radi, rudi, rosali AWS

Rosali gehört zu Lisa-Marie-Ann. Sie trägt die süße Rosali fein ordentlich auf ihrem Rücken. Wenn es regnet, steckt sie Rosali zum Schutz in einen rosa Beutel. Warum wir drei nicht laufen müssen? Warum wir getragen werden? Warum wir auf dem Rücken sitzen oder über der. Schulter baumeln? Rate mal! Weil wir R ..
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Heidi Busch-Manzel

RANZEN-GEPLAPPER Für Kinder ab 5 Jahren zum Vorlesen und Selbstlesen

© 2012 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2012 Umschlaggestaltung: Heidi Busch-Manzel Printed in Germany -

ISBN 978-3-8459-0291-3 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, und spiegelt deren originale Ausdruckskraft und Fantasie wider.

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RADI, RUDI, ROSALI Hallo, du da! Ich weiß nicht, wie du heißt. Aber ich weiß, wie ich heiße! Ich heiße RADI. Wer ich bin? Na, ich bin ich! Ich bin der Radi. Ich bin blau und habe weiße Träger und goldene Schnallen. Ich habe einen Freund, einen Kumpel, der heißt Rudi. Rudi ist grün und hat knallrote Träger. Meine kleine Freundin heißt Rosali. Sie ist niedlich und süß und sie ist rosa, komplett rosa mit Glitzer und Glänzer und Blümchen und Sternchen. Ich bin ganz furchtbar schlau und klug. Klüger geht gar nicht.

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Und ich bin immer noch fein sauber, wie neu gekauft. Mein Freund Rudi ist nur ein bisschen schlau, aber er lernt jeden Tag etwas dazu. Rudi ist schon schmutzig und verbeult und er war schon mal kaputt! Meine Freundin Rosali ist goldig und – fast so schlau wie ich. Aber sie ist hundertmal schöner als ich und tausendmal schöner als Rudi. Ich und Rudi finden sie honigsüß und wir sind beide verliebt mit ihr. Und sie ist verliebt mit uns. Wir sind wie ein Kleeblatt, ein verliebtes Kleeblatt. Wir hängen zusammen und wir bleiben zusammen. Wir drei – Radi, Rudi, Rosali. Ich und Rudi und Rosali gehen schon zur Schule. Wir müssen aber nicht selber laufen, wir werden getragen.

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Ich gehöre zu Sophia. Sie trägt mich auf ihrem Rücken. Ich sitze hoch oben und kann alles sehen und hören. Rudi gehört zu Basti. Der hängt sich den Rudi über eine Schulter und Rudi schaukelt dann lustig hin und her. Rosali gehört zu Lisa-Marie-Ann. Sie trägt die süße Rosali fein ordentlich auf ihrem Rücken. Wenn es regnet, steckt sie Rosali zum Schutz in einen rosa Beutel. Warum wir drei nicht laufen müssen? Warum wir getragen werden? Warum wir auf dem Rücken sitzen oder über der Schulter baumeln? Rate mal! Weil wir R ... Ra ... Ran ... Ranz ... Ranzen sind. Darum! Aber wir sind keine normalen Ranzen. Wir sind WUNDERranzen!

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Wir können nämlich sehen und hören und sprechen und denken. Wir verstehen alles, was passiert. Wir kriegen alles mit! Bestimmt sind wir die einzigen Ranzen auf der Welt, die das können. Aber leider weiß das außer uns niemand. Keiner sonst kann uns hören. Keiner sonst kann uns verstehen. Das können nur wir. Wir drei – Radi, Rudi, Rosali. Niemand ist so neugierig wie ich. Ich will alles wissen und rauskriegen und ich denke immer ganz viele und ganz kluge Sachen. Ich kenne alle Buchstaben, alle! Vorwärts und rückwärts. Ich kann sogar schon lesen. Ganz schnell und ganz richtig!

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Die Zahlen von 1 bis 100 kenne ich auch. Sogar noch viel weiter, vor und zurück! Ich kann supergut rechnen! Außerdem kann ich lachen und singen und aufpassen und bei Geschichten zuhören. Rudi ist ein grüner Rucksack mit knallroten Trägern. Er kann fast nix. Aber er kann laut lachen und noch lauter rülpsen. Soll er nicht, macht er trotzdem. Rudi kennt erst ein paar Buchstaben und ein paar Zahlen und muss noch viel lernen. Ganz viel. Macht er auch. Er hat ja mich. Ich bin schlau wie zwei oder drei oder vier! Ich erkläre Rudi immer alles und helfe ihm. Das mache ich gern. Er ist doch mein Freund. Mein Kumpel. Rosali ist ein wunderhübscher rosa Glitzerranzen und sie ist ganz schön schlau. Aber sie mag nicht gern rechnen. Dafür kann sie supertoll Geschichten erzählen. Wenn sie eine 7

Geschichte gehört hat, kann sie die sofort nacherzählen. Auswendig. Wort für Wort! Ich und Rudi sind Ranzenjungs und Rosali ist ein Ranzenmädchen – sieht man ja auch. Eigentlich finde ich alles wunderschön. Nur eins macht mich traurig. Ganz doll traurig. Kein Mensch merkt, dass ich ein Wunderranzen bin. Keiner merkt, dass Rudi und Rosali Wunderranzen sind. Schade ist das. Ganz furchtbar schade. Niemand sieht das. Niemand hört das. Niemand weiß das ... Oder doch? Aber klar! Einer muss es wissen. Sophia! Sie wollte mich zum Schulanfang haben. Mich hat sie ausgesucht. Mich – den blauen Ranzen mit weißen Trägern und goldenen Schnallen.

