SENIORENPASTORAL BEGRIFF-SCHWERPUNKTE- ZIELE

Deshalb hat sich in den vergangenen Jahren für das Alter die Rede vom Dritten ... Das Vierte Alter mar kiert demgegenüber jenen Lebensabschnitt, in dem die.
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Alter(n) (k)ein Thema der Pastoral? SENIORENPASTORAL BEGRIFF-SCHWERPUNKTEZIELE

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Hinführung Die Gestaltung des Alters und der Beziehungen zwischen den Generationen ist eine der großen Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts. Das „Alter“ und „die Alten“ gibt es nicht. Altern wird immer bunter und vielfältiger. Die Zahl der Lebensjahre sagt fast nichts über einen Menschen aus. Die Zeitspanne zwischen dem Auszug der Kinder bzw. dem Ausstieg aus dem Berufsleben und dem Lebensende wird immer länger und differenzierter. Deshalb hat sich in den vergangenen Jahren für das Alter die Rede vom Dritten und Viertem Lebensalter durchgesetzt. Als Drittes Alter wird der Lebensabschnitt bezeichnet, in welchem die „jungen Alten“ nach der Reduzierung ihrer familiären und beruflichen Verpflichtungen häufig über Zeit und Geld sowie eine gute Gesundheit verfügen. Das Vierte Alter mar­kiert demgegenüber jenen Lebensabschnitt, in dem die schwindenden Kräfte einen Rückzug und eine Vollendung des Lebenslaufes verlangen und in dem die alten Frauen und Männer in besonderer Weise auf die Solidarität anderer angewiesen sind. Die Kirche bietet - wie auch für andere Phasen und Situationen des Lebens - hier Begleitung und Unterstützung an. Seniorenpastoral verstehen wir daher als Begleitung eines Menschen auf dem Weg seines Älterwerdens auf der Grundlage unseres Glaubens. Die Situation der über 55-jährigen gemäß Volkszählung 2001 Für die Kirche ist die zunehmende Bedeutung der Älteren nicht nur, aber auch darin begründet, dass der Anteil der älteren Menschen unter denen, die das kirchliche Leben mittragen und an ihm teilnehmen, immer größer wird und die Lebenssituationen älterer Menschen immer vielfältiger werden. Für den Bereich der Erzdiözese Wien gibt es eine genaue Auswertung des statistischen Materials der Volkszählung 2001 zur demographischen Entwicklung. Von den 684.100 Senioren (im Alter von 55 und mehr Jahren)in der Erzdiözese Wien sind 413.20O katholisch (60,4%),39.900 evangelisch (5,8%) 13.600 orthodox(2,O %), 9.000 muslimisch(1,3 %), 23.400 haben ein sonstiges Bekenntnis (3 ,4%) und weitere185.000 Senioren(27,0%) sind ohne religiöses Bekenntnis. Nach dem Alter differenziert zeigen sich deutlichere Unterschiede: Von den Jüngsten unter den Senioren, nämlich den 55-bis 64-Jährigend, die an der Schwelle vom Erwerbs ins Pensionsalter stehen, sind diözesanweit mit 55,6% etwas mehr als die Hälfte römisch katholisch, im Vikariat Wien Stadt 48,3% weniger als die Hälfte. Hier macht der Anteil der Ausgetretenen mit 34,60% mehr als ein Drittel aus. Unter den höher und Hochbetagten(75 Jahre und älter) sind hingegen diözesanweit noch zwei Drittel (66,9%) römisch-katholisch, im Stadtvikariat immerhin noch 6 von 10 Personen (60,3%). Zusammenfassung Die Zahl der Senioren nimmt zu, sowohl die Jüngeren als auch die Hochbetagten. Allerdings sind die nachrückenden Generationen nicht mehr in dem hohen Ausmaß römisch-katholisch wie die vorangegangenen Jahrgänge. Fragen der Multireligiosität,Katechese für Wiedereintritte, ... Die nachrückenden Seniorengenerationen sind formal besser gebildet, sie sind agiler, gesünder und wohlhabender. Sie sind mehr und mehr bereit, ihren erreichten Wohlstand und Vermögen für sich selbst zu verwenden, sie sind reiselustiger und konsumorientierter als frühere Generationen von Senioren. Neue Wege und Ansätze in der Seniorenpastoral sind gefragt. Die älteren Menschen und insbesondere die jüngeren Senioren werden immer wichtigere Ansprechpartner ind er kirchlichen Pastoralarbeit. Stark steigend ist die Zahl der hochbetagten Katholikinnen und Katholiken. Die Zahl derjenigen, die das Gesundheitssystem und Pflegeplätze beanspruchen, wird demographisch bedingt stark wachsen. Die Zahl der jüngeren Menschen, die die Pflege übernehmen können, sinkt tendenziell. Die Kirche ist sicherlich aufgerufen auch hier neue Wege zu finden. Die Solidarität der älteren Generation ist zu stärken. Jüngere Senioren unterstützen die ältern und pflegebedürftigen Menschen, Besuchsdienste, etc. Ausblick Diese Entwicklung wirft für die Einzelnen, für Gesellschaft und Politik und auch für die Kirche zugleich Fragen auf: Welche Beiträge zum Zusammenleben dürfen Gesellschaft und Kirche von ihren alten Mitgliedern erwarten? Welche Unterstützung schulden sie den alten Frauen und Männern, wenn diese von Erkrankung des Leibes und der Seele beeinträchtigt werden? Welche Modelle für das Altern und die Gestaltung des Alters können kirchliche Gemeinden, Gemeinschaften und Einrichtungen anbieten und unterstützen, welche Formen des Miteinander-Lebens der Generationen können sie fördern? 2

