve auf die Frontlist, zumal auf die der großen finanzstarken Massenmarkt-Anbieter, die damit leben können, dass ihre Bücher maximal vier bis sechs Wochen Zeit haben, um im Handel zu reüssieren. Hier scheiden sich die

Jochen Apel Daten und Phänomene Ein Beitrag zur wissenschaftstheoretischen Realismusdebatte Epistemische Studien, Band 22 ISBN 978-3-86838-110-8 257 Seiten, Hardcover, EUR 59,00 eBook EUR 22,00

Verlage in diejenigen, die mit Marketingpower ihre Frontlist pushen können und die anderen, denen das nicht möglich ist. Im Online-Handel bleiben diese Titel im Angebot und sind für den Leser leicht auffindbar – und das zu vertretbaren Kosten für den Anbieter. Auch die Beliebtheit der E-Books in den USA geht zum Teil auf diese Verfügbarkeit von Titeln zurück, die nicht ohne weiteres im Handel zu finden sind. Die Marketingalgorithmen, mit denen Amazon wiederkehrenden Kunden auf Basis des früheren Kaufverhaltens Produkte empfehlen kann, tragen ebenfalls dazu bei, dass für eben den Kunden ein angenehmes Einkaufsklima entsteht. Nein, ich werde nicht von Amazon und dergleichen gesponsert und ich selbst nutze Amazon vor allem zur Recherche und bestelle bei meinem geliebten Ypsilon-Buchladen hier in Frankfurt, oder ich kaufe bei James Daunt oder bei Foyles in London meine Bücher. Und ich wünsche diejenigen, die gerade den kleineren Sortimentern das Wasser abgraben wollen, mit Inbrunst zum Teufel. Aber als Autor, der sein Geld mit dem Verkauf von Büchern verdient, sehe ich die Vorteile, die der Online-Buchhandel bietet, mit Befriedigung. Selbst meine Bücher aus den 1990er Jahren werden dort noch angeboten und (wenn auch in kleinen Mengen) verkauft. Und das ist gut, für mich ganz persönlich. Wenn wir schon vom Geld reden: Sie dürfen diesen Blog übrigens gerne Flattrn oder Kachingeln. Ich bin Ihnen dankbar. http://www.ehlingmedia.com/blog/?p=798 

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eMedien und verlage

e-Angebote im

© Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

„Wir wollen unsere Kunden in ­überraschen und ihnen Spaß b

Heinrich Riethmüller (geb. 1955) absolvierte nach Abitur und Bundeswehr seine Ausbildung zum Buchhändler in der Universitätsbuchhandlung Ziehank Heidelberg. 1977 trat er in das elterliche Unternehmen Osiander ein und wurde 1983 geschäftsführender Gesellschafter. Er war in zahlreichen Institutionen des Buchhandels ehrenamtlich tätig und ist heute als Vorsitzender des Sortimenterausschusses Vorstandsmitglied im Börsenverein des deutschen Buchhandels und Mitglied des Stiftungsrates Friedenspreis. ([email protected])

„Digital, optional, marginal: Quo vadis Buchmarkt?” Das war Thema einer vom Börsenverein bei der Leipziger Buchmesse organisierten Diskussionsrunde. Mit auf dem Podium saß Heinrich Riethmüller, Geschäftsführer der Osianderschen Buchhandlung GmbH aus Tübingen. Er ist zwar davon überzeugt, dass seine 415 Jahre alte Buchhandlung auch den Medienbruch Digitalisierung überleben werde. Insgesamt müsse der Buchhandel sich für diese neuen Herausforderungen aber technisch sehr gut aufstellen und aktiv mitmachen. Das Thema e-Angebote im lokalen Buchhandel vertieften Heinrich Riethmüller und ­Angelika Beyreuther in einem Gespräch.

Bei der Diskussion in Leipzig saßen Sie mit Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, auf dem Podium. Der berief sich auf die erste breit angelegte e-Book-Studie in Deutschland, die der Börsenverein mit GfK Panel Services durchgeführt hatte und sagte, dass 2011 auf dem deutschen Markt der eigentliche Durchbruch für das e-Book kommen werde. Wie ist Ihre Prognose? Den Durchbruch sehe ich in 2011 noch nicht. Wir stellen aufgrund der e-Book-Umfrage fest, dass ein deutlich höheres Interesse bei e-Books besteht, aber das ist alles noch auf sehr niedrigem Niveau.

Was sind Ihre konkreten Erfahrungen mit elektronischen Angeboten im lokalen Buchhandel? Fragen Ihre Kunden in den Buchhandlungen nach e-Books? Machen Sie damit bereits erwähnenswerte Umsätze? Wohin geht der Trend? Die Nachfrage im stationären Buchhandel ist immer noch sehr gering. Obwohl wir in allen unseren Buchhandlungen – gut positioniert – ein Gerät anbieten und unsere Mitarbeiter alle geschult sind, fragen die Kunden nur wenig nach. Das wird sich aber sicher ändern. Außerdem vermute ich die poten­ tiellen Kunden eher im Online-Geschäft als in den Buchhandlungen.

Sehen Sie Geräte wie das iPad als Eisbrecher für das e-Book? Praktikable Geräte, die allerdings noch wesentlich billiger werden müssen, sind die Voraussetzung für ein blühendes e-Book Geschäft. Das iPad ist da sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Vieles macht dem stationären Buchhandel ernsthaft zu schaffen: Die Wachstumsraten im Internetbuchhandel sind sehr viel höher als im traditionellen Sortiment; der harte Verdrängungswettbewerb der nationalen Buchhandelsketten; die Herausforderungen durch neue Technologien usw. Osiander scheint dies alles zu meistern. Ihrem Familienunternehmen geht es gut. Wie machen Sie das? Trotz seines Alters – Osiander wurde 1596 gegründet – zählt unsere Buchhandlung schon immer zu den innovativsten Buchhandlungen der Branche. Bereits 1996 waren wir mit einem eigenen Web-Shop am Markt, bei uns finden Sie momentan ca. 60.000 e-Books auf der Homepage und wir verfolgen

Lesen Sie beruflich oder in Ihrer Freizeit eigentlich selbst e-Books? Wenig – im letzten Urlaub habe ich zwei Bücher als e-Book auf dem Sony-Reader gelesen, fand das aber nicht so prickelnd. Solange das e-Book nur eine 1:1 Darstellung des gedruckten ist, überwiegen für mich die Vorteile des Print-Mediums. 54 

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eMedien und verlage

lokalen Buchhandel den Läden permanent eim Einkaufen vermitteln.” schon seit langem die sogenannte „Multi-Channel-Strategie”: Das heißt wir sind auf allen „Kanälen” erreichbar und verknüpfen diese bestens: Moderne Läden mit einem guten und breiten Angebot, unser umfangreicher, aktueller dicker Katalog, der zweimal im Jahr in über 100.000 Auflage erscheint und unser Online-Angebot. Auf alles machen wir permanent aufmerksam und unseren Kunden damit klar, dass sie alle diese Angebote nutzen können, bequem aus einer Hand. Dazu kommen unsere engagierten und hervorragenden Mitarbeiter, die unsere Unternehmenskultur unterstützen, leben und permanent an den Kundenwünschen ausrichten. Laut Webmonitor von BITKOM von Oktober 2010 ist jeder Fünfte Deutsche davon überzeugt, dass es in zwanzig Jahren nur noch elektronische Bücher zu kaufen gibt. Bei den unter 30jährigen ist jeder Dritte dieser Meinung. Wäre das so, dann ist die bange Frage berechtigt, was Sie in zwanzig Jahren in Ihren wundervollen Buchhandlungen in den schönen Zentren der süddeutschen Kleinstädte verkaufen werden? Auch wir glauben, dass langfristig der Anteil des „print”-Bereiches zu Gunsten elektronischer Angebote abnehmen wird. Der Markt wird kleiner, der Konkurrenzdruck größer. Wir glauben aber, dass wir an allen unseren Standorten die besten sind und daher weiterhin gute Marktchancen für Osiander haben. Außerdem hat sich das Angebot von Osiander in den letzten 10 Jahren schon geändert: die Fachbücher spielen nicht mehr so eine große Bedeutung wie vor 10 Jahren, der Kinderbuchbereich wurde um Spiele erweitert, buchaffine Geschenkartikel werden immer wichtiger. Wir wollen unsere Kunden in den Läden permanent überraschen und ihnen Spaß beim Einkaufen vermitteln. Bei der gerade beendeten AWS-Tagung in Bremen diskutieren Dr. Hildegard Schäffler (BSB), Anne Bein (SWETS), Detlev Büttner (Lehmanns Media) und Dr. Sven Fund (De Gruyter) auf einem Podium die interessante Frage: „Digitale Welt – Ende oder Beginn einer neuen Partnerschaft zwischen Handel, Verlag und Bibliotheken?” Wie ist Ihre Antwort? Es muss den Verlagen klar sein, dass auch im elektronischen Geschäft gut aufgestellte Firmen, wie sie in der AWS vereinigt sind, den besten Zugang zum Kunden haben. Wir kennen die Kunden in der Regel besser als die Verlage, und unsere Kunden können über den Fach-Buchhandel alles aus einer Hand bekommen. Versuchen Verlage ihre Produkte am Fach-Buchhandel vorbei zu vertreiben, schaden sie sich auf Dauer selbst. Auf der anderen Seite gibt es nicht mehr sehr viele Buchhandlungen, die aktiv, offensiv und kompetent das Bibliotheksgeschäft beherrschen – diese aber sind dringend – auch im Verlagsinteresse – auf gute und partnerschafliche Kooperationen angewiesen. Herr Riethmüller, vielen Dank für das Gespräch.

Die Buchhandlung Osiander wurde 1596 in Tübingen gegründet und feiert als eine der ältesten Buchhandlungen Deutschlands in diesem Jahr ihren 415. Geburtstag. Heute gehört Osiander mit seinen 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Buchhandelsranking zu den zehn größten Sortimentsbuchhandlungen Deutschlands und ist das zweitgrößte familiengeführte Buchhandelsunternehmen. Die traditionelle Tübinger Universitätsbuchhandlung hatte bereits in den 1970er-Jahren damit begonnen, neben dem wissenschaftlichen auch das allgemeine Sortiment zu pflegen. Osiandersche Buchhandlungen gibt es an 22 zentralen Standorten in wirtschaftlich attraktiven Städten Süddeutschlands. Und das Wachstum geht weiter: Im Oktober 2011 wird die 23. Osiandersche Buchhandlungen in Memmingen eingeweiht. Auch die größte Buchhandlung in BadenWürttemberg gehört zu Osiander: Sie entstand 2001 in Reutlingen, als das Familienunternehmen das historische Listhaus ganz übernahm und zur Buchhandlung ausbaute. Der Stammsitz Tübingen, an dem auch die Geschäftsleitung sitzt, wurde in den letzten Jahren planmäßig ausgebaut, um für das Wachstum die erforderliche Infrastruktur zu schaffen: Das Logistikzentrum hat den Warenumschlag zwischen den Buchhandlungen zu bewältigen, im Service-Center, 2006 als zusätzlicher Verwaltungsbereich des Unternehmens neu aufgebaut, sind Rechnungswesen, Online-Buchhandlung und das unternehmensweite Call-Center zusammengefasst. Zum Service gehört u.a. ein portofreier 24-StundenLieferservice über 500.000 Titel aus dem In- und Ausland, die über Nacht bestellt und am nächsten Werktag verschickt oder zur Abholung in einer der Osiander Buchhandlungen bereit gehalten werden. Osiander gibt zweimal jährlich in einer Auflage von 100.000 Stück für die Kundinnen und Kunden einen umfangreichen und kostenfreien Katalog heraus, den es auch online gibt. Darin stellen die fachkundigen Buchhändlerinnen und Buchhändler eine Auswahl von Neuerscheinungen zusammen und geben Empfehlungen. Osiander nahm das neue Medium Internet von Anfang an nicht nur als neuen Vertriebsweg wahr. 1996 gab es den ersten Internetauftritt, der immer wieder aktualisiert wurde. Zuletzt im Januar 2011, als die Katalogdatenbank auf www.osiander.de umgestellt, die Artikelsuche deutlich schneller und zugleich die deutschen und die Auslandskataloge in einer Datenbank integriert wurden, so dass Suchanfragen über Bücher in allen Sprachen laufen und die erweiterte Filteroptionen Einschränkungen und damit qualitativ bessere Suchergebnisse im insgesamt stark erweiterten Sortiment erlauben. 2010 wurde das Gesamtunternehmen Osiander von dem Branchenmagazin Buchmarkt als „Buchhandlung des Jahres 2010“ ausgezeichnet.

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Missing Link · InternationaleVersandbuchhandlung

Missing Link Westerstrasse 114-116 · 29199 Bremen Tel.: (04 21) 50 43 48 · Fax (04 21) 50 43 16 Erwerbungspartner, e-mail: [email protected] mit denen Sie Bibliothekslieferant Missing Link rechnen können http: //www.missing-link.de

Großer Player bei eBooks 20 Jahre

Westerstrasse 114-116 | 28199 Bremen Tel.: [0421] 504348 | Fax: [0421] 504316

www.missing-link.de

Internationale

[email protected] Versandbuchhandlung

 Vor 20 Jahren haben Branka Felba, Winand Ehls, Jochen Pieper und Klaus Tapken die Missing Link Versandbuchhandlung in Bremen aus der Taufe gehoben. Langjährige Erfahrungen im wissenschaftlichen Buchhandel, hohes Know-how in der Kommunikationstechnologie und eine große Bereitschaft zur Dienstleistung mit Herz prägen bis heute das Team des Bibliothekslieferanten Missing Link. Im Oktober 1991 fingen sie in Bremen mit vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Heute beschäftigt das Unternehmen 37 MitarbeiterInnen an den Standorten Bremen, Berlin, Bonn, Bottrop, New York und Novi Sad. Alle werden laufend geschult und in vielen Fällen haben sie auch von der Pike auf im Betrieb das Handwerk des Buchhändlers bzw. Kaufmanns gelernt. Eine stetige Aufstockung und Erhöhung der Mitarbeiterzahl ist für alle Bereiche auch weiter vorgesehen, von der Bestellabteilung Buch, über Zeitschriften, eBooks, Außendienst und natürlich Wareneingangs- und Ausgangskontrolle.

