Respekt und Anerkennung - Buch.de

sowie den Studierenden, welche meine Seminare zur »Achtung« und zur »Lüge« ... Persönlich gewidmet sei das Buch Franks und meiner Tochter Elisabeth Bo.
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Ob es um den Kopftuchstreit geht oder um die Bedeutung von anständig bezahlter Arbeit, um die Pflichten gegenüber Armen oder um den Umgang mit Tieren und der Natur: »Respekt« und »Anerkennung« gehören zu den wichtigsten moralischen Begriffen unserer Zeit. In allen Fällen geht es grundlegend um die Frage, was Menschen einander und anderen Lebewesen moralisch schulden und warum. Allerdings ist in der philosophischen Diskussion vielfach unklar, was die Begriffe jeweils bedeuten und ob sie konzeptionell zusammenpassen. Es ist daher ein Anliegen dieses Buches, die Begriffe grundlegend zu klären, eine vermeintliche Konkurrenz aufzulösen und beide Prinzipien in eine Konzeption zu integrieren. Der erste Begriff »Respekt« ist dabei als ein basales normatives Prinzip zu verstehen, welches sich auf fundamentale moralische Ansprüche richtet, das heißt im Fall von Menschen auf ihren Anspruch, in ihrer Würde, ihrer Autonomie, ihrer Freiheit und ihren grundlegenden Interessen geachtet zu werden. Allein dies reicht aber für ein würdevolles und gutes Leben nicht aus: Der zweite Begriff der »Anerkennung« geht darüber hinaus und richtet sich auf konkrete Bedürfnisse und Leistungen. Berücksichtigt man dann noch die Wichtigkeit von verwandten moralischen Einstellungen wie Toleranz, Rücksicht und Mitgefühl, so entsteht ein anspruchsvolles multikriterielles Ethikmodell, welches adäquat auf die Herausforderungen unserer pluralen und multikulturellen Gesellschaften antwortet.

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Schmetkamp · Respekt und Anerkennung

Susanne Schmetkamp

Respekt und Anerkennung

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Schmetkamp · Respekt und Anerkennung

Susanne Schmetkamp

Respekt und Anerkennung

mentis PADERBORN

Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Einbandabbildung: Lena Huber, o.T. 2007, www.lenahuber.ch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier ∞ ISO 9706

© 2012 mentis Verlag GmbH Schulze-Delitzsch-Straße 19, D-33100 Paderborn www.mentis.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zulässigen Fällen ist ohne vorherige Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany Einbandgestaltung: Anne Nitsche, Dülmen (www.junit-netzwerk.de) Satz: Rhema – Tim Doherty, Münster [ChH] (www.rhema-verlag.de) Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten ISBN 978-3-89785-731-5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I

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Einleitung: Achtung und Anerkennung im Konflikt?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 3

Achtung als Anerkennung . . . . . . . . . . Forschungsstand und Fragestellung . . . . Anerkennung und Achtung . . . . . . . . . Respekt und Rücksicht . . . . . . . . . . . . Ethik des Respekts und der Anerkennung Zentrale Fragen und Thesen . . . . . . . . . Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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13 18 18 23 23 24 26

II

Gesellschaftspolitischer und ideengeschichtlicher Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 2

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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Globalisierung, kultureller Pluralismus und die Zunahme der Anerkennungsbewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Zeitalter der Globalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kämpfe um Anerkennung in pluralistischen Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Frage nach dem Kern der Moral: Kommunitarismus oder Liberalismus, Anerkennung oder Gerechtigkeit? . . . . . . . . Differenzierter Universalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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39 41

III

Respekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 2 2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.3 3 3.1 3.2 4

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was heißt Achtung? . . . . . . . . . . . . . . . Achtung von Personen . . . . . . . . . . . . . . Kants Achtungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . Moralische Achtung von Gesetz und Person Menschliche Würde . . . . . . . . . . . . . . . . Stephen Darwalls »Recognition Respect« . Objekte und Bedingungen der Achtung . . Würde, moralischer Status und Rechte . . . Selbstachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verletzungen der Achtung . . . . . . . . . . .

