Mensch sein in jeder Beziehung ... in der Beziehung zur Schöpfung

Supermarkt zu kaufen gibt und das alles sowieso selbstverständlich ist. Vielleicht ..... Gleichzeitig wird gerade darin das schöpferische Handeln Gottes in der ...
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Predigten

Thema:

Mensch sein in jeder Beziehung ... in der Beziehung zur Schöpfung

Bibeltext:

Psalm 104

Datum:

30.09.2007, Erntedankgottesdienst

Verfasser:

Verena Otterbach

Impressum:

Freie evangelische Gemeinde Essen – Mitte Hofterbergstraße 32 45127 Essen Internet : http://essen-mitte.feg.de eMail: [email protected]

FeG Essen – Mitte

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2007-09-30 Psalm 104

Liebe Gemeinde, heute feiern wir Erntedank. In der Gemeinde in Wülfrath wurde an Erntedank auch immer ein so genannter "Gabentisch" mit verschiedenen Nahrungsmitteln, also Getreide, Obst und Gemüse, aufgebaut. Wenn ich freitags abends zur Jugend in die Gemeinde kam und der Gabentisch bereits aufgebaut war, fiel mir dann auch mal auf "oh, am Sonntag ist ja Erntedank". Daran wird – denke ich – deutlich, dass dieses Fest für mich kaum eine Rolle gespielt hat und meist ganz überraschend kam. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich gar keinen Bezug mehr zum Kreislauf von Säen und Ernten habe. Dass es zu jeder Jahreszeit frisches Obst und Gemüse im Supermarkt zu kaufen gibt und das alles sowieso selbstverständlich ist. Vielleicht geht es einigen von Ihnen ja ähnlich wie mir. Zudem wird Städtern ja ohnehin vorgeworfen, sie hätten wenig bis keinen direkten Kontakt mehr zur Natur, zur Schöpfung. Umso mehr also Grund heute über Menschsein in der Beziehung zur Schöpfung nachzudenken. Psalm 104 haben wir eben schon im Ganzen gehört und können ihn uns jetzt nach und nach genauer ansehen. Lob des Schöpfers Psalm 104 ist in der Lutherbibel nicht nur mit "Lob des Schöpfers" überschrieben, sondern er beginnt und endet auch mit einer Selbstaufforderung zum Lob Gottes. "Lobe den Herrn, meine Seele!" Ganze 35 Verse ist dieser Lobpsalm lang. Der Psalmdichter hat sich offensichtlich viel Zeit genommen für sein Lob und ausführlich alle Facetten von Gottes großartiger Schöpfung beschrieben. Er beginnt damit Gottes Größe, Hoheit und Pracht zu loben. Gott hat eine Größe, die für Menschen nicht messbar, nicht fassbar ist. Durch Gottes Wirken bekommt der Mensch erst eine Ahnung von seiner wahren Größe. Von dem, was wir sehen und als Werk Gottes erkennen, können wir erahnen, wie groß Gott wirklich ist. Deshalb ist es auch logisch, dass der Psalmdichter dann direkt auf die Schöpfung zu sprechen kommt. Sie ist schließlich aus Gottes Wirken hervorgegangen. Daher vermittelt sie uns Menschen eine Ahnung von Gottes Größe, Hoheit und Pracht. Bei der Beschreibung der Schöpfung geht der Dichter von seinem für uns antiquierten Weltbild aus (wie wir bereits festgestellt haben). Doch obwohl das Weltbild überholt ist, entsprechen die meisten Bilder des Psalms doch noch unserer Wahrnehmung der Schöpfung. Wenn wir vor die Seite 2 von 8