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eMedien und buchhandel

Die Gründungsidee von Missing Link, importierte Literatur Subskriptionsmodelle stellt Missing Link den Kunden dar, schnell und kostengünstig einem großen Kreis an Interessenunterstützt bei der Erwerbung und auch beim Nachweis. ten zugänglich zu machen und dafür soviel Information wie Denn die Auffindbarkeit der von der Einrichtung lizensierten möglich vorab bereitzustellen, fand damals wie heute ZueBooks ist der wichtigste Faktor für eine Nutzung. Hierfür spruch. Und damals, also 1991, stellte sich die Verbindung in steht das eBook-Portal, die miliBib, allen eBook-Kunden zur die nicht-deutschsprachigen Märkte noch als äußerst schwieVerfügung. Über 200 Universitäten, Fachhochschulen und rig dar. „Erwerbungspartner, mit denen Sie rechnen können”, Forschungseinrichtungen nutzen dieses Portal, sodass Misdas ist das Selbstverständnis der Mannschaft von Missing sing Link heute auch für die anbietenden Verlage der wichLink. Denn der Großteil der Kunden sind Erwerbungsleiter tigste und nach eigenen Angaben größte Player auf diesem aus großen wissenschaftlichen Bibliotheken, Institutionen Gebiet ist. und Behörden – und der Buchhandel. Bei Missing Link wird neben dem Einsatz von neuer TechnoSchon lange vor Amazon hatte die Bremer Versandbuchlogie und aktueller Bestellsoftware auch der persönliche Konhandlung eine Internet-Homepage, die viel Zuspruch fand takt zu den Verlagen gepflegt. Die meisten Verlage sind daund findet. Mit heute über 6 Millionen englischsprachigen ran interessiert, stets alle Informationen auf den aktuellsten Titeleinträgen, die Lang- und/oder Kurzbeschreibungen und Stand zu bringen und ihre neuesten Features vorzustellen. Inhaltsverzeichnisse beinhalten sowie Originalpreise und deUnd gerade im Bereich eBooks für Bibliotheken besteht ein ren Umrechnung in Euro ist die ständig gepflegte und akenormer Informationsbedarf. Hier unterstützt Missing Link tuelle Datenbank für viele, die sich keine englischsprachige viele Verkaufsleiter, denn dieser Markt ist für die meisten Bibliographie mehr leisten können, eine Alternative. Schon noch Neuland. Auch zum jährlichen eBook-Tag, an dem sich seit mehr als zehn Jahren die Bibliothekare zu den stellt Missing Link aus neuen Medien und ihren diesen Daten konfektioGeschäftsgängen inforSchon lange vor Amazon hatte die Bremer Versandbuchnierte Kaufvorschläge für mieren und austauschen handlung eine Internet-Homepage, die viel Zuspruch die Erwerbung in seinem können, werden viele Online-Portal (eBiml) für Verlagsvertreter eingelafand und findet. Mit heute über 6 Millionen englischBibliothekare zur Verden, um die für sie „neusprachigen Titeleinträgen, die Lang- und/oder Kurzbefügung. Sie werden aus en“ Kunden einschätzen den Neuerscheinungen und kennen lernen zu schreibungen und Inhaltsverzeichnisse beinhalten sowie – ähnlich wie auch bei können. Originalpreise und deren Umrechnung in Euro ist die den betreuten Approval „Auch die über 2000 Plänen – nach Vorgaben Buchhandlungen, die ständig gepflegte und aktuelle Datenbank für viele, die ausgewertet, individuunseren Service in Ansich keine englischsprachige Bibliographie mehr leisten ell angepasst und gegen spruch nehmen, sind von bereits vorhandene Titel der Kenntnis des Marktes können, eine Alternative. geprüft. Dieser Service und dem Informationsist kostenlos und für grad bei Missing Link Bereiche geeignet, die beeindruckt”, so die Gekeinen so großen Etat haben wie z. B. die Sondersammelschäftsführerin Branka Felba. „So kommt es, dass viele Bibligebiete. Auch die Einspielung von Bewegungsdaten in die otheken, die nicht bei uns direkt bestellen, indirekt trotzdem Erwerbungssysteme ist hierbei möglich. Aber das Bestell- und den Service in Anspruch nehmen. Insbesondere FirmenbibliInformationssystem, das Bibliotheks- und InstitutskundInnen otheken, die lieber vor Ort bestellen, bekommen ihre komplikostenlos von Missing Link bereitgestellt bekommen, hat zierteren Titelwünsche oft ohne es zu wissen über uns.” noch viele weitere Features. Es bibliographiert, versendet die Auf die Frage, welchen Stellenwert der persönlich Kontakt Bestellungen mit allen für die jeweilige Bibliothek notwendizum Kunden für sie und ihre Mannschaft habe, antwortet gen Daten, erlaubt Listenin- und export, weist auf DoppelbeBranka Felba bestimmt: „Einen sehr großen! Wir besuchen stellungen hin und reklamiert, wenn dies einmal notwendig unsere Kunden häufig und halten Vorträge vor Fachrefesein sollte, auf Knopfdruck direkt per Mail bei Missing Link. renten und Erwerbern an den Hochschulen, veranstalten Es ist mehrplatzfähig und in der Lage, mehr als eine Kundenauch Tagungen wie den eBook-Tag. Außerdem fließen Eradresse zu verwalten. fahrungen, Wünsche und Vorstellungen unserer Kunden in Dass die ausgelösten Bestellungen gegen Rechnung und zu die Services mit ein.“ Bibliothekskonditionen ausgeliefert werden, versteht sich Zusammen mit Winand Ehls, Jochen Pieper und Klaus Tapgenauso von selbst wie die ständige Weiterentwicklung des ken war es Branka Felba schon bei der Gründung von MisPortals. Mittlerweile gehört Missing Link im Printbereich in sing Link bewusst, dass ein solides Unternehmen zwar stänDeutschland und Österreich zu den größten selbstständigen dig wachsen muss, aber nicht zu schnell. „Konsolidieren und Bibliothekslieferanten. langsam aber stetig größer werden, diese Eckpfeiler der Old Ein weiterer, stark wachsender Geschäftsbereich, den MisEconomy sollte man nicht umwerfen, sonst ist es aus mit sing Link schon seit Jahren betreut, sind eBooks für den der Seriosität”, davon ist die studierte Theologin überzeugt. akademischen Campus. Auch hier stellt Missing Link den Bi„Dass das Geschäftsmodell aufgeht, haben wir jetzt zwanzig bliotheken ein Portal zur Verfügung, auf dem zurzeit über Jahre lang bewiesen”, sagt sie zufrieden und stolz. – Trotz 360.000 als Campuslizenz verfügbare eBooks verzeichnet mitunter stürmischer Zeiten und wachsender Konkurrenz. sind. Die verschiedenen, sehr uneinheitlichen Kauf- oder (ab)  Sonderausgabe 2011

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emedien und Verlage

Elektronisches ­Publizieren in Verlagen „Entscheidend ist die Frage, wo welcher Markt für m ­ eine Produkte ist und wer mir diesen Markt erschließt.”

Der Verlag Eugen Ulmer wurde 1868 als Fachverlag für Obst- und Weinbau in Ravensburg ­gegründet. Rund um die Themen Landwirtschaft und Gartenbau umfasst das Programm ­heute alles, was mit Tieren, Pflanzen und Natur im weitesten Sinne zu tun hat. Mit rund 1.200 ­lieferbaren Büchern, 23 Zeitschriften, über 50 Websites und Datenbanken bietet der Verlag das ­vollständige Spektrum der Medien in diesem ­Bereich an: Schulbuch, Lehrbuch, Fachbuch, Ratgeber, Nachschlagewerk, Special-Interest Zeitschrift, wissenschaftliche Zeitschrift, Fachzeitschrift, CD-Roms, Datenbanken, Websites, Fachportale und E-Books. Der Eugen Ulmer Verlag sitzt heute in Stuttgart H ­ ohenheim. Seit 1993 gibt es Les Editions ­Eugen ­Ulmer als Filiale Tochterunternehmen in Paris. Steffen Meier leitet die Abteilung Elektronisches ­Publizieren und Ulmer online. Bei der Buchmesse ­Leipzig trafen wir ihn als engagierten Podiumsteilnehmer zum Thema „Digital, optional, marginal: Quo vadis Buchmarkt?” und verabredeten uns zu diesen spannenden Themen zu ­einem Gespräch. (ab) 58 

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„2011 wird auf dem Markt der eigentliche Durchbruch für das e-Book kommen.” Das prognostizierte Alexander S­ kipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei der Leipziger Buchmesse. Und das iPad ­sehen viele dafür als den Eisbrecher. Wie ist Ihre Prognose? Ich finde die Analogie eines Eisbrechers sehr treffend – hier wird eine Schneise geschlagen, aber nicht zwangsläufig ein Meer enteist. Insofern war das iPad für viele Verlage ein zündender Funke, das auch erstmals die Möglichkeit einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Monetarisierung bietet. Kurz formuliert ist meine mit vielen Fragenzeichen versehene Vermutung, dass wir den Markteintritt einiger großer Player wie Amazon mit günstigen Tablets bekommen, die einen entsprechend voluminösen Markt schaffen. Hier werden Verlage dann adäquate Produkte schaffen können, die aber mit den heutigen e-Book-Formen wenig zu tun haben werden. Bei der AWS-Tagung in Bremen, die gerade in diesen Tagen stattfindet, diskutieren Dr. Hildegard Schäffler (BSB), Anne Bein (SWETS), Detlev Büttner (Lehmanns Media) und Dr. Sven Fund (De Gruyter) auf einem Podium die interessante Frage: „Digitale Welt – Ende oder Beginn einer neuen Partnerschaft zwischen Handel, Verlag und Bibliotheken?” Haben Sie darauf eine Antwort? Keine Antwort, eher eine Einschätzung – dass digitale Güter nur auf digitalen Wegen funktionieren und angenommen werden. Dies ändert für mich nicht die Partnerschaft zwischen Verlag und Bibliotheken und deren jeweiligen Endnutzern, digitalisiert sie ja eigentlich nur, aber der lokale Raum des Handels, also konkret des klassischen Sortiments, wird hier keine signifikante Rolle mehr spielen. Online-Händler verzeichnen Wachstumsraten von 42 Prozent beim Umsatz. Mal abgesehen von der Frage, die Sie oben auch ansprechen, wo der stationäre Buchhandel bleiben wird – wie wichtig ist für Ihren Verlag der Online-Buchhandel? Arbeiten Sie gerne mit Marktteilnehmern wie Amazon zusammen? Oder vermarkten Sie Ihre elektronischen Produkte am liebsten selbst? Gern oder ungern spielt hier keine Rolle. Entscheidend ist die Frage, wo welcher Markt für meine Produkte ist und wer mir diesen Markt erschließt. Das muss man ganz nüchtern sehen und die Vor- und Nachteile nüchtern abwägen. Was sind Ihre Erfahrungen mit elektronischen Produkten für Ihre Zielgruppen? Verkürzt gesagt: sinnvolle Produkte, im Sinne von echtem Mehrwert für den Nutzer und auch aus der Nutzungssituation gedacht, funktionieren gut. An der Zielgruppe vorbei oder zu sehr vom Buch oder Zeitschrift gedacht nicht – aber diese Erfahrung haben wir wie alle anderen Verlage in den Phasen des Try-and-error natürlich auch gemacht. Man muss hier einen permanenten Lernprozess schlicht akzeptieren, darf aber das eigentliche Ziel im Sinne der Wirtschaftlichkeit nicht aus dem Auge verlieren. Urheberrecht. Kopierschutz. Die Piraterie bringt die Verlage in Zugzwang. Harte DRMs oder digtale Wasserzeichen? Wie wird Ihr Verlag sich hier positionieren?

Laxer Umgang mit Rechtsverstößen ist unangebracht – genauso wie Kriminalisierung, mich schüttelt es heute noch bei den Piracy-Spots der Filmindustrie vor einigen Jahren. Persönlich würde ich schon aus Sicht des Kunden und um meine Absatzchancen zu erhöhen keine hohen technischen Hürden aufbauen durch hartes DRM. Wenn dann noch ein umfangreiches legal erwerbbares Angebot dazukommt sowie einfache Bezahlsysteme und ein sinnvolles Pricing, wird Piraterie auf ein Niveau zurückgehen, mit dem wir vermutlich leben müssen. Das heißt aber nicht, dass dies dann keine Konsequenzen für Piraten haben darf! In naher Zukunft wird niemand mehr für reine Textbücher Geld ausgeben, sondern nur noch für Bücher, die mit medienübergreifenden und interaktiven Features ausgestattet sind, die also Abbildungen, die Zoom und Rotation erlauben und Tonträger und Videos beinhalten, davon ist Theodore Grey, Softwareentwickler bei Wolfram Research und Mitglied von Touch Press, ein neu gegründeter Verlag für e-Books, offensichtlich überzeugt, denn das verkündete er bei der jüngsten Tools of Change for Publishing Conference im Februar 2011 in New York. Was sagt der Leiter Elektronisches Publizieren bei Eugen Ulmer dazu? Übertreibung bringt Verdeutlichung – so würde ich Herrn Greys Aussage deuten. Natürlich wird auch noch für reine Textbücher Geld ausgegeben, zumindest mittelfristig. Recht hat er in dem Punkt, dass wir anfangen müssen, Produkte zu generieren, die die Möglichkeiten der Endgeräte ausnutzten. Aber da erzählt er den aufgeschlosseneren Verlegern nichts Neues. Laut Webmonitor von BITKOM vom 3.10.2010 ist jeder Fünfte Deutsche davon überzeugt, dass es in zwanzig Jahren nur noch elektronische Bücher zu kaufen gibt. Bei der jüngeren Generation (unter 30 Jahren) ist sogar jeder Dritte dieser Meinung. Glauben Sie an eine Koexistenz von gedruckter und elektronischer Literatur? Medienwandel in einer wirtschaftlich sinnvollen Größe funktioniert nur über entsprechend große Märkte, momentan hat das Endgerät Buch einfach noch zu viele Vorteile. Insofern sind ein paar Millionen iPads nicht als Wandel zu sehen, wohl aber als Hinweis darauf, wohin sich die Mediennutzung hin­ entwickeln wird. Ich glaube noch an eine sehr lange Koexistenz, allerdings mit deutlich bis extremen Verschiebungen von Papier zu Digital. „Alles, was nicht digital verfügbar ist, existiert für die nächste Generation nicht mehr.” Das ist die Prognose der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek Frau Dr. Elisabeth Niggemann. Auch das eine Übertreibung? Jein. Ich würde es nur persönlich abändern in „Alles, was nicht digital auffindbar ist, existiert für die nächste Generation nicht mehr”. Bei Licht besehen wächst diese Generation immer noch umgeben von Papierbergen auf, insofern sehe ich dies eher als sehr langfristigen Prozess. Herr Meier, vielen Dank für das Gespräch.

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E-Books aus Tradition Claudio Crugnola* Andreas Reckwerth**

Wegweiser in Dubai, von einer Verlagsmitarbeiterin fotografiert

 Duncker & Humblot ist alles andere als ein Startup-Unter nehmen: 1798 gegründet, publiziert der Verlag seit nunmehr 213 Jahren wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften. Das Traditionshaus gehört damit zu den ältesten konzernunabhängigen und inhabergeführten Verlagen weltweit. Auch den Schwerpunkten seines Programms ist Duncker & Humblot über die Jahre treu geblieben und unterstützt den Forschungsbetrieb durch Publikationen aus den Sachgebieten Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Politikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Philosophie. Die jährliche Zahl an Neuerscheinungen beläuft sich auf etwa 300 Bücher und 15 Zeitschriften. Eine weitere Besonderheit stellt die Geschäftspolitik dar, im Verlag erscheinende Titel der Wissenschaft langfristig zur Verfügung zu stellen. Die Backlist umfasst heute über 12.500 Titel, die meisten davon aus der Zeit nach 1945.

* Claudio Crugnola, E-Publishing Manager, Duncker & Humblot, [email protected] ** Andreas Reckwerth, Director Sales & E-Publishing, Duncker & ­Humblot, [email protected]

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210 Jahre lang wurde dieses Geschäft mit gutem Erfolg betrieben und Bücher mit aller herstellerischen Sorgfalt und großem Qualitätsbewusstsein produziert. Der verlegerische Apparat war leistungsfähig, die Prozesse über Jahre eingespielt und aufeinander abgestimmt. Es hätte alles so weitergehen können, wie gewohnt. Nun blickt der Verlag aber vielmehr auf drei besonders spannende und innovative Jahre zurück, die von zahlreichen Veränderungen geprägt sind. Veränderungen, die nicht nur die eine oder andere kleinere Umstellung mit sich bringen, sondern in alle herkömmlichen Arbeitsprozesse der Buchproduktion eingreifen: Seit drei Jahren erscheinen neue Titel und zunehmend auch Titel der Backlist als PDFE-Book. Was für eine Revolution gehalten werden könnte, ist vielmehr ein evolutionärer Vorgang. Bücher werden auch heute noch gedruckt und erfolgreich vertrieben, das Printgeschäft ist nach wie vor ein wichtiges Standbein des Verlags. Für Duncker & Humblot hieß dies, in Personal, Software und Strukturen zu investieren. Sukzessive wurde im E-MedienGeschäft Know-how aufgebaut, ein anhaltender Wandlungsprozess in Richtung crossmedialer Veröffentlichung in Gang gesetzt, um verlagseigene Inhalte vielfältiger zugänglich zu machen. Neue Titel für Privatkunden im PDF-Format zu produzieren war also erst der Beginn. Im November vergangenen Jahres hat der Verlag mit dem Launch der Duncker & Humblot eLibrary den nächsten Schritt getan. Die eLibrary ist eine EBook-Plattform, die ganz auf die speziellen Bedürfnisse von Bibliotheken und deren Nutzer zugeschnitten ist. Gegenüber dem relativ starren PDF-Format schöpft diese Form des elektronischen Publizierens die digitalen Möglichkeiten weiter aus. Es ergeben sich klare Vorteile bei der Darstellung des Contents und bei der Arbeit mit den Inhalten. Die E-Books werden in einer Flash-Anwendung dargestellt und sind plattformübergreifend im Volltext durchsuchbar. Dabei wurde darauf geachtet, dass ein möglichst hürdenloser Zugang zum Content besteht. Nutzer können unmittelbar auf den Content zugreifen und Seiten ausdrucken – ohne Anmeldeprozedere. Wer personalisierte Funktionen in Anspruch nehmen möchte, kann sich ohne großen Aufwand ein eigenes Benutzerkonto einrichten.

Hier werden E-Bücher gemacht: die Steglitzer Gründerzeitvilla des Verlags

Die User haben anschließend die Möglichkeit, sich Teile eines Werks in einer für den persönlichen Gebrauch lizenzierten Fassung herunterzuladen, sich des Copy & Paste-Verfahrens zu bedienen oder Texte – auch kollaborativ – zu bearbeiten, d. h. mit Notizen und Lesezeichen zu versehen. Einmal vorgenommene Bearbeitungen sind über das Benutzerkonto zu jedem späteren Zeitpunkt wieder abrufbar. Die Benutzeroberfläche ist dabei bewusst einfach und intuitiv gestaltet. Um die elektronischen Titel unkompliziert in den jeweiligen Bibliothekskatalog einbinden zu können, werden Katalogisate im MARC-Format bereitgestellt. COUNTER-konforme Statistiken ermöglichen die schnelle Evaluation des Nutzerverhaltens.

