Simpel: außenliegende Wanten, kleine Genua und ein klares Layout
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dehler 41 YACHT-test
Scharfe Schnitte Dehlers neuer Performance-Cruiser stellt sich starker Konkurrenz und will mit einem runden Gesamtkonzept sowie fairem Preis punkten
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foto: yacht/k. andrews
er Solent. Jene von Sandbänken durchzogene, stark durchströmte und wettertechnisch zuweilen heimtückische Meerenge zwischen der süd englischen Küste und der Isle of Wight. Das Revier, wo der America’s Cup 1851 geboren und bis in die 1980er-Jahre der Admiral’s Cup ausgetragen wurde. Heiliges Gewässer, sozusagen. Ein Ort, der passender nicht sein könnte für die Testpremiere der Dehler 41. Denn die ist seglerisch durchaus anspruchs voll konzipiert und stammt von den Kon strukteuren Judel/Vrolijk & Co, die dort ihre ersten internationalen Erfolge feierten. Der Grund indessen ist deutlich profa ner: Im Anschluss an die Southamptoner Bootsmesse stand, nachdem die ersten Bau nummern als Regattaversionen gebaut wur den, das erste konventionelle Schiff endlich zur Verfügung. Nun sichelt es durchs mil chig-grünliche Solentwasser und macht, was es soll: gut segeln. Bei wahrem Wind zwischen 12 und 14 Kno ten präsentiert sich der Ruder druck perfekt. Sehr leicht, aber ausgeprägt genug, um die richtige Spur erfühlen zu können.
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YACHT-test dehler 41
Versenkt. Beide Mittelluken sind bündig eingebaut, die Fallen laufen verdeckt
Breit. Durch die doppelten Räder arbeitet der Rudergänger schön weit außen
Die Dehler 41 steuert sich recht direkt, nur eineinviertel Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag sind nötig. Ein wenig Konzentration bedarf es, schließlich handelt es sich um ein Performance-Boot mit tiefen und (von vorn nach achtern gesehen) relativ schmalen Anhängen. In Ermangelung eingebauter Instrumente und aufgrund des mehrheitlich stark strömenden Gewässers sind Aussagen zu den Geschwindigkeiten nicht zu ermitteln, lediglich ein kurzer Moment im Stauwasser zeigt, dass die Geschwin digkeitsvorhersagen der Konstrukteure zu stimmen scheinen. Die künden bei den heu-
Bequem. Das runde Cockpitsüll und die Duchten erlauben entspanntes Sitzen
Und weil die Dehler steif und aufrecht segelt, aber auch mit Krängungswinkeln von weit jenseits der 20 Grad keinerlei Tendenz zum übergroßen Ruderdruck oder gar zur Un beherrschbarkeit zeigt.
Drei Kiele zur Wahl Was für die im Test gesegelte Standard version mit 2,15 Meter Tiefgang und 8,18 Tonnen Verdrängung gilt, wird die Regattaausführung noch übertreffen. Das Boot erhält dann einen 2,40 Meter tiefen Kiel und ist bei etwa demselben Ballastgewicht rund 200 Kilogramm leichter, was an der optionalen Bauweise in Vakuum-Infusion liegt. Für weniger Performance, aber mehr Flexibilität hinsichtlich Wassertiefen ist auch noch eine flachere (1,95 Meter) und um rund 270 Kilogramm schwerere Fahrtenflosse in L-Form zu bekommen. Zurück an Deck: Der Rudergänger freut sich über besten Blick nach vorn auf Wellen und Windfäden sowie diverse im Stehen und Sitzen angenehme Arbeitspositionen. Die Großschot des versenkt geführten German Cupper Systems erreicht er bei Bedarf, ansonsten kann hier ein Mitsegler ebenfalls bequem diesen Job erledigen. Die übrige
Hoch. Die Klappe liegt weit vom Wasser weg. Ohne Leiter läuft da nichts
Das Deckslayout ist funktional und simpel. Dem Fahrtensegler genügt es
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Einhandfähig. Vom Rad aus lässt sich die Großschot beidseitig bedienen
Crew findet auf dem gerundeten Cockpitsüll, das der aktuellen Dehler-Linie etwas von ihrer Unverwechselbarkeit gibt, bei nahezu allen Krängungswinkeln sicheren Halt. Die Füße haben dabei durch Ausformungen in den Duchten willkommene Unterstüt-
fotos: yacht/k. andrews
tigen Bedingungen von 7,1 Knoten Speed am Wind mit etwa 80 Grad Wendewinkel. Daten, die realistisch wirken. Wichtiger als wahre Werte mögen die Ein drücke und Empfindungen unter Segeln sein. Und da bereitet das Boot schlichtweg Spaß. Weil es sich eben agil steuert, weil es auch kurze Wellen mit einer an Arroganz grenzenden Souveränität nimmt, weil es bei Bedarf so schnell dreht, dass die Crew sich festhalten muss, weil es dabei nur wenig Speed verliert und dann schnell wieder anspringt.