43 45 51 52 52 56 61 66 66 67 72

2.1 2.2 2.3

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6

Inhaltsverzeichnis

4.1 4.2 4.3 5 6

Demütigung . . . . . . . . . . . . . . . . . Instrumentalisierung . . . . . . . . . . . Lüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Achtung gegenüber Tieren und Natur Noch einmal: Was heißt Achtung? . .

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IV

Toleranz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 2 3 3.1 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 4

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was heißt Toleranz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Respekt-Konzeption der Toleranz von Rainer Forst Von der Erlaubnis bis zur Wertschätzung . . . . . . . . . Ablehnung und Akzeptanz: Der Kern der Toleranz . . Objekte und Gründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überzeugungen werden toleriert . . . . . . . . . . . . . . . Respekt als Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von der Toleranz zur Anerkennung . . . . . . . . . . . . .

V

Anerkennung

1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.2 4 4.1 4.2 4.3 5 6

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was heißt Anerkennung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrnehmen, Identifizieren, Bestätigen . . . . . . . . . . . . . Die Frage nach dem Anderen: Anerkennung nach Hegel . . Objekte und Gründe der Anerkennung . . . . . . . . . . . . . »A complex way-of-being-toward-something« . . . . . . . . Adressaten der Anerkennung: Individuen und Gruppen . . Sphären der Anerkennung: Die Konzeption Axel Honneths Liebe und Fürsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Recht und Achtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leistung und Wertschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Liebe, Achtung, Wertschätzung – Der entscheidende Unterschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von der Anerkennung zur Rücksicht . . . . . . . . . . . . . . .

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. 87 . 89 . 93 . 93 . 97 . 99 . 99 . 102 . 105

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109 111 113 115 119 119 123 128 131 140 144

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150 153

VI

Rücksicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

157

1 2 2.1 2.2 3

Einleitung . . . . . . . Was heißt Rücksicht? Empathie . . . . . . . . Mitgefühl . . . . . . . . Besondere Rücksicht

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Inhaltsverzeichnis

VII 1 2 3 3.1 3.1.1 3.1.2 4

Respekt und Anerkennung in multikulturellen Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... ... .. ... ... ...

173 176 185 185 189 192

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197 201 208 212 217

VIII Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

221

Bibliografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

227

Personenregister

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4.1 4.2 4.3 5

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umverteilung und Anerkennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Respekt und Anerkennung in der multikulturellen Gesellschaft Einführende Erläuterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturelle Gemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Multikulturalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Theorie des liberalen Multikulturalismus von Will Kymlicka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Grammatik ethnokultureller Beziehungen . . . . . . . . . . . Autonomie und Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Typologie der Minderheitenrechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inklusion und Erhalt der Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Sachregister