Das Angebot Alle Inhalte der eLibrary sind derzeit ausschließlich im Kaufmodell zu erwerben. Dafür erhält die Bibliothek einen zeitlich unbegrenzten Zugang für eine unbegrenzte Zahl von simultanen Nutzungen. Jedes E-Book ist über eine eigene ISBN eindeutig identifizierbar und kann einzeln erworben werden. Eine Mindestabnahmeregelung besteht also nicht. Darüber hinaus werden auch keinerlei weitere Gebühren, etwa für Maintenance o. ä., erhoben. Der Preis für ein E-Book beträgt ca. 115 % des entsprechenden Printpreises. Damit ist in etwa die Mehrwertsteuer-Differenz ausgeglichen, die zwischen gedrucktem Buch (7 % MwSt.) und E-Book (19 % MwSt.) besteht. Bei Lehrbüchern liegt der E-Book-Preis in der Regel beim zwei- bis vierfachen des Printpreises. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auf Seiten der Kunden unterschiedlichste Bedarfslagen vorhanden sind. Dementsprechend sind die Kundenwünsche vielfältig. Duncker & Humblot hat auf diesen Umstand reagiert und Erwerbsmodelle etabliert, die die volle Flexibilität gewährleisten. So gibt es nicht wenige Kunden, die auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf das gedruckte Buch verzichten wollen. Gleichzeitig besteht aber der Wunsch, von den Vorteilen des elektronischen Formats zu profitieren. Der Verlag bietet deshalb jedes E-Book zusammen mit der Printversion auch als preisgünstiges Bundle an. Ein Print & E-Book-Bundle kostet ca. 50 % mehr als die gedruckte Ausgabe (Ausnahme: Lehrbücher). Jedes Print & E-Book-Bundle verfügt ebenfalls über eine eigene ISBN. Daneben besteht auch die Möglichkeit des Erwerbs von EBook-Kollektionen, die nach Fachgebieten und Erscheinungsjahren zusammengestellt sind. E-Book-Kollektionen liegen preislich mindestens 20 % unter der Summe der Einzelpreise. E-Book-Kollektionen der laufenden Jahresproduktion können bereits vorab gekauft werden. Der Preis wird auf Basis der Vorjahreswerte kalkuliert, eine etwaige Differenz am Ende des Jahres entweder gutgeschrieben oder, falls der Kunde die über dem Vorjahreswert liegenden Titel mitkaufen will, nachberechnet. Auch sind die Kollektionen der laufenden Jahresproduktion als Print & E-Book-Bundle erhältlich. Der Vorteil des Voraberwerbs liegt auf der Hand: Die Titel werden bei Erscheinen sofort an den Kunden geliefert bzw. regelmäßig freigeschaltet. Wer keine vorkompilierten Kollektionen wünscht, kann aus Einzeltiteln nach dem Pick & Choose-Verfahren eigene Kollektionen zusammenstellen. Ab 50 Titeln gibt es einen Rabatt von 10 % auf die Einzelpreissumme, ab 100 EBooks sogar 15 %. Dass für Bestellungen von elektronischen

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eMedien und verlage

Produkten bei Duncker & Humblot generell keine Mindestbestellmenge besteht, wurde bereits erwähnt.

schienen sind. Perspektivisch soll die gesamte Backlist des Verlages digital erschlossen werden. Für die nahe und mittlere Zukunft sind weitere Ausbaustufen geplant. So ist u. a. die Integration einer CrossRef-Schnittstelle vorgesehen. Sie ermöglicht den direkten Link beispielsweise aus dem Literatur- oder Quellenverzeichnis eines E-Books auf die der Zitation zu Grunde liegende elektronische Originalressource im Netz. Gleichzeitig werden externe elektronische Publikationen, die Inhalte der eLibrary zitieren, registriert und nachgewiesen. Für den Nutzer bedeutet dies eine erhebliche Zeitersparnis bei der Literatursuche. In einem weiteren Schritt ist die Öffnung der eLibrary für die private Recherche geplant, auch der Erwerb von Einzelseiten wird dann möglich sein. Parallel dazu ist der Verlag permanent dabei, die Usability der Plattform zu testen und zu verbessern. Insgesamt ist in den letzten drei Jahren ein umfassendes elektronisches Programm für Bibliotheken entstanden, das zu den größten im deutschsprachigen Raum gehört. Die Innovationsfreude hat sich ausgezahlt, der veränderten Erwartungshaltung des Kunden begegnet der Verlag gut vorbereitet: ganz im Sinne der bisherigen Tradition. 

Erwerbsmodelle für jeden Bedarf • Einzeltitel ohne Mindestabnahme. • Preiswerte Print & E-Book-Bundles. • Fach- und Jahres-Kollektionen. • Pick & Choose mit attraktiven Rabatten. In der eLibrary sind derzeit rund 1.200 E-Books aus den Jahren 2004 bis 2011 verfügbar. Darunter finden sich neben hochkarätigen Studien aus den verschiedenen Fachdisziplinen auch sozialwissenschaftliche Klassiker, wie Max Webers Politik als Beruf oder John Maynard Keynes‘ All­gemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, und auch Lehrbücher, wie das renommierte Marketing-Lehrbuch von Robert Nieschlag, Erwin Dichtl und Hans Hörschgen (NDH). Das Angebot wird ständig durch Neuerscheinungen und Backlisttitel erweitert, in Kürze beispielsweise durch ca. 600 Titel der Kollektion RECHT 2004–2006. Darin enthalten sind Monografien und Sammelbände, die in den Jahren 2004 bis 2006 im Fachgebiet Rechts- und Staatswissenschaften er-

www.duncker-humblot.de/elibrary

Neuerscheinungen B.I.T.-Innovativ 2011 BAND 33

BAND 32

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INNOVATIV

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ISBN 978-3-934997-37-0 ISSN 1615-1577 Fabian M. Fürste

€ 24,50

BAND 34

Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden

BAND 33

BAND 32





Handlungsempfehlungen für die Krisenkommunikation Öffentlicher Bibliotheken in finanzieller Notlage

Bibliothekarische Apps

Linked Open Library Data

Krisen-PR für Bibliotheken



Krisen-PR für Bibliotheken in finanziellen Notlagen

INNOVATIV

INNOVATIONSPREIS 2011

Hans-Bodo Pohla

BAND 32 Ralf Drechsler

BAND 33 Fabian M. Fürste

BAND 34 Hans-Bodo Pohla

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Linked Open Library Data

Bibliothekarische Apps

Handlungsempfehlungen für die Krisenkommunikation Öffentlicher Bibliotheken in finanzieller Notlage

Bibliographische Daten und ihre Zugänglichkeit im Web der Daten

Untersuchung hinsichtlich der technischen Realisierung und des Nutzens

ISBN 978-3-934997-36-3 144 Seiten Euro 24,50

ISBN 978-3-934997-35-6 132 Seiten Euro 24,50

ISBN 978-3-934997-37-0 112 Seiten Euro 24,50

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Sonderausgabe 2011 Dinges &

Frick Verlag | Postfach 2009 | 65010 Wiesbaden

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e-Learning

Punkten mit SpringerScore  Ab Juni 2011 schaltet Springer seinen elektronischen Wissenstrainer SpringerScore im Netz frei. Springer

will damit in erster Linie deutschsprachige Studierende in Bachelor-Studiengängen ansprechen, die sich optimal auf eine Prüfung vorbereiten oder ein realistisches Bild über ihren Wissensstand machen wollen. Das erste Modul dieser Online-Lernplattform bietet mehr als 3000 Fragen und Antworten aus den Grundlagenfächern des Studiengangs Biologie. Geplant sind weitere Fachgebietsmodule, zunächst zum Studium der Betriebswirtschaft und der Technik; andere Gebiete der Naturwissenschaften sollen folgen.  Die Fragen in der Biologie-Pilotversion von SpringerScore stammen aus verlässlichen Quellen wie

Springer-Lehrbüchern bzw. vom Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen. Eine SpringerScore-Fachredaktion hat die Beiträge so aufbereitet, dass sie zusätzlich zu einer zuverlässigen Kurzantwort noch einen ausführlichen bebilderten Eintrag aus dem „Kompaktlexikon der Biologie“ (Spektrum Akademischer Verlag) enthalten. Neben Multiple-Choice- und Verständnisfragen werden Abbildungen zur Beschriftung und Spezialquize angeboten. Die Fragen kommen aus den neun Grundlagenfächern der Biologie: Genetik, Zellbiologie, Biochemie, Mikrobiologie, Zoologie, Entwicklungsbiologie, Botanik, Evolution und Ökologie.  „Als einer der weltweit führenden ePublisher baut Springer nun auch seine eLearning-Angebote aus. Ne-

ben Online-Plattformen für Medizinstudenten wollen wir mit SpringerScore auch Studierenden anderer Fachgebiete nach Studienfächern gebündelte Lernmodule anbieten. Das abgefragte Wissen basiert auf unseren bewährten Lehrbüchern und ist interaktiv in einem Online-Testprogramm aufbereitet. Die Studierenden können so ihr erworbenes Wissen in einer prüfungsähnlichen Simulation abfragen, rasch Wissenslücken aufdecken und so ihren Lernaufwand optimieren“, sagt Dr. Ulrich G. Moltmann, Programmleiter Biowissenschaften, Spektrum Akademischer Verlag.  Zugang zu dem elektronischen Wissenstrainer erhalten die Nutzer über die IP-Range jener Universitäten,

die für SpringerScore eine Campus-Lizenz bei Springer erworben haben. Nachdem sich die Nutzer registriert haben, können sie über eines der Grundlagenfächer in einen Fragenkatalog einsteigen. Die Antworten können in einer personalisierten Sektion „MyScore“ gespeichert werden und sind damit jederzeit erneut abrufbar. Die Fragen werden wie in einer Lernkartei kategorisiert und bekommen bei jeder neuen Speicherung eine intensivere rote Farbe, sodass der Lernfortschritt nachvollzogen werden kann. Die gespeicherten Fragen können gelöscht werden, z.B. wenn eine Modulprüfung absolviert wurde. Noch mehr Details erfuhren wir im Gespräch am 21. April 2001 mit Dr. Ulrich G. Moltmann, Programmplaner Biologie des Spektrum Verlags und Projektleiter SpringerScore. (ek)

SpringerScore ist – laut Verlagsdarstellung – ein elektronischer Wissenstrainer für Bachelorstudierende. Was darf man sich darunter vorstellen? Studierende sind mittlerweile damit vertraut, über die Netzwerke ihrer Universitäten oder über das Internet elektronische Lerninhalte zu nutzen (SpringerLink, Dozentenskripte, Internetlexika). Beim Lernen kombinieren sie diese mit den traditionellen Lehrbüchern. Was zur Optimierung dieses neuen Lernverfahrens noch fehlt, ist die Kontrolle des Lernfort-

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schritts in einer prüfungsähnlichen Simulation. Genau das bietet SpringerScore in Form von Multiple-Choice-, Verständnis- und Bildbeschriftungsfragen und -antworten, wie sie auch in Bachelorprüfungen vorkommen können. Am 1. Juli geht SpringerScore live mit dem Biologie-Modul. Sie fangen bewusst mit Biologie an? Die Biologie wurde als inhaltliches Pilotmodul für S­pringer Score ausgewählt, weil der Springer-/Spektrum Akademischer

eMedien und verlage

Verlag führend auf dem Markt der deutschsprachigen Biologie-Lehrbücher ist. Aus verlässlichen Standardlehrbüchern sowie aus dem zertifizierten Fragenbestand des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen wurden mehr als 3000 Biologie-Fragen ausgewählt, von einer Fachredaktion mit Kurzantworten versehen und mit den Inhalten des „Kompaktlexikons der Biologie“ verlinkt. Die Studierenden können eine Teildisziplin der Biologie auswählen und dann einen Quiz beginnen, dessen Fortschritt sie in der Sektion „MyScore“ speichern können, um nicht oder falsch beantwortete Fragen später noch einmal zu wiederholen. Dabei erkennen sie rasch, welches Niveau ihr Wissen unterdessen erreicht hat. Welche Nutzen bietet SpringerScore den Dozenten? Primärzielgruppe für SpringerScore sind gewiss die Studierenden. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn Dozenten dieser modernen Form des e-Learnings auch etwas abgewinnen könnten. Wenn sie von der Qualität der gestellten Fragen und gegebenen Antworten erst einmal überzeugt wären, würden sie vielleicht ihren Studierenden dazu raten, sich auch anhand des Trainers vorzubereiten. Vielleicht würden sie sogar Fragen aus SpringerScore für die eigenen Prüfungen verwenden bzw. der Fachredaktion ihre Fragen zur Verfügung stellen. Dann hätten alle Beteiligten einen Nutzen davon.

SpringerScore soll sowohl als Campuslizenz als auch als Individuallizenz erhältlich sein. Wie werden diese beiden Lizenzen am Markt platziert? Springer hat den direkten Draht zu den Universitätsbibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wird SpringerScore als Campuslizenz innerhalb der IP-Ranges der Universitäten anbieten. In der Wahrnehmung der Studierenden wäre der Zugang dann kostenlos. Allen anderen Kunden wird in Kürze eine Individuallizenz ermöglicht, die über PayPal abgerechnet werden kann. Mit einem signifikanten Werbeaufwand wollen wir das Produkt bekanntmachen und den Einstieg mit zunächst 19,95 Euro für eine Jahreslizenz anbieten. Nach einen halben Jahr Einführungszeit soll der Preis für die Jahreslizenz auf 24,95 Euro, für eine Zweijahreslizenz auf 39,95 Euro festgesetzt werden.   Wie sieht die künftige Entwicklung von SpringerScore aus? Deutschsprachige Lehrbücher aus den Springer-Verlagsprogrammen sind marktführend auch in anderen Studiendisziplinen. So können wir uns vorstellen, nach demselben didaktischen Ansatz weitere Module zu den Themen Betriebswirtschaft, Physik und Technik folgen zu lassen. Dann wünsche ich Erfolg und danke für das Gespräch. Sonderausgabe 2011

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Der Bundesanzeiger Verlag Ein digitaler Fachmedienanbieter Mit dem „Bundesgesetzblatt-Online“ (BGBI) besteht ein seit ca. 15 Jahren etabliertes kostenloses und kostenpflichtiges Onlineangebot. Der Bundesanzeiger-Verlag veröffentlicht über die Plattformen ebundesanzeiger.de und unter­ neh­ mens­ register.de die Unternehmensdaten aller veröffentlichungspflichtigen Unternehmen. Beide Plattformen bzw. Angebote erfreuen sich stetig wachsender kostenloser Abrufe und fördern damit die nach dem EHUG geforderte Unternehmenstransparenz. Neu ist hier der kostenlose mobile Zugriff über die „Bilanzmonitor“-App. Neben dem Veröffentlichungsauftrag, dem innerhalb der Evidenzzentrale nachgekommen wird, hat sich der Bundesanzeiger Verlag mit vielfältigen digitalen Angeboten in der Fachverlagslandschaft etabliert. Hier nun eine kleine Auswahl aus den sechs Themenbereichen des Bundesanzeiger Fachverlages. Außenwirtschaft – Exportkontrolle – Zoll • HADDEX online – Datenbank Das Handbuch der deutschen Exportkontrolle als Onlineanwendung. Die Anforderungen an exportierende Unternehmen steigen. Gerade in der Exportkontrolle bestehen in den Bereichen der Embargos, der Terrorismusbekämpfung und der Dual-use-Güter zahlreiche Anforderungen durch den Gesetzgeber, die von exportierenden Unternehmen erfüllt werden müssen. Hierbei hilft „HADDEX-online“ als tagesaktuelle Onlinedatenbank mit flexiblem Zugang über jedes internetfähige Frontend, durch einfache und selbsterklärende Handhabung, Zugang auf historische Stände und auf einzelne Gesetze sowie durch Kommentierungen des Bundesausfuhramtes BAFA zu den Grundzügen des Exportkontrollrechts, Verboten und Embargos sowie Genehmigungspflichten und -verfahren. www.haddex.de • Tarife online – Datenbank Der elektronische Zolltarif – kurz „Tarife“ genannt – für die im- und exportierende Wirtschaft bietet neben der tagesaktuellen Bereitstellung I: I mit den Daten der Zollbehörden weiterführende relevante Features, wie eine übersichtliche Darstellung der Maßnahmen und Codierungen für Im- und Export, eine intuitive Benutzerführung. Rechtsgrundlagen sind komfortabel und aktuell im Zugriff z. B. Erläuterungen zur Kombinierten Nomenklatur, Anmerkungen zu Abschnitten und Kapiteln. Eine Datenanbindung über Schnittstellen ermöglicht die Automatisation wesentlicher Prozessabläufe in den Unternehmen.

www.tarife.de • AEO-Antrag Für im- und exportierende Unternehmen gewährt der neue Status des AEO (Authorised Economic Operator) erhebliche Verfahrenserleichterungen. Das Ausfüllprogramm zum AEO-Zertifikat und für die vereinfachten Verfahren hilft den Unternehmen dabei. Es bietet alle wesentlichen Informationen zum Ausfüllen des AEO-Antrags der Zollverwaltung, einführende und praktische Hinweise zu verschiedenen Fragenkomplexen, den vollständigen Fragebogen der Zollverwaltung (inkl. des neuen harmonisierten EU-Fragebogens)

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Sonderausgabe 2011

als anwenderfreundliches Ausfüllprogramm, sowie aktuelle Kommentierungen des bisherigen Fragenkatalogs und des neuen EU-Fragebogens.

