Nicht alle wursteln sich durch

02.06.2016 - Für Fans, die einen intimeren Rah- ... hat weltweit – und neuerdings in Wien – Ansichten gefunden, die ... te mit seinem unbestechlichen.
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8 KULTUR

D ONNERSTAG, 2. JUNI 20 16

Bei Grönemeyer ist „Dauernd jetzt“ Auch in der zweiten Runde seiner „Dauernd jetzt“-Tour zeigt er keine Anzeichen von Ermüdung: Heute, Donnerstag, gastiert der deutsche Popstar Herbert Grönemeyer auf dem Salzburger Residenzplatz. Für Fans, die einen intimeren Rahmen bevorzugen, hatte er davor kurzfristig noch ein ÖsterreichKonzert angesetzt: Am Mittwochabend spielte Grönemeyer im ausverkauften Wiener Burgtheater seine Hits. BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH

Finanzierung für Jugendorchester der EU gesichert Die EU-Kommission und das Europaparlament machen Gelder frei. Drei Kommissare hat Präsident Jean-Claude Juncker auf das Problem angesetzt, am gestrigen Mittwoch konnte er eine Lösung verkünden, „die dem EU Jugendorchester das Fortbestehen 2016, 2017 und darüber hinaus erlaubt“, wie es in einer Aussendung hieß. In Zusammenarbeit mit dem Europaparlament haben die zuständigen Kommissare für Kultur, Gesellschaft und Budget einen Zusatz zum laufenden EU-Förderprogramm „Kreatives Europa“ ausgearbeitet, auf dessen Basis die Finanzierung des Orchesters für das laufende Jahr gesichert werden soll. Im kommenden Jahr soll sie über ein Pilotprojekt laufen. Gleichzeitig werde eine Möglichkeit für die langfristige Finanzierung des Ensembles aus dem Programm „Kreatives Europa“ erarbeitet, hieß es am Mittwoch seitens der EU-Kommission. Das Jugendorchester wurde 1976 auf Initiative des EU-Parlaments gegründet. Die EU-Kommission hält seither die Schirmherrschaft über das Ensemble, das sich hauptsächlich über EU-Förderungen finanziert. 2015 ging es bei der Vergabe der Förderungen allerdings leer aus, weshalb mit Ende September pack sein Ende drohte.

BRÜSSEL.

Nicht alle wursteln sich durch Der berühmte Fotograf Martin Parr, Präsident der legendären Fotoagentur Magnum, hat weltweit – und neuerdings in Wien – Ansichten gefunden, die Einsichten geben. ERNST P. STROBL

Es gibt schon schrullige Typen auf der Welt. Man muss sie nur finden, was eventuell leichter ist, wenn man selbst ein wenig schrullig ist. Auch ganz „normale“ Leute können durchaus einen Unterhaltungswert haben, wenn man sie vor eine Kamera bittet. Im Fernsehen funktioniert die Sendereihe von Elizabeth T. Spira, in der Leute dazu verlockt werden, über sich und ihr Leben zu reden, bestens. Mitunter köstlich. Wenn man allerdings nur eine Fotokamera hat, wird es schon schwieriger, den „richtigen“ Moment zu finden. Der britische Fotograf Martin Parr hat diesen speziellen Blick für kuriose oder seltsame Momente seit vielen Jahrzehnten trainiert. Das hat den 1952 in der Nähe von London geborenen Martin Parr berühmt gemacht und so wichtig, dass er heute Präsident der legendären Agentur Magnum ist. Rund 80 Publikationen zum Werk des Fotokünstlers sind bisher erschienen, nun kam eine neue hinzu. Denn auf Einladung des Kunsthauses Wien hielt sich Parr in Wien auf und fotografierWIEN.

te mit seinem unbestechlichen Blick Sujets wie Gast- und Kaffeehäuser, er war im Prater ebenso unterwegs wie im Strandbad Gänsehäufel, er besuchte die Produktionsstätte der süßen Sachen der Konditorei Aida und war sogar Gast auf sieben Wiener Bällen. Da spielt sich das Leben ab, sozusagen. „Cakes and Balls“ heißt dementsprechend auch das Fotobuch mit der Wiener Ausbeute. Auf em Wiener Zuckerbäckerball etwa fotografierte Parr eine Besucherin bzw. ihr Dekolleté, das von einem funkeln-

den Kleid umrahmt wird, doch im Zentrum steht das Paar Sacherwürstl mit Senf und Kren, das den Blick auf sich zieht. Oder nicht? Das Freizeit- und Konsumverhalten der Menschen stand seit jeher im Mittelpunkt von Martin Parrs Schaffen. Mit dem Genre der Fotografie infiziert hatte ihn bereits sein Großvater, der eine Dunkelkammer hatte und dem Buben eine Kamera schenkte. Während des Studiums fotografierte Martin Parr noch in Schwarz-Weiß, was gut zu seinem damaligen sozialen Anliegen pass-

Genusswürstl: Ball der Kaffeesieder, Wien 2016.

