Sie bringt Leben in den Aigner Bahnhof

Bahnhof. Sigrid Scharf berichtet aus Aigen. Christina Zisiou sitzt an der. Kassa in ihrem Laden – sieben Ta- ge die Woche. „Das ist mein. Wohnzimmer. Ich liebe ...
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Sie bringt Leben in den Aigner Bahnhof Christina Zisiou ist mit ihrem griechischen Genuss-Treff in den Aigner Bahnhof übersiedelt. Mit dem neuen Standort kommen neue Ideen. Sigrid Scharf berichtet aus Aigen

Christina Zisiou sitzt an der Kassa in ihrem Laden – sieben Tage die Woche. „Das ist mein Wohnzimmer. Ich liebe meine Arbeit“, sagt sie. Das Bild hinter ihr zeigt einen Olivenbaum. Für die Griechen ein Kraftbaum, bei den Salzburgern weckt er Urlaubsgelüste. „In der Tat verbinden sehr viele Salzburger schöne Erlebnisse mit meinem Land“, sagt die Geschäftsfrau. Die 59Jährige mit Wurzeln auf Kreta hat jahrelang auf dem griechischen Festland einen Feinkostladen betrieben. Als sie die Krise kommen sah, übersiedelte sie mit Mann und Tochter nach Salzburg. „Ich habe diese Stadt in jungen Jahren als Touristin kennen gelernt. Hier hat es mir gefallen“, sagt sie. Heute wohnt sie vis-à-vis vom Bahnhof Aigen und betreibt seit Kurzem im renovierten Bahnhofsgebäude ihren griechischen Genuss-Treff. Im Unterschied zum alten Standort in Glasenbach, wo das Geschäft seit Au-

gust 2016 angesiedelt war, erwartet sie sich hier mehr Frequenz. Die Köstlichkeiten in den Regalen und auf den Tischen kommen ohne Zwischenhändler direkt aus Griechenland. Die Produzenten kennt sie beim Namen, einige haben sie bereits in Salzburg besucht. Ein Lkw liefert das Obst und Gemüse, den Wein, das Öl, die unterschiedlichsten Kräuter und Gewürze jede Woche frisch von Hellas an die Salzach – zwei Tage lang ist er unterwegs. Kunden können hier, wie der Name schon sagt, genüsslich gustieren und von den getrockneten Früchten, den vielen Nüssen oder der reichhaltigen Auswahl an Käse (unter anderem mit Thymian, Propolis oder Trüffel) probieren beziehungsweise an einem Stück Johannisbrot (international: Carop) knabbern. Bei Christina gibt es die Frucht bereits als Mehl, Öl, Nudeln, pur (siehe Bild) oder in die Form von Kräcker gebracht. „Die hat drei Mal so viel Kalzium wie Milch und ist ein kommendes Produkt am Markt“, prophezeit Zisiou.

Griechenland-Fans geht bei diesem Anblick das Herz auf: Bis zum kleinsten Kräuterzweig kommt alles aus Hellas, auch das Johannisbrot (s. unten), dem Christina großes Potenzial zuschreibt. BILD: SW/VIPS

In den Landesfarben Blau und Weiß gehaltene Dekoration spricht in ihrem Laden die Augen an, die Ohren entspannt leise Musik von den griechischen Inseln. Wer mag, kann eine Tasse Tee oder Kaffee beziehungsweise ein Glas Orangensaft trinken. Dazu reicht Christina landestypisch klebrige Süßspeisen aus einer Konditorei in Griechenland. Diese Schiene möchte sie künftig noch verstärken. Denn auch sie hat festgestellt, dass die Stadtteile Aigen und Parsch nicht gerade gesegnet sind mit guten Kaffeehäusern. Außerdem wälzt die Geschäftsfrau Pläne, ihren Laden zu einem Treffpunkt für Griechenland-affine Salzburger auszubauen, indem sie unter dem Motto „Damit es nicht verlernt wird“ regelmäßig zu Konversationen in ihrer Mut-

tersprache einlädt. „Es geht mir darum, etwas Leben in den Aigner Bahnhof zu bringen“, sagt Zisiou. Auch die ÖBB als Verpächter der frisch renovierten Räume verfolgten diese Intention. Und die Aigner freut es, hat die Griechin die Erfahrung gemacht. Doch nicht nur Private, auch Großkunden aus der Gastronomie oder die Reformhäuser hofft die Geschäftsfrau für ihre Produkte begeistern zu können. Derzeit übersetzt sie mit einer Kräuterexpertin die Zusammensetzung ihrer Kräutermischungen. Das ist die Voraussetzung, um sie später in die Regale der heimischen Reformhäuser stellen zu dürfen.