Familie – Betreuung – Soziales • Bt-Recht – Online-Informationsdatenbank Die Datenbank „bt-recht“ bietet Zugriff auf alle Rechts- und Auslegungsgrundlagen für die betreuungsrechtliche Praxis, rund 4.000 betreuungsrechtliche Entscheidungen, davon über 2.000 im Volltext, fundierte Kommentierung aller materiellen und verfahrensrechtlichen Vorschriften des Betreuungs- und Unterbringungsrechts und über 700 betreuungsrechtliche Fachbeiträge und -aufsätze, sowie alle relevanten betreuungsrechtlichen Normen, u.a.: BGB, FamFG, KostO, RPflG, GVG BtBG www.ht-rech!.de

Sicherheit – Technik – Gefahrgut • Verkehrsrecht Binnenschifffahrt digital Bietet dem Binnenschiffer Rechtssicherheit bei Überprüfung durch die Wasserschutzpolizei (Mitführpflicht), zeitnahe Verfügbarkeit der Änderungen der Rechtsvorschriften nach neuestem Stand, regelmäßige Updates. Darstellung der zahlreichen vorübergehenden Anordnungen mit Angabe der Ablauffrist und mit Verlinkung der betreffenden Stelle im Verordnungstext. www.binnenschiffahrt-digital.de • Gefahrgut digital Überblick über die für Gefahrguttransporte auf Straße und Schiene relevanten internationalen und nationalen Vorschriften. Neben dem ADR/RlD 2011 einschlägige Richtlinien der EG, Gesetze, Übereinkommen, Verordnungen. Darüber hinaus ein Stoffverzeichnis, das für jede UN-Nummer ein Stoffdatenblatt enthält mit Klassifizierungscodes, Verpackungsanweisungen und Gefahrzettel. Verlinkungen führen direkt zu den entsprechenden stoffspezifischen Angaben des ADR/RlD. www.gefahrgut-digital.de

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Unternehmen und Wirtschaft • Vergütungsregister online Wer verdient was bei den deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften? Das Vergütungsregister bietet kostenlosen Überblick durch strukturierte Zusammenstellung und systematische Archivierung. Sortierung alphabetisch und nach Index an der Börse (Dax, Mdax, TexDax, etc.) www.verguetungsregister.de • firmextra Die Datenbank fur gute Geschäfte! • Firmenradar: Automatisch, aktuelle Informationen per E-­Mail, über 100 frei wählbare Unternehmen. • Kennzahlenvergleich: Alle wichtigen Unternehmenskennzahlen nach Branchen und Märkten selektier- und frei kombinierbar. • Firmenprofile: Volltextsuche über 1 Mio. Unternehmen mit vollständigen Profilen inkl. Kontaktdaten der Geschäftsführung www.firmextra.de

Europa – Staat – Verwaltung • VSF-Portal – Online Datenbank „E-VSF“ und VSF-Portal: Die „Vorschriftensammlung Bundesfinanzverwaltung – VSF“ online in Kooperation mit Juris.Das VSF-Portal umfasst Gesetze, Rechtsverordnungen, Verwaltungsvorschriften und Gerichtsentscheidungen, die für die Bundesfinanzverwaltung bedeutsam sind. Die 10 Stoffgebiete mit ihren 43 Abschnitten und ca. 40.00 Seiten sind komplett elektronisch verfügbar abgebildet und werden tagesaktuell ergänzt. Aktuelle Änderungen von Vorschriften werden über die E-VSF-Nachrichten bekannt gegeben. www.evsf.de • Gesetzesportal – Gesetzesinformationen Online Das „Gesetzesportal“ bietet als Onlinedatenbank jederzeit und überall Einsicht in den gesamten Entstehungsprozess von Bundesgesetzen und Verordnungen mit allen relevanten Dokumenten – vom Entwurf bis zur konsolidierten Fassung. Dazu werden alle Stationen und Dokumente des Werdegangs sowie das Gesetz selbst in einer übersichtlichen und hochaktuellen Gesamtdarstellung präsentiert. Tagesaktuelle Übersicht über den Stand der Gesetzgebung, umfangreiche Recherchemöglichkeiten, konsolidierte Gesetzestexte in den aktuellen und historischen Fassungen. www.gesetzesportal.de

Thema. Enthalten sind: Gesetzesentwürfe, Verordnungsentwürfe, Empfehlungen der Fachausschüsse, Teil I und II Bundesgesetzblatt, sonstige Dokumente rund um das parlamentarische Geschehen, Berichte der Bundesregierung zu ausgewählten Themen. www.edrucksachen.de Neben E-Books und E-Paper-Ausgaben seiner Fachinformationsdienste und Zeitschriften bietet der Bundesanzeiger Fachverlag zu allen sechs Themenbereichen redaktionell gepflegte Portale an, in denen kostenlose inhaltlich wertige Newsletter und RSS-Feeds abonniert werden können und Zugriff auf relevante weiterführende Informationen gegeben wird. Gleichzeitig sind die Portale auch die Plattform auf der kostenlose Videonewscasts monatlich bezogen und Produktvideos und Webinare – neben dem Bundesanzeiger-Shop – heruntergeladen werden können. Auch Verweise auf verschiedene kostenlose und kostenpflichtige Apps des Bundesanzeiger Verlages sind hier zu finden.

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eMedien und buchhandel

Rezensionen

Lernen, ­Recherchieren, ­Arbeitstechniken, ­Informationskompetenz und ­Wissensmanagement in der digitalen Welt Im Zeitalter des Internets verändern sich Lernen, Studieren und Forschen dynamisch. Die Herausforderungen für die gezielte Informationssuche, die Informationsverarbeitung – also für das Wissens­management im weiteren Sinne – sind in einer digital geprägten Informationslandschaft enorm. Verlangt wird i­mmer mehr eine profunde Informationskompetenz, die Fähigkeit zur Orientierung im Kontext heterogener ­Wissensressourcen, die Kenntnis d­ igitaler Arbeitstechniken und Tools des persönlichen Wissens­manage­ ments. Notwendig ist gleichzeitig die kritische Reflexion der Risiken und Gefahren, die sich aus der ­Dominanz des Digitalen ergeben: zum Beispiel die Kapitulation vor der zu bewältigenden Informationsflut, die Unfähigkeit zur Bewertung und zur Auswahl relevanten Wissens und die teilweise damit zusammenhängende Versuchung, sich in der Fülle der leicht verfügbaren Quellen ohne Rücksicht auf Copyright oder Urheberrecht zu bedienen, also Plagiate zu ­erzeugen. Vielfältige Einblicke in die tiefgreifenden Veränderungen des Lernens in einer digital geprägten ­Bildungswelt geben: Hugger, Kai-Uwe; Walber, Markus (Hrsg.): ­Digitale Lernwelten. Konzepte, Beispiele und Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010. 298 S. Euro 25.50 ISBN 978-3-531-16365-9 (bei ciando als E-Book für Euro 29.95) In dem von Kai-Uwe Hugger, Medienpädagoge an der Universität zu Köln, und von Markus Walber, Erziehungswissenschaftler an der Universität Bielefeld herausgegebenen Band geht es weniger um das klassische E-Learning, sondern um digitale Lernwelten als „Teil der Lebens- und Alltagswelt der teilhabenden Individuen“. Lernen im Hinblick auf digitale Information und Medien vollzieht sich angesichts der kulturellen und gesellschaftlichen Eingebundenheit keineswegs nur in formalisierten Bildungsprozessen – so die Grundthese des Buches –, sondern in großem Umfang als selbstgesteuertes Lernen. Die 28 Beiträger(innen) des Bandes sind Erziehungs- und Medienwissenschaftler vorwiegend aus dem universitären Bereich, 68 

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außerdem haben einige Medienpädagog(inn)en praxisorientierte Texte eingebracht. Einige Artikel seien im Folgenden etwas näher betrachtet. In dem ersten Kapitel über theoretische Facetten digitaler Lernwelten beschreiben und analysieren auf theoretisch anspruchsvollem, teilweise nicht leicht zu lesendem Niveau Stefan Iske und Norbert Meder Lernprozesse als Performanz von Bildung in den Neuen Medien. Bildung sei ein Inbegriff von Korrelationen zwischen Sach-, Sozialund Selbstverhältnissen. Insofern verstehen die Autoren unter diesem dreifachen Verhältnis Bildungsprozesse als Veränderungsprozesse. Lernen sei dementsprechend ebenfalls das Ver-

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hältnis des Einzelnen in Bezug auf die drei oben genannten Sphären. Lernprozesse ließen sich aus dieser bildungstheoretischen Perspektive nicht als Aneignungsprozesse verstehen, sondern lenkten das Augenmerk auf das Was des Gelernten, auf die Frage, was Lernen aus den Lernenden in ihrem Selbstverständnis mache und wie der Einzelne seine Sicht auf die Sachverhalte in der Welt und auf die Sozialbeziehungen in der Gemeinschaft ausrichte. Wesentliches Medium einer derartigen Bildung sei die Sprache, denn in diesem Medium erfahren und gestalten wir Welt und Gemeinschaft und beziehen sie auf uns selbst. Mediale Kultur ist für Iske und Meder als lose Koppelung medialer Gestalten, wie beispielsweise Worte, zu verstehen und bietet den „Möglichkeitsraum“ (S. 28) für die Auseinandersetzung mit Sachen und Sachverhalten in der Welt, mit den Anderen in der Gemeinschaft und mit sich selbst. Daraus erwachse die mediale Darstellung meiner Welt, meiner Gemeinschaft und meiner Biographie. Mediale Kulturwelt und medial vermittelte Kulturgemeinschaft bilden den Hintergrund von Bildungsprozessen. Der Beitrag über Serious Games von Johannes Fromme, Ralf Biermann und Alexander Unger handelt von digitalen Spielen, die nicht der Unterhaltung dienen, sondern zum Beispiel der Werbung, dem gesellschaftlichen und politischen Wandel, dem Training und der Ausbildung, der Gesundheit oder dem Lernen. Serious Games genießen im Unterschied zu Computerspielen ein eher positives Image. Wie kann das digitale Spiel für das Lernen nutzbar gemacht werden? Als Motivationshilfe, als Verstärkung und Belohnung könnte man es einsetzen, pädagogisch relevante Inhalte wären zu einem essenziellen Teil des Spiels zu machen. Die Autoren betonen, dass es nicht ausreiche, nur die Serious Games in die Betrachtung der Lernund Bildungsrelevanz digitaler Spiele einzubeziehen, sondern dass auch die Spielkulturen der Computerspieler ernst zu nehmen seien. Die Frage der Qualität für digitale Lernwelten ist Gegenstand des Textes von Ulf-Daniel Ehlers (Uni Duisburg-Essen). Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht das E-Learning 2.0, nicht etwa im Sinne einer Weiterentwicklung des herkömmlichen E-Learnings, sondern als Shift vom Lehren zum selbstbestimmten (informellen) Lernen. Ein „Personal Learning Environment“ (PLE) besteht aus mehreren individuell zusammen gestellten und miteinander operierenden Tools (Wikis, Podcasts, Weblogs u. dgl.), die zum Web 2.0 gehören. Es handelt sich bei E-Learning 2.0 einerseits um informelles Lernen, andererseits um vernetztes Lernen. Sieht Ehlers das selbstbestimmte Lernen im Kontext des ELearnings 2.0 sehr optimistisch, so untersucht Gabi Reinmann die Möglichkeiten der Selbstorganisation mit Web 2.0 eher in kritischer Absicht. Ausgehend von einer Analyse des

in verschiedenen Disziplinen verwendeten Begriffs der Selbstorganisation unterscheidet sie zwischen selbstreguliertem, selbstgesteuertem und selbstbestimmtem Lernen. Für die Selbstorganisation im Web 2.0 gebe es personale Voraussetzungen (Gefahr voreiliger Schlüsse, Entmystifizierung der Netzgeneration, Wille zur Selbstorganisation) und situationale Voraussetzungen (Selbstorganisation als politisches Ziel, Selbstorganisation als organisationale Basis, Selbstorganisation als didaktisches Mittel). In ihrem Beitrag zu interaktiven Professionalisierung in digitalen Sozialräumen wollen Wolfgang Jütte und Markus Walber untersuchen, inwieweit sich durch die Nutzung der Social Software (Wikis usw.) soziokulturelle Dynamisierungen im Hinblick auf die Gestaltung von Prozessen ergeben und inwieweit sie zur interaktiven Professionalisierung der beteiligten Akteure und ihrer Herkunftssysteme (Wissenschaft oder Praxis) beitragen. Interaktionssysteme entstehen demnach durch die Kommunikation von „körperlich“ Anwesenden – in digitalen Lernräumen metaphorisch zu verstehen, da hier auch virtuell konstituierte Interaktionssysteme einbezogen werden. Man spricht auch von Professional Communities, die mithilfe von Wikis, Blogs, Social Bookmarks und Collaborative Tagging, Social Network Services, Webbased Application Sharing, virtuellen 3D-Welten und weiteren sozialen Netzdiensten realisiert werden könnten. In dem zweiten Teil des Buches geht es um digitale Lernwelten in pädagogischen Aufgaben- und Professionsfeldern. Bardo Herzig und Silke Grafe widmen sich dem Verhältnis von digitalen Lernwelten und der Schule. Im internationalen Vergleich sei die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien in deutschen Schulen noch recht gering. Herzig und Grafe sehen in der unzureichenden Berücksichtigung medienpädagogischer Inhalte bei der Ausbildung angehender Lehrer einen wesentlichen Grund für die bislang eher bescheidende Integration digitaler Medien in der Schule. Zentrale Begriffe sind Medienkompetenz, Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und -gestaltung. Da Medienkompetenz ganzheitlich zu sehen sei, also den Menschen mit seinen kognitiven, ästhetischen, affektiven und moralischen Bedürfnissen berücksichtige, käme ihr eine bildende Bedeutung zu. Sie sei auf sachgerechtes, selbst bestimmtes, kreatives und sozial verantwortliches Handeln in einer von Medien geprägten Welt ausgerichtet und bezeichne die „Verfügung über ein mental verankertes Werte- und Regelsystem zur Nutzung und Gestaltung von Medienangeboten“ (S. 119). Dieses sei in der Auseinandersetzung mit medienbezogenen Inhalts- und Aufgabenbereichen zu erwerben. Dorothee M. Meister und Anna-Maria Kamin beschäftigen sich mit digitalen Lernwelten in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Sie betonen die wachsende Bedeutung von Weiter-

Unser Rezensent Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger, geb. 1950, studierte Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Universität Freiburg und ist seit 1986 an der Universitätsbibliothek Freiburg tätig. Er leitet dort das Dezernat Bibliothekssystem, betreut mehrere Fachreferate und engagiert sich als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten auf dem Gebiet der „Teaching Library“. Er interessiert sich für ein der hybriden Wissenswelt angemessenes Verständnis von Informationskompetenz und für deren bestmögliche Förderung im Bibliotheks- und Bildungswesen.  [email protected]

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bildungsaktivitäten im Bereich des informellen Lernens unter Einsatz von EDV und Internet. Reines E-Learning, das vielfach in Wirtschaftsunternehmen Anwendung findet, wird genauso kritisch gesehen wie vollständig virtuelle Weiterbildungsveranstaltungen. Der informelle soziale Kontakt, dem für den Lernerfolg ein hoher Stellenwert zukomme, werde dabei vernachlässigt. Der Ansatz des Blended Learning, der einen Mix aus Präsenzlehre und E-Learning beinhaltet, sei demgegenüber erfolgversprechender. Gute Chancen für Lernkontexte räumen die Autorinnen in Zukunft der Social Software ein, da sie dem Einzelnen mehr Beteiligung und Aktivität ermögliche. Allerdings sei die digitale Spaltung auch durch Online-Lernen nicht zu überwinden. In der Zielperspektive geht es Meister/ Kamin darum, herauszufinden, ob eine hohe Technikaffinität oder Internetkompetenz der Anwender ausreicht, um ELearning in der Weiterbildungskultur eines Unternehmens fest zu verankern. In ihrer Befragung haben sie diesbezüglich drei Lernertypen herausfiltern können: einen vorwiegend fremdmotivierten, einen vorwiegend eigenmotivierten und einen vorwiegend verwertungsorientierten Lerner. Allen drei Lerntypen sei ungeachtet diverser Unterschiede beim Lernen in der Weiterbildung die Einschätzung gemeinsam, dass ein ausschließliches E-Learning nicht so erfolgreich sei wie das Lernen in Präsenzveranstaltungen. Michael Kerres, Jörg Stratmann und Nadine Ojstersek thematisieren digitale Lernwelten in der Hochschule. Angesprochen werden in dem Beitrag die Nachhaltigkeit, die Kompetenzentwicklung und die Infrastruktur für E-Learning (Learning Management System / LMS), sodann die Anforderungen an digitale Lernwelten: Rollen und Rechte in einer sozialen Inszenierung zuweisen, Aktivitäten von Akteuren inszenieren, Lernmaterialien verknüpfen, Meta-Informationen für das Lernen bereitstellen, Lernprozesse und Lernergebnisse dokumentieren. Handelt es sich um eine Lehrumgebung oder um eine Lernumgebung? Der dritte Teil des Sammelbandes bietet Best-Practice-Beispiele digitaler Lernwelten. Klaus Schirra und Roger SchlagSchöffel stellen digitale Lernwelten in der beruflichen Bildung vor. Als Beispiel bringen sie das von der Gesellschaft für Personalentwicklung und Bildung mbH (GPB) in Berlin entwickelte Modell modular aufeinander aufgebauter individueller Lernzentren, das unter dem Namen „inTrain“ (Individuelles Trainingszentrum) vermarktet wird. Den ­ Teilnehmer(inne)n bietet es ein auf sie individuell zugeschnittenes Weiterbildungsinstrument, das aus etwa 200 fertigen Modulen zusammengestellt werden kann. Der Innsbrucker Erziehungswissenschaftler Theo Hug berichtet über neue Entwicklungen beim mobilen Lernen. Eng verstanden sei mobiles Lernen ein Teil des E-Learnings, bei dem mobile Endgeräte und einschlägige Softwareanwendungen im Vordergrund stünden. Weiter gefasst bedeutet mobiles Lernen „jene Zustandsveränderungen im Spannungsfeld von Medialisierung und physischer, psychischer und sozialer Mobilität, die wir ‚Lernen’ nennen“ (S. 196). Mobiles Lernen könnte im Kontext reflexiver oder instrumenteller Lernformen eine Rolle spielen. In dem Artikel von Markus Walber und Dennis Schäffer werden die Potentiale digitaler Lernwelten in der Hochschule behandelt, und zwar das klassische E-Learning im Sinne von Lernplattformen für Dateiablagen, interaktive Lernmanagementsysteme (LMS), zum Beispiel Moodle, dann thematisieren sie E-Learning im dreidimensionalen Internet, zum Beispiel 70 

