Nicht nur Ja und Amen!

06.10.2011 - „handeln heißt Beten“. „Wenn es im .... H www.wir-sind-kirche.at/content/index.php?option=com_content&task=view&id=558&itemid=41 ...
214KB Größe 4 Downloads 291 Ansichten
Nicht nur Ja und Amen! 1

Beispiele und Zitate von „KirchenreformerInnen und Menschen, die Kirche neu gedacht haben“ Teresa von Avila (1515-1582) Teresa trat mit 21 Jahren in den Karmel ein. Gemeinsam mit Johannes von Kreuz erneuerte sie trotz großer Widerstände ihren Orden und gründete insgesamt 32 neue Klöster. Dafür legte sie sich mit Ordensleuten, dem König und dem Papst an und hielt Intrigen und bösen Unterstellungen stand. Sie war eine große weltorientierte und ganzheitliche Mystikerin. In ihrer Schrift „Der Weg zur Vollkommenheit“ kritisierte sie die Inquisition, sowie die Unterdrückung der Frau in Kirche und Gesellschaft. Darum musste sie die erste Buchfassung erneuern und es wurde ein Inquisitionsverfahren gegen sie eröffnet. Immer wieder übte Teresa Kritik am Wohlstandschristentum und an der männlichen Dominanz in der Kirche. Für sie war wichtig, dass Worten auch Taten folgten. 1582 starb sie auf einer Reise. 1970 wurde sie als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben. Zitate von Teresa von Avila: „Handeln heißt Beten“ „Wenn es im Himmel viele Wohnungen gibt, so gibt es auch viele Wege, um dorthin zu gelangen.“ „Es ist kein kleines Kreuz, wenn man seinen Verstand jemandem unterordnen muss, der keinen hat. Ich habe das nie gekonnt und ich glaube auch nicht, dass es richtig wäre.“ „Die Welt irrt, wenn sie von uns [Frauen] verlangt, dass wir nicht öffentlich für Dich wirken dürfen, noch Wahrheiten aussprechen, um deretwillen wir im Geheimen weinen, und dass Du, Herr, unsere gerechten Bitten nicht erhören würdest. Ich glaube das nicht, Herr, denn ich kenne Deine Güte und Gerechtigkeit, der Du kein Richter bist wie die Richter dieser Welt, die Kinder Adams; kurz, nichts als Männer, die meinen, jede gute Fähigkeit bei einer Frau verdächtigen zu müssen. […] ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H de.wikipedia.org/wiki/Teresa_von_%C3%81vila H www.lill-online.net/3.0/D/frauen/biografien/Jh16/teresa.htm H www.st-heinrich-marl.de/frame/dokumente/theresa.pdf

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011

Nicht nur Ja und Amen! 2

Franz von Assisi (1181-1226) Franz von Assisi stammte aus einem reichen Elternhaus. Der Legende nach tauschte er auf einer Wallfahrt nach Rom seine Kleidung mit einem Bettler, um das Leben in vollkommener Armut „auszuprobieren“. Bald kam er in Konflikt mit seinem Vater, einem reichen Tuchhändler, der es nicht duldete, dass Franz Waren aus dem Laden als Almosen verschenkte. Schließlich kam es am Domplatz zu einem öffentlichen Prozess zwischen Vater und Sohn. Dabei entkleidete sich Franziskus vollständig, übergab seinem Vater die Kleider, sage sich von ihm los und verzichtete damit auf sein Erbe. Er lehnte den Besitz und sogar den Kontakt mit Geld strikt ab. Durch seine Lebensweise stieß er bei vielen Menschen auf Spott und Ablehnung, doch etliche andere zog sein Beispiel an, so dass sich ihm im Laufe der Zeit viele Brüder anschlossen. An der Kirche kritisierte er, dass sie das Evangelium nicht ernst genug nahm und sich zu wenig am Leben Jesu orientierte. Lange lehnte er Ordensregeln für seine Gemeinschaft ab, da er im Evangelium und im Vorbild Jesu Christi, an dem er sich streng orientierte, seine Lebensweise ohnehin grundgelegt sah. 1209 ging er mit einigen Gefährten zu Fuß nach Rom und erbat vom Papst die Bestätigung der Lebensweise ihrer kleinen Gemeinschaft. Obwohl ihm zuvor oftmals empfohlen wurde, sich einem bestehenden Orden anzuschließen, setzte Franziskus sich schließlich durch. Wenn Franziskus von etwas überzeugt war, konnte er sehr aufmüpfig werden. Durch große Überzeugung brachte er auch den Mut auf, sich von dem loszusagen, was ihn einschränkte, was nicht seiner Berufung entsprach. Zitate von Franz von Assisi: „Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche“ „Selig, wer sich vor Untergebenen so demütig benimmt, wie wenn er vor seinem Obern und Herrn stünde.” „Verkündige das Evangelium. Wenn nötig, nimm Worte dazu.“ „Die Tiefe der Menschenseele birgt unergründliche Kräfte, weil Gott selbst in ihr wohnt.“ „Bemüht euch, immer Freude zu haben, denn es steht dem Diener Gottes nicht gut an, vor seinem Bruder oder einem anderen Traurigkeit oder ein besorgtes Gesicht zu zeigen.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Assisi H www.zitate-datenbank.service-itzehoe.de/zitat-spruch-von/franz-von-assisi/seite/4/ H www.zitate-online.de/autor/assisi-franz-von/

