Neues Leben für ausgediente Fahrzeuge

Ausland verkauft werden». Zudem er- hielt der ... «Wobei die Autos beileibe nicht alt sind. – sie haben nur ... Lieder selbst zu verkaufen. Die. Plattform dient als ...
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Wirtschaft im Kanton Zug

Mittwoch, 12. Juni 2013 / Nr. 133   Neue Zuger Zeitung

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Neues Leben für ausgediente Fahrzeuge Logistik Aus Alt macht Neu. Zwei Profis aus dem Transportwesen machen Nachhaltigkeit zum Geschäftsmodell und vermieten ausgemusterte Lieferwagen an Private.

Ausgezeichnete Jungunternehmer pREIS eme. Die Heaven Hound GmbH sowie die Bandplanet Holding AG kamen als Neuunternehmen bereits zu Ehren. Sie setzten sich im März beim 9. Zuger Jungunternehmerpreis gegen acht Mitbewerber durch und belegten die Plätze 1 und 2. Die Publikumsjury war von den beiden Geschäftsmodellen am meisten überzeugt. Jeden Frühling werden die besten drei Jungunternehmen erkoren. Für den Anlass zeichnen der Verein Technologieforum Zug (TFZ) sowie der Businesspark Zug verantwortlich. Den drei Siegern winkt ein Preisgeld zwischen 1000 und 5000 Franken. «Dank dem Preis konnte ich auch wichtige Kontakte knüpfen», freut sich Abdullah Demir von Bandplanet. Um den Preis bewerben können sich nur Zuger Unternehmen, die vor nicht länger als drei Jahren gegründet wurden.

Susanne Holz [email protected]

Kaum ein Jahr alt ist die Zuger Firma Heaven Hound, doch die Auftragslage könnte besser nicht sein. Auch heute Vormittag muss Fabian Consiglio, einer der zwei Gründer und Inhaber des himmel-hündischen Nutzfahrzeug-Verleihs wiederholt das Telefon abnehmen. Die Leute wollen zügeln, und sie möchten das gerne auf eine günstige und unkomplizierte Art hinter sich bringen. Fabian Consiglio berät am Telefon eine Dame mit ZweieinhalbzimmerWohnung, welches Zügelfahrzeug für sie in Frage käme. Darauf folgt die freundliche Frage, ob sie den Auftrag online anmelden möchte und kann. Die Dame kann und möchte das. Consiglio freut sich. Dem Immobilienboom und Bevölkerungswachstum im Wirtschaftsraum Zug sei Dank. Das Geschäft läuft, die Kunden sind zufrieden – weshalb Heaven Hound die Ideen zur Optimierung des Angebots nicht ausgehen.

Schweizweite Expansion im Gang Am 1. Juli 2012 gründete Fabian ­ onsiglio, Inhaber der Zuger ExpressC Logistik-Firma Adextro, zusammen mit seinem leitenden Disponenten Franz Steiner die Heaven Hound GmbH. Am 27. März dieses Jahres erklommen die beiden mit ihrem Himmelhund das Siegertreppchen beim Zuger Jungunternehmerpreis. Franz Steiner hatte sich schon lange daran gestört, dass «Nutzfahrzeuge nach gewissen Jahren ins Ausland verkauft werden». Zudem erhielt der Disponent bei Adextro immer wieder Anfragen von Leuten, die gerne einen Lieferwagen gemietet hätten. Und so entwickelten Steiner und sein Chef Consiglio die Idee zu Heaven Hound. Steiner entwarf das Logo mit dem fliegenden Hund, und wie im Flug kam auch die junge Firma in Schwung. Zum

Franz Steiner präsentiert stolz einen seiner «Himmel-Hunde».

Hinweis Weitere Infos: www.technologieforum.ch

Bild Stefan Kaiser

Zuger Hauptsitz gesellte sich im November 2012 bereits eine Filiale in Dietikon, und im Februar 2013 kam noch eine Filiale in Oberarth hinzu – die nicht die

«Trotz den hohen Kilometerzahlen sind unsere Autos beileibe nicht alt.» F r anz St e i n e r , J u ng u nt e r n e h m e r

Letzte bleiben soll. «Die Anzahl an Mieten, die wir fürs gesamte erste Jahr geplant hatten, war schon nach einem Vierteljahr erreicht», freut sich Fabian Consiglio. Der freundliche Jungunter-

nehmer fügt an: «Und dass wir bereits im ersten Jahr einen Gewinn erarbeiten konnten, das hat uns überrascht und motiviert.» So plant Heaven Hound nun langfristig schweizweit Filialen – die Nächste soll im Juli in St. Gallen eröffnet werden.

