märkte - Points de Vue | International Review of Ophthalmic Optics

Vorsorgemaßnahme ist die Konsul- tation eines Sehspezialisten. Von diesem Standpunkt betrachtet ist laut. 30 % der Befragten nichts besser als regelmäßige Augenuntersuchungen. Dabei ist zu beachten, dass die. Tendenz, regelmäßig einen. Spezialisten aufzusuchen, in den westlichen Ländern stärker ausge- prägt ist: ...
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AUGEN-VORSORGE : VORSORGEPRAKTIKEN W E LT W E I T U N D Ö R T L I C H E BESONDERHEITEN Im Jahr 2014 ist weltweite Augen-Vorsorge eine gängige Praxis. Es bestehen jedoch unterschiedliche länderspezifische Verhaltensweisen. Eine großangelegte internationale Studie, durchgeführt mit 7.000 Personen auf vier Kontinenten – Europa (Frankreich, Deutschland), Nordamerika (USA), Südamerika (Brasilien) und Asien (China, Japan, Indien) – zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Vorsorgepraktiken auf.

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Rémy Oudghiri, Leiter der Abteilung Trends und Prognosen, IPSOS (Internationales Markforschungsinstitut), Paris, Frankreich Remy Oudghiri ist Leiter der Abteilung Trends und Prognosen bei Ipsos (Paris). Er sammelte Erfahrungen in den Bereichen Soziologie und Marketing (HEC, Politische Wissenschaften) und ist Experte für die Beobachtung von Verbrauchertrends und -werten auf lokaler wie globaler Ebene. Besondere Erfahrungen erwarb er in den Bereichen Planung und Auswertung großer internationaler Studien, vor allem in Bezug auf Verbraucherlebensstile und Werte. Er ist Autor eines Buches über die Entschleunigungsbewegung (Déconnectezvous, 2013). SCHLÜSSELWÖRTER Vorsorge, Augengesundheit, Sonnenschutz, Senioren, Frauen, Trends

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ie Augen waren schon immer ein kostbares Gut, das es galt, sein ganzes Leben lang zu schützen. Dank spektakulärer Fortschritte in der Augenheilkunde in den letzten Jahrzehnten ist es heute einfacher, die Sehleistung zu verbessern und zu erhalten. Nie zuvor standen uns so viele leicht zugängliche Vorsorge-Informationen zur Verfügung wie heute. Und in vielen Ländern ist der Zugang zu Augenspezialisten einfacher geworden. Dennoch gibt es überall Raum für Verbesserungen. Denn die Frage bleibt: Ist im Zeitalter der Informationsflut die Augen-Vorsorge zu einem Reflex für alle geworden? Welche Praktiken sind aktuell am weitesten verbreitet? Und sind diese in allen Teilen der Bevölkerung gleich? Um diese Fragen zu beantworten, hat Ipsos 2014 eine große internationale Umfrage auf vier Kontinenten1 durchgeführt: Europa (Frankreich, Deutschland), Nordamerika (USA), Südamerika (Brasilien) und Asien (China, Japan, Indien). In jedem

Land wurde stellvertretend für die Landesbevölkerung (städtische Bevölkerung in China, Indien und Brasilien) 1 000 Personen im Stichprobenverfahren befragt. Insgesamt wurden 7 000 Interviews durchgeführt. Dabei wurden in jedem Land die gleichen Indikatoren gemessen, um die vorsorge-spezifischen Wahrnehmungen und Praktiken zwischen den einzelnen Ländern vergleichen zu können. Schlussendlich zeigt sich, dass Augen-Vorsorge zwar weltweit verbreitet ist, aber länderübergreifende Unterschiede in Bezug auf öffentliche Aufklärung bestehen. Differenzierte Kommunikations- und Zielgruppen strategien sind daher voll und ganz gerechtfertigt, um auch in der Zukunft das Wohlbefinden und die Augengesundheit der Menschen verbessern zu können. Weltweit ergreifen zwei Drittel der Menschen präventive Maßnahmen zum Schutz ihrer Augen. Auf die Frage, was sie zur Gesunderhaltung ihrer Augen tun, geben 68 % der Befragten an, dass