YACHT-TEST DEHLER 41
M E S SWE RT E Segelleistungen
1
ohne Abdrift und Strom
Am Wind (ca. 40 Grad)
7,1 kn 8,4 kn
60 Grad Windeinfall
8,9 kn
90Grad Windeinfall (mit Spi)
8,3 kn
135 Grad (mit Spi) 6,4 kn
180 Grad (mit Spi) 2 kn
4 kn
6 kn
8 kn
10 kn
Windgeschwindigkeit: 12 kn (4 Bft.), Wellenhöhe: vereinzelt ca. 0,5 Meter
Potenzial 4,9
STZ 2 4,0 Cruiser
Performance-Cruiser 5,0
Mit einer Segeltragezahl von 4,87 ist die Dehler 41 dem Papier nach noch nicht extrem ausgelegt
Kojenmaße 2,07 x 0,60 m
Salon (min.)
2,05 x 1,51 / 1,30 m
Achtern Knapp
Durchschnitt
AU S STATTU N G U N D PR E I S E
Konstrukteur . . . . . . . . . Judel/Vrolijk & Co CE-Entwurfskategorie . . . . A (Hochsee) Lüa (Rumpflänge) . . . . . . . . . . . . . 12,40 m Gesamtlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,40 m LWL (Wasserlinienlänge) . . . . 11,50 m Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,93 m Tiefgang/alternativ . . 2,15/2,40/1,95 m Theor. Rumpfgeschw. . . . . . . . . . . 8,24 kn Gewicht (Standard) . . . . . . . . . . . . . . 8,18 t Ballast/-anteil (Standard) . . . 3,0 t/37 % Masthöhe über Wasserlinie . . 19,80 m Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55,0 m2 Rollgenua (105 %) . . . . . . . . . . . . . . 37,0 m2 IRC-Rennwert TCC . . . . . . . . . . . . . . . 1,108 Maschine (Volvo) . . . . . . 28 kW/39 PS Kraftstofftank . . . . . . . . . Kunststoff, 110 l Frischwassertank . . . . Kunststoff, 295 l Fäkalientank . . . . . . . . . . . . Kunststoff, 35 l
Grundpreis ab Werft . . . . . . 186 711 Euro Standardausrüstung 2: Motor, Schoten,
Bauweise Rumpf Vakuum-Infusions-
2,09 x 1,75/0,70 m
Vorschiff
T E C H N I S CH E DAT E N
Komfortabel
Stehhöhe
verfahren mit Schaumkern und Vinylesterharz als Sandwich. Deck GFK-Handauflagelaminat mit Balsaholzkern Laut VPP der Konstrukteure. Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer 1
Vorschiff
1,81 m
Salon
1,85–1,92 m
Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2√S/3√V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V)
2
1,91 m
Nasszelle
3
1,92 m
Achtern Knapp
Durchschnitt
Reling, Positionslaternen, Batterie, Kompass, Polster, Pantry/Kocher, Lenzpumpe, WC, E-Kühlfach, Fäkalientank mit Absaugung Segel (Groß + Genua) . . . 11 781 Euro Segelkleid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 845 Euro Feuerlöscher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Euro Anker/Kette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1535 Euro Fender/Festmacher (Marina-Paket)
..