Zweites Leben für die Fahrzeuge Drei Angestellte und acht fixe Fahrzeuge umfasst die Firma momentan. «Wobei die Autos beileibe nicht alt sind – sie haben nur hohe Kilometerzahlen», betont Franz Steiner. Und durch eine super Wartung halte sich der Verbrauch konstant tief. Der himmlische Fuhrpark setzt sich aus vier verschiedenen Kategorien an Nutzfahrzeugen zusammen: Es gibt den kleinen Lieferwagen, den «Small Hound», einen 3,5-Tonnen-Lieferwagen, den «Big Hound», ein Zügelfahrzeug mit Hebebühne, den «Monster

Hound», und einen Zügellift, den «Sky Hound». Hinzu kommen zahlreiche Zusatzartikel, die Heaven Hound im Sortiment hat, um den Leuten das Zügeln zu erleichtern: ein Zügel-Set, bestehend aus Box, Decke und Zurrgurt, ein Klappwagen beziehungsweise Transportroller, Kartons, Reinigungsmittel, Luftpolsterfolie im Spenderkarton oder auch Stretchfolie. «Die eignet sich prima, um beispielsweise CDs im Ständer zu fixieren», weiss der Experte Steiner. Solch lässige Tipps schätzen die Kunden. Genauso wie die Tatsache, dass Heaven Hound sein Angebot speziellen Kundenwünschen anzupassen weiss. Ein BikerSet mit Rampe und Quick-Stand stellt die Firma zur Verfügung, seit es mehrere Anfragen nach einem Töff-Transport gab. «Unsere Kunden geben uns viel positives Feedback», erzählt Consiglio. «Sie mögen, dass die Mietbedingungen

bei uns einfacher und günstiger sind als bei grossen Firmen. Bei den Grossen umfassen die Bedingungen ein ganzes Heft, bei uns nur eine Seite. Wir sind per Du mit den Kunden, sind freundlich, lässig, unkompliziert.» Man habe bereits eine kleine Stammkundschaft – diese setze sich aus Zügelnden, Firmenkunden und Privaten, die kleinere Dinge zu transportieren hätten, zusammen. «Ich hoffe, dass Heaven Hound sich weiterhin als so nachhaltig erweist», lacht Fabian Consiglio. Und erzählt noch schnell von der Statistik eines deutschen Autoherstellers: Allein 300 Kilogramm Abfall fielen bei der Produktion eines durchschnittlichen leichten Nutzfahrzeugs an – sein «Big Hound» bringe 3,5 Tonnen auf die Waage. «Zehn Prozent Abfall bei der Herstellung eines Neuwagens, das ist doch verrückt, oder?»

Zuger Pionier-Unternehmer fördern World-Music Online-Musik Eine Internet-Plattform bietet Musikern weltweit die Möglichkeit, ihre Lieder selbst zu verkaufen. Die Plattform dient als Lobby.

der Schweiz aufgewachsen. Demir stammt aus einer aramäischen Familie. Diese christliche Minderheit hat ihre eigene Musik und sehr viele Künstler in ihrer Gemeinschaft, die auf Hochzeiten und anderen Festen spielen. Mit Musik jenseits des Mainstreams verbindet den Firmengründer folglich schon seine Biografie. Der 39-Jährige sagt zudem: «Im Radio läuft doch überall die gleiche Musik, das ist extrem langweilig. Ich probiere gern was Neues aus, höre gern in Bandplanet rein. Wir haben den Klang der Welt auf der Plattform.» Drei eigene

«Ich bin aus Thailand, arbeite in der Schweiz und möchte mal wieder die Lieblingsband aus meiner Heimat hören, die hier niemand kennt.» «Ich komme aus Chile und habe Rockstar-Potenzial, nur leider weiss das die Welt noch nicht.» «Ich bin Schweizer, liebe Musik und meinen iPod und höre mich gern weltweit um.» Der Erfüllung ihrer Wünsche könnten diese fiktiven Personen mit Hilfe von Bandplanet.com näherkommen: einer globalen Plattform für Musik. Das Besondere an dieser: Sie funktioniert nach dem Fair-Trade-Prinzip. «Am 6. 6. 2011 sind wir online gegangen», erzählt Abdullah Demir, Mitgründer und Verwaltungsrat der Internetfirma Bandplanet Holding AG. Zwei Jahre später hat die Plattform bereits Musiker aus über 60 Nationen für sich gewonnen. Fans aus rund 130 Ländern benützen die Plattform, die, so Abdullah Demir, «Musik jedweder Stilrichtung» präsentiert und zum Verkauf anbietet.

