Pans letztes Lied

2. Michael Klemm. Pans letztes Lied. Die Michael Jackson Verschwörung. Roman ... und einander zu lieben, bevor es zu spät ist.“ Michael Joseph Jackson ...
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Michael Klemm

Pans letztes Lied Die Michael Jackson Verschwörung Roman

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© 2015 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2015 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Michael Klemm Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1119-9 ISBN 978-3-8459-1120-5 ISBN 978-3-8459-1121-2 ISBN 978-3-8459-1122-9 Mini-Buch ohne ISBN

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„Wir müssen lernen zu leben und einander zu lieben, bevor es zu spät ist.“ Michael Joseph Jackson

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Eins

The beginning Der Tag begann schon wieder schwül und heiß, so wie all die letzten in dieser Woche, als Phil sein kleines Apartment gemeinsam mit seiner Tochter Laura in der nun ja leider etwas heruntergekommenen Canal Street verließ, um sich zum Treffen mit seiner Ex an der Ecke Houston Street/Broadway, direkt am dortigen Subway-Eingang, auf den Weg zu machen. Die Hitze der Stadt knallte ihm nach Öffnen der Haustür erbarmungslos entgegen. „Mein Gott, das Wochenende geht immer so rasch vorüber“, dachte er sich, während er mit seiner linken Hand die kleinen dunklen Locken seines Töchterchens berührte und mit der rechten, etwas umständlich, die Haustür 5

schloss. Die Hitze war wirklich fast unerträglich. Doch nicht für Laura. Sie strahlte ihn mit ihrem unverwechselbaren Lächeln an. Sie liebte ihren Dad über alles. Denn Dad konnte ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Und das war großartig. Das wusste sie. Andere Kids, zum Beispiel in Uptown, waren da nicht so gut dran. Aber andere Kids haben eben auch einen Daddy, der abends nach Hause kommt und müde ist und vielleicht sogar schlecht gelaunt, seinen Job gerade mal wieder verloren hat und … und … und …! Sie lächelte in sich hinein. Ihren Daddy konnte Laura zwar immer nur alle zwei Wochen sehen, aber dann war da eben auch was los. Richtig was los. Er unternahm viel mit ihr. Immer waren sie unterwegs. Und an diesem Wochenende waren sie wieder mal draußen auf Coney Island gewesen. Ach, das war toll. All diese alten Karussells, Buden und die Zuckerwatte, die sie zu Hause niemals essen durfte, weil Mum das eben 6

nicht gut fand. Wegen der Zähne und so. „Und wahrscheinlich hat Mum auch Recht, aber Rechthaben ist eben auch manchmal total langweilig“, dachte sich Laura, als sie mit Dad über den Broadway auf die andere Straßenseite wechselte. Ach ja, und dort war Chinatown. Ein Stadtteil, in den Mum niemals gehen würde. Der war nun alles andere als langweilig. Alles so laut und hektisch. Fremde Gesichter und fremde Stimmen überall! Und diese vielen exotischen Gerüche! Dad war da ganz anders. Sie waren ja sogar schon mal bei einem Chinesen zum Mittagessen gewesen. Das war so aufregend. In einem Gemüseladen gegenüber hatten sie erlebt, wie ein Mann einen anderen Mann mit einer Machete malträtieren wollte und der dann floh und der andere hinterher. Die Leute schrien alle laut. Ein richtiges großes Durcheinander und Gekreische. Nur ihr Dad blieb ruhig stehen und hielt ihre Hand, die so schrecklich zitterte. 7

Oh ja, da war sie ganz stolz gewesen, weil sie damals ganz genau spürte, dass ihr nie, aber wirklich nie, etwas geschehen konnte, wenn ihr Dad dabei war. Dad lächelte sie an, als ob er ihre Gedanken gerade gehört hätte. Beide gingen Richtung Midtown zum Treffen mit Mum, Houston Street, Ecke Broadway. Ein schönes Wochenende im Mai ging mal wieder zu Ende. Und Phil? Nun, er dachte beinahe ähnlich wie der kleine Lockenkopf, den er da unten fest an seiner starken Hand hielt. So ein kleines Wesen, so hilflos, und doch so voller Vertrauen, dass ihr Dad sie immer beschützen würde …! Er wusste nur zu gut, was in ihrem kleinen Kopf so alles vorging. Und eigentlich war er genauso stolz auf sie wie sie auf ihn. Sie waren ein tolles Gespann. Kam ihm so in den Sinn. Beinahe wären ihm sogar die Tränen gekommen. Klar. Immer diese Scheiße mit der „Rückgabe“. Wie oft war das schon durchgespielt worden: Es stehen sich beide wieder ge8

genüber, ratlos, eifersüchtig auf den anderen, der Laura gerade noch bei sich hatte oder der sie jetzt wieder übernehmen würde. Was für eine vertrackte Situation. Aber so war es eben immer. Im Moment gab es keinen Ausweg. Und so gingen beide mit einem mulmigen Gefühl dem „Checkpoint der Übergabe“ entgegen. Gespannt, aber auch voller schöner Erinnerungen an ein aufregend schönes Wochenende und natürlich wehmütig. Na ja, auf der Gegenseite würde das Gefühl nicht sehr viel anders gewesen sein. Modern times!

