ONE DATA-Bericht 2016. Eine Welt im Wandel braucht

Hinzu kommt, dass sich die Flüchtlingskrise in vielen Ländern nachteilig auf die Budgets der. Entwicklungshilfe auswirkt. ... Nachverfolgung von Mitteln, Fortschritten, Ergebnissen und der Einhaltung von Zusagen von Staaten ... Alle Binnenvertriebenen (Internally Displaced Persons - IDPs) – insgesamt. 37,5 Mio. Menschen ...
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ONE DATA-Bericht 2016. Eine Welt im Wandel braucht starke Antworten Die wichtigsten Ergebnisse Noch nie zuvor gab es so viele humanitäre Krisen und entwicklungspolitische Herausforderungen gleichzeitig wie heute: von globalen Pandemien und gewalttätigem Extremismus bis zu Flüchtlingen, die vor Krieg und Armut fliehen. Gleichzeitig leben immer noch 900 Mio. Menschen in extremer Armut, d.h. von weniger als 1,90$ am Tag. Schätzungen zufolge werden 2018 mehr als die Hälfte der extrem armen Menschen in fragilen Staaten leben. Instabilität und Unsicherheit hat eine Rekordzahl von Menschen zur Flucht veranlasst – 65,3 Mio. Menschen bis Ende 2015; das sind über 50 % mehr als 2011 (42,5 Mio.). Der Bedarf an langfristiger humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit ist höher denn je und er steigt täglich. Gleichzeitig sind die Budgets der Entwicklungshilfe bis zum Äußersten gespannt. Es sind nicht genug Finanzmittel vorhanden, um aktuelle Krisen und internationale Armutsbekämpfung gleichzeitig zu finanzieren. Hinzu kommt, dass sich die Flüchtlingskrise in vielen Ländern nachteilig auf die Budgets der Entwicklungshilfe auswirkt. Dass Entwicklungshilfe zweckentfremdet wird, heißt, dass der Kreislauf der extremen Armut und extremer Ideologie sich weiter verstärken kann, was Instabilität und Risiko für die ganze Welt bedeutet. Die internationale Gemeinschaft muss einen Weg finden, die vielfältigen Herausforderungen politisch und finanziell bewältigen zu können. Dabei muss Transparenz oberste Priorität haben, damit der Mittelfluss nachverfolgt werden kann. Gegenwärtig gibt es kein einheitliches System für die Nachverfolgung von Mitteln, Fortschritten, Ergebnissen und der Einhaltung von Zusagen von Staaten und Flüchtlingsorganisationen. Es ist ein Politikwechsel nötig, um Flüchtlingen helfen zu können, um tödliche Krankheiten zu beenden, Korruption zu bekämpfen und extreme Armut, die Extremismus befeuert, zu beenden: Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe müssen ins Zentrum der Außen- und Sicherheitspolitik rücken.

Die Ergebnisse im Einzelnen 1. Wachsender Finanzbedarf bei gleichbleibend unzureichender Finanzierung Für 2016 geht das UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UNOCHA) von Kosten von 21,9 Mrd. US-Dollar für die koordinierte humanitäre Hilfe aus. Damit soll 96,9 Mio. Menschen (von etwa 130,5 Mio. Bedürftigen) geholfen werden. Mitte 2016 waren nur 33 % (7,2 Mrd. US-Dollar) finanziert. 2015 wurden nur 55 % des Bedarfs finanziert. Halten die Trends an, werden sich die Kosten der humanitären Hilfe bis 2030 auf 50 Mrd. US-Dollar verdoppeln – zu dem Zeitpunkt, an dem die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) erreicht werden sollen. 2. Humanitäre Hilfe & Entwicklungszusammenarbeit sind eng verflochten Humanitäre Krisen müssen angemessen angegangen werden, sonst lassen sich weder die extreme Armut beseitigen noch die Entwicklungsziele erreichen. Die meisten Vertriebenen leben in Entwicklungsländern. Alle Binnenvertriebenen (Internally Displaced Persons - IDPs) – insgesamt 37,5 Mio. Menschen – leben in Entwicklungsländern. 2015 lebten 86 % der weltweiten Flüchtlinge – 13,9 Mio. Menschen – in Entwicklungsländern. In Industrieländern fanden 2,2 Mio. Flüchtlinge Zuflucht. Die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries – LDCs) haben die höchsten Armutsraten und gleichzeitig die wenigsten Ressourcen zur Verfügung. Sie gewähren 4,2 Mio. Menschen 1