MÄRKTE sie mindestens eine Vorsorge maßnahme ergreifen. Abb. 1 Bemerkenswerterweise ist diese Zahl länderübergreifend vergleichbar. In der Tat gleicht sich die städtische Mittelschicht in Ländern wie China und Brasilien in ihrem Gesundheitsverhalten den Menschen in den entwickelten Ländern zunehmend an. Eine Ausnahme gilt es allerdings zu betonen: In Japan geben nur 36 % der Befragten an, dass sie eine Vorsorgemaßnahme ergreifen. Die zwei Säulen der Vorsorge: Sonnenschutz und Konsultation von Sehspezialisten  Was wird für die Augengesundheit getan? Zwei Vorsorgemaßnahmen stechen aktuell weltweit hervor. Die erste ist das Tragen von Sonnenbrillen. Für 32 % der Befragten ist dies inzwischen ein fest verankerter Reflex. Der Schutz der Augen vor Sonneneinstrahlung wird als echte Gesundheitsmaßnahme wahrgenommen. Am stärksten sensibilisiert ist die Bevölkerung in den USA und Frankreich. In diesen beiden Ländern gibt jeder zweite Befragte an, eine Sonnenbrille zu tragen, um die Augen zu schützen: 45 % in Frankreich bzw. 47 % in den USA. Die zweite am weitesten verbreitete Vorsorgemaßnahme ist die Konsultation eines Sehspezialisten. Von

ABB. 1 Konkrete Dinge, die sie für ihre Augen tun (in %)

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Sie essen regelmäßig bestimmte Nahrungsmittel, da Sie wissen, dass sie gut für Ihre Augen sind (bestimmtes Obst und Gemüse oder Fisch)

24 19

Sie tragen eine speziell für Bildschirmarbeit empfohlene Brille Sie befeuchten regelmäßig Ihre Augen (mit künstlicher Tränenflüssigkeit, physiologischer Kochsalzlösung oder Schmierfett)

15

Sie tragen eine Brille zum Schutz Ihrer Augen bei bestimmten Tätigkeiten (Heimwerken, Schweißen, Sport, Laborarbeit)

12

Sie nehmen Nahrungsergänzungsmittel speziell für Ihre Augen zu sich Sie lassen sich wegen einer diagnostizierten Augenerkrankung (Glaukom, sonstige) behandeln

der Amerikaner und 31  % der Deutschen. In Asien sind regelmäßige Kontrollen weit weniger verbreitet (11 % in China und 7 % in Japan). Einige Befragte nannten auch andere Vorsorge-Maßnahmen, diese sind aber weniger weit verbreitet und ihre Häufigkeit variiert von Land zu Land stark. Zu beachten ist jedoch, dass die Allgegenwart von Bildschirmen stark exponierte Personen dazu ver„ Di e A l l ge genwart von Bildschirmen anlasst, ihre Augen zu schützen. Daran fü hr t dazu , dass st ark exponiert e wird deutlich, dass P e rs on en i h r e Augen schüt zen.“ Computer und Tablets heute für diesem Standpunkt betrachtet ist laut einen Großteil der Menschen integra30 % der Befragten nichts besser als ler Bestandteil des Arbeitsplatzes regelmäßige Augenuntersuchungen. sind, wobei durchschnittlich jeder Dabei ist zu beachten, dass die zehnte Befragte eine Bildschirmbrille Tendenz, regelmäßig einen benutzt. Spezialisten aufzusuchen, in den Nicht zuletzt sind bestimmte westlichen Ländern stärker ausgeVorsorge-Maßnahmen für bestimmte prägt ist: 48 % der Franzosen, 41 % Kulturkreise typisch. So gibt ein

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Sie tragen im Freien regelmäßig eine Sonnenbrille Sie lassen Ihre Augen und Sehleistung regelmäßig von einem Spezialisten überprüfen