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Vorwort Unser Bedürfnis nach Respekt und Anerkennung kann im Alltag mitunter groteske Züge annehmen. Nicht nur Kinder können stundenlang darüber streiten, wer »zuerst angefangen« hat oder wer als erste(r) »die Idee« hatte. Auch Erwachsene sind von infantilen Anerkennungserwartungen nicht befreit. Eine meiner Lieblingsfiguren ist in dieser Hinsicht George Costanza aus der US-ComedySerie Seinfeld, dessen Person wie eine komische Verdichtung mancher unserer Anerkennungserwartungen angelegt ist. So will der chronisch geizige George in der Episode »The Big Salad« seine Großzügigkeit beweisen, indem er den teuren großen Salat bezahlt, den er einer Freundin, Elaine, mitbringen soll. Überreicht wird der Salat aber nicht von ihm selbst, sondern von seiner Freundin Julie, die dabei allerdings nicht erwähnt, dass der Salat von George bezahlt wurde. Für Elaine muss es nun so aussehen, als hätte Julie den Salat bezahlt, die denn auch den Dank einsteckt. George empfindet dies als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, war er doch in diesem Fall einmal der Großzügige. Natürlich kann er es nicht unterlassen, Elaine davon zu berichten, denn er will, dass seine Großzügigkeit registriert und anerkannt wird; doch so läuft die Sache eben nicht – vielmehr verheddert sich George immer weiter in einem Netz aus Erwartungen und Erwartungserwartungen, aus dem er nicht mehr herauskommt. Statt Dank erntet er Hohn. Als Zuschauer(in) reagiert man darauf – je nach eigener Positionierung – mit Verständnis, Mitleid oder Fremdscham oder einer Mischung daraus. Die Szene zeigt nicht nur wie bizarr oder lächerlich Anerkennungserwartungen manchmal sein können; sie zeigt auch wie moralisch und psychologisch komplex der Prozess ist: Anerkennung ist unter anderem die Antwort auf eine Leistung – aber auf welche? Sie kann notwendig sein für das Selbstverständnis des Individuums – aber kann sie eingefordert werden oder ist sie etwas, das der andere freiwillig gibt? Sie kann den anderen bestätigen, stützen, stärken, bejahen und für ein gelungenes Selbstverhältnis sorgen – aber nach welchen normativen Kriterien? Sie kann den Anderen aber auch auf eine Rolle, eine Identität festnageln, wie Sartre es beschreibt. Sie kann völlig an dem vorbeizielen, was dem Adressaten eigentlich wichtig ist – wie ist adäquate Anerkennung statt Verkennung zu erreichen? All dies sind zentrale und Randfragen, die in der vorliegenden Untersuchung von Belang sind. Im Hintergrund stehen allerdings nicht solche harmlosen Alltagssituationen wie die hier beschriebene, sondern drastischere Fälle: Respekt und Anerkennung haben im Zusammenhang mit innergesellschaftlichen, sozialen oder interkulturellen Konflikten derzeit Konjunktur; sei es, dass es um allgemeine oder spezifische, politische oder kulturelle Gruppenrechte geht oder sei es, dass es um soziale Gerechtigkeit geht; Respekt und Anerkennung sind moralische Prinzipien, die derzeit wohl so häufig genannt und diskutiert werden, wie selten zuvor. Debatten

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Vorwort

um Burka, Minarette oder Schächten gehören ebenso dazu wie Diskussionen über menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen. Respekt bedeutet, dass Individuen in ihrem moralischen Status geachtet werden, Anerkennung bedeutet, dass sie in verschiedener Hinsicht bestätigt werden. Gemeinsam sollen sie Grundprinzipien einer Ethik des Respekts bilden, die auf die Herausforderungen unserer Gegenwart reagiert. Zu einer solchen Ethik gehören neben Achtung und Anerkennung außerdem Toleranz, Rücksichtnahme, Empathie und Mitgefühl – all diese Begriffe und dazugehörige philosophische Konzeptionen werden in der vorliegenden Arbeit näher diskutiert. Das Buch ist eine leicht überarbeitete und aktualisierte Fassung meiner Dissertation, mit der ich 2008 an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn promoviert habe. Wie ein Freund und Kollege einmal sagte, sind Forschungsarbeiten in der Praktischen Philosophie häufig in irgendeiner Weise für die/den Forschende(n) persönlich von besonderem Belang. Tatsächlich hat sich im Laufe meiner Beschäftigung mit dem Thema herausgestellt, in welchem Ausmaß Respekt und Anerkennung für mich, mein privates und berufliches Leben von Bedeutung sind. Befasst man sich mit Respekt und Anerkennung, sitzt man außerdem fortwährend selbst auf der Anklagebank: Wie verhalte ich mich selbst anderen gegenüber? Stimmt mein Handeln im praktischen Leben eigentlich mit meinen in der Theorie verteidigten moralischen Prinzipien überein? Sind die Erwartungen von mir oder anderen möglicherweise so vermeintlich albern wie die von George oder sind sie viel fundamentaler in moralischer und psychologischer Hinsicht? Wie sehr werden Menschen verletzt, wenn ihnen die gebührende Achtung und Anerkennung verwehrt werden? Die Auseinandersetzung mit den Prinzipien, über die ich nachgedacht und geschrieben habe, hat mich zunehmend tangiert: Ich habe meinen Blick dahingehend geschult, wie ich anderen Menschen gegenüber treten sollte. Andere habe ich umgekehrt stärker dahingehend beurteilt, wie sie mir und anderen gegenüber getreten sind. Und damit jene, die zu dieser Sensibilität einerseits und zu meinen persönlichen Respekt- und Anerkennungserfahrungen beigetragen haben (anders als George) den gebührenden Dank erfahren, möchte ich dieses Vorwort zunächst einmal für persönliche Anerkennung nutzen: Ich danke zunächst allgemein meinem näheren und weiteren Umfeld für grundlegenden Respekt, für Toleranz, für Liebe, Freundschaft und Nähe, für positive Bestätigung ebenso wie aufrüttelnde Kritik, für soziale Wertschätzung und Bewunderung sowie für konkrete Rücksichtnahme und empathische Anteilnahme. Besonderer Dank gilt aber zunächst meinem Doktorvater Prof. Dr. Christoph Horn, der mich stets angespornt, bestärkt und bestätigt hat. Ich habe die Gespräche mit ihm sowie die Diskussionen in seinem Oberseminar an der Universität Bonn immer als zugleich fordernd und fördernd empfunden. Außerdem danke ich für das Zweitgutachten. Ferner danke ich dem Trägerkreis und den Stipendiaten des Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Vorwort