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SO BEGANN ALLES Ich sehe aus wie ein normaler Ranzen – aber ich bin etwas ganz Besonderes. Das muss Sophia gewusst haben! Das muss sie geahnt haben! Denn sie wollte mich. Mich – oder keinen. Ich stand damals mit ganz vielen anderen Ranzen in einem großen Kaufhaus im Regal. Tag für Tag für Tag. Dann wurde mir irgendwie komisch und sonderbar. Mir war schwindelig und eigenartig ... Plötzlich merkte ich, dass es hell und immer heller um mich wurde. Ich konnte etwas erkennen und sehen. Erst verschwommen und grau, dann immer deutlicher und bunter. Hey, wie toll! Alles um mich herum war klar und bunt und schön. 9

Ich konnte sehen! Wie wundervoll! Ich war ganz begeistert von der Welt um mich herum. Lauter bunte Ranzen und Taschen und Rucksäcke standen hier. Und so viele Menschen waren da und lachten und schauten mich an. Es war einfach wunderschön. Dann wurde mir wieder komisch und sonderbar. Mir war schwindelig und eigenartig ... Plötzlich brummte und raschelte und knisterte und knackte es. Ich hörte Geräusche und Töne. Erst leise, dann immer lauter. Hey, wie toll! Ich konnte die Leute um mich herum hören und verstehen. Ich hörte die Stimmen der Kinder. Ich hörte ihr Lachen und Rufen. Alles, was um mich herum passierte, konnte ich klar und deutlich hören und verstehen. 10

Es war einfach wunderschön. Ich, der blaue Ranzen mit weißen Trägern und goldenen Schnallen, konnte sehen und hören und denken. Ich überlegte, ob die anderen Ranzen wohl wissen, was ich alles kann? Ob die ahnen, was mit mir los ist? Aber das sollen sie wissen! Das müssen sie erfahren! Das müssen sie hören! Unbedingt! Nur – wie geht das? Wie mache ich das? Wie kriegen die das mit? Ich war so stolz und glücklich, dass ich meine Freude raus schreien wollte. Raus schreien musste. Erst kamen nur komische und seltsame Töne. Ich krächzte und quietschte. Ich brummte und knurrte. Ich brabbelte und babbelte. Aber dann – hey! Dann konnte ich sprechen! Ich konnte alles sprechen, was ich wollte.

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Alles, was ich überlegte und dachte, konnte ich aussprechen. Sehen, hören, sprechen – das konnte ich plötzlich. Es war ein Wunder ... Ich war ein Wunder. Ich war ein WunderRanzen. Und dann überlegte ich ... Bin ich der einzige Wunderranzen auf der Welt? Oder gibt es noch einen? Was ist mit den anderen Ranzen im Regal? Können die das auch? Ob ich die einfach mal anspreche? Ob ich das versuche? Klar! Wenn ich nicht frage, kriege ich auch keine Antwort. So einfach ist das. Ich holte tief Luft und fragte schön deutlich: „Hallo, ihr da! Hört ihr mich?“ Dann lauschte ich aufgeregt, ob ich Antwort bekomme. 12

Nichts. Keiner sagte einen Pieps. Na gut, dann versuchte ich es noch einmal: „Hallo, ihr Ranzen! Hört ihr mich?“ Nichts. Kein Ranzen sagte einen Ton. Schade. Sehr schade. Dann bin ich doch der einzige Wunderranzen auf der Welt. Das ist aber ganz schön dumm und langweilig. Aber – ich hab ja noch meine Sophia. Und sie hat mich. Mich wollte sie ja zum Schulanfang haben. Mich oder keinen. Sophias Freund Basti wollte lieber einen Rucksack zum Schulanfang. Er hat sich für einen grünen Rucksack mit knallroten Trägern entschieden. Und Sophias Freundin Lisa-Marie-Ann hat sich in einen rosa Glitzer-Glänzer-Ranzen verliebt. Den musste sie haben!

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Als ich die zwei Ranzen sah, wollte ich natürlich sofort rausfinden, ob die auch hören und sprechen können, so wie ich. Da hab ich einfach gefragt und – sie haben geantwortet! Sie konnten mich wahrhaftig hören und verstehen. Das war wunderschön. Wir haben uns toll verstanden und viel Spaß gehabt. Und wir haben geplappert, alle auf einmal und alle durcheinander. Ein herrliches, lustiges Ranzen-Geplapper! Nur eins fehlte noch. Wir hatten keine Namen. Wir haben immer „Halloduda“ zu uns gesagt. Das war ziemlich doof. Weil ich ein superschlauer Ranzen bin, habe ich mir Namen für uns drei ausgedacht. Ich, der blaue schlaue Ranzen, wollte gerne Radi heißen. Der grüne Rucksack sollte Rudi heißen. 14

Und das liebe rosa Ranzenmädchen wollte Rosali heißen. Und seitdem sind wir Radi, Rudi, Rosali. Warum wir drei Wunderranzen sind? Ich bin schlau und klug und weiß alles auf der Welt. Alles. Aber warum wir Wunderranzen sind, das – weiß ich nicht. Es ist einfach so. Und das ist wunderschön! Oder?

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