583 Euro 1606 Euro 2856 Euro
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Antifouling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Segelklare Übergabe . . . . . Preis segelfertig 3 . . . . . . . . 205 967 Euro Darüber hinaus im Preis enthalten
6 Winschen, Dyform-Wanten, Dyneema-Fallen, AGM-Batterien, versenkbare Klampen, verschiebbarer Navitisch/Klappsofa
Aufpreis für Komfort-Ausstattung 3 Leinenverstellb. Holepunkte . . . . . . inkl. Traveller mit Leinenführung . . . . . . . inkl. Elektrische Ankerwinsch . 1380 Euro Rohrkicker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Achterstagspanner . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Springklampen . . . . . . . . . . . . . . . . 702 Euro Sprayhood . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2428 Euro Teak im Cockpit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. UKW-Funkgerät . . . . . . . . . . . . . 1452 Euro Logge und Echolot . . . . . . . . . 1702 Euro Windmessanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Autopilot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5462 Euro Ladegerät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Landanschl. m. FI-Schalter . . . . . . . . . inkl. 230-Volt-Steckdose (eine) . . . . . . . . . inkl. 12-Volt-Steckd. in der Navi . . . . . . . . . inkl. Heizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4153 Euro Druckwassersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Warmwasser-Boiler . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Dusche WC-Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl. Cockpitdusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inkl.
Garantie/gegen Osmose . . . . 2/2 Jahre Werft www.dehler.com Vertrieb Händlernetz
Komfortpreis 3 (inklusive YACHTKomfort-Paket oben) . . . . . 223 246 Euro
Gemäß YACHT-Definition
Komfortabel
Y-B E W E R T U N G Schalldruck
Seglerisch starker, variantenreicher, gut zu bedienender PerformanceCruiser zum angemessenen Preis
75 dB(A)
Plicht
74 dB(A)
Salon
80 dB(A)
Achterkabine 65 dB(A)
Vorschiff Leise
65
Normal
75
Laut
Gemessen in Marschfahrt (80 % der Höchstdrehzahl) 2300 min -1
Konstruktion und Konzept Å Großes Potenzial (auch n. TCC)
Kammern und Kiele zur Wahl. Das Schiff lässt sich diversen Wünschen gut anpassen
Å Aufwändige Bauweise Segelleistung und Trimm
Å Steuerbarkeit und Steuerung Å Schnell, agil Å Gut funktionierende Bedienelemente inklusive Achterstagspanner
Å Gelungene Raumaufteilung Å Viele Einrichtungsvarianten Å Praxisgerechte Details Í Kleine Mängel im Ausbau (Prototyp) Ausrüstung und Technik
Gut zugänglich. Volvos D2-40 mit Saildrive und Festprop
Å Gute und passende Komponenten Å Gelungene Fußstützen in Duchten Í Steuerkompasse schlecht nutzbar
Viele Stärken, kaum Schwächen. Nur auf der Regattabahn muss sich die Dehler noch beweisen 68
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FOTOS: YACHT/K. ANDREWS; ZEICHNUNG: A. HOPPENHAUS
Wohnen und Ausbauqualität
dehler 41 YACHT-test
Navi oder Koje. Durch Schiebetisch und Klapplehnen lässt sich der Salon auf der Backbordseite einfach umbauen
zung, die auch beim Sitzen im Cockpit nicht stören – eine werftseitige Lösung, die Schule machen sollte. Fragwürdiger ist die Positionierung der bei den Steuerkompasse in den Achterkanten der (1,80 Meter langen) Duchten vor den beiden frei stehenden Säulen. Hier muss der Steuermann tief nach unten gucken, womit sich diese Instru mente nur für eine temporäre Kontrolle eignen, nicht aber zum dauerhaften Steuern. Dafür wä re beispielsweise ein Display an der Masthinter kante sinnvoll. Ebenso auffällig: Der Aufbau ist schier – und glatt, da gibt es keine rutschfeste Struktur. Eigner müssen damit leben oder Anti rutschstreifen nachrüsten. Eine Überlegung wert wäre auch, die Handläufe von vorn (wo es an Wanten und Kicker ohnehin Halt gibt) nach ach tern zu verlegen, wo sie mehr benötigt werden. Aber gelungene Lösungen sind in der gro ßen Überzahl: Die Beschläge von Harken und Spinlock, die ausreichend dimensionierten Har ken-Radial-Winschen und das zuverlässige Seldén-Rigg überzeugen. Ebenso die 24-fach untersetzte Achterstagkaskade aus Dyneema, die gut bedienbar ist. Das Heck wird mit einer großen, manuell zu klappenden Badeplattform geschlossen, aus der sich zwei Steuermannsitze schwenken lassen. Statt einer aufgebolzten Fuß reling wurde der Deck-Rumpf-Flansch so ge staltet, dass dieser Teil das Decksniveau über ragt. Die Rollreffanlage von Seldén ist ver Ya c h t 2 3 / 2 0 1 1
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HanseNautic GmbH
Herrengraben 31
20459 Hamburg
040-37 48 42-0
www.hansenautic.de
YACHT-test dehler 41
Großzügig. Eignerkabine mit viel Raum in Ablagen, Schränken und Borden
senkt untergebracht. Verdeckt laufen die Fallen nach achtern. Es gibt zwei gegenläufig zu öffnende Mittelluks, da wird die Chance größer, Wind am Liegeplatz einzufangen.