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011

Nicht nur Ja und Amen! 3

Kardinal Franz König (1905-2004) Franz König wurde 1905 in Niederösterreich geboren. Er war Erzbischof von Wien und wurde 1958 von Papst Johannes XXIII ins Kardinalskollegium aufgenommen. So nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, das er zuvor maßgebend vorbereitet hatte. Dabei galt König als moderater Vertreter des Reformflügels. Ihm war es immer wichtig, dass die Kirche sich für die Menschen öffnet, dass sie die Realitäten, in denen Menschen leben, ernst nimmt und niemanden ausschließt. Durch seinen Einsatz im Dialog mit der Evangelischen und Orthodoxen Kirche wurde König ein bedeutender Wegbereiter der Ökumene. Außerdem war er Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi. 2004 starb Franz Kardinal König 98 jährig. Zitate von Franz Kardinal König: Um Gott zu finden und zu erahnen, werden wir ihm in unseren Mitmenschen begegnen müssen.“ Aus der Textmeditation „Österliche Kirche“ von Franz Kardinal König, 1990: „Die Kirche Christi sei: Eine einladende Kirche. Eine Kirche der offenen Türen. Eine wärmende, mütterliche Kirche. Eine Kirche des Verstehens und Mitfühlens, des Mitdenkens, des Mitfreuens und Mitleidens. Eine Kirche, die mit den Menschen lacht und mit den Menschen weint. Eine Kirche, der nichts fremd ist und die nicht fremd tut. Eine menschliche Kirche, eine Kirche für uns.“ „Die Kirche Christi sei: Eine Kirche, die die Menschen dort aufsucht, wo sie sind: bei der Arbeit und beim Vergnügen, beim Fabriktor und auf dem Fußballplatz, in den vier Wänden des Hauses.“ „Eine Kirche, die nicht verhandelt oder feilscht, die nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt. Eine Kirche, die nicht politisiert. Eine Kirche, die nicht moralisiert.“ „Eine Kirche […] der Scheiternden und Gescheiterten im Leben, im Beruf, in der Ehe.“ „Eine Kirche […] der Heiligen, aber auch der Sünder.“ „Eine Kirche - nicht der frommen Sprüche, sondern der stillen helfenden Tat. Eine Kirche des Volkes.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H de.wikipedia.org/wiki/Franz_K%C3%B6nig H www.kardinalkoenig.at/ H www.memories-in-poetry.com/kardinal_franz_koenig.html

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011

Nicht nur Ja und Amen! 4

Dorothee Sölle (1929-2003) Die evangelische Theologin, Schriftstellerin und Friedensaktivistin Dorothee Sölle erfuhr aufgrund ihrer sehr klaren und offenen Aussagen von offiziellen evangelischen und katholischen Kreisen Ablehnung, wurde und wird aber von kirchlichen Reformgruppen weltweit geschätzt. Die provokante Aussage „Gott ist tot“ war vielen Menschen ein Dorn im Auge. Sölle meinte damit aber nicht wirklich den Tod Gottes, sondern den Abschied von der „Papa-wird´s-schon-richten-Theologie“. Sie wollte die Menschen zum Nachdenken bringen und ihnen Eigenverantwortung zutrauen. Bestehende Kirchstrukturen waren für Sölle unerträglich verkrustet. Ihr ging es immer mehr um die Praxis des Glaubens als um seine Theorie und sie war überzeugt, dass Gottes Wirken in dieser Welt abhängig sei von unserem Handeln. Darum setzte sie sich für Gerechtigkeit und Frieden ein, was ihr unter anderem (aufgrund eines Sitzstreiks vor NATO-Mittelstreckenraketen) eine Verurteilung wegen „versuchter Nötigung“ einbrachte, die allerdings höchstrichterlich wieder aufgehoben wurde. Dass es in der evangelischen Kirche heute Bischöfinnen gibt, sei nicht zuletzt ein Werk Dorothee Sölles, so die Vizepräsidentin des Bundestages Antje Vollmer. Zitate von Dorothee Sölle: „Ich denke, dass wir alle nicht ganz zu Hause sind in der Kirche, in der wir leben. Wirkliche Kirche braucht Visionen, Aufbruch, das Volk Gottes wandert, es hockt nicht in römischen Palästen. Ecclesia semper reformanda.“ „Jede Arbeit, die auf Vernichtung der Lebenden, der Nachkommen, der Mitgeschöpfe und der ganzen Erde abzielt, ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar.“ „Gott hat keine anderen Hände als unsere.“ „Eine andere Welt ist möglich“ Aus einem Credo von Dorothee Sölle: „Ich glaube an gott, der die welt nicht fertig geschaffen hat, wie ein ding das immer so bleiben muss, der nicht nach ewigen gesetzen regiert, die unabänderlich gelten.“ „Ich glaube an gott, der den widerspruch des lebendigen will und die veränderung aller zustände durch unsere arbeit.“ „Ich glaube an jesus christus, der recht hatte als er, >ein einzelner der nichts machen kann< genau wie wir, an der veränderung aller zustände arbeitete […] jeden tag habe ich angst, dass er umsonst gestorben ist, weil er in unseren kirchen verscharrt ist, weil wir seine revolution verraten haben in gehorsam und angst vor den behörden.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H de.wikipedia.org/wiki/Dorothee_S%C3%B6lle H gaebler.info/oekumene/soelle.htm