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das „E-Learning 3D Projekt“ der Universität Bielefeld im Rahmen von Second Life, das Stimulieren von Simulationen im 3D-Kontext, die Konstruktion von Selbstlerneinheiten, DiscoveryQuest und Lernreisen, Bildungsteilnehmer in digitalen 3D-Welten, also Second Life. Es bedürfe an den Hochschulen allerdings der erforderlichen professionellen Kompetenzen für E-Trainer: technologische Basiskompetenzen, soziale Kompetenzen und didaktische Kompetenzen. Studierende der Erwachsenen- und Weiterbildung an der Universität Bielefeld könnten das Zusatzzertifikat E-Trainer erwerben. Marina Böhner und André Mersch konzentrieren sich auf das Selbststudium und das Web 2.0. Sie unterscheiden beim Selbststudium das begleitete, das individuelle und das freie Selbststudium. Sie berichten über das Service Center Selbststudium (SCS) der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld, das die Studierenden bei der Entwicklung von Selbstlernkompetenz zur Gestaltung des eigenen lebenslangen Lernens und bei der Bewältigung des Selbststudiums im Rahmen des modular aufgebauten Lernprozesses unterstützen soll. An dem Praxiskonzept beeindruckt die durchdachte, sorgfältige Verbindung selbstgesteuerten Lernens und der Instrumente des Web 2.0 mit den Erkenntnissen der neueren lerntheoretischen Forschung. Veronika Hornung-Prähauser und Diana Wieden-Bischof von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft (SRFG) befassen sich mit dem selbstorganisierten Lernen und Lehren in einer digitalen Umwelt, im Hinblick auf Theorie und Praxis von E-Portfolios in der Hochschule. Sie analysieren bereits laufende Projekte an der PH St. Gallen, an der Universität Augsburg, an der FH Burgenland sowie an der Donau-Universität Krems. Selbstorganisiertes Lernen (SOL) stünde für ein Lernkonzept, bei dem die Lernenden selbst entscheiden oder zumindest gravierend beeinflussen, „ob, was, wann, wie, womit und woraufhin er oder sie lernt“ (S. 246). Dazu benötigen sie Selbstorganisationsund Lernkompetenz, die im Rahmen der Hochschuldidaktik zu vermitteln sei. E-Portfolios fänden dabei Verwendung: eine persönliche elektronische Wissensdokumentation zur Unterstützung der Lernprozesse in allen Lebensbereichen und zur Veranschaulichung der dabei erworbenen Kompetenzen. Olaf Schneider und Volker Wittenbröker schließlich widmen sich den digitalen Lernwelten und der Lernsoftware anhand eines mediendidaktischen Konzepts, das in Kooperation der Universität Bielefeld und dem Unternehmen Akademie für Medienforschung, Medienpädagogik und Multimedia (AMMMa AG) entstanden ist. Bei der Entwicklung von Lernsoftware dominierten bislang zwei Strategien: die Neuauflage des programmierten Unterrichts im Sinne von linear-sequenziellen Informationseinheiten, die mit Übungen verknüpft sind (drill & test). Eigenaktive Lernformen würden durch eine solche Lernsoftware nicht ausreichend unterstützt. Auch die als Alternative gedachten Edutainment-Spielewelten wiesen erhebliche methodische Schwächen auf und verlangten einen hohen Zeitaufwand der Informationsbeschaffung. Vorgeschlagen werden stattdessen offene Lernumgebungen, die das Handeln mit Text, Bild und Film gestatteten. Rolf Arnold und Gabi Reinmann geben am Schluss einen Ausblick in die mögliche Zukunft digitaler Lernwelten. Demnach gebe es deutlich sichtbare Tendenzen, dass sich die Bildungsinstitutionen für die digital unterstützten Welten zu öffnen begännen, allerdings würden analoge Medien weiter neben den digitalen bestehen. Digitale und analoge Lebenswelten

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würden perspektivisch miteinander verschmelzen, dennoch bleibe der Mensch zentral für die Bestimmung der Ziele und die Gestaltung der Technik. Web 2.0-Techniken sollten in die Bildungsinstitutionen hinein geholt werden. Aber Reinmann hält wenig von neuen Kompetenzlisten, um auf neue Technologien zu reagieren, sondern: „Angesichts der bereits angesprochenen Verschmelzung digitaler und realer Welten ist eine eigenständige Medienkompetenz möglicherweise nicht mehr sinnvoll“ (S. 292), sondern man täte besser daran, didaktische Szenarien zu entwickeln, in denen Lernende einen eigenen Standpunkt entwickeln könnten, um gemäß ihren eigenen Fragen und Bedürfnissen Medien zu nutzen, Informationen mithilfe der Medien zu suchen und zu bewerten sowie mediale Kommunikations- und Kooperationswege zu suchen. Das von Hugger/Walber herausgegebene Buch ist der beeindruckende Versuch einer umfassenden Zwischenbilanz zum Thema der digitalen Lernwelten. Es zeigt sich erwartungsgemäß ein noch schillerndes Bild der vielen Möglichkeiten, die sich in unterschiedlichem Ausmaß für Bildungszwecke in der Schule, in der Erwachsenen- und der Weiterbildung, in der Hochschule und für die berufliche Bildung eignen.

Besonders stark scheint der Einfluss elektronischer Wissenswelten im Hochschulstudium zu sein. Insofern wäre zu fragen, inwieweit die Standardwerke zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten darauf Bezug nehmen, b ­ eispielweise das Lehrbuch: Sesink, Werner: Einführung in das wissenschaftliche ­Arbeiten mit Internet, Textverarbeitung, Präsentation, E-Learning, Web 2.0. 8. Aufl. München: Oldenbourg, 2010. 348 S. Euro 34.80 ISBN 978-3-486-58778-4 Werner Sesink lehrt Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Bildung und Technik an der Technischen Universität Darmstadt. Seine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten kann durchaus als Bestseller auf diesem Sektor bezeichnet werden, denn seit dem ersten Erscheinen im Jahr 1990 bringt das Werk es jetzt schon auf die achte Auflage. Der Bezug zur elektronischen Welt war damals auch schon gegeben, denn die erste Auflage hatte den Titel: „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ohne und mit PC“. Sesink wählt durchgehend die Form des direkten Dialogs mit seinen Lesern, indem er das „Ich“ zum Ausgangspunkt vieler Reflexionen nimmt und seine Leser(innen) mit der Anrede „Sie“ ganz unverstellt zu erreichen versucht. Diese Form der Darstellung wirkt zwar durchaus sympathisch, hat aber zur Folge, dass man recht viel Zeit und Geduld aufbringen muss, um den eingehenden Ausführungen Sesinks, der gern seine eigenen Erfahrungen aus früheren Zeiten einfließen lässt, einigermaßen konzentriert zu folgen. Die unter Zeitdruck stehende „Bologna-Generation“ der Bachelor-Studierenden dürfte damit ihre Probleme haben. Leider befasst sich Sesink nicht näher mit den sich infolge dieser tiefgreifenden Studienreformen gewandelten Formen des Studier- und Informationsverhalten der „Net-Generation“ oder „Google-Generation“ oder auch der „Net Shopper“. Andererseits ist die Geduld zu loben, die Sesink bei der Erläuterung der komplexen Zusammenhänge wissenschaftlichen Arbeitens aufbringt. Im Kapitel 15 über die Präsentation wird noch eingehend erörtert, ob man die Overheadfolie oder die Computer-Präsentation wählen solle, bis in die Details der

Farbe, des Verhältnisses von Bild und Text und der Schriftarten. Sesink und seine Mitarbeiter(innen) Stefan Iske, Christoph Koenig, Andrea Lampe, Antje Müller, Claudia Zentgraf thematisieren folgende Bereiche: Studieren und wissenschaftlich Arbeiten; Studieren im Netz (E-Learning, Web 2.0, Weblogs, Tagging); Erledigung der wichtigsten wissenschaftlichen Vorarbeiten; Literatursuche, -auswahl und -beschaffung; Informations- und Literaturrecherche im Internet; Persönliche Materialdokumentation; Erstellung schriftlicher wissenschaftlicher Hausarbeiten; Konzipierung eines wissenschaftlichen Textes; Elemente eines wissenschaftlichen Textes; Verfassen eines wissenschaftlichen Textes (auch: Plagiate!) im Hinblick auf Manuskripterstellung, auf Leistungsnachweise, auf ein Seminarprotokoll, ein Referat (Seminarvortrag) und eine Präsentation, auch mit medialer Unterstützung; Klausur; Hausarbeit, Abschlussarbeit. Insbesondere die Kapitel 3, 4 und 6 reflektieren die Einflüsse der digitalen Welt auf das Studium. Erläutert wird im Kapitel 3 der Unterschied zwischen Präsenzstudium, Blended Learning und E-Learning, dann geht es um das Online-Studium, das sowohl E-Learning als auch Blended Learning meine. Es könne eine Online-Vorlesung sein, also ein Vorlesungsmitschnitt, oder ein Online-Seminar, mit Einbindung interaktiver Elemente durch Einsatz von Foren, Wikis und Chats. Das Für und Wider des Online-Studiums wird eingehend erörtert, dann geht es um die Lernumgebung und die Werkzeuge. Hier schleichen sich Fehler ein: Beispielsweise wird die Lernplattform ILIAS als „ELIAS“ bezeichnet. Vor allem reflektieren die Autor(inn) en nicht, dass kaum jemand freiwillig ein Online-Studium auf sich nehmen würde, sondern vielmehr im Zusammenhang mit dem Bachelor- und Masterstudium hohe Anteile an Selbststudium zu erbringen hat. Für diese Zwecke spielen E-Learning-Module dann eine Rolle. Am Schluss bietet Sesink Musterseiten, ein Sachregister, ein Abbildungsverzeichnis und nützliche Internet-Adressen. Das Lehrbuch ist trotz der genannten Einschränkungen informativ, in Teilen allerdings textlastig. Zwar sind ab und an Grafiken, Abbildungen und Tabellen eingebaut, jedoch dominiert über weite Strecken der Fließtext. Manches hätte vielleicht besser in Kurzform oder als Grafik dargestellt werden können. Und Sesink verweist auf Seite 160 auf einen Abschnitt 7.7, in dem Literaturverwaltungsprogramme näher dargestellt sein sollten, den es aber in dem Buch gar nicht gibt. Man merkt es dem Buch an, dass Sesink es seit dem ersten Erscheinen stets etwas überarbeitet, aber kaum gründlich neu gefasst und an die tiefgreifenden Wandlungen der studentischen Informationspraxis angepasst hat. Das Eingangskapitel über Elemente des wissenschaftlichen Arbeitens versetzt den Leser unwillkürlich in das 20. Jahrhundert zurück, als noch Sonderausgabe 2011

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fleißig auf Papier mitgeschrieben und exzerpiert wurde. Die allgegenwärtigen Laptops haben diese Funktionen auch in den Hörsälen und Seminaren längst übernommen.

Nun gibt es neben dem Buch von Sesink zahlreiche weitere Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten, darunter auch kompakte Lehrbücher wie das von: Voss, Rödiger: Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich! Mit 86 Abb. und Übersichten. Stuttgart: ­Lucius & Lucius, 2010 (UTB 8447) (Schlüsselkompetenzen). 155 S. Euro 16.90 ISBN 978-3-8252-8447-3 Rödiger Voss lehrt an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und legt eine bewusst verständlich geschriebene, schlanke Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten vor. Gegenüber dem Werk von Sesink kommt es mit der Hälfte des Umfangs aus. Zu fragen ist, ob es inhaltlich auch entsprechend weniger bietet und inwieweit es gelingt, relativ komplexe Zusammenhänge des wissenschaftlichen Arbeitens nicht zu sehr zu vereinfachen. Zielgruppe sind Studierende insbesondere der Geistesund Sozialwissenschaften, ferner angehende Pädagogen, Betriebsund Volkswirte. In der Einführung nennt Voss als Arten wissenschaftlichen Arbeitens die Haus-, Seminar- und Studienarbeit, die Projektarbeit, die Bachelorarbeit, die Masterarbeit, die Dissertation und den Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Typen wissenschaftlichen Arbeitens seien die Literaturarbeit, die Theoriearbeit und die empirische Arbeit. Es folgen dann Ausführungen zu den wissenschaftlichen Grundlagen, also den Merkmalen von Wissenschaft, den Ansprüchen an die Wissenschaft, den Begriffen und den Forderungen empirischer Forschung. Wesentlich für den wissenschaftlichen Arbeitsprozess sei ein durchdachtes Zeitmanagement. Voss weist auf Zeitfresser hin und nennt Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements wie zum Beispiel die ALPEN-Methode und das EisenhowerPrinzip. Bevor ein wissenschaftliches Vorhaben in Gang gesetzt werden kann, bedarf es der Themenfindung. Auch dazu gibt Voss bündige Anregungen, zum Beispiel das Brainstorming, die SWOT-Analyse oder das Mind-Mapping, ferner formuliert er Anforderungen an wissenschaftliche Themen wie Präzision, Operationalisierbarkeit und Forschungsrelevanz. Der wissenschaftliche Rechercheprozess erstreckt sich vor allem auf die Quellensuche anhand der Bibliothekskataloge, der Literaturdatenbanken, der elektronischen Volltextsammlungen und der Internet-Suchmaschinen. Voss nennt beispielhaft für die Bibliothekskataloge den Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK), für Literaturdatenbanken zwar den SSCI, allerdings mit 72 

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nicht ganz richtiger Auflösung der Abkürzung (statt Sciences Citation Index/CI müsste es heißen: Social Sciences Citation Index/SSCI) und Taylor & Francis –Social Science, Humanity (SSH), dann aber auch Volltextressourcen wie JSTOR (Journal Storage) oder DigiZeitschriften. Dann geht es um die Quellenbewertung, das Anlesen, die Suche nach Rezensionen, die Anwendung des Closed-Circle-Systems oder der Delphi-Methode, schließlich um die Quellenbeschaffung. Ein weiteres Kapitel des Lehrbuchs ist dem wissenschaftlichen Lesen gewidmet, zweifellos nach wie vor wichtig: dem kursorischen, dem selektiven und dem studierenden Lesen. Dann muss Gelesenes festgehalten werden: im Text, mit traditionellen Hilfsmitteln, mit Word oder Excel-Dateien, mit Quellenverwaltungsprogrammen. Die Studierenden klagen nicht selten über die Informationsfülle, die sie für ihr Studium bewältigen müssten, ohne dass ihnen jemand das effiziente Lesen oder die Literaturverwaltung (Wissensmanagement) beigebracht hätte. Insofern ist dieser Abschnitt des Buches von Voss verdienstvoll. Das wissenschaftliche Schreiben gehört zu den zentralen Anforderungen im Studium. Dabei kommt es auf das korrekte Zitieren, die Fähigkeit zu wissenschaftlichem Formulieren genauso an wie auf eine gute Gliederung der Arbeit mit Vorspann, Titelblatt, Management Summary, Inhaltsverzeichnis sowie weiteren Verzeichnissen (Glossar, Quellenverzeichnis usw.). Internetquellen müssen korrekt aufgeführt werden, und es bedarf bei Abschlussarbeiten einer ehrenwörtlichen Erklärung. Die Ergebnisse wissenschaftlichen Arbeitens müssen schließlich präsentiert werden, denn Öffentlichkeit ist ein konstitutives Prinzip von Wissenschaft. Voss unterscheidet diverse Präsentationsarten und -orte, beschreibt die Präsentationsvorbereitung, dann die geeignete Medienauswahl und den Aufbau einer Präsentation. Übersichtsgrafiken und Tipps, zum Beispiel für Gruppensemesterarbeiten, runden das Lehrbuch ab. Jeweils am Ende der einzelnen Abschnitte stellt Voss einige Kontrollfragen und gibt Hinweise zur Vertiefung. Die Lösungen der Kontrollfragen sind am Ende des Buches einzusehen. Es folgen dann noch ein Gesamtliteraturverzeichnis und ein Stichwortverzeichnis. Der Text des Buches ist stark aufgelockert durch viele Grafiken und tabellarische Übersichten, insofern das glatte Gegenstück zu dem oben besprochenen Werk von Sesink. Ferner bietet Voss immer wieder Möglichkeiten für eigene Notizen direkt im Buch. Es wird dadurch zu einem richtigen persönlichen „Arbeitsbuch“.