Variantenreichtum unter Deck Dazu tragen auch die aufklappbaren Fenster im Kajütdach bei. Der Innenraum wird in der Mahagoni-Version von einem starken Hell-Dunkel-Kontrast beherrscht. Optional bietet die Werft Teak an. Wahlmöglichkeiten gibt es für das Vorschiff (mit oder ohne Nasszelle) und den Heckbereich (zwei identische Kabinen, eine Kabine plus Backskiste oder plus Behelfskammer/Stauraum). Letztere Varianten bieten die Möglichkeit einer
das Sofa davor durch Herunterklappen der Seitenlehnen verlängern, wodurch eine weitere Koje entsteht. Das Steuerbordsofa ist dauerhaft über zwei Meter lang und mit 66 Zentimeter Breite ebenfalls beschlafbar. Die Aufteilung unter Deck überzeugt, Salon, Kabinen und Nasszelle bieten genug Fußraum, Staumöglichkeiten und Stehhöhe. Beim Testschiff waren allerdings Detailmängel zu bekritteln – die laut Werft dem Prototypenstatus geschuldet sind –, vereinzelt unsaubere Abschlüsse, ein knarzendes Bodenbrett, manch heterogenes Spaltmaß und unsaubere Arbeiten mit Dichtungsmasse zeugen von einem gewissen Zeitdruck. Dehler-Geschäftsführer Ralph Tapken nimmt es souverän gelassen: „Da passte noch nicht alles, das wird in Zukunft besser.“ Man ist geneigt, es zu glauben, schließlich ist die Werft bekannt für eine hohe Fertigungsqualität bis ins Detail. Die Dehler 41 kostet in der Basisausführung 186 711 Euro, ohne Segel, wie für Performance-Cruiser üblich. Damit ist sie eine der günstigsten Yachten ihrer Kategorie. Wobei sich dieser Preis auf die Version mit gemäßigtem Kiel, Alurigg und zwei Kabinen sowie einer Nasszelle bezieht.
Die Dehler 41 ist einer der günstigsten Performance-Cruiser seiner Größe Duschkabine – dann ist jedoch die Backskiste/Behelfskammer nur durch das Bad und durch eine kleine flache Tür oder durch ein Luk in dem darüber liegenden Stauraum zugänglich. Aber warum nicht? So gibt es zwei vollwertige Kabinen und eine dritte zum Stauen großer Ware wie Dingi, Fahrräder und Zusatzsegel oder als Notunterkunft. Eine weitere Besonderheit: Der Navigationstisch lässt sich nach achtern schieben,
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Optional. Notunterkunft und durch die Dusche begehbare Backskiste
Wahlweise. Der Kunde kann eine oder zwei Nasszellen (hier achtern) ordern
Insgesamt: Die Dehler 41 segelt exzellent, ist mit einem sehr funktionalen Deckslayout von großer wie kleiner Crew gut hand habbar und bietet einen gelungenen Ausbau. Obendrein lässt sie sich den persönlichen Neigungen anpassen. Laut Judel/ Vrolijk wurde das Boot für die beiden Vermessungssysteme ORCi und IRC optimiert. Den Beweis der Siegfähigkeit muss es noch antreten. Aber schon jetzt ist klar: First 40, Elan 410, Comet 41 Sport, X-41, Salona 41, J 122 & Co sind nicht mehr allein – die Auswahl in dem ohnehin schon großen Segment moderner, potenter Performance-Cruiser ist stark bereichert worden. Fridtjof Gunkel Die Dehler 41 auf der Hanseboot: Halle B 2, Stand C 410
fotos: yacht/k. andrews
Kontrastreich. Statt des dunklen Mahagonis wird auf Wunsch Teak verbaut