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bedeutender Teil der Bevölkerung in Asien (insbesondere Indien und China) an, regelmäßig Lebensmittel zu sich zu nehmen, die eine positive Wirkung auf die Sehleistung haben (47 % in Indien und 41 % in China). Diese Art der Augen-Vorsorge ist in den westlichen Ländern weitaus seltener. Hier wird Ernährung mit anderen Gesundheitsaspekten, weniger mit der Augengesundheit in Verbindung gebracht. Augen-Vorsorge liegt Senioren und Frauen am meisten am Herzen Die Umfrage bestätigt, dass bestimmte Teile der Bevölkerung sich mehr Gedanken um den Schutz ihrer Augen machen als andere. Es überrascht nicht, dass man mit zunehmendem Alter mindestens eine Maßnahme zum Schutz der Augengesundheit ergreift. Abb. 2 So ergreifen 73 % der Personen über 50 Jahren eine Vorsorge-Maßnahme, aber nur 66 % der Personen unter 35

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„ Senio r en und Fr auen lieg t Aug enVorsor g e am meis ten am Her z en“

Jahren. Typisch für die ältere Bevölkerung sind Besuche bei einem Augenarzt. Während das Tragen von Sonnenbrillen von allen Generationen angenommen wurde, nimmt die Zahl der regelmäßigen Besuche bei einem Spezialisten mit dem Alter deutlich zu. 41 % der über 50-Jährigen geben an, einen Spezialisten zu konsultieren, bei den unter 35-Jährigen sind es hingegen nur 25 %. Eine weitere Bevölkerungsgruppe, die aktiv Augen-Vorsorge betreibt bilden Frauen. Zum einen ist die Anzahl derer, die etwas für ihre Augen tun, bei den Frauen größer (70  % im Vergleich zu 65 % bei den Männern). Abb. 3 Zudem liegen sie bei den meisten Vorsorge-Maßnahmen deutlich vor den Männern. So geben sie nicht nur weit häufiger als Männer an, im Freien eine Sonnenbrille zu tragen (37 % vs. 28 %). Sie gehen auch regelmäßiger zu einem Spezialisten (33 % vs. 27 %). Ebenso führen sie häufiger als Männer die positiven Eigenschaften bestimmter Lebensmittel für die Gesundheit ihrer Augen an (26 % vs. 22 %). Und last but not least ist das Feuchthalten der Augen unter Frauen eine gängigere Praxis (17 % vs. 12 %). Kurz gesagt, Frauen sind heute vorsorgefreudiger als Männer und handeln entsprechend. Sie sind auf Vorsorge eingestimmt, was bedeutet, dass Frauen sich über langfristige Vorsorge informieren möchten. Sehspezialisten: Intermediäre Funktion unter den Gesundheitsdienstleistern A Bei näherer Betrachtung der Zahlen zum Besuch von Sehspezialisten zeigt sich, dass 37 % der Befragten angeben, mindestens einmal pro Jahr

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einen Optometristen aufzusuchen, 29 % gehen zu einem Optiker. Diese Zahlen sind signifikant: Durch schnittlich ein Drittel der Bevölkerung hat mindestens einmal im Jahr Kontakt mit einem Augenspezialisten. Vergleicht man diese Zahlen mit denen für andere Spezialisten, wird deutlich, dass bei diesen die Zahl der Praxisbesuche weitaus höher ist. Abb. 4 Dies gilt insbesondere für Allgemeinmediziner, die 63  % der Befragten mindestens einmal pro Jahr aufsuchen. Außerdem gilt dies für Zahnärzte, die ebenfalls häufiger konsultiert werden als Augenärzte.

59 % der Befragten besuchen diese mindestens einmal pro Jahr. Insgesamt steht der Besuch beim Augenspezialisten hinter dem beim Zahnarzt und bei Frauen hinter dem beim Gynäkologen. Dagegen ist der Besuch beim Augenspezialisten häufiger als der beim Dermatologen, Osteopathen, Ernährungsberater oder Kardiologen. Der Augenspezialist übt somit eine wichtige, aber intermediäre Funktion aus. In allen Ländern der Umfrage gehen Patienten viel weniger zum Augenspezialisten als zum Allgemeinmediziner, was natürlich ist. Aber sie gehen auch viel seltener zum Augenspezialisten als