ONE DATA-Bericht 2016. Eine Welt im Wandel braucht starke Antworten Die wichtigsten Ergebnisse Asyl (rund 26 % der geflohenen Menschen weltweit). Gleichzeitig steigen die globalen Mittel für die LDCs nicht wie nötig, bzw. sinken in manchen Ländern sogar. 3. Die gestiegenen ODA-Mittel reichen nicht, um den immensen Bedarf zu decken 2015 betrug die globale ODA 131 Mrd. US-Dollar und ist damit um 7 % gestiegen (Effektiver Zuwachs ohne Flüchtlingskosten: 1,8 %). Am kollektiven Bruttonationaleinkommen der DAC-Staaten betrug sie 0,3 %. Das liegt weit unter dem UN-Ziel von 0,7 Prozent. Die 28 EU-Mitgliedstaaten erreichten 2015 als Gruppe einen Anteil von 0,46 Prozent am BNE. 2015 stieg die globale ODA für LDCs um 5,8% bzw. 38,6 Mrd. US-Dollar. Der Anteil der ODA für LDCs an der Gesamt-ODA ging 2015 jedoch zurück. (29,48% in 2015, 2014 waren es 29,59%, 2013 32,09%). ONE fordert, dass 50% der ODA an LDCs gehen soll. Hätten im Jahr 2015 alle DAC-Staaten die Hälfte ihrer ODA für LDCs aufgewendet, wären 26,9 Mrd. US-Dollar (aktuelle Preise) zusätzlich für die ärmsten Länder der Welt verfügbar gewesen. Gleichzeitig stieg die ODA für Sub-Sahara-Afrika im Jahr 2015 gegenüber 2014 leicht um 1,2% auf 38,5 Mrd. US-Dollar. Sorge bereitet, dass nahezu die Hälfte aller DAC-Staaten (13) ihre ODA für die ärmste Region der Welt reduzierte. 4. Staaten decken Flüchtlingskosten im eigenen Land mit Entwicklungshilfe Nach gegenwärtigen OECD-DAC-Regeln können Geberländer Kosten für Flüchtlinge im Inland im ersten Jahr nach der Registrierung als ODA verbuchen. 2015 verdoppelten sich diese Inlandskosten für Flüchtlinge weltweit auf 12 Mrd. US-Dollar - 9,1% der gesamten ODA (nach 2,8 % 2010 und 2,2 % 2008). Das ist fast doppelt so viel wie die Geber 2014 auf dem gesamten afrikanischen Kontinent für Gesundheit ausgaben. Dieser drastische Anstieg verändert die Proportionen der Entwicklungszusammenarbeit stark. Deutschland gibt jetzt im eigenen Land mehr Geld aus (3,51 Mrd. US-Dollar), als Äthiopien 2014 von allen DAC-Gebern erhielt (3,29 Mrd. US-Dollar). Auf www.one.org/map finden Sie interaktive Karten, die visualisieren, wo die meisten Flüchtlinge leben und welchen Anteil an Entwicklungshilfe Aufnahmeländer für Flüchtlinge im Inland aufwenden.

Empfehlungen 1. Aufstockung der Finanzmittel für langfristige Entwicklungszusammenarbeit als auch für humanitäre Hilfe in Entwicklungsländern, besonders in solchen, die Flüchtlinge beherbergen. 2. Kosten zur Versorgung von Flüchtlingen im Inland müssen zusätzlich zu Entwicklungshilfe sein. 3. Verbesserung der Datenbasis und Rechenschaftspflicht rund um alle Hilfsgelder (Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe), Verbesserung der Langfristigkeit, Flexibilität und Transparenz von Hilfsgeldern, um einen effektiven Einsatz zu gewährleisten.

Die wichtigsten Zahlen aus dem Bericht 

Bis Ende 2015 wurden mehr Menschen aus ihrer Heimat vertrieben als jemals zuvor: rund 65,3 Mio. Menschen; 21,3 Mio. waren Flüchtlinge, 40,8 Mio. Binnenvertriebene und 3,2 Mio. Asylsuchende. Dies ist ein Zuwachs von 50 % zu 2011 (42,5 Mio.)

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ONE DATA-Bericht 2016. Eine Welt im Wandel braucht starke Antworten Die wichtigsten Ergebnisse         

Von den 16,1 Millionen Flüchtlingen, die unter UNHCR Mandat stehen, leben 86% in Entwicklungsländern Die UN haben erst ein Drittel der für 2016 nötigen Finanzmittel erhalten Extreme Armut nimmt in fragilen Staaten zu Die Globale ODA erhöhte sich 2015 um 7 %; 1,8 %, abzüglich der Kosten für Flüchtlinge im Inland Die Globale ODA betrug nur 0,3 % des BNE; 2,8 % abzüglich der Kosten für Flüchtlinge im Inland Die Hilfe für Sub-Sahara-Afrika erhöhte sich nur um 1,2 % Hilfe für LDCs erhöhte sich um fast 6 %, aber der Anteil der ODA blieb bei unter 30 % Kein Land gab 50 % an LDCs, auch nicht, Belgien und Irland, die dies angekündigt hatten Kosten für Flüchtlinge im Inland haben sich 2015 verdoppelt

Die wichtigsten Zahlen aus dem Bericht für Deutschland      

Deutschlands ODA ist zwischen 2014 und 2015 um knapp 30 % gestiegen. Sie lag bei knapp 16 Mrd. Euro Davon waren 2,7 Mrd. Euro sogenannte Inlandflüchtlingskosten. Das entspricht knapp 17 % der gesamten deutschen ODA und 21,57 % der bilateralen ODA. Dies war ein Anstieg um 1949 % Zieht man die Inlandsflüchtlingskosten ab, stieg Deutschlands ODA im vergangenen Jahr um 8,56 % Die ODA für Sub-Sahara-Afrika ist um 2,46 % auf 2,7 Mrd. Euro gesunken Die ODA-Quote ist auf 0,52 % gestiegen. Rechnet man die Inlandsflüchtlingskosten allerdings raus, liegt die ODA-Quote bei nur 0,43% Deutschland rechnet die Flüchtlingskosten im eigenen Land zwar ebenfalls als ODA an. Diese betreffen aber nicht den BMZ- oder AA-Haushalt. Dadurch werden die steigenden Inlandskosten für die Flüchtlingshilfe die geplanten ODA-Erhöhungen von 8,3 Mrd. Euro in den nächsten vier Jahren nicht schmälern.

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