Offenes Schreiben an die Völker der Welt, MinisterInnen ... - Bolivia.de

Eine Welt, welche die verschiedenen Visionen der Völker hinsichtlich Natur und Entwicklung anerkennt und .... Vision der indigenen Völker einzubeziehen.
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Offener Brief an die Weltbevölkerung, MinisterInnen, BotschafterInnen und an die Verantwortlichen der offenen Arbeitsgruppe zu den Zielen der nachhaltigen Entwicklung, sowie an soziale Organisationen und die Gesellschaft

„EIN LEBEN IN EINKLANG MIT DER MUTTER ERDE MUSS DAS LEITMOTIV DER AGENDA POST 2015 UND DER ZIELE DER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG SEIN “ Brüder und Schwestern, Wir, die Unterzeichner dieses offenen Briefes, wollen hiermit unsere Verpflichtung bei der Ausarbeitung der Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (ODS) und einer Entwickungsagenda-Post 2015 unterstreichen, die zum Ziel hat, die nachhaltige Entwicklung in Harmonie mit der Mutter Erde zu fördern. Daher ist es von großer Bedeutung, in die zukünftigen Ziele der nachhaltigen Entwicklung das Konzept „in Harmonie/Einklang mit der Natur und den Schutz für der Unberührtheit der Mutter Erde“ miteinzubeziehen. Diese beiden Aspekte sind von großer Wichtigkeit, um eine andere und bessere Welt zu erschaffen. Eine Welt, welche die verschiedenen Visionen der Völker hinsichtlich Natur und Entwicklung anerkennt und respektiert, versteht, dass die Stärkung der Ökosysteme, der Biodiversität und Umweltfunktionen der Natur nur dann möglich sind, wenn sich alle Lebewesen mit der Mutter Erde ergänzen. Der erste Grundsatz der Deklaration über Umwelt und Entwicklung von Río aus dem Jahr 1992 besagt, dass jeder Mensch das Recht auf ein gesundes und produktives Leben in Harmonie mit der Natur hat. Das Dokument der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung in Río mit dem Titel „Die Zukunft, die wir uns wünschen“, lenkt die Aufmerksamkeit ebenso auf die holistischen und integrierten Stärken nachhaltiger Entwicklung, welche die Menschheit dazu leitet, in Einklang mit der Natur zu leben und Stärken zu entwickeln, die die Gesundheit und die Unberührtheit der Ökosysteme wieder revitalisieren. Andererseits wird in Absatz 4 der Deklaration der Vereinten Nationen Folgendes hervorgehoben: „...das Erreichen nachhaltiger Entwicklung fördert ein nachhaltiges, integratives sowie ausgewogenes Wachstum und bringt größere Möglichkeiten für alle hervor, indem Ungerechtigkeiten reduziert und die Lebensumstände verbessert werden. Darüber hinaus wird einerseits die soziale Entwicklung begünstigt und andererseits die ganzheitliche und nachhaltige Handhabung von natürlichen Ressourcen. Die Ökosysteme unterstützen unter anderem auch die wirtschaftliche, soziale sowie menschliche Entwicklung und vereinfachen zur selben Zeit die Konversation, Regeneration, Wiederherstellung und Stabilität angesichts neu entstehender Probleme.“ Im Juni dieses Jahres hat Bolivien das Gipfeltreffen der Staats – und Regierungschefs der G77 + China Länder (derzeitiger Vorsitzender ist der bolivianische Präsident Evo Morales) in der Stadt Santa Cruz organisiert. Bei dem Treffen war eine große Anzahl der Mitglieder der G77 + China Staaten anwesend und alle Vertreter stimmten einer Deklaration bei unserem 50. Jubiläum zu, wo die Aufmerksamkeit auf die derzeitige Situation unserer Mutter Erde gelenkt wird und die Wichtigkeit der Förderung einer Entwicklung in Einklang mit der Natur ausdrücklich hervorgehoben wird. Die „Deklaration von Santa Cruz der G77 + China“ drückt das wie folgt aus: 

Wir bestätigen, dass das 21. Jahrhundert der Moment ist, wo die Länder und Völker des Südens ihre Wirtschaften und Gesellschaften entwickeln mit dem Ziel, die menschlichen Bedürfnisse auf eine nachhaltige Art und Weise zu erfüllen, um in Einklang mit der Natur und respektvoll gegenüber unserer Mutter Erde und ihren Ökosystemen zu leben (Absatz

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14). 

Wir erkennen an, dass die Erde und ihre Ökosysteme unser Zuhause sind und sind davon überzeugt, dass, um ein Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen, sozialen und umwelttechnischen Notwendigkeiten von jetzigen und zukünftigen Generationen zu schaffen, die Förderung der Harmonie in Einklang mit der Natur und der Erde vonnöten ist. Darüber hinaus erkennen wir an, dass der Begriff „Mutter Erde“ ein allgemein verwendeter Ausdruck ist, welcher sich auf den Planeten Erde in den verschiedenen Ländern und Regionen bezieht. Der Begriff bringt das bestehende Wechselverhältnis zum Ausdruck zwischen Menschen, anderen Lebewesen und dem Planeten, auf dem wir leben (Absatz 31).