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011

Nicht nur Ja und Amen! 5

Henri Boulad (1931) Henri Boulad wurde am 28.8.1931 in Alexandria/Ägypten geboren. Der bedeutende und weltweit angesehene Mystiker war unter anderem Regionaloberer der Jesuiten Ägyptens, Professor der Theologie in Kairo, sowie Direktor der Caritas Ägypten und unterhält gute Kontakte zu österreichischen Bischöfen. 2007 schrieb er einen persönlichen Brief an Papst Benedikt XVI, indem er seine große Sorge um die „Kirche von heute“ äußerte. Ein Freund Boulads veröffentlichte diesen Brief ohne Boulads Wissen im Internet. Er fordert darin zu einem Umdenken in der katholischen Kirche auf und schlägt eine theologische und katechetische Reform, eine pastorale Reform sowie eine spirituelle Reform vor. Bis heute gibt es keine Antwort des Vatikans auf diesen Brief. Zitate von Henri Boulad: „Die alte Formelsprache mit ihrem festen Dogmenanspruch hat mit den heutigen Existenzfragen rein gar nichts mehr zu tun. O, wie geschickt ist Jesus mit seinen Zeitgenossen umgegangen!“ Aus dem Brief von Henri Boulad an Papst Benedikt XVI, 2007: „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie unsere Kirche dabei ist, im Abgrund zu versinken.“ „Unsere Christen haben gelernt selber zu denken und sind nicht mehr bereit, alles Mögliche zu schlucken.“ „Nicht indem man sich auf die Vergangenheit stützt, deren Bruchstücke einsammelt, wird man die Probleme von heute und morgen lösen. […] Die Moderne ist unumgehbar, und weil sie dies vergessen hat, ist die Kirche heute in einer solchen Krise. Das 2. Vatikanum hat versucht, vier Jahrhunderte Rückstand aufzuholen, doch man gewinnt den Eindruck, dass die Kirche die damals aufgestoßenen Türen langsam wieder schließt.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H de.wikipedia.org/wiki/Henri_Boulad H www.stignatius.de/glaubensgespraeche.html H www.wir-sind-kirche.at/content/index.php?option=com_content&task=view&id=558&Itemid=41

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011

Nicht nur Ja und Amen! 6

Margit Hauft (1949) Margit Hauft (1949) Seit vielen Jahren ist Margit Hauft ehrenamtlich im kirchlichen Bereich tätig. Ihr Engagement begann mit dem Aufbau des „Treffpunkt der Frau“ in Wels, es folgte der ehrenamtliche Vorsitz der Katholischen Frauenbewegung in Oberösterreich. Seit über 10 Jahren ist sie nun unter anderem Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in Österreich sowie Präsidentin der Katholischen Aktion der Diözese Linz. Margit Hauft sieht ihren Auftrag in der KA darin, die Gesellschaft und die Kirche im Sinne der katholischen Soziallehre mitzugestalten. Mit großem persönlichem Engagement setzt sie sich für eine menschennahe und zukunftsfähige Kirche und eine zeitgemäße Seelsorge ein. Zitate von Margit Hauft: „Jedem steht sein religiöser Freiraum zu“ „Was sich vor zwanzig Jahren für Frauen in der katholischen Kirche längst anbahnte, muss heute neu und mit einem „zweiten“ Mut erkämpft werden.“ „Auch müssen wir überlegen, ob der Zölibat unbedingt mit dem Priesteramt verbunden sein muss. Ich schätze die Lebensform des Zölibats sehr, finde aber trotzdem, dass einem Priester künftig beide Möglichkeiten offenstehen sollten. Es sollte nichts geben, worüber man nicht miteinander reden und ringen darf.“ „Es wäre wichtig, die hierarchischen Strukturen anzugehen und sich zu fragen, wie viel Hierarchie notwendig ist. Bis zu einem gewissen Grad braucht es Hierarchie und fixe Rollenverteilungen. Aber dieses absolute ‚da hat jemand gesprochen, deshalb brauche ich nicht mehr nachzudenken‘ - das leistet verschiedensten Missständen Vorschub.“ Quellen: alle Stand 6. Oktober 2011 H www.dioezese-linz.at/redsys/index.php?action_new=read&Article_ID=123235&page_new=3800 H www.furche.at/system/showthread.php?t=27 H www.nachrichten.at/nachrichten/politik/landespolitik/art383,302475 H diestandard.at/1269449101067/Missbrauch-in-der-Kirche-Die-Frau-als-einzige-Gefahr-fuer-Priester

KirchenreformerInnen-Beispiele JUGENDSONNTAG 2011