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Türe gehen und uns den Himmel anschauen, dann spannt er sich vor unseren Augen "aus wie ein Zeltdach" (Vers 2). Wir wissen, dass die Erde nicht auf Pfeilern erbaut ist. Sie ist rund. Aber wenn wir unsere Füße auf die Erde stellen, dann ist sie das Fundament, auf dem wir stehen. Davon, dass sie rund ist, merken wir da erstmal nichts. Der Psalm beschreibt also die Schöpfung, wie sie von Menschen mit ihren Sinnen wahrgenommen, erlebt, erfahren wird. Hier geht es nicht um eine naturwissenschaftlich korrekte Beschreibung der Schöpfung. Es geht auch nicht darum, wie Gott die Welt geschaffen hat. Sondern es geht um unsere Beziehung zur Schöpfung und zum Schöpfer. Es geht darum, im sichtbaren Schöpfungswerk das zugrunde liegende Wollen und Wirken Gottes zu erkennen. Denn die Schöpfung und damit auch wir Menschen sind keine Zufallsprodukte, sondern von Gott gewollt. Ihm verdanken wir unser Leben. Der Psalmdichter drückt mit seinen – naturwissenschaftlich nicht korrekten – Bildern sein Staunen, seine Dankbarkeit und seine Ergriffenheit über die Schöpfung aus. Mit diesen Bildern beschreibt er die zeitlose Wahrheit, die er erkannt hat, nämlich: Gott steht letztlich hinter allem sichtbaren und unsichtbaren, das uns umgibt. Der Psalmdichter beschreibt hier nicht eine einzigartige, persönliche Erfahrung mit Gott, die ihn überwältigt und zum Schreiben des Psalms inspiriert hat. Es ist nicht etwas, das wir "Normalsterblichen" nicht erleben. Ganz im Gegenteil. Der Psalmdichter sieht, was wir sehen: die Welt. Aber er nimmt sie anders wahr: als Schöpfung Gottes. Er erkennt im Sichtbaren den Unsichtbaren, weil er mit den Augen des Glaubens sieht. Aber genau das können wir auch. Wir müssen uns nur die Zeit nehmen bewusst unsere Umgebung wahrzunehmen und im Alltäglichen Gott, den Schöpfer, zu erkennen. Dann kommen auch wir vielleicht zu einem ähnlich freudigen Ausruf wie der Psalmdichter: "24 HERR, was für Wunder hast du vollbracht! Alles hast du weise geordnet; die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. 25 Da ist das weite, unermessliche Meer, darin wimmelt es von Lebewesen, von großen und kleinen Tieren." So beeindruckt vom Wunder der Schöpfung findet der Psalmdichter nur überschäumende Begriffe wie voll, weit, unermesslich und es wimmelt. Ich finde, diese Verse sprühen geradezu über vor Freude über diese Lebendigkeit, Weite und Vielfältigkeit. Freude darüber, dass Gott seiner Kreativität offensichtlich freien Lauf gelassen hat bei seiner Schöpfung. Dass er so viele ver-

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schiedene Lebewesen geschaffen hat. Keine Spur also von "Geiz" oder einer "möglichst schnell und möglichst billig – Mentalität". Grenzen und Ordnungen Dennoch hat diese Fülle und Vielfalt nichts mit Unordnung und Durcheinander zu tun. Mehrmals werden im Psalm auch Ordnungen und Grenzen angesprochen. So heißt es in den Versen 6-9 "Die Fluten hatten das Land bedeckt, das Wasser stand über den Bergen. 7 Vor deiner Stimme bekam es Angst; es floh vor dem Grollen deines Donners. 8 Von den Bergen floss es ab in die Täler, an den Ort, den du ihm zugewiesen hast. 9 Dann hast du dem Wasser Grenzen gesetzt, nie wieder darf es die Erde überfluten." Hier ist mit dem Wasser die so genannte Urflut ( ‫ ) ְתּ הֹום‬gemeint, die nach der Vorstellung die gesamte Erde bedeckt hat. Dieser Urflut hat Gott Grenzen gesetzt und ihr Orte zugewiesen, also das Chaos gebändigt. Der Psalmdichter preist hier das ordnende, begrenzende Wirken Gottes, der damit Lebensraum schafft. (Weltmeere und Kontinente) Häufig hat der Begriff Grenzen für uns Menschen einen negativen Klang. Grenzen schränken ein oder beschränken uns. Hier im Psalm wird deutlich, wie positiv Gott Grenzen setzt. Nämlich zum Wohl von uns Menschen und den anderen Lebewesen der Erde. Erst durch diese Grenzen entsteht überhaupt Lebensraum für uns. Grenzen einzuhalten und zu achten kann also durchaus lebensförderlich sein. Nach dieser lebensbedrohlichen Seite von Wasser (als Urflut) wird in den darauf folgenden Versen dann die lebensspendende Kraft von Wasser besungen. Es geht um Flüsse und Quellen, die Trinkwasser für die Tiere führen. Und um den Regen, den Gott schickt, damit Pflanzen wachsen können und Mensch und Tier Nahrung haben. Das Thema Wasser nimmt wie wir sehen können viel Raum in diesem Psalm ein. Auch heute wissen wir, dass Wasser für uns sehr große Bedeutung hat. Zum einen sind die Weltmeere entscheidend für das Klima hier auf der Erde. Zum Beispiel transportieren die Meeresströmungen Energiemengen, also Wärme. Ohne den Golfstrom würde in Mitteleuropa arktisches Klima herrschen. 1 Quellwasser und Süßwasser ist als Trinkwasser überlebensnotwendig. Und für eine

