Mit einer guten Idee, Geduld und Courage kann jeder ... - OroVerde

es um den Nehberg-Survival-Gürtel, das Feuermachen,. Rüdigers Lieblingshilfsmittel, die Bauplane, den Hüttenbau,. Outdoor-Ernährung und und und... 240 Seiten, mit zahlreichen. Zeichnungen und Fotos. ISBN: 978-3-492-30527-3. Piper Verlag, 12,99 €. „Drei Wochen jenseits der. Zivilisation alleine im Regenwald – nur.
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„Mit einer guten Idee, Geduld und Courage kann jeder etwas ändern!“ Der 82-jährige Survival-Experte und Menschenrechts-Aktivist Rüdiger Nehberg testet mit Begeisterung seine eigenen Grenzen: Ob alleine und ohne Ausrüstung im Regenwald, bei der Überquerung des Atlantiks in einem massiven Baumstamm oder bei seinen anderen extremen und entbehrungsreichen Expeditionen. OroVerde erzählt er im Interview, was ihn antreibt – auf den Expeditionen, bei der Unterstützung der Waiapí-Indianer und beim Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung. OroVerde: Herr Nehberg, heute sind Sie vielen als Sir Vival (engl. survival „Überleben“) bekannt, als Überlebenskünstler u. a. im Regenwald. Sie haben viele Überlebensratgeber geschrieben und sind Menschenrechtsaktivist. Wie kommt man dazu, einen so außergewöhnlichen Weg einzuschlagen? Nehberg: Wenn man Augenzeuge schlimmer Verbrechen wird, sich ein Gespür für soziale Verantwortung bewahrt und eine Bereitschaft zum Risiko mitbringt. Dazu benötigt man unbändige Mengen an Kreativität und die Fähigkeit, Niederlagen zu noch mehr Kreativität zu nutzen. Das sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen Erfolg. Bei mir war der Zündfunke die Begegnung mit dem bevorstehenden Völkermord am letzten freilebenden Urvolk des Kontinents, den Yanomami in Nordbrasilien. Sie wurden von einer Armee bestehend aus 65.000 bewaffneten Goldsuchern bedroht: Flinten gegen Pfeile. Logistisch und mafiös unterstützt durch 400 Flugzeuge und Politiker bis hinauf zum Staatspräsidenten.

Rüdiger Nehberg,

auch bekannt als „Sir Vival“, wurde 1935 in Bielefeld geboren. Bekannt ist er für seine abenteuerlichen Expeditionen, über die zahlreiche, spannende Dokumentarfilme und Bücher erschienen sind. In „Überleben ums Verrecken“ und „Medizin Survival“ teilt er sein Survival-Wissen mit angehenden Abenteurern. Im Buch „Ab in die Wildnis“ findet der Autodidakt eine Vorlage für ein eigenes Training in der nahen Umgebung. Rüdiger und Annette Nehberg sind zudem Gründer der Menschenrechtsorganisation TARGET e.V. Deren Ziel ist der Schutz der Waiapí-Indianer mithilfe einer Krankenstation im brasilianischen Regenwald sowie der Kampf gegen das Verbrechen der weiblichen Genitalverstümmelung in enger Partnerschaft mit dem Islam. Sie haben erreicht, dass die höchsten Gelehrten des Islam den Brauch zur Sünde erklärt haben. Von der Bundesregierung erhielt das Paar drei hochrangige Bundesverdienstkreuze. www.target-nehberg.de 8 OroVerde 2013

OroVerde: Sie haben sich mit spektakulären Aktionen u. a. für die Rechte der Yanomami eingesetzt. Wie kam es dazu? Und was waren Ihre bewegendsten Momente dabei? Nehberg: Ich war nie allein. Ich hatte starke Verbündete. Das waren die Verfassung Brasiliens, die Kraft der Medien und mein Wissen, um in einer extremen Umgebung überleben zu können, das mir öffentlichkeitswirksame Spektakel ermöglichte. Zum Beispiel undercover als Goldsucher mit einem Freund und versteckter Kamera unterwegs zu sein. Oder die Überquerung des Atlantiks mit den scheinbar aberwitzigen Fahrzeugen wie einem Tretboot, einem Bambusfloß und einem massiven Baumstamm. Ich habe den Papst und die Weltbank in persönlichen Gesprächen um Hilfe ersucht. Es entstanden Bücher und TV-Filme und irgendwann ein ausreichend starker Druck auf Brasilien. Aber es hat mich 18 Jahre Geduld gekostet und den Verkauf meiner Konditorei. Im Jahre 2000 erhielten die Yanomami einen akzeptablen Frieden. Den Goldsuchern wurde der Nachschub abgeriegelt. OroVerde: Liest man nur ein paar Ihrer zahlreichen Geschichten, will man sich schon selbst aufmachen in Richtung Regenwald und Abenteuer. Was empfehlen Sie motivierten Survival-Anfängern? Welche Voraussetzungen braucht ein Abenteurer heute, um im Regenwald zu bestehen? Nehberg: Wer planmäßig in den Wald geht, kann im Vorfeld alle denkbaren Gefahren analysieren und sich darauf vorbereiten: Wie testet man unbekannte Pflanzen auf Genießbarkeit, welche Lianen enthalten Trinkwasser, wie überwindet man seinen Ekel, wie lange funktioniert man ohne Nahrung? Im Alter von 68 Jahren habe ich mich noch von einem Hubschrauber ohne Ausrüstung im nordbrasilianischen Regenwald aussetzen lassen. Keine Karte, kein Medikament, kein Messer. Nur mit Badehose, T-Shirt und Sandalen war ich unterwegs. Nach drei Wochen stand ich wieder auf der Matte der Zivilisation. Orientiert an den Flüssen, denn alle fließen in die Zivilisation.