Chance für unbekannte Musiker Drei Jahre ist es her, dass ein Bekannter an den Treuhandexperten Abdullah Demir herantrat und ihm die Idee zur globalen Fair-Trade-Plattform unterbreitete. Jener Bekannte hatte be-

«Wir sind die erste Fair-TradeMusikplattform.» Auf bandplanet.ch findet man Musik aus allen Kontinenten. obachtet, wie die Demo-CDs unbekannter Musiker reihenweise im Müll landeten, ohne je von einem grösseren Publikum gehört worden zu sein. «Dies wollten wir als leidenschaftliche Musikliebhaber nicht länger so hinnehmen», ist auf der Homepage von Bandplanet zu lesen. Und Abdullah Demir erzählt: «Meine Geschäftspartner und ich haben unseren Bekannten stundenlang zu seiner Idee befragt – dann haben wir als Treuhänder die Firma gegründet, haben zunächst mit externen Firmen zusam-

mengearbeitet. Software wurde geschrieben, der Internetauftritt wurde entworfen, das Marketing wurde erstellt.»

Musikliebhaber als Investoren Auf über 30 Investoren kann die junge Online-Musikplattform bauen. «Das sind Musikliebhaber», sagt Demir, «Leute, die uns kennen, die sagen, ich möchte einen Teil meines Vermögens da investieren.» Der 39-jährige Vater von vier Kindern ist selbst ein grosser Fan von Bandplanet. com. Er ist in der Türkei geboren und in

A b d u llah D e m i r , M i tg r ü nd e r Bandplan e t

Vollzeitangestellte und etliche externe Mitarbeiter beschäftigt die Online-Firma, die ständig wächst. In Chile spielt ein Radiosender bereits mehrere Stunden pro Woche die Musik von Bandplanet. Aus Chile und Kolumbien kommen bislang auch die meisten Mitglieder der Plattform, an dritter Stelle steht die Schweiz, an vierter Indien und an fünfter die USA. «Wir verhelfen Musikern ohne Vertrag und ohne Lobby zu Öffentlichkeit», erklärt Demir. «Wir sind die erste Fair-Trade-Musikplattform. Die

Künstler selbst bestimmen den Preis, der zu 100 Prozent an sie geht. Die Fans können natürlich auch mehr zahlen. Die Musiker haben keine Produktions- und keine Lagerkosten – sie haben nie zu viel und nie zu wenig im Angebot.»

Auch an der Streetparade dabei Bandplanet selbst finanziert sich über Onlinewerbung, über eine PremiumClub-Mitgliedschaft auf einer Monatsbasis von 9.80 Euro sowie über eine Music-Card, die die Künstler pauschal entschädigt, um beispielsweise verschiedene Musikstücke zusammen zu verschenken. «Wir verkaufen diese MusicCards im Kreditkartenformat, mit einem auf der Rückseite aufgedruckten Code», erklärt Demir. «Sie ersetzen CDs, sind viel kleiner, aber man hat trotzdem noch was in der Hand. Diese Cards kommen sehr gut an, Firmen beispielsweise verschenken sie zu Weihnachten.» Was laut Firmengründer Abdullah Demir ebenfalls sehr geschätzt wird, sind die zahlreichen Offline-Aktivitäten von Bandplanet: So sponserte die Plattform schon Musikwettbewerbe in Lateinamerika oder war an der Zürcher Streetparade mit einem eigenen Wagen und eigenen DJs vertreten. In die Zukunft blickt Bandplanet nicht weniger einfallsreich. Geplant sind eine Musik-DNA, die Fans und Künstler direkt verlinkt, ein Fan-Shop sowie Bandplanet-Scouts in vielen Ländern. Die Plattform selbst hat zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nachdem sie beim Zuger Jungunternehmerpreis im März den zweiten Preis gewann. Für einen weiteren Preis ist Bandplanet nominiert: Die Zuger FDP schlägt das Unternehmen für den KMU-Preis der Schweizer Liberalen, der am 24. August in Bern vergeben wird, vor. Susanne Holz [email protected]