Nicht ganz so umfassend wie Sesink und Voss beschäftigt sich ein anderes Lehrbuch mit dem wissenschaftlichen Arbeiten unter den Bedingungen der digitalen Welt: es beschränkt sich auf den Sektor der Informationsrecherche und der Verarbeitung von Information. Niedermair, Klaus: Recherchieren und Dokumentieren. Der richtige Umgang mit Literatur im Studium. Wien: Verlag Huther & Roth, 2010 (UTB 3356) (Studieren, aber richtig). 208 S. Euro 17.90 I­SBN 978-3-82523356-3 Klaus Niedermair leitet die Bibliothek für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Innsbruck. Sein Buch richtet sich gezielt an Studierende der Studiengänge Bachelor,

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Master, Promotion. Es ist übersichtlich aufgebaut, mit einer konzentrierten Einführung in den jeweils neuen Abschnitt und einer Gliederung. Die Hauptaspekte eines Teils sind fett hervorgehoben und die Begriffe teilweise in einem Glossar näher ausgeführt. Zur Selbstkontrolle findet der Leser Fragen am Ende des Kapitels, deren Lösungen im Anhang nachzuprüfen sind. Die Checklists sollen zum eigenen Weiterdenken anregen wie auch Hinweise im Kasten und Grafiken, die komplexe Zusammenhänge veranschaulichen. Es gibt ferner Literaturtipps und „Steckbriefe“ mit Übungsaufgaben. Positiv hervorzuheben ist der Praxisbezug mit vielen Beispielen. Niedermair setzt Schwerpunkte bei den Referenzquellen im wissenschaftlichen Arbeiten, bei den Akteuren auf dem Informationsmarkt, bei den Strategien der Wissensorganisation und bei den Typen von Referenzquellen (Kataloge, Bibliografien, Referenzdatenbanken, Volltextdatenbanken, Suchmaschinen, Directories, Fachportale, virtuelle Bibliotheken, Metasuchmaschinen wie SSOAR), und er behandelt die Publikationsform und die für die jeweilige Wissenschaftsdisziplin adäquaten Quellen. Im Rahmen einer komplexen Darstellung von Techniken und Methoden werden beispielsweise die Funktionsweise einer relationalen Datenbank und die Abfragesprache SQL erläutert, nicht minder differenziert die Boole’schen Operatoren, die Trunkierung und Maskierung von Suchbegriffen, die Volltextsuche mithilfe von Wortabstandsoperatoren sowie die Techniken der hierarchischen Suche und des zirkulären Recherchierens. Niedermair beschreibt die Suche nach Personen, Daten und Fakten, die meist themenorientierte informelle Recherche, schließlich die eigentliche formelle Recherche, die zum Forschungsprozess gehören. Die Begriffsanalyse behandelt Niedermair im Unterschied zu vielen Lehrbüchern zum wissenschaftlichen Arbeiten recht ausführlich und bringt viele unterschiedliche Praxis- und Übungsbeispiele. Die Wege von der Referenz zur Quelle werden genauso prägnant aufgezeigt wie das Dokumentieren selbst. Der Nutzen der „Ordnung“ – sei es in konventioneller Form oder mithilfe eines elektronischen Dokumentmanagements, wie es die Literaturverwaltungsprogramme bieten – genießt bei Niedermair hohe Wertschätzung. Wenn eine personalisierte Dokumentation, eine eigene Wissenswelt entstehen soll, bedarf es der Fähigkeit, korrekt zitieren, ein Literaturverzeichnis anlegen und Quellen auswählen zu können, auch in der digitalen Wissenswelt unverzichtbare Regeln und Techniken wissenschaftlichen Arbeitens. Um dies alles zu beherrschen, lohnt sich die Lektüre des Buchs von Niedermair. Es ist nachdrücklich jedem Studienanfänger aber auch Fortgeschrittenen zu empfehlen.

Nicht auf das Studium beschränkt, sondern breiter bezogen auf den Umgang und die Verarbeitung von Information und Wissen ist das Arbeitsbuch von: Ballod, Matthias: Informationen und Wissen im Griff. Effektiv informieren und effektiv kommunizieren. ­Bielefeld: W. Bertelsmann 2011. 141 S. Euro 24.90 ISBN 978-3-7639-3697-7 Matthias Ballod lehrt Fachdidaktik an der Martin-LutherUniversität Wittenberg und ist als Berater für Unternehmenskommunikation und Wissensmanagement tätig, betreibt außerdem eine Weiterbildungsakademie in Pirmasens. Ballod ist vorher bereits mit seiner umfangreichen Habilitationsschrift über Informationsdidaktik und Informationsökonomie hervorgetreten. Das jetzt vorliegende handliche Buch profitiert von diesen theoretischen Grundlagen, hat aber deutlich den Charakter eines kursbegleitenden Materialienbandes für breite Zielgruppen, deren private oder beruflichen Zwecke, für die sie den Umgang mit digitalen Medien beherrschen wollen. Das Buch könnte für alle diejenigen interessant sein, die ganz konkret wissen möchten, wie sie das Informieren angehen sollen, wie sie am besten Informationen aufnehmen können, wie sie ihre Informationspraxis organisieren sollten, beispielsweise im Hinblick auf die Arbeitsplatzgestaltung. Ausgehend von einem weit gefassten Informationsbegriff – Information als kommuniziertes Wissen – hebt Ballod die Bedeutung effizienter, zeitsparender Informationsarbeit hervor, für deren Erfolg es bestimmter Kompetenzen bedürfe: Informationen effektiv nutzen und organisieren, sie anderen zur Verfügung stellen, sie präsentieren und kommunizieren können, reflexiv und kritisch mit Informationen umgehen sowie Struktur und Ordnung in die eigenen Wissenswelten bringen. Das Konzept der „Informationskompetenz“ bringt diese und weitere Intentionen auf den Begriff. Ballod behandelt folgerichtig zunächst das individuelle Wissensmanagement, also das Bewältigen der Informationen durch Analysieren, Bewerten, Präzisieren, das Aufnehmen der Informationen durch Erfassen, Erlesen, Organisieren und den Wissenserwerb, also Erkennen, Erlernen, Behalten. Unter Wissensmanagement versteht er die Selbstorganisation und Selbstkompetenz bezüglich des persönlichen Umgangs mit Information und Wissen – unverzichtbare Schlüsselqualifikation für ein lebenslanges Lernen. Dann geht es um das Selektieren der Information. Das sei nicht durch Filtertechnologien zu leisten, wie sie von Firmen eingesetzt würden, sondern durch die Fähigkeit, die Informationen entsprechend den eigenen Ansprüchen zielgerichtet gestalten und auswählen zu können. Das Bewerten von Information beziehe sich auf die Qualität und auf die Relevanz. Dazu bietet das Arbeitsbuch zwei Checklisten, anhand derer die Informationssuchenden vorgehen könnten, wenn sie die Qualität (anhand der Kriterien: Aktualität, Autorenschaft, Sonderausgabe 2011

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Zielgruppe, Textsorte, Aufbereitung) bzw. die Relevanz einer Information prüfen möchten. Das Priorisieren beinhaltet vor allem ein durchdachtes Zeitmanagement, jedoch gibt es dafür keine allgemein gültigen Verfahren. Vielmehr müsse man ausprobieren, wie sich das eigene Zeitmanagement verbessern lasse, beispielsweise dadurch, dass man Aufgaben permanent im Kopf behalte, Aufgaben effektiv streue, Zeitbedarf offen lasse, Arbeitszeit voll ausnutze, möglichst viel kommuniziere oder die ALPENMethode anwende: Alles anfangen/Liegen lassen/Papierkorb werfen/Entnervt sein/Nach Hause gehen. Ballod gibt beispielhaft Tipps zum schnellen Erfassen und leichten Lernen: eine Übersicht über das zu Lernende erstellen, wichtige Lerninhalte aufschreiben, dazu eventuell Mind-Mapping-Techniken verwenden, kurze Pausen einlegen, den Lernstoff variieren, einen geeigneten Lernplatz einrichten, Störquellen (Handy!) ausschalten. Für das Behalten des Gelernten nennt er Memotechniken, die vielfach auf Geschichten beruhten. Er stellt beispielhaft die Loci-Methode vor, bei der Gegenstände mit Orten oder Routen verknüpft werden. Das Gehirn können sich besonders gut räumliche Verknüpfungen merken. Danach folgt das auf Unternehmen, Betriebe, Abteilungen oder Teams bezogene organisationale Wissensmanagement mit dem Kultivieren der Kommunikation in einem Team oder einer Abteilung, mit dem Koordinieren und Kooperieren als zentralem Feld für die gemeinsame Wissensarbeit, dem Definieren (bezogen auf Informationsflüsse, auf die Informationsbeschaffung, die Kommunikationsmedien und die Informationsqualität) und Delegieren. Das mediale Daten- und Informationsmanagement umfasst den Datenabgleich – das Dokumentieren und das Synchronisieren –, das Teilen der Informationen mithilfe von Wissensmanagement und der Social Media, das Beschaffen der Informationen, also dem Suchen und Finden, dem Aufbau von Suchstrategien, dem Einsatz von Suchmaschinen, schließlich die Informationsvermittlung mit dem Visualisieren, Präsentieren, Moderieren. Zwar hat Ballod auch bei diesem Kapitel in erster Linie das Informationsmanagement im Kontext von Unternehmen und Betrieben im Auge, jedoch können die vielen hilfreichen Anregungen und Tipps auch für die individuelle Dokumentation fruchtbar gemacht werden. Bei den Suchmaschinen erwähnt Ballod die Meta-Suchmaschinen zur parallelen Suche in mehreren Zielsystemen gleichzeitig, die Spezialsuchmaschinen für die Recherche in bestimmten Themenfeldern oder für die wissenschaftliche Suche. Allerdings sind die Erläuterungen hier deutlich spärlicher als in den Lehrbüchern von Niedermair oder von Sesink. Man merkt, dass Ballod eben nicht hauptsächlich die Zielgruppe der Studierenden ansprechen will, sondern eine breitere, an der Informations- und Wissensverarbeitung interessierte Leserschaft und deren beruflichen Bedarf.

Einen weit umfassenderen Anspruch verfolgt das Buch von: Reinmann, Gabi; Eppler, Martin J.: Wissenswege. ­Methoden für das persönliche Wissensmanagement. Bern: Verlag Hans Huber 2008. 205 S. Euro 24.95 ISBN 978-3-456-84348-3 Gabi Reinmann hat an der Universität der Bundeswehr München eine Professur für Lehren und Lernen mit Medien, Mar74 

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tin J. Eppler lehrt an der Universität Lugano (Fakultät für Kommunikationswissenschaft). Das vorliegende Werk ist zwar bereits vor drei Jahren erschienen, blieb jedoch bislang offensichtlich das einzige nennenswerte Lehrbuch zum Thema persönliches Wissensmanagement unter den Bedingungen der digitalen Wissenswelt. Was unterscheidet den Ansatz des persönlichen Wissensmanagements von dem der Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, wie sie von Sesink und von Voss geboten werden? Reinmann/Eppler bezwecken nicht, das Instrumentarium des wissenschaftlichen Arbeitens auszubreiten, sondern ihnen geht es um ein tieferes Verständnis der je individuellen Prozesse und Wege, mit der ständig wachsenden Menge an Wissen umzugehen. Wie verhält sich die Person zu ihrer Wissensumwelt, welche Aktivitäten finden dabei statt, wie gelangen wir von der Wissensumwelt zur Wissensinnenwelt und welche mentalen Basisprinzipien wirken beim persönlichen Wissensmanagement? Zum einen sieht sich die Person einer materialen Wissensumwelt mit Wissensobjekten oder Artefakten gegenüber, zum anderen bewegt sie sich im Kontext einer sozialen Wissensumwelt. Der Austausch von Wissen geschieht nicht material, sondern in direkter Kommunikation oder im gemeinsamen Handeln. Ein Mensch produziert Wissen, lässt andere also am Wissen teilhaben, sei es durch direkte oder medial vermittelte Kommunikation, sei es durch die direkte Darstellung des Wissens als Text, Abbild, Audio- oder Videodokument. Die Wissensrezeption findet statt, wenn eine Person am personalen Wissen anderer Personen oder an der materialen Wissenswelt partizipiert. Ein gelungenes persönliches Wissensmanagement habe vier Ziel- bzw. Anforderungsfelder: Fachkompetenzentwicklung und konvergentes Problemlösen (man verfügt bereits über das zur Problemlösung erforderliche Wissen); Schlüsselkompetenzentwicklung und divergentes Problemlösen (man kennt noch kein Lösungskonzept, sondern muss dies selbstständig entdecken). Verfolgt werden einerseits strategische und operative Ziele, andererseits Innovationsund Effizienzziele. Diese Unterscheidung trennt Anforderungen, die eher fokussiertes Vorgehen angesichts kalkulierbarer Herausforderungen verlangt, von solchen, bei denen ein expansives Vorgehen wegen emergenter Aufgaben verlangt ist. Performanz und Kompetenz bedingen einander jedoch gegenseitig. Sehr vielfältig ist das große Kapitel über Methoden für das persönliche Wissensmanagement: Es werden 21 verschiedene Modelle, teilweise für die langfristige Kompetenzentwicklung, vorgestellt: Fragebaum, Perspektivendiagramm, EisenhowerMatrix und TRAFing, Mind Mapping, Information Mapping, Kategorisierung und Klassifikation, Konzeptkarte, Mikroarti-

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kel, Feedback, Story Template, Concept Mapping, Toulminkarte, Minto-Pyramide, Fokusmetapher). Für die langfristige Kompetenzentwicklung empfehlen die Autor(inn)en Methoden mit strategischer Zielsetzung (Kontaktnetz, Kompetenz-Agenda, Kompetenz-Portfolio, Lifeline, Morphologischer Kasten und Schieber, Synergy Map) und reflektieren Methoden im Kontext und Methoden in Aktion (typische Szenarien für persönliches Wissensmanagement, emotional-motivationale Blockaden, kognitive Fixierungen, soziale Hindernisse). Die einzelnen Methoden werden kompakt und nach einheitlichem Muster dargestellt, jeweils unterstützt durch eine Textbox mit den wichtigsten Merkmalen. Reinmann /Eppler nennen drei typische Szenarien für persönliches Wissensmanagement: Ein neues Wissensgebiet muss rasch erschlossen werden; man will in der Informationsflut den Überblick bewahren; eine Orientierungskrise muss bewältigt werden. Es werden jeweils zunächst die Akteure vorgestellt, dann das zu lösende Problem und das persönliche Wissensmanagement zur Informationsbewältigung (Methodeneinsatz Phasen I und II). Dann erfährt man, wie die Geschichte ausgeht. Die Autor(inn)en warnen davor zu glauben, dass persönliches Wissensmanagement reibungslos klappt, denn man müsse mit emotional-motivationalen und kognitiven Barrieren sowie mit sozialen Hemmnissen rechnen. Reinmann/Eppler fragen schließlich im Hinblick auf Wissen und Medien, ob die Zukunft im Netz liege. Das klassische ELearning sei mit dem persönlichen Wissensmanagement gut kombinierbar, wie auch die Anwendungen des Web 2.0, die in vielen Fällen ein informelles Lernen darstellten. Man könnte es aber auch persönliches Wissensmanagement nennen. Die Netzgeneration bzw. die „digital workers“, die den zweiten Kreis der Netzgeneration bildeten, seien prädestiniert für den kontinuierlich informellen Prozess des Managements individueller Wissens- und Lernprozesse.

Konkret mit Methoden und Techniken für die ­wissenschaftliche Arbeit im Hinblick auf digitale Neuerungen befasst sich der Sammelband von: Gasteiner, Martin; Haber, Peter (Hrsg.): Digitale ­Arbeitstechniken für die Geistes- und Kulturwissenschaften. Wien, Köln, Weimar: Böhlau, 2010. – (UTB 3157) (UTB Schlüsselkompetenzen). 269 S. Euro 19.90 ISBN 978-3-8252-3157-6 (UTB) ISBN 978-3-20577993-2 (Böhlau) Martin Gasteiner lehrt als Historiker am Institut für Geschichte der Universität Wien, Peter Haber ist ebenfalls Historiker und Mitbegründer der internationalen Plattform hist.net. Der höchst informative, flüssig geschriebene Band umfasst 19 Beiträge, durchweg von für das jeweilige Thema ausgewiesenen Wissenschaftler(inne)n der jüngeren Generation. Die Herausgeber schreiben in der Einleitung, dass sie in dem Buch entlang der wissenschaftlichen Produktionskette die Veränderungen beschreiben möchten, die durch den digitalen Wandel ausgelöst worden seien. Zielgruppe sind Geisteswissenschaftler(innen), die eine Diplomarbeit oder eine Dissertation planen, ein Forschungsprojekt angehen oder sich über den aktuellen Stand informieren wollen. Höchst anregende und nützliche Vorschläge zum wissenschaftlichen Arbeiten unterbreitet Valentin Groebner in seinem

Beitrag mit dem Thema: Welches Thema? Was für eine Art Text? Er warnt davor, sich an dem vergangenen Ideal einer fußnotengesättigten, schwer lesbaren wissenschaftlichen Publikation zu orientierten, die sich eng an Fachautoritäten halte und eigentlich keine neue Information biete. In der digitalen Welt müsse man sich von der Fiktion verabschieden, ein einzelner Wissenschaftler könne ein Forschungsthema irgendwann abschließen, und dass es einen klar abgrenzbaren, überpolitischen und nicht-kommerziellen Bereich der „Wissenschaft an sich“ gäbe. Es gehe heute darum, etwas Eigenes, Unverwechselbares zu schaffen, sich auf einige Themen zu konzentrieren und die Publikationen inhaltlich eindeutig zu betiteln. Jan Hodel beleuchtet den Bereich der Recherche mit Google – and Far Beyond. Google sei zwar von zentraler Bedeutung für die Produktion und Verteilung digitaler Information im Internet, jedoch müsse man sich klar machen, dass eben nicht alles digital verfügbar sei. Der Medienbruch sei allgegenwärtig und vieles, was für die Recherche nach digitaler Information wichtig sei, habe schon in der analogen Informationswelt gegolten. Jede Informationssuche sei stark von individuellen Interessen und Voraussetzungen geprägt und lasse sich nur wenigen generellen Prinzipien unterwerfen. Von der Quellenkritik zum kritischen Umgang mit digitalen Ressourcen, so lautet das Thema von Eva Pfanzelter (Innsbruck). Quellenkritik beschränkt sie nicht auf die Geschichtswissenschaft, sondern mit Blick auf die zentrale Rolle des Internets als Informationsmedium auf jegliche Ressourcen im Internet. Hier stelle sich angesichts der Informationsfülle das Problem der Qualität der Quellen. Zum einen gebe es Filtersysteme wie zum Beispiel „Selbst-Etikettierungen“ der Internet Content Rating Association (ICRA), einer Non-Profit-Organisation, die auf Anfrage des Webseitenbetreibers für diesen ein ICRA-Label in Form eines HTML-Codes ausstellen würde. Hervorzuheben seien Themen- und Fachportale wie historicum.net oder Clio-online für die Geschichtswissenschaft, arthistoricum.net für die Kunstgeschichte oder Propylaeum für die Altertumswissenschaften, hinter denen renommierte Institutionen stünden. Sie bildeten Einstiegspunkte in die Quellensuche mithilfe kommentierter und annotierter Linklisten zu fachlichen Online-Ressourcen. Stefan Meier liefert eine semiotische Diskursanalyse in digitalen Medien und befasst sich mit der Praxis diskursanalytischer Untersuchungen im World Wide Web. Dieses repräsentiere komplex organisierte Zeichenhandlungen, die aus unterschiedlichen Zeichensystemen herrührten. Dominante Zeichensysteme seien weiterhin Sprache und Bild, jedoch stünde die diskursanalytische Betrachtung von Bildern noch am Anfang. Meier illustriert das soziosemiotische Begriffsinstrumentarium für die Analyse von Einzelbildern anhand von Bildgalerien, wie sie beispielsweise von ntv.de oder von tagesschau.de ins Netz gestellt würden. Plastisch wird sein methodisches VorSonderausgabe 2011