Grundsätze Seniorenpastoral orientiert sich an der Lebenswirklichkeit und an der biographisch geprägten Glaubensgestalt der Menschen im dritten und vierten Lebensalter. Dabei kann sie nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass ältere Frauen und Männer in der Kirche und im überkommenen Glaubensgut fraglos beheimatet sind. Besonders sind hier zu bedenken: die nicht immer positiven Erfahrungen vieler mit der Kirche, die Erfahrung von Brüchen, Leid und Schuld im eigenen Leben, die Vorstellung, alles selber machen zu müssen, die immer geringer werdende Akzeptanz von Glaubenaussagen über Tod und Jenseits und eine steigende Hinwendung zur Esoterik. Seniorenpastoral nimmt die Lebenssituation der älteren Menschen wahr, schätzt und fördert ihre Kompetenzen auch im Blick auf einen Austausch der Generationen. Dabei verliert sie auch jene nicht aus dem Blick, die die Kirche verlassen haben. Seniorenpastoral ermutigt Frauen und Männer, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Dabei werden sie von kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet und unterstützt. Seniorenpastoral weiß, dass Gott das letzte Wort über den Menschen spricht. Sie bemüht sich daher, den Menschen die heilende und liebende Nähe Gottes zu vermitteln. Seniorenpastoral steht vor einer zweifachen Aufgabe: Die Grundzüge eines menschenwürdigen Lebens im Alter aufzuzeigen und sie für alle alten Menschen in unserer Gesellschaft einzufordern. Sie tut dies in den Handlungsdimensionen: Seelsorge: Sie deutet das Leben im Lichte des Evangeliums und stärkt es durch die Feier der Sakra mente. Bildung: Sie unterstützt die Lebensgestaltung durch Angebote zu Wissenserweiterung und zum Erhalt von Kompetenzen, und dient im Sinne eines „lebenslangen Lernens“ vor allem der Persönlich keitsbildung. Diakonie: Sie hilft Menschen im dritten und vierten Lebensalter in körperlichen und seelischen Notlagen durch konkrete Dienste. Politik: Sie ermutigt Frauen und Männer jeden Alters, sich in der Öffentlichkeit für die Belange im Alter einzusetzen und die Interessen derer zu vertreten, die diese nicht selbst vertreten können.

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WELCHE AUFGABEN ERGEBEN SICH NUN AUS DIESEN HANDLUNGSDIMENSIONEN FÜR EINEN PFARRGEMEINDERAT? Aufgaben des Pfarrgemeinderates Ernennung einer/s verantwortlichen Referentin/Referenten Seniorenpastoral der Pfarre und Einrichtung eines Fachausschusses Seniorenpastoral. Diese/r muss ihrer/seiner Funktion und ihrem/seinem Aufgabenbereich gegenüber positiv einstellt sein und die Bereitschaft zu Zusammenarbeit und Innovation aufbringen. Die in der Seniorenpastoral vorhandene Vielfalt von Aufgaben und Möglichkeiten erfordert auf alle Fälle ein Team. Aufgaben des Fachreferenten und des Teams Seniorenpastoral Erstellung einer Pfarranalyse zu den Fragen: Wie viele Senioren gibt es in unserer Pfarre? Wie ist die Altersschichtung? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Pfarranalyse? Was ist bisher in der Pfarre in der Seniorenpastoral geschehen: Was hat sich bewährt, was wird fortgeführt, was muss neu gesehen werden? Mögliche bzw. wünschenswerte Angebote/Initiativen: Was wird bereits abgedeckt? Was tut bereits eine andere Institution? Was ist primäre Aufgabe der Pfarre/der Kirche? In welcher Weise sind die Senioren in den Grundfunktionen der Kirche: Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeinschaft einbezogen? Welche Aufgaben tragen sie mit? Welche Aufgaben können sie wahrnehmen? Erstellung eines 5-Jahres-Planes /Prioritätenkataloges Die Fachreferentin/der Fachreferent koordiniert die Einzelbereiche, berichtet regelmäßig dem Plenum des PGR, sorgt für Qualitätssicherung und Evaluation. Jahresplanung: Seniorenklub: Termine, Themen, Referenten…Besondere Gottesdienste: Termine, Anlässe, Kooperationen mit…, Themen, Gestaltung… Besuchsdienst und Kommunionspenderdienst: Einteilung und geistliche Begleitung der Mitarbeiter, Reflexion, gemeinsames Gebet… Weitere Veranstaltungen: LIMA, Seniorentanz, Turnen, Kreativgruppe, Großeltern-Enkel-Treff, Ausflug, Wallfahrt… Veranstaltungen und Projekte mit anderen kirchlichen und nichtkirchlichen Trägern… Besuchsdienst und Gottesdienst im Seniorenheim Vernetzung: Kooperation mit Nachbarpfarren, Vertretung in Gremien von Dekanat, Vikariat und Diözese Kontakt mit der politischen Gemeinde, Kontakt zu Vereinen, Verbänden, Interessenvertretungen, Kontakt zu Seniorenheimen im Pfarrgebiet Öffentlichkeitsarbeit und Werbung: Regelmäßige Berichte im Plenum des PGR, Pfarrinterne Kommunikation, Darstellung der Tätigkeit der pfarrlichen Seniorenpastoral nach innen und außen: Pfarrblatt, Ankündigungen, Plakate, Schaukasten, Homepage, Gewinnen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern , Kontakt zu den lokalen Medien, Kontakt zu den kirchlichen Medien Weiterbildung und Evaluation für den Fachausschuss: Team/Pfarrinterne Reflexion ,Angebote des Fachbereiches Seniorenpastoral,Weiterbildungsangebote anderer FachbereicheFachlektüre Wichtig: die hier angeführten Beispiele sollen zeigen, was möglich ist. Jede Pfarre setzt ihre eigenen Schwerpunkte!

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