BILD: SN/©MARTIN PARR / MAGNUM PHOTOS

Im Spiegel lösen sich Raum und Zeit auf Ungewöhnliche Blicke auf historische Werke und Räume eröffnen Studierende im Domquartier. SALZBURG. Wer den Kopf senkt, schaut ins Bodenlose. Ewig scheint sich der Raum nach unten auszubreiten. Aber auch ein Blick nach oben vermittelt ein Gefühl für Unendlichkeit. Möglich machen diese optische Illusion zwei überdimensionale Spiegelflächen. Sowohl den Boden als auch die Decke des barocken Raums haben Michael Perl und Christian Zwerschina mit spiegelnden Folien versehen. Besucher müssen nur zwei Regeln befolgen, um das Wahrnehmungsexperiment zu erleben: Schuhe ausziehen und den Spiegelboden mit den bereitgestellten Filzpantoffeln betreten. Beim Blick in Abgründe und schwindelnde Höhen sind Assozia-

tionen zu Himmel und Hölle nicht weit weg: Im Nordoratorium des Salzburger Doms haben die Studenten ihre Rauminstallation verwirklicht. Dass sie mit geringen (Geld-) Mitteln und viel Arbeitseinsatz gro-

Viele Arbeiten kreisen um Flucht und Migration ße Wirkung erzielen, verbindet sie mit den meisten anderen der insgesamt 14 Arbeiten in der Ausstellung. In allen Werken, die Studierende der FH Puch-Urstein und des Mozarteums erarbeitet haben, geht es um die Auseinandersetzung mit den Begriffen „Raum. Zeit. Identi-

tät“. Für das Projekt sollten sie zu den historischen Gemälden und Räumen der Residenzgalerie und des Nordoratoriums eigene Positionen finden. In vielen Arbeiten gehe es zugleich um aktuelle Themen wie Flucht und Migration, sagte Projektleiterin Monika Fermin-Vaez bei der Presseführung. „Welcome to Austria!“ heißt etwa ein Tafelbild, das auf Berührung verschiedene Österreich-Klischees leuchtend hervorhebt. Wie gibt sich das Eigene zu erkennen? Der Frage geht Nicco Harzig nach: Auf fünf Monitoren fließen Porträts von Studierenden aus Österreich und von Flüchtlingen ineinander. Gegenübergestellt sind

der Videoarbeit historische Porträts der Sammlung. Einem Gemälde aus der Rembrandt-Schule, das die Zwangsehen vergangener Jahrhunderte zum Thema hat, stellt Marlen Mairhofer einen aktuellen „Spießrutenlauf“ gegenüber, der an die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht erinnert. Magdalena Haller und Navid Hogatti wiederum vergleichen in zwei Videoarbeiten ihre Kindheiten: die eines europäischen Mädchens und jene eines unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlings aus Afghanispac tan. Ausstellung: Raum. Zeit.Identität. bis 3. 7., WWW.DOMQUARTIER.AT

te, das ihn als Dokumentarist in ländliche Gemeinden führte. Die Entwicklungen der amerikanischen Street Photography brachten ihn zur Farbkamera. Berühmt machte Martin Parr eine Serie unter dem Titel „Last Resorts“ (1985), in der er das Urlaubsleben seiner britischen Landsleute mit einem Augenzwinkern dokumentierte. Dreizehn große Werkkomplexe sind im Kunsthaus zu sehen, ausgewählt von Kuratorin Verena KasparEisert in Zusammenarbeit mit Parr. Natürlich darf „Last Resort“ nicht fehlen, auch „Luxury“ (2007–2011) ist dabei, wo Parr die „Schönen und Reichen“ zwischen Dubai und Miami, zwischen Moskau und St. Moritz in typischen, mitunter recht lächerlichen Posen „ertappte“. Oder „Bored Couples“, ebenfalls in aller Welt entstandene Bilder von Menschen mit, nett ausgedrückt, steif gefrorenen „Kommunikationsproblemen“. Im Sinne von Elizabeth T. Spira kann man sich jeweils amüsante „Sprechblasen“ dazudenken. Wie gesagt, es gibt schon schrullige Typen auf der Welt. „Ich zeige die Dinge so, wie sie sind“, sagt Parr. Ausstellung: Martin Parr. A Photographic Journey. Kunsthaus Wien, 3. Juni bis 2. November.

Achenbach wurde in der U-Haft selbst zum Maler Seit zwei Jahren sitzt Kunstberater Helge Achenbach wegen Millionenbetrugs in UHaft. Nun lässt der 64-Jährige im Kölner Auktionshaus Van Ham ein großformatiges Bild versteigern, das er während seiner Haft gemalt hat. Der Erlös, den das Alpenpanorama „Spirit of Freedom Nr. 10“ bringen könnte, wird auf 3500 bis 5000 Euro geschätzt. Das Geld soll der Flüchtlingshilfe der Diakonie Düsseldorf zukommen. Zu malen begann Achenbach in einem Gefängnis-Workshop. Sein Bild wird mit Restbeständen aus dem Fundus seiner einstigen Beratungsfirmen versteigert. SN, dpa

KÖLN.