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http://de.wikipedia.org/wiki/Bedeutung_des_Wassers

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gute Ernte braucht es nicht nur viel Sonnenschein, sondern es muss auch ausreichend regnen. Gerade dafür danken wir ja heute an Erntedank und das ist auch Inhalt der Verse 13-15: "13 Vom Himmel schickst du den Regen auf die Berge und gibst der Erde reichlich zu trinken. 14 Du lässt das Gras sprießen für das Vieh und lässt die Pflanzen wachsen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt: 15 Der Wein macht ihn froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark." Gott schenkt nicht nur das lebensnotwendige, er schenkt reichlich. Brot dient zur Stärkung. Daneben gibt es auch noch Wein und Öl zur Freude und Schönheit des Menschen. Wir werden also nicht nur ausreichend versorgt und gestärkt, sondern können Gottes Gaben auch genießen und uns daran freuen – ohne schlechtes Gewissen. Der Wechsel von Sonne und Regen ist eine Ordnung, ein Rhythmus, den Gott eingerichtet hat. Ein anderer Rhythmus ist der Wechsel von Tag und Nacht, der in den Versen 19-23 thematisiert wird: "19 Du hast den Mond gemacht, um die Zeit zu teilen; die Sonne weiß, wann sie untergehen muss. 20 Schickst du die Dunkelheit, so wird es Nacht und die Tiere im Dickicht regen sich. 21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute; sie erwarten von dir, Gott, dass du sie satt machst. 22 Geht dann die Sonne auf, so ziehen sie sich zurück und ruhen in ihren Verstecken aus. 23 Nun erwacht der Mensch; er geht an seine Arbeit und müht sich, bis es wieder Abend wird." Auch hier hat Gott Grenzen gesetzt um Lebensräume zu schaffen. Der Mensch ist am Tag wach und so der Sonne, dem Licht ausgesetzt und schläft nachts. Wie wichtig dieser Rhythmus ist, wird in letzter Zeit zunehmen wieder entdeckt. So hat man festgestellt, dass es nicht nur unsere Leistungsfähigkeit beeinträchtig sondern sogar unserem Organismus schaden kann, wenn wir Menschen längerfristig diesen Rhythmus ignorieren. Der Wechsel von Arbeit und Erholung, Aktivität und Passivität ist gesund und natürlich. Dieser Rhythmus gibt unserem Leben eine Balance. Oftmals gerät das Gleichgewicht in unserem Leben allerdings ins wanken. Zum einen dann, wenn der Leistungsdruck und die Forderungen an uns überhand nehmen. Dann wird die Seite der Arbeit, der Aktivität übermäßig belastet. Oder der Verlust der Arbeitsstelle bringt die Balance auf der anderen Seite zu Fall. Plötzlich ist nichts mehr zu tun. Jemand wird zur Passivität gezwungen.