OroVerde: Heute ist es „in“, mit dem Ekelfaktor Zuschauer vor den Fernseher zu locken, indem man Prominente in einer Show Insekten und Ähnliches essen lässt. Bei Ihnen hat der erweiterte Speiseplan in der Wildnis durchaus auch einen ernsthaften Hintergrund, oder? Nehberg: Was im Dschungelcamp aus Quotengründen praktiziert wird, gehört für den Survivor zum Grundwissen über Ernährung. Denn letztlich sind Insekten und Würmer für den Einzelwanderer die einzigen Nahrungsquellen: die Steaks des kleinen Survivors. Hinzu kommt das Wissen, dass man viele Wochen ohne Nahrung auskommen und von der Eigensubstanz leben kann. Nach zwei Tagen verschwindet der Hunger.

„Drei Wochen jenseits der Zivilisation alleine im Regenwald – nur mit Badehose,T-Shirt und Sandalen!“ OroVerde: Insekten als alternative Nahrungsquelle im Kampf gegen den Hunger? Was können wir von den indigenen Völkern lernen? Nehberg: Sie waren meine Lehrmeister, wenn sie händeweise Heuschrecken verzehrten, Engerlinge oder Maden. Ich habe schon Dassellarven gegessen, die mir aus den Geschwüren krochen. Jahrzehnte war ich als „Würmerfresser“ der Nation verschrien. Im Juni 2014 wurde ich dann endlich von höchstautorisierter Stelle rehabilitiert: Die WHO erklärte 2000 Insekten zur wichtigen und empfehlenswerten Nahrung. OroVerde: Der Lebensraum Regenwald ist auch heute noch durch Holz- oder Viehwirtschaft, Palmölplantagen und Ölförderung bedroht. Viele noch unbekannte Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Auch für indigene Völker wird es zunehmend schwerer, ihre Kultur zu erhalten. Wie sehen Sie die Entwicklung heute? Und was sollten wir in Europa für den Erhalt des Regenwaldes tun? Nehberg: Wenn wir, die wir in der Vorzeit unsere flächendeckenden Ur-Wälder und unseren Reichtum an Tierarten auf den heutigen Bestand reduziert haben, Anspruch erheben auf den Schutz der noch bestehenden Wälder in fremden Ländern, müsste man die dort lebenden Menschen mit einer Sauerstoffsteuer entschädigen. Sofern sie die Wälder tatsächlich stehen lassen. Leider wird das eine Träumer-Idee bleiben. Denn seit Adam und Eva haben schon immer ungezügelte Maßlosigkeit und Dekadenz dominiert. Das sehe ich als Hauptproblem. Aber irgendwann werden Umweltkatastrophen uns das Denken abnehmen. Bei den Yanomami hat mich übrigens begeistert, dass es Lebensformen ohne den Drang nach Luxus und den Glauben an Fortschritt geben kann. Ein Leben auf dem Status Quo. OroVerde: Nach all den überstandenen Gefahren, erlebten Abenteuern und gefeierten Erfolgen. Was ist Ihre Vision für die Zukunft?

Mit spektakulären Aktionen machte Rüdiger Nehberg auf die prekäre Lage der indigenen Völker Brasiliens aufmerksam. Hier lässt er sich von einem Hubschrauber im Regenwald aussetzen.

Nehberg: Niemand sollte sich für zu gering halten, das, was ihn stört, zu ändern. Er braucht nur eine gute Idee, Geduld, Fantasie und Courage. Dann findet er Verbündete. Friedensnobelpreisträgerin Malala ist Schülerin, Jesus war Zimmermann und Mohammed Kaufmann. Warum also nicht du? Der Beitrag von meiner Frau und mir für den Regenwald ist unsere Klinik bei den Waiapí-Indianern in Nordbrasilien. Sie sorgt dafür, dass dieses Urvolk größere Überlebenschancen hat. So lange es lebt, darf Brasilien ihm – streng genommen – seinen Regenwald nicht wegnehmen. Als Gegenleistung erhält die Welt dafür von den Waiapí Sauerstoff. Und viele Tierarten können sich noch entdecken lassen. Oder auch nicht.

„Ab in die Wildnis“ – Das 5-Tage-Survival-Programm von Rüdiger Nehberg Mit „Ab in die Wildnis“ werden künftige Survivor bestens vorbereitet. In seinem 5-Tage-Trainingsprogramm geht es um den Nehberg-Survival-Gürtel, das Feuermachen, Rüdigers Lieblingshilfsmittel, die Bauplane, den Hüttenbau, Outdoor-Ernährung und und und... 240 Seiten, mit zahlreichen Zeichnungen und Fotos ISBN: 978-3-492-30527-3 Piper Verlag, 12,99 €