„Naturphänomen Strahlung: Chancen und Gefahren, Fakten und Mythen “
Dr. sc. nat. Walter Rüegg
[email protected]
Zürich, 23.9.2014
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Strahleneuphorie früher Strahlenphobie heute Grenzwerte, Vergleiche Fukushima, die Alpen und der Feinstaub
35 min.
Bis ca. 1950: Kleine Strahlendosen sind gesund
RWL / 2
Radium-Malerinnen: Das Tschernobyl der 20er-Jahre ~ 30 Akuttote, >>100 Strahlenkranke (nur USA), davon ~ 80 Krebstote (Knochensarcoma) 1928 cartoon from >1000 kSvP Kollektivdosis Uhrenträger The American Weekly (Tschernobyl ca. 400 kSvP)
WR63
=> Schlimmer als Tschernobyl! aber: => Harte Schwelle bei mehreren Sv
Und unterhalb der Schwelle weniger Krebsfälle als erwartet! Radium in Humans: A Review of U.S. Studies. R.E.Rowland
1930: Alle Gefahren bekannt, >100 Akuttote, >>1000 Verletzte RWL / 3
Last (?) surviving Radium Girl died at age 107 (2014)
Kleine Dosen: Existenz von positiven Effekten (z.B. Lebensverlängerung, weniger Krebs) ist wissenschaftlich gesichert. Das gesundheitliche Optimum scheint um 100 mSv/Jahr zu liegen. Heute regulatorisch und medizinisch ignoriert.
http://www.courant.com/health/connecticut/hc-pictures-waterburyradium-girls-20140303,0,1524590.photogallery?obref=obinsite
Im Bild Mae Keane, 2012, 105 Jahre alt. Sie wurde 1924 stark bestrahlt (u.a. verlor sie sämtliche Zähne). Anschliessend normales Leben.
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1900-1960: Positive Einstellung überwiegt
Enorme Fortschritte in Medizin, Verkehr, Kommunikation, Lebensqualität und –standard, ... Folge:
Wissenschafts- und technikfreundliche Grundstimmung
Forschung, Medien und Gesellschaft konzentrierten sich auf die positiven Aspekte der Technik, dies galt auch für die Strahlung.
Die positive Einstellung gegenüber der Strahlung beruhte nicht auf mangelndem Wissen.
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Heute: Extreme Radiophobie
Basis: Technik- und wissenschaftsfeindliche Grundeinstellung in Teilen unserer Wohlstandsgesellschaft.
Radiophobie wird (z.T. aktiv) durch Politik, Medien, Behörden und Kommerz erzeugt (aus verschiedenen Gründen).
Umfragen zeigen eine millionen- bis billionenfache Risikoüberschätzung bei radioaktiven Strahlen.
Wie erzeugt man eine Radiophobie? - Keine Vergleiche mit anderen Risiken oder mit der Natur - Selektion/Konzentration auf negative Aspekte - Assoziation mit Atombomben - Kein Thema in Schulen RWL / 6
Strahlen-Phobie 1960 - ????
Viele Widersprüche
„Ischia è un’isola molto radioattiva“
Natürliche Radioaktivität:
http://ischia.blogolandia.it/2009/04/04/
Heilquellen: bis 50 kBq/l* Regen: 10-100 kBq/l Körper: 100 Bq/kg Luft(out/in): 10/70 Bq/m3 Grenzwerte ab 10 Bq/l (Cs) *Bq: Mass der Radioaktivität (Anzahl Zerfälle/s, 1 kBq = 1000 Bq)WR67
Ramsar, Guarapari, St. Joachimsthal, Ischia, Bad Gastein, Bad Schlema, Bad Brambach, Lurisia, Merano, Ikaria …
Inbegriff von gesunden Orten - und ebenso “hoch radioaktiv” wie Umgebung von Fukushima oder Tschernobyl. RWL / 7
Vorsorgeprinzip kann zu absurden Grenzwerten führen Vergleich von Sievert* (Sv) mit Meter Sturz (m) Schockdosis: Sturz auf Beton:
5 Sv †, ab 0.1 Sv (100 mSv) erste Schäden 5 m †, ab 0.1 m (100 mm) erste Schäden
1922: Toleranzdosis 700 mSv/J eingeführt. = 70 cm/J
ICRP, 1959:: LNT-Hypothese und Vorsorgeprinzip. (Linear, No Threshold: kleinste Dosis ist schädlich)
ICRP, 1991: Grenzwert 1 mSv/J. = 1 mm/J Natürliche Strahlung 2-1000 mSv/J, Ø 4 mSv/J, «illegal»!