Wir verstehen, dass die nachhaltige Entwicklung einen Wechsel in der Prioritätenordnung der Generation von materiellem Reichtum hin zur Bedarfsdeckung der Menschen, in Einklang mit der Natur, mit sich bringt. Die exzessive Ausrichtung hin zu Gütern respektiert weder unsere Mutter Erde, noch werden die menschlichen Bedürfnisse beachtet. Die Fortführung eines solchen ungleichen Systems wird die Ungleichheiten steigern (Absatz 51).



Wir bestätigen und anerkennen, dass der Planet Erde und seine Ökosysteme unser Zuhause sind und dass der Begriff „Mutter Erde“ ein allgemein in vielen Ländern und Regionen verwendeter Ausdruck ist. Ebenso können wir beobachten, dass einige Länder die Naturgesetze in Zusammenhang mit der Förderung der nachhaltigen Entwicklung anerkennen. Wir sind davon überzeugt, dass, um ein gerechtes Gleichgewicht zwischen den heutigen und zukünftigen wirtschaftlichen -, sozialen - sowie Umweltbedürfnissen zu erlangen, die Förderung von Einklang mit der Natur vonnöten ist. Wir verlangen, dass ein holistischer sowie integrierter Schwerpunkt nachhaltiger Entwicklung angenommen wird, welcher unter anderem Dinge wie die Anerkennung der oben genannten Prinzipien durch einige Länder beinhaltet, um die Menschheit dazu zu bringen, in Einklang mit der Natur zu leben und sich Maßnahmen zu Eigen zu machen, um die Gesundheit und Unberührtheit unseres Ökosystems wiederherzustellen.



Erfreut nehmen wir den interaktiven Dialog der Generalversammlung über den Einklang mit der Natur auf, welcher am 22. April 2013 anlässlich des Internationalen Tages der Mutter Erde gefeiert wurde. Bei dem Dialog wurden verschiedene wirtschaftliche Schwerpunkte in Zusammenhang mit der nachhaltigen Entwicklung untersucht, mit dem Zweck zur Förderung einer ethischeren Beziehung zwischen den Menschen und unserer Erde sowie der Förderung eines nachhaltigen Gebrauchs der Naturressourcen. Dabei muss bedacht werden, wie wichtig das Untersuchen von Aktivitäten der Politiker, welche nationale Entwicklungsstrategien entwerfen, ist, um so eine bessere Verteilung der Ressourcen zu fördern und sich nicht auf die bloße Produktion von Rohstoffen zu beschränken, in Übereinstimmung mit dem in Beschluss 67/214 der Generalversammlung Angeordneten (Absatz 211).

„Leben in Einklang mit der Mutter Erde“ als Grundsatz ist ein wichtiger Eckpfeiler, um eine neue Welt zu erschaffen, in der wir in Glück, Frieden und in Gleichgewicht mit der Natur leben. Mit den Vereinten Nationen nähern wir uns langsam dieser Richtung, aber die Fortschritte bezüglich Lösungen und Entscheidungen müssen eben auch in den Zielen der nachhaltigen Entwicklung und der Agenda-Post 2015 verankert sein. Rufen wir uns einige Lösungen und Deklarationen in Erinnerung, welche im Zusammenhang der Vereinten Nationen geäußert wurden und als Ideengeber für den Entwurf der Agenda-Post 2015 gelten können:

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Am 22. April 2009 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) in Ihrer 63. Sitzung den 22. April zum „Internationalen Tag der Mutter Erde“ erklärt (A/RES/63/278). Der erste Beschluss der Generalversammlung der VN in Harmonie mit der Natur (A/RES/64/196) wurde in diesem Jahr verabschiedet. Dieser Beschluss richtete sich mit einer Bitte an das Generalsekretariat, einen ersten Bericht über das „Leben in Einklang/Harmonie mit der Natur“ zu veröffentlichen. Dieser Bericht über Harmonie mit der Natur wurde am 19. August 2010 vom Generalsekretariat veröffentlicht (A/65/314). Am 20. Dezember 2010 hat die Generalversammlung der VN in ihrer 65. Sitzung den zweiten Beschluss über Harmonie mit der Natur verabschiedet (A/RES/65/164).



Am 15. August 2010 wurde der zweite Bericht zu Harmonie mit der Natur vom Generalsekretariat der UNO veröffentlicht (A/66/302). Am 22. Dezember dieses Jahres bestätigte die Generalversammlung der VN die dritte Resolution über Harmonie mit der Natur (A/RES/66/204). Dieser Beschluss beinhaltete die Bitte an das Generalsekretariat, unter anderem die Website „Harmonie mit der Natur“ für die Konferenz in Río +20 rechtzeitig zu aktualisieren.



