Schulen reagieren auf Ski-Misere

Stehende Ovationen und ein Pointenregen am Fasnachtskiechli im Theater Scala. Von -minu. Basel. Fasnachtskiechli – das sind laub- blattdünne Zartheiten.
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Basel.Stadt.

 | Donnerstag, 24. Januar 2013 | Seite 14

Schulen reagieren auf Ski-Misere Weil immer weniger Kinder Ski fahren, braucht Basel mehr Lagerleiter

Mehr Polizisten gefordert Polizeibeamtenverband wirbt bei Politikern um Unterstützung Von Mischa Hauswirth Basel. Ob die Forderung absichtlich so

Teurer Skispass. Viele Alleinerziehende haben oft nicht genug Geld, um alle Kinder ins Skilager zu schicken.  Foto swissimage.ch/Christian Perret

Von Nina Jecker Basel. «Alles fahrt Schi, alles fahrt Schi,

Schi fahrt die ganzi Nation»: Der Hit aus den 1970er-Jahren trifft heute auf die Schweizer Bevölkerung nicht mehr zu. Besonders Kindern sind «Stemmbögli» und andere Grundlagen des Skifahrens immer häufiger unbekannt – von der Fähigkeit, einen Hang herunterzuwedeln, wollen wir gar nicht reden. Basler Kinder werden spätestens in der Orientierungsschule mit dieser Unfähigkeit konfrontiert. Denn im Stadtkanton finden auf dieser Stufe die Schneesportlager statt. Zwischen Januar und März nehmen dieses Jahr rund 1150 Schüler daran teil. Weil in den Lagern aber immer mehr Kinder zum ersten Mal auf der Piste stehen, haben die Schulen reagiert: «Es braucht einfach mehr Anfängerunterricht», sagt Hans-Georg Signer, Leiter Bildung beim Kanton Basel-Stadt. Für die intensivere Betreuung wurde in diesem Jahr die Zahl der Lagerleiter erhöht und so die Gruppengrösse redu-

ziert. Möglich gemacht habe dies die Verdoppelung der Bundessubventionen auf 2013, erklärt Signer. Dies sei auch dringend nötig, sagt ein langjähriger Basler Lagerleiter. «In den letzten Jahren hatten wir einen enormen Mehraufwand, da wir den Kindern das Skifahren von der Pike auf beibringen mussten. Viele stehen mittlerweile im Schullager zum ersten Mal auf Skiern», sagt er. Diese Kinder müsse man viel intensiver betreuen, während Fortgeschrittene meist sehr selbstständig den Hang hinuntersausten. Belastung für Familienbudget Angela Meschenmoser vom Bundesamt für Sport (Baspo) weiss, warum viele Kinder in der Schweiz das Skifahren nicht mehr von klein auf lernen: Nebst Konkurrenzsportarten wie zum Beispiel Hallensportarten nennt sie «die Kosten für den Schneesport» als Ursache. Aber nicht nur private Urlaube in den Bergen strapazieren das Familienbudget: Für ein Skilager an einer Basler Orientierungsschule müssen die Eltern

pro Kind 300 Franken bezahlen. Für viele bedeutet das eine hohe Belastung, weiss man bei der Caritas Basel: In einem Bericht des Hilfswerks über die hiesige Kinderarmut wird die Familie S. vorgestellt: Die alleinerziehende Mutter dreier Kinder kann jeweils nur eines ins Skilager mitfahren lassen, für die anderen beiden fehlt das Geld. «Schweizerisches Kulturgut» Die Schulen können Familien, die eine Prämienverbilligung bei der Krankenkasse erhalten, die Kosten teilweise erlassen. Für die einzelnen Beiträge zwischen 40 und 150 Franken stehen dem Erziehungsdepartement für sämtliche Kinder insgesamt 47 000 Franken jährlich zur Verfügung. Immer mehr Eltern müssen für die Finanzierung einen solchen Antrag auf Vergünstigung ausfüllen, sagt Signer. Wer mit dem Geld gerade knapp auskommt und deswegen keine Prämienverbilligung erhält, geht leer aus. Einige Schulen haben zusätzlich einen Schulhausfonds, aus dem weitere Beiträge finanziert werden können.