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gehen im Hinblick auf die bildliche Darstellung eines Wahlkampfauftritts der Familie Obama, den Meier einer semiotischen Funktionsanalyse unterzieht. Von Rhagavan Manmatha stammt der Artikel zum Thema Bildsuche – Image Retrieval. Ergänzende Anmerkungen zum Image Retrieval schließt Georg Bernhard an. Bilder nach ihrem Inhalt zu suchen, ist keine triviale Angelegenheit. Ermitteln die Textsuchmaschinen relevante Dokumente nach den Kriterien der Begriffsfrequenz, der Anzahl der Dokumente, in denen das Wort vorkommt, ferner unter Einbeziehung von Synonymen und im Hinblick auf die Struktur der Verweise im WWW, so bietet sich für die Bildersuche zunächst das Segmentierungsverfahren an. Dies sei aber schwierig, weil die visuelle Erscheinung eines Objekts von verschiedenen Faktoren beeinflusst sei: dem Standpunkt des Beobachters, der dreidimensionalen Form des Objekts, der Art der Lichtreflexion und der Oberflächentextur. Vielfach lasse sich ein Objekt nur schwer von dem Hintergrund unterscheiden, vor dem es abgebildet sei. Der instruktive Sammelband von Gasteiner/Haber bringt einige Beiträge, die für die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens unmittelbar nützlich sind, jedoch im Rahmen dieser Rezension nicht detailliert behandelt werden können: Der Wiener Historiker Jakob Krameritsch erklärt, wie man Hypertexte schreibt, Daniel Burckhardt (Historische Fachinformatik) und Juliane Schiel (Historikerin und Romanistin) widmen sich dem kollaborativen Schreiben. Die bekannte Plagiarismusexpertin Deborah Weber-Wulff steuert einen Beitrag zu Copy + Paste = Plagiat? bei (hingewiesen sei auf die eingehende Besprechung des Buchs von Volker Rieble in dieser Sammelbesprechung). Oliver Klaffke, Inhaber eines Büros für Journalismus und Corporate Publishing, stellt Schreibtools vor, um zu zeigen, dass man mit Software bessere Texte schreiben kann. Jens Runkehl und Torsten Sievers klären über Zitieren und Belegen auf. Für digitale Arbeitstechniken bedürfe es zur Beurteilung der thematischen Relevanz der Quelle einer Datenbeschreibung durch Metadaten nach den Dublin Core Regeln, zur Auffindbarkeit einer Datenlokalisation, also einer Adresse, unter der das Dokument langfristig zugänglich sei, also URL, URN, DOI und eines Datenformats, zum Beispiel PDF. Michael Nentwich und René König befassen sich mit Peer Review 2.0, die Herausforderungen und Chancen der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle im Zeitalter der Cyber-Wissenschaft. Der Trierer Historiker Olaf Blaschke fragt: Vom Papier zum Pixel? Seine differenzierte, gleichermaßen pointiert-kritische Analyse gilt der Zukunft des geistes- und kulturwissenschaftlichen Buchs im digitalen Zeitalter. Unter den Aspekten der Konservierung, des Konsums, der Selektion und der Reputation bricht Blaschke eine Lanze für das analoge Buch, ohne indes die wachsende Bedeutung des Digitalen und des Internets auch für das geistes- und kulturwissenschaftliche Publizieren zu unterschätzen. Der Berliner Informations- und Bibliothekswissenschaftler Uwe Müller unternimmt eine konzentrierte Bestandsaufnahme zu Open Access. Hier erfährt der Leser alles über die Hintergründe und die frühen Initiativen der Budapest Open Access Initiative (BOAI), über seine Auswirkungen auch in Deutschland und die Formen der Realisierung (grüner und goldener Weg). Müller beleuchtet die neuen Möglichkeiten des Open Access für ein unabhängig von kommerziellen Verlagsinteressen mögliches Veröffentlichen wissenschaftlicher Ergebnisse und zeigt gleichermaßen die Risiken und Probleme 76 

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auf. Der Rechtsinformatiker Nikolaus Forgó und der Informationsrechtler Seyavash Amini behandeln das Urheberrecht für die Geisteswissenschaften. Emanuel Meyer (Rechtsdienst für Urheberrecht und verwandte Schutzrechte am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum in Bern) bietet eine Ergänzung zum Urheberrecht für die Geisteswissenschaften. Patrick Sahle informiert über digitale Editionstechniken, Eva Pfanzelter und Christoph Praxmarer runden den gelungenen Sammelband mit einem Artikel über Geographische Informationssysteme (GIS) ab.

Eine immer auffälligere Begleiterscheinung der digitalen Lern- und Wissenswelt ist der Plagiarismus. Spätestens seit dem Fall Guttenberg ist das Thema in aller Munde. Das Internet und die von Jahr zu Jahr zunehmende Verbreitung des elektronischen Publizierens haben die Recherche nach plagiatsverdächtigen Textstellen gegenüber früher deutlich erfolgversprechender werden lassen. Speziell das Plagiat in der wissenschaftlichen Veröffentlichungspraxis behandelt das Buch von: Rieble, Volker: Das Wissenschaftsplagiat. Vom Versagen eines Systems. Frankfurt a. M., Vittorio Klostermann, 2010. 120 S. Euro 14.80 ISBN 978-3-465-04101-6 Der Münchner Arbeitsrechtler stellt in dem schlanken Band auf 120 Seiten das Wissenschaftsplagiat mit Schwerpunkt auf dem Gebiet des Arbeitsrechts konzentriert und anhand vieler Beispiele, häufig mit Namensnennung, anschaulich dar. Auch für juristisch nicht vorgebildete Leser(innen) – der Rezensent gehört zu dieser Gruppe – ist das Buch durchaus verständlich geschrieben. Man erfährt dort etwas über Dissertationsund Habilitationsplagiate, über die gewerbliche Variante des Ghostwriters und über das professorale Ausschlachten von Prüfungsarbeiten. Aber auch Eigenplagiate und das einvernehmliche Abschreiben und Fremdausbeuten – urheberrechtlich eigentlich nicht zu beanstanden – behandelt er und verdeutlicht die Problematik aus wissenschaftlicher Sicht. Die knappe Definition des Plagiats lautet: „Wörtliche Übernahme fremder wissenschaftlicher Texte mit nur geringfügigen Textanpassungen und ohne ausreichenden Zitatausweis des Originals darf man Plagiat nennen“ (S. 21). In rechtlicher Hinsicht könnten sich insofern Streitigkeiten ergeben, als zwar der objektive Tatbestand des Plagiats gegeben sein könne, jedoch subjektiv gesehen der Vorsatz, sich fremde Texte ohne Nachweis anzueignen, nicht immer bewiesen werden könne. Wer sei schon so naiv, leicht nachzuprü-

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fende Textübereinstimmungen bewusst in seine Arbeit einzubauen? Das Beispiel eines Berliner Juristen wird genannt, der seine 2005 bei UTB erschienene Juristische Methodenlehre „seitenweise wortwörtlich abgeschrieben – mit ganz geringen Änderungen – und die wahren Urheber nur durch Scheinzitate genannt“ habe (S. 20). Diese Vorgehensweise bezeichnet Rieble als „Bauernopfer-Referenz“, denn von der Originalpublikation werde nur sehr wenig als fremdes Geistesgut gekennzeichnet, damit die vermeintliche Eigenautorschaft des übrigen Textes umso plausibler erscheine. In einem anderen von Rieble geschilderten Fall macht ein Professor, der einen plagiierten Text für einen juristischen Kommentarband (Verlag Luchterhand) als seinen eigenen ausgibt, dafür den Assistenten verantwortlich, der den Text verfasst habe. Die Sanktionen – Nicht-Verlängerung des Arbeitsvertrags, Absage der Dissertationsbetreuung – trafen allein den Assistenten. Die Universität sah es ähnlich wie der besagte Professor, der weiterhin an der Universität forschen, lehren und auch publizieren darf. In seinen Ausführungen zu Online- oder Netzplagiaten charakterisiert Rieble das Publizieren per Open Access als Plagiathilfe. Die bei Open Access verbreitete Creative-Commons-Lizenz – der Autor stellt seinen Text im Grunde genommen „gemeinfrei“, verlangt nur die Nennung seines Namens – kritisiert er schärfstens. Auch die Open-Access-Allianz sowie die dabei beteiligte DFG unternähmen „nichts gegen den Rechtsbruch durch Plagiatoren“ (S. 55). Mit dieser Sicht erfasst Rieble die Intentionen von Open Access wohl nicht in ihrer eigentlichen Substanz, denn einen Freibrief zum Plagiieren kann man nicht unterstellen. Die überragende Bedeutung der Urheberschaft wissenschaftlicher Texte wird bei Open Access eigentlich nirgends und von niemandem in Frage stellt. Rieble behandelt dann einige aus seiner Sicht untaugliche Abhilfeversuche, wie zum Beispiel die beschränkte Plagiats-Ahndung, die Wissenschaftsethik und hochschulrechtliche Redlichkeitsregeln, wie sie in manchen Landeshochschulgesetzen stehen. Zentral ist für ihn ein wissenschaftsrechtlicher Plagiatsbegriff mit Autorschaft als positiver Verantwortung, mit der Beanstandung von Ideendiebstahl, mit einem wissenschaftsspezifischen „Herkunftsnachweis“, mit dem Zitiergebot als Konsequenz und gegen die Bauernopfer-Referenz. Eine rechtlich effektive Plagiatabwehr bedürfe verbindlicher Redlichkeitsregeln als Grundvoraussetzung, eventuell auch mit arbeits-/disziplinarrechtlicher Flankierung, sodann im Hinblick auf die Regelungen in den Verlagsverträgen und auf das Wettbewerbsrecht. Infolge der Diskussion um die Doktorarbeit des ehemaligen Verteidigungsministers zeichnet sich diesbezüglich eine Wende ab. Einerseits muss es um verstärkte Prävention durch die frühzeitige Förderung von Informationskompetenz und das Erlernen methodisch korrekten wissenschaftlichen Arbeitens im Studium gehen, andererseits wäre die routinemäßig Überprüfung eingereichter Abschlussarbeiten anhand geeigneter Plagiaterkennungssoftware ein Weg, sofern nicht Plagiate bereits mithilfe von Suchmaschinen aufzudecken sind. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass einige der von Rieble in dem Buch namentlich genannten Autoren wegen der gegen sie gerichteten Plagiatsvorwürfe Anklage auf Unterlassung gegen Rieble erhoben haben. Beim Landgericht Hamburg wurde eine einstweilige Anordnung erwirkt, derzufolge das Buch nicht nachgedruckt, die bereits gebundene Auflage jedoch noch verkauft werden darf. Rieble hat Rechtsmittel eingelegt und es bleibt abzuwarten, wie die Sache aus-

geht. Dessen ungeachtet leistet das kleine Büchlein gerade wegen seiner provokativen, zugespitzten Gedankenführung einen erheblichen Beitrag zu einer ehrlicheren Diskussion über das Thema Plagiarismus in der Wissenschaft und ist deshalb allen, die sich dafür interessieren, zur Lektüre nachdrücklich zu empfehlen. Sehr informativ zur weiteren Vertiefung ist im Übrigen das „Portal Plagiat“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin http://plagiat.htw-berlin.de/, das wesentlich auf Betreiben von Deborah Weber-Wulff entstanden ist.

Das World Wide Web gewinnt als primäre Informationsquelle beim Lernen stark an Bedeutung. Wege des kompetenten Umgangs mit diesen Ressourcen und dem Web 2.0 als wachsendem Publikations- und Kommunikationsraum soll folgendes Buch aufzeigen: Bauer, Reinhard: Die digitale Bibliothek von Babel. Über den Umgang mit Wissensressourcen im Web 2.0. Boizenburg: Verlag Werner Hülsbusch 2010. 169 S. Euro 26.90 ISBN 978-3- 940317-71-1 Der Autor arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität Krems (Österreich). Dort hat Bauer 2008/09 seine Master Thesis eingereicht, die er für das vorliegende Buch überarbeitet und aktualisiert hat. Eingeflossen sind zudem seine Berufserfahrungen als Lehrer an einer kaufmännischen Schule, als Bibliothekar und als Universitätslektor für Fachdidaktik. Bauer beginnt mit einigen erkenntnisleitenden Reflexionen zu Borges Erzählung „Die Bibliothek von Babel“, die die Fiktion einer unendlichen und universalen Bibliothek umschreibe und zu der das Web 2.0 in gewisser Weise das digitale Gegenstück sei. Jedes Buch bei Borges entstehe aus einem vorausgegangenen, alle Wörter und Buchstaben seien schon einmal verwendet worden. Insofern werde der Text von Borges vielfach als Vorläufer der Hypertextualität und Intermedialität gesehen, insofern mit der Struktur des World Wide Web vergleichbar. Hier wie dort stünden allerdings die Leser und Nutzer vor dem Problem, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu müssen, zumal es keinen alphabetischen oder systematischen Katalog gebe. Man brauche wieder so etwas wie Bildung, die dazu befähige, Webressourcen zu bewerten. Dazu bedürfe es des persönlichen Wissensmanagements und einer medienpädagogisch fundierten Didaktik für webbasiertes, vernetztes Lernen. Bauer möchte nun näheren Aufschluss darüber geben, ob der durch Web 2.0 eingeleitete Paradigmenwechsel beim Umgang Sonderausgabe 2011

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mit Wissen zu einem Niedergang der Bildung geführt hat, wie man aus der Informationsfülle im Web 2.0 möglichst rasch und effektiv die relevanten und qualitativ hochwertigen Informationen herausfiltert, wie gut gestaltete Webseiten aussehen, wenn sie als vertrauenswürdig gelten wollen, ob die Nutzer des Web 2.0 über eine Art Informationskompetenz 2.0 verfügen müssen und, wenn ja, was diese ausmache. Seine Leitfragen sind also: Welche Auswahlkriterien gibt es, welcher Form der Informationskompetenz bedarf es für einen adäquaten Umgang mit Webressourcen? Wesentliches Charakteristikum des Web 2.0 sei, dass die Nutzer das Wissen selbst generierten und sich darüber mit anderen austauschten, durch Online-Communities oder durch soziale Informationsplattformen wie Facebook oder durch Weblogs. Es handele sich um prinzipiell offene Systeme, vergleichbar Digitalisierungsprojekten, etwa „Open Library“, in der alle Bücher mit digitalisierten Bildseiten weltweit in einer Datenbank nach dem Muster der Wikipedia erfasst werden sollten. Auch Bibliotheken könnten durch die Digitalisierung ihrer Bestände einen wichtigen Beitrag zur Öffnung des Wissens leisten, bei Verwendung von Social Software, darüber hinaus in einen engeren Kontakt mit ihren Nutzern treten. Die Grenzen zwischen Nutzer und Informationssystem würden im Zeitalter des Web 2.0 ohnehin immer stärker aufbrechen. Das Web 2.0 sieht Bauer als Herausforderung für das E-Learning. Bei der Wikipedia könne jeder die Einträge in der Online-Enzyklopädie ändern. Um aber zum Administrator aufzusteigen, bedürfe es einer größeren Erfahrung und eines hohen Vertrauens der Community. Man müsse also aktiv in Communities of Practice beteiligt sein, so auch beim E-Learning 2.0. Der Zugang zu Kursmaterialien und Unterrichtswerkzeugen, die Fähigkeit zur selbstständigen Informationsbeschaffung und Wissensaneignung und Peer Reviews zur Qualitätssicherung spielten dabei eine entscheide Rolle. Bauer bezieht sich nachdrücklich auf die Open Educational Resources (OER)-Bewegung, denn dabei seien alle Lehr- und Lernmaterialien, die online frei zugänglich sind, veränderbar und nutzbar. Dies sowie E-Science bzw. Enhanced Science (erweiterte Wissenschaft, die sich mit Wissensvernetzung, E-Learning, Open Access und Grid Computing befasse), EHumanities (virtuelle Forschungsumgebung für Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften) sowie die Ressourcen des Web 2.0 seien Bedingungen für das „open Participatory-Learning-Ökosystem E-Learning 2.0“ (S. 60). Es gehe nicht mehr um das Was, sondern um das Wie des Lernens, wie es eine Opening-up-Education ermögliche. Ausführlich befasst sich Bauer auch mit der Informationsbewertung. Er spricht von webliographischer Evaluierung, ausgehend von gedruckten Bücher und Zeitschriften, sodann im Hinblick auf eigentliche Webressourcen. Für die Evaluierung von Websites spielten die Aspekte der Urheberschaft, zum Beispiel anhand der Webadresse (URL), der Intention und der Zielgruppe eine Rolle. Das Web 2.0 stellt also erhebliche Anforderungen an „neue“ Kompetenzen, eben Informationskompetenz, neben der IKTKompetenz und der Medienkompetenz Es gehe nicht nur um den technischen Zugang zu einem neuen Medium, sondern vor allem um das Erkennen eines Informationsbedarfs, um das Sammeln und Auffinden von Information, die Interpretation der Quellen, das Ordnen und das Bewerten, das Adaptieren, Anwenden und Erfinden und den kommunikativen Austausch von Information. Die Standards der Information Literacy, wie 78 

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sie die Association of College & Research Libraries (ACRL) veröffentlicht hat, umschrieben diese Merkmale recht präzise. In Anlehnung an Hapke (2007) greift Bauer schließlich auf den Vorschlag einer Informationskompetenz 2.0 zurück, weil es beim Lernen, Studieren und Forschen heute wie in Zukunft wesentlich um die Auseinandersetzung mit Web 2.0-Inhalten gehe. Diese erlerne man nicht primär in Extra-Kursen zur Vermittlung von Informationskompetenz, sondern „Die lernenden User müssen eigenverantwortlich aus einer Aufgabe heraus den Umgang mit Web 2.0-Inhalten selbstgesteuert erlernen“ (S. 141). Man merkt dem Buch von Bauer streckenweise an, dass es auf eine Qualifizierungsarbeit zurückgeht. Die theoretischen Ausführungen wirken bisweilen etwas bemüht, dennoch ist die Lektüre all denjenigen nachdrücklich zu empfehlen, die sich mit den Möglichkeiten des Web 2.0 auf dem Feld der Informations- und Wissensverarbeitung vertieft beschäftigen.

