SCR-Management bei Husqvarna

Husqvarna erhält beim Eintritt von Risikoereignissen nahe Echt- zeit alle relevanten Daten über betroffene Lieferanten, Werke, Lie- ferketten und Warengruppen ...
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EINKAUF • PRAXIS

Risikoprävention in der Praxis SCR-Management bei Husqvarna Weltweite Lieferketten unterliegen Risiken und Gefährdungen. Sie sind die Lebensadern global agierender Unternehmen. Husqvarna sorgt aktiv dafür, dass es bei einer Unterbrechung der Versorgungskette nicht zu Produktionsausfällen kommt, damit das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens jederzeit gesichert ist.

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03/2016

Seit mehr als 50 Jahren entwickelt Husqvarna Hochleistungswerkzeuge, die für Garten, Forst und Landschaftsbau konzipiert sind.

Bild: Husqvarna

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er Name Husqvarna ist bekannt – nicht jeder jedoch weiß, dass hinter Husqvarna ein Traditionsunternehmen steckt, welches sich in den letzten Dekaden immer wieder neu definiert hat: Musketen, Nähmaschinen und Fahrund Motorräder wurden abgelöst durch hochwertige Geräte für Forst, Garten und Bau. Die Neuausrichtungen als auch die Integration von Zukäufen und der generelle Trend der Globalisierung stellen somit vor allem den Einkauf immer wieder vor Herausforderungen: Das Liefernetzwerk von Husqvarna ist geprägt von komplexen Strukturen im globalen Umfeld – die Folge ist ein kontinuierlich gesteigerter Bedarf an Transparenz über Risiken im Fall einer Störung innerhalb dieser Liefernetzwerke. In dem wettbewerbs-umkämpften Markt von Husqvarna ist die Verfügbarkeit zum Kunden – auch bei kurzfristigen Nachfrageerhöhungen oder bei Lieferantenausfällen – entscheidend. Der Einkauf hat zum Ziel, die Versorgung in der Lieferkette nachhaltig sicherzustellen. Darüber hinaus gilt es, Transparenz über Compliance- und CSR-relevante Themen zu schaffen, denn gerade als öffentlich gelistetes Unternehmen darf das Unternehmensimage nicht gefährdet werden. „Das Überwachen und Bewerten von Gefährdungspotenzialen entlang der weltweiten Lieferketten ist daher ein Muss“, sagt Martin Austermann, Chief Procurement Officer bei Husqvarna. Husqvarna baut hier auf drei Säulen: 1. Risikoprävention: Sowohl im bestehenden Lieferantenstamm als auch bei der Auswahl neuer Lieferanten ist es Husqvarna wichtig, präventiv Gefährdungspotenziale zu identifizieren. So können bei bestehenden Lieferanten mögliche Ausfälle bereits im Vorfeld eingedämmt werden sowie bei potenziellen Lieferanten die Risikoinformationen

für die Bewertung, Analyse und Vergleich von Geschäftspartnern genutzt werden. 2. Krisenreaktion: Husqvarna erhält beim Eintritt von Risikoereignissen nahe Echtzeit alle relevanten Daten über betroffene Lieferanten, Werke, Lieferketten und Warengruppen zur Verfügung gestellt. Denn nicht alle Ereignisse lassen sich im Vorfeld vorhersagen. „Wir wollen die ersten sein, die informiert werden und können uns nicht darauf verlassen, dass die Lieferanten sich im Krisenfall proaktiv melden“, fügt Austermann hinzu. Es geht um Geschwindigkeit – Husqvarna kann so schneller reagieren und mit der verkürzten Reaktionszeit Kosten und wertvolle Zeit einsparen, um sich einen Wettbewerbsvorsprung zu sichern. 3. Maßnahmenplanung: Für alle Arten von Gefährdungen werden proaktiv in einem nächsten Schritt geeignete Maßnahmen definiert. Husqvarna

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kann so präventiv Gefährdungen vermeiden bzw. vermindern oder im Risikofall das jeweils der aktuellen Situation und dem entsprechenden Risiko angepasste Maßnahmenpaket sofort aktivieren. Husqvarna setzt für die Umsetzung die Supply Chain Risk Management SaaS Lösung von riskmethods um. Das Risikouniversum, welches hiermit überwacht wird, umfasst alle Arten von Risiken, wie zum Beispiel Compliance, Qualität, Preisschwankungen oder finanzielle Risiken. Da Unterbrechungen in der Lieferkette nicht nur vom Lieferanten direkt ausgehen müssen, werden auch Risiken berücksichtigt, welche deren Standorte, Länder oder logistische Knotenpunkte betreffen wie Naturkatastrophen, Streiks, Einfuhrbestimmungen oder politische Risiken. Die Daten werden automatisiert angebunden. Zweimal täglich findet zum Beispiel eine Sanktionslistenprüfung statt. Der automatische Abgleich mit 40 Sanktionslisten wird für bestehende und für neue Lieferanten durchgeführt. Darüber hinaus wertet der riskmethods Risk Intelligence Service Risikoinformationen aus dem gesamten Web aus. Durch die Globalisierung und Fokussierung auf das Kerngeschäft ist das Liefernetzwerk sehr vernetzt und mehr komplex geworden. Um hier Transparenz sicherzustellen, hat sich Husqvarna

dafür entschieden, alle direkten Lieferanten in die Risikoüberwachung mit einzubeziehen. Zusätzlich werden für Lieferanten mit hoher strategischer Bedeutung die Substrukturen identifiziert und auch die Sublieferanten ins Risikomanagement aufgenommen. Dies trägt der aktuellen Studie „Supply Chain Resilience 2015“ des Business Continuity Institutes Rechnung, die besagt, dass 50 % der Lieferkettenunterbrechungen unterhalb der direkten Lieferanten stattfinden. Husqvarna ist Vorreiter auf diesem Gebiet – denn die gleiche Studie besagt, dass 72 % der befragten Unternehmen keine Visibilität in ihren Lieferketten haben. „Wir planen mit unseren Lieferanten langfristige, strategische Partnerschaften, um gemeinsam höchste Qualität, modernste Technologie und besten Kundennutzen sicherzustellen“, sagt Liisa Eerola, die sich als Program Manager Group Sourcing bei Husqvarna um die nachhaltige Umsetzung des Supply Chain Risk Management Projekt kümmert. „Unsere Lieferkette ist daher ein strategischer Wettbewerbsfaktor, den wir ebenfalls langfristig sichern möchten.“ Den hohen Stellenwert, den Supply Chain Risk Management bei Husqvarna einnimmt, zeigt sich auch darin, dass das Unternehmen wiederum seine Lieferanten dazu animiert, für Sicherheit in deren Lieferketten zu sorgen: „Neue Regulatorien wie zum Beispiel die ISO 9001:2015 fordern ein risikobasiertes Denken für die gesamte Lieferkette vom Lieferanten bis zum Endkunden“, sagt Liisa Eerola. „Daher animieren wir auch unsere Lieferanten, Risiken entlang ihrer Lieferketten zu überwachen.“ Autorin

Birgit Müller, riskmethods GmbH