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»Globale Herausforderungen – transnationale und transkulturelle Lösungswege« an der Universität Tübingen, insbesondere Prof. Dr. Rainer Wimmer, dessen sorgfältige und, ja, anerkennende Arbeitsweise mir in sehr positiver, bewundernder Erinnerung ist. Dort habe ich zudem von der Interdisziplinarität und dem damit verbundenen notwendigen »Blick über den Tellerrand« profitiert. Der DFG danke ich für die finanzielle Unterstützung durch ein Stipendium im Rahmen des Kollegs. Der Druck dieses Buches wäre außerdem nicht zustande gekommen ohne die finanzielle Unterstützung seitens des Schweizerischen Nationalfonds, dem ich daher für die Publikationsförderung danke. Ebenso wenig zustande gekommen wäre das Buch ohne die Zusammenarbeit mit dem Mentis-Verlag. Vor allem Dr. Michael Kienecker möchte ich danken, der die Fertigstellung meines Manuskripts stets mit Zuversicht, Geduld und Fürsprache in ganz besonderer Weise begleitet hat! Eine Dissertation ist aber wohl selten zu Ende mit dem Abschluss des Manuskripts. Nach meiner Promotion und mit Beginn meiner Assistententätigkeit an der Universität Basel am Lehrstuhl von Prof. Dr. Angelika Krebs habe ich darum noch weitere Erkenntnisse gewonnen, von denen ich einige noch in das vorliegende Buch habe einfließen lassen. Ich danke daher für Tipps, hilfreiche Diskussionen und Korrekturen in Basel Angelika Krebs, Sebastian Knell und Hubert Schnüriger sowie den Studierenden, welche meine Seminare zur »Achtung« und zur »Lüge« besucht haben. In Zürich danke ich Prof. Dr. Peter Schaber und den TeilnehmerInnen seines Kolloquiums. Außerdem gilt mein Dank den OrganisatorInnen und regelmäßigen TeilnehmerInnen des Workshops »The Diversity of Human Rights« in Dubrovnik, bei dem ich über mehrere Jahre sowohl während des Workshops selbst als auch während der übrigen Zeit viele wichtige Erkenntnisse gewonnen habe. Namentlich nennen möchte ich insbesondere: Prof. Dr. Bernd Ladwig, Prof. Dr. Georg Lohmann und Dr. Arnd Pollmann. Besonders wichtig zu nennen sind meine Freundinnen und Freunde, ohne deren Unterstützung eine solche Arbeit und all das, was dazu gehört, ebenfalls nicht zustande gekommen wäre, sei es, indem sie hilfreiche Korrekturarbeiten übernommen haben oder sei es, indem sie seelische Unterstützung geleistet und mich respektiert, anerkannt und bestätigt haben. Danken möchte ich daher an dieser Stelle: Hanja Blendin, Franziska Felder, Anna Goppel, Magdalena Hoffman, Corinna Mieth, Dana Ostwald, Arnd Pollmann und Gabriella Weber. Ferner danke ich Oliver Jungen für seinen kritischen Blick und zugleich liebevolle Anerkennung. Danken möchte ich zudem meinen Eltern Evelyn und Paul Schmetkamp sowie meinen Geschwistern Petra Angert, Klaus und Guido Schmetkamp, die mich in den Werten, die ich hier vertrete, erzogen haben. Zu guter Letzt einer solchen »Dankesrede« kommen gemeinhin, so auch hier, die wichtigsten Personen: Besonderer und großer Dank gilt daher auch Sascha Becker und Frank Hesse, beide außergewöhnliche Menschen, die für mich