Neben den Kosten sorgt auch der steigende Anteil an ausländischen Schulkindern dafür, dass es die Lagerleiter immer häufiger mit Ski-Anfängern zu tun haben. «Bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund hat der Schneesport keine Tradition», sagt Meschenmoser vom Baspo. Dies habe vor allem organisatorische Konsequenzen, weil den Kindern beispielsweise die Ausrüstung fehlt. In Basel-Stadt können Ski, Snowboards und anderes günstig über das Sportamt gemietet werden – um ein Kind mit Snowboard, Kleidung und Helm auszustatten, werden 66 Franken fällig. Über die benötigte Ausrüstung wird an Elternabenden informiert, damit nicht ein Kind vor Ort nachgerüstet werden muss. An den Skilagern will man in BaselStadt trotz – oder gerade wegen – des aktuellen Trends festhalten. «Schneesport ist schweizerisches Kulturgut», sagt Signer. Für Basel-Städter Kinder sei das Berg- und Schnee­erlebnis zudem eine schöne Bereicherung.

kurz vor der Amtsniederlegung von Justizdirektor Hanspeter Gass erfolgte, damit er sich nicht mehr dazu äussern kann, bleibt offen. Jedenfalls hat David Gelzer, Präsident des Polizeibeamtenverbandes Basel-Stadt (PBV), gestern in seiner Ansprache anlässlich des Neujahrsapéros mehr Unterstützung von der Politik gefordert. Die Aufstockung von 45 Polizisten reiche dem PBV nicht. «Die Kriminalität und gewisse Delikte werden bestimmt nicht zurückgehen und die Polizei nach wie vor stark fordern», so Gelzer. Der Vergleich mit anderen Kantonen zeige, dass die Rekrutierung von neuen Polizisten früh aufgegleist werden müsse, da der Prozess zwischen Anwerbung und einem vollwertigen Einsatz als ausgebildeter Polizist mehrere Jahre dauere. «Da der Polizistenmarkt ausgetrocknet ist, haben andere Kantone bereits mit den Vorbereitungen für weitere Aufstockungen begonnen», erklärte Gelzer. Der PBV will sich in den kommenden Wochen detaillierter zur Kriminalitätssituation und der Verbrechensbekämpfung in Basel äussern. Auch die geplante Sanierung der kantonalen Pensionskasse macht dem PBV Sorge. Eine Anhebung des Rentenalters auf 65 würde vor allem die Polizisten im Schichtdienst treffen. Schichtdienst, so Gelzer, beeinträchtige erwiesenermassen den Schlafrhythmus und führe langfristig zu gesundheitlichen Problemen, weshalb es für diese Leute wichtig sei, mit 63 in Pension gehen zu können. Am Apéro waren nebst Vertretern der Parteien und Grossrats-Fraktionen auch der 1. Staatsanwalt Alberto Fabbri sowie Rolf Meyer, stellvertretender Kommandant der Kantonspolizei BaselStadt, zugegen. Von den Nationalräten kamen Daniel Stolz (FDP) und Sebastian Frehner (SVP) an den Anlass.

David Gelzer. Er will, dass die Polizei weiter aufgestockt wird. Foto Elena Monti

Grossartige Wortspiele mit leisem und lautem Witz

Wochenmärkte

Stehende Ovationen und ein Pointenregen am Fasnachtskiechli im Theater Scala

Nordwestschweiz, nahes Umland

Von -minu Basel. Fasnachtskiechli – das sind laub-

blattdünne Zartheiten. Fragil. Knackig. Und mit dem Zucker der Vorfasnacht überstreut. Seit sechs Jahren servieren Patrick Allmandinger und Renato Salvi diese süssen Vorfasnachts-Knacker. Nun gut. Manchmal donnert ihr Witz weniger zart, sondern eher im Kaliber eines gefüllten Berliners. Doch dann sind da plötzlich wieder filigrane Töne, regenbogenbunte Mässmoggefarben, Zuckerwatten-Poesie und Räppliregen  – eine Sensibilität in Text und Vortrag, die das Publikum verstummen und zum Taschentuch greifen lässt.

Weitgestecktes Repertoire Es ist zweifellos ein Phänomen, dieses Almi&Salvi-Couple – das Duo infernal der Vorfasnacht. Ihre grosse Stärke ist die Freude am Spiel, das bunte, weitgesteckte musikalische Repertoire – und dass sie selbst den ältesten Witz als knackiges, frisches Weggli servieren können. Sie bringen Schenkelhauer und tauchen dann aber sofort wieder in zarte, leisere Töne ein – sie lassen es süsssaure Bonbons regnen. Und hauen drei Minuten später wieder zünftig auf die Pauke. Ihr neues Fasnachtskiechli-Programm ist ein Wechselbad von Heiss und Kalt – und trifft ins Schwarze.