Von 20. bis 22. Juni 2012 wurde die Konferenz der VN über nachhaltige Entwicklung (Río 20+) abgehalten. Im Schlussdokument mit dem Titel „Die Zukunft, die wir uns wünschen“, ist als Grundsatz „In Harmonie mit der Natur“ sowie „die Mutter Erde“ festgelegt.



Der Beschluss der Generalversammlung der VN vom 21. Dezember 2012 ermutigt die Parteien, jene Indikatoren zu verbessern, die in Verbindung mit der Entwicklung und der Erarbeitung einer neuen Vision von Entwicklung stehen und hierbei das Wissen und die Vision der indigenen Völker einzubeziehen. Als essenziell sieht der Beschluss Folgendes vor: a) Wir anerkennen, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht als Indikator zur Messung der Umweltverschmutzung, resultierend aus den menschlichen Aktivitäten, entworfen wurde und wir sehen die Notwendigkeit diese Limitationen hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung und der in diesem Zusammenhang ausgeführten Arbeiten zu überwinden. b) Wir anerkennen die Tatsache, dass viele ehemalige Zivilisationen und indigene Kulturen eine reiche Geschichte besitzen zum Verständnis der symbiotischen Beziehung zwischen Menschen und Natur, die für beide Seiten von Nutzen sind.



Am 15. August 2013 wurde der vierte Bericht des Generalsekretariats über Harmonie mit der Natur veröffentlicht (A/68/325). Am 4. Dezember 2013 wurde in der 68. Sitzung der fünfte Beschluss durch die Generalversammlung der VN verabschiedet (A/RES/68/216). Dieser Beschluss beinhaltet unter anderem eine Bitte an den Präsidenten der Generalversammlung: dafür zu sorgen und darauf zu achten, dass bei der Formulierung der Agenda-Post 2015, der Frage nach einer Entwicklung in Harmonie/Einklang mit der Natur die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird.



Die Beschlussfassung durch die Generalversammlung am 20. Dezember 2013 lädt die Länder dazu ein, den Einklang mit der Natur zu fördern, basierend auf den indigenen Kulturen, um von ihnen zu lernen und Unterstützung zu liefern sowie die nationalen und internationalen Stärken zu fördern. Darüber hinaus soll auch eine Förderung auf Gemeindeebene stattfinden, um den Naturschutz widerzuspiegeln.

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Brüder und Schwestern, Wir sind der ehrlichen Ansicht, dass der folgende Schritt ein Schritt zur Festigung einer neuen Vision der Entwicklung ist: eine klare Referenz zur Mutter Erde zu haben sowie das Leben in Einklang mit der Natur in der Agenda Post 2015. Damit ist gemeint, die Menschen und die Natur als Teil der Mutter Erde zu betrachten. Wir möchten unsere Bedenken zum Ausdruck bringen, was die Betonung des wirtschaftlichen Faktors bei den Zielen der nachhaltigen Entwicklung in verschiedenen Projekten anbetrifft. Diese lässt kein angemessenes Gleichgewicht in Bezug auf die Umweltdimension zu. Die Mutter Erde fordert nach einem ganzheitlichen Ansatz, wo das Gut Leben ( Vivir Bien) in Einklang/Harmonie mit der Natur in diesem historischen Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen muss. Wir dürfen nicht den klassischen Ansatz wiederholen, welcher auf der Werbung von Konsummustern sowie der Schmutzstoffproduktion basiert und so gleichzeitig die Mutter Erde zur Zerstörung führt und die Menschheit zu ihrer Auslöschung. Die Ziele der Nachhaltigen Entwicklung müssen eine wahre und tiefgreifende Veränderung zum Ausdruck bringen, in Bezug auf die klassischen Entwicklungsansätze. Wir sind der Ansicht, dass die Ziele die Wichtigkeit unterstreichen müssen, dass die Welt dahingehend verändert werden muss, dass die Mutter Erde geschützt ist und das Wachstum, die Industrialisierung, die Infrastruktur und die Entwicklung in Harmonie/Einklang mit der Natur stehen müssen. Voller Respekt bitten wir alle Beteiligten, an diesem Definitionsprozess der Agenda Post 2015 aktiv teilzunehmen und unseren Vorschlag zu unterstützen; er ist zugleich ein Aufruf der indigenen Völker und der übrigen Weltbevölkerung. Wir laden alle Brüder und Schwestern dazu ein, diesen Offenen Brief zu unterschreiben, wenn sie sich mit diesem Aufruf für die Mutter Erde identifizieren. Unterschrift von David Choquehuanca Céspedes Außenminister von Bolivien 9. Juli 2014

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