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Vorwort

geradezu paradigmatisch für die Einstellungen des Respekts, der Toleranz, der Anerkennung und der Rücksicht stehen. Sie haben mich, jeder für sich, ungemein unterstützt und gestärkt. Ihnen gelten mein Dank, meine Bewunderung, meine Freundschaft und meine Liebe. Persönlich gewidmet sei das Buch Franks und meiner Tochter Elisabeth Bo Hesse. In Achtung und Anerkennung. Und in unendlicher Liebe.

I Einleitung: Achtung und Anerkennung im Konflikt?!1 All I’m askin’ Is for a little respect (Otis Redding)

1 Achtung als Anerkennung Respekt gegenüber anderen Menschen ist eine zentrale moralische Pflicht und wird in der Regel auch als solche anerkannt (Raz, 2001, 125), zumindest in der philosophischen Theorie; inwiefern Respekt so zu verstehen ist, damit befasst sich die zeitgenössische Moralphilosophie im Allgemeinen und die vorliegende Arbeit im Besonderen. Menschen schulden einander Achtung, lautet dabei die Prämisse. 2 Respekt oder Achtung – Begriffe, die hier synonym gebraucht werden – sind aber nicht in jenem alltagssprachlichen Sinne zu verstehen, wonach man jemandem für eine besondere Leistung oder ein Amt oder ähnliches »Respekt zollt«, bewundert oder »hochachtungsvoll« begegnet. Respekt ist nicht etwas, dessen man sich erst »verdient« machen muss oder den man jemandem »einflößt«. Freilich kennen und gebrauchen wir auch diese Bedeutungen von Respekt und Achtung. Sie gehören, wie so viele Begriffe der Praktischen Philosophie, zu den ambivalenten Begriffe. Es ist daher wichtig bei der Verwendung des Begriffs Respekt ebenso wie später bei dem Begriff der Anerkennung jeweils einen terminus technicus festzulegen; die Alltagsbedeutungen sollen dabei gleichsam nicht ganz aufgegeben werden. Respekt beziehungsweise Achtung ist im philosophischen Sinne ein grundlegendes Prinzip des moralischen Handelns: Wenn wir uns anderen Menschen gegenüber moralisch richtig verhalten, beruht dies auf der Überzeugung, dass wir verpflichtet sind, sie als Entitäten mit einem moralischen Status anzuerkennen. Dies impliziert, dass man ihre moralischen Ansprüche und ihre Würde achtet. Grundlegende moralische Ansprüche und Würde von Personen zu ach1

Ich knüpfe hier bewusst an den Titel von Rainer Forsts umfangreicher und wegbereitender Studie zur Toleranz, »Toleranz im Konflikt« (2003), an. 2 Die vorliegende Untersuchung hat den Respekt gegenüber Personen zum Gegenstand. Das soll nicht ausschliessen, dass es auch eine Form des Respekts und der Rücksichtnahme gegenüber Tieren und der Natur gibt. Im Gegenteil: Die Verfasserin sieht Menschen in der ethischen Verantwortung, nicht nur sich selbst und anderen Personen, sondern auch Tieren und der Umwelt gegenüber moralische Rücksicht zu erweisen. Dies zu begründen, bedürfte aber einer eigenen umfassenden Untersuchung und kann in dieser Arbeit daher nur sehr oberflächlich berücksichtigt werden.