Heute: Reguliert wird 10 Sv/J. = 0.01 mm/J
WR70
*Sievert ist ein Mass für die Strahlendosis. 5 Sv auf einmal (Schockdosis) sind in 50% der Fälle tödlich. Einige 100 mSv/Jahr ohne negative Folgen (umstritten). RWL / 8
Vergleich: Hochradioaktive Stoffe - chemische Gifte
Ca. 0.5 km2: † in 5 Std.
Bhopal (1984) 30 t Methylisocyanat
Ca. 5 km2: † in 5 min.
http://www.jmedcbr.org/Issue_0 301/Garrett/Garrett_0705.htm
§10 t Spaltprodukte + Teile vom Reaktorkern
UNSCEAR2000
Tschernobyl (1986)
- 28 Akuttote - 137 Strahlenverletzte - Langzeitschäden?
- 3’800-50’000 Akuttote - 300’000-500’000 Verletzte - >100’000 Langzeitschäden
WR68
100-1000 mal schlimmer als Tschernobyl?! RWL / 9
Rote Gebiete: §400 mSv Lebensdosis 2011
2012
Wie schlimm ist diese Strahlung? Ohne Vergleiche können wir solche Risiken nicht einordnen!
http://www.world-nuclearnews.org/uploadedImages/wnn/Images/Fukushima_Radiation _map_2011_2012%201280x967.jpg
Fukushima: Strahlung Ende 2011 und Ende 2012
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Lebensdosen in den Alpen und in FukushimaWR64
Evakuieren! No-entry zone!
Fukushima, Evakuationen ab ~ 50 mSv No-entry zone, ~300 km2: Ø ~ 400 mSv
Karte aus: Radiation doses of Swiss population from external sources L. Rybach a,כ, D.Ba¨chler a, B. Bucher a,b, G. Schwarz,Journal of Environmental Radioactivity 62 (2002) 277–286
Lebensdosis > 600 mSv (mit Rn) Lebensdosis 350 mSv (mit Rn)
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Feinstaub: 2 5 xMillionen gefährlicher Partikel als pro Fukushima!? Atemzug Durchschnittlich ca. 2faches Risiko verglichen mit lebenslangem Aufenthalt in der Kernzone von Fukushima
2011
http://www.bafu.admin.ch/luft/luftbelastung/ schadstoffkarten/feinstaub/
Um vergleichbare Gesundheitsfolgen zu erzeugen, müssten in der Schweiz gleichzeitig mehrere Dutzend Fukushima-Katastrophen erfolgen.
WR66
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Fakten zu verbreiten, kann heute gefährlich sein Prof. Shunichi Yamashita, Koordinator der medizinischen Versorgung der Evakuierten von Fukushima: «100 mSv sind unbedenklich» Folge: Beschimpft als Professor Mengele, musste auf politischen Druck hin zurücktreten. Also schweigen die meisten Fachleute und Behördenmitglieder oder äussern sich politisch korrekt: Jede Dosis ist schädlich. ¾
Aber die völlig übersteigerten Ängste kosten uns Milliarden!
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Lenken von viel grösseren Gefahren (z. B. Luftverschm.) ab.
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Und verhindern eine nüchterne Energiediskussion. RWL / 13
Schweizer Fernsehen zum UNSCEAR-Bericht 2012 Weder Strahlentote noch Krankheiten nach Fukushima … … Auch AKW-Arbeiter gesund … … Untersuchung von Wissenschaftlern der Vereinigten Nationen … UNSCEAR-Team mit 72 Wissenschaftlern aus 18 Staaten … (Donnerstag, 24. Mai 2012, 17:42 Uhr) Leserbrief von P. D.: … nach menschlichem Ermessen von der Atomindustrie bestochen … Zustimmen — 67 Leser sind auch dieser Meinung. Ablehnen — 63 Leser sind anderer Meinung. Nüchterne Risikokommunikation ist (fast) unmöglich. Aber auch der Hexenglaube fand einmal sein Ende. RWL / 14
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
[email protected]
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