O.k. Ich mag die Ausländer-Seitenhiebe nicht. Andrerseits sind Almi und Salvi die Einzigen, die auf der Bühne laut heraussagen, was viele hinter vorgehaltener Hand flüstern. Und Fasnacht ist ja «Kropfleerete». Also haben auch diese Nummern ihre Berechtigung. Erstaunlicherweise sind aber die leisen, poetischen fast lyrischen Auftritte die stärksten der beiden. Wenn Salvi als blinder Mann auf der Bank sitzt und von seiner dunklen Fasnacht erzählt, eine Fasnacht, die er schmeckt und fühlt – da spürt man den berühmten Klotz im Hals. Und da muss man sagen: Wowwww! Alleine schon diese paar ­Minuten lohnen den Weg ins Scala. Wunderschön auch An- und Ausgesang der beiden, wenn sie als Polizisten das Couplé über Basel und die Fasnacht singen. Und speziell stark sind die beiden im Zusammenspiel – etwa wenn es darum geht, was das Kleinbasel und das Grossbasel unterscheidet. Ein wunderbares Wort-Pingpong. Überhaupt gibt es grossartige Wortspiele, einen witzigen Pointenregen und natürlich viel 0,3-Promille-Witz. Almi wiederum haut einen mit seinem Mienenspiel stets von Neuem vom Sessel – ob er nun den immer lachenden Fasnachtsbummler oder den gröhlenden Alkoholtester gibt – seine Auftritte sind jede Sekunde ein Sturm aufs Zwerchfell. Und wenn sich dazu dann

noch Salvi einfädelt, dann wird das zum perfekten Theater. Ja, es haut hin, dieses 6. Fasnachtskiechli, das (dank einem zauberhaft schönen Bühnenbild) in einer verträumten Hinterhofidylle serviert wird. Die Texte sind ein Gewitter von Bonmots, Schenkelklopfern und Brüllern – aber auch ein leiser Landregen mit Besinnlichem. Und Melodiösem. Dazu gibts immer wieder musikalische Nouveautés – etwa s Glogge-Ziigli-Märschli oder eine total vergipstes Piccolo-Spiel.

Hinterhofidylle. Leise Töne von Almi an der Drehorgel und Salmi im Piccolo. Foto Rolf Kirchhofer

Lachender, weisser Zuckermund Regisseur und Mittexter Aernschd Born sowie die Regieassistentin Barbara Preusler haben einen guten Einfluss auf die beiden fröhlichen Kiechli-Bäcker – sie sind es, die verhindern, dass das Backöl übersprudelt. Ein spezieller Gewinn ist natürlich auch Urs Rudin – «Mister Sandman» schenkt uns «a dream». Er verzaubert die Zuschauer mit seinen Sandbildern und Musikkompositionen – sei es zu den Drey scheenschte Dääg oder zu den ganz ausgezeichneten Schnitzelbangg-Värs. Bref: stehende Ovationen an der Premiere im Scala. Und alles wischt sich den lachenden, weissen Zuckermund ab: saufeyn gsi! Fasnachtskiechli im Theater Scala: bis 16. Februar. www.fasnachtskiechli.ch

 esch:  Dorfplatz, Sa 9–13 Uhr. A Arlesheim:  Dorfplatz, Fr 9–11 Uhr. Basel:  Marktplatz, Mo, Mi, Fr 6–19 Uhr; Di, Do, Sa 6–13.30 Uhr und jeden Monat am zweiten und letzten Samstag bis 18 Uhr. Basel:  Vogesenplatz, Sa 9–17 Uhr. Basel:  Matthäusplatz, Sa 8–13 Uhr. Basel:  Neuwarenmarkt, Barfüsserplatz, Do 7–20 Uhr. Basel:  Tellplatz, Sa 8–13 Uhr. Basel: Meret-Oppenheim-Platz, Di, Fr 10–20 Uhr. Binningen:  Kronenweg, Fr 8.30–11 Uhr. Bottmingen:  beim Werkhof, Di 8.30–11.30 Uhr. Breitenbach:  Eugen-Saner-Platz, Sa 8.30–12 Uhr. Liestal:  Stadttor, Di- und Sa-Vormittag. Lörrach:  Neuer Marktplatz, Di, Do, Sa 7–13 Uhr. Reinach:  Gemeindehausplatz, Fr 8–11.30 Uhr. Riehen:  Dorfkern, Fr 8–12.30 Uhr. Saint-Louis:  Place de l’Europe, Sa 6–13 Uhr.

Flohmärkte Nordwestschweiz, nahes Umland  asel: Flohmarkt, Petersplatz, B Sa, 7.30–16 Uhr.  lsass:  Brocante, Trödelmarkt, Tauschbörse: E www.vide-greniers.org Markttermine jeweils bis Mittwoch an: [email protected] oder per Post: Basler Zeitung Stadt, Postfach, 4002 Basel.