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Solange dieses Ungleichgewicht vorübergehend ist, haben wir Menschen wenige Probleme damit. Dauert es aber über lange Zeit an, hat das Folgen. Daher sollten wir uns – soweit es in unserer Macht steht – darum bemühen in unserem Leben einem gesunden Rhythmus von Arbeit und Erholung nachzugehen. Das ist in der heutigen Zeit nicht einfach. Für jemanden, der im Schichtdienst arbeitet ist schon das Einhalten eines Tag-Nacht-Rhythmus, wie ihn der Psalmdichter beschreibt, kaum möglich. Grenzen zu setzen und Grenzen zu akzeptieren ist in einer Zeit in der lautstark "immer mehr", "immer schneller" oder "immer weiter" gerufen wird, nicht besonders gefragt. Allerdings sehen wir heute auch immer häufiger, welche Folgen ein "grenzenloses" Leben haben kann, z.B. für die Gesundheit. Daher ist eine Rückbesinnung auf die Grenzen und Ordnungen wie sie in unserem Psalm angesprochen werden im Umgang mit uns selber, mit Menschen und mit der Natur sinnvoll. Denn auch durch Grenzen, nicht Grenzenlosigkeit, hat Gott Lebensraum geschaffen. Daher sollten wir Menschen auch die uns zugewiesenen Lebensräume und Lebenszeiten respektieren. Wunderbare Schöpfung aber keine heile Welt Gott hat Lebensraum geschaffen und schafft ihn immer noch. Das Thema Schöpfung ist nicht wegen der derzeitigen Debatte über Kreationismus und Evolution so aktuell, sondern weil Gott immer noch täglich schöpft. Zwar hat er der Urflut ein für alle mal eine Grenze gesetzt damit die Welt nicht im Chaos versinkt. Das heißt aber nicht, dass er sich anschließend zurückgelehnt hat und die Welt sich selber überlässt. Allerdings sind einige Menschen dieser Meinung, weil die Welt keine heile Welt ist. Wir müssen ja nur die Zeitung aufschlagen oder den Fernseher einschalten um schlechte Nachrichten aus dieser unserer Welt zu sehen. Die Welt, wie wir sie erleben, ist alles andere als eine heile Welt. Aber auch die Welt von Psalm 104 ist keine heile Welt. Sie ist eine Welt, die von bunten und gegensätzlichen Lebensbedürfnissen bestimmt wird und keine Welt, die sich unseren Interessen fügt. In dem von Gott geschaffenen Lebensraum wird Leben in Verschiedenheit möglich. Ob Vogel oder Steinbock, Klippdachs oder Löwe oder sogar ein Meeresungeheuer – für sie alle steht Lebensraum zur Verfügung. Gerade das ist ja sogar ein Grund des Schöpferlobes.