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I. Einleitung: Achtung und Anerkennung im Konflikt?!

ten impliziert wiederum, dass sie in ihrer Autonomie 3, Handlungsfreiheit und anderen fundamentalen Interessen wie etwa Schmerz- und Leidensfreiheit sowie Emotionalität und das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen respektiert werden. 4 Respektiert zu werden, heißt in diesem Zusammenhang, nicht verletzt zu werden; es handelt sich also um eine negative Achtung. Achtung ist dabei konstitutiv für das Selbstverständnis von Personen, als autonome Mitglieder der moralischen Gemeinschaft ernst genommen zu werden. Achtung konstituiert Selbstachtung. Echte Achtung aber liegt nur dann vor, wenn sie auch mit der richtigen Haltung einhergeht, das heißt aus den richtigen Gründen erfolgt: Sie muss verbunden sein mit der Überzeugung, dass der Andere zu Recht diesen Anspruch und einen inhärenten Wert, mithin Selbstzweckcharakter, hat. Wir werden darauf in dieser Einleitung noch einmal zurückkommen. Aber was genau wird dabei eigentlich geachtet und warum? Wie ist der Anspruch zu begründen und was passiert, wenn er nicht befriedigt wird? Und ist dies überhaupt das Wesentliche, was wir einander moralisch schulden? Eine andere Option ist: Wir schulden einander Anerkennung. Anerkennung ist nämlich nicht bloß ein Ausdruck von Höflichkeit, das »Verlangen nach Anerkennung ist vielmehr ein menschliches Grundbedürfnis«, so schreibt Charles Taylor (1992, 13), einer der bekanntesten Anerkennungstheoretiker der Gegenwart. Anerkennung unterscheidet sich dabei von Achtung insofern, als sie sich auf mehr als den grundlegenden Anspruch des Individuums erstreckt, in seinem universellen moralischen Status und allgemein in seiner Freiheit, Autonomie und Würde geachtet zu werden. Anerkennung bedeutet auch, dass man einander in einer bestimmten Weise erkennt und in der je eigenen Identität, Besonderheit und Kontextualität anerkennt, das heißt in bestimmter Hinsicht affirmativ bestätigt. Anerkennung ist dabei konstitutiv für die personale Identität und das Selbstbewusstsein von Personen: Fürsorge und Liebe sind in diesem Sinne Formen von Anerkennung ebenso wie die partikulare soziale Wertschätzung besonderer Leistungen und Fähigkeiten. Dadurch werden Individuen als Bedürfniswesen und als Leistungsträger anerkannt. Gleichsam kann aber auch Achtung, je nach Konzeption, selbst eine Form der Anerkennung sein; in diesem Sinne wird Achtung auch in der vorliegenden Untersuchung verstanden: Achtung bedeutet die Anerkennung des universellen moralischen Status’. Das Individiuum erfährt sich durch die achtende Anerkennung als jemand, dessen moralisches Urteilsvermögen 3

Mit »Autonomie« meine ich die Fähigkeit, sich selbst Zwecke setzen zu können; frei von Zwang und Manipulation durch andere Personen über sich selbst verfügen, entscheiden und handeln zu können. 4 Welches die grundlegenden Interessen sind, ist eine weitere Diskussion. Nach Martha Nussbaums Ansatz gehören zu den grundlegenden Bedürfnissen und Interessen – sie nennt sie Fähigkeiten – unter anderem: Nahrung, Unterkunft, Schmerzfreiheit, zwischenmenschliche Beziehungen und Humor (vgl. Nussbaum, 1999, 190ff. und 200ff.; vgl. außerdem Felder, 2012).