Wie schlägt sich die digitale Welt mit ihren neuen Herausforderungen für das Lernen, Studieren, wissenschaftliche Arbeiten und Forschen jetzt in den Bibliotheken nieder? Haben sie, wie manchmal behauptet wird, die Entwicklungen des Internets und des Web 2.0 verschlafen, stehen sie der sich rasch verändernden Informationspraxis junger Menschen, die sich vorwiegend im Netz bewegen und dort aktiv Information produzieren und miteinander kommunizieren, hilflos gegenüber? Und wie schaffen sie den Spaghat zwischen ihrer traditionellen Kernaufgabe – der Bewahrung des kulturellen Erbes – und den neuen Aufgaben, die ihnen als Lehr-Lernorten, als Digitalisierungszentren, als Betreiber von Repositorien und Hochschulverlagen, als Informationsagenturen, um nur einiges zu nennen, zufallen? Auskunft darüber kann der anlässlich des 98. Deutschen Bibliothekartags in Erfurt bei Olms erschienene Tagungsband mit seinen 29 Beiträgen geben. Hohoff, Ulrich; Schmiedeknecht, Christiane: 98. Deutscher Bibliothekartag in Erfurt 2009. Ein neuer Blick auf Bibliotheken. Hildesheim: Georg Olms Verlag 2010 (Deutscher Bibliothekartag. Kongressbände, hrsg. vom Verein Deutscher Bibliothekare). 320 S. Euro 49.80 ISBN: 978-3-487-14334-7 Ulrich Hohoff ist Erster Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB), des ältesten Bibliotheksverbandes in Deutschland, Christiane Schmiedeknecht ist Direktorin der Universitätsbibliothek/Forschungsbibliothek Erfurt-Gotha. Schon die sieben Teile, unter denen die Texte eingeordnet sind, deuten darauf hin, dass die Bibliothekare in Deutschland sich den oben gestellten Fragen nicht verschließen, sondern sich ihnen ausdrücklich stellen möchten. Dies bringt Ulrich Hohoff in seiner im Band abgedruckten Begrüßungsansprache gleich deutlich zum Ausdruck: Wissenschaftliche Bibliotheken an Hochschule würden sich um die Vermittlung von Informationskompetenz für Studierende kümmern, führten Digitalisierungsprojekte durch, suchten nach neuen Wegen, um das Wissen im Netz per Open Access oder durch neue Lizenzmodelle zugänglich zu machen, und wirkten an einem neuen

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Urheberrecht für die Wissenschaft mit, das der Wissenschaft dient. Im Rahmen der Allianz für Bestandserhaltung würden die großen Bibliotheken zusammenarbeiten, um die digitale Vernetzung, die langfristige Datenspeicherung und den Originalerhalt gleichermaßen zu gewährleisten. Der Band widmet sich dann den Orten der Bibliothek, die sich eben nicht im Cyberspace aufgelöst haben, veranschaulicht am Beispiel der Bibliotheksarchitektur in Italien und den dort anzutreffenden Szenarien, Strategien, Möglichkeiten (Marco Muscogiuri) und anhand attraktiver Lernorte, wie sie Idea Stores in London und der Learning Grid an der University of Warwick bieten (Tina Hohmann). In dem umfangreichen Kapitel über neue Fundamente für die Bibliothek der Zukunft gibt Rolf Griebel Einblicke in den sich wandelnden Informationsmarkt unter den Auspicien der Globalisierung aus der Sicht einer wissenschaftlichen Bibliothek. Seine differenzierte Analyse befasst sich mit den Library Suppliern, mit Zeitschriftenagenturen, Konsortien, Nationallizenzen und mit der Rolle der Bibliotheken beim Open Access Publizieren. Steffen Wawra beschäftigt sich mit der Fortbildung im Lichte moderner Führungskonzepte: Neue Bibliothekare braucht das Land! Seine Angelpunkte sind das Change Management in Verbindung mit einem partnerschaftlichen Lernmodell. Die Idee der Blended Library mit neuen Formen der Wissensvermittlung durch Vermischung der realen und digitalen Welt vertreten Harald Reiterer, Mathias Heilig, Sebastian Rexhausen, Mischa Dermarmels in ihrem Beitrag zu MedioVis 2.0 als Basis für ein nach einem einheitlichen Interaktionskonzept gestaltetes Recherchesystem. Es ermöglicht die gleichzeitige Unterstützung interaktiver Endgeräte, die Vermischung digitaler Objekte und realer Inhalte sowie ein hohes Maß an Personalisierung. Thomas Jaeger stellt das EU-Projekt „ARROW“ vor im Hinblick auf neue Ansätze zur Rechteklärung bei der Digitalisierung vergriffener und verwaister Werke: Die Ermittlung von Urheberrechtsinhabern bei vergriffenen und verwaisten Werken solle erleichtert, ein europaweites Nachweisregister verwaister Werke geschaffen und Modelle für den integrierten Zugang zu kostenpflichtigen und kostenfreiem digitalen Content verschiedener Anbieter entwickelt werden. Beteiligt an dem Projekt sind die Nationalbibliotheken Deutschlands, Frankreichs, Englands sowie weiterer europäischer Länder. Mehrere Artikel befassen sich mit Bibliotheksorganisation und Informationsmanagement. Verena Simon wagt sich hier gleich an ein heißes Eisen und diskutiert die Bibliotheksöffnung am Sonntag, vor allem unter dienst- und arbeitsrechtlichem Blickwinkel. Das Innovationsmanagement an Hochschulbibliotheken am Beispiel der ETH-Bibliothek Zürich ist Thema eines Beitrags von Rudolf Mumenthaler. Es geht um die Einbindung in strategische Prozesse und um den aktuellen Innovationsprozess der ETH-Bibliothek. Ein Technologieradar der ETHBibliothek leistet dabei wertvolle Hilfe, außerdem der Aufbau eines Netzwerks mit Blog, Twitterfeed und mit FacebookSeite. Dem Komplex Bibliotheken in Wissenschaft und Studium widmen sich Heinz Pampel, Roland Bertelmann, Hans-Chris-

toph Hobohm. Die Rollen, Aufgaben und Kompetenzen des Data Librarianship erstrecken sich auf Forschungsdaten und ein adäquates Forschungsdatenmanagement, ein Bereich, der weit über die Publikationsserver an den Hochschulbibliotheken hinausweist. Diese kümmern sich in steigendem Umfang auch um gymnasiale Oberstufenschüler, müssen dabei aber auf einen sparsamen Einsatz der Personalressourcen achten. Die UB Heidelberg hat deshalb ein Tutorial namens „Sarah“ entwickelt, das online eine storybasierte und aktivierende Vermittlung von Informationskompetenz ermöglicht (Birgit Bauer und Christiane Hirschberg). Brigitte Schubnell nimmt sich ein wichtiges, leider noch etwas vernachlässigtes Thema der Teaching Library vor: Qualität in der Vermittlung von Informationskompetenz. Aber wie steht es in der digitalen Wissenswelt um innovative Formen der Bewahrung des kulturellen Erbes in Bibliotheken? Entspringt die Verfügbarkeit von Handschriften im Internet einem bibliothekarischen Exhibitionismus, fragt Ulrich Johannes Schneider in seinem Vortrag. Martina Rebmann beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Johann Sebastian Bachs Autografen und mit dem DFG-Projekt Bach Digital. Der brennenden Frage nach der langfristigen Sicherung digitaler Objekte gehen Tobias Beinert, Susanne Lang und Astrid Schoger in ihrem Artikel Vom Digitalisierungsprojekt zur organisierten Langzeitarchivierung nach. Dazu berichten sie über eine Münchner Studie, die ein Prozessmodell zur Geschäftsideenfindung entwickelt und um die Leistungssicht ergänzt wurde. Problematisch ist nach wie vor, dass Digitalisate in Katalogsystemen und Portalen in diversen unterschiedlichen Verzeichnissen zu finden sind, indes ein übergreifender Zugang zu diesen Objekten fehlt. Schließlich geht es in dem Erfurter Bibliothekartagsband um aktuelle Entwicklungen des Erschließens und des Recherchierens von Information: Zu nennen sind beispielsweise das neue Regelwerk RDA (Christine Frodl), die kooperative Erschließung von elektronischen Medien (Manfred Müller), die Qualitätskriterien der Zukunft (Ute Schwens), neuere Tendenzen bei der Katalogisierung in der British Library (Chris Martyn) oder die Retrokonversion 2.0 am Beispiel des Deutschen Literaturarchivs Marbach (Karin Schmidgall und Heinz Werner Kramski). Gegenüber den früheren, bisweilen recht streng und karg daher kommenden Tagungsbänden ist der Erfurter Band nicht nur mit einem schönen Umschlag versehen, sondern zeichnet sich darüber hinaus durch ein übersichtliches Layout aus. Die Beiträge sind nicht zu textlastig, sondern durch Tabellen, Grafiken und Abbildungen angenehm aufgelockert und dadurch gut lesbar. Vor allem belegen sie: Die Bibliotheken in Deutschland weichen den neuen Herausforderungen infolge der digitalen Revolution nicht aus, sondern reagieren baulicharchitektonisch darauf, engagieren sich auf dem Gebiet der Kompetenzförderung ihrer Nutzerinnen und Nutzer, damit diese sich in der hybriden Wissenswelt orientieren und effektiv lernen können, entwickeln Konzepte und Instrumente für die Langzeitsicherung und für das Informationsmanagement, wenden neue Formen der Erschließung für digitale Objekte an.  Sonderausgabe 2011

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Marc Krüger: Selbstgesteuertes und kooperatives Lernen mit Vorlesungsaufzeichnungen. Das Lernszenario VideoLern – Eine Design-Based-Research-Studie. Verlag Werner Hülsbüsch, 2011. 320 S., Hardcover ISBN 978-3-940317-88-9 € 31,90 Anfang 2011 erschien im vwh-Verlag das Buch „Selbstgesteuertes und kooperatives Lernen mit Vorlesungsaufzeichnungen: Das Lernszenario VideoLern – Eine Design-Based-ResearchStudie“ von Marc Krüger. Es entstand als Dissertation unter der Betreuung von Gabi Reinmann, Professorin für Lehren und Lernen mit Medien, an der Universität der Bundeswehr in München. Die Vorlesungsaufzeichnung (VAZ) ist ein fächerübergreifend eingesetztes Verfahren zur Nutzung digitaler Medien in der Hochschullehre. Sie erleichtert Vorlesungsnachbereitung und Prüfungsvorbereitung. Da die VAZ in der Regel nur als Ergänzungsangebot zur Vorlesung eingesetzt werde, bleibe nach Meinung des Autors das in ihr enthaltene „immanente didaktische Potenzial“ weitgehend ungenutzt. Vorschläge zur Behebung dieses Mangels zu machen, ist das Ziel seiner Dissertation. Beispielhaft für das Fachgebiet Ingenieurswissenschaften, speziell für Vorlesungen mit Übungen, entwickelt er ein Lernszenario mit VAZ – genannt VideoLern. Mit VideoLern sollen die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden vertieft, die Ausein­andersetzung mit den Lerninhalten verbessert und Freiräume für selbstgesteuertes und kooperatives Lernen geschaffen werden. Der Autor gestaltet VideoLern unter Einbeziehung von lehr-/ lern­theoretischen Betrachtungen und Design-Based-Research (DBR)-Methoden. DBR erlaubt es, bei der Entwicklung von Lernszenarien wissenschaftlich-theoretische und praktischexplorative Maßnahmen abwechselnd aufeinander aufbauend einzusetzen. Zusätzlich benutzt der Autor Dokumentationswerkzeuge wie z.B. das Didactic Process Mapping (DPM), ein Werkzeug zur Visualisierung von Unterrichtsszenarien, um die (nach Reinmann) „mitunter wenig transparenten Prozesse der Planung bzw. des Entwurfs, der Umsetzung und Erprobung sowie des Re-Designs von didaktischen Szenarien in DBRProjekten detailliert, systematisch und doch effizient darzustellen.“ VideoLern besteht aus der gemeinsamen Arbeit einer kleinen Lerngruppe (2–3 Personen) am PC in einer durch Schall80 

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schutzwände gebildeten „Lernzelle“. Sie beginnt damit, dass die Lerngruppenmitglieder die gestellten Übungsaufgaben lesen, anschließend die VAZ ansehen und dann abwechselnd zusätzliche Medien einsetzen (z.B. das ausgehändigte Vorlesungsskript, aber auch das Internet oder Literatur), Fragen an den Lehrenden (meist ein Assistent des Dozenten) stellen, mit den Übungsaufgaben fortfahren, wiederum die VAZ ansehen usw. Studien zur praktischen Erprobung von VideoLern wurden in drei verschiedenen Lehrveranstaltungen des Instituts für Kommunikationstechnik der Universität Hannover durchgeführt. Für die Erfassung des Lerngeschehens waren komplexe und langwierige Versuche inkl. anschließender Datenaufbereitungen erforderlich. Dazu zählen eine instrumentelle Voruntersuchung und die Auswahl angemessener Werkzeuge, insbesondere zur Analyse der audiovisuellen Informationen. Die Teilnehmerzahlen waren insgesamt klein. Es wurden 10 Gruppen, 22 Probanden und 40 Unterrichtseinheiten per Videoaufzeichnung ausgewertet. Die Kodierung der 75 h Videoaufzeichnungen des Lerngeschehens war sehr zeitaufwendig. Neben der Videoaufzeichnung wurden u.a. Selbstauskünfte der Lerngruppenmitglieder zu ihrem motivationalen Befinden erhoben sowie die Lernleistungen gemessen. Es schließt sich eine sehr sorgfältige Analyse der Befunde an. Einige Ergebnisse seien genannt: So mache es in Bezug auf die fachliche Lernleistung keinen Unterschied, ob die Studierenden sich die VAZ ansehen, oder ob sie der Präsenzvorlesung beiwohnen. Allerdings hatten die Studierenden während des Ansehens der VAZ wesentlich bessere Möglichkeiten, sich die Lerninhalte anzueignen. Zusätzlich hatten sie im Lernszenario VideoLern, bei dem ein Lehrender permanent zugegen war, die Chance, sofort ihre Fragen an den Lehrenden zu richten. Insgesamt kommt der Autor zum Schluss, dass VideoLern bis zu einem gewissen Grade selbstgesteuertes und kooperatives Lernen ermöglicht. Der Autor geht davon aus, „dass das skizzierte Lernszenario Vorlesung mit Übung sich auch in anderen Fachwissenschaften wiederfindet, in denen hochgradig deklaratives Wissen vermittelt wird, z.B. in der Informatik, den Natur- sowie Wirtschaftswissenschaften. Inwieweit die im Rahmen dieser Arbeit erarbeitete Lösung sich auf diese und weitere Studiengänge übertragen lassen, bleibt zu prüfen.“ Abschließend führt der Autor Argumente für einen breiteren Einsatz von VideoLern in den Hochschulen an. Er ist der Meinung, dass PC-Pools von Hochschulen, die für rechnerbasierte Lehrveranstaltungen eingesetzt werden, auch für VideoLern genutzt werden könnten. Dazu ist zu bemerken, dass PC-Pools von ihrer Auslegung wenig geeignet erscheinen, das Lernszenario VideoLern mit seinen durch Stellwände abgeteilten Lernzellen zu realisieren. Da VideoLern auf sehr kleinen Lerngruppen basiert, kommt es wegen des erforderlichen Betreuungspersonals eher für Vorlesungen mit kleineren Hörerzahlen in Frage. Insgesamt dürfte das Buch weniger Lehrende adressieren, die nach Tipps für Vorlesungsaufzeichnungen suchen, sondern vielmehr Bildungswissenschaftler, die sich insbesondere für Design-Based-Research interessieren. Rezensent: Akad.Dir. Dipl.Math. Günter Wetter, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Zentrum für Datenverarbeitung [email protected]