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Außerdem spricht Vers 32 auch Erdbeben und Vulkanausbrüche an und nennt Gott als deren Verursacher: "Er sieht die Erde an und sie bebt, er berührt die Berge und sie rauchen." Auch das gehört mit zur Schöpfung. Obwohl einige Tiere und Naturereignisse für den Menschen lebensbedrohlich sind, werden sie in diesem Lobpsalm auch genannt. Das Wohl des Menschen ist nicht Inhalt dieses Psalms. Die Schöpfung muss sich nicht menschlichen Bedürfnissen und Wünschen unterordnen. Die Schöpfung und die Geschöpfe sind abhängig von Gott – im Leben und im Tod. Ganz deutlich kommt das in den Versen 27–30 zum Ausdruck: "27 Alle deine Geschöpfe warten darauf, dass du ihnen Nahrung gibst zur rechten Zeit. 28 Sie nehmen, was du ihnen ausstreust; du öffnest deine Hand und sie alle werden satt. 29 Doch wenn du dich abwendest, sind sie verstört. Wenn du den Lebenshauch zurücknimmst, kommen sie um und werden zu Staub. 30 Schickst du aufs Neue deinen Atem, so entsteht wieder Leben. Du erneuerst das Gesicht der Erde." Im Gegensatz zu Gott sind seine Geschöpfe begrenzt. Auch wir Menschen sind Geschöpfe Gottes. Wir sind in seiner Hand und auf ihn angewiesen. Zum einen, was die Nahrung angeht. Nahrung gibt Gott zur rechten Zeit. Bereits in Vers 14 wurde gesagt "Du lässt das Gras sprießen für das Vieh und lässt die Pflanzen wachsen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt." Der Mensch kann nichts neu schaffen, sondern nur "anbauen". Das Wachstum schenkt allein Gott. Unsere eigenen Möglichkeiten sind begrenzt. Dass heißt nicht, dass wir völlig machtlos sind und gar nichts tun können. Wir sollen uns nicht faul zurücklehnen, sondern unseren Teil beitragen. Aber bei allem, was wir tun, kommt es für das Entscheidende, das Wachstum, auf Gott an, der gibt oder nimmt. Denn Gott kann sich auch abwenden. Dann sind wir verstört. Ich denke das Gefühl kennen wir auch, vielleicht durch persönliches Leid oder dem Leid anderer Menschen. Die Frage nach dem Warum können wir oft nicht beantworten. Darauf gibt auch der Psalm keine Antwort. Gott gibt Leben und nimmt es auch wieder. Über Leben oder Tod entscheidet er, beides kommt aus seiner Hand. Und wenn er aufs Neue seinen Atem schickt, entsteht auch neues Leben. Die Schöpfung ist voller Gegensätze. Gerade wenn es um Leben und Tod geht, ist dies nicht einfach auszuhalten. Gleichzeitig wird gerade darin das schöpferische Handeln Gottes in der

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Gegenwart deutlich, denn so heißt es in Vers 30 "Schickst du aufs Neue deinen Atem, so entsteht wieder Leben. Du erneuerst das Gesicht der Erde." Trotz der Vergänglichkeit seiner Geschöpfe bleibt Gott der Schöpfer und erneuert seine Schöpfung fortdauernd. Wir sind darauf angewiesen jeden Tag neu das Leben aus Gottes Hand anzunehmen, weil wir – wie auch alle anderen Lebewesen – unser Leben nicht selbst schaffen können. Dass Gott der Schöpfer ist, bedeutet also nicht nur, dass er irgendwann einmal die Erde geschaffen hat. Es bedeutet gleichzeitig auch, dass er heute im Rhythmus alles Lebendigen die Erde erneuert. Gott ist am Werk im Werden, Vergehen und Neu-Werden des Lebens. Das führt den Psalmdichter zu dem Wunsch "31 Die Herrlichkeit des HERRN bleibe für immer bestehen; der HERR freue sich an allem, was er geschaffen hat!" – und zwar trotz Katastrophen, die er in Vers 32 mit Erdbeben und Vulkanausbrüchen andeutet. Aber auch trotz der "Unheilstifter" in den Reihen der Menschen. Menschen also, die sich gegen Gott stellen oder ihn leugnen, und Menschen, die den Frieden stören. Obwohl die Schöpfung keine heile Welt ist und auch die Geschöpfe nicht immer friedlich sind, überwiegt in diesem Psalm dennoch bei Weitem das Lob des Schöpfers und der Schöpfung. Wir Menschen haben die Welt nicht in der Hand, sondern wir sind in Gottes Hand – gemeinsam mit der ganzen Schöpfung. Schluss Wir feiern heute Erntedank, weil wir uns in Gottes Hand wissen. Lassen wir uns/lassen Sie sich von Psalm 104 dazu anleiten in der Schöpfung Gottes Wirken wahrzunehmen. Gleichzeitig lässt uns Menschensein in der Beziehung zur Schöpfung auch unsere Grenze erkennen. Nämlich dass wir Geschöpf sind und ein anderer Schöpfer, und das ist Gott. Darum, mit den Worten von Vers 35: "Auf, mein Herz, preise den HERRN! Preist alle den HERRN – Halleluja!" Amen.

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