ABB. 2 Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen. GESAMT

16-34 Jahre

68

66

% PROZENTSATZ DER MENSCHEN VON MINDESTENS EINER AKTION FÜR DIE AUGEN

35-49 Jahre

50-64 Jahre

65

73

ABB. 3 Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. GESAMT

Männer

Frauen

AT LEAST ONCE

68

65

70

You regulary wear sunglasses when you are outside

32

28

37

You have your eyes and vision checked regulary by a specialist

30

27

33

You regulary eat certain foods because you know they are good for your eyes (specific fruits and vegetables, fish)

24

22

26

You wear glasses that are specifically recommended for watching or working with display screens

19

19

19

You regulary moisten your eyes (with artificial tears, physiological saline solution, a lubricant)

15

12

17

Your wear glasses that enable you to protect your eyes for specific activities (DIY, welding, sports, laboratory work)

12

16

8

You take dietary supplements specifically for your eyes

7

6

7

You take specific treatments for a diagnosed eye disease (glaucoma, others)

3

4

3

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ABB. 4 Medizinisches Fachpersonal sie besucht.

63

Praktischer

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Zahnarzt Apotheker

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Frauenarzt

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Augenarzt

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Optiker

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Dermatologe

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Physiotherapeut / Osteopath Kardiologe Ernährungsberater / Ernährungsberaterin

zum Zahnarzt, und dass, obwohl das Augenlicht, wie zahlreiche Studien belegen, als kostbares Gut betrachtet wird. So zeigte eine Studie von Ipsos im Jahr 2013 2 unter jungen Menschen im Alter von 15 bis 30 Jahren, dass die Augen nach den Zähnen als ein Teil des Körpers wahrgenommen werden, den man möglichst früh im Leben größtmögliche Vorsorge angedeihen lassen sollte. Diese Wahrnehmung war in Europa, den USA und China durchweg identisch. Während Europa bei der Konsultation von Allgemeinmedizinern dominiert, sind die Zahlen zum Besuch bei Augenspezialisten in den anderen Regionen der Umfrage relativ einheitlich. Die Amerikaner gehen regelmäßiger und häufiger zum Augenarzt als alle anderen. In den Schwellenländern hat die städtische Bevölkerung häufiger Zugang zu medizinischer Beratung. Und schließlich gehen Senioren zwar häufiger als jüngere Menschen, aber auch ein erheblicher Teil der Jüngeren geht regelmäßig. Die Eltern und die schulische Bildung spielen dabei ohne Zweifel eine Rolle. Frauen und Senioren: Stärker auf Augen-Vorsorge bedacht Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die Menschen in den meisten untersuchten Ländern zwar für die Augen-Vorsorge sensibilisiert sind, in bestimmten Bevölkerungsgruppen

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jedoch ein stärkeres Vorsorgeengagement besteht. Insbesondere Frauen und Senioren konsultieren aktiver und regelmäßiger einen Sehspezialisten. Damit sind sie die bevorzugten Zielgruppen für Präventionskampagnen. Diese Erkenntnisse sollten auch Augenoptiker dazu bewegen, weniger vorsorgefreudige Bevölkerung sgruppen ins Visier zu nehmen, namentlich jüngere Menschen und Männer. Dies stellt ein gesundheitspolitisches Thema dar, das eine gezieltere Aufklärung erfordert •

„ Auge n- Vo r s o r g e is t eine welt weit ver b r eitete P raxis . “

DIE KERNPUNKTE

Zwei Vorsorge-Säulen weltweit: Sonnenschutz und Konsultation von Sehspezialisten • 32 % der Menschen weltweit tragen Sonnenbrillen (45 % in Frankreich, 47 % in den USA). • 30 % konsultieren einen Spezialisten (48 % der Franzosen, 41 % der Amerikaner, 31 % der Deutschen, 11 % der Chinesen, 7 % der Japaner). Durchschnittlich ein Drittel der Bevölkerung hat mindestens einmal pro Jahr Kontakt mit einem Augenspezialisten. • 37 % besuchen mindestens einmal im Jahr einen Arzt, 29 % einen Optiker. Senioren und Frauen liegt Augen-Vorsorge am meisten am Herzen.

LITERATURHINWEISE 1. Ipsos, Understanding health positioning across cultures, March 2014. Survey conducted in France, Germany, United States, Brazil, China, Japan and India 2. Ipsos, Jeunes Attitudes 2013, November 2013. Survey conducted in France, Germany, United States and China.

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