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Midtown mood Jennifer lag schon seit einer Stunde auf ihrer kleinen Liege, hoch oben, auf der Terrasse im 25. Stock ihres Apartmenthauses, wo sie eine kleine, aber dennoch kaum bezahlbare Wohnung besaß. Sie ging nochmals die Akten durch, die sie für den nächsten Morgen brauchte, um die Geschichte mit Bill, ihrem jungen drogensüchtigen Mandaten, endlich zu einem befriedigenden Ende zu bringen. Bill war in ihren Augen ein sympathischer und durchaus intelligenter junger Mann, der eben, wie so viele, in die Drogenszene reingerutscht war. „Kriminalität wird auch manchmal von der Gesellschaft verordnet“, dachte sie, als sie so durch die Akten blätterte. Chancengleichheit? Leider Fehlanzeige in diesem Land. Und wenn man wie Bill aus der Gosse kam, war der Lebensweg leider schon vorprogrammiert. So konnte sie nur versuchen, in diesem Land für Gerechtigkeit zu sorgen, was aller10

dings eine beinahe unlösbare Aufgabe bleiben würde. Die Hitze war heute wieder unerträglich. Und das schon um diese Uhrzeit. Sie seufzte tief und nahm einen Schluck von dem kühlen Lemon Tea aus dem Glas neben ihr auf dem kleinen Bambustisch und schaute über die Dächer New Yorks. Was für eine Stadt! Was für ein Leben! War sie glücklich hier? Ja, das wusste sie, sie war hier glücklich. Aber es war auch ein harter Alltag, keine Frage. Wenn man, wie sie, aus Wisconsin kam, wusste man sehr wohl, wo der Unterschied lag, aber eben auch, was für einen Preis man dafür hier zu zahlen hatte. Sie schloss die Augen, um noch ein wenig zu schlafen, bevor es gar zu heiß wurde.

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Bronx in the sunshine Am ganz anderen Ende der Stadt, etwas außerhalb, am äußersten Zipfel der Bronx, dort, wo sich die Natur langsam wieder erholt und bezaubert, weil sie noch so ursprünglich geblieben ist, dort, in einem kleinen Haus, mit einigen verrückten Nachbarn, wie zum Beispiel dem durchgeknallten Frank, einem späten Hippie, der schon durch seine unkonventionelle Spätsiebziger-Bekleidung auffiel, dort lebte Warren, der Dritte im Bunde der drei Anwälte. Warren hatte sich hierher verkrochen, nachdem ihm der Stress in einer großen Anwaltskanzlei, mitten in Downtown NYC, einfach zu viel geworden war. Er hatte seine gut bezahlte Position für ein ruhigeres, menschlicheres, aber eben auch einfacheres Leben aufgegeben. Er hatte diese kleine Kanzlei gegründet und die zwei sympathische Kollegen mit „ins Boot“ geholt, die uns bereits schon begegnet sind. 12

Sein Credo, im Leben etwas Sinnvolles zu tun, erschien ihm in einer eigenen Kanzlei realistischer und ehrlicher, als nur noch Gehaltsempfänger in einem anonymen Betrieb mit hunderten von Kollegen zu sein, die Tag für Tag im gleichen Trott, umnebelt von Psychopharmaka und Drogen, müde und entwürdigt eine Dunstwolke aus Scheinheiligkeit hinter sich herziehen. Hier war er glücklich, oder besser: zufrieden. Ein Platz, um wieder langsam zu Sinnen zu kommen, wenn mal wieder der Downtown-Alltag um ihn herum wie ein Herbstorkan gewütet hatte. Er saß da und blickte in die untergehende Sonne, was er beinahe jeden Abend tat. Und war irgendwie glücklich und zufrieden. Keiner der drei konnte ahnen, was am nächsten Tag in der kleinen, etwas heruntergekommenen Kanzlei in Midtown auf sie zukommen würde. Noch war alles ruhig und entspannt. Beinahe friedlich, könnte man meinen … 13

Phil hatte um die Mittagszeit seine Laura bei April abgegeben, die sie dann wieder mit nach Uptown nahm, wo sie gemeinsam mit Larry, einem Zahnarzt, in einem superteuren Penthouse wohnte. Laura hatte natürlich wieder etwas geweint. April hatte Phil wieder ein paar Vorwürfe wegen der Zuckerwatte gemacht, war aber ansonsten relativ entspannt, was Phil sehr beruhigt zur Kenntnis genommen hatte. Nun war er auf dem Weg ins „Angelika Film Center“, seinem Lieblingskino, nachdem er einen kleinen Imbiss bei „Katz’s Delicatessen“ eingenommen und bei „DEAN & DELUCA“ etwas zu Abend gegessen hatte. Er wollte sich heute noch „The Milagro Beanfield War“ – Milagro - Der Krieg im Bohnenfeld - von Robert Redford ansehen, im Rahmen einer Redford Retrospektive. Redford hatte etwas sehr amerikanisches in seinem Wesen und das gefiel Warren. Er mochte diese trockene Art und seinen trockenen Humor. Jennifer hatte am Abend ein Meeting mit einem alten Freund aus der Highschool, der für 14

ein paar Tage in New York weilte. Sie gingen in SoHo aus und wären später beinahe Phil begegnet, der gerade über die Green Street in Richtung „Angelika Film Center“ unterwegs war. Es war ein vergnüglicher Abend für Jenny und ihren Bekannten aus alten Tagen. Beide verstanden sich schon seit Jahren prächtig. Eine gute und ehrliche Freundschaft. Doch das war nicht immer so, da Paul eigentlich mal in Jenny verknallt war, sie das aber nicht erwidern konnte oder wollte und Paul lange daran herum nagte. Doch irgendwann muss er sich wohl gesagt haben, dass es vielleicht das Beste wäre, mit dieser Frau befreundet zu sein, ohne irgendeinen nervenden Beziehungsstress. Sie war in seinen Augen ein phantastischer Mensch, und das war es doch, was zählte. Denn es war so aufrichtiger und entspannter. Und das ist zwischen Mann und Frau, in mancher Hinsicht und in gewissem Sinne, ja nun wirklich ein Segen. Warren saß noch am Abend auf der kleinen Terrasse und unterhielt sich mit seinem 15